Die Psychologie der Entscheidung Tilmann Betsch M1, 812, Sprechstunde Di 17-18 Tel. 0361 – 737 – 1178 [email protected] http://www.uni-erfurt.de/psychologie/prof/sozial/slehre/slehre.htm Die postselektionale Phase: Effekte von Entscheidungen, Lernen und wiederholtes Entscheiden Teil 1 Identifikation eines Entscheidungsproblems G E D Ä C H N I S Generierung von Verhaltensalternativen Präselektionale Phase Informationssuche Bewertung und Entscheidung Implementierung des gewählten Verhaltens Selektionale Phase Postselektionale Phase FEEDBACK 3 "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Sepp Herberger 4 "Das Waschen ist ein bemerkenswerter Brauch. Wir werden gewaschen, wenn wir auf die Welt kommen, und wenn wir sie wieder verlassen ebenso, und wir haben keine Freude an der ersten Wäsche und keinen Nutzen von der letzten. Viele behaupten, dass alle sonstigen ergänzenden Waschungen eine bloße Gewohnheitssache sind. Nun, Gewohnheit ist kontinuierliches Handeln, ist also eine höchst verabscheuungswürdige Sache und lässt sich äußerst schwer abschütteln. Wo keine Gerichtsverordnung hinreicht, da kommt ein Sprichwort zum Ziel, und die Narrheiten unserer Vorfahren sind für uns von größerer Bedeutung als die Wohlfahrt unserer Nachkommen." James Stephens (1985) 5 Zur Rolle der Erfahrung Macht die direkte Erfahrung von Konsequenzen einen Unterschied? Description-based Gambling paradigm Experience-based “Natürliche” Entscheidungen 6 Erfahrung vor Entscheidungen Hertwig, Barron, Weber & Erev (2004) • Pbn fällten Entscheidungen zwischen Lotterien • Konsequenzen der Optionen entweder beschrieben oder durch Erfahrung erworben (eigene Stichprobenziehung vor Entscheidung) H L 7 Entscheidungsaufgaben Aufgabe Option H Option L v p v p 1 4 .80 3 1.0 2 4 .20 3 .25 3 -3 1.0 -32 .10 4 -3 1.0 -4 .80 5 32 .10 3 1.0 6 32 .025 3 .25 8 Ergebnisse Aufgabe Option H Option L Prozent von H-Wahlen in v p v p Beschr.gruppe Erfahrungsgruppe 1 4 .80 3 1.0 36 88 2 4 .20 3 .25 64 44 3 -3 1.0 -32 .10 64 28 4 -3 1.0 -4 .80 28 56 5 32 .10 3 1.0 48 20 6 32 .025 3 .25 64 12 9 Ergebnisse Aufgabe Option H Option L Prozent von H-Wahlen in v p v p Beschr.gruppe Erfahrungsgruppe 1 4 .80 3 1.0 36 (L!) 88 2 4 .20 3 3 -3 1.0 -32 .25 64 Reflection .10 effect 64 4 -3 1.0 -4 .80 28 (L!) 56 5 32 .10 3 1.0 48 20 6 32 .025 3 .25 64 12 44 Reflection effect 28 10 Ergebnisse Aufgabe Option H Option L Prozent von H-Wahlen in v p v p 1 4 .80 3 1.0 2 4 3 -3 4 -3 36 Unterschätzung 88 kleiner .20 3 .25 64 44 Überschätzung Wahrscheinlichkeiten 1.0 -32 kleiner .10 64 28 Wahrscheinlichkeiten 1.0 -4 .80 28 56 5 32 .10 3 1.0 48 20 6 32 .025 3 .25 64 12 Beschr.gruppe Erfahrungsgruppe 11 Zusammenfassung der Ergebnisse • Bei erfahrungsbasierten Entscheidungen verschwindet reflection effect contra Prospect Theory • Bei erfahrungsbasierten Entscheidungen werden kleine Wahrscheinlichkeiten untergewichtet contra Prospect Theory 12 Erfahrung nach Entscheidungen Barron & Erev (2003) • Pbn fällten Entscheidungen zwischen Lotterien (100400) • Lernen der Konsequenzen durch feedback 0 0 Total 13 Ergebnisse • Replikation der Befunde von Hertwig et al. (2004) 14 Rolle der Erfahrung Fazit • Direkte Erfahrung der Konsequenzen egal ob vor der Entscheidung oder durch feedback verändert nachfolgende Entscheidungen • Klassische Entscheidungsanomalien können nicht repliziert werden!!! 15 Werden Entscheidungen durch feedback besser? • Wicked vs. friendly feedback environments Hogarth (2001) • Aber auch in freundlichen Umwelten ist das Lernen am feedback oft ineffektiv Ursache sind Bewertungsprozesse 16 17 Besitztumseffekte • Kaufentscheidung Besitz Verkaufsentscheidungen • Fritz Heiders (1958) Hypothese: Kaufentscheidung Besitz AUFWERTUNG Verkaufsentscheidungen • Endowment effect, mere ownership effect 18 Nachweis des endowment effects Kahneman, Knetsch & Thaler (1990) • Nach der ökomischen Theorie sollte in einem Markt, bei dem die Hälfte der Personen ein Gut besitzt und die subjektiven Gebote und Angebote zufällig variieren, im Schnitt 50 % der Güter gehandelt werden • Geringere Handelshäufigkeit: undertrading 19 20 Verkäufer Käufer Name Wert des Gutes in € Angebot in € Name Wert des Gutes in € Gebot in € Daniel 4 4,50 Maya 7 6,50 Elke 7 7,50 Gerd 4 3,50 Lola 5 5,50 Barbara 5 4,5 Amos 6 6,50 John 6 5,5 21 Methode von Kahneman et al.(1990) "In this market the objects being traded are tokens. You are an owner, so you now own a token [You are a buyer, so you have an opportunity to buy a token] which has a value to you of $x. It has this value to you because the experimenter will give you this money for it. The value of the token is different for different individuals. A price for the token will be determined later. For each of the prices listed below, please indicate whether you prefer to: (1) Sell your token at this price and receive the market price. [Buy a token at this price and cash it in for the money indicated above. [Not buy a token at this price.] For each price indicate your decision by marking an X in the appropriate column.” 22 Ergebnisse von Kahneman et al. (1990) • Bei Gutscheinen: 50 % der Güter werden gehandelt • Bei Kaffeetassen: nur 20 % der Güter werden gehandelt ! Endowment effect, allein der Besitz eines Gutes führt zu dessen Aufwertung 23