Relation

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5 CODES IM LZG - MENTALE REPRÄSENTATION
Wie wird die Welt intern repräsentiert?
Repräsentation:
Zuordnung von
Zeichen, Symbolen, Mengen von Zeichen, Symbolen etc.
zu Objekten der (externen oder internen) Welt.
Repräsentation beinhaltet nur einige Aspekte der Welt.
Externale Repräsentation
bildlich: Zeichnung, Foto, Landkarte, ...
Bestimmte Relationen zwischen Objekten der Welt
durch analoge Relationen zwischen den “Elementen” der
bildlichen Darstellung repräsentiert.
Repräsentation ist analog
66
Das Buch liegt auf dem Tisch
67
sprachliche Repräsentation ist nicht analog
Anordnung der Sprachelemente hat z.B. mit räumlicher Anordnung
der repräsentierten Objekte nichts zu tun.
z.B.:
sprachlich:
Das Quadrat befindet sich rechts vom Kreis.
bildlich:
68
Internale / mentale Repräsentation
Propositional
Bedeutung repräsentiert,
unabhängig von Modalität der Original-Information
 propositionales Netzwerk (  deklaratives LZG)
abstrakter als analoge Repr.
definierte Elemente
Analog
visuelle, auditorische, olfaktorische, taktile, kinetische,...
Images
konkreter als propos. Repr.
keine klar definierten Elemente (z.B. für “liegt auf”)
keine fixen Symbole (z.B. Buch aufgeschlagen oder geschlossen)
69
5.1
Propositionale Repräsentation
Propositionale Netzwerke
Schemata
Skripte
5.2
Repräsentation von Bildern – visueller Code
70
5.1 PROPOSITIONALE REPRÄSENTATION
Anderson, J.R. (20005):
Cognitive Psychology and its implications.
5.1.1 PROPOSITIONALE NETZWERKE
Kintsch (1974)
Anderson (ab 1976, 1983 ACT*, 1993,…, ACT-R)
ACT = Adaptive Control of Thought
Norman & Rumelhart (ab 1975)
71
Basiseinheit der Bedeutung: Proposition
= Kleinste bedeutungstragende Wissenseinheit,
die als Aussage stehen kann, d.h., die wahr oder falsch sein kann
Beispiel:
Beate fütterte den Hund mit der teuren Wurst,
die für Herrn Mayer, ihren Onkel, bestimmt war.
Zerlegung in einfachere Propositionen:




Beate fütterte den Hund mit der Wurst
Die Wurst war teuer
Die Wurst war für Herrn Mayer bestimmt
Herr Mayer ist der Onkel von Beate
Ist einer dieser Propositionen falsch, ist der komplexe Satz falsch.
72
Annahme der Theorie der propositionalen Repräsentation:
Nicht Wortlaut der Sätze gespeichert, sondern Bedeutung.
Wie?
Kintsch (1974)
Proposition im LZG repräsentiert als Liste,
Liste besteht aus
• einer Relation (Verb, Adjektiv, Beziehungs-Terme)
• gefolgt von geordneter Liste von Argumenten (Nomen)
z.B.:
(Füttern, Beate, Hund, Vergangenheit)
(Teuer, Wurst)
Andere Darstellungsform: Propositionales Netzwerk
73
- Proposition dargestellt als Ellipse
- mit benannten Pfeilen mit ihren Relationen und Argumenten verbunden
z.B.
Vergangenheit
Verb
Relation
Zeit
Agent
Person K
X
Objekt
74
Vergangenheit
füttern
Relation
Zeit
Beate
Knoten:
Kanten:
Agent
X
Objekt
Hund
Propositionen, Relationen, Argumente
Pfeile ( als assoziative Verknüpfungen interpretiert )
Aktivierung breitet sich entlang der Pfeile aus.
