Seite 1 von 5 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 4 . 0 5 . 2 0 1 2 Abnehmen ohne Ernährungsterror "Iss Deinen Teller auf!" Bis heute werden Kinder dazu genötigt, mehr zu essen, als ihnen gut tut. Zusätzlich erschweren die Verlockungen des Alltags eine gesunde Ernährung. Wir zeigen, wie sich dennoch abnehmen lässt. Mehr als 80 Prozent aller Menschen, die eine Diät machen, kehren innerhalb von fünf Jahren zu ihrem Ausgangsgewicht zurück oder werden sogar noch dicker als vorher. JoJo Effekt nennt man dieses Phänomen. Wie entsteht der Jo-Jo-Effekt? Während einer Diät werden dem Körper weniger Nährstoffe zugeführt. Das bedeutet für ihn nicht nur Stress, sondern höchste Alarmstufe: Achtung Nahrungsnot, Grundumsatz herunterfahren! Der Körper reduziert seinen Kalorienverbrauch, um für zukünftige Hungersnöte gewappnet zu sein. Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die der Körper im nüchternen Zustand bei völliger Ruhe und einer Umgebungstemperatur von 20 Grad Celsius für alle lebenswichtigen Funktionen benötigt. Unter bestimmten Umständen kann der Umsatz höher ausfallen (z.B. bei Fieber) oder niedriger (u.a. häufige Diäten). füllen, damit er bei der nächsten Diät noch genügend Vorräte hat. Dem Jo-JoEffekt entgeht man nur, indem man dauerhaft seine Ernährung umstellt. Hungern ist der falsche Weg. Das Herunterfahren des Grundumsatzes bei Nahrungsmangel, ist ein uraltes genetisches Programm, das für unsere steinzeitlichen Vorfahren durchaus seine Berechtigung hatte. Dauerhaft weniger Nahrung führte damals schnell zum Tod. Noch heute reagiert unser Körper auf die gleiche Weise: Diät bedeutet für den Körper Hungersnot. Er kann das freiwillige Hungern nicht vom unfreiwilligen Hungern unterscheiden. Ist die Hungerkur beendet, versucht er schnell, alle Reserven und Depots gründlich aufzu- Bei einem BMI zwischen 18,5 und 25,0 spricht die Weltgesundheitsorganisation von Normalgewicht. Bis zu einem BMI von 30 gelten Menschen als übergewichtig, ein größerer BMI bedeutet Adipositas, also extreme Fettleibigkeit. Innerhalb Europas belegt Deutschland den ersten Platz bei der Anzahl übergewichtiger Menschen. Die weltweit meisten adipösen Menschen leben in den USA. Wenn deren Zahl im gleichen Tempo wie bisher zunimmt, dann sind im Jahre 2030 alle Übergewicht oder Adipositas? Ärzte unterscheiden zwischen übergewichtigen und adipösen Menschen. Das Kriterium dafür ist der Body-Mass-Index – kurz BMI. Die Formel für den BMI lautet: Körpermasse (in Kilogramm) durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat. Eine 1,70 große und 68 Kilo schwere Frau beispielsweise, hat einen BMI von 23,5. Man rechnet 68 durch 2,89 (das Quadrat von 1,7). 1 Seite 2 von 5 Einwohner der USA übergewichtig oder adipös. Das haben Experten als mögliches Szenario ausgerechnet. Da Deutschland in der Entwicklung von Volkskrankheiten, die überwiegend zivilisatorisch bedingt sind, in der Regel ca. zehn Jahre hinter den USA liegt, könnte man für das Jahr 2040 annehmen, dass dann auch hierzulande alle Einwohner übergewichtig oder adipös sind. Wege aus der Jo-Jo-Falle Übergewicht ist nur äußerst selten genetisch bedingt. Viel häufiger entsteht Übergewicht durch eine Kombination von übermäßiger Energiezufuhr und zu wenig Bewegung. Gegen Übergewicht lässt sich also etwas tun. Lange Zeit hielten Ärzte und Ernährungswissenschaftler Fett für den Dickmacher Nummer eins. Neue Forschungen und Studien zum Thema lassen jedoch Zweifel daran aufkommen. In einer amerikanischen Langzeitstudie mit 3.000 Teilnehmern zwischen 18 und 30 Jahren fand sich beispielsweise kein Zusammenhang zwischen Gewichtszunahme und Fettkonsum. Ideal scheint dagegen die Kombination von fett- und ballaststoffreicher Nahrung zu sein, wie man sie von der Mittelmeerkost kennt. Ballaststoffe verdicken den Nahrungsbrei und sorgen damit für das Sättigungsgefühl. Fisch