NUKLEOSYNTHESE Die Entstehung der Elemente im Universum Florian Folger Betreuer: Prof. Dr. Ulrich Heber Astrophysikalisches Seminar WS 2006/07 Woher kommen diese Elemente? Woher kommen diese Elemente? NUKLEOSYNTHESE 1. 2. 3. 4. Im frühen Universum In Sternen Im interstellaren Medium Durch Neutroneneinfang 5. Anwendung: Das Alter des Universums 1. Nukleosynthese im frühen Universum Elementbildung beginnt nach ca. 200s mit Deuterium und Helium http://www.astro.ucla.edu/~wright/BBNS_vs_t.gif mc 2 nn exp np kT Bis dahin stehen alle existierenden Teilchen miteinander im thermischen Gleichgewicht. (Neutronen, Protonen, Elektronen, Positronen, Photonen & Neutrinos) 1. Nukleosynthese im frühen Universum Beim Einsetzen der Elementbildung beträgt das Neutron/Proton Verhältnis etwa 0.14. Fast alle freien Neutronen werden für 4HeSynthese verbraucht nn n 4 He n( H ) 2n p nn bzw. 2nn Y X n p nn Mit Y + X = 1 (Massenanteile) erhalten wir für Y = 0,25 was durch Untersuchungen an sehr alten planetarischen Nebeln bestätigt wurde. 1. Nukleosynthese im frühen Universum http://imagine.gsfc.nasa.gov/Images/teachers/ posters/elements/booklet/energy_big.jpg 1. Nukleosynthese im frühen Universum Elemente jenseits von A = 8 können hier nicht erzeugt werden. Bei A = 5 (8) existiert kein stabiles Nuklid Schwerere Elemente werden In Sternen bei höheren Dichten gebildet. http://www.physics.ohio-state.edu/~phillips/bang/network.gif 1. Nukleosynthese im frühen Universum http://www.astro.ucla.edu/~wright/BBNS_vs_t.gif Woher kommen diese Elemente? http://astro.physik.tu-berlin.de/~sonja/Materiekreislauf/matkr.gif Der Materiekreislauf 2. Nukleosynthese in Sternen 2. Nukleosynthese in Sternen Wasserstoffbrennen (pp-Kette) Unsöld / Baschek – Der neue Kosmos (7.Auflage) S.284 Zündet ab einer Temperatur von 713 Brenndauer: t 10 a T 5 106 K Erzeugt wieder 4He. Die zwischendurch erzeugten Isotope von Be, Li und B werden in der Kette wieder vernichtet. 2. Nukleosynthese in Sternen CNO-Zyklus Fusioniert effizienter 4H zu 4He Voraussetzungen: Vorhandensein von C, N, O als Katalysatoren und T 2 107 K http://home.case.edu/~sjr16/media/cno_cycle.jpg 14 15 Die Reaktion N ( p, ) O ist die langsamste. Nach genügend langer Zeit wird 14N auf Kosten von C und O angereichert. 2. Nukleosynthese in Sternen Heliumbrennen T 2 108 K t 106 a He( , )8 Be( , )12 C* 12 C Triple--Prozess 4 -Einfänge 12 C ( , )16 O( , )20 Ne.... Aber: Die Sauerstoff-Reaktion ist sehr langsam, so dass weitere Einfänge kaum noch auftreten! Das Heliumbrennen erzeugt im Wesentlichen 12C, 16O, 20Ne und 24Mg 2. Nukleosynthese in Sternen Kohlenstoffbrennen T 6 108 K 12 t 300a C 12 C 24 Mg* 20 Ne 20Ne Neonbrennen T 1,5 10 9 K 20 t 1a Ne( , )24 Mg( , )28 Si Durch -Einfänge auf 20Ne wird 24Mg und 28Si gebildet. Durch Nebenprozesse entsteht auch 16O. 2. Nukleosynthese in Sternen Sauerstoffbrennen t 0,4a T 2 109 K 16 O 16 O 32 S 32S, 31P, 28Si, 31 P p 40Ar 28 Si Siliziumbrennen T 3,5 109 K 28 t 1d Si 28 Si 56 Ni 56 Ni 56 Fe 2e 2e 56Fe (-Einfang) Woher kommen diese Elemente? 