In vielen Theorien: Aktivierung wird schwächer, je weiter Ausbreitung
75
füttern
Vergangenheit
Relation
Zeit
Beate
Agent
X
Objekt
Y
Istein
Hund
76
Mensch
Vergangenheit
füttern
Relation
Zeit
Agent
<
>
X
Objekt
<
>
Istein
Name
Hund
“Beate”
77
( Formal:
Liste & Netzwerk äquivalent !! )
Hierarchische Strukturen möglich
Proposition kann als Argument in grösserer Struktur vorkommen
z.B.:
Paul glaubt, dass Beate den Hund gefüttert hat
78
glauben
Gegenwart
Relation
Zeit
Paul
Agent
X
Objekt
füttern
Vergangenheit
Relation
Zeit
Beate
Agent
X
Objekt
Y
Istein
Hund
79
atmet
Beispiele bisher: Episoden
auch Begriffs-Strukturen möglich
(wie bei Collins & Qillian)
Relation
hat
Relation
Vogel
Subjekt
Istein
Subjekt
Tier
Subjekt
Objekt
Federn
Objekt
Haut
Relation
hat
80
Experimentelle Ergebnisse, die für propositionale Repräsentation
sprechen:
Bransford & Franks (1971)
Vpn lasen Sätze wie z.B.
The ants ate the sweet jelly which was on the table.
The rock rolled down the mountain and crushed the tiny hut.
The ants in the kitchen ate the jelly.
The rock rolled down the mountain and crushed the hut beside
the woods.
The ants in the kitchen ate the jelly which was on the table.
The tiny hut was beside the woods.
The jelly was sweet.
81
Diese Sätze aus zwei Mengen von je vier Propositionen konstruiert:
(eat, ants, jelly)
(sweet, jelly)
(on, jelly, table)
(in, ants, kitchen)
(rolldown, rock, mountain)
(crush, rock, hut)
(beside, hut, wood)
(tiny, hut)
Anschliessend:
 Vp werden Sätze vorgegeben
 Vp muss entscheiden, ob sie den (exakten wörtlichen) Satz
vorher gelesen hatte oder nicht
82
Beispielsätze:
OLD:
NEW:
The ants in the kitchen ate the jelly.
The ants ate the sweet jelly.
(gleiche Propositionen wie vorher)
NONCASE: The ants ate the jelly beside the woods.
(gleiche Worte, aber andere Propositionen)
 Resultat:
Vpn können OLD und NEW-Sätze kaum unterscheiden.
NONCASE Sätze wurden korrekt identifiziert.
Die meisten Vpn gaben an, diesen Satz gelesen zu haben:
The ants in the kitchen ate the sweet jelly that was on the table.
Interpretation:
Vpn bilden Propositionen aus Sätzen und erinnerten diese.
Vpn speichern nicht, welche Proposition aus welchem Satz stammt.
83
Weisberg (1969)
Kinder lernten Sätze wie z.B.:
Children who are slow eat bread that is cold.
Anschliessend Freie Assoziation:
1 Wort (aus Satz) vorgegeben
2 Vp sollt erstes Wort aus Satz aussprechen,
das ihr einfällt
Vorhersagen und Resultate:
für Vorhersage propositionales Netzwerk wichtig:
84
Relation
Past
Agent
Time
Slow
Eat
Relation
Agent
X
Is a
slow
bread
weitaus
häufigste
Assoziation
children
cold
Object
Relation
Y
Cold
Is a
Bread
Children
Vorgabe
(cue)
Agent
im Satz dem cue
näher
bread näher als
children
slow näher als cold
Im Netzwerk dem
cue näher
children näher als
bread
cold näher als
slow
85
Vorverstärkung - Associative Priming
Kantenverbindung erhält schon vorher durch andere
Aktivierungsprozesse gewisses Aktivierungsausmass (A1).
Wird sie noch einmal aktiviert (A2),
ist das Aktivierungsausmass insgesamt beim 2. mal höher
(A1 + A2 anstelle von nur A2)
86
Experiment von Ratcliff & McKoon (1981)
Vpn lernten Sätze wie z.B.
Der Doktor hasste das Buch.
Nachdem alle Sätze gelernt: Worterkennungstest
Vp wird Hauptwort als Zielwort präsentiert (z.B. Buch )
Vp muss entscheiden, ob Zielwort in einem vorher gesehenen Satz
vorkommt
Vor manchen Zielworten:
Präsentation eines anderen Hauptwortes aus dem gleichen Satz
(z.B. Doktor).
