Supraleitung (B4) Christopher Bronner, Frank Essenberger (GB4) Freie Universität Berlin Tutor: Dr. Denner 11. September 2007 Versuchsdurchführung am 10. September 2007 1 1.1 Vorbereitung Allgemeines Die Supraleitung wurde bei der Untersuchung des Widerstandes von Quecksilber bei geringen Temperaturen (≈ 4 K) im Jahre 1911 entdeckt. Dabei bemerkte man, dass ab einer Sprungtemperatur Tc das Material keinen messbaren Widerstand mehr hatte. Langzeitmessungen (über zwei Jahre) zeigten, dass der Widerstand um mindestens den Faktor 1010 kleiner seinen musste als bei normalen Leitern. Mit Hilfe der BCS-Theorie konnte dann gezeigt werden, dass es sich wirklich um widerstandsfreie Ströme handelt. Desweiteren tritt ein kritisches Magnetfeld Bc auf. Sobald ein Supraleiter vom Typ 1 einem magnetischen Feld größer als Bc ausgesetzt wird verliert er seine Supraleitfähigkeit. Die Existenz eines solchen kritschen Magnetfeldes zieht die Existenz eines kritischen Stroms Ic nach sich, da jeder Strom ja ein magnetisches Feld erzeugt, welches den selben Effekt hat wie ein äußeres Feld. Abbildung 1: Links: Bereiche in denen Supraleitung und normale Leitfähigkeit auftreten und Rechts: Daten für einige Metalle [2] An der Abb. 1 sieht man, dass das kritische Feld Bc eine Funktion der Temperatur ist. Für viele Supraleiter lässt sich dieser Zusammenhang durch: 2 ! T Bc (T ) = Bc (0) · 1 − (1) Tc 1 parametrisieren. Zur Berechnung der kritischen Feldstärke am absoluten Nullpunkt kann folgende Formel verwendet werden. r µ0 γρ Bc0 = Tc (2) 2M Darin ist M das Molgewicht, ρ die Massendichte und γ die Sommerfeldkonstante. Wenn die Sprungtemperatur höher als der Siedepunkt von Stickstoff (77, 35 K) ist, spricht man von Hochtemperatursupraleitung. Der momentane Rekordhalter ist Hg0,8 T l0,2 Ba2 Ca2 Cu3 O8 mit einer Sprungtemperatur von 138 K. Für Supraleiter von Typ 2 gibt es zwei kritische magnetische Felder (Bc1 und Bc2 ) . Sobald die erste Schwelle Bc1 erreicht ist bilden sich Kanäle aus, in denen das Feld durch den Supraleiter fleißen kann. Diese Kanäle nehmen in Anzahl und Durchmesser mit steigendem Feld zu, bis die zweite Schwelle Bc2 erreicht ist und der Supraleiter normal leitend wird. Abbildung 2: Links: Magnetisierungskurve, wobei −4πM := H − B, also B = 0 für die Ursprungsgerade ist und mit wachsendem B-Feld im inneren gegen Null geht. Rechts: Messung der Feldkanäle an P b0,98 In0,02 . 1.2 Der Normalleiter Der klassische Normalleiter, typischerweise ein Metall, besteht aus einem Gitter1 aus Atomrümpfen (d.h. die elementaren Atome mit den gefüllten Elektronenschalen) und einem Elektronengas. Dieses Elektronengas meint die von den Rümpfen abgetrennten Valenzelektronen, die im quantenmechanischen Bild über den gesamten Festkörper delokalisiert sind. Vereinfachend betrachtet man meist nur das sog. „freie Elektronengas“, in dem keine Wechselwirkung der Valenzelektronen mit der Gitterstruktur des Kristalls betrachtet wird. In diesem einfachen Fall entspricht die Energie eines Elektrons gerade der kinetischen Energie, also ist E = 1 p~2 p2x + p2y + p2z = . 