2. Nukleosynthese in Sternen Photodesintegration T 2 109 K Ab einer Temperatur von etwa haben Photonen genügend Energie um Kerne zu zerlegen (-Teilchen abzusprengen) 31 P 35Cl Cl 31P 35 Die Reaktionen bilden eine lange Kette von aufeinanderfolgenden Prozessen, die gegenseitig im Gleichgewicht stehen. 31 P 35Cl 39K 43Sc ... 2. Nukleosynthese in Sternen Die Elemente bis zum Eisen Zusätzlich zum -Einfang und Photodesintegration gibt es unzählige Reaktionen und Gleichgewichtsreaktionen, die nun gleichzeitig ablaufen. Zusammen mit dem s-Prozess erzeugen diese alle Elemente von Kohlenstoff bis zur Eisengruppe. Die Reaktionen enden beim Eisen, so dass dieses häufiger auftritt als seine leichteren Nachbarn. Das meiste Eisen wird jedoch in Typ I Supernovae erzeugt. Woher kommen diese Elemente? Cowley - Cosmochemistry S. 204 3. Synthese im interstellaren Medium Lithium, Beryllium und Bor treten in galaktischer Strahlung um das bis zu 106fache häufiger auf als in Sternen! In Sternen und während des Urknalls können diese Elemente wegen des „Flaschenhalses“ nicht gebildet werden. 3. Synthese im interstellaren Medium Spallation: Zertrümmerung schwerer Kerne durch hochenergetische Teilchen (Protonen, etc...) Im interstellaren Medium werden C-, N- und OKerne durch Protonen zertrümmert, wobei Li, Be und B erzeugt wird. Die Wirkungsquerschnitte für diese Reaktionen können in Beschleunigern bis etwa 103 GeV bestimmt werden und liegen im Bereich der geometrischen Kernausdehnungen. 3. Synthese im interstellaren Medium Kann mit Hilfe der Spallation überhaupt ein so (relativ) häufiges Vorkommen erklärt werden? Annahmen: PROTON SPALL . 1 / cm 3 20 10 27 cm 2 Schwellenenergie für Spallation: Kollisionsfrequenz: E 20 MeV vrel 0,2c f PROTON SPALL . vrel 3,78 / 109 a Aus Häufigkeitsverteilung: nLiBeB / nCNO 0,1 Zeit bis zu dieser Anreicherung: t 0,1 / f 2,6 107 a Woher kommen diese Elemente? 4. Neutroneneinfang s-Prozess in AGB-Sternen (slow-process) Neutronen können als ungeladene Teilchen die Coulomb-Barriere der Kerne leicht überwinden und sich anlagern. s-Prozess verläuft langsam gegenüber dem konkurrierenden bZerfall, d.h. vereinfacht: Wann immer ein bZerfall auftreten kann, so tut er dies auch. Dieser Prozess folgt einem wohldefinierten Pfad. 4. Neutroneneinfang Cowley - Cosmochemistry S.215 4. Neutroneneinfang EAS Publication Series 7 (2003) S. 180 s-Prozess findet statt, sobald Neutronen vorhanden sind. Dabei gilt jedoch N n 1011 cm 3 Vereinfacht: Jedes Nuklid hat einen eindeutigen Nachfolger. dN i N n N i i i 1v N n N i 1 i 1i v dt v Relativgeschwindigkeit Neutron/Nuklid Wirkungsquerschnitt 4. Neutroneneinfang Woher kommen die Neutronen? 13 13 16 C p , N , e C , n O • e benötigt 12C aus He-Kern und Protonen aus H-Brennschale. 12 • N ,18 F , e e 18O , 22 Ne , n25 Mg benötigt C,N,O aus He-Brennschale und 14N aus CNO-Zyklus in H-Brennschale. Erzeugt währende He-Flash kurzzeitig Neutronen. 14 Durchmischung der einzelnen Schichten ist für Neutronenproduktion notwendig! 