02 Koordinatensysteme

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Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel I: Astronomische Größenordnungen,
Einheiten, Koordinatensysteme
Kapitel I:
Astronomische Größenordnungen, Einheiten,
Koordinatensysteme
1
Horizontales Koordinatensystem
Höhe über
Horizont: h
 Azimutwinkel
zu Nord: A
 Positionsangaben
orts- und zeitabhängig
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Kapitel I: Astronomische Größenordnungen,
Einheiten, Koordinatensysteme

2
Äquatoriales Koordinatensystem (fest)
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Einheiten, Koordinatensysteme







Deklination: Höhe über
dem Himmelsäquator: 
Stundenwinkel t
Winkelabstand vom Meridian
(Süd) via S-W-N-O; üblicherweise in Stunden (Linkssystem)
t=0h0m0s  Objekt steht
im Süden (kulminiert)
Deklination ist orts- und
zeitunabhängig
Stundenwinkel ortsabhängig
(Zeitverschiebung/-zonen) und
zeitabhängig (Erddrehung)
 > 90° -   Objekt geht nicht unter (zirkumpolar)
 <  - 90°  Objekt von der geographischen Breite  nie zu
beobachten
3
Sonnenzeit und Sternzeit

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Einheiten, Koordinatensysteme






(Sonnen)Tag: mittlerer
Abstand zwischen zwei
Kulminationen der Sonne
Sterntag: mittlerer
Abstand zwischen zwei
Kulminationen eines
Sterns
Erde bewegt sich knapp
1° pro Tag um die Sonne
 Sonnentag dauert
etwa 4 min länger
als ein Sterntag
1Sterntag = 23h56m4s.091 entspricht bis auf 0.0081s (Präzession)
der Rotationsperiode der Erde
1 Sternstunde=1/24 eines Sterntages etc.
Sternzeit =0h0m0s: Kulmination des Frühlingspunkts  (Position
der kulminierenden Sonne bei Frühlingsbeginn)
Allgemein: Sternzeit = Stundenwinkel von 
4
Äquatoriales Koordinatensystem
(beweglich)

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



Deklination: 
Rektaszension:
Winkelabstand zu 
in Stunden:  =  - t
via S-O-N-W
(Rechtssystem)
Positionsangabe ortsund zeitunabhängig
Allerdings bewegt sich
 proportional zur Erddrehung  eine zusätzliche
zeitabhängige Winkelangabe notwendig  Sternzeit 
Erdachse nicht fix im Raum (Präzession, Nutation)
 Angabe des Referenzsystems (Äquinoktium), z.B.
1950.0 oder 2000.0
5
Umrechnung der Systeme

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
Über nautisches Dreieck (Kugelgeometrie)
äquatorial in horizontal für geographische
Breite 
sin z sin A  cos  sin t
cos z  sin  sin   cos  cos  cos t
 sin z cos A  cos  sin   sin  cos  cos t

horizontal in äquatorial
cos  sin t  sin z sin A
sin   sin  cos z  cos  sin z cos A
cos  cos t  cos  cos z  sin  sin z cos A
6
Die Jahreszeiten

Ergebnis von
Umlauf der Erde um die Sonne
 Neigung der Erdachse um 23.5° zur
Bahnebene der Erde um die Sonne
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
7
Die Ekliptik
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
Bahn der Sonne am
Himmel im beweglichen
Äquatorialsystem




Schnittpunkte der Ekliptik
mit dem Himmelsäquator
 Frühlingpunkt (aufsteigend): 
 Herbstpunkt (absteigend)
Schiefe der Ekliptik: 23.5°
12 Sternbilder entlang der Ekliptik: Tierkreis (Zodiac)
Ekliptikales Koordinatensystem


Ekliptikale Länge  (=0° = Frühlingpunkt )
Ekliptikale Breite 
8
Sterne und Planeten

Sterne:

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




Punktförmige Lichtquellen am Himmel
Entfernungen: nächster Stern  1.29 pc
Mit bloßem Auge: ca. 2000-10000 Sterne sichtbar
auch mit Fernrohr nicht räumlich aufzulösen
nahezu ortsfest (Fixsterne)
 d.h. , de facto const.
 Eigenbewegung heller Sterne typisch 0.001 …
0.01 arcsec p.Jahr, maximal wenige arcsec
p.Jahr
Planeten


