Spiel ohne Rhythmus - Wenn die Vorhöfe flimmern

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Spiel ohne Rhythmus –
Wenn die Vorhöfe flimmern
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Inhalt
Vorwort
S. 3
Diagnose: Vorhofflimmern
Häufigkeit
S. 4
Das passiert beim Vorhofflimmern
S. 5
Vorhofflimmer-Risiko
S. 6
So wird Vorhofflimmern festgestellt
Symptome
S. 8
Diagnose des Vorhofflimmerns
Die fünf Formen des Vorhofflimmerns
S. 11
Schlaganfall und Vorhofflimmern
S. 12
Schlaganfallursachen
S. 13
Schlaganfall-Risikofaktoren bei Vorhofflimmern
S. 14
Therapie mit oralen Gerinnungshemmern (Antikoagulantien)
Schirmherr:
Michael Ballack
S. 10
S. 15
Hintergrundwissen: Blutgerinnung
S. 16
Vitamin-K-Antagonisten
S. 17
Neue gerinnungshemmende Medikamente zur
Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit Vorhofflimmern
S. 18
Risiko: Blutung unter gerinnungshemmenden Medikamenten
(Antikoagulantien)
S. 19
Sekundärprävention
S. 20
Hilfe nach dem Schlaganfall
S. 21
Links/Adressen/Broschüren
S. 23
2
Liebe Patientinnen und Patienten,
liebe Angehörige und Interessierte,
etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Vorhofflimmern (Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET)). Die gefürchtetste Folgeerkrankung dieser Herzrhythmusstörung ist der Schlaganfall.
Etwa jeder Fünfte ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden,
kann deutlich reduziert werden.
Das Tückische bei Vorhofflimmern ist: Etwa ein Viertel der Patienten bemerken gar nicht, dass sie daran
leiden. Die Diagnose ist nicht immer einfach, da sich Vorhofflimmern durch unterschiedliche Symptome
äußern kann. Die Dunkelziffer ist daher sehr hoch und nicht selten wird es erst nach einem Schlaganfall
festgestellt. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt sind empfehlenswert, um rechtzeitig mit
einer adäquaten Behandlung beginnen zu können.
Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen einen Überblick rund um das Vorhofflimmern geben. Auf den
folgenden Seiten finden Sie neben generellen Informationen zur Erkrankung auch Wissenswertes zu
den Vorhofflimmer-Risikofaktoren, der Diagnose, den Formen und der Behandlung dieser Erkrankung.
Sie werden erfahren, wieso Vorhofflimmer-Patienten ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben und wie Sie
dennoch vorbeugen können.
Wir wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, dass Ihnen unsere Informationen weiterhelfen werden.
Herzlichst
Frank Schöning
Geschäftsführung
Bayer Vital GmbH
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Diagnose: Vorhofflimmern
Häufigkeit
Seit dem Jahr 2003 existiert ein bundesweites
Patientenregister, das sogenannte AFNET-Register.
Mittlerweile melden über 600 Mediziner hier
ihre Vorhofflimmer-Patienten. Vorhofflimmern
ist die häufigste Herzrhythmusstörung: Allein in
Deutschland sind Berechnungen zufolge bis zu
zwei Millionen Menschen betroffen. Nicht selten
bleibt es jedoch über lange Zeit oder sogar
gänzlich unbemerkt, sodass von einer relativ
hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.
Vielfach sind Menschen über 65 Jahre vom Vorhofflimmern betroffen und mit zunehmendem
Alter steigt die Häufigkeit weiter an. Aufgrund
des demografischen Wandels wird die Zahl der
Patienten in den folgenden Jahren voraussichtlich
noch weiter ansteigen. Bis zum Jahr 2050 wird
sogar eine Verdopplung der Patientenzahl für
möglich gehalten (Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) 2010).
