M 5 Marburg / Kirchenjahr - Theologische Fakultät Fulda

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Liturgie als Quelle und Höhepunkt des
kirchlichen Lebens: Das Kirchenjahr
Prof. Dr. Cornelius Roth, Fulda
Hinführung
 Heortologie (ἑortἤ = Fest)
 Keine katechetische Nachzeichnung des Lebens Jesu
 Feiern im Rhythmus der Zeit
 Begegnung mit dem einen Passah-Mysterium des Herrn
 Historische Entwicklung der Feste
 Theologischer Schwerpunkt: christologischer Ansatz
 Feiern des Christusgeheimnisses im Rhythmus der Zeit
 Feiern des kairός im crόnoς (K. Bieritz)
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Zyklische Zeitorganisation
 Tag und Nacht (Stundenliturgie der Kirche: Terz, Sext, Non)
 Monat (lunarer Zyklus)
 Jahr (Sonnenzyklus, Jahreszeiten)
 Woche (kein natürlicher Zyklus, soziale Konstruktion, variabel in
unterschiedlichen Gesellschaften)
 Jüdische Sieben-Tage-Woche
 Griechisch-römische Planetenwoche
 Germanische Götterwoche
 Christliche Heilswoche
 Übergangsriten (rites de passage): kollektiv und individuell
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Lineare Zeitorganisation
 Zeit wird erlebt als fortfließend und nimmer wiederkehrend
 Grundlegend für die gesamte abendländische Kultur
 Komplementäres Verhältnis von zyklischer und linearer Zeitauffassung
(Erneuerung und Erinnerung)
 Bild des Bergkegels
 Zielgerichtetheit der Heilsgeschichte (keine endlose Wiederkehr der
gleichen Abläufe)
 Eschatologische Ausrichtung der Zeit durch Jesus Christus
 Spannungsvolle Einheit von „Schon jetzt“ und „Noch nicht“
 Anamnetische Grundstruktur des Kirchenjahres (eschatologisch
ausgerichtet, vom Christusereignis her geprägt)
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Faktoren, die das Kirchenjahr prägen
 Anthropologie
 Fest als notwendiges kulturelles Gedächtnis
 Naturrhythmen (z.B. Quatembertage)
 Heidnische Feste (sol invictus)
 Christliche Heilsgeschichte
 Heiligenverehrung
 Theologie und Frömmigkeit
 Kirchengeschichte
 Jüdischer Festkalender
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Der jüdische Festkalender
 Naturjahr (zyklisch) und Heilsgeschichte (linear): Ursprünglich an das
Naturjahr gebundene Feste und Festbräuche erhielten Schritt für Schritt eine
(heils)-geschichtliche Bedeutung
 Eschatologische Ausrichtung: Das Volk, das in seinen Festen das Handeln
Gottes in der Geschichte feiert, ruft sich nicht nur diese vergangenen Taten
ins Gedächtnis, sondern hofft zugleich auf neues Gotteshandeln jetzt und in
Zukunft.
 Beginn des jüdischen Jahres: erst im Herbst, später im Frühjahr (Monat
Nisan)
 Erschaffung der Welt = Beginn der Zeit: 3761 v. Chr.
 Rolle des Sabbat
 Urfeiertag des jüdischen Volkes
 Festtag und Ruhetag
 später auch Zeichen der eschatologischen Hoffnung und Symbol der
messianischen Zeit
 Aus dem Ruhetag wird ein religiöser Feiertag
 Christliche Umdeutung: Sabbat als Zeichen der Endzeit und Typos der
endzeitlichen Erfüllung in Christus
 Verhältnis von Sabbat und Sonntag
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Wallfahrtsfeste
 Paschafest (Pesach)/ Fest der ungesäuerten Brote (Mazzot)
 Verschmelzung der Feste zu einem einzigen Gedächtnisfest
 Nicht nur historische Erinnerung, sondern auch präsentische Vergegenwärtigung
 „In jeder Generation sollte ein jeder sich so betrachten, als ob er persönlich aus
Ägypten ausgezogen wäre.“
 Wochenfest (Schavuot)
 Sieben Wochen nach dem Fest der ungesäuerten Brote
 Dankfest für die Weizenernte
 Pentekoste
 Laubhüttenfest (Sukkot)
 Fest der Weinlese
 Dauer: Sieben Tage
 Bezug zur Heilsgeschichte: „Jeder Einheimische soll in Hütten wohnen, damit
eure kommenden Generationen wissen, dass ich die Israeliten in Hütten wohnen
ließ, als ich sie aus Ägypten herausführte .“
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Andere Feste im jüdischen Kalender
 Neujahrsfest (Rosch Haschana)
 Versöhnungsfest (Jom Kippur)
 Detailliertes Opferritual (Lev 16)
 Sündopfer für das Volk
 „Bock für Azazel“ / Sündenbock wird in die Wüste getrieben
 Strenges Fasten, lange Gebete und Lesungen, Sündenbekenntnis des Volkes
 Tempelweihfest (Chanukka)
 Bezug auf das 1. Makkabäerbuch
 Neue Weihe des restaurierten entweihten
Tempels am 25. Kislev des Jahres 164 v. Chr.
 Fest mit großer Fröhlichkeit, Fest der Lichter
 Chanukka-Leuchter, „jüdisches Weihnachtsfest“
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
 Purimfest
 Bezug zum Buch Ester (Errettung der Juden in der persischen Diaspora: durch das




Werfen von Losen [= purim] kam es zum Beschluss der Vernichtung)
Fröhliches Fest, Charakter eines Karnevals
Grund für Pogrome im Mittelalter (da zeitlich meist in der Fastenzeit)
Viele Freiheiten erlaubt
Religiöses Gebot des Sich-Betrinkens
Grundfragen der menschlichen und
gottesdienstlichen Zeitgestaltung
Struktur des Kirchenjahres
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 A. Ursprung und Sinnbedeutung des Sonntags
 Erster Tag der Woche als Tag der Auferstehung
 Ursprünglich nur abendliche Versammlung
 Später zweimalige Versammlung am Sonntag: am frühen Morgen
(Wortgottesdienst) und am Abend (Mahl); noch später meist am frühen
Morgen, da abendliche Versammlungen unter Kaiser Trajan verboten wurden
(Brief des Plinius)
 Justin der Märtyrer († 165): Prototyp des späteren Sonntagsgottesdienstes :
Wortgottesdienst mit Verlesung der Hl. Schrift, Predigt und Gebet Eucharistiefeier
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 Verpflichtungscharakter
 Hebr 10, 25: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es
einigen zur Gewohnheit wurde, sondern ermuntert einander, und das um so
mehr, als ihr seht, dass der Tag naht“
 Didache (ca.80-130): „Am Herrentag versammelt euch, brecht das Brot und
sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Sünden bekannt habt, damit euer Opfer
rein sei.“
 Ignatius von Antiochien († 117): Feier des Sonntags als Kennzeichen der
Christen
 Märtyrer von Abitine (4. Jh.): „Wir können ohne das „dominicum“ (=
sonntägliches Herrenmahl) nicht existieren.“
 Didaskalie der Apostel (3. Jh.): „Am Herrentag legt alles beiseite und eilt
gemeinsam zur Versammlung.“
 Konzil von Elvira (303): „Wenn jemand, der in der Stadt wohnt, an drei
Sonntagen nicht zur Kirche kommt, dann soll er für kurze Zeit
ausgeschlossen werden, damit er als Gemaßregelter erscheine.“
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 B. Altchristliche Namen für den Sonntag
 Erster Tag der Woche
 Herrentag (dies dominica: ital. domenica, franz. dimanche, span. domingo)
 Der achte Tag (Tag der Neuschöpfung – Symbol der Achtzahl als Tag der
ewigen Neuschöpfung)
 Tag der Sonne (Christus als „Sonne der Gerechtigkeit“: engl. Sunday, dt.
Sonntag)
 Tag der Auferstehung (russ. Woskresenje)
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 Weitere Entwicklung
 Die Christen setzten die Mahlgemeinschaft, die sie mit dem Herrn vor
seinem Tod und nach seiner Auferstehung verbunden hatte, in Gestalt
regelmäßiger Mahlfeiern am Sonntagabend fort, bis es zu einer Verlegung auf
den Sonntagmorgen kam.
 Justin (2. Jh.): „An dem nach der Sonne genannten Tag findet eine
Zusammenkunft aller, die in Stadt und Land weilen, an einem bestimmten
Ort statt ... Am Sonntag aber kommen wir alle deswegen zusammen, weil es
der erste Tag ist, an dem Gott die Finsternis und die Materie wandelte und die
Welt erschuf und unser Heiland Jesus Christus am gleichen Tage von den
Toten wiederauferstanden ist ...“
 das Kernstück christlicher Sonntagsfeier war die Versammlung, in der das
Wort Gottes verkündet und die Eucharistie bzw. das Abendmahl (hier schon
kein Sättigungsmahl mehr, sondern eine stilisierte, reduzierte Mahlzeit)
gefeiert wurde.
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 C. Sonntagspflicht
 In den ersten 3 Jahrhunderten keine ausdrückliche Verpflichtung zum
Gottesdienst. Erst im 4. Jh. wird der Gottesdienst am Sonntag für die Soldaten
durch ein staatliches Gesetz verpflichtend. Unter Konstantin erhielten alle
christlichen Soldaten am Herrentag Urlaub, um zum Gottesdienst zu gehen,
solange bis sie ihre Gebete verrichtet hatten. Allen nichtchristlichen
Soldaten wurde befohlen, am selben Tag aufs freie Feld zu gehen, um
gemeinsam Gebete zu ihrem Gott zu sprechen.
 Seit dieser Zeit stellen einzelne Provinzialsynoden disziplinäre
Bestimmungen auf mit teils großer Toleranzbreite, z.B. die Synode von Elvira
(303) oder die Statuta ecclesiae antiqua (ca. 450): „Wer am Feiertag zu den
Schauspielen geht und dabei die Zusammenkunft in der Kirche versäumt,
soll aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden“.