4. Neutroneneinfang r-Prozess in Typ II Supernovae (rapid-process) Elemente jenseits des -stabilen 83Bi können durch den s-Prozess nicht erzeugt werden. r-Prozess benötigt noch höhere Neutronendichten, wie sie in Supernovae auftreten. N 3 1025 cm 3 n Er erzeugt neutronenreiche Nuklide, da er schnell gegenüber dem konkurrierenden bZerfall abläuft. Neutronen kommen aus der Neutralisierung von p: p e n e 4. Neutroneneinfang Cowley - Cosmochemistry S.215 4. Neutroneneinfang Cowley - Cosmochemistry S.223 4. Neutroneneinfang Der r-Prozess folgt keinem wohldefinierten Pfad. Neutronen werden angelagert, bis ein Gleichgewicht zwischen der n, und der ,nReaktion vorliegt. Unter der Annahme, dieser GG-Punkt sei wohl definiert, gilt: dN Z Z 1 N Z 1 Z N Z b-Zerfallsdt rate Probleme: • GG-Punkt ist verschmiert. • Was passiert, wenn alle Neutronen aufgebraucht sind? 4. Neutroneneinfang p-Prozess Anlagerung von Protonen erzeugt die protonenreichen Nuklide. Dies ist ein sekundärer Prozess, der auf Nukliden aufbaut, die bereits durch s- oder r-Prozess erzeugt wurden. Aufgrund der zu überwindenden Coulombbarriere sind die Raten etwa um eine Größenordnung niedriger. Die Herkunft der freien Protonen ist noch ungeklärt. Cowley - Cosmochemistry S.225 4. Neutroneneinfang Produktion der Elemente schwerer als Fe Alle drei Prozesse haben Maxima bei Kernen mit „vollen“ Kernschalen. Offene Frage: Wieso erzeugen sund r-Prozess die gleichen Häufigkeiten, obwohl sie unabhängig voneinander ablaufen? Zusammenfassung 5. Das Alter des Universums Altersbestimmung anhand von 238U analog zur 14C-Methode. TH 4,47 109 a 238U ist das seltenste Element und kann nur in sehr alten metallarmen Sternen gemessen werden. 238U wird im gleichen Prozess erzeugt (r-Prozess), wie seine stabilen Nachbarn. (Hier Os) Diese alten Sterne haben die gleichen Metallverteilungen wie unsere Sonne jedoch nur mit 12% der solaren Häufigkeit. 238U ist allerdings nur zu 6% vorhanden. Alter aus dem Verhältnis 238U / Os 5. Das Alter des Universums www.eso.org/outreach/press-rel/pr-2001/pr-02-01.html www.eso.org/outreach/press-rel/pr-2001/pr-02-01.html 5. Das Alter des Universums Synthetische Spektren für fest angenommene Häufigkeiten der stabilen Elemente und 4 variablen Häufigkeiten von 238U. Die rote Kurve reproduziert die Messdaten „am Besten“. Diese gehört zu einer 238UHäufigkeit von 6% der der Sonne. 5. Das Alter des Universums 238 U / Os 0 bei der Bildung Das Verhältnis 0 eines Sterns folgt aus Modellrechnungen, die beachten, dass sich das Verhältnis der stabilen r-Prozess-Elemente mit der Zeit nicht ändert. Mit Hilfe des radioaktiven Zerfallsgesetzes kann das Alter des Sterns bestimmt werden. ln 2 t TH t 0 exp t Stern (12,5 1,5) 109 a Das Universum ist mindestens 12,5·109 Jahre alt. Literatur Unsöld / Baschek – Der neue Kosmos (7.Auflage) Springer-Verlag 2005 Cowley – Cosmochemistry (Chapter 10: Energy Generation in stars and Nucleosynthesis) ??? Knödleder – Supernova Nucleosynthesis EAS Publication Series, 7 (2003) 177 – 215 Herwig – Evolution of Asymptotic Giant Branch Stars Annu. Rev. Astron. Astrophys. 2005. 43:435 – 79 How old is the universe? ESO Press Release 02/01 www.eso.org/outreach/press-rel/pr-2001/pr-02-01.html Cayrel / Hill et al. - Measurement of stellar age from uranium decay Nature Vol. 409 S. 691 - 692