Seminar: Deutsche Teilung und Wiedervereinigung im Film • • • • САНКТ-ПЕТЕРБУРГСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ УНИВЕРСИТЕТ ФАКУЛЬТЕТ СОЦИОЛОГИИ Dozent: Dr. Denis Gruber In diesem Seminar werden folgende Filme und Zeitepochen analysiert: Die 1940er Jahre: "Karbid und Sauerampfer“ „Luftbrücke–Nur der Himmel war frei“ Die 1950er Jahre: „Zwei Tage Hoffnung – Der Aufstand vom 17. Juni 1953“, "Berlin-Ecke Schoenhauser" Die 1960er Jahre I: „Der geteilte Himmel“, „Spur der Steine“, "Der rote Kakadu Die 1960er Jahre II: „Berlin um die Ecke“, „Die Mauer – Berlin `61“, „Der Tunnel“ „For Eyes Only“ Die 1970er Jahre I: „Sonnenallee“, „Die Legende von Paul und Paula“, Die 1970er Jahre II: „An die Grenze“, „Mit dem Wind nach Westen“ Die 1980er Jahre I: „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, „Das Leben der Anderen“, „NVA" Die 1980er Jahre II: Das Wunder von Berlin“, „12 heißt ich liebe dich“, „Goodbye Lenin“ Die 1980er Jahre III: „Liebe kennt keine Grenzen“, „Schulz&Schulz“, „Deutschlandspiel“ Seminar: Deutsche Teilung und Wiedervereinigung im Film - 1933 endete die Weimarer Republik und damit der erste Anlauf zu einer demokratischen Regierungsform in Deutschland - 12 Jahre menschenunwürdige NS-Diktatur waren die Folge - 1945 versank das "Tausendjährige Reich" in Schutz und Asche - Die Verbrechen der NS-Zeit hatten ein beispielloses Ausmaß - Deutschland als Staat war zerstört - Hier beginnt unser Einstieg in die deutsche Geschichte • Deutschland nach 1945: Besatzung, Teilung, Gründung der Bundesrepublik und der DDR Filmanalyse • Dimensionen der Analyse nach Korte (1999) Filmrealität Bedingungsrealität Inhalt, Form, Handlung Warum wird dieser Inhalt, in dieser historischen Situation, in dieser Form filmisch aktualisiert? Film Bezugsrealität In welchem Verhältnis steht die filmische Darstellung zur realen Bedeutung des Problems? Wirkungsrealität dominante zeitgenössische Rezeption; heutige Rezeption Filmrealität • Ermittlung aller am Film selbst feststellbarer Daten, Informationen, Aussagen • also Inhalt, formale und technische Daten, Einsatz filmischer Mittel, inhaltlicher und formaler Aufbau des Films • handelnde Personen, Handlungsorte, Handlungshöhepunkte • Informationslenkung und Spannungsdramaturgie Bedingungsrealität • Ermittlung der Kontextfaktoren, die die Produktion, die inhaltliche und formale Gestaltung des Films beeinflusst haben • Aufarbeitung der historisch-gesellschaftlichen Situation zur Entstehungszeit des Films • Stand der Filmtechnik • Bezug zu anderen inhaltlich oder intentional ähnlichen Filmen • Weitere Filme des Regisseurs • Bezug zur literarischen Vorlage Bezugsrealität • Erarbeitung der inhaltlichen, historischen Problematik, die im Film thematisiert wird • Verhältnis der filmischen Darstellung zur realen Bedeutung der historischen Ereignisse Wirkungsrealität • • • • Laufzeiten des Films Intentionen der Hersteller Zeitgenössische Rezeption Heutige Rezeption Deutschland in den 1940er Jahren Bedingungsrealität • Deutschland nach dem Kriegsende 1945 • Durch die bedingungslose Kapitulation am 7. und 8. Mai 1945 verlor das Deutsche Reich seine Staatlichkeit • In der „Berliner Deklaration“ vom 5.6.1945 wurde die Regierungsgewalt durch die USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich übernommen • Im „Potsdamer Abkommen“ vom 2.8. 