Verhaltensmuster bei BPS nach Marsha Linehan (1) Linehan hat keine Definition der BPS entwickelt, sie hat eine Reihe von Verhaltensmustern zusammengestellt und beschrieben. Die Auseinandersetzung mit den vorgestellten Verhaltensmustern erleichtert das Verständnis der Erkrankung. „1. Emotionale Verletzbarkeit: Ein Muster von umfassenden Schwierigkeiten, negative Gefühle zu verarbeiten. Dazu zählen eine ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber negativen emotionalen Reizen, hohe Gefühlsintensität, ein nur langsamer Rückgang zur Ausgangsstimmung sowie die Tendenz, der sozialen Umwelt unrealistische Erwartungen und Anforderungen vorzuwerfen" (Linehan 1996a: 8). „2. Selbst-Entwertung: Tendenz, die eigenen emotionalen Reaktionen, Gedanken, Überzeugungen und Verhaltensweisen zu entwerten oder nicht anzuerkennen. Unrealistisch hohe Standards und Anforderungen an die eigene Person. Kann ausgeprägte Scham, Selbsthass und auf sich selbst gerichtete Wut beinhalten" (ebd.). Verhaltensmuster bei BPS nach Marsha Linehan (2) „3. Ständige Krisen: Ein Muster häufiger belastender, negativer äußerer Ereignisse, Störungen oder Hindernisse, von denen einige durch die dysfunktionale Lebensführung der Person verursacht sind, andere durch ein inadäquates soziales Umfeld und viele durch Schicksale oder Zufall" (ebd.). „4. Unterdrücktes Trauern: Tendenz, negative Gefühlsreaktionen zu unterdrücken und übermäßig zu kontrollieren, insbesondere solche Gefühlsreaktionen, die mit Trauer und Verlust zusammenhängen, u.a. Traurigkeit, Wut, Schuld- oder Schamgefühle, Angst und Panik" (a.a.O.: 8f.). Verhaltensmuster bei BPS nach Marsha Linehan (3) „5. Aktive Passivität: Neigung zu einem passiven Problemlöseverhalten, das durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, eigene Lebensprobleme aktiv zu lösen, oft begleitet von aktiven Versuchen, eine Lösung der Probleme von anderen zu erbitten; erlernte Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit" (a.a.O.: 9). „6. Scheinbare Kompetenz: Die Betroffene neigt dazu kompetenter zu erscheinen, als sie tatsächlich ist; dies ist vermutlich auf eine mangelnde Generalisierung von Fähigkeiten auf verschiedene Stimmungen, Situationen und Zeitpunkte zurückzuführen sowie auf die Unfähigkeit, über adäquate nonverbale Signale emotionale Probleme zu vermitteln" (ebd.). Grundannahmen über BPS-Patient(inn)en 1. Patient(inn)en versuchen, das Beste aus ihrer verheerenden Situation zu machen. 2. Patient(inn)en wollen sich verbessern. 3. Patient(inn)en müssen sich stärker anstrengen, härter arbeiten und stärker motiviert sein, um sich zu verändern. 4. Patient(inn)en haben ihre Probleme nicht alle selbst verursacht, aber sie müssen sie selber lösen. 5. Das Leben suizidaler Borderline- Patient(inn)en ist so, wie es gegenwärtig gelebt wird, nicht auszuhalten. 6. Patient(inn)en müssen neues Verhalten in allen relevanten Dimensionen neu erlernen. 7. Patient(inn)en können im Training nicht versagen. 8. Therapeut(inn)en, die Borderline- Patient(inn)en behandeln, brauchen Unterstützung. DISSOZIATION (lat.) „TRENNUNG“ Dissoziation (DSM IV) Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren mit einem Zusammenbruch der gewöhnlich integrierten Funktionen des Bewusstseins, der Erinnerung, der Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung der Umgebung oder des sensorischen / motorischen Verhaltens. Dissoziation (ISSD Richtlinien für die Behandlung der DIS bei Erwachsenen ISSD = International Society for the Study of Dissociation) Ein fortlaufender Prozess, in dem bestimmte Informationen (etwa Gefühle, Erinnerungen und Körperempfindungen) von anderen Informationen getrennt gehalten werden, mit denen sie normalerweise logisch verbunden wäre. Dissoziation