Gestaltpsychologie

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Das Vermächtnis der
Gestaltpsychologie
von Irvin Rock und Stephen Palmer
Seminar: Visuelle Wahrnehmung
Seminarleiter: Dipl.-Psych. Kai Hamburger
Referentin: Daniela Welsch
Die Anfänge und Grundlagen
 Gründer der Gestaltpsychologie
 Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka
 Datierbarer Beginn: 1912, mit der Veröffentlichung eines
Artikels zur Scheinbewegungen von Max Wertheimer
 Scheinbewegung  Wahrnehmung einer Bewegung, die bei
Betrachtung einer schnellen Folge unbewegter Einzelbilder entsteht
(Prinzip des Kinofilms)
 Wertheimers Schlussfolgerung: Wahrnehmung des Ganzen
(Bewegung) ist völlig verschieden von der Wahrnehmung seiner
Teile (Einzelbilder)
Die Anfänge und Grundlagen
 Gestalttheorie verwarf vor allem den Elementarismus, der
davon ausging, das komplexe Ereignisse als einzelne
Empfindungen wahrgenommen würden
 Wichtigste Entdeckung: die Wahrnehmung einzelner
Gegenstände wird nicht alleine durch das auf der Netzhaut
fokussierte Bild geleistet


Emergente (auftauchende) Eigenschaften Qualität einer
Gesamterfahrung, die deren einzelnen Bestandteilen nicht zukommen, z.B.
Melodien in unterschiedlichen Tonarten, Kochsalz
Emergente Eigenschaften sind eine Ausprägung des Begriffs der
Organisation
Elemente der Gestaltpsychologie
 Gestalttheoretiker entdeckten auch, dass das
Wahrnehmungssystem eine bestimmte Anordnungen
bevorzugt, diese als Bezugssystem auffasst und Gegenstände
dort einordnet; z. B. induzierte Bewegung, Beobachter im
gekippten Raum
 In der Theorie der Bewusstseinsorganisation spielt Prinzip
der Prägnanz große Rolle Dies besagt, dass die
Wahrnehmung mehrdeutiger Reize gerade so gut ist, wie es
die herrschenden Bedingungen erlauben
Elemente der Gestaltpsychologie
 Bedingungen meinen die von der Netzhaut aufgenommen
Informationen scheinbar wird nicht jede Information vom
visuellen System in die einfachste Form gebracht
 Wertheimer: Visuelle System teilt Teile nach
Gruppierungsgesetzen in Ganzheiten ein
 Wahrnehmungsgesetze verhelfen zu einer korrekten
Wiedergabe der Gegenstände des Gesichtfeldes, z.B.
Tarnfärbung von Tieren
Elemente der Gestaltpsychologie
 Rubin entdeckte weiteren Aspekt der Bewusstseinsorganisation 
Figur-Grund-Trennung: selbst wenn das Bewusstsein alle Teile
eines zusammenhängenden Gebietes korrekt zusammenfasst, kann
es dieses entweder als Gegendstand (Figur) oder als
dahinterliegende Fläche (Grund) auffassen.
 Aber: bei mehrdeutigen Bildern-z.B. teilweise verdeckte Figurenneigt das visuelle System dazu, die einfachste mit der verfügbaren
Information vereinbare Form zu sehen
Die Theorie des Isomorphismus:
ein Irrweg
 Gestalttheoretiker versuchten, Phänomene der
Wahrnehmung mit Hilfe der Physiologie zu verstehen


Sie behaupteten, dass es eine „weitgehende, strukturelle Gleichheit
(einen Isomorphismus) zwischen dem subjektiven Erleben und den
zugrunde liegenden Vorgängen im Nervensystem“ gebe
Beispiel Wertheimers zweier Lampen, die abwechselnd ein und aus
geschaltet werden man nimmt einen Lichtpunkt war
 Wertheimer war der Meinung, dass die Vorgänge im Gehirn
die gleichen Strukturen hätten, wie die wahrgenommene.
Die Theorie des Isomorphismus:
ein Irrweg
 Gestalttheoretiker sahen die Vorgänge im Gehirn als das
Fliessen von Strom, der nicht an Nervenfasern gebunden sei.
Reize würden elektrische Felder verursachen, die in
Wechselwirkung treten und nach einem Zustand minimaler
Energie strebten
 Die Neurophysiologie als Übermittlung von elektrischen
Signalen mittels Neuronen ließ sich mit ihrem Konzept von
Wechselwirkung und Organisation nicht vereinbaren
 Köhler sah das Gehirn nur als physikalisches Systemphysische Gestalt- das nach einem Gleichgewichtzustand
strebt
Gruppierungsgesetze
 Keines von Wertheimer entwickelten Gruppierungsgesetzen
ist bisher widerlegt worden, nur erweitert