1945 wurde die Teilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen und vier Berliner Sektoren festgelegt Potsdamer Abkommen • Potsdamer Abkommen = Bezeichnung für das offizielle Schlussprotokoll der Potsdamer Konferenz vom 2. August 1945 über Deutschland und seine Stellung in Europa nach dem 2. Weltkrieg. • Als Vertreter der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und der UdSSR bemühten sich Harry Truman, Sir Winston Churchill (ab 28. Juli 1945 dessen Nachfolger Clement Attlee) und Jossif W. Stalin, Deutschlands Position im Europa der Nachkriegszeit festzuschreiben • Entnazifizierung, Verhaftung der führenden NSDAPMitglieder sowie die Entlassung von NSDAP-Mitgliedern aus öffentlichen Ämtern, Gewährung von Meinungs- und Pressefreiheit, Bildung von der Demokratie verpflichteten Parteien und Gewerkschaften • Deutschland sollte entmilitarisiert und von den Alliierten militärisch besetzt werden • tatsächliche politische Macht in den einzelnen Besatzungszonen sollte den Militärgouverneuren zukommen WIEDERERWACHEN DES POLITISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND • Nachkriegszeit in Deutschland war gekennzeichnet durch eine katastrophale Ernährungslage, durch die Zerstörung der Großstädte, Wohnraummangel und umfangreiche Demontagen seitens der Besatzungsmächte • Gleichzeitig strömten Massen von Flüchtlingen nach Deutschland, die ernährt, untergebracht und möglichst in die Gesellschaft integriert werden mussten • Ungeachtet dieser Umstände begann sich schon relativ früh das politische Leben in den Besatzungszonen zu entwickeln Gründung politischer Parteien Besatzungszeit in Deutschland 19451949 • Besatzungszeit in Deutschland 19451949, Zeit zwischen dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 und der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik 1949 • Von 1945-1949 bestimmten die vier alliierten Besatzungsmächte das politische Leben in Deutschland WIEDERERWACHEN DES POLITISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND • In den Westzonen knüpften die Alliierten, wenn auch in unterschiedlicher Weise an bestehende deutsche Traditionen an, in der sowjetischen Zone suchte man eher den Bruch mit ihnen: • Amerikaner übernahmen die deutsche föderalstaatliche Tradition, die auch ihrem eigenen Verfassungsverständnis entsprach • Amerikaner förderten den wirtschaftlichen Wiederaufstieg ihrer Zone, dann der anderen Westzonen WIEDERERWACHEN DES POLITISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND • Großbritannien setzte weniger auf die föderalen Staatstraditionen, sondern orientierten sich vornehmlich auf eine Kommunalverwaltung • Doppelspitze aus Verwaltungschef und dem gewählten Bürgermeister • Wirtschaftspolitisch folgten die Briten sehr stark der amerikanischen Politik • Ursachen: auch Briten waren nach Kriegsende in ökonomischer Abhängigkeit von den USA • Folge: schon 1946 wurden die amerikanische und britische Besatzungszone in Westdeutschland zur Bizone zusammengelegt und einheitlich verwaltet WIEDERERWACHEN DES POLITISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND • Frankreichs Besatzungspolitik folgte in erster Linie sicherheitspolitischen Prämissen • Ursachen: Kriege von 1870/71, 1914/18 und 1939/45, in denen die Kriegshandlungen zwischen Deutschland und Frankreich auf franz. Territorium stattfanden • Aus Sicht Frankreichs durfte sich keine Konstellation wiederholen, aus der heraus ein deutscher Staat Frankreich angreifen konnte • Frankreich wollte Auflösung des Dt. Reiches in viele Einzelstaaten, strebte einen „deutschen“ Zustand wie vor 1871 an • Frankreich versuchte seine Besatzungszone, insbesondere das Saarland, wirtschaftspolitisch für sich nutzbar zu machen WIEDERERWACHEN DES POLITISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND • Sowjetunion verfolgte das Ziel der Schaffung eines zentralisierten Einheitsstaates, wie er später mit der DDR errichtet wurde • Übertragung des sowjetischen Staatsmodells auf ihre Besatzungszone • Wirtschaftlich war die sowjet. Besatzungszone erheblich schlechter gestellt als die anderen • Sowjetische Wirtschaftskraft war traditionell schwächer und kein anderes Land hatte neben Deutschland unter dem 2. Weltkrieg gelitten • Kein