KANTON URI | 5 Urner Wochenblatt | 139. Jahrgang | Nr. 63 | Samstag, 15. August 2015 «Ich will zeigen, dass es auch ohne Doping geht» Anita Baumann | Urnerin sammelt Titel im Aerobic Fitness Anita Baumann trainiert neben ihrem Beruf als Polizistin über 15 Stunden pro Woche für ihren Erfolg im Sport. Doping kommt für sie nicht infrage, weil sie ihre Weiblichkeit nicht aufs Spiel setzen will. erwünscht sind und Weiblichkeit etwas zählt. Ausserdem gibt es dort neben dem Posieren noch die Kür, wo die Teilnehmerinnen ihre Flexibilität und ihre tänzerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Eine Disziplin, in der Anita Baumann ihre Erfahrung aus dem Kunstturnen in der Kindheit zugute kommt. Das gibt ihr auch etwas Spielraum, um gegen stärkere Bodys anzutreten. «Ich will zeigen, dass es auch ohne Doping geht», sagt Anita Baumann. Eine Erkenntnis, die sich bei den Verbänden WFF und IBFA erst noch durchsetzen muss. Denn diese führen nur sehr selten Dopingtests durch. «Ansonsten würden sie einige ihrer Zugpferde unter den Athleten verlieren», glaubt Anita Baumann. Mathias Fürst 180 Kilogramm. Zwölf Wiederholungen. Drei Serien. Anita Baumann trainiert ihre Beine, drückt die Gewichte des Trainingsgeräts mit ihren Oberschenkelmuskeln in die Höhe. Mindestens 15 Stunden verbringt sie jede Woche im Fitnesscenter. Beim Training geht sie an die Schmerzgrenze heran. Immer, sonst nützt es nichts. 2 bis 3 Stunden dauert eine Trainingseinheit mit Dehnen und Cardioeinheit, fünf bis sieben Mal die Woche. Als Training zählt sie nur die Stunden im Fitnesscenter, das Biken, Rennvelofahren, Wandern, Skaten und seit Kurzem auch Stand-up-Paddeln gilt als Hobby. «Ich habe einen stark ausgeprägten Bewegungsdrang», sagt die 31-Jährige. Angetrieben wird sie von einem Ziel, das sie verfolgt. «Einmal einen Wettkampf gewinnen», wollte Anita Baumann, die als Kind schon gerne Sport trieb, meist aber nur die Zweitschnellste war. Ein Ziel, das sie dieses Jahr gleich mehrfach erreicht hat. Miss Universe WFF Aerobic Fitness, Miss Europe WFF Aerobic Fitness, Miss Europe IBFA Fitness, Miss Europe IBFA Overall, stehen nun in ihrem Palmarès. Hinzu kommen mehrere Couples-Titel, die sie zusammen mit ihrem Partner, dem mehrfachen Mister Universe Ivan Bucher, errungen hat. Nächster Traum: Südafrika Als Gewinnerin der WFF Aerobic Fitness erhielt Anita Baumann eine Procard, welche die Teilnahme an Profiwettkämpfen erlaubt. Womit das nächste Ziel auch gleich definiert wäre: an der Profimeisterschaft am 7. November in Südafrika gut abschneiden. Wie ihre Chancen bei ihrem ersten Profiwettkampf stehen, kann sie selbst nicht einschätzen. «Gegen die Profis wird das ein ganz anderer Wettkampf», glaubt sie. Seit Kurzem ist ihr Südafrika-Traum aber infrage gestellt. Polizistin im Bikini Anita Baumann beim Training in Horw. Das Fitnesscenter gehört ihrem Partner, dem mehrfachen Mister Universe Ivan Bucher. Foto: Mathias Fürst Eine Entzündung an der Schulter hindert sie daran, voll zu trainieren. Und um eine Kür einzustudieren, braucht sie idealerweise drei Monate, langsam wird die Zeit knapp. Als Alternative fasst sie deshalb eine Teilnahme an den Natural-Bodybuilding-Schweizermeisterschaften ins Auge, die am gleichen Datum stattfinden. Dort gibt es keine Kür, es wird nur posiert. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Verletzung Anita Baumanns Leben eine neue Richtung weist. Früher war sie eine Läuferin, betrieb den Sport beinahe exzessiv. Fast täglich ging sie Joggen, hinzu kamen Läufe: 10 Kilometer, Strongmanrun. Doch dann bildeten sich Fettknötchen in ihrer Wade, welche beim Laufen am Knochen scheuerten und zu Knochenhautentzündungen führten. Sie musste den Laufsport aufgeben. «Da bin ich in ein Loch gefallen», blickt Anita Baumann auf die schwierige Zeit vor knapp drei Jahren zurück. Ein Kollege erzählte ihr dann von Fitness und brachte sie mit