oder Fleisch mit großen Portionen Salat, der mit gutem Öl zubereitet wird, scheinen eine gute Wahl zu sein. Die Ballaststoffe kommen aus dem Gemüse, das Fett vom Fleisch, Fisch und vom Olivenöl. Die größte Gewichtszunahme gab es bei den Teilnehmern, deren Nahrung sehr ballaststoffarm und gleichzeitig fett- und kohlenhydratreich war. Fett in Kombination mit Kohlenhydraten gilt mittlerweile als Dickmacher Nummer eins. Und noch eine neue Erkenntnis setzt sich langsam durch. Eiweiß hilft beim Abnehmen, zumindest im Anfangsstadium. Das hängt damit zusammen, dass unser Körper bei der Verstoffwechslung des Eiweißes sehr viel Energie verbraucht. Ob dieser anfängliche Abnehm- impuls allerdings dauerhaft anhält, konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Sicher scheint jedoch zu sein, dass ein hoher Eiweißkonsum vor dem Zunehmen schützt. Viel Volumen, wenig Kalorien Das Volumen der Nahrung ist maßgeblich verantwortlich für das Sättigungsgefühl. Eine energiereiche Bockwurst mit Brötchen füllt den Magen weniger als ein energiearmer halber Blumenkohl mit Rührei. Der Trick besteht also darin, viel kalorienarme Füllmenge aufzunehmen, in der jetzigen Jahreszeit z.B. Spargel – allerdings ohne die hochkalorische Sauce Hollandaise – mit einem Schnitzel ohne Panade. Unsere klassischen Gemüsesorten kann man auf vielfältige Weise zubereiten. Leider ist die deutsche Küche in dieser Hinsicht etwas schmalspurig. Variantenreicher geht es in der asiatischen Küche und in der der Mittelmeerländer zu. Verzichten Sie auf handelsübliche Limonaden oder Schorlen – sie enthalten alle extrem viel Zucker. Oftmals umgerechnet fünf bis sechs Stück Würfelzucker pro Glas. Das Essen selbst zuzubereiten, hilft ebenfalls dabei abzunehmen, denn so haben sie die Mischung der Zutaten selbst in der Hand. Fertiggerichte haben in der Regel einen hohen Fett- und Salzanteil, den man meist nicht einschätzen kann. Jeder Gang macht schlank Es müssen weder das Fitnesstudio noch der Profi-Ergometer im Schlafzimmer sein - Bewegung kann man wunderbar in seinen Alltag einbauen. Zum Beispiel beim Parken seines Autos: Suchen Sie nicht den Parkplatz direkt am Eingang, sondern einen, der Ihnen einen Spaziergang beschert. Unterwegs reicht eine Parkbank oder ein Geländer für kleine effektive Übungen, wie zum Beispiel Armbeugen. Auch Tanzen, Haus- oder Gartenarbeit lassen überflüssige Pfunde schmelzen. Das Prinzip heißt: Jede Be2 Seite 3 von 5 wegung ist besser, als gar keine Bewegung. Sex verbrennt übrigens auch eine Menge Kalorien … Wichtig ist es, seine Belastungsgrenze herauszufinden. Dabei hilft die Herzfrequenz. Nur wenn sie einen bestimmten Wert hat, geht der Körper auch in den Abspeckmodus. Eine zu geringe Herzfrequenz hilft nicht beim Abnehmen, eine zu hohe Frequenz kann den Kreislauf zu stark belasten. Die optimale Trainings-Herzfrequenz wird nach folgender Formel ermittelt: 220 minus Lebensalter. Wer also 60 Jahre alt ist, sollte beim Sporttreiben eine maximale Herzfrequenz von 160 nicht überschreiten. Eine alte Regel besagt, solange man beim Sport noch sprechen kann, ist die Belastung richtig – wer außer Atem kommt, übertreibt. Je niedriger die Belastung, desto länger sollte man sich bewegen. Da es bekanntlich leichter ist, gemeinsam den "inneren Schweinehund" zu überwinden, macht Sport in der Gruppe nicht nur mehr Spaß, sondern sorgt auch für einen Motivationsschub. Abnehmwillige sollten sich deshalb eine Gruppe suchen und dort regelmäßig gemeinsam Sport treiben. Richtig Essen Achtsamkeitsübungen Sage mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist. So ähnlich beschreiben Psychologen eine Konzentrationsübung, die Abnehmwilligen helfen soll, sich ganz intensiv darauf zu konzentrieren, was man isst. Dahinter steckt folgende Idee: Wer sich intensiv mit seinen Nahrungsmitteln beschäftigt und alle Sinne anregt, konzentriert sich ganz auf das Lebensmittel und isst dadurch automatisch weniger. Die Übung kann man sehr leicht in den Alltag einbauen. Nehmen Sie sich beispielsweise ein Stück Schokolade, betrachten Sie es intensiv und spüren Sie seine Konsistenz mit den Fingern, bevor Sie sich die Schokolade in den Mund schieben. Jetzt bewegen Sie die Schokolade ganz langsam zwischen Zunge und Gaumen hin und her. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, die Konsistenz der Masse, die langsam in ihrem Mund zerschmilzt, zu beschreiben. Diese Übung können Sie praktisch mit jedem Lebensmittel machen – mit einer Scheibe Jagdwurst ebenso wie mit einer Erdbeere oder einem Schluck Bier. Genießen – auch mal mit einem Stück fetterem Fleisch Slow Food - langsames Essen - heißt ein neuer Trend, der ursprünglich aus Italien stammt. Dahinter verbirgt sich die Idee nicht nur langsam und genüsslich zu essen, sondern auch die Dinge zu essen, die langsam wachsen: Pflanzen ohne Chemiedünger und Fleisch von Tieren, die keine Zusätze in ihrem Futter haben. Das Fleisch vom Meißner Landschwein zählt auch dazu. Dabei handelt es sich um eine sehr alte Schweineart, die in der Gegend um Meißen gezüchtet wird. Das Meißner Landschwein erhält nicht nur edelstes Futter, sondern es lebt auch viel länger als seine Artgenossen in den Tiermastanlagen. Dadurch kann das Fleisch langsamer reifen, was man am Ende am Geschmack merkt. Kenner sprechen davon, dass ein Meißner Landschwein noch richtig nach Schwein schmeckt. "Hauptsache gesund"-Koch Andreas Gossler hat es gemeinsam mit Meissner Einwohnern probiert. Fazit: Im Vergleich zu einem handelsüblichen Stück Grillfleisch, behielt das Stück seine ursprüngliche Größe. Das liegt daran, dass die schnell gezüchteten Tiere aus der herkömmlichen Haltung viel Wasser enthalten. Und der Geschmack überzeugte alle. Der Tipp von Andreas Gossler: Lieber mal ein teureres Stück Fleisch, durchaus etwas durchwachsen, genießen, als viel und ständig fette Fleischwaren. Und achten Sie auf energiearme Beilagen. Dickmacher Glutamat und Tütensuppe Glutamat Glutamat steckt in vielen Lebensmitteln, vor allem in Fertigprodukten. Es ahmt die Geschmacksrichtung umami, was soviel wie herzhaft oder fleischig bedeu3 Seite 4 von 5 tet, künstlich nach und verstärkt sie zusätzlich. Dadurch stellt sich ein Wohlgefühl ein. Direkte gesundheitliche Probleme sind zwar nicht bewiesen, doch steht Glutamat in dem Verdacht, Auslöser verschiedener Krankheiten zu sein. Vor allem scheint es den Appetit zu steigern, wie der Ernährungswissenschaftler Hans-Helmut Martin erklärt: "Es gibt verschiedene Untersuchungen mit freiwilligen Testessern. Diese Testesser haben beispielsweise deutlich mehr gegessen, deutlich weniger gekaut, schneller runtergeschluckt und schneller wieder gegessen, obwohl sie vorher mehr gegessen hatten, als die glutamatfreie Vergleichsgruppe." Hans-Helmut Martin, Ernährungswissenschaftler Glutamat scheint also ein indirekter Dickmacher zu sein. Obwohl es auf Zutatenlisten aufgeführt werden muss, ist es nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. So verbirgt sich zum Beispiel auch hinter den E-Nummern 620 bis 625. Ernährungswissenschaftler raten deshalb, glutamathaltige Lebensmittel möglichst durch glutamatfreie zu ersetzen. Fertige Gemüsebrühen und Salatwürzen lassen sich zum Beispiel gegen selbst aus frischen Gemüsesorten und Kräutern zubereiteten austauschen. Eine weitere Glutamatfalle ist Schinken. Doch auch hier lässt sich gegensteuern, denn es gibt glutamatfreie Sorten, die den umami durch natürliche Reifung erzielen. Dasselbe trifft auf Käse zu. Tütensuppe Tütensuppen gelten unter Abnehmwilligen nicht nur in Internetforen als heißer Tipp. Sie gelten als billig, gut schmeckend und fast kalorienfrei. Doch stimmt das auch? "Hauptsache-gesund"Expertin Dr. Anne-Kathrin Habermann hat sich einmal eine Hühnersuppe