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Das passiert beim Vorhofflimmern
Ein gesundes Herz zieht sich in einem gleichmäßigen
Rhythmus fest zusammen und entspannt sich dann
wieder. Dabei wird das Blut durch den ganzen Körper
gepumpt. Dieser Rhythmus wird beim gesunden
Herzen vom Sinusknoten bestimmt, dem natürlichen
Taktgeber des Herzens.
Das geht mittels gerinnungshemmender Medikamente. Bereits seit vielen Jahren stehen zu diesem
Zweck die sogenannten Vitamin-K-Antagonisten
(zum Beispiel Marcumar®) zur Verfügung. Diese
haben eine bewährte Wirksamkeit, sie erfordern
aber regelmäßige Blutabnahmen, um den Grad
der Blutverdünnung zu kontrollieren. Denn die
Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten wird nicht nur
durch die Einnahme anderer Medikamente beeinflusst, sondern auch durch viele Lebensmittel.
Beim Vorhofflimmern ist die Funktion des Sinusknotens als Taktgeber gestört und die Vorhöfe
beginnen unkontrolliert zu zittern. Vor allem der
linke Vorhof ist davon betroffen. Nach wie vor wird
Blut durch den Körper gepumpt, das Blut in den
Vorhöfen staut sich jedoch während des Flimmerns. In einem Winkel des linken Vorhofs, dem
sogenannten Vorhofohr, können sich dadurch die
festen Bestandteile des Blutes ablagern und zu
einem Gerinnsel verklumpen.
Seit einigen Jahren gibt es beispielsweise mit den
Faktor-Xa- und IIa-Hemmern eine Alternative zu
Vitamin-K-Antagonisten. Bei dieser neuen Generation von Blutverdünnern wird in der Regel eine
Standarddosierung ein- oder zweimal täglich eingenommen. Regelmäßige Blutkontrollen sind nicht
mehr notwendig. In verschiedenen Studien wurde
eine mindestens genauso gute Wirksamkeit und
dabei ein geringeres Risiko von Hirnblutungen
gegenüber den Vitamin-K-Antagonisten nachgewiesen. Lesen Sie hierzu mehr auf Seite 19.
Solche Gerinnsel können Schlaganfälle verursachen!
Daher ist es so wichtig, bei der Mehrheit der Patienten mit Vorhofflimmern das Blut zu verdünnen,
um die Entstehung eines Gerinnsels zu verhindern.
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Vorhofflimmer-Risiko
Es gibt bestimmte Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Vorhofflimmern zu erkranken.
Dazu zählen nicht beeinflussbare Faktoren wie Alter
und Geschlecht. So ist das Vorhofflimmern eine
Erkrankung, die meist im höheren Lebensalter auftritt und Männer haben ein etwas höheres Risiko als
Frauen.
das Vorhofflimmer-Risiko erhöht, ist eine chronische Herzschwäche. Chronische Erkrankungen der
Lunge, der Niere oder des Herzens finden sich auch
häufig bei Patienten mit Vorhofflimmern.
Allerdings gibt es auch Risikofaktoren, die mit einer
Lebensstiländerung beeinflussbar sind. Etwa ein
Viertel der in Deutschland registrierten Vorhofflimmer-Patienten haben sehr starkes Übergewicht
(Adipositas) und 47 Prozent geben an, sich zu
wenig zu bewegen. Auch Rauchen, übermäßiger
Alkohol- oder Kaffee-Konsum können Vorhofflimmern auslösen.
Bayer Identity Net, Corporate Branding – Bayer
Auch verschiedene Erkrankungen sind häufig mit
Vorhofflimmern vergesellschaftet. Hierzu zählt zum
Beispiel Diabetes Mellitus. Laut AFNET-Register
haben circa 22 Prozent der Vorhofflimmer-Patienten
diese Grunderkrankung. Auch Bluthochdruck
(medizinisch als arterielle Hypertonie bezeichnet)
gilt als Risikofaktor. Etwa 37 Prozent der Vorhofflimmer-Patienten leiden darunter (Canadian Registry
of Atrial Fibrillation). Eine weitere Erkrankung, die
6
Gesundheitstipps im Überblick
Bayer Identity Net, Corporate Branding – Bayer
Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem
Gemüse als Basis und ausreichende, der persönlichen Verfassung angepasste Bewegung hilft dem
Körper, gesund zu bleiben.