anderes Land hat dieselben Opfer an Menschen • SU war deshalb gar nicht zu einer wirtschaftspolitisch relativ großzügigen Politik in der Lage • Eisenbahnschienen beispielsweise, die in der SBZ demontiert wurden, brauchte man in der SU, genauso wie wichtige Bodenschätze und Produktionsanlagen Karbid und Sauerampfer Karbid und Sauerampfer Karbid und Sauerampfer • Nach dem Ende des 2. Weltkrieges liegt Dresden in Schutt und Asche. Darunter auch die Zigarettenfabrik. Für den Wiederaufbau benötigt man Karbid zum Schweißen. Kalle, der früher hier gearbeitet hat, möchte, dass sein alter Arbeitsplatz wieder aufgebaut wird. Deshalb macht sich der Nichtraucher Kalle auf, um Karbid zu beschaffen. Von seinen Arbeitskollegen erfährt er von Karbidfässern in Wittenberge. Dort bekommt er sieben Fässer Karbid und muss diese nun ohne eigenes Transportmittel nach Dresden schaffen. Häufig reist er per Anhalter nach Dresden zurück. Sein Zahlungsmittel sind Zigaretten, seine Wegzehrung Sauerampfer. Als erstes nimmt ihn die sympathische Karla auf ihrem Fuhrwerk mit. Am liebsten würde er länger bei ihr bleiben, doch die Pflicht treibt ihn weiter. Er verspricht, wiederzukehren. • Er wird er von einem LKW-Fahrer mitgenommen. Letztlich wird die Rückfahrt deutlich schwerer als gedacht. Kalle wird verdächtigt, ein Plünderer zu sein, muss sich mit einem geschäftstüchtigen amerikanischen Soldaten auseinandersetzen, ebenso wie mit Rotarmisten, die ihm mehrere seiner Fässer abnehmen. Er erleidet Schiffbruch und muss sich einer mannstollen Witwe erwehren. Trotz aller Widrigkeiten bringt er zwei Fässer bis nach Dresden. Nun kann ein Neuanfang beginnen. Nicht zuletzt, weil es für den Hallodri Kalle nötig ist, eine gute Grundlage zu schaffen; immerhin werden er und Karla Eltern. Karbid und Sauerampfer • Die Geschichte des Films basiert auf wahren Ereignissen. Autor Hans OlivaHagen schrieb an dem Stoff schon, während „Gewissen in Aufruhr“ ebenfalls mit Erwin Geschonneck in der Hauptrolle - gedreht wurde. Ursprünglich sollte ebenfalls Günter Reisch Regie führen; da dieser jedoch nicht verfügbar war, wurde Frank Beyer Regisseur des Films. Zunächst hatte er Probleme, Geschonneck als Hauptdarsteller durchzusetzen, da man bei der DEFA einen jüngeren Hauptdarsteller wollte. • • Der echte Karbid-Kalle - Richard Hartmann - hatte mehr Erfolg als KarbidKalle im Film. Mit einem Kollegen brachte er alle seine neun Fässer ins Werk. Allerdings erlebte er nicht ganz so aufregende Abenteuer und zeugte unterwegs auch kein Kind. Hartmann und Geschonneck lernten sich erst nach den Dreharbeiten kennen. Alternativ war als Titel auch Karbid-Kalle in der Überlegung. Die Episode, in der Pilze in einem Minenfeld gesammelt werden, geht auf ein wahres Erlebnis von DEFA-Regisseur Kurt Maetzig zurück. Für Erwin Geschonneck war der Film der endgültige, wenn auch späte, Durchbruch zum großen DEFA-Star und Charakterkomiker. Der Schwarzweißfilm der DEFA-Gruppe KAG „Roter Kreis“ hatte am 27. Dezember 1963 im Berliner Kino Kosmos Premiere. • Die 1950er Jahre im geteilten Deutschland Berlin – Ecke Schönhauser Filmrealität • alle am Film selbst feststellbaren Daten • männliche Hauptfiguren Dieter, Karl – Heinz und der namenlose Kommissar der Volkspolizei im Mittelpunkt • Auf Ihre Einstellungen und Motivationen bezüglich der beiden Systeme der gespaltenen Stadt soll näher eingegangen werden • Vopo – Kommissar genießt einen besonderen Status im Film, er soll den von Klein und Kohlhaase gedachten, idealen Staat, verkörpern. Berlin – Ecke Schönhauser • Welche Einstellung hat Dieter zum politischen System der DDR ? • Am Tage arbeitet er fleißig im Betrieb, wo er ein vorbildlicher Arbeiter ist. • Seine Freizeit verlebt Dieter am liebsten auf der Straße, wo er Abwechslung und Freiheit findet. Dieter