Lehrnachfrage nach CNW/CA Klaus G. Troitzsch 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 1 Problem Die Verteilung der Zusatzausstattung Lehre erfolgt bisher nach Vollzeitäquivalenten und Absolventenzahlen, gewichtet mit arbiträren Koeffizienten 1.00, 1.75 und — bis 2003 — 2.00, eine Gewichtung mit der fachspezifischen Lehrbelastung — gemessen in CNW und CA — könnte angemessener sein. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 2 Mögliche Lösung Berechnung der “Lehrbelastung”, die den einzelnen Lehreinheiten durch die einzelnen Studierenden — nach Studiengang, Fächerkombination, CNW bzw. CA — entsteht Voraussetzung: alle CNW/CA sind nach gleichem Verfahren berechnet 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 3 Berechnung / Setzung von CNW/CA Für einen Teil der Studiengänge sind CNW in der KapVO festgesetzt und zugleich Grundlage der Mittelzuweisung durch das Ministerium, für andere Studiengänge existieren nur interne CNW bzw. CA, die mit den vom Ministerium bei der Mittelzuweisung genutzten nicht übereinstimmen. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 4 “Induktive” CNW/CA (1) Nach dem Grundgedanken der Kapazitätsverordnung sind CNW und CA aus den Studienordnungen zu ermitteln. CNW ist die Summe der Semesterwochenstunden, die ein(e) Studierende(r) im Laufe des Studiums nachfragt ... zum Vergleich mit dem Lehrangebot (= Summe der Lehrdeputate) durch die Regelstudienzeit zu dividieren! 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 5 Lehrangebot, “Lehrbelastung”, Lehrnachfrage Traditionell werden alle drei und sogar die Arbeitsbelastung der Studierenden, soweit nicht schon in ECTS konvertiert, in “Semesterwochenstunden” gemessen. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 6 Wie sich der KapVO-Geber das Leben an einer Universität vorgestellt hat … Fiktiv entspricht eine SWS 6.25 % der gesamten Arbeitsbelastung eines/r Lehrenden (8 SWS ist die “Lehrhälfte” unserer Arbeitszeit, die zweite Hälfte widmen wir der Forschung, die dritte und vierte der Selbstverwaltung, das Semester hat 23 Arbeitswochen à 40h = 920 Arbeitsstunden) also 2h30min (über 23 Wochen je Semester!). Für eine SWS müssen wir also 57h30min (= 920h/16) arbeiten. Davon verbringen wir 13 x 45min im Hörsaal, außer bei Studien- und Abschlussarbeiten ─ die werden aber ohnehin nur eingeschränkt in SWS gemessen! ─, und 10 x 2h30min + 13 x 1h45min im heimischen Arbeitszimmer oder im Dienstzimmer zur Vorbereitung von Vorlesungen, Experimenten, Übungs- und Klausuraufgaben, zum Lesen von Seminar- und Hausarbeiten und für die zugehörigen Besprechungen mit den Studierenden, zum Korrigieren von Übungsblättern und Klausuren, zum Bewerten von Seminarund Hausarbeiten. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 7 Beispiele 2-stündige Vorlesung ohne Klausur (unabhängig von der Teilnehmerzahl TNZ) 13 x 90min im Hörsaal 18.5 Stunden Vorbereiten der Vorlesungsunterlagen: x Stunden Vorbereiten der Klausuraufgaben: y Stunden Korrigieren der Klausur: 0 Stunden Summe 03./04.11.2004 115 Stunden Lehrnachfrage nach CNW/CA 8 Beispiele 2-stündige Vorlesung mit Klausur (schwach abhängig von der Teilnehmerzahl TNZ) 13 x 90min im Hörsaal 18.5 Stunden Vorbereiten der Vorlesungsunterlagen: x Stunden Vorbereiten der Klausuraufgaben: y Stunden Korrigieren der Klausur: TNZ * z Stunden Summe 03./04.11.2004 115 Stunden Lehrnachfrage nach CNW/CA 9 Beispiele 2-stündige Übung mit Klausur (stark abhängig von der Teilnehmerzahl TNZ) 13 x 90min im Hörsaal 18.5 Stunden Vorbereiten der Übungsunterlagen: Korrigieren der Übungsaufgaben Vorbereiten der Klausuraufgaben: Korrigieren der Klausur: TNZ * z1 Stunden y Stunden TNZ * z2 Stunden Summe 03./04.11.2004 x Stunden 115 Stunden Lehrnachfrage nach CNW/CA 10 Beispiele 2-stündiges Seminar 13 x 90min im Hörsaal 18.5 Stunden Vorbereiten der Seminarthemen: x Stunden Lesen von Entwürfen von Seminararbeiten TNZ * z3 Stunden Besprechen der Entwürfe mit den Verfasser(inne)n TNZ * z4 Stunden Bewerten der Seminararbeiten: TNZ * z5 Stunden Summe 03./04.11.2004 115 Stunden Lehrnachfrage nach CNW/CA 11 Beispiele 6-stündiges Praktikum (TNZ = 8) 13 x 270min in Bereitschaft Lesen von Entwürfen des Praktikumsberichts Besprechen der Entwürfe mit den Verfasser(inne)n Bewerten der Praktikumsdokumentation Summe (Betreuungsfaktor 0.5 !) 