Das Hertzsprung-Russell Diagramm

Werbung
100 Jahre
Hertzsprung-Russell Diagramm
Max Camenzind
Akademie HD
11.2.2014
Die Gründerväter
Einar Hertzsprung 1873 - 1967
Henry Norris Russell 1877- 1957
• Das Hertzsprung-Russell-Diagramm ist das wichtigste
Zustandsdiagramm zur Klassifikation der Sterne. Es
verdankt seinen Namen dem dänischen Astronomen Ejnar
Hertzsprung und dem englischen Astrophysiker Henry
Norris Russell (1913), deren Forschungsarbeit es uns
ermöglicht, Sterne nach bestimmten Kriterien, den
Zustandsgrößen, einzuordnen. Zu ihnen gehören die
Oberflächentemperatur, die Spektralklasse, die
Leuchtkraft, die absolute Helligkeit, die Masse, der
Radius, die mittlere Dichte und andere Größen, die im
Hertzsprung-Russell-Diagramm nicht betrachtet werden.
Auf den Abszissen des HRD werden die
Oberflächentemperatur und die Spektralklasse von rechts
nach links angetragen. Die Leuchtkraft und die
absolute Helligkeit werden durch die Ordinate
charakterisiert und nehmen von unten nach oben zu.
Unsere Themen
• Sterne haben Farben  wie messen?
• Photometrie Äste im Farben-HelligkeitsDiagramm der Kugelsternhaufen (Sterne haben
Farben !)
•  Hertzsprung-Russell Diagramm
• Die Harvard Spektralklassifikation der
Sterne  Physikalische Interpretation?
• Braune Zwerge, Vergleich mit Zwergsternen
• Das System Luhman 16ab  nächste Braune Z
• Doppelsterne  Massen der Sterne
• Interferometrie  Radien der Sterne
Sterne haben Farben
Bläuliche – Rötliche – Weiße Sterne
Farben und Helligkeiten
Johnson Filter Normierung
Photometrie Kugelsternhaufen (GC)
 alle Sterne haben dieselbe Distanz
M 55 CFHT: 100 Lichtjahre Durchmesser / 100.000 Sterne / 12 Mrd. Jahre alt
Canada France Hawaii Telescope
FV-Diagramm
Asympt.
Riesenast
AGB
RR Lyrae
HorizontalAst
(He-Fusion)
Knie
Riesen-Ast
(Schalen)
Hauptreihe
(H-Fusion)
Physikalische Interpretation
Asymptotischer Riese
Horizontal-Ast
Roter Riese
Weiße Zwerge
Hauptreihe
Farben-Helligkeitsdiagramm FV
• Das FV-Diagramm ist nicht gleichmäßig mit Sternen
(Datenpunkten) gefüllt. Viele Sterne haben Eigenschaften
an der Oberfläche, die zu einer Anordnung der
Datenpunkte in einem Streifen im CMD (oder HRD) führt.
Dies ist die sogenannte Hauptreihe der Sterne. Dann
findet man viele Sterne im roten Teil in einem auf große
Helligkeit zugehenden Streifen. Da diese Sterne nahezu
gleicher Temperatur sind, können sie nur deswegen so
unterschiedliche Lichtmengen abstrahlen, weil sie sehr
unterschiedliche Radien haben. Die großen, roten Sterne
sind die sogenannten `Roten Riesen'. Entsprechend findet
man links unten im Diagramm die `Weißen Zwerge'.
• Die vielen Typen stehen in Zusammenhängen, die mit
Hilfe der Modelle zur Sternentwicklung erklärt werden.
Hipparcos
Daten
Sonnenumgebung
Die Sterne auf dem Streifen
von rechts unten bis links oben
sind Sterne der `Hauptreihe',
Sterne im Streifen von der
Mitte nach rechts oben
sind die `Roten Riesen'.
Der Klumpen mit Sternen
halbwegs auf dem Riesenast
sind die roten
`Horizontalaststerne'.
FV-Diagramm offener
Sternhaufen  Alter
2. Woche
• Welches sind die beobachtbaren
Parameter von Sternen?
•  sog. Zustandsvariablen:
•  Masse M des Sterns
•  Radius R des Sterns
•  Effektiv-Temperatur Teff
•  absolute Helligkeit MV
•  Leuchtkraft L
•  chemische Zusammensetzung
Temperatur-Skala in Physik
• Temperatur  physikalisch in Grad Kelvin
• Die Kelvin Temperatur-Skala ist ähnlich zur
Celsius-Skala, jedoch beginnt sie bei -273,15o.
