Kapitel 3 - LutzSperling.de

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Kapitel 3
Die Newtonsche Mechanik und der
Mittelpunkt der Welt
Voraussetzungen der Newtonschen
Mechanik
Isaac Newton (1642 – 1727), Hauptwerk 1687:
Philosophiae Naturalis Principia Mathematica
Auch Newtonsche Mechanik nicht „wahr“, sondern
nur beschränkt gültig
Voraussetzungen:
Raum = absolut, dreidimensional, Euklidisch,
homogen, isotrop, stetig, unbeschränkt, unendlich
Zeit = absolut, eindimensional, stetig,
unbeschränkt, unendlich
Trägheitsgesetz und Inertialsystem
= 1. Newtonsches Gesetz:
Ein Körper bewegt sich geradlinig und gleichförmig
(d. h. mit konstanter Geschwindigkeit), solange
keine Kraft auf ihn einwirkt.
Gültig in einem Inertialsystem, implizit definiert,
gilt nicht in einem System, das sich gegenüber
einem Inertialsystem dreht oder beschleunigt
bewegt.
Bezugssystem notwendig:
z. B. repräsentiert durch
3 rechtwinklige Koordinatenachsen x, y, z
mit einem Bezugspunkt O als Ursprung
Grundgleichung der Dynamik und
Kraftbegriff
2. Newtonschen Gesetz:
Zeitliche Änderung der vektoriellen
Bewegungsgröße Masse mal Geschwindigkeit =
auf Körper einwirkende Kraft
(bei konstanter Masse:
Masse mal Beschleunigung)
Neu: Klarer Kraftbegriff
Konstante Geschwindigkeit nicht von Ruhe
unterscheidbar!
Sonderfall: Trägheitsgesetz
Newtonscher Körper: punktförmig, massebehaftet
Wechselwirkungsgesetz und
Gravitationsgesetz
Wechselwirkungsges. = 3. Newtonsches Gesetz:
Jeder Körper, auf den eine Kraft wirkt, wirkt mit der
gleich großen, entgegengesetzt gerichteten Kraft
auf die Kraftquelle, z. B. einen anderen Körper,
zurück.
Gravitationsgesetz:
m1m2
F  2
r
Fernwirkung, kein übertragendes Medium nötig
--------------------------------------------------------------------------Leonard Euler: Impuls- und Drehimpulssatz
Inertialsystem in der Praxis
Vorstellbar als mit einem fiktiven Himmelkörper
verbunden, auf den keine Kräfte wirken und der
sich gegenüber dem Fixsternhimmel nicht dreht.
Koordinatenursprung näherungsweise:
Massenmittelpunkt (Schwerpunkt) des
Sonnensystems
oder ein gegenüber diesem geradlinig
gleichförmig bewegter Punkt
Aber: geringe Gravitationskräfte ->
Sonnensystem umrundet in 225 Millionen Jahren
mit riesigem Radius Zentrum unserer Galaxis
Gröbere Näherungen
Ersatz des Inertialsystems durch
- die Fixsterne,
- ein heliozentrisches System,
- ein geozentrisches System (ohne Rotation gegen
den Fixsternhimmel),
- erdfestes System (mit Rotation gegen den
Fixsternhimmel) für praktische Ingenieurbelange
Aufstellung der Differentialgleichungen für die
Bewegung der als punktförmig angenommenen
Körper des Sonnensystems:
Vernachlässigung von Dämpfung und Reibung
(kleine Körper, Staub, Gezeiten)
Zweikörperproblem
Abgeschlossenes System zweier Himmelskörper:
Differentialgleichungen geschlossen, d. h. mittels
Formeln lösbar
Ergebnis: Kegelschnitte bezüglich gemeinsamem
Schwerpunkt,
falls geschlossen: Ellipse, Sonderfall: Kreis
Relativbewegung beider zueinander gleiche
Lösung mit anderen Parametern
System Sonne + ein Planet ->
1. Keplersches Gesetz
Ruhend angenommene Sonne: Einkörperproblem
Lösung für Zweikörperproblem
Das Sonnensystem
Planeten
Weitere Daten
Sonnenmasse = 333 000 Erdmassen
Mondmasse
= 1/81 Erdmasse
Zur Rolle der Sonne
Annahme der Sonne als "Mittelpunkt" des
Sonnensystems wegen überwiegender Größe,
1,3 Millionen km Durchmesser
Damit „gleichwertig“ wäre aber auch ein gegen die
Sonne gleichförmig geradlinig bewegter Punkt
„Absolutbewegung“ gegenüber einem
Inertialsystem
„Relativbewegung“ gegenüber einem
Nichtinertialsystem
Relativität beim Zweikörperproblem I
Relativität beim Zweikörperproblem II
Dreikörperproblem
Einfluß der übrigen Himmelskörper gegenüber
dem der Sonne nicht in jedem Fall
vernachlässigbar
Schon Dreikörperproblem nicht mehr geschlossen
lösbar und chaosfähig
Das gilt sogar für das sogenannte eingeschränkte
Dreikörperproblem (2 große und ein kleiner
Körper, z. B. Erde – Mond – Raumschiff)
2- und 3-Körperproblem
Dreikörperproblem – allgemein
Eingeschränktes Dreikörperproblem
Eingeschränktes 3-Körperproblem periodisch
Dynamische Stabilität und Chaos
Dynamischen Stabilität der regelmäßigen
Bewegungen der Planetenumläufe bis heute
nur plausibel, aber nicht beweisbar,
Sonnensystem insgesamt vermutlich gutartig
chaotisch
Chaos: Extreme Abhängigkeit von den
Anfangsbedingungen
Dynamische Instabilität und Chaos möglich,
z. B. Planetoiden in bestimmten Bereichen,
Eigendrehung des Saturnmondes Hyperion
Eigendrehung der Erde durch Mond stabil
Synchronisation
Resonanz im Sinne der nichtlinearen Theorie
Beispiel: 2:3 - Synchronisation
bei Neptun und Pluto,
,Mond kehrt der Erde ständig die gleiche Seite zu
Rein empirische Hypothese
von A. M. Molčanov (1973):
k1i n1  ...  k9i n9  0,
i  1,...,9
Planetensynchronisation
Kinematik
Keine Berücksichtigung von Massen und Kräften,
mit der Zeit veränderliche Geometrie,
Untersuchung von Lage, Geschwindigkeit,
Beschleunigung in Abhängigkeit von der Zeit
Im Rahmen der Kinematik sind damit alle
Bezugssysteme gleichberechtigt, und es besteht
kein prinzipieller Unterschied zwischen den
Systemen nach Kopernikus und Tycho Brahe
Die Begriffe Inertialsystem, Absolut- und
Relativbewegung und die Frage nach einem
physikalischen Zentrum verlieren hier ihren Sinn.
Bestätigung des Kopernikanismus im
Rahmen der Newtonschen Mechanik
Erkenntnisse Galileis waren Newton bekannt
1728 Bradley: experimenteller Nachweis der
Lichtaberration
1837/38 Bessel: experimenteller Nachweis der
Parallaxe
1851 Foucauld: Pendelversuch zum Nachweis der
Eigendrehung der Erde
(entsprechend dem Drehimpulssatz)
Mittelpunkt der Welt?
