Fettsäurestoffwechsel Dr.rer.nat.Wolfgang Bayer AK-Weltkongress, Mai 2006, Wien Fett – was ist das? HOOC-(CH2)14-CH3 H2-C-OOC-(CH2)14-CH3 H-C-OH +2OHOOC-(CH2)14-CH3 -3H H2-C-OH + HOOC-(CH2)14-CH3 H-C-OOC-(CH2)14-CH3 H2-C-OH Glycerin + Palmitinsäure H2-C-OOC-(CH2)14-CH3 Triglycerid Natürliche Fette und Öle bestehen aus Glycerinestern der höheren geradzahligen Fettsäuren = Triglyceride Fettsäurerest 1 Glycerin Glycerin Fettsäurerest 1 Fettsäurerest 2 Fettsäurerest 3 Triglycerid Cholin P =Phosphat P Phospholipid (Phosphatidylcholin) Fettsäurerest Fettsäurerest Sphingosin Cholin P Sphingolipid Fettsäurerest 2 Sphingosin Zucker (Sphingomyelin) Glycolipid (Cerebrosid) Fettsäuren gesättigte Fettsäuren ungesättigte Fettsäuren einfach ungesättigte Fettsäuren mehrfach ungesättigte Fettsäuren ω-3-Fettsäuren ω-6-Fettsäuren Nomenklatur von Fettsäuren Wie kann man diese Fettsäure bezeichnen? ω-Ende 18 15 12 9 cis-9,12,15-Octadecatriensäure 18:3, ω-3 α-Linolensäure 1 δ-Ende Stearinsäure, 18:0 gesättigt einfach ungesättigt mehrfach ungesättigt α- cis- und trans-Fettsäuren H3C cis C H CH3 H3C C trans C H H H C CH 3 cis-Fettsäuren sind die natürlich vorkommenden Fettsäuren trans-Fettsäuren entstehen bei der Härtung von Fetten (Margarine). Sie haben starre Strukturen und es wird ihnen ein atherogener Stellenwert beigemessen. Aufnahme und Synthese von Fettsäuren (1) Im Duodenum werden Nahrungsfette (Triglyceride) durch Lipasen zu Monoglyceriden und freien Fettsäuren gespalten.Nach Resorption werden Triglyceride resynthetisiert und durch Chylomikronen zu Geweben transportiert, bzw. im Fettgewebe gespeichert. Ausgehend von Glucose können Fettsäuren endogen durch das Enzym Fettsäure-Synthase gebildet werden. Es entstehen gesättigte Fettsäuren von bis zu 16 CAtomen - Palmitinsäure (16:0). Aufnahme und Synthese von Fettsäuren (2) Nachfolgende Reaktionen führen zu verlängerten gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren, nicht jedoch zu den mehrfach ungesättigten C 18 – Fettsäuren (ω-3 und ω-6). Aus den in der Leber gebildeten Fettsäuren können Triglyceride aufgebaut werden. Sie werden gebunden an VLDL´s an das Blut abgegeben. Die Speicherung der Fette erfolgt in den Fettzellen (Adipozyten). Dort unterliegen sie einem ständigen Auf- und Abbau. Die Menge an Körperfett beträgt ca. 8 – 15 kg beim Mann und ca. 10- 20 kg bei der Frau. = Coenzym A Fettsäureabbau durch ß-Oxidation Verkürzung der Fettsäure um 2 C-Atome in jedem Reaktionszyklus. Es entsteht AcetylCoA, das im Citratzyklus zu CO2 und ATP metabolisiert werden kann. 1 Mol Palmitinsäure liefert 106 Mol ATP, entsprechend 3300 KJ/Mol Fettsäureabbau und Energiegewinnung Fettgewebe Fett Plasma Darm Triglyceride Fettsäuren Lipolyse Fettsäuren Muskel Ketonkörper Spaltung Fettsäuren Leber Fettsäuren ß-Oxidation Acetyl-CoA Ox.Phos. Acetyl-CoA Ketogenese ATP Ketonkörper ATP