Frauen und Macht im Altertum? Monika Frass Fachbereich Altertumswissenschaften Universität Salzburg Inhalt Forschungsüberblick – „große̋ Frauengestalten – Frauengeschichte/Geschlechtergeschichte Quellenlage „Frauenwelten̋ im Altertum – Frauenideale Cornelia, Lucretia – Frauen römischer Kaiser Agrippina Forschungsüberblick - Frauen Große Frauengestalten 14. Jh. Boccaccio – Religiös/moralisierend Christl.-heidnisch 19. Jh. Stahr/Ferrero – moralisierend 20. Jh. Kornemann – „Völkisches“ Denken – Hartmann 2007, 202ff. Forschungsüberblick-Frauen Große Frauengestalten/14.Jh. – Giovanni Boccaccio „Über die berühmten Frauen (de claris mulieribus) – Histor.-mythol. Abhandlung Fast nur Heidnische Frauen Erzieher. Absichten für Christinnen Erfen I./Schmidt P. 1995, lt.dt. „Und wenn man Männer preisen muß, die im Vollbesitz ihrer Manneskraft Großes geleistet haben, um wieviel mehr dann Frauen, denen in so gut wie jeder Hinsicht natürliche Schwäche angeboren ist, deren Leib hinfällig, deren Geist träge ist, wenn sie sich ermannen und wachen Geistes mit bemerkenswerter Tatkraft wagen und tun, was auch Männern mehr als schwer wird. Damit also die Frauen nicht um ihre Verdienste betrogen werden, kam mir die Idee, die, die mir die Geschichte zuträgt, zu versammeln, um sie zu rühmen und auszuzeichnen … “ Beginn des Buches, Boccaccio „die großen Frauen“. Forschungsstand - Frauen Große Frauengestalten 14. Jh. Boccaccio – Religiös/moralisierend Christl.-heidnisch 19. Jh. Stahr/Ferrero – moralisierend 20. Jh. Kornemann – „Völkisches“ Denken – Hartmann 2007, 202ff. Forschungsüberblick-Frauen Große Frauengestalten/19.Jh. – Moralisier. Ton (Stahr Adolf) Männl. Eigenschaften verderben Frauencharakter – Agrippina (maior): „von so brennendem Durste nach Herrschaft erfüllt, daß diese männliche Leidenschaft selbst das Weib und seine Schwächen in ihr untergehen ließ“ – A. Stahr, Römische Kaiserinnen, Berlin 21880 = wie Charakterisierung bei Tac.ann.6,25,2; s. Hartmann 2007 Forschungsstand - Frauen Große Frauengestalten 14. Jh. Boccaccio – Religiös/moralisierend Christl.-heidnisch 19. Jh. Stahr/Ferrero – moralisierend 20. Jh. Kornemann – „Völkisches“ Denken – Hartmann 2007, 202ff. Forschungsüberblick-Frauen Große Frauengestalten/20.Jh. – Kulturspezif. nationale Charakterzüge (Kornemann E.) „Exponenten ihres Volkstums“ – völkisches Denken/rassenspezifisch – Frauen nach Völkern vorgestellt Ägypter, Babylonier, Assyrer / Perser u. Griechen/ Makedonen / Römer / Syrer u. Araber/Byzantiner/Germanen – Ernst Kornemann, Große Frauen des Altertums 1942 Inhalt Forschungsüberblick – „große“ Frauengestalten – Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte Quellenlage „Frauenwelten“ im Altertum – „Ideale“ Frauenbilder Cornelia, Lucretia – „Herrscherinnen“ – Frauen und Macht Livia, Agrippina Forschungsüberblick – Frauen/Geschlechter Frauengeschichte/women‘s studies – Ab 60iger Jahre 20.Jh. Zeitgenössische/sozial-politische Bewegung – Feministisch-emanzipatorisch-aufklärerisch Aufzeigen der Unterdrückung von Frauengestalten „Historiographie des Unglücks von Frauen“ Themen – Breite Masse der Frauen Fokus nicht auf Einzelgestalten Sklavinnen, Arbeitsleben, Alltagsleben (verdeckte) Repräsentationsweisen des Weiblichen in den Texten und in der Kunst Schmitt-Pantel, Pomeroy, Wagner-Hasel Forschung-Geschlechtergeschichte Gender/Geschlecht Definition von Mann und Frau (?) – Einfluss sozialpolitischer, philosophischer, literaturwiss., Strömungen et al. – keine biologisch/a-historisch-determinierte allgemeine Bedeutung – Historisch-gesellschaftliche Erscheinungsform von Weiblichkeit und Männlichkeit Späth/Wagner-Hasel 2000, XIIIff. (Frauenwelten, mit Forschungsüberblick) Forschung-Geschlechtergeschichte – „die Forderung […], an jede Kultur und jede Epoche immer wieder neu die Frage zu stellen, was sie als Geschlechterunterschiede wahrnimmt und welche Bedeutungen sie diesen Unterschieden zuordnet, um auf dieser Grundlage Geschlechtsidentitäten zu definieren“ Spät/Wagner-Hasel 2000, Frauenwelten, XIIIff. Forschungsüberblick - Wissenschaftliche Ansätze Zentrale gender -Themen heute – – – – – Machtverhältnisse Sozialisation und Bildung Sexualität – Körper Geschlechterverhältnisse in der ant. Literatur Große Frauengestalten Im Kontext der gesellschaft. Rahmenbeding. Unter spezifischen neuen Fragestellungen – Unterscheidung von Beschreibungen und Bewertungen in antiken Quellen – ergibt neue Form der Geschichte Inhalt Forschungsüberblick – „große“ Frauengestalten – Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte Quellenlage „Frauenwelten“ im Altertum – „Ideale“ Frauenbilder Cornelia, Lucretia – Frauen und Macht? Livia, Agrippina Quellenlage Problematik – Zeitliche Distanz Einfluss zeitgenössischer Lebensmuster – Quellenselektion der Überlieferung – Tendenz der Quellen Verfasser? Objektivität? Topik – Moralisierend – Ideologisch – … Inhalt Forschungsüberblick – große Frauengestalten – Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte Quellenlage „Frauenwelten" im röm. Altertum – „Ideale" Frauenbilder Cornelia, Lucretia – Frauen römischer Kaiser Agrippina die Jüngere Ideale römische Frauenbilder Lucretia – Tugend/ehrbare Ehefrau Vergewaltigung – Selbstmord – Täter etrusk. Prinz: Sextus Tarquinius – Opfer: Römerin Lucretia Frau des Collatinus Teil der Gründungslegende (röm. Republik) – Kampf der Werte (etrusk. Königtum – Republik) – Instrumentalisierung von Frauenidealen Für Staatsinteressen Tyrannentopik Livius 1,57-59; Dion.Hal.4,64-76; Ov.fast.2,755ff., Augustin.de civ.dei I Ideale römische Frauenbilder Lucretia Muster der Tugend Frauen der Patrizier Untugenden – Wollverarbeitung – natürliche äußere Erscheinung – Sprache/Gang (sanft) – Umgang mit Schande Verleumdung angedroht – Ehebruch mit Sklaven – Selbstmord trotz Freisprechg. – Spielsucht – Trunksucht Weinverbot (?) Männer – Tarquinius Sextus Hemmungslosigkeit Triebhaftigkeit Gewalt – amor/vis , Tizian, 16.Jh./Hochrenaissance Antonio Bellucci 17.Jh./Roccoco Die sterbende Lucretia (Sebastiano Ricci, 1685/Barock) Ideale römische Frauenbilder Cornelia (2.Jh.v.) – Vornehme Abstammung Tochter des P. Cornelius Scipio Africanus – Treue Gattin Ehelos nach Tod ihres Mannes Tiberius Sempronius Gracchus – Vorbildliche matrona/Mutter Mutter der Gracchen (Tiberius u. Gaius) – Sterben der Söhne zum Wohle der Republik – Schmuck der Frauen sind Söhne – Einfluss auf Söhne? (Brieffrgm.-? – Cornel.Nepos) Sockel mit Inschrift, Rom Opus Tisicratis // Cornelia Africani f(ilia) / Gracchorum Werk der Tisicrates//Cornelia, Tochter des Africanus, (Mutter) der Gracchen (CIL VI, 31610). Pierre-Jules Cavelier (1814-1894), Cornelia, Mutter der Gracchen, Marmorskulptur, 1861 Paris, Musée d‘Orsay Cornelia „Sie wird nämlich bereits von ihm [ihrem Sohn] als Idealtypus einer römischen Matrona dargestellt: mit der Geburt von Kindern erfüllte sie die Aufgabe, die den Frauen natürlicherweise in erster Linie oblag; mit der Geburt von Söhnen, die sich für das Vaterland einsetzten und aufopferten, erwies sie sich als würdige Vertreterin ihrer Gens wie der Nobilität allgemein. Mit