2me 2me (3) Die Zustandsdichte N (E) des Elektronengases, also die Zahl der besetzten Zustände in einem bestimmten Energieintervall Z(E) dividiert durch eben dieses Intervall, ist allgemein als N (E) = dZ(E) dE definiert. Im Impulsraum beschreiben die besetzten Zustände eine Kugel. Daher ist die Zahl der besetzten Zustände eines Energieintervalls propotional zum Volumen einer Kugelschale im Impulsraum. Z(p) ∝ 1 Das p2 |d~ p| Gitter wird zunächst als ruhend angenommen, was dem Fall T = 0 entspricht. 2 Unter Verwendung von Gl. (3) erhält man damit Z(E) ∝ √ EdE und also N (E) ∝ √ E. Da Elektronen Fermionen sind, kann jeder Zustand nur von einem Elektron bevölkert werden. Daher werden Zustände bis zur Fermi-Energie EF besetzt. Bei endlichen Temperaturen erhält man jedoch eine „Aufweichung“ dieser Fermi-Kante, die durch die Fermi-Funktion F 1 = e E−EF kB T +1 beschrieben wird. Diese Funktion multipliziert mit N ergibt die Zustandsdichte bei Temperaturen ungleich Null. 1.3 Supraleitung Als Supraleitung bezeichnet man die Eigenschaft vieler Metalle, bei sehr geringen Temperaturen i.d.G.v. 1 K ihren elektrischen Widerstand zu verlieren2 . Die theoretische Beschreibung dieses Phänomens liefert die Theorie von Bardeen, Cooper und Schrieffler (BCS-Theorie, 1957). In dieser Theorie werden sog. Cooper-Paare aus zwei Elektronen eingeführt, die über virtuelle Phononen eine attraktive Wechselwirkung aufeinander ausüben. Aus energetischen Gründen haben diese Elektronen unterschiedliche Spins und also ist das Cooper-Paar als Boson anzusehen. In Frage kommen für die Bildung von Cooper-Paaren nur die schnellen, delokalisierten Valenzelektronen, da nur sie eine hinreichende Wechselwirkungsreichweite erreichen können, sodass die Coulomb-Abstoßung übertroffen wird. Eine frühe Bestätigung dieser Theorie fand man damals im Isotopeneffekt, der von der BCS-Theorie vorhergesagt wird. √ Dabei ist die Schwingungsfrequenz der Gitteratome im Kristall abhängig von ihrer Masse (ω ∝ 1/ m), wodurch man unterschiedliche kritische Temperaturen erhält. Dieser Effekt konnte bald experimentell bestätigt werden. Da die Cooper-Paare Bosonen sind, unterliegen sie nicht der Fermi-Statistik und wenn man Prozesse betrachtet, bei denen ein Cooper-Paar in zwei Elektronen (Fermionen) aufgebrochen wird, sind beide Statistiken unzureichend. Die Theorie fordert3 eine Ununterscheidbarkeit der Cooper-Paare, was z.B. eine Anregung eines einzelnen Paares verbietet. Möglich ist allerdings eine Trennung des Paares in zwei Elektronen. Die dazu nötige Energie ist gerade die Bindungsenergie des Cooper-Paares und ergibt sich aus der Theorie als Bandlücke i.d.G.v. kleinen Temperaturen direkt an der Fermi-Kante. Die Temperatur, bei der (ohne angelegtes Magnetfeld) Supraleitung eintritt, nennt man die Sprungtemperatur. Sie wird mit Tc bezeichnet. Für Elemente liegt sie im Bereich von wenigen Kelvin, für unsere beiden Proben bei 3,407 K (In) und 3,722 K (Sn) [2]. 