Bestehende Begleiterkrankungen müssen behandelt und regelmäßig vom Arzt überprüft werden.
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So wird Vorhofflimmern festgestellt
Symptome
Die Dunkelziffer bei Vorhofflimmern ist hoch.
Das liegt unter anderem daran, dass die Symptome nicht immer eindeutig sind, sondern sehr
unterschiedlich sein können. Etwa 75 Prozent
der Vorhofflimmer-Patienten in Deutschland (im
AFNET-Register, siehe S. 4) haben Symptome
während des Flimmerns.
In rund einem Viertel der Fälle wird Vorhofflimmern vom Patienten also gar nicht bemerkt.
Dabei spricht man vom stillen oder asymptomatischen Vorhofflimmern. Nicht selten wird es bei
diesen Patienten als Zufallsbefund festgestellt
oder zum Beispiel nach einem Schlaganfall, der in
Folge des Vorhofflimmerns aufgetreten ist.
Wie belastend die Symptome empfunden werden,
kann sich von Patient zu Patient deutlich unterscheiden. Von der European Heart Association
(Europäische Herz Gesellschaft) wurde eine Skala,
der sogenannte EHRA-Score, festgelegt, die den
Schweregrad der Symptome wiedergibt.
Mögliche Hinweise auf ein
Vorhofflimmern sind zum Beispiel
•
•
•
•
•
ein unregelmäßiger Puls,
das Wahrnehmen des eigenen Herzschlags,
Atemnot,
ein Gefühl der inneren Unruhe oder Angst,
ein Gefühl von Schwäche oder
ungewöhnlicher Müdigkeit,
• Schwindel,
• Schmerzen in der Brust.
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Einteilung des Vorhofflimmerns
anhand der Beschwerden
EHRA I
Patienten mit stillem Vorhofflimmern, die die
Erkrankung gar nicht bemerken, werden dem
Schweregrad EHRA I zugeordnet.
EHRA II
Wer leichte Symptome verspürt, bei dem aber
dadurch das alltägliche Leben nicht eingeschränkt
ist, wird dem Schweregrad EHRA II zugeordnet.
EHRA III
Wenn die Symptome so stark spürbar sind, dass
die normale tägliche Aktivität eingeschränkt ist,
liegt der Schweregrad EHRA III vor.
EHRA IV
Die Symptome können so gravierend sein, dass
die normale tägliche Aktivität unmöglich ist. In
diesem Fall liegt der Schweregrad EHRA IV vor.
Auch Schwindel kann ein Symptom des Vorhofflimmerns sein.
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Diagnose des Vorhofflimmerns
Der Patient kann die Beschwerden während der
tatsächlichen oder angenommenen Vorhofflimmerepisoden erfassen. Beschwerden wie Herzrasen,
Müdigkeit, Schwindel, Atemnot, Brustschmerz
oder Angst werden als wesentlich eingestuft.
Wird die Häufigkeit in den folgenden drei Gruppen
zusätzlich erfasst: selten (weniger als einmal pro
Monat), intermediär (einmal monatlich – beinahe
täglich) und häufig (mindestens täglich) ist eine
Beurteilung der Einschränkungen, die damit verbunden sind, einfacher.
oder das Tragen eines Event-Rekorders veranlasst
werden. Denn da Vorhofflimmern in sehr unterschiedlicher Regelmäßigkeit auftreten kann, ist es
wichtig, bei bestimmten Patienten den Herzschlag
über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten. Welche Art des Monitorings für welchen Patienten am besten geeignet ist, entscheidet der Arzt.