( dadurch Vorverstärkung )
Resultat:
Mit Vorverstärkung raschere Reaktion
87
Recall - Recognition
Freies Reproduzieren - Wiedererkennen
Übliches Resultat:
Wiedererkennen deutlich besser als freies Reproduzieren
Aus Netzwerktheorie gut erklärbar:
Freies Reproduzieren
 Ein Knoten als Ausgangspunkt der Verstärkung vorgegeben
 Aktivierung breitet sich aus
 kann zu schwach werden, bevor “Ziel” erreicht
Wiedererkennen
 Zwei Knoten als Ausgangspunkte vorgegeben
 daher: möglich, dass insgesamt Aktivierung des
Verbindungsgliedes ausreicht
88
glauben
Gegenwart
Relation
Zeit
Paul
Agent
X
Objekt
füttern
Vergangenheit
Relation
Zeit
Beate
Agent
X
Objekt
Y
Istein
Hund
89
glauben
Gegenwart
Relation
Zeit
Paul
Agent
X
Objekt
füttern
Vergangenheit
Relation
Zeit
Beate
Agent
X
Objekt
Y
Istein
Hund
90
ELABORATION
Gegebene Information wird von Subjekt ausgearbeitet,
angereichert, in einen grösseren Zusammenhang eingebaut.
Gedächtnis für bestimmte Information kann durch Elaboration
deutlich verbessert werden.
Beispiel aus Anderson (vereinfacht)
Vp hört in Experiment folgenden Beispielsatz:
91
Der Doktor hasste den Rechtsanwalt.
Agent
X
Objekt
1
Y
Istein
Relation
Istein
Doktor
hasst
Anwalt
92
Beispiele für zusätzliche Überlegungen der Vp
Ich habe diesen Satz im Psychologielaboratorium an einem
regnerischen Morgen gelesen.
Der Anwalt hat den Doktor wegen eines Kunstfehlers verklagt.
Die Schadenersatzklage war der Grund für den Hass des Doktors.
Dieser Satz ist unangenehm.
Rechtsanwälte klagen Doktoren wegen Kunstfehlern.
93
Elaborierte propositionale Struktur:
4
Ursache
Kunstfehler
Relation
Ursache
Relation
2
verklagen
Agent
Objekt
Agent
Objekt
Agent
Relation
3
verursacht
Objekt
Agent
X
Istein
Doktor
1
Relation
hasst
Objekt
Y
Istein
Anwalt
94
Gedächtnis durch derartige Elaborationsstrukturen auf mindestens zwei
Arten verbessert:
1.
Schaffung zusätzlicher Verbindungen für die Aktivierung
Redundanz
z.B.: Verbindung vom Knoten “Doktor” zum Knoten “1” zu
schwach für Abruf
In elaborierter Struktur gibt es mehrere Verbindungen
2.
Elaborierte Struktur enthält mehr Möglichkeiten für das
Erschliessen von Information
z.B. Ziel-Proposition 1 nicht enkodiert (z.B. Aufmerksamkeitsfehler)
Vp wird gefragt, ob die Aussage richtig ist:
Der Doktor hasst den Anwalt
Vp kann aus dem “Rest” erschliessen
95
EXKURS
Was spricht überhaupt
 gegen “ganzheitliche” Gedächtnisrepräsentation
 für Komponententheorien ?
Untersuchungen zu Vergessen
• Verschiedene Stimulusdimensionen werden unterschiedlich
vergessen
Jones (1979) ,
z.B. Form, Farbe, Position von geometrischen Figuren
• TOT-Phänomen (tip-of-the-tongue)
Brown & McNeill (1966)
96
5.1.2
SCHEMA
komplexes Wissen in Form von elementaren Propositionen schwer
darstellbar
z.B.: HAUS
viele Propositionen über Häuser:
Häuser haben Räume
Häuser können aus Holz gebaut sein
Häuser haben ein Dach
Häuser haben Fenster
Häuser haben Wände
In Häusern leben Menschen
…
...
In Form von derartigen isolierten Propositionen:
Struktur des Konzeptes Haus wird nicht erfasst
97
Schema
Repräsentation eines Konzeptes mithilfe einer Struktur aus
Merkmalen, wobei jedes spezielle Objekt eine Ausprägung von jedem
Merkmal hat.
Haus
definiert durch Konfiguration von Eigenschaften (Material, Dach, etc.),
verschiedene Ausprägungen bei Eigenschaften
konkretes Haus (z.B. mein Wohnhaus) hat pro Merkmal eine spezielle
Ausprägung:
z.B.
98
Oberbegriff:
Gebäude
Material:
Holz, Ziegel, Beton, Betonziegel,...
Inhalt:
Räume
Dach:
Flachdach, Giebeldach, Walmdach,...