1.4 Meißner-Ochsenfeld-Effekt Der Meißner-Ochsenfeld-Effekt ist eine charakteristische Eigenschaft von Supraleitern. Dieser Effekt besagt, dass der Supraleiter in seinem Inneren feldfrei ist, also äußere magnetische Felder verdrängt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Supraleiter erst supraleitend und dann das Feld hinzu kommt, oder anders herum. In der Reihenfolge zuerst T < Tc einzustellen und dann Feld einschalten ist dieser Effekt klar. Auf Grund des sich ändernden Magnetfeldes entstehen Kreisströme, welche der Ursache (dem äußeren Magnetfeld) entgegen gerichtet sind. Da kein Widerstand vorhanden ist werden diese Ströme so groß, dass sie die äußeren Felder genau abschirmen (d.h. χ = −1). 2 Natürlich kann experimentell nur ein Abfallen unter die Grenze der Messbarkeit festgestellt werden, nicht aber ein absolutes Verschwinden. 3 Aufgrund der experimentellen Ergebnisse. [1], Abschn. 2.2, S. 37. 3 Aber auch in der Reihenfolge erst das Feld einzuschalten und danach T < Tc einzustellen wird das Feld auf dem Supraleiter verdrängt - entgegen jeder klassischen Vorstellung. Abbildung 3: Feldverdrängung beim Übergang zum supraleitenden Zustand Hierbei wird klar, dass ein Supraleiter mehr ist als ein perfekter (meint widerstandsfreier) Leiter. 1.5 Thermodynamik und thermische Eigenschaften des supraleitenden Zustandes Um zu beurteilen, ob eine Phase gegen eine andere stabil ist, kann man die Gibbs-Funktion der Variablen T und p heranziehen. Diese als freie Enthalpie bekannte Funktion ist definiert als G = U − T S + pV und dG = dU − dT S − dST + dpV + dV p. Mit der Definition der Gibbs-Funktion der Entropie S und des Volumens V auch als innere Energie bekannt ergibt sich: dU = T dS − pdV ⇒ dG = −SdT + V dp. (4) Diese Funktion ist experimentell sehr angenehm, da man die Temperatur und den Druck eines Systems leicht von außen beeinflussen kann. Die Reversibilität (s. Der Meißner-Ochsenfeld-Effekt) ist ein Beleg für die Existenz einer supraleitenden Phase. Nun betrachten wir die Enthalpien der supraleitenden Phase Gs und der normal leitenden Phase Gn . Hier muss noch ein Term für das magnetische Feld eingeführt werden: ~ . dG = −SdT + V dp − d m ~ ·B ~ ist und dB = 0 ist ergibt sich: Da das magnetische Moment mk ~ B dG = −SdT + V dp − dmB. Es gilt 4 (5) • Gs < Gn für T < Tc . Die supraleitende Phase ist also stabil. • Gs = Gn für T < Tc . Hier findet ein Phasenübergang statt. • Gs > Gn für T > Tc . Die normale Phase ist also stabil. Aus Gl. (5) mit dp = dT = 0 und der Tatsache, dass Gs (Bc ) − Gn (Bc ) = 0 folgt die Gleichung Bc Z Gs (Bc , T ) − Gs (0, T ) = − mdB. 0 Nun noch ausnutzen, dass sich Gs (Bc , T ) = Gn (Bc , T ) = Gn (0, T ) umschreiben lässt. Gn soll ja nicht von Feldern abhängen. Z Bc Gn (Bc , T ) − Gs (0, T ) = − mdB. 0 Jetzt muss nurnoch ein Zusammenhang für m = m(B) angenommen werden. Wir wählen den einfachsten, nämlich einen linearen. m = M · |{z} V = χ µB0 · V . Mit der Suszeptibilität von −1 für |{z} Magnetisierung Volumen die supraleitende Phase ergibt sich so: Gn (T ) − Gs (T ) = Vs µ0 Z Bc BdB = 0 Vs 2 B . 