Frage nach dem wahren Mittelpunkt der Welt,
= Scheinproblem der Wissenschaft ,
naturwissenschaftlich und Theologisch irrelevant
Im Rahmen der Kinematik:
Kein Unterschied zwischen Kopernikanischem und
Tychonischen System
Im Rahmen der Newtonschen Mechanik:
Sonne kann wegen enorm überwiegender Masse
zum Zentrum des Sonnensystems erklärt werden
Standpunkt der modernen Physik I
Einsteinsche Relativitätstheorie
Voraussetzungen der Newtonschen Physik nicht
haltbar
3 Physik-Nobelpreisträger:
Max Born: „Damit ist die Rückkehr zu des
Ptolemäus Standpunkt der ruhenden Erde ins
Belieben gestellt... Daher haben, von Einsteins
Standpunkt gesehen, Ptolemäus und
Kopernikus gleiches Recht. Welchen
Ausgangspunkt man wählt, ist Sache der
Bequemlichkeit. Für die Mechanik des
Planetensystems ist allerdings die Auffassung des
Kopernikus die bequemere."
Standpunkt der modernen Physik II
Max Planck:“Nach der physikalischen
Relativitätstheorie, die gegenwärtig wohl zum
gesicherten Besitzstand der Wissenschaft
gerechnet werden kann, sind die beiden
Bezugssysteme und die ihnen entsprechenden
Betrachtungsweisen gleich korrekt und gleich
berechtigt, es ist grundsätzlich unmöglich, ohne
Anwendung von Willkür durch irgendwelche
Messungen oder Rechnungen zwischen ihnen
eine Entscheidung zu treffen.“
Werner Heisenberg: „..., so ist es willkürlich, ob
man Sonne oder Erde als ruhend oder bewegt
ansieht, warum der Fall Galilei offen blieb!"
Relativität naturwissenschaftlicher
„Wahrheit“
Johannes Paul II.: „...daß es jenseits zweier
einseitiger und gegensätzlicher Ansichten eine
umfassendere Sicht gibt, die beide Ansichten
einschließt und überwindet.“
Dietrich V. Wilke: „Die Geschichte der Forschung
zeigt, daß ihre Wahrheitssuche sich immer nur in
der Aufdeckung relativ gültiger Wahrheitsaspekte
vollzog, die von neuen - nicht minder relativen Positionen abgelöst wurden, von denen sie
stillschweigend als überholt in den Status der
Unwahrheit verschoben wurden.“
Einsteins Überholung der Setzung des
Newtonschen Inertialsystems
Albert Einstein: „weitgehende Analogie ...
zwischen Galileos Ablehnung der Setzung eines
Weltmittelpunktes zur Erklärung des Fallens der
Körper und der Ablehnung der Setzung des
Inertialsystems zur Erklärung des
Trägheitsverhaltens der Körper“.
Beides = Einführung eines begrifflichen Dinges mit
folgenden Eigenschaften:
1. Nicht als etwas Reales gedacht,
2. Maßgebend für das Verhalten der realen Dinge,
aber umgekehrt keiner Einwirkung durch die
realen Dinge unterworfen
-> „widerstrebt ... dem wissenschaftlichen Instinkt“
Geistiger Mittelpunkt der Welt
Barocke ganzheitliche Weltsicht zur Zeit Galileis:
Widerstreben gegen Spekulationen über die mit
normalem Alltagsleben und christlichem Glauben
verbundenen selbstverständlichen Vorstellungen
Franz Werfel: "Wenn die Erde wirklich die
abnormste aller Anomalien ist, so kreist sie schon
aus diesem Grunde in der innersten Mitte des
Universums, die nur eine geistige Mitte sein kann,
weil ja alle Raum- und Zeitmaße innerhalb des
Universums sinnlos sind.“
Ernst Bloch: „... Recht, für die Zusammenhänge
der humanen Wichtigkeit diese Erde festzuhalten
und die Welt um das auf der Erde Geschehende
und Geschehene herumzuordnen."
Max Thürkauf
Materialistisch: Erde 'nichts anderes als ein
kosmisches Staubkorn‘‚
„Entscheidend sind die geistig-seelischen Dimensionen, aus welchen die Materie hervorgegangen
ist und immer noch hervorgeht. Im Mysterium von
Bethlehem wurde die Erde das geistlich-geistigseelische Zentrum der Welt, einer Welt, in der das
Unsichtbare das Entscheidende ist.“
"Die Erde ist nicht ein astronomisches, ein
materielles Zentrum, aber sie ist das geistlichgeistige Zentrum der Welt, [das] weder geo- noch
heliozentrisch, sondern christozentrisch ist."
„...auch dadurch ein materielles Zentrum der Welt,
weil ... Ort der Parusie - der Wiederkunft Christi ...“
Sonderstellung der Erde aus
naturwissenschaftlicher Sicht?
Im rein materiellen Bereich des Meß- und
Berechenbaren?
Bei einhundertmilliarden Sonnen in unserer
Galaxis und noch mehr Galaxien?
Aber günstige Bedingungen für Leben auf
unserem Planeten offenbaren eine erstaunliche
Feinabstimmung!
Optimale Entfernung Erde – Sonne,
Stabilisierung der Erdrotation durch den Mond,
Hugh Ross: a priori Wahrscheinlichkeit für die
Existenz „einer Erde“ im All äußerst gering
Das anthropische Prinzip
nach John D. Barrow
Zwischen den zig heute bekannten universellen
physikalischen und kosmologischen
Naturkonstanten, äußerst feine Abstimmung Im Universum wäre kein biologisches Leben
möglich, wenn der Wert auch nur einer
Naturkonstanten extrem wenig anders ausfiele.
„Starkes anthropisches Prinzip“:
Behauptung, die Naturkonstanten seien so, wie sie
sind, damit es uns geben kann, damit das Weltall
sozusagen nicht ohne Beobachter existiert.
Deutung des anthropischen Prinzips
Leben anders als auf Kohlenstoffbasis?
Multiversen-Theorien?
Noch unbekannte tiefere Naturgesetze?
Alles nur Zufall?
Alle solche, oft aus der Ablehnung einer
Schöpfung geborenen Argumente stehen wie
unser Glaube außerhalb der Naturwissenschaften.
Aber: Welt muß, damit wir sein können, genau
solcherart sein, wie sie ist!
Kein „Glaubensbeweis“, kann Gläubige jedoch zu
dankbarem Erstaunen führen!
Kapitel 4
Aspekte des Paradigmenwechsels
Zerstörung des antiken Weltbildes
Das Beunruhigende an der Zerstörung des antiken
Weltbildes, das die Kirche mit zu bedenken hatte,
war für Galileis Zeitgenossen weniger die Frage
nach dem Zentrum des Sonnensystem.
Es waren vielmehr wesentliche
Paradigmenwechsel hinsichtlich der modellhaften
Vorstellung, die man sich von der Welt machte.