seinem Trainer zusammen; Ivan Bucher, Anita Baumanns heutiger Partner. Sofort habe sie gewusst: «Das ist es!» «Ich will Frau bleiben» So richtig angefangen mit dem neuen Sport habe sie dann vor zwei Jahren, erzählt sie. Die grösste Umstellung sei die Ernährung gewesen. Fünf bis sechs Mahlzeiten nimmt sie jeden Tag zu sich. Viel Gemüse, Poulet, Fisch, Haferflocken und am Morgen Früchte. Dazu kommen die verschiedenen Präparate, die man aus den grossen Plastikbehältern im Fitnessstudio kennt: Eiweisse, Aminosäuren, Glu­ tamin, verschiedene Shakes mit Zusatzstoffen. Nicht dazu gehören Steroide oder Anabolika. «So etwas habe ich nie genommen», versichert Anita Baumann. Doch sie kennt den Ruf ihrer Sportart und findet ihn auch nicht unbegründet: «Ich begegne an jedem Wettkampf Frauen, die unnatürlich aussehen.» Viele Athletinnen nehmen die Folgen von Steroid- und Anabolikakonsum in Kauf: Haarausfall, eine tiefe Stimme, männliche Gesichtszüge, unreine Haut bis zu Veränderungen im Intimbereich. «Ich will aber Frau bleiben», sagt Anita Baumann bestimmt. Deshalb betreibt sie einerseits Natural-Bodybuilding, wo Dopingkontrollen stattfinden, und Aerobic Fitness, wo übermässige Muskelberge un- Geld verdient Anita Baumann mit ihrem Sport keine. Dank des Kleidersponsors Better Bodies bleiben ihr wenigstens die Ausgaben für die teure Fitnessmode erspart. Ihren Lebensunterhalt bestreitet die gebürtige Altdorferin, die heute in Nidwalden lebt, seit 2008 als Polizistin bei der Kantonspolizei Uri. Im Korps der Bereitschafts- und Verkehrspolizei, wo sie in einem 100-Prozent-Pensum tätig ist, spiele ihr Sport keine grosse Rolle. Dass die Leute ihr in einem Einsatz anders begegnen, weil sie einen muskulösen Körper hat, glaubt sie nicht. «Die Uniform ist auch nicht so figurbetont geschnitten, so sieht man mir das auch nicht an», sagt sie. Ihr Selbstbewusstsein sei aber schon gestiegen, seit sie mit Fitness begonnen habe. Das merke sie auch bei den Wettkämpfen. «Am Anfang hatte ich ziemlichen Bammel, nur im Bikini aufzutreten», gesteht sie. Heute postet sie auch Fotos von sich im Bikini auf Facebook, meist von Wettkämpfen. Darf man das als Polizistin? «Warum nicht?», fragt sie. «Schwimmerinnen werden ja auch im Badkleid fotografiert; das gehört zum Sport», findet Anita Baumann. Sie habe bis jetzt ausschliesslich positive Reaktionen erhalten. «Auch im Geschäft», wie sie betont. Anita Baumann greift sich eine Hantel. 20 Kilogramm. Zwölf Wiederholungen, drei Serien. Ob es für Südafrika reicht, weiss sie noch nicht. Aber das Ziel bleibt vor Augen. Und das treibt sie an. Baudirektion stellt geplantes Projekt vor Kapazitäten sind vorhanden WOV | In Unterschächen, Erstfeld, Andermatt und Attinghausen Verladestation | Weniger Platz nötig als angenommen Am 18. Oktober stimmen die Urnerinnen und Urner über die West-Ost-Verbindung ab. Nun wird diese Vorlage an vier Informationsveranstaltungen vorgestellt. Landrat setzt klare Zeichen Der Urner Landrat hat die WOV-Vorlage insbesondere bei den Flankierenden Massnahmen (Flama) massgebend angepasst. Die Urner Regierung musste in diesem Punkt nochmals über die Bücher und hat – wie vom Landrat verlangt – eine kostengünstige Minimalvariante ausgearbeitet. Trotz der abgespeckten Flamas bleibt der Nutzen bestehen: Die dicht bewohnten Gebiete entlang der Gotthardstrasse zwischen der Flüelerstrasse Altdorf und der Gotthardstrasse Schattdorf werden vom Durchgangsverkehr stark entlastet. In den vergangenen zwei Jahren stand die West-Ost-Verbindung (WOV) in den Schlagzeilen. Am Projekt wurden in dieser Zeit diverse Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen. Dies insbesondere dank engagierter Zusammenarbeit mit den Gemeinden Altdorf, Bürglen und Schattdorf sowie zahlreicher Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Auch der Urner Landrat hat die Vorlage kritisch studiert und dabei in zentralen