Besteht der Verdacht auf Vorhofflimmern, ist ein
Elektrokardiogramm (EKG) der erste Schritt zur
Diagnose der Erkrankung. Wenn Symptome wie
Herzrasen oder Atemnot vorliegen, sollte ein EKG
durchgeführt werden, um das Vorhofflimmern
Die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, ist
beim Vorhofflimmern gleichbleibend groß. Es
spielt dabei keine Rolle, ob es permanent
oder nur in kurzen Episoden auftritt und ob
der Patient die Episoden spürt oder nicht.
feststellen zu können oder die Beschwerden dem
grundlegenden Herzrhythmus zuzuordnen. Ein
intensives und ausgedehntes Monitoring kann bei
Patienten mit starken Beschwerden angezeigt sein.
So kann vom Arzt zum Beispiel ein Langzeit-EKG
10
Die fünf Formen des Vorhofflimmerns
Vorhofflimmern neigt dazu, wiederzukehren und
nach einer bestimmten Zeit chronisch zu werden:
20 Jahre nach der ersten Diagnose weisen mehr
als 90 Prozent der Patienten permanentes Vorhofflimmern auf.
1. Form: Erstmalig diagnostiziertes Vorhofflimmern
Wird das Vorhofflimmern erstmalig festgestellt, wird
es als erstmalig diagnostiziertes Vorhofflimmern
bezeichnet.
2. Form: Paroxysmales Vorhofflimmern
Vorhofflimmern kann plötzlich auftreten und von
selbst ohne Behandlung wieder verschwinden. Das
ist, dass bei Vorhofflimmern, das mehr als zwei
Tage anhält, die Wahrscheinlichkeit abnimmt, dass
es ohne Behandlung wieder verschwindet. So
kann sich aus einem anfallsartig auftretenden ein
dauerhaftes Vorhofflimmern entwickeln.
3. Form: Persistierendes Vorhofflimmern
Vorhofflimmern, das länger als eine Woche anhält
und nicht von alleine wieder abklingt, sodass es
durch eine Therapie, die sogenannte Kardioversion,
beendet werden muss, wird als persistierendes
Vorhofflimmern bezeichnet.
4. Form: Lang anhaltend persistierendes Vorhofflimmern
Hält das persistierende Vorhofflimmern bereits
länger als ein Jahr an, werden aber dennoch Versuche unternommen, das Vorhofflimmern durch
Kardioversion zu beenden, wird diese Form als lang
anhaltend persistierendes Vorhofflimmern
spontan auftretende Vorhofflimmern hält zwischen
48 Stunden und sieben Tagen an. Dieses sogenannte
paroxysmale Vorhofflimmern kann jedoch
immer wieder auftreten. Nicht selten dauert so ein
Anfall von Mal zu Mal länger an. Problematisch
bezeichnet.
5. Form: Permanentes Vorhofflimmern
Ein Vorhofflimmern, das nicht mehr versucht wird
zu beenden, sondern dauerhaft vorhanden ist, wird
als permanentes Vorhofflimmern bezeichnet.
Vorhofflimmern wird nach seiner Dauer in
fünf Formen unterteilt.
11
Schlaganfall und Vorhofflimmern
Ein Schlaganfall ist die gefürchtetste Folge des
Vorhofflimmerns. Die Herzrhythmus-Störung ist
Ursache etwa jedes fünften Schlaganfalls. Schlaganfälle bei Patienten mit Vorhofflimmern sind besonders schwer: Sie sind häufiger tödlich, bei den
Überlebenden kommt es zu schwereren Behinderungen. Auch die Gefahr, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden, ist bei Vorhofflimmer-Patienten
höher als bei Schlaganfällen anderer Ursache. Bei
durch Vorhofflimmern verursachten Schlaganfällen
ist die Sterblichkeit etwa doppelt so hoch und die
dadurch entstehenden Kosten 1,5 mal höher als
bei Schlaganfällen anderer Ursache.
Das so entstandene Blutgerinnsel kann auch über
einen längeren Zeitraum im Vorhof verbleiben.
Löst es sich aber, kann es über den Blutkreislauf in
Richtung Gehirn transportiert werden und dort
hirnversorgende Gefäße verstopfen: Es kommt
zum Schlaganfall.