ist ein psychischer Abwehrmechanismus, der auch psychobiologische Komponenten hat. Im Allgemeinen wird ursächlich dafür ein " ... " normaler Prozess angenommen, der "anfangs von einem Individuum als Abwehr gegen traumatische Erfahrungen eingesetzt wird, und der sich mit der Zeit in einen schlecht angepassten oder pathologischen Prozess verwandelt" (Putnam, 1989, S. 9). Was ist Dissoziation? Dissoziation ist eine Fähigkeit des Organismus, um mit bestimmten Lebensanforderungen fertig zu werden. z.B. „Alltagstrance“ beim Autofahren oder in der Schule z.B. Tagträumen z.b. Ausschaltung der Umgebung beim Lesen oder Fernsehen Es gibt verschiedene Bewusstseinsbereiche, in denen Dissoziation stattfinden kann: Gedächtnis, Selbstwahrnehmung, Weltwahrnehmung, Identitätsgefühl Daraus ergeben sich 5 Haupterscheinungsformen der Dissoziation: Amnesie, Depersonalisierungserleben, Derealisationserleben, Identitätsverwirrung, Identitätsveränderung Dissoziationsstopp (1) Bewegung Stampfen Tanzen Joggen Laufen Ortswechsel Musik Sicherer Ort Innere Helfer singen etwas vor Singen Mit jemandem sprechen, Gespräch mit sich selbst führen Gefühle verstärken bis Schmerz sehr stark ist Einfach an etwas anderes denken Musik machen Dissoziationsstopp (2) Duschen Auf Umgebung (oder Geräusche) konzentrieren Eiswürfel Schlafen Fußbad Mit dem Rücken an die Wand lehnen Tagebuch führen Schöne Bilder gestalten Spaziergänge Körperliche Aktivitäten (Selbstverletzung als problematischer Dissoziationsstopp) Spannungsprotokoll Das Instrument „Notfallkoffer“ in der Pflegepraxis Funktionen des Instruments Abbau von Spannungen in kritischen Situationen Hilfsmittel, um unter hoher Anspannung klares Denken zu ermöglichen Etablierung funktionaler Verhaltensweisen in das Handlungsrepertoire Steigerung der Stresstoleranz Mögliche Bestandteile des Notfallkoffers (1) Chili-Schote Handgelenkgummis Vitamin- oder Brausetabletten „Ahoi“-Kinderbrause Knackfrosch Bonbons (süß, sauer, scharf, bitter) Bürste (rau oder weich) Kieselstein verschiedene Steine (rau, glatt, stumpf, glitzernd) Parfumproben Lippenstift mit unterschiedlichem Geschmack Pro- und Contra-Liste Notfall-Skillskarte vom Modul Zettel mit Spruch (von einer sehr vertrauten Person) Duftöl kleines Stofftier Japanisches Heilöl Kaugummis kleine Geschicklichkeitsspiele Vogelfeder Mini-Kaleidoskop Murmeln Erinnerungsfoto Adresse und Telefonnummer von einer vertrauten Person Spieluhr Igelball Softball Knetgummi Erfrischungstuch besonderer Stift Comicfigur aus Gummi (die an etwas erinnert, z.B. dem anderen die Zähne zeigen) Ärger- / Wutball Mögliche Bestandteile des Notfallkoffers (2) Kiefernzapfen Rauschmuschel (Meeresrauschen) Wäscheklammer besondere Taschentücher Überraschungsei-Figuren Postkarte Walkman mit Lieblingsmusik Gegenstand (z.B. Knopf) von dem Lieblingsmenschen Jonglierbälle Luftballons (aufblasen bis er platzt, Aufblasen als Atemübung, Spiel mit aufgeblasenem Luftballon als Achtsamkeitsübung) quietschendes Gummitier Ammoniak Gummiball Vibrator Spielchen Jo-Jo Knisterbrausepulver Tigerbalsam Glöckchen kleines Buch kleiner Block mit Rätseln, Mandalas indianisches Drahtspiel oder kleine Drahtspiele zum Bewegen in der Hand Mathetrainer „Little Professor“ Prisma aufmunternde bzw. unterstützende Briefe Steinchen- bzw. Perlenkette Rosenkranz Seifenblasen Wattepads Sandpapier Samtpapier Klangkugeln Luftpolsterfolie scharfe „Fisherman´s friends®“ Wildlederbürste Fußmassagerollen Auswahlkriterien für die Bestandteile Was sind die individuell effektivsten Wege zur Ablenkung? Was sind die individuell effektivsten Wege zur Selbstbesänftigung? Welche individuellen Phantasien helfen, Stress zu ertragen? Imagination eines „sicheren Ortes“, den man in der Vorstellung betreten kann