Physiologische Funktionen von Fettsäuren Energiegewinnung in den Mitochondrien Isolation: mechanisch, elektrisch Bausteine von Zellmembranen Eicosanoid-Synthese: Immunregulation, Regulation von Vaso-und Brochotonus Beeinflussen Lipidstoffwechsel, senken Triglyceride Regulieren zentralnervöse und sensorische Funktionen Wichtig in der Schwangerschaft: Entwicklung von Nervensystem und Gehirn des Feten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren α-Linolensäure und Linolsäure, die Basissubstanzen der ω-3- und ω-6-Fettsäuren können vom menschlichen Organismus nicht synthetisiert werden. 250 Verhältnis ω-6-/ω-3-Fettsäuren 200 150 Häufigkeit 100 50 25,0 24,0 23,0 22,0 21,0 20,0 19,0 18,0 17,0 16,0 15,0 14,0 13,0 12,0 11,0 9,0 10,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 0,0 Häufigkeit Es handelt sich um essentielle Fettsäuren, die regelmäßig über die Nahrung in einem ausgewogenen Verhältnis zugeführt werden müssen. D.A.CH.-Empfehlung ω-6/ω-3: 5 : 1. Verhältnis Omega-6-/Omega-3-Fettsäuren Quotient Omega-6-/Omega-3- Fettsäuren Weitere Information: www.labor-bayer.de Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können nicht ineinander umgewandelt werden. Aus α-Linolensäure und Linolsäure können durch Desaturierungs- und Elongationsschritte weitere längerkettige Fettsäuren gebildet werden. (Dies finden wir immer wieder in der Literatur, aber stimmt das wirklich?) Weitere Information: www.labor-bayer.de Omega-9-Reihe Ölsäure 18:1, ω-9 Omega-6-Reihe Omega-3-Reihe α-Linolensäure Linolsäure 18:2, ω-6 18:3, ω-3 δ-6-Desaturase 18:2, ω-9 γ-Linolensäure 18:3, ω-6 18:4, ω-3 Elongation 20:2, ω-9 Dihomo-γ-Linolensäure 20:3, ω-6 20:4, ω-3 δ-5-Desaturase Eicosatriensäure 20:3, ω-9 Arachidonsäure 20:4, ω-6 Eicosapentaensäure 20:5, ω-3 Elongation Eicosanoide der 1er-Reihe PGE1,PGI1,TXA1 Eicosanoide der 2er-Reihe PGE2,PGI2,TXA2 LTB4, LTC4 proinflammatorisch Eicosanoide der 3er-Reihe PGE3,PGI3,TXA3 LTB5, LTC5 antiinflammatorisch 22:5, ω-3 δ-4-Desaturase Docosahexaensäure 22:6, ω-3 Die Eicosanoide 1. Prostaglandine können in zahlreichen Geweben gebildet werden und besitzen gewebsspezifische Wirkungen, z.B. in Enzymsystemen. 2. Prostacycline werden in Endothelzellen der Blutgefäße gebildet, sie hemmen die Thrombozytenaggregation und bedingen eine Gefäßerweiterung. 3. Thromboxane als Antagonisten der Prostacycline werden in Thrombozyten gebildet. Sie führen zu Thrombozytenaggregation und Gefäßverengung. 4. Leukotriene werden in Leukozyten und anderen Zellen gebildet und sind an allergischen und entzündlichen Reaktionen beteiligt. anti-inflammatorisch pro-inflammatorisch Omega-3-Fettsäuren und Entzündungsmarker Sonnenblumenöl, ω-6 Leinöl, ω-3 +9g Fischöl James, M.J. et al.: Am. J. Clin. Nutr. 71, 343S-348S, 2000 +9g Fischöl 41-jährige Patientin, mehrmonatiger Verzehr von 3 Esslöffeln Leinöl 5 mal wöchentlich