aus der Tüte angesehen. Billig war sie und mit 45 kcal pro 150 ml auch durchaus kalorienarm: Eine Portion enthält 1,6 Gramm Eiweiß, 8,0 g Kohlenhydrate und 0,6 g Fett. Doch wie lange sättigt eine solche Portion Hühnersuppe? Der Blick auf die Zutatenliste lässt Zweifel aufkommen. Hier müssen die Zutaten nach ihrem Mengenanteil aufgeführt werden. An erster Stelle steht da nicht das namensgebende Hühnerfleisch - das war erst auf Platz sechs zu finden - sondern Glukosesirup, gefolgt von Stärke und Nudeln. Auch Hefeextrakt, eine andere Bezeichnung für Glutamat, war darin enthalten. Doch sowohl Glukosesirup als auch Glutamat machen schon nach kurzer Zeit wieder Hunger. Eine selbst gemachte Hühnersuppe mit richtigem Hühnerfleisch enthält zwar wesentlich mehr Kalorien, doch der hohe Fleischgehalt sorgt für eine hohe Protein-Aufnahme. Dr. Anne-Kathrin Habermann hat es ausgerechnet: So eine Suppe enthält ist 78-mal mehr Fleisch als die Tütensuppe. Und das Gesamtvolumen der hausgemachten Suppe hält auch länger satt. Kleiner Magen- großer Gewichtsverlust Bei vielen Menschen gilt eine Operation als Mittel zum Abnehmen als Tabu. Menschen, die sich dafür entscheiden, wird mitunter Schwäche vorgeworfen. So ging es auch Klaus Vogt, der seine Erfahrungen mit Übergewicht und Magenverkleinerung in dem Buch "Gespräche mit meinem Bauch" festgehalten hat. Als er in seinem Verwandtenkreis von seinem Entschluss zur Operation erzählte, meinte eine Tante: "Ach, so einfach macht man es sich heute, wenn man nicht verzichten kann." Doch eine Operation kann für manche Menschen ein Ausweg sein aus einem Teufelskreis von Diätversuchen, Fressattacken, Enttäuschungen, neuen Anläufen und neuerlicher Gewichtszunahme. Liegt eine anerkannte Adipositas vor, wird die Operation von der Krankenkasse bezahlt. Die drei häufigsten Operationen sind das Magenband, der Schlauchmagen oder der Magen-Bypass. 4 Seite 5 von 5 Das Magenband Mittels eines Bandes, welches um den Magen gewickelt wird, verkleinert der Chirurg die Größe des Magens auf ein Fassungsvermögen von rund 200 Milliliter. Dadurch wird der Behandelte eher satt und isst nicht mehr so viel. Denn durch eine nur 15 Millimeter weite Öffnung gelangt die Nahrung nun vom Vormagen in den nachgelagerten Magen-Darm-Trakt. Mehr als die Hälfte des Übergewichts kann man mit dieser Operationsmethode reduzieren. Von außen kann das Band zudem nachträglich neu eingestellt werden. Verrutscht es, ist allerdings eine neue Operation notwendig. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN Redaktion Wissenschaft und Bildung "Hauptsache gesund" 04360 Leipzig Faxabruf: 01803 151534 (0,09 € pro Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € pro Minute) Internet: www.mdr.de/hauptsachegesund E-Mail: [email protected] Thema der nächsten Sendung am 31.05.2012: "Magen in Not - Völlegefühl, Brennen, Aufstoßen" Der Schlauchmagen Auch hier wird der Magen auf 200 Milliliter Fassungsvermögen verkleinert, allerdings durch Wegschneiden von Teilen des Magens. Der Effekt ist derselbe wie beim Magenband: Durch den kleineren Magen ist der Patient eher satt, isst weniger und nimmt ab. Werden aber nach der Operation sehr kalorienreiche Speisen gegessen, kann es zur Überdehnung des verbliebenen Magens kommen. Der Magenbypass Bis zu drei Viertel des Übergewichts lassen sich mit dieser Methode reduzieren. Der Magen wird hier wie beim Schlauchmagen verkleinert. Zusätzlich wird aber anschließend noch ein Bypass, also eine Umgehung, zwischen Magen und Dünndarm gelegt. Auf diese Weise gelangt die Nahrung eher in den Dünndarm und wird eher wieder ausgeschieden. Mit dieser Methode kann man zwar am nachhaltigsten abnehmen, allerdings kann es dabei zu Mangelerscheinungen bei der Aufnahme von Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien kommen oder auch zu einer Sturzentleerung des Darms nach dem Essen. 5