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 Weitere Entwicklung der Sonntagspflicht
 Synode von Agde (506): Man muss am Sonntag die ganze Messe besuchen
(can. 47)
 Caesarius von Arles († 542): „…nicht wenn die Lesungen vorgetragen
werden, sondern wenn die Gaben geopfert und konsekriert werden.“
 Constitutiones ecclesiasticae Stephans I. aus Ungarn (1016): Jene, die dem
Gottesdienst fernbleiben, sollen geprügelt und kahl geschoren werden (cap.
7).
 Thomas von Aquin († 1274): Versuch, das 3. Gebot des Dekalogs im
Naturgesetz zu verankern, aber keine ausdrückliche Sonntagsmesspflicht
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 Weitere Entwicklung der Sonntagspflicht
 Antonin von Florenz († 1459): Zehn Gebote der Kirche, die unter Todsünde
verpflichten. Das 1. Gebot ist: „Die Messe hören (!) an Sonn- und
Feiertagen“.
 Petrus Canisius († 1597): In seinem Catechismus minimus stellt er die Gebote
der Kirche den Geboten Gottes gleich; eines davon ist das Gebot der
Messverpflichtung am Sonntag.
 Im 16. Jh. beginnt sich allgemein die Ansicht durchzusetzen, dass das
Versäumnis der Sonntagsmesse eine schwere Sünde sei.
 Individualisierung der Messpflicht am Sonntag (Indult Leos X. 1517): Das
Entscheidende ist nicht mehr die Zusammenkunft der Gemeinde zum
Herrenmahl, sondern die individuelle Erfüllung einer allgemein geltenden
Verpflichtung.
 Im heutigen CIC (1983) wird ebenfalls von einer Verpflichtung zur
Teilnahme an der Messfeier am Sonntag gesprochen (can. 1247). Das
Versäumnis bezeichnet der Katechismus der Katholischen Kirche als
„schwere Sünde“ (KKK 2181).
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 D. Theologische Bedeutung
 Wöchentliches Passahfest (Wochenpascha)
 Verbindung von Karfreitag und Ostern (Paschamysterium)
 Drei Zeitdimensionen
 Tag der Dreifaltigkeit (Mittelalter)
 Problem der „Thematisierung“ von Sonntagsgottesdiensten
 Urfeiertag der Kirche (andere Feiern sollen ihm nicht vorgezogen werden)
 SC 106: Herrentag als „Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres“
 Zukunftsperspektive: Sonntag als Tag der Sammlung der Gemeinde (in
größeren pastoralen Räumen)
Der Sonntag als Urfeier des Paschamysteriums
 E. Gegenwärtige Probleme
 Arbeitsruhe
 Abnahme des Gottesdienstbesuches
 Aktivierung der Gemeinde ?
 Problem des Wochenendes
 Plausibelmachen der Sonntagspflicht (Bedeutung der Eucharistie für die
Gemeinde; Tag des Herrn als Tag der Kirche, an dem sich die Gemeinde
konstituiert; zentraler Ort; Möglichkeit verschiedener Gottesdienstangebote
unter der Woche)
 Gruppenmessen am Sonntag ?
 Sonntag als Tag des Menschen (neue Unabhängigkeit, andere Gestaltung,
Entschleunigung)
 Wiederentdeckung anderer Gottesdienstformen (Andacht, Vesper) am
Sonntagnachmittag
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 A. Ursprung, Datierung, Namen
 Jahresgedächtnis des Pascha
 Osterfeststreit im 2. Jh.
 erste Form: Quartodezimaner in Kleinasien und Syrien (immer am 14.
Nisan). Der Akzent wird auf den Erlösungstod Jesu gelegt.
 zweite Form: Rom und die anderen Teilkirchen (am Sonntag nach dem
14. Nisan). Betonung der Auferstehung und Erhöhung Christi.
 Konzil von Nizäa 325: Beendigung der Auseinandersetzungen um das
Osterdatum durch die Vorschrift, Ostern jeweils am Sonntag nach dem
ersten Frühlingsvollmond zu feiern.
 Damit hat der Ostertermin bis heute eine Schwankungsbreite von fünf
Wochen (22.3. – 25.4.), weshalb man auch von beweglichen Festen und
Festzeiten spricht.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Wunsch nach Fixierung des Ostertermins (seit dem II. Vatikanum)
 „Das Heilige Konzil widerstrebt nicht der Festlegung des Osterfestes auf
einen bestimmten Sonntag im Gregorianischen Kalender“
 Zweiter Sonntag im April? Viele Forscher billigen Freitag, dem 7.4.30, als
Datum der Kreuzigung Jesu ein beachtliches Maß an Wahrscheinlichkeit zu.
Dementsprechend wäre Sonntag, der 9.4.30, der wahrscheinliche
Auferstehungstag.
 „jegliche Lösung nur in ökumenischer Einigkeit“
 Bis heute kein gemeinsames Osterdatum (v.a. Weigerung der orthodoxen
Kirchen), aber weiterhin Bemühen erkennbar (Hoffnung auf ein
panorthodoxes Konzil)
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Namen für das Osterfest
 Ostern (Ostara, Eostre)
 Urständ = Auferstehung
 Ableitung von Osten
 Hedomada in albis (Woche in weißen Kleidern): „alba“ = Morgenröte =
althd.eostarun
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 B. Das österliche Triduum
 Mysterientheologie Odo Casels (Ostern als Kultmysterium des Heilswerkes
Gottes in Christus)
 Osternachtfeier als „Mutter aller heiligen Vigilien“ (Mater omnium sanctarum
vigiliarum; Augustinus)
 „das heiligste Triduum des gekreuzigten, begrabenen und auferweckten
Herrn“ (Triduum crucifixi, sepulti et suscitati; Augustinus)
 Grundordnung des Kirchenjahres (1969): „Darum sind die drei österlichen
Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn Höhepunkt
des ganzen Kirchenjahres“ (Nr. 18).
 Sie „beginnen mit der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags; sie haben
ihren Mittelpunkt in der Osternacht und schließen mit der Vesper am
Ostersonntag“ (ebd., 19).
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Entwicklung des österlichen Triduums
 seit dem Spätmittelalter wurde die gesamte Osternachtfeier auf den frühen
Karsamstagmorgen vorverlegt (bis heute noch in der Grabeskirche in
Jerusalem)
 Durch Dekret der Ritenkonkregation wurde sie bereits 1951 wieder für die
Nacht „ad experimentum“ gestattet.
 1955 erschien dann das berühmte „Generaldekret der Ritenkongregation
über die Erneuerung der Liturgie der Heiligen Woche“, das ein wesentlicher
Vorgriff auf die nachkonziliare Liturgie des neuen römischen Missale von
1970 war.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Gründonnerstag
 Bezeichnungen (gronan = weinen; Hoher Donnerstag; maundy thursday)
 Geschichtliche Entwicklung: Bericht der Egeria – Augustinus – im 7. Jh.
Bericht über drei Eucharistiefeiern: eine zur Aussöhnung der Büßer, eine zur
Ölweihe und eine zum Gedächtnis der Einsetzung des Abendmahls.
 Vermutlich ist der Brauch, am Gründonnerstag die Ölweihe zu vollziehen,
auf praktische Gründe zurückzuführen: Die Öle wurden ja vor allem für die
Salbungen während der Taufe in der Osternacht benötigt.
 Die Fußwaschung als gottesdienstliche Handlung wird erstmals in Spanien
und Gallien im 7. Jahrhundert bezeugt.
 Eine Translationsprozession (Übertragung des Allerheiligsten) ist zum ersten
Mal in Rouen im 12./13. Jahrhundert im Zuge der aufkommenden
Anbetungsfrömmigkeit bezeugt.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Gründonnerstag – gottesdienstliche Feier
 Die Eucharistie zur Ölweihe gehört noch nicht zum Triduum
 Messe am Gründonnerstagabend (= vom letzten Abendmahl)
 Eröffnungsvers: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In






ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir
erlöst und befreit“ (vgl. Gal 6, 14).
Zum Gloria werden noch einmal die Glocken geläutet
Fußwaschung (Ablegen des Messgewandes)
Einsetzungsbericht mit Einschub: „das ist heute“ (meist gesungen)
Zur Prozession Hymnus Pange lingua, am Aufbewahrungsort dann die
Schlussstrophe Tantum ergo.
Nach der Feier wird der Altar abgedeckt. Die Kreuze werden aus der Kirche
entfernt bzw. verhüllt. Das Messbuch empfiehlt ausdrücklich eine nächtliche
Anbetung vor dem Sakrament (Ölbergstunde).
Eulogien (nach östlicher Tradition)
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Karfreitag – geschichtliche Entwicklung
 In den ersten Jahrhunderten wurde der Karfreitag nicht gottesdienstlich
begangen.
 In Rom hielt man zunächst am Karfreitag einen reinen Wortgottesdienst mit
Lesungen, Gebeten und Gesängen. Aus dem 7. Jahrhundert ist eine - wohl nach
Jerusalemer Vorbild gestaltete - Prozession von der Lateranbasilika zu der von
der Kaisermutter Helena erbauten Kirche Vom heiligen Kreuz in Jerusalem
bezeugt.
 Ebenfalls im 7. Jahrhundert kam der Brauch auf, den Wortgottesdienst mit einer
Kommunionfeier (nicht mit einer Messe!) zu verbinden, wobei zuvor
konsekrierte Hostien ausgeteilt wurden. Allerdings enthielten sich der Papst
und seine Assistenz ausdrücklich der Kommunion an jenem Tag.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Karfreitag – geschichtliche Entwicklung
 Karfreitagsfürbitten: Im Mittelalter galt die Rubrik, dass bei der Fürbitte für die
Juden die Knie nicht gebeugt werden sollten und beim Gebet für die Juden und
Heiden auch kein Oremus und Amen erfolgen dürfe, da die Juden mit einer
Kniebeuge den leidenden Herrn verspottet hätten.
 Seit dem 9. Jahrhundert ist der Brauch bekannt, ein verhülltes Kreuz in die
Kirche zu tragen, wo es enthüllt und verehrt wurde.
 Der Zeitpunkt der Feier - ursprünglich an der Todesstunde Jesu, der neunten
Stunde, orientiert - wurde im Mittelalter auf den Vormittag verlegt. Die
Neuordnung der Karwochenliturgie 1955/56 legte die Feier wieder auf den
Nachmittag.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Karfreitag – Liturgischer Ablauf
 Liturgie der vorgeweihten Gaben nach byzantinischem Ritus?