Funktion:
Wohnen, Arbeiten, Lagern, ...
Grösse:
...
Form:
meist rechteckig,...
spezielles Haus hat jeweils spezifischer Wert der Variablen
Schemata in Form von Mengen von Propositionen darstellbar
(siehe Anderson).
99
Exp von Brewer & Treyen (1981)
generell:
Gedächtnis für Szene ist beeinflusst vom passenden
Schema für die spezielle Szene
konkrete Szene: Raum mit vielen Objekten
Vorhersage:
Objekte besser erinnert, die im Schema-Kontext erwartet werden,
Objekte schlechter erinnert, die im Schema-Kontext nicht erwartet
werden
100
Durchführung
30 Vpn
Vp kommt für 35 sec in Assintentenzimmer
Büro als "typisches" Assistentenzimmer gestaltet:
erwartete Dinge:
Schreibtisch, Schreibmaschine, Kalender, Kaffeemaschine
nicht erwartete Dinge:
Totenkopf, Stück Rinde, Nadelkissen
(Wie weit Dinge dem Schema entsprachen,
in Voruntersuchung erhoben)
101
Resultat:
Erinnerung
gut:
Items mit hoher Schema-Erwartung
schlecht: Items mit geringer Schema-Erwartung
falsch:
Items mit hoher Schema-Erwartung, die nicht da waren
(z.B.: Bücher)
Ergebnis stützt prinzipiell Schema-Konzept
(aber:
unklar, ob Unterschied z.B. beim Enkodieren oder als Antworttendenz!)
102
5.1.3. SKRIPT (Schank & Abelson, 1977)
Skript = Schema für Ereignisse
enthält: typischen Ablauf
typische Rollen
typische Objekte
Vorteil von Skripts:
1) Vereinfachen des Verstehens (von Berichten etc.)
2) Erleichterung von Vorhersagen und Planen
103
Beispiel: Skript Restaurant (aus Sicht des Gastes)
Bestandteile: Tische, Sessel
Speisekarte
Speisen
Küche
Geld
Eingangsbedingungen:
G ist hungrig
G hat Geld
Rollen: G
K
C
E
Gast
Kellner
Koch
Eigentümer
Resultate:
G ist nicht hungrig
G ist (möglicherweise) zufrieden
G hat weniger Geld
E hat mehr Geld
104
Ablauf (grob)
Hineingehen
Platz suchen
Auswählen und Bestellen
Serviert bekommen und Essen
Bezahlen
Hinausgehen
105
Ablauf detaillierter:
Szene 1: G sucht Platz
G geht ins Restaurant
G schaut Tische an
G entscheidet, wo er sitzen will
G geht zum Tisch
G setzt sich
106
Szene 2: Auswählen und Bestellen
Keine Speisekarte
Speisekarte auf dem Tisch
G informiert sich über Speisen
G entscheidet sich für Speise Y
G gibt K ein Zeichen
K geht zu G
G sagt zu K: “Ich will Y.”
K geht zu C
K sagt zu C: “Ich brauche Y.”
Analog für andere Abläufe
Varianten je nach Restaurant (Schnellimbiss, 1st Class,…)
Varianten je nach (Sub-)Kultur
107
Bower, Black & Turner (1979)
Vpn sollten Ereignisse in Restaurant angeben
73% der Vpn stimmten bei folgenden Schritten überein:
Setzen
Speisekarte anschauen
Bestellen
Essen
Zahlen
Vpn lasen Geschichte mit 12 typischen Abläufen
8 Abläufe in üblicher Reihenfolge
4 in nicht üblicher Reihenfolge (z.B. Bezahlen am Beginn)
Im Gedächtnistest starke Tendenz,
Abläufe in der üblichen Reihenfolge zu berichten
108
Evaluation: Schemata & Skripts
+
derzeit wichtigste theoretische Konzepte zur Strukturierung von
komplexem Wissen über Objekte und Ereignisse
Schemata & Skripts können erklären, wie Erinnerungen
angereichert/ergänzt/rekonstruiert werden
Ansatz macht zu wenig präzise und prüfbare Annahmen
z.B. welche Merkmale sind für Schema relevant
welche Ausprägungen
mögliche gegenseitigen Einflüsse von Merkmalen nicht
berücksichtigt (z.B. dass Wohnzimmer üblicherweise
keinen Wasseranschluss hat)
109
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