der Behauptung, Cornelia sei den Männern ferngeblieben, rühmt er ihre Keuschheit und spielt auf ihre vorbildiche Haltung als Witwe an, die noch dem toten Gatten die Treue hält“ (Burckhardt/Ungern-Sternberg 1994: 118; vgl. Instinsky H. U.: Zur Echtheitsfrage der Brieffragmente der Cornelia, Mutter der Gracchen. In: Chiron. Nr. 1, 1971, S. 177–189 Frauenideal - Forschung Typisierung von Frauen – Durch traditionelle Topik Ideal-Tugenden – Mutterliebe – Treue – Keuschheit/Sittsamkeit Instrumentalisierung – Für politische Propaganda Fruchtbarkeit Dynastische Bestrebungen – Familienpropaganda der Popularen (Cornelia) Verherrlichung eigener Kultur – Römer gegen Etrusker (Lucretia) Inhalt Forschungsüberblick – große Frauengestalten Quellenlage – Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte „Frauenwelten" im röm. Altertum – „Ideale" Frauenbilder Cornelia, Lucretia – Frauen römischer Kaiser Agrippina die Jüngere Frauen römischer Kaiser – Frauen des Iulisch-Claudischen Kaiserhauses Livia/Augustus (1) Valeria Messalina/Claudius (2) Agrippina die Jüngere/Claudius (3) Statilia Messalina/Nero (4) 2 1 3 Agrippina Minor Quellen – Literarische Texte Frauentypus – Machtgier/Herrschsucht – Triebhaft (Sexualität, Eifersucht, krankhafte Mutterliebe) – Geldgier – Grausamkeit – Intriganz Sueton: Kaiserbiographien (Caligula, Claudius, Nero); Tacitus Annalen; Cassius Dio; et. al. – Andere Quellenkategorien Münzen Inschriften – Offizielle dynastische Anerkennung und Ehren Forschung – Historisches Bild der Agrippina(?) Traditionell/philolog.-histor.Quellenkritik: – Rekonstruktion von Realität – Eck W., et al. Strukturalistisch-systematisch – Realität des Textinhalts? – z.B. Späth Th. – Rollenverständnis Neue Machtposition Tradition. dynastische Frauenrolle Agrippina Minor Rollenverständnis/Identität (geneal.) Stellung innerhalb der Domus Augusta Agrippa und Caligula Agrippina und Claudius Agrippina und Nero Agrippina die Jüngere Rang innerhal der Domus Augusta – Genealog. Sonderstatus Tochter eines Imperators (Germanicus) Schwester eines Herrschers (Caligula) Frau eines Herrschers (Claudius) Mutter eines Herrschers (Nero) – „als das bis zum heutigen Tag einzigartige Beispiel einer Frau, die Tochter eines Imperators war, Schwester, Gattin und Mutter eines Machthabers“ (Tac.ann.12,42,2) Agrippina Minor Rollenverständnis/Identität (geneal.) Stellung innerhalb der Domus Augusta Agrippa und Caligula Agrippina und Claudius Agrippina und Nero Agrippina Minor - Caligula Interaktion mit Caligula (37-41 n.Chr.) – Rechte von vestalischen Jungfrauen Obwohl verheiratet – Agrippina gerade schwanger von L.Domitius Ahenobarbus – Einbindung in den Eid der Soldaten und Magistrate In ihre Gelübde und Opfer „Zum Heil und zum Glück von C. Caesar und seinen Schwestern“ (Suet.Cal.15) Gelübde bisher nur für Senat, röm. Volk und Herrscher als Garanten der salus Publica – Sexuelle Beziehung zu Bruder Cal. mit allen Schwestern Unzucht (Suet.Cal.24) – Heirat der Schwester Drusilla (vgl. PIR I 664) Agrippina Minor - Caligula Interaktion mit Caligula (37-41n.Chr.) – 39 Verschwörung gegen Bruder Mit ehem. Schwager Aemilius Lepidus u. Cn.Cornelius Lentulus Gaetulicus (Komm. des obergerm. Heeres/Mainz) Misslingt – Verbannung nach Pandateria (39-41 n.) – Mit Schwester Iulia Livilla – Einzug des Vermögens – Weitere Quellen Münzprägungen – Familienpropaganda Mit Schwestern als segenspend. Gottheiten (Bild) – Ermordung des Caligula 41 n. Suet.Cal., et al. Agrippina Minor Rollenverständnis/Identität (geneal.) Stellung innerhalb der