Fernrohr: Scheibe (Jupiter 45″, Mars bis zu 24″)
Bewegen sich im Vergleich zu den Fixsternen
(Wandersterne)
9
Sternbilder
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
Zusammenfassung
von Sternen in
„anschauliche“ Bilder,





oft mit mythologischen Hintergrund (griechische
Sagen)
Seit 1928 offizielle Einteilung in 88 Sternbilder
(rechtwinklig begrenzte Gebiete im Äquinox 1875.0)
Tierkreis: 12 Sternbilder entlang der Ekliptik, je 30°
großen Abschnitten zugeordnet
Scheinbare Nähe impliziert nicht tatsächliche
Nachbarschaft oder gar physikalische
Assoziation
Beispiele: Orion, großer Wagen
10
Zeitmessung und Kalender

wahre Sonne:

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

mittlere Sonne:


Stundenwinkel der Sonne + 12h
Zeit, die eine Sonnenuhr angibt
Stundenwinkel einer hypothetischen Sonne, die sich
mit konstanter Winkelgeschwindigkeit bewegt
Abweichungen zwischen wahrer und mittlerer
Sonne um bis zu 16 min:
Sonne bewegt sich auf einer Ellipse
 Schiefe der Ekliptik
 Zeitgleichung (= wahre – mittlere Sonnenzeit)


Effekt: Sonnenaufgang Anfang Januar zu nahezu
fester Zeit, obwohl Tageslänge zunimmt
11
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Zeitgleichung
12
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Analemma
Aufnahme der
Sonnenposition
über das Jahr
jeweils zur
Mittagszeit
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Zonenzeit und Sommerzeit

Zeitmessung ortabhängig

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
Zeitzonen (üblicherweise in Zonen zu 15°=1h)



Weltzeit (UT) am Nullmeridian
Mitteleuropäische Zeit (15°O)
Sommerzeit (z.B. MESZ):



für Breite Berlins, 1° = 4 min = 87.5km
Letzter Sonntag im März: 1h vorstellen
Letzter Sonntag im Oktober: wieder zurückstellen
Extrembeispiel:


Santiago (Spanien) (9°W) mißt in MEZ bzw. MESZ
Ende März kulminiert in Lissabon die Sonne um
12h00m +1h + 1h36m + 6m = 14h42m
15° + 9° geoSZ
Zeitgleichung
graphische Länge
14
15
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Präzession und Nutation

Erde ist ein Kreisel,
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


nicht perfekt kugelsymmetrisch
Mond versucht ihn aufzurichten
 Präzession, Nutation
Verlagerung der Rotationsachse der Erde
relativ zur Ekliptik und der Erdbahn aufgrund
der Gravitations-WW mit Sonne, Mond und
Planeten.



säkularer Anteil: Lunisolar-Präzession
periodischer Anteil: Nutation
anderen Planeten: planetarische Präzession
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Präzession und Nutation

Erdachse nicht fix im Raum  Angabe des Referenzsystems
(Äquinoktium), z.B.



2000.0
1950.0
Ein Umlauf des Himmelspols um den Pol der Ekliptik dauert ca.
26000 Jahre.
17
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Präzession und Nutation
18
Präzession und Nutation
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Einheiten, Koordinatensysteme


Bahn des Mondes um die
Erde ist um etwa 5.1°
gegen die Ekliptikebene
geneigt
Knoten dieser Bahn
rückläufig durch die
Ekliptik mit einer
Umlaufzeit von etwa 18.6
Jahren


⇒
mal addiert sich die Neigung
der Mondbahn zur
Ekliptikschiefe von 23.5°
Mal wird sie abgezogen
Drehmoment auf die
Erdachse ändert sich
19
Weitere Störeffekte in der
Astrometrie

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
Parallaxe (i.allg. zu klein)
atmosphärische
Refraktion



Brechung des Lichts
in Richtung auf den
größeren Brechungsindex
außer in Horizontnähe gilt ungefähr
z′=z+58.2″tan z
Extremeffekt nahe
Horizont: ca. 35′
(vgl. Durchmesser
Sonne/Mond: 30′)
20
Weitere Störeffekte in der
Astrometrie: Aberration


Verschiebung der scheinbaren Position
eines Stern  um Winkel  nach ′
aufgrund der endlichen
Lichtgeschwindigkeit
Bestimmte c zu 301000 km/sec
Sinussatz und v ≪ c
Jährliche Aberration



v=30km/s  k = v /c = 10-4 = 20.5″
(Aberrationskonstante)
Stern mit ekliptischer Breite  beschreibt
Ellipse mit Halbachsen k und k sin
c