Gewaltige Größe des Kosmos
Antike und Mittelalter:
Welt durch eine kristallene Fixsternsphäre
abgeschlossen, trotzdem:
Entfernung der Fixsterne schon sehr groß gedacht
Was ist „dahinter“?
Pythagoräer und Stoiker: Es geht dahinter weiter
Aristoteles:dahinter nur noch das absolute Nichts,
ausgestreckte Hand würde aufhören zu existieren.
Bild von Flammarion stammt von 1888!
Kugelgestalt der Erde auch im Mittelalter allgemein
anerkannt!
Flammarion: Universum
Das unendliche Weltall I
Cusanus (1401 - 1464): Welt unbegrenzt
Giordano Bruno (1548 - 1600): Sichtbares
Universum unendlich, keine Fixsternsphäre,
„unzählig viele Sonnen“, „unendlich viele Erden,
die diese fernen Sonnen umkreisen“
Kopernikus (1473 – 1543):
Fixsternsphäre = letzte Grenze, Frage, ob die
Welt endlich oder unendlich ist‚ zurückgewiesen
Johannes Kepler (1571 - 1630): lehnte
unendlichen Raum wegen Paradoxien ab
Das unendliche Weltall II
Galileo Galilei (1554 -1642): Frage werde sich
naturwissenschaftlich nicht klären lassen
Thomas Wright (1711 - 1786), 1750:
Sonne gehört zum Milchstraßensystem,
Vermutung weiterer Sterninseln ('Galaxien')
derselben Art, astronomische Bestätigung 1924
Newton:
Unendlicher Raum = Empfindungsorgan Gottes
Glaube und Unendlichkeit der Welt
Raum und Zeit, sofern real,
= Geschöpfe Gottes
Thomas von Aquin:
Unendlichkeit der Welt mit Offenbarung nicht
vereinbar,
aber: sie stände nicht im Widerspruch zum
Schöpfungsglauben
Unendlichkeit der Welt in der Geschichte häufig
von Atheisten gegen den Glauben
instrumentalisiert
Argumente für eine räumlich endliche
Welt
Heinrich Olbers (1758 - 1840)
Olberssches Paradoxon: Unendlich viele Sterne ->
Flächenhelligkeit 50000 mal Sonnenhelligkeit
Carl Gottfried Neumann (1832 - 1925)
Gravitationsparadoxon: Unendlich viele Massen ->
unendliche Anziehungskraft aus jeder Richtung,
Massen können auch erst endlich lange Zeit
existieren
Rudolf Claudius (1822 - 1888)
Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik:
Unendlich alte Sterne wären längst erloschen
Das Urknallmodell
Alexander Friedmann (1888 - 1925):
Im Rahmen der Relativitätstheorie
mathematisch denkbare kosmologische Modelle
Edwin Hubble (1889 - 1953):
1924: Objekte außerhalb unserer Galaxis
1929: Rotverschiebung = optischer Dopplereffekt
Abbé Georges Lemaître (1894 - 1966):
(päpstlicher Prälat, seit 1940 Mitglied,
1960 - 1966 Präsident der päpstlichen
Akademie der Wissenschaften)
1927: Voraussage dieser Rotverschiebung
„Vater“ der Urknalltheorie (Begriff von Fred Hoyle)
Päpste zur Urknalltheorie
Pius XII.: Begrüßte diese Theorie,
Johannes Paul II.:
Gegen „unkritischen und übereilten Gebrauch ...
für apologetische Zwecke“,
aber: "mögliche Relevanz solcher Theorien" zur
Vertiefung theologischer Untersuchungen
Zum anschaulichen Verständnis des
Urknallmodells
Kosmologisches = Kopernikanisches Prinzip:
Kosmos im großen Maßstab homogen und isotrop
und damit auch azentrisch,
von jedem Ort und in jeder Richtung prinzipiell
gleiches Aussehen (aber: siehe nächste Folie)
Endlicher unbegrenzter 3D-Raum deutbar als
„Oberfläche“ eines vierdimensionalen „Körpers“,
Gestalt: Kugel, Dodekaeder, Horn oder Torus?
Daneben Unendliche Raummodelle:
Sattelfläche oder „flaches“ Universum
Eine aktuelle Fotografie des Weltalls
Alternativen zum Urknallmodell I
Fred Hoyle (1015 – 2001):
Entstehung immer neuer Materie aus Nichts
gegen Verringerung der Massendichte
Modell des oszillierenden Universums
Alan Guth (*1947):
Theorie des inflationären Universums,
kurzzeitige überlichtschnelle Ausdehnung,
als falsch erwiesen,
würde bedeuten: gigantische, prinzipiell
unzugängliche Räume und Objekte
hinter dem Horizont der zugänglichen Welt
(Radius ca. 13,7 Milliarden Lichtjahre)
Alternativen zum Urknallmodell II
Andrè Linde (*1948):
1983: chaotische Inflation, ständig neue
Universen durch neue Urknallausbrüche,
= eine von diversen „Multiversentheorien“
Weiterentwicklung dieser Theorie
durch quantenphysikalischen Spekulationen
Stephen Hawking (*1942):
"Keine Grenzen"-Modell
durch 4. Raumdimension in Form imaginärer Zeit,
Vermeidung der Urknallsingularität,
aber Anfang der Welt hinsichtlich der real erlebten
Zeit damit natürlich nicht beseitigt
Alternativen zum Urknallmodell III
Paul Steinhard (Promotion 1978),
seit 2001 Albert-Einstein-Professor an der
Princeton-University
2002: Theorie eines zyklischen Universums
(sehr verschieden von oszillierendem Universum),
Singularität und Entropieproblem vermieden,
jedoch hochspekulativ
Gesamtwertung dieser Alternativen
Zusammenfassend kann man mit Neidhart sagen,
daß alle diese Theorien entweder falsch oder
hochspekulativ sind. Sie entstanden nicht auf
Grund von neuen empirischen Fakten, sondern
lediglich aus philosophischer oder religiöser
Motivation.
Daher dürfen die Argumente für das endliche Alter
der Welt nach wie vor als überzeugend angesehen
werden. Für den gläubigen Menschen sind sie
Hinweise auf den Schöpfungsakt, wenn auch
keine zwingenden Beweise.
Woher stammen die Gesetze der
Physik?
Frage der Philosophie und Religion, nicht von der
Naturwissenschaft zu beantworten:
Wer bestimmt die Gesetze der Physik, wer haucht
ihnen Leben sein?
Größe des Weltalls aus der Sicht des
Glaubens I
Bernhard Philberth: „Das Weltall ist endlich und
begrenzt; aber in offener Endlichkeit begrenzt:
in Unerreichbarkeit seiner Grenzen.“
„Keinem Geschaffenen ist die Grenze seines
Seins erreichbar; kein Seiendes kann sich selbst
einholen."
"Vor der Schöpfung war nur Gott; jenseits allen
Raumes, aller Zeit, aller Materie. Alle Räume,
Zeiten, Massen und alles Sein ist in Gott. Außer
Gott ist nichts; das Nichts selbst ist von Gott
umfangen."