2µ0 c Wenn man nun den Zusammenhang, dass Bc = Bc (T ) berücksichtigt und dass ∂S T ∂T = cp ist ergibt sich: p,B Sn (T ) − Ss (T ) cn (T ) − cs (T ) ∂G ∂T |B,p = −S und Vs ∂Bc . · Bc · µ0 ∂T = − = ∂ Vs T T (Sn (T ) − Ss (T )) = − ∂T µ0 ∂Bc ∂T 2 ∂ 2 Bc + Bc · ∂T 2 ! Nun kann man noch Gl. (1) verwenden und erhält dann 2 ! Vs T 2T 2 Sn (T ) − Ss (T ) = − · Bc (0) · 1 − · − 2 µ0 Tc Tc cn (T ) − cs (T ) = = 2 ! ! ∂ T Vs Bc (0)2 ∂ T 2T T (Sn (T ) − Ss (T )) = − · 1− · − 2 ∂T µ0 ∂T Tc Tc T 3 2T Vs Bc (0)2 3T 2 2T Vs Bc (0)2 ∂ · T − = · 1 − µ0 Tc2 ∂T Tc2 µ0 Tc2 Tc2 Im Fall T = Tc erhält man also cn (T ) − cs (T ) 2 = − 4Vs Bc (0)2 . µ0 T Aufgaben 1. Bestimmen der Sprungtemperaturen für Indium und Zinn. Welches sind die Ursachen für eine endliche Übergangsbreite? 2. Bestimmung von Bc (T ) für beide Metalle anhand von Messungen bei unterschiedlichen Temperaturen. Extrapolieren von Bc0 . 3. Berechnung von Bc0 und Vergleich mit den gemessenen Werten. 5 4. Skizze des Versuchsaufbaus. 5. Weshalb misst man die Änderung der Suszeptibilität und nicht den Widerstand, i.e. warum kann die Widerstandmethode falsche Ergebnisse liefern? 6. Herleitung von ∆c aus ∆S und Diskussion von ∆c an der Stelle T = Tc . 7. Weshalb kann man die Spannung mit dem Kompensationprinzip genauer messen? 3 3.1 Messprotokoll Versuchsaufbau Abbildung 4: Versuchsaufbau Kern des Aufbaus waren zwei ineinandergesteckte Kryostaten. Im inneren war flüssiges Helium eingefüllt, das von einer Vakuumschicht umgeben im äußeren Kryostaten, der mit flüssigem Stickstoff gefüllt war, eingelassen war. Die Wände der Kryostaten waren mit einer Silberschicht verspiegelt um die Wärmestrahlung von außen zu reflektieren. Das Vakuum der Trennwand wurde durch eine Drehschieberund eine Öldiffusionspumpe erzeugt und betrug etwa 10−5 mbar. In der zentralen Kammer waren die Proben an einem langen Stab angebracht und von jeweils zwei Spulen umgeben, die den Transformator bildeten. Daneben war eine Spule ohne Medium zum Vergleich angebracht. 6 Abbildung 5: Transformatorspulen mit Proben Der innerste Kryostat konnte mit einer weiteren Drehschieberpumpe auf die nötigen Drücke gepumpt werden. Auf diese Weise ließ sich die Temperatur in der Apparatur regeln. Der untere Teil der Kryostaten mit den Proben war von einer Feldspule umgeben, die von einem Netzgerät mit maximal 6 A betrieben wurde. Die Signale von den Proben konnten mittels eines Lock-In-Verstärkers verarbeitet (Integration) und auf Oszilloskop oder Multimeter analysiert werden. Der Lock-In-Verstärker bildet zunächst das Differenzsignal von Referenz- und Probenspule, welches wieder einen Sinus bildet. Über dieses Signal legt er dann ein Rechtecksignal, um phasensensitiv eine Integration durchführen zu können, sodass man auf einem Multimeter die mittlere Spannung des Differenzsignals ablesen kann. Abbildung 6: Schematische Skizze des Aufbaus 7 3.2 Vorbereitungen Bevor wir mit den eigentlichen Messreihen beginnen konnten, mussten wir das Vakuum in der Zwischenwand der Kryostaten erzeugen, mit dem Manometer die Dichtheit der Apparatur überprüfen, das Wasser im äußeren Kryostaten entfernen. Anschließend konnten wir zunächst den Stickstoff und nach einer Wartezeit auch das Helium einfüllen. 