 Gegenwärtige Liturgie
 Rote Gewänder
 Prostratio
 Wortgottesdienst (Jesaja: Gottesknechtslied; Hebräerbrief: Gehorsam
Christi; Johannespassion; Große Fürbitten: Problematik der Bitte für die
Juden, Einfügung außerordentlicher Fürbitten durch den Ortsordinarius)
 Kreuzverehrung (zwei Formen stehen zur Auswahl: verhülltes Kreuz wird
in drei Schritten enthüllt; unverhülltes Kreuz wird gezeigt)
 Kommunionfeier
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Karsamstag
 Keine Eucharistiefeier, dafür aber Karmetten (mit Lucernarium) und
Stundengebet, also nicht a-liturgisch
 Messbuch 1970: „Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab des Herrn
und betrachtet sein Leiden und seinen Tod. Das Messopfer wird nicht
gefeiert, der Altar bleibt unbedeckt. Die heilige Kommunion kann am
Karsamstag nur als Wegzehrung gereicht werden.“
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Die Osternacht
 Herzmitte christlicher Festfeier
 Reform der österlichen Liturgie in den 50-er Jahren des 20. Jhs
 Aufbau
 Lichtfeier
 Segnung des Feuers
 Bereitung der Osterkerze
 Einzug in die dunkle Kirche
 Ruf: „Lumen Christi“
 Österlicher Lobpreis: Exsultet (aus dem 4. Jh., von Ambrosius beeinflusst,
charakteristisch ist das Bienenlob und das Passah Israels und sein Auszug aus
Ägypten als Vorbild der Christusgeschichte)
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Wortgottesdienst
 gehört zum ursprünglichen Bestand der Osternachtfeier
 7 Lesungen aus dem AT + Epistel + Evangelium: Gen 1,1 - 2,2 (Schöpfung);
Gen 22, 1-18 (Opferung Isaaks); Ex 14,15 - 15,1 (Auszug aus Ägypten:
diese Lesung darf nie fehlen); Jes 54, 5-14; Jes 55, 1-11; Bar 3,9-15. 32- 4,4;
Ez 36, 16-17a. 18-28; Röm 6,3-11; je nach Lesejahr: Mt 28, 1-10 / Mk 16,
1-7 / Lk 24, 1-12.
 Einschnitt nach der 7. Lesung: Die Altarkerzen werden angezündet, der
Priester stimmt das Gloria an; die Glocken werden dazu geläutet, Tagesgebet.
 Nach der Epistel dreifaches Halleluja
 Evangelium und Homilie schließen den Wortgottesdienst ab
 Die Einheit des Wortgottesdienstes kommt hier deutlicher zum Ausdruck als
in der evangelischen Ordnung, die nach dem Vorbild der altkirchlichen
Ordnung zwischen den Lesungen des AT (12) und NT (2) die Tauffeier
einfügt.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Tauffeier
 Allerheiligenlitanei
 Taufwasserweihe: Während eines Segensgebetes, das an die heilsgeschichtliche
Bedeutung des Wassers erinnert (Schöpfung – Sintflut – Rotes Meer – Taufe
Jesu –Wasser aus Jesu Seitenwunde), wird die Osterkerze (einmal oder
dreimal) in das Wasser getaucht.
 Evtl. Taufen: Absage der einzelnen Täuflinge an den Satan und Befragung über
ihren Glauben (finden keine Taufen statt und wird auch kein Taufwasser
geweiht, ist ein anderes Segensgebet über das Weihwasser vorgesehen).
 Erneuerung des Taufversprechens durch die Gläubigen: Einführung durch den
Priester – Absage an den Satan – Glaubensfragen – Gebet – Besprengung der
Gemeinde mit dem gesegneten Wasser.
 Fürbitten
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Eucharistiefeier (wie üblich)
 Kommunionvers nimmt Rückbezug auf das Geheimnis des Triduum paschale:
„Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr... So lasst uns Festmahl
halten in Freude. Halleluja!“ (Vgl. 1 Kor 5, 7-8).
 Feierlicher österlicher Schlussegen
 Probleme
 Mehrzahl von Höhepunkten: die Lichtfeier mit dem Österlichen Lobpreis, das
Gloria, ausgezeichnet durch Glockengeläut und das Anzünden der
Altarkerzen, das festlich ausgestaltete Halleluja und schließlich das
Auferstehungsevangelium als eigentlicher Höhepunkt des Wortgottesdienstes.
 Um den Spannungsbogen zu erhalten, sollte der Wortgottesdienst (bis zum
Gloria, evtl. sogar bis zum Halleluja) noch in Dunkelheit vollzogen werden
(nur Kerzenlicht und evtl. Leselampe für den Lektor / Lektorin).
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Osternacht in der Ostkirche
 Vigilgottesdienst mit 15 (!) Lesungen aus dem AT
 österlicher Morgengottesdienst (Orthos): Die Gemeinde zieht mit
brennenden Kerzen um die dunkle Kirche.
 Auferstehungsevangelium nach Mk 16, 1-8
 Priester klopft dreimal mit dem Kreuz an die verschlossene Kirchentür. Sie
öffnet sich, und alle ziehen mit den leuchtenden Kerzen in die Kirche ein.
 österlicher Gesang (Ostertroparion): „Christus ist auferstanden von den Toten,
er hat den Tod durch den Tod besiegt und denen in den Gräbern das Leben
geschenkt.“ Immer wieder ertönt der Ruf: „Christus ist auferstanden - er ist
wahrhaftig auferstanden.“
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Ostersonntag
 Da das Triduum paschale mit der Vesper des Ostersonntags endet, gehört
dieser Tag noch ganz in die eine Feier des Leidens, Sterbens und der
Auferstehung Jesu.
 Ostersequenz „Victimae paschali laudes“
 1. Lesung (Apg 10, 34a. 37-43): Petrus legt Zeugnis vom Pascha-Mysterium
Christi ab.
 2. Lesung: zwei Österliche Texte werden zur Auswahl bereitgestellt (Kol 3,1-4
und 1 Kor 5.6b-8) In beiden geht es um den Aufruf zur Teilhabe an Tod und
Auferstehung Christi und die sittlichen Folgerungen daraus.
 Evangelium: Auferstehungsbericht nach Joh 20, 1-18 (Maria Magdalena)
 Ostervesper als Abschluss des österlichen Triduums
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Osterzeit oder Pentekoste
 Das Konzil von Elvira wehrt sich gegen Bestrebungen, aus dem Zeitraum von
50 Tagen, griechisch auch Pentekoste und lateinisch Quinquagesima genannt,
einen solchen von 40 Tagen (lat.: Quadragesima) zu machen.
 Ein Vorbild hatte eine solche 50-Tage-Feier schon im jüdischen Festkalender,
wo man 50 Tage nach dem Fest der ungesäuerten Brote das „WochenfestPfingsten“ beging.
 Bezug zwischen Ostern und Pfingsten in Joh 20,22
 Der Zeitraum der Pentekoste war liturgisch geprägt von der dankbaren
Freude, die u.a. sichtbar wurde im häufigen Halleluja und im Verbot des
Fastens und des knienden Gebets.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Osterzeit oder Pentekoste
 Symbolischer Ausdruck ist die Vorschrift, die Osterkerze als Sinnbild des
auferstandenen Herrn während der 50 Tage im Angesicht der Gemeinde in
der Nähe des Altares stehen und während der Gottesdienste, auch an
Werktagen, brennen zu lassen (nach Ablauf der Osterzeit in die Taufkapelle).
 Auch bei jeder Begräbnismesse soll die brennende Osterkerze an einem
hervorragenden Platz stehen, gegebenenfalls beim Sarg.
 Osteroktav (weiße Woche): mystagogische Katechesen (Cyrill von
Jerusalem)
 Erstkommunion am Weißen Sonntag erst ab dem 18. Jh.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Sonntage der Osterzeit
 können mit ihrer Liturgie auch nicht durch ein Hochfest verdrängt werden,
ähnlich wie die Sonntage der österlichen Bußzeit und des Advents.
 Die Erstlesungen werden immer aus der Apg mit ihren Berichten vom
Leben, Wachstum und Zeugnis der Urkirche genommen
 4. Sonntag der Osterzeit mit dem Evangelium vom Guten Hirten ist
Weltgebetstag für geistliche Berufe
 Wochentage der Osterzeit
 Lesungen immer aus der Apg, Evangelien aus dem Joh-Evangelium
 An allen Tagen kann der feierliche Schlusssegen für die Osterzeit gesprochen
werden.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Christi Himmelfahrt
 Während nach dem Bericht der Pilgerin Egeria (Ätheria) die Christen von
Jerusalem noch Ende des 4. Jahrhunderts Himmelfahrt und Geistsendung als
Vollendung der Heilstat Christi zusammen am 50. Tag begingen, setzt sich in
der übrigen Kirche noch im 4. Jahrhundert ein gesondertes Fest der
Himmelfahrt am 40. Tag nach Ostern durch.
 Bemerkung in Apg 1, 3: „40 Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat
über das Reich Gottes gesprochen.“
 Heute hat Christi Himmelfahrt den Rang eines Hochfestes
 Evangelium bringt die Himmelfahrtsberichte
nach Mt, Mk und Lk
 Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten:
Pfingstnovene
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Pfingsten
 Krönender Abschluss der Osterzeit 50 Tage nach Ostern
 Rückbindung an das Osterfest (daher keine eigene Oktav mehr)
 Die erste Festlesung aus Apg 2, 1-11 berichtet vom Pfingstgeschehen in
Jerusalem. Das Zusammenfallen dieses Ereignisses mit dem jüdischen
Wochen- oder Pfingstfest, das sowohl Erntedankfest für die Weizenernte wie
Gedächtnis des Bundesschlusses auf dem Sinai war, enthielt den
unübersehbaren Hinweis, dass die Christen das neue Bundesvolk sind
 Sequenz „Veni, Sancte Spiritus", Stephan Langton von Canterbury († 1228)
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Pfingsten
 Rote Farbe der Messgewänder an Pfingsten (Hinweis auf die Feuerzungen
bei der Herabkunft des Heiligen Geistes).