kann die pädagogischen Auslassungen seines volljährigen Bruders nicht mehr hören (Schenk 1994, 127). Er lässt sich ungern bevormunden und will seine eigenen Wege gehen. • Seine Freundin Angela, sein Bruder (trotz diverser Meinungsverschiedenheiten wichtige Identifikationsfigur) und das Heimatgefühl, des Berlins der Schönhauser Allee, sind die Werte, die er schätzt und verteidigt. • Zum System der Deutschen Demokratischen Republik fehlt ihm die Meinung, er gibt sich als politisch uninteressiert und verkörpert die Person eines typischen Einzelgängers. Er betont, dass er seine Arbeit hat und sich selbst versorgen kann. Berlin – Ecke Schönhauser • Bei einem Verhör im Westberliner Büro kann er keine negativen Eindrücke über das kommunistischen System liefern. Im Zwiegespräch mit dem Kommissar der Volkspolizei äußert er, dass sie ihn alle in Ruhe lassen können, Vorschriften des Staates lässt er sich nicht aufdiktieren. • Sein Interesse am politischen Leben ist gering, sein Bruder erzählt ihm schon genug von Sachen, die ihn nicht interessieren. • Er wehrt sich gegen einen Eintritt in die FDJ, welch große Mühe sich auch die Funktionäre geben. Dieter braucht keine Organisation nach der Arbeit, das Leben auf der Straße kann man ihm nicht ersetzen. • Das Misstrauen an den politischen Institutionen wächst, als Dieter erfährt, dass der Vopo – Kommissar den FDJ –Funktionären von seiner Anwesenheit am Ort des Ausweisdiebstahl berichtet. Er erkennt nicht, dass ihn der Kommissar helfen wollte, um nicht auf die illegale Bahn zu gelangen und seine Freizeit fernab negativer Einflüsse in der FDJ zu verleben. Berlin – Ecke Schönhauser - Motivationen von Karl – Heinz • Am charakteristischsten für die Lage des geteilten Berlins ist sicherlich die Figur des Karl – Heinz (Joho 1957). • Vor den anderen Jugendlichen markiert er oft den reichen Mann, ihm ist es wichtig seinen Freunden seine neue Jacke aus dem Westen zu präsentieren. • „Kohle“ fordert er auf, eine Straßenlaterne zu zertrümmern, kann ihm jedoch die versprochene Mark gar nicht zahlen • Vor acht Monaten ging er vom Gymnasium, weil es ihm zu langweilig war, seither ist er ohne feste Arbeit, nach Ansicht des Vopo – Kommissars liegt er seinen Eltern auf der Tasche • hat den widerlichen Ost – West – Opportunismus seines Elternhauses satt. Er fordert seine Eltern auf, endlich in den Westen abzuhauen • Sein Vater entgegnet ihm, dass sich der Westen im psychologischen Vorteil befindet und das ganze System zusammenbrechen wird, er möchte Geld und Haus nicht aufgeben Berlin – Ecke Schönhauser • Motivationen von Karl – Heinz • Karl – Heinz zeigt sich vom Westen vorschnell beeindruckt, er sieht nur die Verlockungen des Westens und das schnelle Geld, welches sich verdienen lässt • Durch seine Kontakte zu Westberlinern gerät er in Kriminellenkreise, hierbei versucht er durch Diebstahl von Personalausweisen Westgeld zu verdienen • Ihm fehlt die Kenntnis, in welche Geschäfte er verwickelt ist und welche Gefahren der Westen mit sich bringt und gerade deshalb verhängnisvoll scheitert • er muss erkennen, dass er im Westen nicht glücklich wird und flieht nach dem Totschlag an einen, in illegalen Geldgeschäften verwickelten, Mann zurück in den Osten. Berlin – Ecke Schönhauser • Welche Person soll der Vopo – Kommissar in dem Spielfilm verkörpern ? • Kommissar nimmt eine ganz wichtige Rolle im Film ein • verkörpert die humane und erziehende Rolle • durch Hilfsbereitschaft und Diskussion sowie väterliches Geleit sollen die Menschen für die noch junge Republik gewonnen werden • überlegtes Auftreten und Ermahnungen die von Herzen kommen zeichnen den Kommissar aus • verurteilt die Jugendlichen nicht vorschnell, sondern kümmert sich verständnisvoll um sie und versucht sie wieder auf die richtige Bahn zu