Während die Vorhöfe flimmern, verringert sich die
Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Vorhöfen.
So können sich die festen Bestandteile, wie die
Blutplättchen und die roten Blutkörperchen, von
den flüssigen trennen und zu einem Gerinnsel
verklumpen.
Bildquelle: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
12
Schlaganfallursachen
Der überwiegende Teil aller Schlaganfälle wird
durch Blutgerinnsel verursacht, die zum Gehirn
hinführende Gefäße oder Blutgefäße im Hirn
selbst verstopfen. Etwa zehn bis 15 Prozent der
Schlaganfälle liegt jedoch eine Hirnblutung zugrunde. Gefährdet sind unter anderem Menschen
mit Bluthochdruck und Personen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Auch durch
eine starke Erschütterung, wie nach einem Sturz,
kann eine Ader im Gehirn platzen.
Wie bei einem Schlaganfall, der durch ein verstopftes Blutgefäß hervorgerufen wird, kann es so
auch bei der Hirnblutung dazu kommen, dass das
empfindliche Gewebe im Gehirn immer weiter
abstirbt. Was hier zerstört wird, ist unwiederbringlich verloren, denn Hirngewebe kann sich
nicht regenerieren. Und auch bei dieser Form des
Schlaganfalls hängen die verursachten Schäden
ganz davon ab, in welchem Bereich des Gehirns
das abgestorbene Gewebe liegt und wie viel zerstört wurde.
Unser Gehirn liegt – eigentlich gut geschützt – im
Inneren des Schädelknochens. Bei einer Blutung
im Gehirn entsteht durch das austretende Blut ein
erhöhter Druck, das empfindliche Gewebe kann
jedoch nirgendwohin ausweichen – auch, wenn
der Druck immer weiter ansteigt.
Bei einer Hirnblutung kann durch einen operativen
Eingriff der Druck im Inneren des Schädels wieder
gesenkt werden. Das kann durch eine vorübergehende Öffnung des Schädels geschehen oder indem
ein kleines Loch in den Schädelknochen gebohrt
wird, durch das der Druck entweichen kann.
13
Schlaganfall-Risikofaktoren
bei Vorhofflimmern
• Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
• Bluthochdruck
(Arterielle Hypertonie)
• Ein Alter über 75 Jahren
• Oder ein Alter zwischen
65 und 74 Jahren
• Diabetes mellitus
• Schlaganfall oder TIA*
in der Vorgeschichte
• Gefäßkrankheit/Herzinfarkt
in der Vorgeschichte
• Weibliches Geschlecht
Es gibt verschiedene Faktoren, die bei Patienten
mit Vorhofflimmern die Wahrscheinlichkeit erhöhen,
einen Schlaganfall zu erleiden. Wie hoch das Risiko
eines einzelnen Patienten mit Vorhofflimmern ist,
schätzen Mediziner anhand einer speziellen Skala
ein, dem sogenannten CHA2DS2-VASc-Score. Ein
komplizierter Name für eine relativ einfache Berechnung. Pro Risikofaktor werden ein bis zwei
Punkte vergeben. Maximal neun Punkte können
erreicht werden.
Je höher die Punktzahl, desto höher ist das
Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern.
1 Punkt
1 Punkt
2 Punkte
1 Punkt
1 Punkt
2 Punkte
1 Punkt
1 Punkt
* TIA (Transistorisch Ischämische Attacke). Bei einer
TIA, umgangssprachlich auch „Schlägle“, handelt
es sich um einen leichten Schlaganfall, bei dem
die Symptome in der Regel innerhalb der ersten
ein bis zwei, maximal jedoch binnen 24 Stunden
von alleine wieder abklingen.
14
Therapie mit oralen Gerinnungshemmern
(Antikoagulantien)
Die drei generellen Ziele der Behandlung des
Vorhofflimmerns sind:
• Die Beschwerden zu lindern.
• Die Folgen von Vorhofflimmern wie Schlaganfälle zu vermeiden.