 Bedeutung von Pfingsten in einer Zeit charismatischer Aufbrüche
 Bezug zu Ostern sollte nicht vergessen werden
 Pfingstmontag eignet sich besonders zu ökumenischen Gottesdiensten
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Die österliche Bußzeit oder Quadragesima
 Namen: Quadragesima, quaresima, carême, Fastenzeit, Passionszeit (im
evangelischen Bereich), österliche Bußzeit
 Vorbereitung auf das Pascha-Mysterium
 Besondere symbolische Bedeutung der 40 Tage: Zeit des Übergangs, der
Vorbereitung, der Buße, der Läuterung
 Geschichtliche Entwicklung
 Im 2. Jahrhundert zweitägiges Trauerfasten. Es begann am Karfreitag und
endete mit der Eucharistiefeier in der Osternacht. Im 3. Jahrhundert
wurde es an manchen Orten auf die gesamte Karwoche ausgedehnt. An
ein sog. Halbfasten von Montag bis Donnerstag schloss sich am Karfreitag
und Karsamstag ein Vollfasten an.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Österliche Bußzeit – geschichtliche Entwicklung
 Im 4. Jahrhundert gab es in Rom eine dreiwöchige Fastenzeit vor dem
Osterfest.
 Ende des 4. / Anfang des 5. Jahrhunderts scheint sich der Brauch einer 40tägigen Bußzeit durchgesetzt zu haben, auch in Rom, wo die Fastenzeit mit
dem 6. Sonntag vor Ostern begann. Sie endete am Gründonnerstag, an dem
die Büßer öffentlich durch Handauflegung des Bischofs wieder in die
Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden.
 Mit dem Beginn der Vierzig Tage traten die Taufbewerber (Katechumenen) in
ein neues Stadium ihrer Taufvorbereitung ein: Skrutinien, Exorzismen,
Übergabe von Evangelium, Glaubensbekenntnis und Vater unser, letztes
Skrutinium am Karsamstagmorgen
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Österliche Bußzeit – geschichtliche Entwicklung
 Die ganze Gemeinde begleitete die Taufbewerber auf ihrem Weg zur Taufe
und bereitete sich mit ihnen zusammen darauf vor
 Neben der Taufvorbereitung war ein wichtiges Kennzeichen die
Wiederaufnahme der Sünder. Zumindest für Rom gilt: Das unterscheidende
Kennzeichen der Vierzig Tage war eigentlich nicht das Fasten, sondern die
Vorbereitung der Büßer auf ihre Wiederaufnahme in die Gemeinde am
Gründonnerstag
 Die Vierzig Tage waren hier ihrem Ursinn nach Bußzeit, und in zweiter Linie weil hiervon bestimmt und abgeleitet - auch Fastenzeit.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Österliche Bußzeit – Zählung
 Um auf die Zahl von 40 Tagen zu kommen, mussten zum einen Karfreitag
und Karsamstag mit in die Zählung einbezogen, zum anderen mussten - um
den Ausfall der sechs Sonntage, die keine Fasttage waren, wettzumachen noch vier Tage vor dem ursprünglichen Beginn am 6. Sonntag vor Ostern
hinzugenommen werden. Seitdem beginnen die Vierzig Tage am
Aschermittwoch, dem Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern. Lässt man die
Sonntage aus und zählt Karfreitag und Karsamstag hinzu, kommt man genau
auf die Zahl von 40 Tagen.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Österliche Bußzeit – Bedeutung
 Zwei Elemente: Taufe und Buße
 SC 109: ,,Die vierzigtägige Fastenzeit hat die doppelte Aufgabe, …
einerseits durch Tauferinnerung oder Taufvorbereitung, andererseits durch
Buße die Gläubigen, die in dieser Zeit mit größerem Eifer das Wort Gottes
hören und dem Gebet obliegen sollen, auf die Feier des Pascha-Mysteriums
vorzubereiten“
 In selbstverständlicher Anlehnung an die Fastenpraxis der Urkirche
beschränkten sich die Christen in der Zeit der Vierzig Tage auf eine Mahlzeit
am Tage, die - entsprechend antikem Brauch - am Abend eingenommen
wurde.
 Hinzu kam ein qualitatives Fasten: Man verzichtete auf Fleisch und Wein,
später außerdem auf Milch, Butter, Käse und Eier (noch heute Praxis in der
Orthodoxie)
 Die christliche Fastenpraxis war so zugleich Zeichen und Vollzug von
Nächstenliebe.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Aschermittwoch
 Altkirchliche Bußpraxis: In Gallien wurden die öffentlichen Büßer zu Beginn
der Fastenzeit – ursprünglich am Montag nach dem 1. Fastensonntag – in
Nachbildung der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies aus der
Kirche verwiesen. Sie mussten ein Bußgewand anlegen, das man ihnen
überreichte, und wurden mit Asche – seit alters her Zeichen der Buße –
bestreut.
 Die dazu verwendete Asche wurde seit dem 12. Jahrhundert aus den
Palmzweigen vom Palmsonntag des vorausgegangenen Jahres gewonnen und
gesegnet.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Aschermittwoch
 Auflegung der Asche mit einem biblischen Wort (Mk 1, 15: „Kehrt um, und
glaubt an das Evangelium!“ oder die alte Formel nach Gen 3, 19: „Bedenke,
Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“)
 Der Gesang des Halleluja verstummt hier bis zur Osternacht; ein anderer Ruf
vor dem Evangelium (früher Tractus genannt) tritt an seine Stelle
 Grundsätzlich kann das Segnen und Austeilen der Asche auch außerhalb der
Eucharistiefeier geschehen, dann aber immer in Verbindung mit einem
Wortgottesdienst.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Fastensonntage
 1. Sonntag: Perikope von der Versuchung Jesu in der Wüste: So enthält der
erste Fastensonntag die Botschaft vom Kampf Christi (Wüste, Fasten, Hunger,
Versuchung), aber auch von seinem Sieg über die gottwidrigen Mächte und
eine Vorahnung seiner Herrlichkeit („Engel kamen und dienten ihm“). Es ist
ein Vorspiel zum österlichen Pascha-Mysterium.
 2. Sonntag: Perikope von der Verklärung Jesu – Ankündigung seines Leidens,
Sterbens und Auferstehens – Bestätigung dafür, dass Kreuz und Tod nicht
Ende sind, sondern Hindurchgang zur Herrlichkeit
 Die drei folgenden Sonntag sind im Lesejahr A stark vom Taufmotiv geprägt
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Fastensonntage
 3. Sonntag (Lesejahr A): Perikope von der Begegnung Jesu mit der
Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4, 5-42)
 3. Sonntag (Lesejahr B): Perikope von der Tempelreinigung, in dem Jesus
einen deutlichen Hinweis auf seinen Tod und seine Auferstehung gibt (Joh
2,13-25)
 3. Sonntag (Lesejahr C): Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Lk 13,
1-9) – Thema der rettenden Bekehrung
 4. Sonntag : Laetare
 Lj. A: Jesus heilt einen Blindgeborenen (Joh 9, 1-41) – Taufe als
Erleuchtung
 Lj. B: Gespräch mit Nikodemus (Joh 3, 14-21) – Lichtsymbolik
 Lj. C: Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32) – Heilsgeschichte
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Fastensonntage
 4. Sonntag: Laetare – Die an diesem Tag üblichen rosafarbenen
Messgewänder, die das ernste Violett verdrängen und im 16. Jahrhundert
erstmals erwähnt werden, dürften ihren Ursprung im päpstlichen Brauch
haben, an diesem Tag die „Goldene Rose“ zu weihen.
 5. Sonntag
 Lj. A: Auferweckung des Lazarus (Joh 11, 1-45) – Jesus erweist sich als
„die Auferstehung und das Leben“
 Lj. B: Jesus als das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, um reiche
Frucht zu bringen (Joh 12, 20-33)
 Lj. C: Jesus und die Ehebrecherin (Joh 7,53 – 8,11) – Jesus schenkt der
Ehebrecherin einen neuen Anfang, indem er sie vor der Steinigung
bewahrt und ihr die Schuld verzeiht.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Fastensonntage
 Die Messformulare der Fastensonntage 3-5 eine eindringliche Fülle von
Heilsbotschaft und Wegweisung. Sie sind einerseits von der unmittelbaren
Vorbereitung der Taufbewerber auf den Empfang der Initiationssakramente
geprägt, andererseits aber auch geeignet, die Gemeinden in Glaube und
Liebe zu erneuern und mit Dank für ihre Berufung zu erfüllen.
 Mit dem 5. Fastensonntag beginnt die Passionszeit: das Leiden Christi ist
stärker im Vordergrund
 Brauch, Kreuze und Bilder im Gotteshaus zu verhüllen, geht wahrscheinlich
auf die Sitte des „Hungertuches" oder Fastenvelums zurück, mit dem man seit
dem 11. Jahrhundert zu Beginn der Fastenzeit dem Volk den Blick zum Altar
versperrte.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Passionszeit
 Fasten der Augen oder katechetisch-pastorale Zielsetzung (MissioHungertücher)?
 „Grundordnung des Kirchenjahres“ (GOK) von 1969: „Kreuze und
Heiligenbilder werden in Zukunft nicht mehr verhüllt; …die Gläubigen
sollen in den letzten Tagen der österlichen Bußzeit zur Betrachtung des
Leidens Christi angeleitet werden.“
 Messbuch von 1975: „Der Brauch, die Kreuze und Bilder in den Kirchen zu
verhüllen, soll beibehalten werden. In diesem Fall bleiben die Kreuze
verhüllt bis zum Ende der Karfreitagsliturgie, die Bilder jedoch bis zum
Beginn der Osternachtfeier.“
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Passionszeit
 B. Kleinheyer: Nur die Verhüllung jener Bilder und Kreuze ist sinnvoll, die
den in Herrlichkeit thronenden Herrn darstellen, nicht aber jener, die den
Herrn in seiner Erniedrigung zeigen. Im letzten Fall verkehre „eine
Verhüllung des Kreuzes... das in der Liturgie dieser Wochen vor Ostern
Gemeinte in sein Gegenteil.“
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Palmsonntag und die Karwoche
 Geschichtliche Entwicklung
 Sonntag vor Ostern zunächst ganz im Zeichen der Vorbereitung auf
Ostern und die österliche Taufe
 Wegen der Einzugsgeschichte (Joh 12, 12-16) erhielt der Sonntag (zuerst
um 600 in Spanien und Gallien) die Bezeichnung Palmsonntag
 Zu einer dramatisch-liturgischen Nachahmung und Darstellung des
Einzugsgeschehens kam es unter dem Einfluss östlicher Liturgien vom 8.