Größe des Weltalls aus der Sicht des
Glaubens II
In den als unendlich erscheinenden Weiten des
Alls drückt sich entweder erschauern lassende
tödliche Wüste aus oder die unergründliche Macht
und Herrlichkeit unseres Gottes, der immer anders
und größer ist als jede menschliche Vorstellung
und der sich uns doch im Logos als Mensch
geoffenbart hat!
Größe des Weltalls aus der Sicht des
Glaubens III
Joseph Ratzinger „Einführung in das Christentum“:
„Die Größe ...verweist auf ihn, vor dem die Völker
sind 'wie Tropfen am Eimer', 'wie Stäubchen an
der Waagschale' (Jes. 40,15).“
„Verschwenderischer Überfluß“
= „Ausfluß der verschenkenden Liebe Gottes“,
„Prägezeichen Gottes in seiner Schöpfung“
„ein ganzes Weltall verschwendet“,
„um an einer Stelle dem Geist, dem Menschen
„einen Platz zu bereiten“. Gott verausgabe sich
selbst „in unbegreiflicher Selbstverschwendung “,
„um das Staubkorn Mensch zum Heil zu führen."
Oben und unten I
Unterschied zwischen der horizontalen und der
vertikalen Richtung ist uns geradezu
unüberwindlich physisch eingeprägt.
Bernhard Philbert:
„Wesensverwandtschaft des physikalischkosmischen, des soziologisch-menschlichen und
des theologisch-heilsgeschichtlichen Bereichs der
Offenbarung“ „überwältigend sichtbar“
„im Oben-Unten“;
„Das Oben-Unten ist ein Urmythos“
„schwere Erschütterungen des an diesen Bildern
orientierten, religiösen Empfindens“
Oben und unten II
Für den „durch die Massenmedien manipulierten
Zivilisationsmenschen“ gilt:
„In der Anbetung der Wissenschaft verehrt er
Schemen.“
In einem verallgemeinerten Sinne gilt jedoch:
„Gerade im Kosmos gibt es dieses ursprüngliche
Unten-Oben in fundamentaler Bedeutung; ein
wahrhaft existenzielles Unten-Oben von
seinsschaffender und seinsgestaltender Macht.
Dieses ist ein Nieder-Höher im Potential, im
Energieniveau verschiedener Zustände
kosmischen Seins. Die Existenz ist Dasein in
Potentialen.“
Oben und unten III
Max Thürkauf
"Die theozentrische Welt gleicht der
geozentrischen Welt: Sie hat ein Oben und ein
Unten - Himmel und Hölle. Im Weltbild der
materialistischen Naturwissenschaft sind Oben
und Unten so gegenstandslos wie Himmel und
Hölle - wie das Gute und das Böse."
Dietrich von Hildebrand:
„ 'Oben' bleibt eine fundamentale Analogie für die
Dinge, die metaphysisch über uns erhaben sind,
ihrem Wert und ihrem ontologischen Rang nach;
'unten' für die Dinge, die ihrem Wert und ihrer
Seinsart nach geringer sind als der Mensch.“
Das mechanistische Weltbild I
Historisch früheste Form des sogenannten
naturalistischen Weltbildes., weil Mechanik besonders anschaulich und zuerst mathematisierbar
Welt = Mechanismus, streng nach Naturgesetzen
ablaufend, Zustand auch für Zukunft festgelegt
„Laplacescher Dämon“: gedachte, unbegrenzt
mächtige Intelligenz
Laplace‘ Antwort auf Napoleons Frage nach Gott
in seinem Weltbild: „Wir brauchen diese
Hypothese nicht.“ = konsequent
Damit war jede Freiheit aus der Welt verbannt.
Das mechanistische Weltbild II
Nach Descartes:
Gott = Uhrmacher, der der Welt anfangs eine
gewisse Impulsmenge erteilt hat und die dann
gnadenlos abläuft
Julien Offray de La Mettrie (1709 - 1751):
„Die Maschine Mensch“
Seele des Menschen allein physisch gedeutet,
gilt als der erste materialistische Schriftsteller der
Aufklärung
Das mechanistische Weltbild III
Den Gesetzen der Mechanik wurden dann die
Gesetze der Elektrodynamik sowie der
Thermodynamik an die Seite gestellt, und so
mußte man in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts der Überzeugung sein, daß diese
naturgesetzlichen Abläufe im Prinzip das gesamte
Sein lückenlos zu beschreiben gestatten.
Dramatische Folge ->
Materialistischer Naturalismus,
der das Allgemeinbewußtsein der Gesellschaft
weitgehend dominierte und bis heute dominiert
Gegenargumente aus der
Quantenphysik I
Nur noch statistisch beschreibbare
mikrophysikalische Vorgänge sind als im einzelnen
tatsächlich indeterminiert (zufällig) nachgewiesen.
Nur noch Wahrscheinlichkeiten mathematisch
berechenbar!
Die materielle Welt ist nicht geschlossen!
Nicht determinierte mikrophysikalische Prozesse
haben makrophysikalische Auswirkungen,
neue makrophysikalische Anfangsbedingungen für
naturgesetzlich ablaufende Prozesse,
Prinzipielle Grenze für Naturgesetzlichkeit,
Reich der Freiheit eröffnet.
Gegenargumente aus der
Quantenphysik II
Eccles und Beck:
Wissenschaftlicher Nachweis für
makrophysikalische Auswirkungen der
Quantenmechanik im Gehirn
Thomas Görnitz:
Monistische, nicht-materialistische Weltsicht mit
Quanteninformation (Protyposis) als Grundgröße,
als „eigentliche[r] Grundlage des Seienden“,
„kondensiert“ zu Materie und Energie als spezieller
Zustände; Wechselwirkung zwischen dem
Seelischen und dem Körperlichen =
Wechselwirkung der Protyposis mit sich selbst
Eine harmonische Welt?
Es werden wieder ästhetische Argumente in der
Naturwissenschaft erwogen!
Roman Worg:
„Allerdings galt Keplers Beschreibung des
Planetensystems als 'Weltharmonik' noch vor
einigen Jahren als zu platonisch, zu sehr vom
Wunsch nach Harmonie getragen.“
Heute: Goldener Schnitt: Bedeutung für chaotische
Systeme, begründet durch das KAM Theorem
Harald Böttger:
Dreiklang: Grundton + zwei Obertöne verursacht durch akustische Dichteschwankungen
in Baryon-Photon-Mischung des frühen Kosmos
Wahrheit wissenschaftstheoretisch
gesehen
Pierre Duhem:
„Angenommen, die Hypothesen des Kopernikus
könnten alle bekannten Erscheinungsformen
erklären; daraus könnte man schließen, daß sie
möglicherweise wahr sind, nicht aber, daß sie mit
Notwendigkeit stimmen. Denn um diesen letzteren
Schluß zu legitimieren, müßte man beweisen, daß
kein anderen System erdenkbar ist, das die
Erscheinungsformen genau so gut erklärt. Dieser
letzte Beweis ist aber nie geführt worden.“
Galileis Paradigmenwechsel
Nach Hugo Staudinger,
Deutsches Instituts für Bildung und Wissen:
Mittelalterliche Naturwissenschaft:
Zusammenfassung von Naturbeobachtungen ,
Theologie und Philosophie: spekulative Schlüsse
Galilei, Bacon: mathematische „Naturgesetze“,
Verbindung von empirischen Beobachtungen,
mathematischem Denken und Experiment,
Natur im Experiment nicht so befragt, wie man sie
im Alltag vorfindet, sondern zunächst planvoll
verändert!