lenken Bedinungsrealität • Kontextfaktoren ermitteln, welche die inhaltliche und formale Gestaltung des Films beeinflusst haben • politische Intentionen des Regisseurs • in wieweit hat die staatliche Politik die Dreharbeiten beeinflusst Berlin – Ecke Schönhauser Bezugsrealität • inhaltliche und historische Problematik, die im Film thematisiert • Hauptaugenmerk hat die besondere Situation der geteilten Stadt Berlin und die damalig aktuelle Frage „Fliehen oder Bleiben“ • Zudem wird auf die sozialen Probleme der Berliner Jugend Mitte der 50er Jahre eingegangen Berlin – Ecke Schönhauser Wirkungsrealität • öffentliche Reaktion auf den Film in beiden Seiten Deutschlands dargestellt • Beurteilung des Spielfilms durch die politische Führung des Landes Die 1960er Jahre im geteilten Deutschland Das geteilte Himmel. Der geteilte Himmel“ ist eine getreue Verfilmung von Christa Wolfs gleichnamigem Roman, eine ruhig erzählte, tragische Liebesgeschichte, die sich unter dem Vorzeichen der deutschdeutschen Teilung ereignet. Die ganze Erzählung findet auf zwei Ebenen statt. Die erste Ebene spielt im Krankenhaus (nach ihrem Unfall) und wird von Rita in der allwissenden Erzählerrede erzählt. Dort wird im Präsens beschrieben, wie ihr Leben im Krankenhaus abläuft (Gespräche mit Besuchern etc.). Diese Ebene ist folglich das Jetzt. In der zweiten Ebene wird die ganze Handlung beschrieben, alles das, was in der Inhaltszusammenfassung steht. Die Hauptfiguren: Rita- arbeitet als Teil ihrer Ausbildung in einer Brigade des Waggonbauwerks Ammendorf. Anfänglich ist Rita ein junges, unerfahrenes Mädchen in einem kleinen Dorf im Osten Deutschlands Ihre Kindheit war sicher nicht die leichteste, da sie ohne ihren Vater aufwachsen musste und sie die Schule frühzeitig beenden musste, da es ihr an Geld mangelte. Die Hauptfiguren: Manfred, der in einer zerstrittenen Familie aufwächst, ist Chemiker. Er verliert den Glauben an das sozialistische Wirtschaftssystem, nachdem eine seiner Entwicklungen von den Wirtschaftsfunktionären der DDR abgelehnt wird. Der Inhalt: • Rita und Manfred lernen sich beim Dorftanz kennen: Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie beziehen eine gemeinsame Wohnung in Halle. • Manfred geht er über Ostberlin in den Westen. Rita reist ihm nach und versucht ihn zur Rückkehr zu bewegen. • Doch er will bleiben, Rita aber fühlt sich im Westen fremd und fährt nach Halle zurück. • Kurz darauf wird die Mauer gebaut und trennt die beiden endgültig. Rita versucht sich umzubringen und fällt ins Koma, aus dem sie später im Krankenhaus erwacht. Aus der Perspektive der soeben erwachten Patientin erzählt sie rückblickend ihre Geschichte mit Manfred. Bezug zur historischen Wirklichkeit • Christa Wolf, die Autorin, umgeht die sozialistische Propagandaliteratur, indem sie die Situation der Wirtschaft und die Gründe für die mangelhafte materielle Versorgung der Bevölkerung realistisch schildert. • Rita zeichnet ein realistisches Bild der Entwicklung der DDR von einer vorkommunistischen Gesellschaft ausgehend, bis zum langsamen Hinführen zum Sozialismus. Bezug zur historischen Wirklichkeit • Rita und Manfred repräsentieren die beiden rivalisierenden Gesellschaftsformen der damaligen Zeit. Manfred sieht als einzige Möglichkeit gegen die Willkür und Unfähigkeit der politischen Führung in der DDR die Flucht in die BRD. Rita hingegen erkennt zwar die Mängel am sozialistischen System, doch ist sie bereit, materielle Einbußen in Kauf zu nehmen, um zum Vervollkommnungsprozess der sozialistischen Idee ihren Anteil beizutragen. Der rote Kakadu Von Dominik Graf, 2005 Drama; Liebesfilm, Hauptfiguren Wolle Ehemann von Luise, Regimegegner Siggi 20-jährige Begabte Maler, verliebt sich in Luise Luise Dichterin, überzeugte Sozialistin Roter Kakadu Die legendäre