Zufallsprozesse • Einleitung • Stochastische Prozesse • Empirische Schätzung stochastischer Prozesse Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Einleitung • Bisher: zeitliche Komponente irrelevant • Untersuchung dynamischer Systeme benötigt Auswertemodelle, die den Faktor Zeit berücksichtigen • Ausgangspunkt: Messwerte in enger zeitlicher Abfolge Zeitreihe • Neue Denkweise: Aufeinanderfolgende Realisierungen sind nicht voneinander unabhängig Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stochastische Prozesse (1) • Stochastischer Prozess = Menge von Zufallsgrößen, die durch Parameter geordnet sind: {X(t)} • t ist nicht zufällig, muss nicht die Zeit sein • Wenn nach Zeit geordnet: zeitvariater stochastischer Prozess oder stochastischer Prozess im engeren Sinne • Stochastische Prozesse mit räumlicher Struktur: Geostatistik Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stochastische Prozesse (2) • Sind theoretische Größen ähnlich Grundgesamtheit • Können zu jedem Zeitpunkt unendlich viele Werte annehmen • Zu jedem Zeitpunkt kann nur eine endliche Menge davon beobachtet werden • Stichprobe = Zeitreihe • Registrierte Messungen bilden Funktion des Parameters t – eine Realisierung Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stochastische Prozesse (3) • Mehrere Messwerte je Zeitpunkt: verschiedene Realisierungen • Gesamtheit der Zeitreihen: Menge aller Realisierungen • In der Praxis notwendig: Konstante Schrittweite Dt • Fehlende Daten: Interpolation • Sinnvolle Aussagen: große Anzahl von Realisierungen (>50) Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stochastische Prozesse (4) Modellierung meist kontinuierlich • Vereinfacht graphische Darstellung • Hinweis darauf, dass beobachtetes Phänomen auch zwischen den Beobachtungszeitpunkten einen Wert hat Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Parameter • • • • Erwartungswert Varianz Kovarianz Korrelation Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Erwartungswert • Messwerte zum Zeitpunkt ti: Realisierungen einer Zufallsgröße Xi • Somit Erwartungswert definiert • Erwartungswert des Prozesses: t EX t • Wert an der Stelle ti: ti EX i • Definiert eine mittlere Funktion – i.A. keine Gerade Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Varianz • • Für jeden Zeitpunkt gleich der Varianz von Xi • Diagramm mit Mittelwert und Standardabweichungen gibt das Streuungsband 2 t Var X t E X t t 2 Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Kovarianzfunktion • Stochastischer Prozess zu den Zeitpunkten t1 und t2: Zufallsgrößen X(t1) und X(t2) • Lineare stochastische Abhängigkeit xx t1 , t2 Cov X t1 , X t2 E X t1 t1 X t2 t2 • 2-dimensionale Autokovarianzfunktion Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Korrelationsfunktion • Normierung der Autokovarianzfunktion xx t1 , t 2 xx t1 , t 2 2 t1 2 t 2 • Korrelation der Zufallsgrößen zu verschiedenen Zeitpunkten = innere Zusammenhänge • Aussagen über Erhaltungstendenz – schnell abfallend: „short memory“-Effekt Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Kreuzkovarianz/Kreuzkorrelation • Betrachtung zweier Prozesse, neuer zweidimensionaler Prozess • Kreuzkovarianzfunktion xy t1 , t2 CovX t1 , Y t2 EX t1 x t1 Y t2 y t2 • Kreuzkorrelationsfunktion t , t xy 1 2 xy t1 , t2 x2 t1 y2 t2 • Informationen über Wechselbeziehungen zweier Prozesse Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stationäre Prozesse (1) • Verteilungsparameter invariant gegenüber zeitlicher Verschiebung: stationärer Prozess • Gültig für alle Parameter: starke Stationarität • Nur Erwartungswert und Varianz: schwache Stationarität – Autokorrelationsfunktion nur von Zeitdifferenz abhängig • Beispiele: Rauschen in Elektronenröhren, Fading, Abweichungen selbstregelnder Systeme unter konstanten Bedingungen Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Stationäre Prozesse (2) • Möglicher Grund für Instationarität: Trend (unperiodische zeitliche Veränderung) oder periodische Komponente • Trend und Periode sind deterministische Größen – oft aus physikalischen Modellen bestimmt – entspricht Signal Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Prüfung auf Instationarität • Möglichkeiten: t2 – Zufallskriterium von Cornu v mit 2s 2 1 2( 2) n i t si n und v T Pv s n 2 n n 1 2 A v , B ( v v ) – Kriterium von Abbe i i 1 i 1 i 1 2 i frei von syst. Einflüssen bei A/B=2 • Prüfung auf systematische Einflüsse • In der Praxis oft nur Augenschein Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Gaußsche/Ergodische Prozesse • Gaußscher Prozess: Zufallsgrößen sind normalverteilt – die ersten beiden Momente reichen zur Beschreibung aus keine Unterscheidung zwischen starker und schwacher Stationarität nötig • Ergodischer Prozess wenn eine Realisierung für die Beschreibung ausreicht: – Erwartungswert und Varianz konstant – Kovarianzfunktion stetig, nur von Zeitdifferenz abhängig – Statistische Informationen aus zeitlicher Mittelbildung ableitbar Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Empirische Schätzung (1) Allgemeiner stochastischer Prozess (1) • Voraussetzung: Hinreichend große Anzahl n unabhängiger Realisierungen • Wahl des Anfangspunktes t0 = 0, davon gleich lange Intervalle Dt abgetragen • In jedem Intervall: arithm. Mittel der Werte • Annäherung der Werte durch geeignete Funktion Mittelwertfunktion Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Empirische Schätzung (2) Allgemeiner stochastischer Prozess (2) • Kovarianzfunktion: Schätzwert über 1 n Cxx x j t1 x t1 x j t2 x t2 n j 1 mit den Werten der j-ten Realisierung xj • Durchläuft t1, t2 alle Werte: Reihe von Schätzwerten Annäherung durch geeignete Fläche gibt Autokovarianzfunktion • Kreuzkovarianzfunktion analog 1 C x t x t y t y t n n xy j 1 j 1 1 j 2 Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil 2 Empirische Schätzung (3) Ergodischer stochastischer Prozess (1) • Anfangspunkt t0 = 0, gleich lange Intervalle Dt abgetragen • Erwartungswert: arithmetisches Mittel der Klassenmittel 1 C k x x x x • Autokovarianzfunktion: nk • Bedingung: mind. 10 Werte pro Klasse nk xx Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil i 1 i ik Empirische Schätzung (4) Ergodischer stochastischer Prozess (2) • Zugehöriger zeitlicher Abstand t = k Dt • Gesamter Verlauf der Autokovarianzfunktion: geeignete Funktion durch Stützwerte gelegt • Kreuzkovarianzfunktion analog 1 nk C xy k xi x yi k y n k i 1 Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil Empirische Schätzung (5) Ergodischer stochastischer Prozess (3) • Stützwerte der Korrelationsfunktion durch Normierung C k R k • Autokorrelationsfunktion C 0 C k R k • Kreuzkorrelationsfunktion C 0 xx xx xx xy xy xy Ausgleichungsrechnung II Gerhard Navratil