Galileis Provokation
„Seinen Gegnern, die sich auf anerkannte Denker
der Antike und des Mittelalters beriefen, rief Galilei
selbstbewußt zu:
'Kommt mit Gründen, nicht mit Texten und
Autoritäten; denn wir haben es mit der Welt
unserer Sinne, nicht mit einer Welt von Papier zu
tun. In den Naturwissenschaften, deren
Folgerungen wahr und notwendig sind, können
tausend Demosthenes und tausend Aristoteles
nicht, der Sache zum Trotz wahrmachen, was
falsch ist.' (Dialogo)“
Die Natur auf der Folter
Zwei gegensätzliche Interpretationen von
Naturerkenntnis:
„Die eine betont, daß der Mensch der Natur die
Möglichkeit zur Beantwortung seiner Fragen gebe,
in der respektvollen Bereitschaft, ihre Auskünfte
anzuerkennen.
Die andere dagegen hebt hervor, daß der Mensch
die Natur wie ein Richter behandle, der jemanden
'auf die Folter spannt', um ihn zu Aussagen auf
gezielte Fragen in einem vorentworfenen System
zu zwingen.“
Die Natur als manipulierbare Realität
Carl Friedrich von Weizsäcker:
"Galilei tat seinen großen Schritt, indem er wagte,
die Welt so zu beschreiben, wie wir sie nicht
erfahren. Er stellte Gesetze auf, die in der Form, in
der er sie aussprach, niemals in der wirklichen
Erfahrung gelten und die darum niemals durch
irgendeine einzelne Beobachtung bestätigt werden
können, die aber dafür mathematisch einfach sind.
... Das wissenschaftliche Experiment unterscheidet
sich von der Alltagserscheinung dadurch, daß es
von einer mathematischen Theorie geleitet ist, die
eine Frage stellt und fähig ist, die Antwort zu
deuten. So verwandelt es die gegebene ´Natur´ in
eine manipulierbare Realität."
Vergleich mit Aristoteles
Carl Friedrich von Weizsäcker:
„Aristoteles wollte die Natur bewahren, die
Erscheinungen retten. Sein Fehler ist, daß er dem
gesunden Menschenverstand zu oft recht gibt.“
„So sagt z. B. Aristoteles, daß schwere Körper
schnell fallen, leichte Körper langsam und ganz
leichte Körper sogar aufsteigen. Dies ist genau,
was die Erfahrung jeden Tag uns lehrt.“
Galilei stellt „also die Hypothese auf, es könne ein
Vakuum, einen leeren Raum geben, wieder im
Widerspruch nicht nur zur Philosophie des
Aristoteles, sondern auch zur Erfahrung jedes
Tags."
Ideale Bedingungen als Voraussetzung
für die Gültigkeit der Naturgesetze
Hugo Staudinger
„Diese idealen Bedingungen sind jedoch faktisch
nicht einmal im Experiment herstellbar, ja, es läßt
sich nicht einmal entscheiden, ob sie auch nur
prinzipiell realisierbar sind.“
Nach heutiger Physik:
Kein absolutes Vakuum möglich, Raum besteht
stets nur im Zusammenhang mit Materie!
Ungeheure geistige Leistung Galileis, Paradoxität:
„Indem er es wagt, die Natur so zu beschreiben,
wie sie tatsächlich niemals ist, eröffnet er neue
Möglichkeiten zu einer exakteren Berechnung
realer Vorgänge.“
Kapitel 5
Der materialistische Naturalismus
und seine ethischen Folgen
Wissen ist Macht
Nach Hugo Staudinger:
Staatsmann, Jurist, Historiker, Naturforscher und
Philosoph Francis Bacon (1561 – 1626):
Programm für:
- Grundlegende Umgestaltung der gesamten
menschlichen Gesellschaft,
- unbegrenzte Steigerung der Macht des
Menschen, die durch Wissen erreicht werden soll,
- Trennung von Wissenschaft und Religion,
- Ablehnung der Anerkennung von Finalursachen
als unwissenschaftlich.
Hat Entwicklung mitbestimmt und
Allgemeinbewußtsein mitgeprägt.
Berechnen können ohne Erkenntnis
des Wesens der Dinge
Isaac Newton:
„hypotheses non fingo“
(Hypothesen erdenke ich nicht)
Bescheidung auf das Belegbare!
Aber nach Hugo Staudinger auch:
„Gleichsetzung von 'Verstehen' und
'Berechnenkönnen‘‚“
grundlegende Beschränkung der Fragestellung
des Denkens auf das „Wie“,
keine Antwort auf die Frage „Warum“
Verzicht auf Erkenntnis des Wesens der Dinge,
auf eine „Theorie des Seins“
Konsequenz für Philosophie und
Theologie
Hugo Staudinger:
„Damit schuf“ das wissenschaftliche Denken
„zugleich eine Trennung der Naturwissenschaften
von der überkommenen Philosophie und
Theologie, da weder Philosophie noch Theologie
die gekennzeichnete Beschränkung mit vollziehen
konnten. Das bedeutete jedoch zunächst kein
Gegeneinander, sondern eher ein Nebeneinander,
da das zentrale Forschungsgebiet und vor allem
das erkenntnisleitende Forschungsinteresse nicht
identisch waren.“
Joseph Ratzinger
In dem Buch „Im Anfang schuf Gott“, 1996:
"Wie ist es dann zu den Auswüchsen der
Mentalität des Machens und des Herrschens
gekommen, die uns heute alle bedroht? Ein erstes
Wetterleuchten einer neuen Gesinnung zeigt sich
in der Renaissance etwa bei Galilei, ...“
„Die Konstruktion der Instrumente der
Naturwissenschaft ist für ihn gleichsam die
Bereitung dieser Foltermittel, in der der Mensch
als der absolute Herr sich die Antworten holt, die
er von diesem Angeklagten wissen will.“
Max Thürkauf
„Die Sünde des Galilei hatte fatale Folgen; er, der
Meister, beschränkte die Naturwissenschaft auf
Meß- und Berechenbarkeiten; viele seiner
Nachfolger und besonders seine Epigonen
schossen bald über ihre Laboratorien hinaus und
behaupteten - in tragischer Verwechslung von
Sinnen- und Geisteswelt - nur das Meß- und
Berechenbare seien Wirklichkeit. Dies ist die
Nahrung der Lüge unserer Zeit: des
Materialismus.“
Walter Brandmüller:
„Die höchste Leistung der Vernunft ist allemal die
Einsicht in ihre Grenzen.“
Von Albertus Magnus zu Galilei
„Die Forschungsmethode des heiligen Albert des
Großen“ war nach Max Thürkauf:
„Betrachtung durch liebevolle Versenkung in die
lebendige Fülle der Natur.
