Inverse Probleme Anwendung bei der Experimentauswertung Inverses Problem • • • Aus indirekten Beobachtungen eines Objekts auf dessen physikalische Eigenschaften zurückschließen Beispiele: – Computer-Tomographie – Seismologie – Astronomie – Signalverabeitung und Mustererkennung – Auswertung von EXAFS-Daten Mathematische Formulierung: b b( x) K ( x, t ) f (t )dt a b(x ) - gemessene/beobachtete Größe f (t ) - gesuchte physikalische Eigenschaft K ( x, t ) - Integralkern, beschreibt wie die gesuchte physikalische Eigenschaft die gemessenen Größe erzeugt (Theorie) Inverses Problem Lösung + Schwierigkeiten Die Fredholmsche Integralgleichung b b( x) K ( x, t ) f (t )dt a wird diskretisiert, es entsteht ein Gleichungssystem b A* f wobei b und f Vektoren, A eine Matrix sind die formale Lösung der Gleichung wäre dann 1 f A *b aber 1. kleine Fehler in b, bzw. in A (Theorie kann ungenau sein!) führen zu großen Abweichungen in f (Oszillationen) 2. die Matrix A ist meist schlecht konditioniert, traditionelle Verfahren zur Berechnung der Inversen (Gauß-Jordan-Algorithmus, Adjunkte) scheitern. 1. Schwierigkeit → Regularisierung Suche nach Lösung, die folgender Bedingung genügt: f arg min A * f b 2 2 f A* f b f 2 2 2 2 2 2 → minimale Norm des Residuums und 2 → minimale Norm der Lösung (Oszillationen!) Regularisierungparameter klein → geringe Dämpfung der Oszillationen groß → Dämpfung der Struktur der Lösung Minimierungsproblem (Methode der kleinsten Quadrate) führt zu f A * A I T 2 1 AT * b es bleibt: - möglichst exakte Matrizeninversion - Bestimmung des Regularisierungsparameters 2.Schwierigkeit → Singulärwertzerlegung (SVD) Jede rechteckige m x n Matrix A kann zerlegt werden in A U W V T mit U U T V V T I W diag [ w j 1,n ], w1 w2 ... wn dabei hat U die gleiche Gestalt wie A, V ist eine quadratische n x n Matrix, nach den Regeln der Matrizenalgebra ergibt sich für die Inverse von A A 1 U W V T V W 1 U T 1 W 1 diag [ w j 11,n ] der Wert w1/wn heißt Konditionszahl der Matrix A, wenn (Konditionszahl)-1 ~ Rechnergenauigkeit, dann ist A schlecht konditioniert. Optimaler Regularisierungsparameter A U *W *V T 1 T T 2 in Gleichung für regularisierte Lösung f A * A I A * b W T f V U *b führt zu 2 2 W I wn f V * W 1 * U T * b A 1 * b 1 1 T T w1 f V * 2 W * U * b 2 A * b Einsetzen der Singulärwertzerlegung Optimaler Regularisierungsparameter: 1. kleiner Fehler 2. kleine Oszillationen der Lösung für das Residuum ergibt sich W2 T U *b b A * f U * I 2 2 W I → Norm der Lösung und Norm des Residuums als Funktion des Regularisierungsparameters λ L-Kurve Norm der Lösung als Funktion der Norm des Residuums parametrisiert mit Regularisierungsparameter in logarithmischer Darstellung λ32 = 0,17*10-16 λ22 = 0,55*10-4 λ12 = 2,51*10-2 Optimaler Regularisierungsparameter ~ Knick in der L-Kurve, maximale Krümmung der L-Kurve, Anwendung: Analyse der Feinstruktur von Röntgenabsorptionsspektren (EXAFS) Augereffekt Der normierte oszillierende Teil des Spektrums (NOP) entsteht durch Interferenz bei der Rückstreuung herausgeschlagener Elektonen an benachbarten Atomen und wird bestimmt durch Nahordnung: • Entfernung zu nächsten Nachbarn Reff • Koordinationszahl N (Anzahl von Atomen mit Reff) • Debye-Waller-Faktor σ2 Nahordnung → Information über chemische Bindung z.B. wie werden radioaktive Stoffe im Abraum gebunden Inverse Aufgabe: Bestimmung der Paarverteilungsfunktion Nahordnung (Reff, N und σ2) wird beschrieben durch Paarverteilungsfunktion g(r) Reff arg max g r r2 N 4 r 2 g r dr r1 2 - Halbwertsb reite 0 r ra 0 g r g r ra r 1 r 1 g r * 4r 2 dr 1 V 0 Quantenmechanische Betrachtung: 2r 4 sin 2kr k dr (k ) g ( r ) * f ( k , r ) exp k 0 k Bestimmung von g(r) aus NOP χ(r) → inverse Aufgabe Beispiel: Cm3+ in wässriger Lösung Bei ROBL am ESRF in Grenoble wurden • EXAFS-Spektren von Cm3+ in wässriger Lösung aufgenommen • das NOP aus dem Spektrum bestimmt • Mit Hilfe der Regularisierungsmethode bei optimalem Regularisierungsparameter konnte die Koordinationszahl mit 9.2 bestimmt werden Bisherige (Fit)-Methoden ergaben in Abhängigkeit von Fit–Parametern Werte zwischen 8.4 und 9.3 4 2 (k)k 3 Das langlebige Curium-Isotop spielt wichtige Rolle in Nuklearmülllagern, die Frage, von wievielen Sauerstoffatomen es in wässriger Lösung umgeben ist, hat Bedeutung für die Abschätzung seiner Mobilität. 0 -2 -4 4 5 k,[Å-1] 6 7 8 Literatur 1. 2. 3. 4. 5. Numerical Recipes in Fortran, Cambridge University Press 1992, S.51 (FZD: I 2038) Rank-Deficient and Discrete Ill-Posed Problems: Numerical Aspects of Linear Inversion, Hansen, P.C., 1998, SIAM monographs on mathematical modeling and computation, ISBN 0-89871-403-6 Hansen, P.C. The L-Curve and its Use in the Numerical Treatment of Inverse Problems (http://www2.imm.dtu.dk/pubdb/views/publication_details.php?id=449) Matlab Software for Regularization of Discrete Ill-Posed Problems (http://www2.imm.dttu.dk/~pch/Regtools/index.html http://www.mathworks.com/matlabcentral/fileexchange/loadFile.do?objectId=52&objectType=file) Zeitschriften: • • Inverse Problems, Elektonische Zeitschrift des IOP (Institut of Physics) zum Themenkreis Inverse Probleme: http://www.iop.org/EJ/journal/IP (seit 1985) Journal of Inverse and Ill Posed Problems, http://www.ingentaconnect.com/content/09280219