• Die Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck,
Diabetes oder Herzschwäche zu therapieren.
Seit 2011 ist eine neue Generation blutverdünnender Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern zugelassen: die direkten
oralen Antikoagulantien. Diese sind für Arzt und
Patient leichter zu handhaben als die Vitamin-KAntagonisten. Welche Therapie für den einzelnen
Patienten am sinnvollsten ist, entscheiden Ärzte
individuell nach einer sorgfältigen Abwägung von
Nutzen und Risiko.
Um die Bildung von Blutgerinnseln während des
Vorhofflimmerns zu vermeiden, ist die Therapie
mit Gerinnungshemmern bei der Mehrheit der
Patienten unumgänglich. Gerinnungshemmer
senken das Risiko, dass die festen Bestandteile
des Blutes zu einem Gerinnsel verklumpen. So
wird auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden
deutlich reduziert. Bei den oral wirksamen Gerinnungshemmern werden die Vitamin-K-Antagonisten
und die modernen direkten oralen Antikoagulantien
unterschieden. Vitamin-K-Antagonisten (zum Beispiel Marcumar®) wurden bereits 1954 zur Therapie bei Menschen zugelassen. Diese haben eine
gute Wirksamkeit und werden auch heute noch
regelmäßig eingesetzt.
Blutgerinnsel
15
Hintergrundwissen: Blutgerinnung
Werden zum Beispiel nach einem Schnitt oder
Stoß Gefäße verletzt, kommt es zu einer Blutung.
Im Körper wird dann eine Kette von Reaktionen
aktiviert, die dafür sorgt, dass das entstandene
Leck wieder geschlossen wird. Im ersten Schritt
verengt sich das Gefäß, damit weniger Blut austreten kann. Anschließend heften sich immer
mehr Blutplättchen an die verletzte Stelle, sodass
das Loch weiter verkleinert wird. Die Plättchen
verkleben untereinander und verschließen so die
Wunde.
also Eiweißstoffe.
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen,
werden umgangssprachlich auch als „Blutverdünner“ bezeichnet. Allerdings verdünnen sie das
Blut nicht. Je nach Wirkstoff hemmen sie an unterschiedlichen Stellen die Blutgerinnung. Das
heißt, das Blut verklumpt langsamer und bleibt so
auch zum Beispiel während des Vorhofflimmerns
flüssig. Dadurch wird die Gefahr der Blutgerinnselbildung gesenkt.
In einem zweiten Schritt bilden sich dünne Fädchen aus Fibrin, die das Klümpchen aus Blutplättchen verstärken. Auf Seite 15 unten sehen Sie
diesen Vorgang in einer Aufnahme, die mittels eines
hochauflösenden Mikroskops gemacht wurde. Bei
diesem Prozess ist eine Vielzahl sogenannter Gerinnungsfaktoren beteiligt, die sich wie eine Reihe
von Dominosteinen gegenseitig aktivieren und so
die Blutgerinnung verstärken. Bei den meisten der
Gerinnungsfaktoren handelt es sich um Proteine,
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Vitamin-K-Antagonisten
Vitamin-K-Antagonisten blockieren die Bildung
der Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren in
der Leber. Sie werden auch Cumarine genannt, was
im Namen des Medikaments Marcumar® mitschwingt. Damit wird der Verlauf der Blutgerinnung
unterbrochen. Die gerinnungshemmende Wirkung
tritt verzögert, etwa zwei bis drei Tage nach der
Einnahme, ein. Nachdem das Medikament abgesetzt wurde, kann es bis zu fünf Tage dauern, bis
die Wirkung wieder aufgehoben ist. Allerdings kann
sie auch mit der Gabe von Vitamin K1 schneller
rückgängig gemacht werden.
hängt u.a. von der Ernährung und der Einnahme
von vielen Medikamenten ab, mit denen es häufig
zu Wechselwirkungen kommt.