Gesetz der Umschließung: Ein Beobachter neigt dazu, Objekte zu
Gruppen zusammenzufassen, die sich innerhalb desselben
geschlossenen Bereiches befinden
Gesetz des Zusammenhangs: das visuelle System neigt dazu, jeden
einheitlich strukturierten, zusammenhängenden Bereich als eine Einheit
zu sehen
Gesetz der Nähe: Nähe zweier Reize auf der Netzhaut
Gesetz des gemeinsamen Bereichs
Gesetz der Ähnlichkeitsgruppierung nach Helligkeit
Gruppierungsgesetze
Allerdings wird die Basis in Frage gestellt, auf der
die Gesetze ihre Wirksamkeit entfalten
 Wertheimer geht davon aus, dass die Gruppierung sehr früh
in der visuellen Reizverarbeitung stattfindet

Gesetz der Nähe Nähe zweier Reize auf der Netzhaut
 Es könnte aber auch sein, dass erst eine Gruppierung
stattfindet, wenn räumliche Tiefe und Beleuchtung
einbezogen sind
Gruppierungsgesetze
 Versuch mit an Schnüren aufgehängten Leuchtperlen
 Ergebnisse:

Gesetz der Nähe neu interpretiert visuelle System nimmt
Gruppierung nach Nähe im dreidimensionalen Raum wahr statt nach
der Nähe auf der Netzhaut, daraus folgt, dass Gruppierung nach
Nähe nach der Tiefenwahrnehmung erfolgt
 Die Forschung in diesem Bereich ist auch noch nicht
abgeschlossen
Prägnanz
 Prinzip der Prägnanz  das visuelle System konvergiert gegen die
regelmäßigste und symmetrischste Wahrnehmung, die mit der sinnlichen
Information vereinbar ist
 Ist immer noch ein aktuelles, anerkanntes Prinzip
 Es erfolgte nur eine Präzisierung vorgenommen zur Vereinfachung  Je
einfacher die Struktur, desto weniger Information ist zu ihrer
Beschreibung.
 Garner bestätigte dies: Man kann einfache und symmetrische Muster
schneller vergleichen, besser behalten klarer beschreiben als andere
 Köhlers Theorie der „Physischen Gestalten“ wird überarbeitet und in
eine neue Form gebracht in der Theorie der „neuronalen Netze“
Prägnanz
 Theorie der neuronalen Netze  Bewusstseinsprozesse entstehen aus
dem Verhalten vieler verbundener Einheiten, die einfache
Rechenoperationen durchführen können und die man sich als Neuronen
vorstellen darf

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
Einheiten beeinflussen sich gegenseitig durch Hemmung oder Erregung,
ähnlich wie synaptischen Verbindungen zw. Nervenzellen
System wird durch einen Reiz erregt, der nur Teile der Einheiten beeinflusst
Aktivität breitet sich über das Netz aus, bis ein Gleichgewichtzustand
minimaler Energie erreicht ist
 Bisher hat das Model Entwurfcharakter, wird aber weiter erforscht
Lernen durch Erkennen
 Gestalttheorie wirkt sich auch aus auf Lern-, Gedächtnisund Denkforschung  wichtige Folgen für
Erziehungswissenschaft und Sozialpsychologie
 Allerdings heftige Auseinandersetzungen über frühe
Theorien mit den Behavioristen