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 55.5 Stunden x Stunden in Zeile 1 enthalten y Stunden 172.5 Stunden 12 Beispiele Studienarbeit Informatik Im Hörsaal 0 Stunden Lesen von Entwürfen der Studienarbeit x Stunden Besprechen der Entwürfe mit dem/r Verfasser/in y Stunden Bewerten der Studienarbeit z Stunden Summe (Betreuungsfaktor 0.4 !) 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 23 Stunden 13 “Induktive” CNW/CA (2) CNW = SWS / Tnz * Faktor d.h. über alle Module wird die Anzahl der auf sie entfallenden SWS durch die typische Anzahl der Teilnehmer dividiert und mit einem Betreuungsfaktor multipliziert. Teilnehmerzahlen sind gegriffen (100 bei Vorlesungen etc.), Betreuungsfaktoren dito 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 14 “Induktive” CNW/CA ?? Was ist “induktiv” an so berechneten CNW/CA? Sie sind — wenn schon — eher “deduktiv”, insofern sie aus mehr oder weniger plausiblen Annahmen über die “Nachfrage” der Studierenden und den Aufwand der Lehrenden abgeleitet sind. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 15 Gesetzte CNW Da die so berechneten CNW typischerweise zu “teuer” sind, werden von der Politik meist niedrigere gesetzt (Beispiel Informatik / Computervisualistik: aus PO/StudO abgeleitet ca. 5.65 bzw. 6.16, gesetzt in RP 4.2, in anderen Bundesländern 3.6).. Nach dem Urteil des OVG Berlin vom 7. Juli 2004 ─ OVG 5 NC 8.04 ─ dürfen sich, mindestens bei Bachelor- und Master-Studiengängen, Hochschulen auf ihre eigenen Berechnungen berufen, wenn sie Zulassungszahlen festsetzen. Bei neueren Studiengängen ist das Ministerium meist unseren Berechnungen gefolgt. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 16 CNW und Mittelverteilung Für ein Mittelverteilungsmodell müssen alle CNW / CA auf gleiche Weise berechnet sein ̶ vorausgesetzt, eine solche Berechnung ist überhaupt möglich … Z.Zt. enthält das Kapazitätsbuch CA/CNW unterschiedlichster Provenienz. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 17 Vorläufige Ergebnisse Programm für die Hausstatistik wurde ergänzt um die Berechnung (neben der der Vollzeitäquivalente) der auf die einzelnen Lehreinheiten entfallenden Curricularanteile ... 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 18 Berechnung Für jeden Studierenden { stelle Studiengang fest ermittle Fächerkombination für jede Lehreinheit { ermittle Curricularanteil aus Studiengang und Fach dividiere diesen durch die Regelstudienzeit addiere divid. Curricularanteil zu Lehrnachfrage dieser Lehreinheit } } 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 19 VZÄ- und LNF-Tabellen Die VZÄ- und LNF-Tabellen der Hausstatistik versuchen nachzuweisen, in welchem Maße die Studierenden verschiedener Studiengänge zur Lehrnachfrage einzelner Lehreinheiten beitragen: Beispiel ... 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 20 VZÄ- und LNF-Tabellen: Beispiel FB Psychologie Studiengang Lehramt Grund- und Hauptschule Lehramt Realschule Lehramt Sonderschule Diplomstudiengang Pädagogik Diplomstudiengang Psychologie Diplomstudiengang Sozialwissenschaften Magisterstudiengang Promotion Ergänzungs- / Erweiterungsstg. Zusatzstudiengänge Summe Fälle 1.364 839 585 497 522 229 228 121 137 334 4.856 VZÄ-Anteil 0,0683 0,0257 0,0299 0,1250 0,9563 0,0119 0,0746 0,1818 0,0134 0,3503 VZÄ 93,161 21,534 17,500 62,125 499,163 2,725 17,000 22,000 1,833 117,000 854,041 