– Diese Temperatur  “absoluter Nullpunkt”.
-273 oC
-173 oC
0 oC
100 oC
1000 oC
0K
100 K
273 K
373 K
1273 K
Kelvin = Celsius + 273
Effektiv-Temperatur der Sterne
Gemessenes Spektrum
Fit Planck Spektrum
B-V  Effektiv-Temperatur
50.000 K ist eine
obere Grenze
für Sterne
 Warum?
Hertzsprung
&
Russell
(1913)
Leuchtkraft
als
Funktion
der SternTemperatur
 Sterne
bevölkern
nur gewisse
Äste
Unsere Sterne der
Sonnenumgebung
Überriesen
Rote
Riesen
Abriss der Astronomie
Radien im HRD
Stephan-Boltzmann:
L = 4π R2 σT4  R
L = 4π R2 σT4  R
Stephan-Boltzmann:
Das HertzsprungRussell Diagram 1913
Leuchtkraft
Klassen
Ia Hyperriesen
Ia
Ib
Ib Überriesen
II
II Helle Riesen
III Riesen
III
IV
IV Unterriesen
V
V Hauptreihen
Sterne
Weiße Zwerge
Massen
im HRD
Hauptreihe:
Eine Sequenz
in der Masse
Erklärung:
die Sequenz des
H-Brennens
WZ: Sequenz in T
mit Radius konst
HRD Information
Spektralklassen der Sterne
• R. Bunsen und G. Kirchhoff 1860 in „Chemische
Analyse durch Spektralbeobachtungen”:
• ”Bietet einerseits die Spektralanalyse (...) ein Mittel von
bewunderungswürdiger Einfachheit dar, die kleinsten
Spuren gewisser Elemente in irdischen Körpern zu
entdecken, so eröffnet sie andererseits der chemischen
Forschung ein bisher völlig verschlossenes Gebiet, das
weit über die Grenzen der Erde, ja selbst unseres
Sonnensystems, hinausreicht. Da es (...) ausreicht, das
glühende Gas um dessen Analyse es sich handelt, zu sehen,
so liegt der Gedanke nahe, daß dieselbe [Analyse] auch
anwendbar sei auf die Atmosphäre der Sonne und die
helleren Fixsterne.”
Sonne (5770 K) / Wega (10.000 K)
Fingerprints der Sterne – Fraunhofer Linien
Hß
Ursprung der Spektral-Linien
Harvard Spektralklassifikation
1922 von IAU anerkannt
• Klassifikation nach Farben: Braune Zwerge
O–B–A–F–G–K–M –L -T-Y
• O: blau, 50.000 – 25.000 K: HeII, CIII, NIII, SiIV
• B: wblau, 25.000 – 10.000 K: HeI, CaII, …
• A: w 10.000 - 7600 K: HeI stark, H maximal;
• F: gelbw, 7600 - 6000 K: HeI schwach, H, K CaII;
• G: 6000 – 5100 K: CaII stark, Metall-Linien; Sonne
• K: orange-gelb, 5100 - 3600 K: Metall-Linien,
CaI (422,7 nm), H schwach;
• M: roter Zwerg, 3600 - 3000 K: Metall-Linien, TiO
• L: Braune Zwerge, < 2000 K: Molekül-Linien, CH4
• T: Braune Zwerge, 1300 - 800 K: H2O, CH4
Merksprüche
•
O–B–A–F–G–K–M–L–T
• Offenbar Benutzen Astronomen Furchtbar
Gerne Komische Merksätze Laut und
Tolpatschig
• Opa Bastelt Am Freitag Gerne Kleine
Männchen aus Lehm Töpfen
• Ohne Bier aus'm Fass gibt's Koa Mass
Edward Pickering und Harvard
“Computer,” 1890’s - 1920’s
Annie Jump Cannon
Zusammen mit
Pickering resultierte
der 225.300 Sterne
enthaltende ,,Henry
Draper Memorial
Catalogue„ (HD ….)
(Grenzgröße 9,5 mag).
Welche Elemente finden sich in Sternen?