Im Verlauf der Geschichte wurde die
Naturforschung immer mehr ein Be-greifen, ein
Er-klären aus der Sicht der Hände.“
Dann folgte „die 'neue Wissenschaft' des Galileo
Galilei, dessen englischer Zeitgenosse Francis
Bacon unverblümt verkündete: 'Wissen ist Macht'.“
Spielarten des Materialismus
Naturalismus: „Alles ist Natur“.
Wenn Natur = physische Natur, dann:
materialistischer Naturalismus,
außer Materie existiert nichts.
Dissertation von Rolf Eraßme:
„Der Mensch und die 'Künstliche Intelligenz‘ “
4 Arten des Materialismus:
Biologismus, Physikalismus,
Symbolismus, Konnektionismus
Allen gemeinsam:
Geist aus Materie ableitbar,
hat kein eigenständiges Wesen.
Ratzinger zum Positivismus I
Joseph Ratzinger („Einf. in das Christentum“):
„Bei unseren entsprechenden Überlegungen
hatten wir ja gesehen, daß die Physik auf die
Entdeckung des Seins selbst verzichtet und sich
auf das 'Positive', das Nachprüfbare
beschränkt; den eindrucksvollen Gewinn an
Exaktheit, den sie auf diese Weise erreicht, muß
sie mit einem Verzicht an Wahrheit bezahlen, der
schließlich so weit gehen kann, daß uns hinter
dem Gitter des Positiven, das Sein, die Wahrheit
selbst entschwindet, daß Ontologie zusehends
unmöglicher wird und auch Philosophie sich
weithin auf Phänomenologie, auf die bloße
Frage nach dem Erscheinenden zurückzieht.“
Ratzinger zum Positivismus II
„Für unsere heutige wissenschaftsbestimmte
Grundeinstellung, die unser aller Daseinsgefühl
ungefragt prägt und uns den Ort im Wirklichen
zuweist, ist die
Beschränkung auf die ‚Phainomena‘,
auf das Erscheinende
und in den Griff zu Nehmende,
kennzeichnend.
Wir haben es aufgegeben, die verborgene
Ansicht der Dinge zu suchen.“
Comtes Positivismus
Auguste Comte (1798 - 1857), Mathematiker,
Philosoph und Religionskritiker, Begründer der
Soziologie: trieb den Positivismus auf die Spitze!
Nach einer theologischen und einer
metaphysischen Epoche: jetzt die positivistische!
In der Formulierung von Alexander Pschera:
„In diesem letzten Zustand versucht der Mensch,
mit den Mitteln seiner durch die Vernunft
geordneten Erfahrung die Gesetzmäßigkeiten der
Phänomene, die er wahrnimmt, zu analysieren.“
Walter Brandmüller: "Wir müssen den Weg, den
Comte vorgezeichnet hat, zurückfinden: von der
Wissenschaft über die Metaphysik zur Religion.
Freilich war es bergab weniger mühevoll.“
Positive Früchte der Naturwissenschaft und des Positivismus
Macht über die Dinge der Welt auch
zum Wohle und Nutzen des Menschen!
Kein Zurück in Zustand vermeintlicher Unschuld!
Alexander Pschera: 1852 habe Comte „einen
Catéchisme positiviste vorlegt, in dem er neun
positivistische 'Sakramente' formuliert. Der
Positivismus ist die neue Religion, ihr zentraler
Glaubensgrundsatz eben jene l'humanité.
Man darf diese Entwicklung natürlich nicht nur
einseitig negativ verstehen. ...konkrete Umsetzung
von strukturierten Erfahrungen im Sinne verbesserter Lebensbedingungen ... Dieser Schritt ist da,
wo er praktisch wurde, nicht gering zu schätzen.“
Negative Früchte der Naturwissenschaft und des Positivismus
Alexander Pschera:
„Gewaltsame Herausbrechung der menschlichen
Vernunft aus dem Schöpfungszusammenhang“
„degeneriert“ zur „Hybris“,
„Hypostasierung des utilitaristischen Denkens, der
Rationalität und des Machbarkeitsglaubens“
Weitgehender gesellschaftlicher Konsens
hinsichtlich Atombombe, Ressourcenausbeutung
und Umweltzerstörung
Aber: „Der Positivismus Comtes behauptet heute
noch wichtige Positionen.“ (Walter Brandmüller)
Wissenschaftsfetischismus und
Reduktionismus
Beschränktheit der naturwissenschaftlichen Sicht:
Erwin Schrödinger:
"Das objektive Bild der Lichtwellen kann keine
Rechenschaft geben von der Farbempfindung."
"Es gibt gewiß keinen Vorgang in den Nerven,
dessen objektive Beschreibung die Merkmale gelb
oder süß enthält, ebenso wenig wie die objektive
Beschreibung einer elektromagnetischen Welle
eines dieser Merkmale enthält."
Entsprechend: seelische Zustände wie Freude,
Trauer, Liebe, Begeisterung, aber auch die
Wahrheitsfähigkeit des Geistes, Selbstbewußtsein,
Personalität, Willensfreiheit.
Die 'nichts-als'-Methode
Dietrich von Hildebrand:
„Dieser Wissenschaftsfetischismus geht Hand in
Hand mit einem erkenntnistheoretischen Vorurteil daß nämlich unsere Erkenntnis eines Seienden
umso gewisser sei, je niedriger dieses
metaphysisch steht.“
„Sinnlose 'nichts-als'-Methode“:
Vorurteil: „daß man alle niedrigen Gegebenheiten
erkenntnismäßig für gesichert hält“ +
„Versuch, jede sinnvolle, geistige Wirklichkeit auf
diese niedrigeren Gegebenheiten zurückzuführen“
Der Dichter spricht
Novalis (Georg Friedrich Philipp Freiherr von
Hardenberg, 1772 – 1801):
„... der Religionshaß ... setzte den Menschen in
der Reihe der Naturwesen mit Not oben an, und
machte die unendliche schöpferische Musik des
Weltalls zum einförmigen Klappern einer
ungeheuren Mühle, die vom Strom des Zufalls
getrieben und auf ihm schwimmend, eine Mühle
an sich, ohne Baumeister und Müller und
eigentlich ein echtes perpetuum mobile, eine sich
selbst mahlende Mühle sei.“
Der Mensch ist frei, nicht berechenbar
Max Thürkauf
„Aber weitaus der größte Teil der Schöpfung ist
nicht meß- und somit nicht berechenbar. Je freier
die Bereiche der Schöpfung sind, um so
unberechenbarer sind sie. Am unberechenbarsten
ist das Geschöpf der Freiheit: der Mensch."
„Meßbare Aspekte“: „bloß notwendig, jedoch nicht
hinreichend für das Leben."
Im Materialismus hält sich „der Geist für ein
Produkt der Materie“.
