Schwerpunktprogramm (SPP) Netzbasierte Wissenskommunikation in Gruppen Bessere Problembeschreibungen durch Skripts? Eine Maßnahme zur Unterstützung von Laien in der netzbasierten Computer-Beratung Anna Ertelt Matthias Nückles Jörg Wittwer Alexander Renkl Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Ausgangspunkt - Beispiel Hallo, ich habe folgendes Problem: Ich habe im Internet Fahrpläne angeschaut. Nun wollte ich den Fahrplan ins Word kopieren. Allerdings kam der Fahrplan nicht in der von mir gewünschten Form in die Word Datei, sondern völlig wahllos. Wie geht das? Mit freundlichen Grüßen + - Etwas Welches Format hat der Fahrplan? Kontext ? • Gewünschte Form? • Was bedeutet wahllos? 2 Was sind die Mängel in den Problembeschreibungen der Laien? Typische Defizite der Problembeschreibungen: • Wenig Kontext, keine Nennung der Schlüsselkonzepte • Ein Teilaspekt des Problems wird präsentiert • Fehlende Perspektivenübernahme der Laien • Präsentation von einer Diagnose im Gegensatz zu einer Beschreibung (z.B. Alty & Coombs, 1980; Raskutti & Zukermann, 1997) 3 Besonderheiten durch das Kommunikationsmedium Defizite der Problembeschreibungen + Asynchrone Situation Kaum Feedback-Möglichkeiten (Clark & Brennan, 1991) Problembeschreibung bestimmt … Effektivität der Beratung Erfolg der Beratung Frage: Wie kann man eine gute Problembeschreibung induzieren? 4 Skript-Ansatz zur Verbesserung der Problembeschreibung • Ansatzpunkt: Defizite • Merkmale einer guten Problembeschreibung: • Ausführlichere Beschreibung • Repräsentativere Beschreibung Quantitativer Aspekt Qualitativer Aspekt • Ziel • Ist-Zustand (unternommene Schritte) • Beschreibung und keine Diagnose 5 Sequenziertes Skript Das Problem-Formulierungs-Skript Ausführlichkeit Ziel Ist-Zustand Diagnose 6 Nicht-sequenziertes Skript 7 Ohne Skript 8 Untersuchungsfragen Hypothese 1: Problemformulierungsskript … ausführlicheren Problembeschreibungen repräsentativeren Problembeschreibungen Probleme für Experten leichter rekonstruierbar Hypothese 2: Sequenziertes Problemformulierungsskript… Effektiver als Nicht-Sequenziertes Skript 9 Methode – Stichprobe & Design • 54 Laien, 54 Experten • 1-faktorielles Between-Subject Design Ohne Skript Skriptbedingungen Nicht-sequenziert Sequenziert 1.Teil: 18 Laien 1.Teil: 18 Laien 1.Teil: 18 Laien 2.Teil: 18 Experten 2.Teil: 18 Experten 2.Teil: 18 Experten 10 Methode – Ablauf 20 Aufgaben auf Schwierigkeit getestet 6 Aufgaben ausgewählt Mail: Ohne Skript Aufgabe Mail: Nicht-sequenziert Mail: Sequenziert Problembeschreibung (ohne Prompts) Problem 11 Methode – Versuchsmaterial Aufgabe 6 Bitte machen Sie das Folgende nach, dass es genau so aussieht. Benutzen Sie dazu das Programm „Microsoft PowerPoint“. Speichern Sie das Dokument unter dem Namen „Slide1“ im Ordner „Test“. FRAGEN • Was sind unsere Ziele? • Was ist unser Plan? Wenn Sie nicht weiterkommen, dann schreiben Sie bitte die Mail an den Experten 12 Ergebnisse: Ausführlichkeit der Problembeschreibung • Hypothese 1: Ohne Skript vs. Skriptbedingungen F (1, 51) = 16.84, p < .01, η2 = .25 (großer Effekt) • Hypothese 2: Nicht-sequenzierte vs. sequenzierte Bedingung F (1, 51) = 6.06, p < .05, η2 = .11 (mittlerer Effekt) -1 0.5 -1 0.5 1 140 120 100 80 60 40 20 0 Ohne Skript Nichtsequenziert Sequenziert 13 Ergebnisse: Repräsentativität der Problembeschreibung • Hypothese 1: Ohne Skript vs. Skriptbedingungen F (1, 51) = 8.60, p < .01, η2 = .14 (großer Effekt) • Hypothese 2: Nicht-sequenzierte vs. sequenzierte Bedingung F (1, 51) = 11.81, p < .01, η2 = .19 (großer Effekt) -1 0.5 -1 0.5 1 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ohne Skript Nichtsequenziert Sequenziert 14 Ergebnisse: Rekonstruktionsgüte der Problembeschreibung • Hypothese 1: Ohne Skript vs. Skriptbedingungen F (1, 51) = 14.51, p < .01, η2 = .22 (großer Effekt) • Hypothese 2: Nicht-sequenzierte vs. sequenzierte Bedingung F (1, 51) = 11.64, p < .05, η2 = .19 (großer Effekt) -1 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ohne Skript 0.5 -1 Nichtsequenziert 0.5 1 Sequenziert 15 Diskussion Problemformulierungs-Skript unterstützt die Laien ausführlichere Problembeschreibungen repräsentativere Problembeschreibungen für Experten leichter rekonstruierbar Defizite in den Problembeschreibungen werden verbessert Prompts sind nur in der sequenzierten Bedingung erfolgreich 16 Ausblick Verwendung in Face-to-Face-Situationen als Interaktionsskript (Kollar, Fischer & Hesse, 2003) Effects with the Script vs. Effects of the Script (Salomon, 1993) Verwendung des Skripts in anderen Kontexten (z.B. Gesundheitsberatung; Jucks, Bromme & Runde, 2003) 17 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 18