Helium
H
H
Temperature
H
Calcium
Magnesium
Natrium
Absorption und Emission
Wichtige Spektrallinien
Wasserstoff Ha, Hb, Hg
656, 486, 434, 410, .. nm
Helium neutral, HeI
389, 588, 668 nm
Helium ionisiert, HeII
420, 468, … nm
Natrium I
589,1; 589,7 nm
Calcium H und K
393,5; 396,9 nm
Calcium II Triplett
850,0; 854,4; 866,4 nm
TitanoxidBanden
490-520, 540-570,
620-630, 670-690 nm
Ionisationsenergien
Wie nicht anders zu erwarten, wehren sich die Edelgase am meisten, die
Alkalielemente am wenigsten, wenn man ihnen ein Elektron wegnehmen
will.
Linienstärken als Func(Temp)
H angeregt
H ionisiert
10.000 K  2,4 eV
H Grundzustand
Stellare
Kontinua
und
U,B,V
Filter
Maxima in Planck(l):
lmax = 290 nm (10.000 K/T)
lmax = 2,898 µm (1000 K/T)
lmax ~ 500 nm (5.800 K/T)
Balmer
Kante
Planck 1900: Spektrum hängt nur
von der Temperatur ab
O Stern
Max im UV
SDSS Spektrum
3 Gürtelsterne im Orion
Alnitak
O9.7Ib
818 Lj
2,03 mag
25.000 K
Mintaka
O9.5II
916 Lj
2,21 mag
25.000 K
Alnilam
B0Iab
1342 Lj
1,65 mag
25.000 K
HST Archiv
Gürtelsterne
&
Orion-Nebel
mit
Amateurteleskop
B Stern
Max im UV
SDSS Spektrum
A Stern
Wega
Wasserstoff maximal
SDSS Spektrum
A0
9600 K
2,13 MS
455 Mio a
A2
8400 K
A7V
6900 K
1,73 MS
<1 Mrd a
F Stern
SDSS Spektrum
G Stern
Max im Visuellen
SDSS Spektrum
K Stern
Max im Visuellen
SDSS Spektrum
Bahn-Periode: 80 a
a Centauri
A (G2V) + B (K1V)
M3 Stern
Max im IR
SDSS Spektrum
M8 Stern
Max im IR
SDSS Spektrum
L Stern
Max im IR
SDSS Spektrum
M - L Zwerge
IR Spektren von Zwerg-Sternen
Hauptreihensterne V
Sterne im Vergleich zur Sonne
1 Sonnenmasse ~ 1000 Jupitermassen
1 Sonnenradius ~ 10 Jupiterradien
Braune Zwerge in
Dunkelwolke Barnard 68
Optisch
Infrarot
Braune Zwerge im Orion
Masse der Braunen Zwerge
13 – 80 Jupitermassen
Sonne
Roter Zwerg
Brauner Zwerg
Jupiter
Erde
Spektralklassifikation
Braune Zwerge
M Zwerg
Jupiter
L Zwerg
MethanT Zwerg
Kühlungskurve Brauner Zwerge
Effektiv-Temperatur
Deuterium-Fusion: d+p  3He+g
2500 K
1000 K
Nur auskühlen
630 K
400 K
10 Mio. a
1 Mrd. a
Alter
Luhman 16ab
2 Braune Zwerge
Parallaxe: 495 mas
 Distanz: 6,6 LJ
H Band: 9,56 mag
Periode: ~ 25 a
Separation: 3 AE
Masse A: 0,04-0,05
Masse B: 0,03-0,04
Aufnahme:
WISE 2013
Die sonnennächsten Sterne
Luhman 16ab
mit WISE
2013 entdeckt;
p = 495+-5 mas
 d ~ 6,58 LJ
MA = 0,04 MS
MB = 0,03 MS
P ~ 25 Jahre
Winkeld = 1,5´´
 a ~ 3 AE
H = 9,56 mag
15 Lichtjahre
5 Lichtjahre
Luhman 16B
VLT Aufnahmen
Atmosphäre
~ Jupiter
Temp: ~ 1000 K
 Eisen-Regen
2,4 hr
3,2 hr
1,6 hr
0,8 hr
0,0 hr
ESO Presse Release 2014
4,1 hr
Roter T Zwerg
Luhman 16B ~ Jupiter?
Masse der Sterne: Doppelsterne
• Etwa 50% (oder mehr) aller Sterne sind
Doppelsterne.