Thorndike vertrat die These, dass Tiere keine Denk- oder
Verständnisleistung bringen, sondern durch Versuch und Irrtum
Probleme lösen
Versuch mit Katze in einer Kiste Schlussfolgerung: Katze
vollbringt keine Denkleistung, sonder allmähliche Assoziation
Lernen durch Erkennen
 Köhler hielt dagegen mit einem Schimpansenversuch, da er
der Meinung war, dass der Versuchsaufbau der Katze von
vorneherein keine Chance lasse, Denken oder Verstehen zu
zeigen

Er ließ die Affen entdecken, dass sie mit einem Stock eine Banane
holen können
 2 wesentlich unterschiedliche Punkte der Ergebnisse
widersprachen Behavioristen


1. Erkenntnis kam durch blitzartige „Einsicht“
2. Fehler waren nicht zufällig, sondern ließen Intelligenz und
Verständnis erkennen
Lernen durch Erkennen
 Auch wenn „Einsicht“ noch nicht erklärt werden kann, gibt
es Erklärungsansätze der Mechanismen des Verstehens


Menschen verstehen durch Erklärung
Zuhören reicht nicht- Bewusstsein muss die gleiche oder ähnliche
kognitive Struktur haben wie beim Erklärenden
 Konzept des Lernens durch Einsicht als Gegengewicht zur
Behavioristischen Theorie des geduldigen
Auswendiglernens ohne Verständnis als Voraussetzung
 Wer begreift, vergisst eine gelernte Sache weniger schnell
und kann sie auf ähnliche Situationen anwenden
Lernen durch Erkennen
 Nach Ansicht der Gestalttheoretiker ist Problemlösung ein
kreativer und auffordernder Akt, die Lösung nicht durch
Glück zu finden.
 Größtes Hindernis ist das Verbeißen in eine einzige Theorie
 Sobald man bereit ist, neues zu versuchen, kommt
„Einsicht“ fast von selbst zusammen mit dem „Aha-Effekt“
Sozialpsychologie
 Kampf gegen Behaviorismus auch im Bereich der
Sozialpsychologie

Hier die Annahme, dass sich soziales Verhalten allein als Reaktion
auf gesellschaftliche Belohnung („Verstärkungen“) wie
Annerkennung und Lob gründet
 Theorie von Lewin, Heider und Asch  Mensch erklärt sich
das Verhalten anderer dadurch, dass er ihre Gefühle,
Wahrnehmungen, Ziele, Überzeugungen und Absichten mit
einbezieht: Attributionstheorie
 Attributionstheorie hat Behaviorismus vom 1. Platz
vertrieben
Gesamtbewertung
 Zwar hat Gestaltpsychologie sind in einigen Feldern
erfolgreich durchgesetzt, wird aber immer noch skeptisch
betrachtet
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1. Weil sie subjektives Erleben untersucht,was die Behavioristen als
unwissenschaftlich betrachten
2. Werden Ergebnisse nur selten durch Experimente belegt, sondern
durch einfache Demonstrationen
3. Theorien werden qualitativ und nicht mit der geforderten
Genauigkeit dargestellt
Gesamtbewertung
 Die Neurophysiologie hat viele ihrer Ansichten darüber, wie
das Gehirn arbeitet widerlegt
 Heute herrscht der wissenschaftliche Glaubensgrundsatz
vor, dass man das Ganze nur verstehen kann, wenn man es
in seine Einzelteile zerlegt  kompletter Widerspruch zu
den Gestalttheoretikern, die vom genauen Gegenteil
ausgehen!!!
Gesamtbewertung
 Allerdings hat sie Auch viele wichtige Erkenntnisse
gebracht

Gruppierung, Figur-Grund-Organisation, Bezugssystem, Einfachheit
und Symmetrie, Scheinbewegung....
 Strukturalismus und Behaviorismus wurden von ihr
grundlegend beeinflusst
 Und selbst das Interesse, dass man heute in das Erforschen
neuronaler Netzwerke steckt, begründet sich auf
gestalttheoretischem Gedankengut
Fragen
 Wie lautet die Grundidee der Gestalttheoretiker?
 Mit welcher Theorie beeinflusste die Gestaltheorie die
behavioristische Sozialpsychologie?
 Und wie sah diese Theorie aus?
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