Punkten nachgebessert. Vom Parlament wurde die WOV mit grossem Mehr gutgeheissen. Volk hat das letzte Wort Nun hat das Urner Volk das letzte Wort. Soll die WOV gebaut werden? Lohnt sich auf lange Sicht die Investition in das Urner Strassennetz? Abgestimmt wird am 18. Oktober. Wie die Baudirektion in einer Mitteilung schreibt, wird der Urner Bevölkerung an vier Informationsveranstaltungen die Gelegenheit geboten, sich über die Vorlage zu informieren. Die Veranstaltungen finden wie folgt statt: WOV verbessert Erschliessung Soll die West-Ost-Verbindung gebaut werden oder nicht? Diese Frage wird das Urner Stimmvolk am 18. Oktober beantworten. Foto: archiv uw Am Montag, 24. August, in der Aula in Unterschächen; Dienstag, 25. August, im Kasinosaal in Erstfeld; Mittwoch, 26. August, Aula Bodenschulhaus in Andermatt, und am Donnerstag, 27. August, Aula Schulhaus in Attinghausen. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 20.00 Uhr. Unbestritten sind die Vorteile, die die WOV für die Erschliessung des Urner Talbodens bringt. Insbesondere die zahlreichen Pendler und die Urner Firmen profitieren von der neuen Verbindung. Aus dem Raum Schächental und Schattdorf gelangen Pendler via WOV direkt in den Bereich Wysshus. Dort wird das Astra auf die WOV-Eröffnung hin einen neuen Autobahnanschluss bauen. Der A2-Halbanschluss Altdorf Süd wertet die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Uri auf: Die Unternehmen im Industriepark Ruag sowie im Industriequartier Schattdorf haben dann einen schnellen und direkten Zugang zur Autobahn. (UW) Mit einem Film zeigt der Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre», dass mit einem Bahnverlad genügend Kapazitäten für eine Sanierung ohne zweite Röhre zur Verfügung stehen. Der Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre», dem rund 50 Organisationen angehören, zeigt in einem Film, wie eine Sanierung des Gotthard-Strassentunnels ohne zweite Röhre funktioniert. «Ausserdem wird für die Installation der Verladeterminals weniger Fläche gebraucht, als die Befürworter behaupten», heisst es in einer Mitteilung des Urner Komitees «Nein zur 2. Gotthardröhre». Ein zweiter Strassentunnel am Gotthard hätte für den Kanton Uri fatale Auswirkungen. Die Lastwagenlobby der Schweiz und der EU würden die Öffnung aller vier Spuren vorantreiben. Damit würde sich der Verkehr – insbesondere der Lastwagenverkehr – verdoppeln, und der Kanton Uri würde unter noch mehr Belastungen leiden. Verladen wird aufgeteilt Das Kernelement der Sanierungsvariante ohne zweiten Strassentunnel ist der funktionierende Bahnverlad: Für Personenwagen wird für die Sanierungszeit ein Autoverlad durch den bestehenden Scheiteltunnel zwischen Göschenen und Airolo eingerichtet. Dieser wurde bereits vor der Eröffnung des Strassentunnels als Autoverlad genutzt – ein Teil der Infrastruktur ist sogar noch vorhanden. Damit genügend Kapazitäten auf der Bahn zur Verfügung stehen, wird die Sanierung in den verkehrsarmen Wintermonaten durchgeführt, im Sommer ist der Strassentunnel offen für den Verkehr. Das Verladen des Güterverkehrs wird aufgeteilt: Einerseits werden die Transitlastwagen bereits an den Grenzen der Schweiz (in Basel und Chiasso) auf die Schiene verladen. Heute durchqueren jährlich 820 000 Lastwagen den Gotthard-Strassentunnel. Mit dem neuen Neat-Basistunnel, welcher im nächsten Jahr eröffnet wird, können bis zu 1 Million Lastwagen verladen werden – an Kapazitäten fehlt es also nicht. Andererseits kann der Schweizer Binnen-Güterverkehr mit einer sogenannten Kurz-Rola zwischen Erstfeld und Biasca bewältigt werden. Aufgrund der geringen Verkehrsmenge reichen hierfür kleine Verladestationen. Dank der bereits bestehenden Infrastruktur in Göschenen, der zusätzlichen Verladeanlagen an den Grenzen in Basel und Chiasso wird in den Kantonen Uri und Tessin viel weniger Platz für den Bahnverlad gebraucht. (UW)