Jahrhundert an.
 Im Mittelalter wurde diese Praxis weiter ausgebaut: Christusfigur auf
einem hölzernen Esel (Palmesel)
 In Rom selbst war der Sonntag vor Ostern ganz vom Gedenken an die
Passion Jesu bestimmt: Man eröffnete die Osterfeier mit der Verlesung
der Leidensgeschichte nach Matthäus.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Palmsonntag – liturgische Ordnung
 Messe zur Feier des Einzugs Christi in Jerusalem
 Priester und Assistenz tragen rote Gewänder
 Prozession: Verlesung des Evangeliums vom Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,
1-11), Segensgebete über die grünen Zweige (Brauch, die Zweige hinter das
Kruzifix zu stecken, ist auch heute noch verbreitet)
 In der Messfeier selbst wird - je nach Lesejahr - die Leidensgeschichte Jesu
nach Matthäus, Markus oder Lukas gelesen.
 Moment der Spannung: Während die Feier des Einzugs in Jerusalem Jesus als
König und Sieger feiert und seine Erhöhung gleichsam vorwegnimmt, steht
die Messfeier stärker im Zeichen seines Weges durch Leiden und Tod.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Wochentage in der Karwoche
 Vermutlich wurden an den ersten drei Tagen der Karwoche bis ins 5.
Jahrhundert hinein keine Eucharistiefeiern, sondern Wortgottesdienste
gehalten.
 Lesungen aus Jesaja (Montag: Jes 42, 1-7; Dienstag: Jes 49, 1-6; Mittwoch:
Jes 50, 4-9a). Sie handeln vom Gottesknecht, in dem ein Bild für das Leiden
Jesu gesehen wird
 Evangelien: am Montag Salbung Jesu in Betanien (Joh 12, 1-11), am Dienstag
Joh 13, 21-33.36-38 (Jesus und der Verräter; Ankündigung der Verleugnung
des Petrus), am Mittwoch Mt 26, 14-25 (Verrat des Judas; Abendmahl mit
Ankündigung des Verrats, aber ohne Einsetzungsbericht).
 Chrisammesse am Gründonnerstag
 Seit jeher wurden in dieser Messe die Öle geweiht, die dann in der
Osternacht benötigt wurden: das Öl für die Krankensalbung, das
Katechumenenöl und das Chrisam für die Salbungen bei der Taufe.
Die jährliche Osterfeier als Jahrespascha
 Wochentage in der Karwoche
 An der Chrisammesse sollen nach Möglichkeit alle Priester des Bistums
teilnehmen und die Eucharistie zusammen mit ihrem Bischof feiern. An
die Predigt kann sich eine Erneuerung der Bereitschaftserklärung zum
priesterlichen Dienst anschließen.
 Trauermetten
 gesungene Lesungen aus den Klageliedern des Propheten Jeremia,
dreieckiger Lichtrechen mit 15 Kerzen, von denen bis auf eine alle im
Laufe des Gottesdienstes verlöschten, Lärmen am Ende der Mette.
 An manchen Orten ist es heute noch üblich, statt der Glocken an den
Tagen der Karwoche (oder nur am Gründonnerstag, Karfreitag und
Karsamstag) mit hölzernen Lärminstrumenten (Klappern, Ratschen,
Raspeln) zum Gebet oder Gottesdienst einzuladen.
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Allgemeines
 Österliche und weihnachtliche Begehung der Erlösung (R. Berger)
 Das Weihnachtsfest
 In den ersten drei Jahrhunderten kannte die Christenheit außer dem Osterfest keine
Jahresfeste
 Erst im 4. Jahrhundert begann man in Rom, den 25. Dezember als Geburtsfest
Christi zu feiern
 Im Unterschied zu Ostern und Pfingsten haben Weihnachten und Epiphanie keinen
Anhalt am jüdischen Festkalender
 Über den Ursprung des Weihnachtsfestes gibt es zwei Hypothesen
 Die Berechnungshypothese geht davon aus, dass christliche Theologen durch
Berechnungen verschiedenster Art auf den 25. Dezember als Geburtsdatum Jesu
gekommen sind
 Die religionsgeschichtliche Hypothese geht davon aus, dass das Geburtsfest Jesu am
25. Dezember mit dem Fest des unbesiegten Sonnengottes (natale solis invicti)
zusammenhängt
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Ursprung des Weihnachtsfestes
 Es ist denkbar, dass die Verchristlichung des Sonnengottfestes zur gleichen
Zeit erfolgte, als auch der Herrentag als Tag der Sonne staatlicher Ruhe- und
Feiertag wurde
 Vermutlich haben beide Faktoren - Versuche, das Geburtsdatum Jesu zu
berechnen, und die Verchristlichung des Sonnenfestes - bei der Entstehung
und Durchsetzung des Weihnachtsfestes zusammengewirkt
 In den Kirchen des Ostens begann das Weihnachtsfest sich erst seit dem
Ende des 4. Jahrhunderts neben dem Fest der Epiphanie durchzusetzen
 Noch heute feiert die armenische Kirche die Geburt Jesu nicht am 25.
Dezember, sondern am 6. Januar
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Theologische Bedeutung des Weihnachtsfestes
 Epiphaneia und Theopaneia
 Weihnachten partizipiert am theologischen Gehalt des Erscheinungsfestes: An beiden
Tagen feiern Christen die Offenbarung Gottes in Jesus Christus
 Die Menschwerdung Gottes trägt ihren Sinn nicht in sich: Sie zielt auf die Erlösung
der Menschen und der ganzen Schöpfung aus der Macht der Sünde und des Todes.
Gott wurde Mensch, damit die Menschen Kinder Gottes werden: Auf diese Formel
hat christliche Theologie das weihnachtliche Festgeheimnis gebracht. Man spricht
vom „wunderbaren Tausch“ (Weihnachtspräfation).
 Verbindung zum Osterfest: In der Geburt Jesu begann sein Weg zum Kreuz, nahm das
Opferleiden seinen Anfang.
 Lichtthematik: Die Menschwerdung Gottes wird veranschaulicht und interpretiert
durch das Gleichnis vom Licht
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Weihnachtsfestes
 Jeder Priester kann an Weihnachten drei Messen feiern: Christmette (=
Missa in nocte), Hirtenmesse (= Missa in aurora) und Hochamt (= Missa in
die)
 Die Mystiker des Mittelalters (z.B. Johannes Tauler) sahen darin einen
Hinweis auf die „dreifache Geburt“ des Herrn
 Als erste und einzige Messe zelebrierte der Papst im 4. Jahrhundert die
eigentliche Festmesse in St. Peter zur gewohnten Stunde, also um 9 Uhr
 Im 5. Jahrhundert kam die Mitternachtsmesse in der Basilika Santa Maria
Maggiore hinzu
 Um die Mitte des 6. Jahrhunderts kam eine dritte Messfeier in der Kirche
der heiligen Anastasia in der Nähe des Palatin hinzu
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Weihnachtsfestes
 Die Christmette ist charakterisiert durch die Evangelienperikope von der Geburt





Christi in Betlehem (Lk 2, 1-14). Sie schließt mit dem Gesang der Engel, der auch
den Gloria-Hymnus der Messe einleitet
Das Gabengebet spricht vom „wunderbaren Tausch“
Dritte Weihnachtspräfation: „Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen, dein
göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen
empfangen in Christus dein göttliches Leben.“
Hinknien beim Credo bei Erwähnung des Geheimnisses der Empfängnis und der
Geburt Jesu
Die Hirtenmesse hat ihren Namen vom Evangelium (Lk 2, 15-20), in dem die
Begegnung der Hirten mit dem Kind in der Krippe berichtet wird
Das Hochamt verkündet im Prolog des Johannesevangeliums (1, 1-18) das Geheimnis
der Inkarnation in johanneischer Theologie
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Weihnachtsfestes
 Weihnachten als Fest der Erlösung (Pascha-Mysterium auch in der
Weihnachtsliturgie)
 Römisches Martyrologium
 Weil das Leben der Jungfrau Maria mit dem Mysterium der Menschheit
untrennbar verbunden ist, wird ihr Name, außer im Credo, auch in den
Einschubtexten der Hochgebete I-III ausdrücklich genannt.
 Zur festlichen Weihnachtsliturgie zählt bereits auch die Abendmesse am 24.
Dezember („Missa in vigilia“ = „Messe am Heiligen Abend“)
 „Vigilmesse“ heißt jene Messe, die in den Abendstunden vor oder nach der
ersten Vesper eines Hochfestes als Festmesse gefeiert werden kann.
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Der Advent als weihnachtliche Vorbereitungszeit
 Die ersten Spuren einer weihnachtlichen Vorbereitungszeit finden sich nicht
in der römischen Liturgie, sondern in Spanien und vor allem in Gallien
 Das älteste Zeugnis für einen Advent als Vorbereitungszeit ist die
Fastenordnung Gregors von Tours († 490). Sie fordert ein dreimaliges Fasten in
der Woche in der Zeit vom Fest des heiligen Martin (11. November) bis
Weihnachten
 Erste Spuren einer Adventsliturgie lassen sich um die Mitte des 5.