Domus Augusta Agrippa und Caligula Agrippina und Claudius Agrippina und Nero Agrippina Minor - Claudius Frauen des Claudius (41-54 n.Chr.) – 1. Plautia Urgulanilla Verstoßen Unzücht. Lebenswandel – 2. Aelia Paetina Verstoßen Tochter Antonia – 3. Valeria Messalina (39/40 bzw.41 – 48 n.) Sohn Britannicus Tochter (Claudia) Octavia – 4. Iulia Agrippina d. Jüng. (49-54) Rom, Vatik. Museen Claudius als Jupiter Agrippina Minor – Claudius Agrippinas Ehen – 1. Gn. Domitius Ahenobarbus Vater des Nero Tod um 40 n. – 2. Sallustius Passienus Crispinus (41 n.) Tod spätestens (natürlich?) 48 n. – 3. Claudius 49.n. Agrippina Minor – und Claudius Heirat mit Claudius 49 n. – Gründe Ideale dynastische/eheliche (?) Verbindung (Senat) Weibliche Verführung (Tac./Suet.) Einfluss der Freigelassenen (Pallas) (Tac./Suet.) – Gegengründe Zu enge Verwandtschaft – Blutschande – Änderung des Gesetzes durch Senat durchgeführt Agrippina Minor – und Claudius – Weibliche Verführung – „… unterstützt von den Lockungen Agrippinas, welche den Oheim unter dem Vorwand der Verwandtschaft häufig besuchte und ihn so an sich zog, daß sie den übrigen vorgezogen, obgleich noch nicht seine Gattin, schon die Gewalt der Gattin übte … Doch nichts schien schwer bei der Gesinnung des Fürsten, der kein Urteil und keinen Haß hatte, wenn es ihm nicht eingegeben und geboten war (Tac.ann.12,3) – Politische Taktik des Claudius – Weil denn alle zur Vermählung des Fürsten rieten, so müsse man ein Frau auswählen, die sich durch Adel, Kindersegen und Sittenreinheit auszeichne. Es sei nicht erst lange zu bezweifeln, daß Agrippina durch Berühmtheit des Geschlechts den Vorrang habe. Sie habe Beweise der Fruchtbarkeit gegeben und edle Eigenschaften kämen dazu. Vollends trefflich sei aber, daß durch die Fügung der Götter eine Witwe dem Fürsten verbunden werde …“. / (Tac. Ann.12,6) „ Claudius und Agrippina Marmorrelief Archäol.Mus. Aphrodisias Agrippina J. – und Claudius Initiativen Agrippinas – Rückholung des Seneca, 49 n. – Verlobung des Sohnes Nero und Octavia, 49 n. – Adoption des Nero durch Claudius, 50 n. Britannicus -eigener Sohn des Claudius entmachtet – Rechte für Sohn Nero Designiert als zukünft. Herrscher Titel Princeps Iuventutis („Anführer der röm. Jugend“) – Präfekten der Leibgarde abgesetzt 51 n. Afranius Burrus A. eingesetzt (Ritter) – Aufwertung von Köln - Koloniestatus Gründung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium Agrippina Minor – Claudius Ehren für Agrippina – Außerordentliche Privilegien Mit carpentum zum Kapitol – Nur kult. Funktion bei anderen Titel der Augusta (vorher nur Livia posthum test.) – Keine institution. od. rechtl. Macht damit verbunden Ehrennamen Iulia Agrippina Augusta Tac.ann.12,26,1; Cass.Dio.60,33,2 Erstmals Porträt und Name auf „w-röm.“ Reichsmünzen – Name im Dativ der A. - sie wird nur geehrt – Claudius Avers: Nominativ (Münzpräger) Schutz durch eine Truppe der Prätorianer (Tac.ann.13,18) Huldigungen gleich/annährend dem Kaiser (Tac.37,4) Agrippina Minor - Claudius – „Auch ihre eigene Hoheit (fastigium) trug Agrippina mehr zur Schau. Sie fuhr in einem Wagen auf das Kapitol, eine Ehre, die von alters her den Priestern bei heiligen Handlungen gestattet war, und welche die maiestas (Würde) einer Frau noch vermehrte …“. Tac.ann.12,42 für Agrippina Ä. postum Kult. Wagen für Agrippina J. – für Kapitol s. Tac.ann.12,42 Agrippina Minor – Claudius Ehrungen im Osten – Münzen, Statuen, Inschriften – als Gottheit bzw. Personifikation von Gotth. Thea Agrippina Sebaste Demeter Karpophoros Als Fortuna/Tyche – Eigene Kulte auf Kos Mytilene/Lesbos – z.B. als Karpophoros (unter Claudius) Ehreninschrift in Mytilene/Lesbos – In Bezug auf eine Gymnasiarchie IG XII 2, 208 (unter Claudius); IG XII 2, 232 (unter Claudius) Vgl. Eck 1993, 39 (Agrippina, Stadtgründerin Kölns) Eck 1993, 42: Silbermünzen aus Ephesos: - bereits zur Zeit des Claudius Namen Claudius u. Agrippina beide im Nominativ – in Rom nicht üblich (Dativ bei A.). Provinzen anders Agrippina Minor – Claudius – „Der Staat war von nun an umgewandelt, und alles gehorchte der Frau, die nicht in Mutwillen, wie Messalina, mit Rom ihr Spiel trieb. Streng und gleichsam männlich war die Knechtschaft. Vor der Welt herrschte Ernst, noch häufiger Stolz, im Hause keine Sittenlosigkeit, außer wenn es ihrer Herrschsucht diente. Die unermeßliche Geldgier hatte den Vorwand, man suche nur für die Regierung Unterstützung“ (Tac.ann.12,7) – Sie selbst aber wollte sich als Teilhaberin an der von ihren Vorfahren gegründeten Herrschaft zeigen. Tac.ann.12,37,4 Agrippina J. - und Claudius Typisierung der Agrippina – Morde und Intrigen 2. Ehemann (Sallustius) Passienus 48 n. – im rechten Moment, wie Messalina tot (Tac.) Domitia Lepida (Tante) 54 n. – Anklage wegen magischer Praktiken – Vernachlässigung der Aufsicht über Sklavenschar in Kalabrien – Narcissus auf Seiten Domitias – keine Chance gg. A. u. Pallas Gegen Lollia (Konkurr. Gegen Claudius) – Magievorwurf – Orakelbefrag. wegen mögl. Heirat des Claudius Anklage gegen Statilius Taurus (reich), 53 n. – Selbstmord (Tac.ann.12,59; Suet.Claud.13) Claudius 54 n. – Durch Gift ? Text Agrippina J. - und Claudius „Jetzt musste Agrippina, die zum Giftmord schon längst entschlossen war, die gebotene Gelegenheit ergreifen wollte und an Helfern keinen Mangel hatte, über die Art des Giftes Überlegungen anstellen: es durfte nicht durch eine plötzliche und unmittelbare Wirkung das Verbrechen verraten werden; falls sie ein langsam wirkenden, zehrendes Gift wählte, so war zu befürchten, dass sich Claudius, wenn er sich dem Tod nahe fühlte und die Heimtücke durchschaute, in Liebe seines Sohnes erinnerte. Sie entschloss sich zu einem ganz ausgesuchten Mittel, das den Verstand verwirren und den Tod noch hinauszögern sollte. Ausersehene wurde eine Meisterin in diesem Fach namens Locusta, die erst kürzlich wegen Giftmischerei verurteilt worden war, andererseits lange als Werkzeug des Herrscherhauses diente. Durch dieses Weibes Erfindungsreichtum wurde das Gift hergestellt, und darzureichen hatte es einer der Eunuchen, Halotus, der gewöhnlich die Speisen auftrug und sie kostend prüfte. – Tac.ann.13,66ff. Agrippina Minor Rolle/Identität (geneal.) Agrippina und Caligula Agrippina u. Claudius – Onkel und Gemahl Agrippina und Nero – Sohn Nero (54 – 68 n.) Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus Name vor 54 n.: L. Domitius Ahenobarbus Glyptothek München Nero nach 64 n. Nero und Agrippina Personif. der Fortuna 54/55 n. Marmorrelief Arch.Mus. Aphrodisias Agrippina Minor – Nero Ehrung als Neros Mutter – Verehrung an Geburtstagen – Priesterin des vergöttl. Claudius Tempel am Caelius – Errichtung von Statuen – Erster Losungswort an Prätorianer „optima mater“ – 2 Liktoren zuerkannt vom Senat Tragen Hoheitszeichen amtl. Gewalt vor ihr her Virgo vestalin maxima nur 1 Liktor voran – Sondertruppe aus Germanen zusätzlich zu Prätorianern – Volle Entscheidungsgewalt in öffentlichen u. priv.Dingn Summum omnium rerum privatarum publiarumque (Suet.Nero) Bisher Aufgabe der Magistrate, Senat, Herrscher – Münzprägungen Nero und