Tanzbar im großbürgerlichen Dresdner Stadtteil „Weißer Hirsch“ war der erste „Jazzkeller“ der DDR. Neben DDRtypischer Unterhaltungsmusik wurde hier Jazz, Blues und Rock‘n‘Roll live gespielt. Inhalt Siggi kommt vom Lande nach Dresden zu seiner Tante und macht am Theater ein Praktikum als Kulissenmaler, um später an der Hochschule Leipzig zu studieren. Siggi lernt Dichterin Luise und ihren Mann kennen. Siggi verliebt sich in Luise. Um sie wiederzusehen, geht er zu der berühmten Tanzbar “Roter Kakadu”. Um Geld für ein chikes Outfit zu bekommen, stiehlt Siggi eine MeißnerPorzellanfigur seiner Tante, die er in West-Berlin verkauft. Schnell freundet sich Siggi mit Wolles Clique an. Das “westlich-dekadente” Freizeitvergnügen und der Wunsch nach Selbstbestimmung führen die jungen Menschen zum Konflikt mit den staatlichen Autoritäten Bedingungsreälität Im Film geht es um die letzten vier Monate vor dem Mauerbau. Der Regisseur schaut von außen aus räumlicher und zeitlicher Entfernung auf Dresden 1961. Er macht es mit Sensibilität, mit Einfühlungsvermögen und einem feinen Gespür für Ironie. Das ist eine Dreiecksgeschichte um Liebe und Freundschaft, die in einer turbulenten Zeit spielt, in der sich nicht nur das Schicksal dreier Menschen entscheidet, sondern in der zufällig gerade Weltgeschichte geschrieben wird. Bezugsrealität • Im Februar 1945 wurde Dresden fast völlig durch Luftangriff zerstört. Mindestens 25000 Zivilisten verloren ihr Leben. • Nach dem Krieg ist Dresden eine Stadt in der DDR, befindet sich etwa 160 km von Berlin entfernt. • Es gibt eine Kluft zwischen sozialistischem Überlegenheitsanspruch und dem realen Versagen des Regimes. • Die Parteiführung befürchtet, die „Aufbaugeneration“ ideologisch zu verlieren Westeinflüsse Zunehmende Massenflucht Repressionen und Komplete Abriegelung (Mauerbau am 13 August 1961) Wirkungsrealität • 97 000 Menschen verlassen die DDR und den Ostsektor von Berlin (Juni bis August 1961) • 50 % davon sind Jugendliche unter 25 Jahren • insgesamt etwa 2 700 000 Menschen verlassen zwischen 1959 bis 1961 die DDR und den Ostsektor Berlins • Seit 13. August 1961 war es fast unmöglich die Grenze zu überschreiten und das deutsche Volk wurde endgültig in 2 Teile geteilt. Filmrealität Hauptpersonen: - Hans Kuhlke – Bauarbeiter, lebt in OstBerlin; - Katharina Kuhlke – Frau von Hans Kuhlke, lebt in OstBerlin; - Paul Kuhlke – Sohn von Hans und Katharina, lebt mit der Familie in OstBerlin; - Lavinia Kellerman – Klavierlehrerin von Paul Kuhlke; - Erwin Sawatzke – Verkäufer in West-Berlin. Bedingungsrealität Inhalt und Handlung: Am 12. August 1961 fahren Hans und Katharina Kuhlke nach WestBerlin, weil sie zu einem Geburtstag eingeladen worden. Aber in der Nacht wurde die Grenze zwischen Ost- und WestBerlin geschlossen, und so wird die Familie geteilt. In den nächsten Tagen versuchen die Eltern von Paul Kulke die Grenze überqueren um sich mit ihren Sohn zu treffen. Gleichzeitig wurde Paul Kuhlke betrogen, dass seine Eltern ihm gelassen haben und nach OstBerlin geflüchtet sind. Bedingungsrealität Persönliche Charakterzüge: - Hans Kuhlke: kümmert sich um seine Familie, doch ist nicht umsichtig; ergibt sich schnell in der kritischen Situation. - Katharina Kuhlke: kann alles für das Gedeihen ihrer Familie machen; liebevolle Mutter. - Paul Kuhlke: hat Angst von der Partei; fühlt sich einsam, sehnt sich nach den Eltern; zweifelnde Person. - Lavinia Kellerman: versucht Paul zu helfen; Frau mit dem schweren Schicksal; trinkt zu viel Alkohol. - Erwin Sawatzke: versucht Paul’s Eltern zu helfen; ist habsüchtig. Bezugsrealität Der Hauptsinn des Filmes ist die Tragödie der Familien, die wegen des Mauerbaus geteilt wurden, zu zeigen. Die Menschen, die ihre Verwandten oder Freunde im anderen Teil Berlins