3.3 Bestimmung der Sprungtemperaturen Um die Sprungtemperaturen zu messen, pumpten wir mit der Drehschieberpumpe und ließen die Luft mit Hilfe eines Nadelventils langsam entweichen. Der stetige Druckverlust entsprach einer Temperaturabsenkung, die einerseits grob am Manometer abzulesen war, andererseits (genauer) über einer Umrechnungstabelle bestimmt werden kann. Während der Druck abfiel, maßen wir die Spannung am Lock-In-Verstärker, die proportional zur Suszeptibilität war. Vor den Messreihen, in der „Plateau-Phasse“ passten wir die Phase am Lock-InVerstärker so an, dass ∆U = 0 war. So messen wir immer die negative Differenz zum Plateau. p / mbar 638 634 630 626 624 622 620 618 616 614 612 610 608 606 604 602 600 598 596 591 592 590 588 586 582 574 ∆U / mV -5 -5 -6 -8 -8 -11 -14 -16 -23 -28 -42 -65 -84 -129 -221 -348 -444 -553 -586 -615 -627 -633 -639 -641 -647 -652 p / mbar 450 440 436 432 428 426 424 422 422 420 418 417 416 415 414 413 412 411 410 409 408 407 406 405 404 402 400 398 396 388 ∆(∆U ) / mbar 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 3 6 7 6 6 3 2 2 1 1 1 1 1 ∆U / mV 0 0 0 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -2 -6 200 417 712 945 ∆(∆U ) / mbar 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 23 24 32 25 1071 1091 1098 12 4 3 1106 1108 1111 1112 1113 1115 2 2 2 2 2 2 Tabelle 1: Bestimmung von Tc bei Sn (links) und In (rechts). Für den Druck gilt durchweg ein Gerätefehler von 2 mbar. Der Ablesefehler ist dagegen klein. 8 3.4 Bestimmung der kritischen Magnetfeldstärken Um die Feldstärke zu bestimmen, bei der die Supraleitung zusammenbricht, haben wir bei konstantem Druck (243 mbar, 100 mbar, 50 mbar und 30 mbar), also konstanter Temperatur, den Spulenstrom von Null auf sechs Ampère erhöht um zu sehen, wann die Differenzspannung Null wird. Um die Nulllage festzulegen, haben wir vorher jeweils eine Nullmessung bei maximaler Stromstärke durchgeführt. Es ist noch zu bemerken, dass die Drücke während der einzelnen Messungen zwar die allermeiste Zeit nicht sichtbar schwankten, aber dennoch das eine oder andere Mal um maximal 4 mbar abwichen, was wir dann sofort korrigierten. Die Schwankungen bleiben in der weiteren Auswertung unberücksichtigt. I /A 5,94 0,00 0,60 0,70 0,80 0,89 1,02 1,10 1,23 1,30 1,40 1,50 1,80 2,10 2,54 3,00 4,00 6,00 ∆I / A 0,04 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 I /A 5,97 0,00 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,10 1,20 1,30 1,40 1,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 2,10 2,20 2,30 2,40 2,49 2,59 3,00 4,00 6,00 ∆U / mV 0 -1010 -1002 -984 -939 -835 -609 -456 -245 37 37 36 31 24 8 7 5 0 ∆I / A 0,04 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 ∆U / mV -1 -577 -574 -573 -571 -569 -569 -580 -581 -593 -580 -561 -545 -520 -488 -450 -402 -332 -216 -79 -7 -7 -7 -6 -4 -1 Tabelle 2: Messung von Bc (T ) bei p = 243 mbar an In (links) und Sn (rechts). Für ∆U gilt jeweils ein Fehler von 1 mV. 9 I /A 5,95 0,60 0,78 0,99 1,21 1,40 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 2,10 2,20 2,30 2,40 2,50 2,60 2,70 2,79 2,9 3,1 3,69 3,95 8,09 5,98 ∆I / A 0,04 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,05 0,04 ∆U / mV 0 -1006 -1005 -1002 -997 -987 -964 -938 -910 -864 -806 -729 -616 -517 -408 -286 -309 -87 29 28 25 13 4 2 0 I /A 6,00 0,00 1,00 1,42 1,83 2,21 2,41 2,59 2,80 3,00 3,20 3,35 3,41 3,53 3,62 3,70 3,80 4,09 4,51 3,92 4,00 5,03 5,99 ∆I / A 0,04 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,04 0,04 ∆U / mV 0 -572 -566 -553 -537 -537 -533 -514 -508 -465 -409 -356 -330 -263 -212 -151 2 -3 -2 -3 -3 -1 0 Tabelle 3: Messung von Bc (T ) bei p = 100 mbar an In (links) und Sn (rechts). Für ∆U gilt jeweils ein Fehler von 1 mV. 10 I /A 6,00 0,60 0,80 1,20 1,60 2,00 2,40 2,50 2,60 2,70 2,80 2,90 3,00 3,10 3,20 3,30 3,40 3,50 3,60 3,70 3,80 4,00 4,20 4,40 4,65 5,00 6,00 ∆I / A 0,04 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,04 0,04 ∆U / mV 0 -1000 -1000 -998 -992 -973 -906 -872 -815 -766 -695 -599 -502 -415 -313 -210 -270 -14 24 23 22 20 17 13 3 2 0 I /A 6,00 0,00 1,00 1,48 2,03 2,39 2,70 3,01 3,30 3,50 3,70 3,90 4,00 4,10 4,20 4,30 4,40 4,50 4,60 4,70 4,80 4,90 5,00 5,50 6,00 ∆I / A 0,04 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,04 0,04 0,04 ∆U / mV 0 -572 -568 -561 -545 -533 -524 -517 -500 -484 -445 -386 -352 -307 -246 -191 -195 -217 -156 -5 -3 -4 -4 -2 -1 Tabelle 4: Messung von Bc (T ) bei p = 50 mbar an In (links) und Sn (rechts). Für ∆U gilt jeweils ein Fehler von 1 mV. 11 I /A 6,10 0,01 1,00 2,00 2,50 3,00 3,10 3,20 3,30 3,40 3,50 3,60 3,70 3,80 3,90 4,00 4,20 4,00 4,60 5,00 5,50 ∆I / A 0,04 0,01 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,04 0,04 ∆U / mV 0 -992 -992 -980 -934 -775 -718 -640 -574 -483 -387 -354 -212 -295 -265 24 21 18 15 5 0 I /A 6,10 0,00 1,00 2,00 3,00 3,50 4,00 4,20 4,40 4,60 4,70 4,80 4,90 5,00 5,10 5,20 5,30 5,50 5,70 6,00 ∆I / A 0,04 0,01 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,03 0,04 0,04 0,04 0,04 0,04 0,04 0,04 ∆U / mV 0 -569 -566 -548 -519 -507 -471 -423 -371 -303 -235 -200 -185 -7 -5 -5 -4 -3 -2 -2 Tabelle 5: Messung von Bc (T ) bei p = 30 mbar an In (links) und Sn (rechts). Für ∆U gilt jeweils ein Fehler von 1 mV. 4 4.1 Auswertung Sprungtemperatur Um die Übergangstemperatur Tc der beiden Metalle zu bestimmen, tragen wir die gemessenen Spannungsdifferenzen ∆U gegen die gemessenen Drücke auf. So erhalten wir einen Druck, in dessen Umgebung die gemessenen Spannung, die zur Suszeptibilität χ des Materials proportional ist, schnell umschlägt. Den Wert für diesen Druck können wir mit Hilfe der Umrechnungstabelle in eine Temperatur übersetzen. 