Agrippina Anspruch der Dominanz der Kaisermutter ? Eck 1993, 62-64 Eck 1993, 58 Agrippina J. – und Nero Opposition gegen Agrippina – durch Nero ab 55 n. (?) Entlassung von Pallas (libertus a rationibus) Tötung des Britannicus – Folge der Drohung der A. ihn zu fördern – Gefahr für Nero Affären des Nero (Acte) – Vernachlässigung der Octavia – Später Geliebte Poppea Sabina Entzug der Prätorianersoldaten u. Liktoren Vertreibung der A. aus Palatin (Palast) Planung der Ermordung durch Sohn Agrippina J. – und Nero Ende der Macht – Ermordung der A. 59 n. Misstrauen der A. Einladung nach Baiae – Luxusstrand – akzeptiert – Versöhnung mit Sohn Rückkehr zu Villa – Mit präpariertem Schiff - gescheitert – Rettung der A. Ermordung in Villa – Durch Befehlshaber der Flotte von Misenum (Anicetus) Postume Verleumdungen durch Nero – Damnatio memoriae Eck 1993, 76: Porträt A.s mit Meißel gelöscht (Parell. Späterer Münzen Neros) Agrippina Minor - Forschung Tendenziöse Berichterstattung – Geschichtsschreibung Negative Stereotypie (sehr einheitlich) – Gründ variabel: trad. Frauenrolle Charakterisierung von Herrschern Instrumentalisierung – für Herrschaftsideologien der Kaiser (auch Münzen) – Lesung aller Quellen Kritische Auseinandersetzung geboten – Topik, Typisierungen deutlich – Frauenrollen nur in Interaktion mit Macht/Herrschern fassbar Agrippina Minor - Forschung Rollenverständnis – Fortschrittl. Frauenrolle bei A. Erstaunliche Macht u. Beteiligung an Herrschaft Durch Privilegien – polit. Machtposition Beeinflussung des Princeps für (persönl.?) Eigeninteressen – Traditionelle Frauenrolle Spielraum nur im gestatteten domus-Bereich Dynast. Position als Gattin u. Mutter Einfluss der A. auf politisches (res publica) fraglich – Nur über männl. Agitatoren ihres soz. Netzwerkes – Keine rechtliche Kompetenz/institut. Macht durch Ehrungen/Privilegien Agrippina minor bei Tacitus „Die unterschiedlichen Elemente des Agrippina-Bildes ergeben keine kohärente Figur. Die reale, konkrete Person der Mutter Neros lässt sich aus den widersprüchlichen Facetten des Agrippina-Bildes nicht rekonsturieren: Ob Agrippina nun tatsächlich eine ‚machthungrige, durch krankhafte Herrschsucht getriebene Frau, war, gleichgültig gegenüber konventioneller Moral und Hauptakteurin einer unwiderstehlichen Verquickung von Verrat, Inzest und Mord, wie dies Autoren des 20.Jh. postulieren, dies können wir heut nicht mehr entscheiden; Agrippina ist für uns nur noch greifbar als literarisch konstruierte Figur. Darüber hinaus gibt sie uns Einblick nicht nur in die weibliche Lebenspraxis einer Gattin und Mutter der domus Augusta, sondern darüber hinaus in die Handlungsräume römischer Aristokratinnen“. Späth Th., Skrupellose Herrscherin? Das Bild der Agrippina minor bei Tacitus, in: Späth Th., Wagner-Hasel B. (Hg.), Frauenwelten in der Antike, Stuttgart Weimar 2000, 262-281 (a.O.275) Bibliographie Barrett A.A., Agrippina, Sex, Power, and Politics in the Early Empire, London 1999 Bauman R.A., Women and politics in Ancient Rome, London/New York 1992 Burckhardt, Leonhard/Ungern-Sternberg von, Jürgen (1994), Cornelia. Mutter der Gracchen. In: Dettenhofer, Maria H., (Hg.): Reine Männersache? Frauen in Männerdomänen der antiken Welt. Köln –Weimar –Wien: 97–132 Dettenhofer, Maria H., Hg. (1994): Reine Männersache? Frauen in Männerdomänen der antiken Welt. Köln –Weimar –Wien Dettenhofer, Maria H. (1994): Die Frauen von Sparta. Ökonomische Kompetenz und politische Relevanz. In: Dettenhofer, Maria H. 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