• Physische Doppelsterne:
– Visuelle: beide Komponenten getrennt sichtbar
(z.B. Sirius A & B, 61 Cygni A&B)
– Astrometrische: Bewegung um (unsichtbaren)
Begleiter (Exoplaneten)
– Spektroskopische: periodische Rot/Blauverschiebung von Spektrallinien
– Photometrische: Bedeckungsveränderliche
Doppelstern
61 Cygni
61 Cygni ist ein Doppelstern im Sternbild Schwan.
61 Cygni ist elf Lichtjahre von der Sonne entfernt
und gehört damit zu den 20 sonnennächsten
Fixsternen. 61 Cygni war der erste Fixstern, dessen
Entfernung von Friedrich Bessel 1838 mittels
Parallaxe zu 0,´´3 gemessen wurde.
Hipparcos Parallaxe: 287 mas. Periode: 660 Jahre.
A: K5V Stern (5,21 mag); B: K7V (6,03 mag).
Aufnahme: F. Ringwald
Sirius B Orbit
P = 50,1 Jahre
Distanz = 8,6 LJ
A: A0V Stern; 2,1 MS
B: Weißer Zwerg;
0,978 Sonnenmassen
TB = 25.193 K
Sirius A
Sirius B
Spektroskopischer
Doppelstern
Beckungsveränderlicher
Masse-Leuchtkraft Beziehung
(nur Hauptreihensterne)
Eddington
Grenze:
L = 33.000
x (M/MSun)
Vermessung der Radien
•  aus Leuchtkraft und
Temperatur via StefanBoltzmann: L = 4pR² sT4
•  aus
Bedeckungsveränderlichen
•  aus inteferometrischen
Beobachtungen
•  aus effektiver Gravitation
mittels Spektroskopie: g =
GM/R²
Interferometrie Beteigeuze
T = 3.600 K / d = 650 LJ / Konvektion
Nebelausdehnung:
400 AE
Bestehend aus
HSTGas
UV: und Staub

Winkelausdehnung
= 50 mas
Stern
selber:
4,5 AE
Orion: Beteigeuze - Bellatrix
Bellatrix
Rote Riesen sind
voll konvektiv
Beteigeuze wirft
Materie ab, die
sich in einer
Schockfront mit
25 km/s gegen eine
Wand bewegt.
Beteigeuze / Herschel
Winkeldurchmesser Sterne
Stern
Winkeldurchm.
R [Sonnenradien]
Arktur K2 III
22 mas mi
25,7
Beteigeuze M2 Iab
47 mas mi
662
Mira M2-M5
47 mas mi
390
Bellatrix B2 III
7,6 mas i
5,4
Alnair B6 V
1,02 mas i
3,46
Regulus B7 V
1,38 mas i
3,24
Sirius A + B
6,12 mas i
A: 1,711
 B: 6874 km
Wega A0 V
3,47 mas i
2,73
Fomalhaut A3 V
2,09 mas i
1,86
Canopus F0 Ib
6,86 mas i
71,4 (VLTI)
Altair A7 IV-V
2,79 mas i
1,7
Procyon A+B
5,71 mas i
A: 1,86 / B: 0,0084
mi: Michelson Stern-Interferometer; i: Intensitätsinterferometer
Michelson Stern-Interferometer
VLT Interferometer VLTI
2-Element Interferometer
Grafik: ESO/VLTI
VLTI Delay Line
Photo: ESO/VLTI
Erste Fringes 2 Sterne mit VLTI
Grafik: ESO/VLTI
Fringes mit zunehmender
Basislinie mit VLTI
Grafik: ESO/VLTI
Verstehen wir Sterne ?
Masse-Radius Beziehung
Chabrier et al.
2008
Polytrope:
P ~ r1+1/n
Entartung:
T < TF = 3x105 K (r/µe)2/3
Jupiterartige
EXO-Planeten
Braune Zwerge
partiell entartet
VLTI Messungen
Jupiter
Grafik: ESO/VLTI
Zusammenfassung
• Sterne können am besten an Sternhaufen
untersucht werden.  alle haben gleiche Distanz.
• Sterne bilden bestimmte Äste im FV- und HRDiagramm  werden durch Brennphasen erklärt.
• Harvard-Klassifikation ordnet Sterne nach ihren
Spektren: Kontinuum („Planck“, Eff-Temp) und
Absorptionslinien (sog. Fraunhofer Linien).
• Wurde erweitert auf Braune Zwerge (L, T & Y)
• Massen werden über Doppelsterne bestimmt.
•  Masse-Leuchtkraft Relation wichtiges Diagram
Herunterladen