Jahrhunderts in Ravenna feststellen. Dabei ist die Erwartung der Geburt
Christi das eigentliche Thema dieser Liturgie
 In Rom werden die ersten Anfänge einer Adventsliturgie erst um die Mitte
des 6. Jahrhunderts sichtbar. Dabei steht der Gedanke der Menschwerdung
Christi im Mittelpunkt
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Der Advent als weihnachtliche Vorbereitungszeit
 Eschatologische Ausrichtung des Advents: Einfluss irischer Missionare
 Gedanke der Buße: Wegfall des Gloria, Halleluja und des Tedeum (im Stundengebet)




und Gebrauch violetter Messgewänder, zunächst nur in den gallischen Liturgien,
später auch in Rom (dort allerdings nie Verzicht auf das Halleluja)
Begründung für den Wegfall des Gloria nach dem Kommentar zur GOK: Es geschehe
aus einem anderen „Grund als in der österlichen Bußzeit: Der Gesang der Engel an
Weihnachten soll wieder wie etwas Neues erklingen“
Ein Adventsfasten ist seit dem CIC von 1917/18 nicht mehr geboten
Zeitliche Dauer des Advent: vier, fünf oder sechs Wochen
Noch heute kennen die Mailändische und die altspanische Liturgie sechs
Adventssonntage, während man im Osten den Advent als liturgische Zeit überhaupt
nicht feiert
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Advent
 GOK: „Die Adventszeit hat einen doppelten Charakter: sie ist einerseits
Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste … Andererseits…
Erwartung der zweiten Ankunft Christi am Ende der Zeiten. Unter beiden
Gesichtspunkten ist die Adventszeit eine Zeit hingebender und freudiger
Erwartung.“
 Nicht in erster Linie Bußzeit
 Bedeutung der Tage vom 17. bis 24. Dezember als unmittelbare
Vorbereitungszeit
 Am ersten Adventssonntag spricht das Evangelium von der Wiederkunft des
Herrn und mahnt zur Wachsamkeit
 Das Evangelium des zweiten Adventssonntags enthält die Bußpredigt des
Vorläufers und Wegbereiters Johannes
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Advent
 Der dritte Adventssonntag unter dem Namen „Gaudete“ bekannt
(Eröffnungsvers aus der 2. Lesung des Lesejahres C). Die rosafarbenen
Messgewänder signalisieren vorweihnachtliche Freude (Angleichung an den
4. Fastensonntag „Laetare“)
 Mit dem vierten Adventssonntag stehen wir in der Phase der näheren
Vorbereitung auf das Geburtsfest des Herrn (Adventspräfation V: „Denn
schon leuchtet auf der Tag der Erlösung, und nahe ist die Zeit unsres Heiles,
da der Retter kommt, unser Herr Jesus Christus.“)
 Bereitstellung von fünf Adventspräfationen
 Werktage im Advent: Lesungen aus dem Buch Jesaja, Evangelienperikopen
über Johannes den Täufer
 In der letzten Woche des Advent Evangelien aus Mt 1 und Lk 2
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Advent
 Die zweite Adventhälfte (17.-24. Dezember) ist geprägt durch ein eigenes
Proprium und die sog. „O-Antiphonen“ als Antiphonen zum Magnificat
 „Du Weisheit des Höchsten...“ (O Sapientia)
 „Du Führer des Hauses Israel...“ (O Adonai)
 „Du Wurzel Jesse...“ (O radix Jesse)
 „Du Schlüssel Davids...“ (O clavis David)
 „Du Morgenstern, Glanz des ewigen Lichtes und Sonne der Gerechtigkeit“ (O
Oriens)
 „Du König der Völker und Eckstein der Kirche“ (O Rex gentium)
 „Du Emmanuel, unser König und Gesetzgeber“ (O Emmanuel)
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Liturgie des Advent
Rorate-Messen: ursprünglich Votivmessen zu Ehren der Gottesmutter an den
Samstagen der Adventszeit, können sie an den Wochentagen des Advents bis
einschließlich 16. Dezember gefeiert werden (Kennzeichen: nur Kerzenlicht,
Marienmesse)
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Die Weihnachtszeit
 Außer dem Osterfest hat nur noch das Weihnachtsfest eine Oktav, also eine
liturgische Festwoche, beibehalten
 Der Oktavtag selbst fällt mit dem Beginn des bürgerlichen Jahres zusammen
(geht auf Gaius Iulius Cäsar 46 v. Chr. zurück)
 In der Liturgie ist der 1. Januar Marienfest, Hochfest der Gottesmutter
Maria
 Das Fest des Namens Jesu (von der GOK gestrichen) wurde 2002 wieder
eingeführt (am 3. Januar)
 Beginn des bürgerlichen Jahres wird durch das Marienfest zu wenig
berücksichtigt. Erfreulicherweise hat das deutsche Messbuch wenigstens das
Tages- und Gabengebet durch einen Zusatz in Klammern auf das neue Jahr
bezogen.
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Die Weihnachtsoktav
 Reihe von Heiligenfesten im unmittelbaren Anschluss an das Weihnachtsfest
 „Comites Christi“ (= Gefolgsleute): der „Erzmärtyrer“ Stephanus am 26. Dezember,





der Apostel und Evangelist Johannes am 27. Dez. und die von Herodes ermordeten
Kinder von Betlehem am 28. Dez. (vgl. Mt 2, 13-18)
In ihnen sah man die drei möglichen Formen des Martyriums dargestellt: willentlich
und wirklich (Stephanus), willentlich, aber nicht wirklich (Johannes) und wirklich,
aber nicht willentlich (Unschuldige Kinder)
Stephanus: zahlreiche Volksbräuche im Mittelalter, heute Gedenktag der verfolgten
Christen
Johannes: Segnung und Austeilung des „Johannisweines“
Unschuldige Kinder: Früher Trauercharakter mit violetten Messgewändern und
Wegfall des Gloria und Te Deum
Fest der Heiligen Familie (seit 1893, gehört zur Gruppe der Devotions- oder
Ideenfeste)
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Erscheinung des Herrn (Epiphanie): Ursprünge
 In den griechischen Quellen heißt das Fest epiphaneia oder theophaneia
(Erscheinung, Gotteserscheinung), in latinisierter Fassung Epiphanie. Im
evangelischen Bereich ist die Genitivfassung Epiphanias gebräuchlich
 Das deutsche Messbuch führt die Bezeichnung Erscheinung des Herrn
 Die Ursprünge des Epiphaniefestes liegen in Ägypten, genauer in Alexandria
 Ursprünglich drei Festinhalte: die Anbetung der Weisen, die Taufe Jesu und
die Hochzeit zu Kana. In Rom wurde der Motivkomplex Weise - Taufe Kana auseinandergefaltet: Am 6. Januar stand die Anbetung der Weisen (Mt
2, 1-12) im Mittelpunkt, am Oktavtag von Epiphanie (13. Januar) gedachte
man der Taufe Jesu, am Sonntag darauf der Hochzeit zu Kana.
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Erscheinung des Herrn (Epiphanie): Ursprünge
 Origenes hat die Anzahl der Weisen aufgrund der Gaben auf drei festgesetzt
 Am 23. Juli 1164 wurden ihre angeblichen Reliquien von Mailand nach Köln
überführt. Das hatte einen starken Aufschwung ihrer Verehrung zur Folge
 Der 6. Januar gewann dadurch im Abendland immer stärker den Charakter
eines Heiligenfestes
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Erscheinung des Herrn (Epiphanie): Liturgie
 Steht zu Weihnachten der Gedanke der Erniedrigung, des Abstiegs im Vordergrund,





betont die Feier von Epiphanie den herrscherlichen Aspekt (Epiphanie als das
eigentliche Christkönigsfest der Liturgie)
Hl. Messe / Lesungen: Jes 60, 1-6 (die Herrlichkeit Gottes über dem Zion; Völker
und Könige kommen und bringen ihre Schätze), Eph 3, 2-3a.5-6 (Berufung der
Heiden zu Miterben und Gliedern des Leibes Christi) und Mt 2, 1-12 (die Weisen aus
dem Osten)
Missionsgedanken (Präfation: Christus als Licht der Völker)
Eigener Einschub im Hochgebet
Im byzantinischen Ritus steht stärker der Gedanke der Taufe Jesu im Vordergrund
(Abendgottesdienst mit anschließender Nachtwache)
Rubrik: Fest kann auf den Sonntag zwischen dem 2.-8. Januar verlegt werden, wenn
der 6. Januar kein gebotener Feiertag ist. Ist dies ein Sonntag nach dem 6. Januar,
dann wird das Fest der Taufe des Herrn in dem betreffenden Jahr in diesem Gebiet
auf den folgenden Montag verlegt.
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Fest der Taufe des Herrn
 Abschluss der Weihnachtszeit
 Sonntag nach Epiphanie
 Evangelium von der Taufe Jesu (je nach Lesejahr)
 Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu
 Herabkunft des Heiligen Geistes auf Jesus in Gestalt einer Taube
 Solidarität mit der schuldbeladenen Menschheit
 Mit dem Fest der Taufe des Herrn schließt der Weihnachtsfestkreis. Es
beginnt die allgemeine Kirchenjahrzeit, die anschließende Woche zählt
bereits als erste der 33 / 34 Wochen im Jahreskreis
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Weitere Herrenfeste im Kirchenjahr
 Ideenfeste / Devotionsfeste: Dreifaltigkeits-, Fronleichnams-, Herz-Jesuund Christkönigsfest
 ältere Herrenfeste, die thematisch zum Weihnachtsfestkreis gehören:
Darstellung des Herrn, Verkündigung des Herrn
 zwei weitere Feste im Kirchenjahr, deren Einführung sich auf ein
geschichtliches Ereignis zurückführen lässt: Verklärung des Herrn,
Kreuzerhöhung
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Dreifaltigkeitsfest
 keinem konkreten heilsgeschichtlichen Ereignis zugeordnet
 Abwehr des germanischen Arianismus: In der alten Kirche war Gott, der Vater,





Adressat der Gebete. Zu ihm betete man durch Christus im Heiligen Geist. Diese
Differenzierung wurde nun aufgegeben: die drei göttlichen Personen wurden
einander gleichgeordnet
Dreifaltigkeitspräfation aus dem Ende des 7. Jahrhunderts
Ursprungsort der liturgischen Dreifaltigkeitsfrömmigkeit sind benediktinische
Klöster
Allgemeine Einführung des Festes 1334 durch Papst Johannes XXII.