  = v /c tan

′
v
k
k sin
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Einheiten, Koordinatensysteme



stellare Aberration (Bradley 1728)
Tägliche Aberration:


vÄqu=0.465 km/s
für geog. Breite  ist die Konstante der
täglichen Aberration ktägl= 0.32″cos 
21
Das Jahr

tropisches Jahr
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



siderisches Jahr




Umlaufzeit der Sonne zwischen zwei Passagen des
Frühlingspunkts 
relevantes Zeitmaß zur Bestimmung der Jahreszeiten
(Ephemeridenzeit bis 1967)
365d05h48m46s = 365.242199d
Umlaufzeit der Sonne bzgl. des Sternhimmels
365d06h09m10s = 365.2564d
Unterschied wg Präzession der Erdachse
anomalistisches Jahr



Zeit, die die Erde zwischen zwei Passagen des Perihel
(sonnennächster Punkt) verbringt
365d06h13m53s = 365.2596d
Unterschied wg Periheldrehung
22
Der Kalender

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Einheiten, Koordinatensysteme

Mondkalender (e.g. jüdischer, islamischer K.)
historische Jahreszählung


astronomische Jahreszählung


kennt kein Jahr Null: -4,-3,-2,-1,1,2,3,4,5
kennt das Jahr Null: -3,-2,-1,0,1,2,3,4,5
römische Kalender




Mondkalender
12 Monate mit zusammen 355 Tage
Schaltmonat zum Jahresende
Notwendigkeit des Schaltmonats durch
Entscheidung der Priester
23
Der julianischer Kalender
(46 v.Chr.)

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Einheiten, Koordinatensysteme


Das Jahr hat 365 Tage
Ein zusätzlicher Schalttag alle 4 Jahre
(Jahreszahl durch 4 teilbar)
mittlere Jahreslänge 365.25 Tage,


Konzil von Nicaea (325 n.Chr.):


d.h. Abweichung von 11m14s pro Jahr = 1 Tag alle
128 Jahre
Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten
Frühlingsvollmond
Frühlingsbeginn hatte sich 325 n.Chr. bereits
vom 25.März auf den 21. März verschoben
24
Der gregorianische Kalender

der julianische Kalender akkumulierte bis 1582
Abweichungen von 10 Tagen (Frühlingsbeginn 11. März)
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



per Dekret folgte auf den 4. Okt.1582 der 15.Okt.1582
Jahrhunderte sind nur dann Schaltjahre, wenn Sie durch 400
teilbar sind  Korrektur um 3/400 Tage, anstatt 1/128
 Genauigkeit: 1 Tag in 3300 Jahren
Neuzeit: durch 4000 teilbare Jahre sind keine Schaltjahre
 Genauigkeit: 1 Tag in 20000 Jahren
16-18 Jhdt: angenommen in katholischen Ländern, aber
nicht in protestantischen oder orthodoxen



Preußen: 1700 (Gründung der königlich-preußischen Sternwarte
 AIP)
England und amerikanische Kolonien: 1752 (11 Tage)
 bis dahin begann das Jahr in England am 25.März
 Kuriosität: Washingtons Geburtstag heute 22.2.1732, in
seiner Zeitrechnung 11.2.1731
Rußland: 1918 (13 Tage)
25
Der orthodoxe Kalender (1923)

orthodoxer Kalender (1923)
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


Basiert auf julianischer Kalender
Jahrhunderte sind nur dann Schaltjahre, wenn durch
900 geteilt den Rest 200 oder 600 ergeben
 1900/900 = 2 Rest 100  kein Schaltjahr
 2000/900 = 2 Rest 200  Schaltjahr
 2100 … 2300  Rest 300…500  kein Schaltjahr
 2400/900 = 2 Rest 600  Schaltjahr
 2500 … 2700  Rest 700…0  kein Schaltjahr
 2800/900 = 3 Rest 100  kein Schaltjahr, aber
Schaltjahr im gregorianischen Kalender !!!
Genauigkeit: 1 Tag in 44000 Jahren
26
Astronomische Zeitangaben:
Julianisches Datum

Durchlaufende Tageszählung
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




Nullpunkt: 1.1.4713 v. Chr.
Tageswechsel zur Mittagszeit UT (Astronomen
beobachten nachts!)
Einfache Subtraktion gibt Tagesabstand zwischen
zwei Ereignissen in verschiedenen Jahren und
Monaten
Abkürzung: JD
Beispiele:


1.Jan.1980, 00h00 UT:
JD 2444239,5
23.Okt.2003, 17h00 MESZ: JD 2452935,125
27
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