hatten, konnten mit ihnen für Jahren nicht treffen. Und wenn sie schon nach lange Jahren einander wieder treffen, gab es schon nichts gemeinsames zwischen diese Leute. Bezugsrealität Einige Tatsache über Berliner Mauer: - der Aufbau wurde am 13 August 1961 aus der Initiative der DDR-Regierung angefangen; - eine Menge der Flüchtlinge, die nach WestBerlin wollten, war der Hauptgrund für den Aufbau; - Bei dem Fluchtversuch nach WestBerlin kamen etwa 1200 Menschen ums Leben; - Berliner Mauer hat 28 Jahre 2 Monate und 28 Tage existiert und wurde am 9 November 1989 zerstört; - Einige Teile der Mauer wurden wie ein Denkmal und ein Symbol des kalten Krieges gelassen. Wirkungsrealität - Zeitgenössische Rezeption: für die sechziger Jahre war der Mauerbau eine Tragödie. Doch hatte die Berliner Mauer nicht nur das Leben der Menschen beeinflusst, sondern auch die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. - Heutige Rezeption: heute ist die Mauer eher ein Symbol des geteilten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch macht die Atmosphäre der Film einen riesigen Eindruck an alle Zuschauer. Der Tunnel Von Roland Richter, 2001 Drama; Historischer Film, Hauptfiguren Harry Milchior Ex-Sportler und Tunnelbauer Mit der Hilfe des Tunnels findet er den neuen Sinn seines Lebens. Fritzi Tunnelbauerin Mit der Hilfe des Tunnels will sie mit ihrem Verlobter wieder sehen Mattis Ingenieur Mit der Hilfe des Tunnels will seine Frau nach Westen biegen. Andere Figuren • Charlotte, Schwester von Harry. Sie vertraut sowjetische Behörden nicht und will auch nach Westen zu ihrem Bruder fliehen. • Theo, Mann von Charlotte hat Angst von der Flucht und von dem Leben in anderem Land. • Carola, Frau von Mattis wurde von sowjetischen Soldaten gefasst und müsste für sowjetische Behörden arbeiten. • Oberst Krüger, sowjetischer Beamter, der in diesem Film sowjetische Macht personifiziert. Inhalt • Mattis und Carola machen ein Vorsuch nach Westen zu fliehen. Als Ergebnis kommt Mattis ohne Carola nach Westen, die von sowjetischen Soldaten gefasst wurde. • Harry Melchior, der ein erfolgreicher Sportler in DDR ist, will Kontakte mit Mattis nicht trennen. Er entscheidet sich für eine Flucht und geht mit einer falschen Erlaubnis über die Grenze. • Mattis, Harry und ein paar Freunde finden einen Platz in einem alten Haus an der Grenze, wo sie ein Tunnel bauen können, um zu ihren Verwandten nach Westen zu ziehen. • Mehr Leute, die auch ihre Verwandten im Osten haben, treten ihnen bei. Unter diesen Leuten ist Fritzi, die dort ihren Verlobten hat. • Carola, die von sowjetischen Soldaten gefasst wurde, fang mit sowjetischen Behörden zu arbeiten. So kennen sich aufgrund des Tunnels. • Verlobter von Fritzi starb neben der Mauer. Fritzi probiert ein Freitod zu machen, aber sie stirbt nicht. • trotz der Tätigkeit der sowjetischen Behörden, flohen 1962 29 Menschen nach Westen mit der Hilfe des Tunnels um im Westen ein neues Leben zu finden. Bedingungsreälität • Im Film geht es um die Zeit des Mauerbaus. Die Grenze wurde geschlossen und viele Leute wurden getrennt. • Der Regisseur führt vor, dass sich das Leben der Menschen an dieser Tunnel konzentriert. Sie betrachten diesen Tunnel wie eine Möglichkeit mit vorigerem Leben zu trennen und ein neues Leben anzufangen. • Die Hauptfiguren, die in den Westen flohen, finden einen neuen Sinn des Lebens in diesem Tunnel. • Es gibt keine Ironie in diesem Film. Die Verhältnisse zwischen den Leuten sind anstrengend und kompliziert. Bezugsrealität • Im August 1961 wurde der Mauerbau angefangen. Die Grenze wurde geschlossen und viele Menschen wurden getrennt. • Die Leute wollten sich mit diesem Situation nicht abzufinden. Sie suchte nach verschiedene Möglichkeiten mit seinen Verwendeten wiederzusehen und zusammenzuleben. • Der