Während die evangelischen Kirchen das Fest übernahmen, kennen die Ostkirchen es
nicht
setzt gleichsam den dogmatischen Schlusspunkt unter Weihnachten (Werk des
Vaters), Ostern (Werk des Sohnes) und Pfingsten (Werk des Heiligen Geistes)
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam)
 großes Schauverlangen des mittelalterlichen Menschen, das u.a. zur Erhebung der








konsekrierten Hostie nach der Wandlung führte, erstmals bezeugt für Paris im Jahre
1200
Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich aus dem Jahre 1209
Bischof Robert von Lüttich: 1246 Fest für seine Diözese
1264 schrieb es Papst Urban IV. für die ganze Kirche vor (das erste durch einen Papst
allgemein dekretierte Fest)
Texte für Messfeier und Brevier von Thomas von Aquin
Fronleichnam (vron oder fron = Herr; lichnam = lebendiger Leib)
Doppelung zu Gründonnerstag?
Fronleichnamsprozession erstmals für die Zeit zwischen 1274 und 1279 in Köln (St.
Gereon) bezeugt
Heute: Gedanke der Kirche als das wandernde Gottesvolk
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Herz-Jesu-Fest
 Herz-Jesu-Verehrung im 16. / 17. Jh.
 Visionen der Margaretha Maria Alacoque († 1690)
 Freitag nach der Fronleichnamsoktav - also am dritten Freitag nach Pfingsten
 unter Pius IX. wurde es 1856 für die ganze Kirche verbindlich
 Christkönigssonntag
 Pius XI. führte 1925 aus Anlass der 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa
(325) ein Christkönigsfest ein
 Ideenfest, das den Gedanken der Königsherrschaft Christi in den Mittelpunkt
stellt
 Doppelung zu Epiphanie?
 Letzter Sonntag im Kirchenjahr
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Fest der Darstellung des Herrn (2. Februar)
 Früher „Maria Lichtmess“, seit der Reform „Darstellung des Herrn“ (Jesus steht mehr






im Mittelpunkt als seine Mutter)
östliche (Jerusalem) und westliche (Rom) Ursprungskomponente
Während Egeria noch keinen Namen für das Fest nennt, erscheint es um die Mitte des
5. Jahrhunderts als „Fest der Begegnung“, das bereits eine Lichterprozession kennt
Kerzenweihe und Lichterprozession führten zu der deutschen Bezeichnung „Lichtmess“
Den thematischen Mittelpunkt des Messpropriums bilden die Ereignisse im Tempel, wie
sie die Evangelienperikope (Lk 2, 22-40) schildert
Keine fromme Betrachtung einer Idylle, sondern Darstellung des Heilsmysteriums in
Christus
Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis – Komplet)
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Hochfest der Verkündigung des Herrn (25. März)
 Konzil von Ephesus (431):kannte bereits das wohl älteste Marienfest unter dem Titel






„Gedächtnis der heiligen, immer jungfräulichen Gottesmutter“
Ein Fest der Verkündigung am 25. März, neun Monate vor Weihnachten, ist im Osten
bereits für die Mitte des 6. Jahrhunderts bezeugt
Die Benennung des Festes rechnet es teils den Herrenfesten, teils den Marienfesten zu
Rang eines Hochfestes: Fällt das Fest in die Karwoche oder in die Osterwoche, so
wird es am Montag nach der Osteroktav nachgeholt
Festevangelium (Lk 1, 26-38): dienende Rolle Marias als „Magd des Herrn“
„Immanuelzeichen“ der alttestamentlichen Lesung (Jes 7, 10-14)
Primär ein Herrenfest, erst in zweiter Linie ein Marienfest
Die Herrenfeste im Jahr – mit Advents- und
Weihnachtszeit
 Fest der Verklärung des Herrn (6. August)
 Ereignis wird in allen synoptischen Evangelien beschrieben
 Schon im 5. Jh. in Ostsyrien gefeiert
 Für die Gesamtkirche wurde es erst 1457 durch Papst Calixtus III. eingeführt, und
zwar zum dankbaren Gedächtnis an den im vorausgehenden Jahr errungenen Sieg
über die Türken unter Johannes von Capestrano und Johannes Hunyadi
 Fest Kreuzerhöhung (14. September)
 Auffindung des Kreuzes durch Kaiserin Helena (14. September 320)
 Exaltatio = Erhöhung des Kreuzes (wird den Gläubigen gezeigt)
 3. Mai: Kreuzauffindung (inzwischen gestrichen)
 Zentrale Themen der Festmesse sind der Kreuzestod Christi und die uns geschenkte
Erlösung. So ist die Festthematik im Grunde die gleiche wie in der
Karfreitagsliturgie.
Die allgemeine Kirchenjahrzeit
 Einteilung und Bedeutung der allgemeinen Kirchenjahrzeit
 Seit der Liturgiereform bilden die Wochen nach dem Sonntag der Taufe des Herrn bis
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vor Aschermittwoch und vom Pfingstmontag bis zum Beginn des Advents eine Einheit
mit durchgehender Zählung, nämlich die 33/34 Wochen im Jahreskreis. In ihnen
wird das Christusgeheimnis eher als ganzes gefeiert, zumal an den Sonntagen.
Jeder Sonntag hat eigene Gebete, Lesungen und Gesänge. An den Wochentagen
können Gebete und Gesänge beliebig von einem der 34 Messformulare genommen
werden, sofern nicht ein einfallendes Fest oder Heiligengedächtnis den Vorrang hat.
Taufe des Herrn (= 1. Sonntag im Jahreskreis) – Dienstag vor Aschermittwoch: 1.
Teil der allgemeinen Kirchenjahrzeit
Unterbrechung durch Fastenzeit und Osterzeit
Pfingstmontag – Christkönigssonntag: 2. Teil der allgemeinen Kirchenjahrzeit
Die allgemeine Kirchenjahrzeit
 Die Leseordnung der allgemeinen Kirchenjahrzeit
 Prinzip der ausgewählten Bahnlesung (lectio semi-continua)
 Die Sonntage im Jahreskreis
 Die Lesungen aus dem Alten Testament sind thematisch auf die jeweiligen
Evangelien abgestimmt (Einheit von AT und NT)
 Für die neutestamentlichen Lesungen sind die paulinischen Briefe und der
Jakobusbrief vorgesehen
 Die Evangelienperikopen sind im Allgemeinen im Lesejahr A dem Mt-, in B
dem Mk- und in C dem Lk-Evangelium entnommen
 Mit dem 34. und zugleich letzten Sonntag gipfeln alle Lesungen der
allgemeinen Kirchenjahrzeit in der Botschaft von Christus, dem „König als in
David vorausgebildet, in der Niedrigkeit der Passion und des Kreuzes
verkündet, als in der Kirche herrschend und am Ende der Zeit
wiederkommend.“
Die allgemeine Kirchenjahrzeit
 Die Wochentage im Jahreskreis
 Zwei abwechselnde Jahresreihen (I und II)
 Die nichtevangelische Lesung wechselt nach einigen Wochen zwischen AT und
NT ab, entsprechend der Länge der einzelnen Bücher
 Nur wenige der Bücher des AT konnten in der Wochentagslesung der
allgemeinen Kirchenjahrzeit nicht berücksichtigt werden
 Die Evangelienperikopen sind als ausgewählte Bahnlesung den drei Synoptikern
entnommen. In der 1.-9. Woche aus Mk, in der 10.-21. Woche aus Mt und in
der 22.-34. Woche aus Lk
 Priester kann ggf. kürzen oder eine andere Verteilung vornehmen; wichtig
aber die Kontinuität der Leseordnung
 Eine Ausnahme bilden die „lectiones propriae“, d.h. jene Eigenlesungen, die
speziell von dem betreffenden Heiligen oder Festgeheimnis handeln (z.B.
Enthauptung Johannes des Täufers am 29. August).
