Wildbrethygiene

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52. Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelhygiene 2011, Kurzbericht* (Auswahl) zur
Wildbrethygiene
Übersicht:
1. Gesellschaftsjagden in kleineren Gebieten oder Aufteilung in Regionen
2. Eingeschränkter Verbraucherkreis bei Jagd mit bleihaltigen Geschossen
3. Listeria monocytogenes bei Rothirschen
4. Grüne Verfärbung von Faszien beim Hirsch
5. Technik zum Nachweis von Alaria alata (Dunker´scher Muskelegel)
1. Gesellschaftsjagden in kleineren Gebieten oder Aufteilung in Regionen
Eine Umfrage des Instituts für Lebensmittelhygiene der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig unter
47 Jägern ergab, dass 73 % der Jäger neben Ansitzjagden auch Treib- und Drückjagden durchführen.
Bei diesen zuletzt genannten Gesellschaftsjagden wird das Wild nach Angabe von 15 % der Befragten erst nach über 2 Stunden aufgebrochen. Aus fleischhygienischen Gründen wird jedoch das Aufbrechen in maximal 2 Stunden angeraten. Daher empfehlen die Autoren, durch geeignete Maßnahmen bei Gemeinschaftsjagden wie z.B. durch Wahl kleinerer Gebiete oder Aufteilung in Regionen
die Zeit bis zum Aufbrechen zu verkürzen. Positiv sei der gemeinsame Ort für den Aufbruch, da an
diesem einfach gute Hygienebedingung z.B. durch die Verwendung von Planen geschaffen werden
könnten.
E. Paßora et al.: Wildbrethygiene – Ergebnisse einer Jägerumfrage. Poster-Handout (u. Abstract-Band* S. 217).
2. Eingeschränkter Verbraucherkreis bei Jagd mit bleihaltigen Geschossen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangeren und Kindern bis 7 Jahre, auf den Verzehr von Wild zu verzichten, das mit bleihaltiger Munition erlegt wurde. Das BfR hat diese neue Bewertung auf der Basis eines EFSA-Gutachtens von
2010 über die Bleiexposition in Europa vorgenommen. Bei Blei gibt es keine Dosis ohne Wirkung, d.h.
bereits kleinste Mengen können zu schädlichen Effekten führen. Bei Ungeborenen und Kindern bis 7
Jahre kommt es zu Schäden bei der Entwicklung des Nervensystems.
N. Bandick und H. Schafft: Risiken beihaltiger Jagdmunition für die Wildbrethygiene. Abstract-Band* S. 99
3. Listeria monocytogenes bei Rothirschen
Von 68 Rothirschen, die von Oktober 2010 bis Januar 2011 im Nationalpark Bayerischer Wald erlegt
wurden, wurden 301 Proben (Tonsillen, Panseninhalt, Jejunal-Lymphknoten, Leber, Caecum-Inhalt
und Kot) entnommen und am Lehrstuhl für Lebensmittelsicherheit der LMU in Oberschleißheim mittels kulturellem Nachweis auf das Vorkommen von Listeria monocytogenes untersucht.
Es wurde eine hohe Befallsquote von 38,6% der Tiere ermittelt. Am häufigsten wurde der Keim im
Panseninhalt (22,1%) und im Kot (18,2%) nachgewiesen. 14,3 % der Tonsillen und 10,4 % der Jejunal-Lymphknoten ergaben positive Befunde. Die niedrigste Nachweisrate mit 7,4 % lieferte die Untersuchung der Leber.
U. Ullrich et al.: Zum Vorkommen von Listeria monocytogenes bei Rothirschen. Abstract-Band* S. 227
4. Grüne Verfärbung von Faszien beim Hirsch
In Graubünden werden vermehrt großflächige, grünliche Verfärbungen und sulzige gallertige Veränderungen der Faszien bei Hirschen festgestellt.
Eine solche Probe wurde der Universität Zürich zur Untersuchung vorgelegt. Histologisch wurde eine
eosinophile und lymphoplasmazelluläre Faszitis festgestellt. Dies ist mit einer parasitären Infektion
vereinbar. Parasisten konnten nicht direkt in den Läsionen nachgewiesen werden, aber eine Sequenzierung ergab einen Befall mit Sarcocystis hjorti. Diese neue Sarkosporidien-Spezies wurde erstmals 2010 bei Hirschen in Norwegen beschrieben. Befallenes Fleisch ist nach Angabe der Autoren
als ungenießbar zu beurteilen.
R. Stephan et al.: Grüne Verfärbungen von Faszien bei einem gejagten Hirsch bei der Fleischuntersuchung.
Abstract-Band* S. 225
5. Technik zum Nachweis von Alaria alata (Dunker´scher Muskelegel)
Dunker´sche Muskelegel stellen bisher Zufallsbefunde bei der Trichinellenuntersuchung dar. Der
Saugwurm Alaria alata wurde seit 2004 regelmäßig in Wildfleisch nachgewiesen. Alaria alata kann
auf den Menschen übertragen werden. Schwerwiegende Infektionen sind in Nordamerika aufgetreten;
in Deutschland wurden bisher nur Augenentzündungen beim Menschen nach Schmierinfektionen
beobachtet.
Da Alaria alata sehr empfindlich ist und bei der Trichinellenuntersuchung üblicherweise zerstört wird,
wurde als Nachweis für Alaria alata die AMT (Alaria alata mesocercariae migration technique)
entwickelt.
AMT wurde in einem Ringversuch unter Leitung des Instituts für Lebensmittelhygiene der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig getestet. 97% der Proben wurden richtig als positiv oder negativ erkannt. Die Untersuchungstechnik erwies sich als geeignet für den Einsatz im Rahmen der amtlichen
Überwachung. Verbesserungsbedarf besteht noch bei der quantitativen Erfassung, die sich u.a.
wegen der schnellen Bewegung der Larven schwierig gestaltet.
K. Riehn, A. Hamedy und E. Lücker: Zur Validierung der Alaria alata mesocercariae migration technique (AMT)
– Erster nationaler Ringversuch. Abstract-Band* S. 97; Vortragsmitschrift.
* Die Kurzberichte basieren auf den Abstracts und / oder Handouts von Postern bzw. Vortragsmitschriften. Die
Abstracts sind erschienen in: Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 52. Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelhygiene der DVG, Abstract-Band, Sonderausgabe 27.-30.9.2011, ISSN 0945-3296.
BLTK (Ge)
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