„Das Unmeßbare kann nicht meßbar gemacht
werden. Der größte Teil der Welt ist unmeßbar und
überdies unermeßlich; zumal die Ursache der
Welt: die Liebe von der Stärke der Liebe Gottes.“
Der orthodoxe Wissenschaftsbetrieb
Max Thürkauf
„Es sind heute nicht mehr die Päpste der Kirche,
sondern die 'Päpste' der Wissenschaft, welche mit
den Außenseitern ihrer Zunft wieder 'Galilei'Prozesse durchführen. Wehe einem
Wissenschaftler, der bei diesem orthodoxen
Wissenschaftsbetrieb nicht mitmachen will.“
Die gleichzeitig demütige und
gewalttätige Physik
Bernhard Philberth:
„Sie ist die am wenigsten fragliche von allen
Wissenschaften, die bedingungslos in
fortgesetztem Hervorgehen von Theorie und
Experiment auseinander in der Geschicklichkeit
des Physikers ihren Weg geht:....Sie ist ihrer
Haltung nach die demütigste der Wissenschaften,
denn sie sucht - ohne Spekulation - nur das was
ist."
"Doch in ihrer Wirkung ist sie zur gewalttätigsten
der Wissenschaften geworden, die alle
Grundlagen in Frage stellt und unser Dasein in
den Grundfesten erschüttert.“
Anthroposophischer
Lösungsvorschlag
Johannes Hemleben:
"Die Forschung der Zukunft muß, unter Wahrung
der bisher gewonnenen Exaktheit und Objektivität
ihre Beobachtungsfähigkeit derart verfeinern, daß
sie auch zu 'seelischen Beobachtungsresultaten'
[nach Steiner] wissenschaftlich durchzudringen
vermag.“
„Gebiete des Übersinnlichen in die Forschung“
einbeziehen!
Theologie: Dies seien „Reservate des Glaubens“,
aber: Es sei „Versöhnung“ von „Wissen und
Glauben“ auf dem genannten Wege denkbar“.
Kritik: Gefahr von Magie und Gnosis
Wahre Lösung aus dem christlichen
Glauben
Dietrich V. Wilke: Habitus „wissenschaftlicher
Unfehlbarkeit“, „Hinter dem vermeintlichen
Befreiungspostulat von jeglicher Dogmatik verbirgt
sich mitunter der Drang nach Einflußnahme in
Form einer latenten Ich-Dogmatik.“
Walter Link: „Statt die ungerechtfertigte
Kampagne zu entlarven, ließ man sich,..., auf eine
Täuschung ein, mit der die größte Glaubenskrise
hervorgerufen wurde.“ Joseph Ratzinger:
„Gegenüber einem bloß innerweltlichen, quasiphysikalischen Realismus“: „christlichen
Realismus als Realismus jenseits der Physik, als
Realismus des heiligen Geistes“ herausstellen!
Dietrich von Hildebrand:
Philosophen- und Theologen-Aufgabe
Teil der Biologie, Soziologie und Psychiatrie:
„bestimmte philosophische Theorien schon am
Anfang der wissenschaftlichen Arbeit“,
Leugnung = „grobe Selbsttäuschung“!
„Die Aufgabe, die wissenschaftlichen
Beobachtungen und Schlüsse von den
philosophischen Voraussetzungen und
Interpretationen zu unterscheiden, ist heute
dringender als je zuvor. Das ist eine wichtige
Aufgabe für christliche Philosophen und
Theologen.“ -> Erweis, daß alle Widersprüche
zwischen wissenschaftlichen Entdeckungen und
geoffenbarter Wahrheit nur scheinbar bestehen.
Wissenschaftsgläubige Theologie
Max Thürkauf:
„Paradoxon, das dazu geführt hat, daß es
heutzutage immer mehr gottesfürchtige
Naturwissenschaftler gibt, welche die Theologen
beschwören, doch um Gottes willen nicht
wissenschaftshörig oder gar wissenschaftsgläubig
zu sein; ...“
Bernhard Philbert:
„Die Physik heute - und das ist etwas
ungeheuerlich Neues - hat die Macht, die
Theologie zu zwingen, sich ihres höheren Ranges
zu besinnen.“ „In dieser Rückbesinnung der
Theologie unter der Faust der Physik ist kein Ende
der Theologie, sondern ein großer Anfang.“
Pietätlose künstliche Abstraktion
„Galileische Wissenschaft“ nach C. S.Lewis:
Das Räumliche und Zeitliche, Welt der Quantität,
des Gegenständlichen, des Gebundenen, Sphäre
des Wertfreien, der Wirkursachen;
Ding analytisch erschließen, um es dann zu
beherrschen und zum eigenen Nutzen zu
gebrauchen = auf die Stufe der Natur reduzieren!
Preis: Pietätlosigkeit
„Große Geister wissen sehr wohl, daß ein auf
diese Weise behandeltes Objekt eine künstliche
Abstraktion ist, etwas von seiner Realität
eingebüßt hat.“
Ein spezieller Begriff von Natur
C. S. Lewis:
„Wir reduzieren die Dinge auf 'bloße Natur', damit
wir sie erobern können. ...
Jeder Sieg über die Natur erweitert ihren Bereich.
Die Sterne werden erst Natur, wenn wir sie wägen
und messen können; die Seele wird erst Natur,
wenn wir sie psychoanalysieren können. Der Natur
Machtbereiche entreißen heißt, ihr gleichzeitig
andere ausliefern.“
Verwandtschaft mit der Magie
C. S. Lewis:
„Es gab im Mittelalter sehr wenig Magie; das 16.
und 17. Jahrhundert dagegen waren ihre Blütezeit.
Ernsthaftes magisches Suchen und ernsthaftes
naturwissenschaftliches Suchen sind Zwillinge;
der eine war schwächlich und starb, der andere
war stark und gedieh. Aber Zwillinge waren sie,
aus dem gleichen Impuls geboren.“.
Beider Ziel: „Wirklichkeit den Wünschen der
Menschen gefügig zu machen; die Lösung liegt in
der Technik.“ Bereitschaft, „Dinge zu tun, die man
bis dahin für widerlich und ruchlos betrachtete - ...“
Bacon: Erkennen kein „selbstzweckliches Ziel“.
Zusammenhang mit Galilei
Carl Friedrich von Weizsäcker sah
„'schnurgeraden Weg' von Galilei zur Atombombe“
Max Thürkauf: „Diese Freiheit von Gott - statt
einer Freiheit für Gott - brachte uns den Unwert
einer sogenannten wertfreien Naturwissenschaft.
Werner Heisenberg nannte sie die christliche Art
der Gottlosigkeit.“ Aus dem „Galileischen 'Buch der
Natur‘ “ sei „ein Rezeptbuch zur Zerstörung der
Natur hervorgegangen“.