12 Abbildung 7: Bestimmung von Tc an Sn Abbildung 8: Bestimmung von Tc an In In den Abbn. 7,8 sind die entsprechenden Messwerte aufgetragen. Der Umschlagpunkt wurde durch manuelles Fitten einer Ausgleichsgerade durch den linearen teil der Werte und deren Schnittpunkt mit 13 einer Geraden für χ = χmax /2 bestimmt. So erhalten wir die Drücke an den Umschlagpunkten, pc,Sn = (602 ± 2) mbar pc,In = (412 ± 2) mbar, und also lauten die Sprungtemperaturen Tc,Sn = (3, 706 ± 0, 003) K Tc,In = (3, 386 ± 0, 004) K. Die endliche Übergangsbreite in den obigen Kurven resultiert zum einen aus der Ungleichmäßigen Temperaturausbreitung im Kryostaten und in der Probe. Während des konstanten Druck- und damit Temperaturabfalls (am Manometer abgelesen) kühlte die Probe wahrscheinlich nicht an allen Stellen gleichmäßig ab, sodass einige Bereiche schon supraleitend waren, andere noch nicht. Desweiteren war das Magnetfeld innerhalb der Transformatorspule sicherlich nicht perfekt homogen und diese Inhomogenitäten haben sich vermutlich zwischen den beiden Spulen, deren Signale in die Differenzmessung eingegangen sind, auch noch unterschieden. Desweiteren können aufgrund von Unreinheiten des Probenmaterials auch einige andersartige Cooper-Paare vorhanden sein, die bei anderen Energien entstehen. 4.2 4.2.1 Kritische Magnetfeldstärken Bestimmung von Bc (T ) an den vier Messpunkten Um die kritische Magnetfeldstärke Bc (T ) für die vier Temperaturen zu bestimmen, tragen wir analog zu oben die Spannung ∆U über dem Spulenstrom I auf, woraus wir wieder einen Umschlagstrom Ic erhalten werden, den wir mit Hilfe der gegebenen Formel B/G = (45 ± 1) · I/A umrechnen können. Abbildung 9: Messung bei p = 243 mbar. Links Sn, rechts In. 14 Abbildung 10: Messung bei p = 100 mbar. Links Sn, rechts In. Abbildung 11: Messung bei p = 50 mbar. Links Sn, rechts In. 15 Abbildung 12: Messung bei p = 30 mbar. Links Sn, rechts In. Die Werte, die wir aus den Graphen abgelesen haben, sind in Tabelle 6 dargestellt. Als fünften Wert verwenden wir jeweils die gemessene Sprungtemperatur bei abgeschaltetem Spulenstrom (Abschn. 4.1). p / mbar 243 ± 2 100 ± 2 50 ± 2 30 ± 2 T /K 3,01±0,02 2,48±0,05 2,2±0,1 2,0±0,2 (Tc ) Sn: Ic / A 2,1±0,1 3,5±0,1 4,2±0,1 4,7±0,1 0 Sn: Bc / G 92±4 157±6 187±5 209±6 0 In: Ic / A 1,1±0,1 2,3±0,1 3,0±0,1 3,4±0,1 0 In: Bc / G 48±3 103±5 135±5 153±6 0 Tabelle 6: Übersicht der gemessenen Werte 4.2.2 Verifizieren der parabolischen Form und Extrapolation auf Bc0 Wir wollen nun die theoretische Beziehung Gl. (1), Bc (T ) = Bc (0) · 1− T Tc 2 ! , überprüfen und tragen dazu Bc über T 2 /Tc2 (linearisiert) auf (vgl. Abb. 13). Wie man in der Grafik erkennt, bestätigen unsere Messungen den obigen Zusammenhang. 16 Abbildung 13: Linearisierte Auftragung für Sn (links) und In (rechts) Die Extrapolation4 auf T = 0 ergibt die thermodynamisch kritischen Felder Bc0 : Bc0,Sn = (285 ± 5) G Bc0,In = (228 ± 3) G Wir können diese Feldstärken durch Gl. (2) überprüfen; die notwendigen Zahlenwerte entnehmen wir dem Praktikumsskript. Für die kritische Temperatur benutzen wir den Literaturwert. 