_ | | _ Die Definition der Situation und die variable Rationalität der Akteure Ein allgemeines Modell des Handelns nach Clemens Kroneberg (2005) Überblick Rückblick RC-Theorie Rückblick SEU-Theorie Frame-Selektionstheorie Anwendung des Modells der FrameSelektion Rückblick: RC-Theorie Grundlegendes Problem • Rational Choice Theorien beinhalten nicht alle wichtigen Faktoren – Enge RCT – empirische Kritik – Weite RCT – theoretische Kritik • Andere Theorien können die Welt nur semantisch darstellen – Unklarheiten • Ziel: formalisierte Theorie, mit Einbezug von nicht rationalem Handeln Vorgehen • Grundsätzlich ist der Mensch rational Handelnd und Nutzen maximierend • Aber Abweichungen davon je nach Situation • Also: Die Definition der Situation in das Rational Choice Modell einbeziehen Rückblick: SEU-Theorie (Savage 1954) • Eine Variante der RC-Theorie • Drei Bausteine: Akteure als Ausgangspunkt Verfügen über Ressourcen und Präferenzen Entscheidungsregel bestimmt Handlung Rückblick: SEU-Theorie • SEU = Subjective expected utilities • Axiom der Transitivität → Nutzenfunktion (Nutzenmaximierung) • SEU-Theorie anwendbar bei Entscheidungen unter Unsicherheit → Entscheidungsträger kennt die Wahrscheinlichkeiten. Diese Wahrscheinlichkeiten beruhen auf subjektiven Schätzungen. Frame-Selektionstheorie • Kroneberg durch allgemeines Modell des Handelns die Defizite der bisherigen Handlungstheorien ausmerzen • Soziale Normen, Werte, Emotionen werden nicht berücksichtigt • Frame-Selektionstheorie nach Esser als Vorlage FS-Theorie: Situationsdef. / Frame • Thomas-Theorem: „Wenn die Menschen Situationen als real definieren, so sind auch ihre Folgen real“ • Welche Art von Situation liegt hier vor? • Frames: mentale Modelle typischer Situationen → Abgrenzung gegenüber anderen Handlungsalternativen FS-Theorie: Skript • Welches Verhalten scheint in einer solchen Situation sozial erwünscht oder angemessen? • Skripte: beliebige Handlungsschemata (z.B. Routinen, emotionale Verhaltensprogramme) • Frames und Skripte sind mit Sozialisationsprozessen verknüpft FS-Theorie: Handlungen • Konkrete Handlung? → abhängig von Situationsdefinition und Skript • Drei zeitlich aufeinander folgende Selektionen: Frame-, Skript- und die Handlungsselektion FS-Theorie: Variable Rationalität • Bewusste, rationale Handlungswahl vs. Unhinterfragte Routinen, Normen → variable Rationalität • Modi der Informationsverarbeitung: automatisch-spontaner (as-) Modus vs. Reflexiv-kalkulierender (rc-) Modus • Einfluss auf Frame-, Skript- und Handlungsselektion FS-Theorie: variable Rationalität • Refl.-kalkulierender Modus: Bewusst getroffene Entscheidungen Berücksichtigung von Informationen Folgen bzw. Kosten • Automatisch-spontaner Modus: spontane Entscheidungen Unmittelbare Situationswahrnehmung Mentale Modelle FS-Theorie: Modus-Selektion • Frage, ob handelnde Person die Frame-, Skript- und Handlungsselektion jeweils im as- oder im rc- Modus durchführt • Modus-Selektion unbewusster Vorgang • Findet jeweils vor der Frame-, Skript- und Handlungsselektion statt FS-Theorie: Modus-Selektion • Automatisch-spontan (as-)Modus: - Zugänglichkeit der mentallen Modelle in der Situation - kaum Reflexionsgelegenheit - hohe Reflexionskosten - geringer Ertrag bei reflektierender Durchdringung der Situation Die Erklärung der Wahlteilnahme und die Grenzen des RationalChoice-Ansatzes. Eine Anwendung des Modells der Frame-Selektion Forschungsfrage • Wie kann man erklären, dass Personen an Wahlen teilnehmen • Enge RCT: U(Wahlteilnahme) = 0 => Niemand geht wählen=> empirische Kritik • Weite RCT : Normen haben manchmal einen Einfluss => Tautologie Überblick Modellierung • Frame = Wahltag • Skript = Wahlnorm • Handlung = Wählen Anwendung MFS • Frameselektion – Wissen, dass Wahltag ist – Aktivierung durch Situationsobjekte – Nicht beobachtbar! • Skriptselektion – Nur ein Skript => kein Normkonflikt / Ambiguität – Internalisierungsgrad • Handlungsselektion – Annahme: Verhältnis von Motivation und Reflexionskosten bei allen gleich Modi der Selektion • RC-Modus – Konsumnutzen durch • • • • • Befolgung der Norm Ausdruck politischer Loyalität Erlebniswert Gefühl politischer Wichtigkeit Ausdruck der eigenen Prferenzen • AS-Modus – Internalisierungsgrad Hypothesen • Zum Vergleich: RCT-Hypothese – Normbefolgung hat einen Nutzen für das Individuum => einheitliche Nutzenfunktion • MFS-Hypothese – Je höher der Internalisierungsgrad einer Norm ist, desto kleiner ist der Einfluss der Anreizvariablen => Nutzenfunktion abhängig von Internalisierungsgrad der Normen – Geprüft durch Interaktion zwischen Nutzen und Internalisierungsgrad Operationalisierung I • 3 Datensätze – Landtagswahlen NRW 1995 – Wahl in British Columbia 1996 – Wahl kanadisches Parlament 1993 (Studenten) • Internalisierungsgrad – Index aus 4 verschiedenen Variablen • Anreizvariablen • Abhängige Variable: Teilnahme an Wahl Operationalisierung II • Logistische Regression • 3 Modelle – 1. RCT-Modell – 2. RCT-Modell, Anreizvariablen in Index zusammengefasst – 3. MFS Modell Ergebnisse I Ergebnisse II • Logistische Regression • 3 Modelle – 1. RCT-Modell – 2. RCT-Modell, Anreizvariablen in Index zusammengefasst – 3. MFS Modell Interaktionseffekt bestätigt uneinheitliche Nutzenfunktion => Modell wird bestätigt