LNF 33,101 2,937 0,700 13,836 221,807 7,626 7,554 11,000 0,000 0.000 298,561 Basis: Studierendenzahlen des WS 2002/2003, CA/CNW nach Kapazitätsbuch 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 21 Konzeptionelle Probleme Teilnehmerzahlen (Betreuungsrelationen) fiktiv, von der KapVO vorgegeben, spiegeln sozusagen den “Betreuungsanspruch” eines/r Studierenden gegenüber dem/r Lehrenden wider Betreuungsfaktoren fiktiv, spiegeln den (z.B. bei der Praktika-Betreuung verminderten) Vorbereitungsaufwand wider Sonderveranstaltungen Exkursionen, … 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 22 Freiheit von Studium und Lehre “Zahlreiche Lehrveranstaltungen an unserem Fachbereich werden von Teilnehmern besucht, die alles Mögliche studieren, aber keinen Schein erwerben wollen. Jede Vorausberechnung der Studiennachfrage an den Prüfungsordnungen unterstellt und prämiiert ein Studienverhalten, wie wir es an der Universität gerade nicht wollen: das sture Abarbeiten von Studienordnungen ohne Ausbildung neuer intellektueller Interessen.” … ein grandioses Missverständnis? 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 23 Studium und Leistungsnachweise “Klassische” Studiengänge kennen kaum Leistungsnachweise, sondern nur punktuelle Prüfungen am Ende des Studiums, zu denen man auf Grund einiger Leistungsnachweise zugelassen wird, “moderne” Studiengänge kennen kaum punktuelle Prüfungen, aber ständige Leistungsnachweise Erhöhung des “Betreuungs”aufwandes erlauben aber nach wie vor “eine ‘freie’ Orientierung im Lehrangebot” !! 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 24 Datenprobleme CNW und CA basieren nicht für alle Studiengänge und Fächer auf einheitlicher Berechnungsgrundlage. Nicht für alle Studiengänge und Fächer existieren Prüfungs- und Studienordnungen, CNW und CA (z.B. Promotion). Auch auf einheitlicher Berechnungsgrundlage basierende “alte” CNW / CA sind nicht immer schlüssig. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 25 Inkonsistenzen: Beispiele Betreuung von Promovenden erzeugt keine Lehrnachfrage. Aufwand für “weiteres Fach” und “Erweiterung” bei Lehramt GHS identisch? Aufwand für Erweiterung Realschule = 0.75* Aufwand für Fach? Für die meisten Parameter existiert bisher keinerlei Dokumentation. 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 26 Vorläufige Ergebnisse Lehrnachfrage nach CNW / CA (über alle Studierenden, vergleichbar der Spalte “Nachfrage Stud. Ins.” im Kapazitätsbuch, nach Fachbereichen aufsummiert ergibt bei Zugrundelegung der Studierendenzahlen des Wintersemesters 2003/2004 und der gesetzten CA/CNW ... 1 %-Punkt ZaL entspricht ca. 7.500 € 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 27 Vorläufige Ergebnisse (WS 02/03) VZÄ VZÄ % VZÄ gew. VZÄ gew % LNF LNF % Diff. FB 1 1993,520 20,03 1993,520 15,57 558,457 14,44 -1,13 FB 2 1039,075 10,44 1182,602 9,24 530,771 13,73 4,49 FB 3 860,320 8,64 1317,166 10,29 364,063 9,42 -0,87 FB 4 1121,770 11,27 2275,082 17,77 484,580 12,53 -5,24 Zwischensumme Koblenz 5014,685 50,39 6768,370 52,88 1937,871 50,12 -2,76 FB 5 1682,509 16,91 1682,509 13,14 597,528 15,45 2,31 FB 6 1597,872 16,06 1747,876 13,66 710,420 18,37 4,71 FB 7 805,648 8,10 1250,579 9,77 330,014 8,53 -1,24 FB 8 851,516 8,56 1350,679 10,55 290,934 7,52 -3,03 Zwischensumme Landau 4937,546 49,61 6031,643 47,12 1928,896 49,88 2,76 insgesamt 9952,231 100 12800,013 100,00 3866,767 100 0,00 Fälle 10132 4696,643 nicht zugeordnet 17,205 7,086 WP/FDB KO n.z. 1,573 0,285 216 0 Fernstudien 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 28 Weiteres Verfahren Entscheidung, ob überhaupt der Versuch, realistischere CA/CNW zu berechnen, fortgesetzt werden soll Entscheidung über die Regeln, nach denen dies geschehen soll Vervollständigung und Offenlegung aller Berechnungen Beschlussfassung 03./04.11.2004 Lehrnachfrage nach CNW/CA 29