4.3 4.3.1 T heo Bc0,Sn = 308, 6 G T heo Bc0,In = 280, 0 G Zusätzliche Fragen Widerstandsmethode Bei dieser Methode besteht die Gefahr, dass sich schon vor Eintritt der vollständigen Supraleitung kleine supraleitende Bereiche (etwa durch Verunreinigungen) ergeben könnten, die dann ebenfalls schon für einen Widerstand von Null sorgen würden. 4.3.2 Differenz der spezifischen Wärmen Die Herleitung findet sich am Ende von Abschn. 1.5. 4.3.3 Kompensationsprinzip Durch die Differenzmessung eliminieren sich Fehler, die aus der Inhomogenität der Felder in den Transformatorspulen resultieren. Allerdings ist das nur dann der Fall, wenn die Bauweise der jeweiligen Spulen hinreichend ähnlich ist. 5 Diskussion Allgemein ist der Versuch als erfolgreich zu bewerten, da die zu beobachtenden Effekte allesamt der Erwartung entsprachen. Die Sprungtemperaturen ließen sich relativ genau messen (wenn auch ein kleiner systematischer Fehler enthalten ist), die kritischen Magnetfeldstärken weisen allerdings eine große Abweichung auf, die wir nicht näher erklären können. Diese Ergebnisse spiegeln sich schon in den Graphen wider: die Plots für die Temperaturmessung sind viel „schöner“ als die für die Magnetfeldmessung, in denen die Kurve oft über oder unter den Maximal- bzw. Minimalwert hinausgeht oder in denen dem eigentlichen Anstieg ein kleinerer vorrausgeht. 4 Ausgabe von Origin beim Fitten der Ausgleichsgeraden. 17 5.1 Sprungtemperaturen Tc,Sn = (3, 706 ± 0, 003) K Tc,In = (3, 386 ± 0, 004) K Lit Tc,Sn Lit Tc,In = 3, 722 K = 3, 407 K Die Tatsache, dass die gemessenen Temperaturen beide Male zu klein sind, resultiert vermutlich daraus, dass der Druck nicht für jede Messung auf einem konstanten Wert gehalten wurde, bis die gesamte Probe die entsprechende Temperatur erreicht hatte. Der gemessene Dampfdruck gibt schließlich nur die aktuelle Temperatur des Helium-Gases über der Flüssigkeit, in der die Proben liegen, wieder. Bis die Probe selbst auch diese Temperatur angenommen hat, ist das Gas bereits weiter abgekühlt (wir senkten den Druck ja kontinuierlich). Dennoch liegen die gemessenen Werte recht nah bei den Literaturwerten, sodass wir schließen können, keine gröberen Fehler bei der Messung gemacht zu haben. 5.2 Kritische Feldstärken Der parabolische Zusammenhang zwischen kritischer Feldstärke und der Temperatur konnte sehr gut nachgewiesen werden. Leider sind die Werte der thermodynamisch kritischen Felder signifikant von Literaturwerten und berechneten Werten verschieden, wie in Tabelle 7 erkennbar. Wegen des erwartungsgemäßen Verlaufs der Messwerte vermuten wir einen systematischen Fehler als Ursache für die große Abweichung. Probe Sn In Gemessen 285 ± 5 228 ± 3 Berechnet mit Gl. (2) 308, 6 280, 0 Literatur [3] 305±2 282±2 Tabelle 7: Vergleich der Werte für Bc0 in Gauß Wie man an Abb. (3) sieht wird das Magnetische Feld an der Oberfläche des Supraleiters verformt. Dies für zu einer Verstärlung des Feldes und könnte die Abweichung erklären. Literatur [1] W. Buckel: Supraleitung. VCH, Weinheim 1990. [2] E. A. Lynton: Superconductivity. Wiley & Sons, New York 1964. [3] CRC - Handbook of Chemistry and Physics 18