Viele Lebensmittel enthalten Vitamin K. Dazu gehören zum Beispiel Grünkohl, Broccoli, Spinat und
Blattsalate. Nimmt ein Patient viele stark VitaminK-haltige Lebensmittel zu sich, benötigt er eine
höhere Dosierung des Gerinnungshemmers. Auch
bei einer Magen-Darm-Erkrankung kann sich die
Menge ändern, die benötigt wird, um den gewünschten Grad der Gerinnungshemmung zu erreichen. Denn in diesem Fall wird in der Regel
weniger Vitamin-K-haltige Nahrung verzehrt, zudem kann der Darm die aufgenommene Nahrung
schlechter verwerten. Damit kann auch der Bedarf
an dem Vitamin-K-Antagonisten niedriger sein.
Über die Blutuntersuchungen beim Arzt kann die
Bei der Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten muss
beachtet werden, dass dauerhaft regelmäßige Kontrollbesuche beim Arzt notwendig sind. Über eine
Blutabnahme wird dann der Gerinnungswert, der
sogenannte INR-Wert (internationalisierte normalisierte Ratio, früher „Quick-Wert“), geprüft und
die Dosierung des Medikaments unter Umständen
angepasst. Denn die Stärke der gerinnungshemmenden Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten
Dosierung des Medikaments entsprechend angepasst werden (Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.).
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Neue gerinnungshemmende Medikamente
zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten
mit Vorhofflimmern
Seit einigen Jahren gibt es eine neue Generation
gerinnungshemmender Medikamente, die zur
Schlaganfallprophylaxe eingesetzt werden können.
Blutabnahmen zur Kontrolle des INR-Wertes entfallen und auch die Tabletteneinnahme selbst ist
durch die gleichbleibende Dosierung vereinfacht.
Für Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten
behandelt werden und bei denen immer wieder
die Dosierung des Gerinnungshemmers angepasst werden muss, können die neuen Medikamente eine sinnvolle Alternative sein. Auch für
Patienten, die nicht mehr mobil sind und denen
der Weg zum Arzt schwer fällt, können die neuen
Gerinnungshemmer eine spürbare Erleichterung
darstellen.
Ein Unterschied zu den Vitamin-K-Antagonisten
ist die kürzere Halbwertszeit. Das bedeutet, die
Wirkung der neuen Medikamente lässt relativ
schnell wieder nach, sobald die Einnahme der
Tabletten ausbleibt. Das ist zum Beispiel bei notfallmäßigen Operationen vorteilhaft. Positiv ist
auch die geringere Rate von Hirnblutungen im
Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten. Die
Einnahme der neuen Medikamente macht jedoch
eine regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion
ratsam, da sie in unterschiedlichem Ausmaß über
die Niere ausgeschieden werden.
Die Handhabung der neuen Medikamente ist für
Ärzte und Patienten deutlich einfacher als bei
den Vitamin-K-Antagonisten: Die regelmäßigen
18
Risiko: Blutung unter gerinnungshemmenden
Medikamenten (Antikoagulantien)
Gerinnungshemmende Medikamente senken das
Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Sie halten
das Blut flüssiger, sodass auch während des Vorhofflimmerns nicht so leicht Blutgerinnsel entstehen
können. Leider lässt sich dieser Effekt aber nicht
nur auf das Vorhofflimmern beschränken. Patienten,
die ein solches Medikament einnehmen, kennen es:
Schon ein kleiner Schnitt blutet stärker und ein leichter Stoß zieht einen großen blauen Fleck nach sich.
entscheiden, ob das Medikament vorübergehend
abgesetzt werden sollte.
Bevor ein gerinnungshemmendes Medikament
verschrieben wird, muss der Arzt daher genau abwägen, ob dessen Nutzen das Risiko überwiegt.
In der Regel ist jedoch der Gewinn, also das geringere Schlaganfallrisiko durch Blutgerinnsel, größer
als die Gefahr einer Blutung.