Tunnel war ein Weg für ihre Wiedervereinigung. Es war im gesamten 193 m. lang und gang unter der Mauer. • Der Bau des Tunnels wurde in 1961 angefangen und im 1962 flohen 29 Leute durch diesen Tunnel nach Westen. Kati Klee und (Krystyna Stypułkowska) Werner Horrath (Eberhard Esche) Hannes Balla (Manfred Krug) Spur der Steine ist ein vom DEFA-Studio für Spielfilme, Künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) „Heinrich Greif“, produzierter Gegenwartsfilm aus dem Jahr 1966. Regisseur Frank Beyer, der mit Karl-Georg Egel das Drehbuch verfasste, inszenierte den Streifen basierend auf dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch. Spur der Steine wurde im Bezirk Potsdam uraufgeführt, lief anschließend drei Tage in einigen Kinos als er wegen „antisozialistischer Tendenzen“ für 23 Jahre im DEFA-Archiv verschwand. Erst im Oktober 1989 durfte der Film wieder in der DDR aufgeführt werden, wenig später auch bei der Berlinale 1990 in der Bundesrepublik Deutschland. Bezugsrealität „Spur der Steine“ stellt – sicherlich nicht nur wegen Rücksichtnahme auf die DDRZensur – keinen auch nur versteckt vorgetragenen Frontalangriff auf die Politik der staatlichen und Parteistellen der DDR dar. Beyer unternimmt einen auch heute noch sehenswerten und historisch äußerst interessanten Versuch, die verschiedenen Interessen im Umkreis von Wirtschaft, Staat und Privatleben in Fokussierung auf die drei Hauptfiguren in ihren Gegensätzen darzustellen und legt den Finger in alle Wunden, egal von welcher Seite. Die fast schon dokumentarische Art und Weise zeugt von Beyers eigener Überzeugung zu dieser Zeit, die Verhältnisse innerhalb der DDR zum Besseren wenden zu können, gleichzeitig aber auch von schonungsloser Kritik an Dummheit, Egoismus, Verantwortungslosigkeit, Inkompetenz und Machtgerangel, die sich hinter abstrakten Parolen und Devotismus zu Partei und Staat verschanzen. Inhalt • Auf der ostdeutschen Großbaustelle „Schkona“ arbeitet Zimmermann und Vorarbeiter Hannes Balla, der nicht viel von den bürokratischen Regeln der Planwirtschaft hält, mit seiner Arbeitsbrigade. Balla und seine Leute zählen zu den produktivsten Einheiten am Bau, die sich notfalls fehlendes Baumaterial auch mit Gewalt verschaffen. Dennoch werden sie aufgrund ihrer Produktivität von der Obrigkeit zunächst geduldet. Als eines Tages der idealistische SEDParteisekretär Werner Horrath seinen Dienst an eben jener Baustelle antritt, fühlt er sich anfangs in seiner Autorität untergraben, dennoch gelingt es ihm Balla, den er als erstklassigen Arbeiter schätzt, für seine Idee einer höheren Produktivität zu gewinnen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. • Die beiden Männer verbindet bald eine Mischung aus gegenseitigem Respekt, aber auch eine gewisse Rivalität um die Liebe der Ingenieurin Kati Klee, die ihrerseits auch neu zu der Großbaustelle gestoßen ist. Beide Männer verlieben sich in Kati, Horrath gelingt es schließlich jedoch Katis Herz für sich zu gewinnen. Es beginnt eine heimliche Liebesaffäre, da Horrath bereits verheiratet ist und seinen Parteiposten nicht gefährden will und sich außerdem nicht von seiner Familie trennen kann. Später wird Kati schwanger, verrät aber aus Loyalität den Namen des Vaters nicht und schützt so Horrath, der wiederum sich immer mehr von Kati entfremdet und in eine Krise gerät, in der er zwischen Pflichterfüllung und seiner Liebe zu Kati entscheiden muss. Erst als sich Kati von ihm endgültig lösen will, bekennt er sich öffentlich zu ihr und verliert dadurch sämtliche Parteiposten. Seine Frau reicht die Scheidung ein, so dass Horrath seinen Lebensunterhalt fortan als Arbeiter in Hannes Ballas Brigade bestreiten muss. Balla ist letztendlich die Person, die ihn bei einem Parteiausschlussverfahren verteidigt.