Alma von Stockhausen:
„Der Anspruch Galileis, mit dem Buch des
Evangeliums auch umgekehrt das Buch der Natur
weiter zu entschlüsseln, ist aus heutiger Sicht in
erschreckendem Maße gelungen.“
Zusammenhang mit Glaube und
Religion I
Alma von Stockhausen: „Die autonome
Wissenschaft, die das Geheimnis der entäußerten
Schöpfungsliebe an sich reißt, gibt uns
erbarmungslos dem totalen Chaos bis hin zur
absoluten Vernichtung preis.“
Albert Einstein: „Die traditionelle enge Verbindung
von Religion und Moral bringt es mit sich, daß
dadurch auch die Intensität des moralischen
Denkens und Fühlens ungefähr seit hundert
Jahren bedenklich abgenommen hat.“ „Diese
Verwilderung in Verbindung mit den mächtigen
Fortschritten der Technik bildet heute schon eine
ernstliche Bedrohung der zivilisierten Menschheit.“
Zusammenhang mit Glaube und
Religion II
Wolfgang Pauli: Bald „Gleichnisse und Bilder der
bisherigen Religion auch für das einfache Volk
keine Überzeugungskraft mehr“; „dann wird, so
fürchte ich, auch die bisherige Ethik“ „zusammenbrechen und es werden Dinge geschehen von
einer Schrecklichkeit, von der wir uns jetzt noch
gar keine Vorstellung machen können.“
Joseph Ratzinger: „Wo Wissenschaft zur Weltanschauung wird“ (= 'Aufklärung‘) „wird diese
Absolutheit exklusiv, sie wird zur These von der
Alleingeltung wissenschaftlichen Erkennens und
wird von daher zur Bestreitung religiöser Absolutheit, die an sich auf ganz anderer Ebene liegt.“
Ratzinger: Pathologie der heutigen
Naturwissenschaft
Logos: „in die materielle Welt zurückgenommen
und außerhalb ihrer nicht mehr diskutabel“. ->
„Nicht nur pathologische Religionsformen“,
„auch pathologisch gewordene Wissenschaft“:
„Vor allem aber ist eine so sich beschränkende
Vernunft eine amputierte Vernunft.“
„Wissenschaft wird pathologisch und
lebensgefährlich, wo sie sich aus dem
Zusammenhang der sittlichen Ordnung des
Menschseins verabschiedet und nur noch
autonom ihre eigenen Möglichkeiten als ihren
einzig zulässigen Maßstab anerkennt.“
Menschenverachtende wissenschaftliche Projekte!
Der Mensch als Objekt der
Naturwissenschaft
C. S. Lewis: „Sobald wir aber den letzten Schritt
tun und unsre eigene Gattung auf die Stufe der
bloßen Natur herabsetzen, wird der ganze
Vorgang widersinnig: denn diesmal ist das Wesen,
das daraus Gewinn ziehen sollte, und jenes, das
geopfert wird, ein und dasselbe."
Johannes Paul II.: Wissensch. Entdeckungen +
Anwendungen zunehmend: „direkte Auswirkung
auf den Menschen selber, auf sein Denken und
Handeln, so daß sie sogar die Grundlagen des
Menschlichen selber zu bedrohen scheinen.“
Mensch ist Selbstzweck, darf keinen anderen
Zwecken dienstbar gemacht werden!
Beispiel: Pränataldiagnostik (PND) I
Beispiel für die Reduzierung des Menschen auf ein
Objekt der Wissenschaft:
Diagnostische Verfahren, Krankheiten von
Embryonen, also Kindern vor der Geburt,
festzustellen. Diese entsprechen völlig dem
ärztlichen Ethos, wenn sie dem Kindeswohl
dienen, also wenn Therapiemöglichkeiten
bestehen oder durch sie Behandlungen für die
Phase unmittelbar nach der Geburt rechtzeitig
geplant werden können.
Beispiel: Pränataldiagnostik (PND) II
Aber: Kombination mehrerer Befunde zur
Aufdeckung von Trisomie 21 u. ä. in einer
Frühphase der Schwangerschaft
Definition von „Risikoschwangerschaften“
mit Wahrscheinlichkeit von 1 % anstelle von 0,2 %
zur Empfehlung von invasiven Tests mit einem
Fehlgeburtenrisiko von 1 %
Einziges Ziel: Selektion der Kinder mit genetischen
Abweichungen
Aufrechnung von geopferten gesunden Kindern
gegen "verhinderte" Behinderte.
Beispiel: Pränataldiagnostik (PND) III
Aus dem Schlußbericht der Enquetekommission
des Deutschen Bundestages "Recht und Ethik der
modernen Medizin 2002“: „Die Möglichkeit der
PND löse bei vielen Frauen ‚ Angst, Stress und
Unsicherheit' aus. Anhaltspunkte oder unklare
Befunde bei Ultraschall-Untersuchungen, TripleTest oder Nackenödem-Messung führen zu einer
Kaskade von Folgetests und zur Inanspruchnahme
invasiver PND, die als stark belastend empfunden
werden. Die eigentlich gewünschte Schwangerschaft verwandle sich somit bis in das zweite
Schwangerschaftsdrittel hinein in eine widerrufbare, wofür der Begriff der 'Schwangerschaft auf
Abruf' geprägt wurde.“
Versuch, den Menschen allein
naturwissenschaftlich zu erklären
Ideologie: Versuch, die gesamte Natur des
Menschen vollständig auf naturwissenschaftlich
erforschbare Mechanismen zurückzuführen.
Joseph Ratzinger: „Nur noch exakte wissenschaftliche Erkenntnis ist überhaupt Erkenntnis.
Der Gedanke an das Göttliche ist damit abgedankt... Positivismus ...Die durch das christliche
Denken vollzogene Trennung von Physik und
Metaphysik wird immer mehr zurückgenommen....
Eine umfassend das Ganze alles Wirklichen
erklärende Evolutionstheorie ist zu einer Art 'erster
Philosophie' geworden“ als Grundlage, „für das
aufgeklärte Verständnis der Welt“.
Monods „Ethik der Erkenntnis“
Jacques Lucien Monod (1910 – 1976):
Mensch = "Zigeuner am Rande des Universums,
das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen
seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen.
Aber wer bestimmt denn, was ein Verbrechen
ist? Wer benennt das Gute und das Böse?“ ->
„In der Ethik der Erkenntnis wird die Erkenntnis
durch die ethische Entscheidung für einen
grundlegenden Wert begründet. Darin liegt ein
radikaler Unterschied zu den animistischen
Systemen der Ethik, die alle dadurch begründet
sein wollen, daß sie für den Menschen zwingende
religiöse oder 'natürliche' Gesetze 'erkennen'.“
Der zukunftsentscheidende Kampf um
das Menschenbild I
Bernhard Philbert: „Alternative, entweder zu
verderben oder sich zu einer Wissenschaft
in einem dem Wesen der Schöpfung
gemäßen Geiste zu bekehren.“
"Wissenschaft ist Auftrag; herrscherlicher
Auftrag; ein hohes Ethos.“
Gegen rein formales Wissen: „Doch mit
diesem Verlust ist die Physik zum hauptberuflichen Handlanger der Technik herabgesunken.“ „Sie bedarf der komplementären
Ergänzung durch die Wissenschaften des
Geistes; insbesondere durch die Theologie.“
Der zukunftsentscheidende Kampf um
das Menschenbild II
Joseph Ratzinger zur Gottunmittelbarkeit
des Menschen:
„Denn 'eine geistige Seele haben' heißt gerade:
besonderes Gewolltsein, besonderes Gekanntsein
und Geliebtsein von Gott; eine geistige Seele
haben heißt: ein Wesen sein, das von Gott auf
ewigen Dialog hin gerufen und darum seinerseits
fähig ist, Gott zu erkennen und ihm zu antworten.“
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