Der Festkreis der Heiligen
 Zur Theologie der Heiligenverehrung
 Wenn die Kirche die Heiligen verehrt, dann anerkennt und verkündet sie die
siegreiche Gnade des einzigen Erlösers und Mittlers Christus
 Heiligenverehrung geschieht immer im ekklesialen Rahmen (vgl. Präfationen: „Die
Schar der Heiligen verkündet deine Größe, denn in der Krönung ihrer Verdienste
krönst du das Werk deiner Gnade“ (I). „Denn in den Heiligen schenkst du der Kirche
leuchtende Zeichen deiner Liebe“ (II))
 Zur Heiligenverehrung gehört auch das Zutrauen, vor ihnen als Brüdern und
Schwestern Christi die persönlichen Sorgen und Nöte auszubreiten und um ihre
Fürsprache bei Gott, dem Geber aller guten Gaben, zu bitten
 Karl Rahner: „Die Anrufung eines ,amtlichen’ Heiligen oder eines durch den
einzelnen Christen glaubend und hoffend geliebten Heimgegangenen ist immer die
Anrufung aller Heiligen, das heißt: das gläubige Sichbergen in der umfassenden
Gemeinschaft aller Erlösten.“
Der Festkreis der Heiligen
 Zur Theologie der Heiligenverehrung
 Das Konzil mahnt in LG 51, „jegliche vielleicht da und dort eingeschlichenen
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Missbräuche, Übertreibungen oder Mängel fernzuhalten oder zu beheben“ und
betont, „dass unsere Gemeinschaft mit den Heiligen … in keiner Weise den Kult der
Anbetung abschwächt, der Gott dem Vater durch Christus im Heiligen Geiste
dargebracht wird, sondern ihn vielmehr reicher gestaltet.“
Marienverehrung: Ihre Auserwählung und opferbereites Eingehen auf den Heilsplan
Gottes heben sie nach Begnadung und Mitarbeit am Werk der Erlösung aus allen
anderen Heiligen weit heraus
SC 103: „In ihr (= Maria) schaut sie (= die Kirche) wie in einem reinen Bilde mit
Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft.“
Schlusskapitel (VIII) von LG ist der „seligen und jungfräulichen Gottesmutter Maria
im Geheimnis Christi und der Kirche“ gewidmet
christologischer und ekklesiologischer Aspekt der katholischen Mariologie
Der Festkreis der Heiligen
 Zur Marienverehrung
 LG 53: Sie hat „bei weitem den Vorrang vor allen anderen himmlischen und
irdischen Kreaturen. Zugleich aber findet sie sich mit allen
erlösungsbedürftigen Menschen in der Nachkommenschaft Adams
verbunden, ja ,sie ist sogar Mutter der Glieder (Christi).“
 Mitwirkung am Werk der Erlösung (LG 62: „Deshalb wird die selige
Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des
Beistandes und der Mittlerin angerufen. Das aber ist so zu verstehen, dass es
der Würde und Wirksamkeit Christi, des einzigen Mittlers, nichts abträgt
und nichts hinzufügt.“)
 In Konsequenz dieser einzigartigen Stellung fordert das Konzil zur
Marienverehrung, vor allem zur liturgischen, auf, wobei es Theologen und
Prediger vor „jeder falschen Übertreibung“ wie vor „zu großer Geistesenge“
warnt
Der Festkreis der Heiligen
 Zur Geschichte der Heiligenverehrung
 Märtyrergedenken: Am Beginn der christlichen Heiligenverehrung stand das
Gedächtnis der Blutzeugen
 Man versammelte sich an ihrem Sterbetag an ihrem Grab
 Der Todestag des Märtyrers galt zugleich als sein eigentlicher Geburtstag zu
neuem, bleibendem Leben
 Ausweitung der Märtyrerverehrung
 Der erste von seiner Gemeinde verehrte Märtyrer war vermutlich der
Bischof Polykarp von Smyrna († um 155)
 Man begann, über den Gräbern der Märtyrer feste Altäre zu errichten und
Kapellen und Kirchen zu bauen
 Theologisch unterstützte Origenes (185-254) die Verehrung der Märtyrer
Der Festkreis der Heiligen
 Andere Heilige
 1. Gruppe: Apostel – mit Ausnahme von Johannes wurden alle als Märtyrer verehrt
 2. Gruppe: Bekenner (keine Märtyrer, aber doch Verfolgung erlitten)
 3. Gruppe: Bischöfe und Kirchenlehrer (nach der Verfolgungszeit)
 4. Gruppe: Asketen und Jungfrauen
 Maria
 Entwicklung im Mittelalter
 Zweifache Bedeutung: Nachahmung (Imitatio) als „Freunde Gottes“ und Anrufung als
Fürsprecher bei Gott
 Fürsprecher werden zu spezialisierten Helfern (quantitatives Denken im religiösen
Bereich)
 Die Fülle der Heiligenfeste überwucherte den liturgischen Kalender und drängte die
eigentlichen Christusfeste und -zeiten zurück
Der Festkreis der Heiligen
 Kalenderreform – Richtlinien
 Reduzierung: Das Herrenjahr erhält den Vorrang vor dem Heiligenjahr; die Zahl der
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in den Universalkalender aufgenommenen Heiligenfeste wird drastisch reduziert
Regionalisierung: Eigenkalender der Teilkirchen (Bistümer, Diözesen) und
Ordensgemeinschaften erhalten ein stärkeres Gewicht
Historizität: Heilige, die nicht historisch bezeugt sind, werden nicht mehr in den
neuen Generalkalender aufgenommen
Universalität: geographisch (alle fünf Erdteile), standesmäßig (Kleriker, Mönche,
Laien, Verheiratete), temporal (aus allen Jahrhunderten)
Ergebnis: aus 280 Heiligenfesten im alten Kalender wurden 168, davon 4 Hochfeste,
17 Feste, 59 gebotene und 88 nicht gebotene Gedenktage – dazu kommen allerdings
noch die marianischen Feste sowie die regionalen Gedenktage, d.h. der Kalender ist
insgesamt nur mäßig reduziert worden
Der Festkreis der Heiligen
 Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet
 setzt sich zusammen aus dem römischen Generalkalender, der übernommen wurde,
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und den Eigenfeiern, die für das gesamte deutsche Sprachgebiet von Bedeutung sind
(Unterscheidung in Hochfeste, Feste, gebotene Gedenktage und nicht gebotene Gedenktage)
wie im römischen Generalkalender wurde auch im Regionalkalender ein
chronologisches und geographisches Gleichgewicht herzustellen versucht
im engeren Sinn 67 Feiern, von denen man sagen kann, dass sie zum deutschen
Sprachgebiet in besonderer Beziehung stehen; 19 Märtyrer, 28 Bischöfe, 12
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und 29 Ordensleute – manche gehören
mehreren Gruppen an
15 Frauen und 32 Heilige aus dem zweiten Jahrtausend christlicher Geschichte
möglichst weitgehende Übereinstimmung mit dem evangelischen Fest- und
Namenkalender (110 gemeinsame Feste und Gedenktage)
Anpassungen an den römischen Kalender bzgl. der Festdaten
Der Festkreis der Heiligen
 Weitere Neuregelungen bei den Heiligenfeiern
 Termin der einzelnen Gedächtnisfeiern: möglichst der Sterbetag als der
Geburtstag für den Himmel (= natale)
 war der Sterbetag eines Heiligen schon „belegt“, so wählte man den ersten
freien Tag vor oder nach dem Sterbetag
 in manchen Fällen nahm man auch den Jahrestag der Übertragung oder den
Weihetag einer Kirche zu Ehren des Heiligen oder den Jahrestag der Weihe
 Grundregel, dass in der österlichen Bußzeit und in der zweiten Adventsphase
(17.-24. Dezember) keine Heiligenfeste und Gedenktage gefeiert werden
dürfen
 Wegfall der Titel „Bekenner“, „Witwe“ und „Weder Jungfrau noch
Märtyrerin“
 Beibehaltung der Titel Apostel, Evangelist, Märtyrer, Jungfrau, Papst,
Bischof, Priester, Diakon, Kirchenlehrer, Abt, Mönch, Einsiedler,
Ordensmann (im Sinne von Ordensangehöriger ohne Priesterweihe) und
Ordensfrau (wenn sie vor dem Eintritt in den Orden verheiratet war, sonst
gilt der Titel Jungfrau)
Der Festkreis der Heiligen
 Apostelfeste
 Petri Stuhlfeier (22. Februar)
 Matthias (24. Februar)
 Markus (25. April)
 Philippus und Jakobus (3. Mai)
 Petrus und Paulus (29. Juni)
 Thomas (3. Juli)
 Jakobus der Ältere (25. Juli)
 Bartholomäus (24. August)
 Matthäus (21. September)
 Lukas (18. Oktober)
 Simon und Judas (28. Oktober)
 Andreas (30. November)
 Johannes (27. Dezember) – siehe Weihnachtsfestkreis (Oktav)
Der Festkreis der Heiligen
 Hochfeste, Feste und Gedenktage der Gottesmutter Maria
 Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
(8. Dezember)
 Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August)
 Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli)
 Fest Mariä Geburt (8. September)
 Gebotene Gedenktage
 Gedenktag Maria Königin (22. August)
 Gedächtnis der Schmerzen Marias (15. September)
 Gedenktag unserer Lieben Frau vom Rosenkranz (7. Oktober)
 Gedenktag unserer Lieben Frau von Jerusalem (21. November)
 Nicht gebotene Gedenktage
 Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes (11. Februar)
 Gedenktag des unbefleckten Herzens Marias (Samstag nach dem Herz-Jesu-Fest)
Gedenktag unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel (16. Juli)
 Gedenktag Mariä Namen (12. September)
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Der Festkreis der Heiligen
 Marienmonate Mai und Oktober
 Besondere Maiandachten lassen sich schon im Mittelalter feststellen
 Ergebnis einer Entwicklung, die im 17. Jahrhundert einsetzt und in der
Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen ist
 PaulVI. empfahl in seiner Enzyklika „Mense maio“ vom 1. Mai 1965 die
besondere Verehrung der Gottesmutter in diesem Monat
 Von einem Rosenkranzmonat spricht erstmals Leo XIII., der nicht weniger als
16 Enzykliken bzw. Apostolische Schreiben über das Rosenkranzgebet
veröffentlichte und anordnete, dass im Monat Oktober der Rosenkranz
täglich in allen Pfarrkirchen gebetet wird
Der Festkreis der Heiligen
 Weitere Hochfeste
 Hochfest des heiligen Josef (19. März)
 Erste Spuren einer Verehrung des heiligen Josef begegnen im 8./9. Jahrhundert in Ägypten
 das Fest am 19. März ihm zu Ehren kam im 12. Jahrhundert auf und erfuhr durch den
Franziskanerorden im 14. Jahrhundert weite Verbreitung
 Ein weiteres Josefsfest führte Pius XII. im Jahre 1955 ein: Am 1. Mai, dem Internationalen
Tag der Arbeit und der Arbeiter, wird der nicht gebotene Gedenktag des heiligen Josef, des
Arbeiters, begangen
 Hochfest der Geburt Johannes‘ des Täufers (24. Juni)
 Biblische Begründung: sechs Monate vor der Geburt Jesu (vgl. Lk 1, 36a)
 Johannes der Täufer erfuhr schon in der alten Kirche eine hohe Verehrung; im Osten feierte
man unmittelbar nach Epiphanie am 7. Januar ihm zu Ehren ein Fest
 Der 24. Juni als Geburtsfest des Täufers setzte sich zuerst im Westen durch
 große Volkstümlichkeit des Johannistages (Höhepunkt des Naturjahres; in evangelischen
Gemeinden Johannisandachten auf den Friedhöfen)
Der Festkreis der Heiligen
 Das Hochfest Allerheiligen (mit Allerseelen)
 Fest hat seinen Ursprung im Osten - noch heute gilt im byzantinischen Ritus der
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Sonntag nach Pfingsten als der Sonntag aller Heiligen
Ein Allerheiligenfest am 1. November ist zuerst für England und Irland in der
Mitte des 8. Jahrhunderts bezeugt
Die Liturgie begeht Allerheiligen als Hochfest mit zwei neutestamentlichen
Lesungen und dem Evangelium von den Seligpreisungen (Mt 5,1-12 a)
Eng mit Allerheiligen verbunden ist der Gedenktag aller verstorbenen Gläubigen
(Allerseelen) am 2. November
Obwohl kein Fest oder Hochfest besitzt der Tag einen hohen liturgischen Rang:
Fällt er auf einen Sonntag, verdrängt er das betreffende Sonntagsproprium
Abt Odilo von Cluny führte im Jahre 998 eine Gedächtnisfeier für die Verstorbenen
der ihm untergebenen Klöster ein
Jeder Priester kann an diesem Tag drei Messen feiern (dementsprechend drei
Messformulare)
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