Besonders wichtig ist, dass Patienten jeden Arzt,
auch ihren Zahnarzt, selbst vor kleinen Eingriffen
darauf hinweisen, dass sie gerinnungshemmende
Medikamente einnehmen. Der Arzt kann dann
Blutgefäße
19
Sekundärprävention
Für Patienten mit Vorhofflimmern, die schon einmal einen Schlaganfall hatten, besteht ein besonders hohes Risiko, einen weiteren zu erleiden.
Daher ist gerade für sie die Schlaganfallvorbeugung von besonderer Bedeutung. Wichtig ist die
Vorbeugung mit Medikamenten. Um das Risiko
dauerhaft zu senken, müssen viele Schlaganfallpatienten ein Leben lang gerinnungshemmende
Medikamente einnehmen. Dazu bieten sich die
seit langem verfügbaren Vitamin-K-Antagonisten
ebenso an, wie die neuen Medikamente.
Viele Schlaganfallpatienten müssen vorläufig oder
auch dauerhaft mit körperlichen Einschränkungen
leben. In der Rehabilitation zeigen unter anderem
Physio-, Sport- und Ergotherapeuten Übungen,
um die Muskeln zu kräftigen und die Beweglichkeit
wiederzuerlangen. So kann mit der Zeit ein neues
Körpergefühl erlernt werden. Es ist wichtig, diese
Übungen und Bewegungen generell in den Alltag
zu integrieren, um langfristig Erfolge zu erzielen.
Dabei unterstützt bereits ein gesunder Lebensstil
mit einer ausgewogenen Ernährung. Rauchen,
übermäßiger Alkohol- oder Kaffeekonsum sollten
eingestellt werden. So kann für den Körper eine
gute Voraussetzung geschaffen werden, sich
bestmöglich zu regenerieren.
Auch regelmäßige Bewegung ist wichtig. Dabei
muss keiner zum Hochleistungssportler werden,
um Körper und Herz zu kräftigen.
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Hilfe nach dem Schlaganfall
Ein Schlaganfall stellt nicht nur den Betroffenen, sondern auch seine Familie und Freunde vor neue
Herausforderungen. Diese Broschüren bieten nützliche Tipps und wichtige Informationen speziell für
Schlaganfallpatienten und Angehörige:
Spielmacher
fürs Leben –
leichter mit
der Krankheit
umgehen
Gute Versorgung? –
Das Team macht den Erfolg
„Gute Versorgung? –
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Das Team macht den Erfolg“
leichter mit der Krankheit umgehen“
Kostenfrei zu bestellen unter
• www.rote-karte-dem-schlaganfall.de
• Rote Karte dem Schlaganfall · Postfach 10 03 61 · 47703 Krefeld
21
Schirmherr
Schirmherr:
Michael Ballack
22
Links/Adressen/Broschüren
Links:
• http://www.rote-karte-dem-schlaganfall.de/
• http://www.schlaganfall-hilfe.de/
• http://www.antithrombose.de/service/thrombose-test
Weitere Broschüren:
Anstoß –
Bewegung hilft
„Anstoß –
Bewegung hilft“
Rund um den
Schlaganfall –
Antworten auf
wichtige Fragen
1
1
Eigentor des Körpers –
den Schlaganfall verstehen
„Eigentor des Körpers –
den Schlaganfall verstehen“
Auswärts-Spiel –
Bewegen in der Natur
1
Gegenangriff – Prävention
für Vorhofflimmer-Patienten
„Rund um den Schlaganfall –
Antworten auf wichtige Fragen“
„Gegenangriff – Prävention
für Vorhofflimmer-Patienten“
Kostenfrei zu bestellen unter
• www.rote-karte-dem-schlaganfall.de
• Rote Karte dem Schlaganfall · Postfach 10 03 61 · 47703 Krefeld
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„Auswärts-Spiel –
Bewegen in der Natur“
In Kooperation mit:
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Bayer Vital GmbH
Kostenfreie Service-Nummer:
0800-927 35 86 (8 –18 Uhr an Werktagen)
www.rote-karte-dem-schlaganfall.de
Praxisstempel
Materialnummer: 84004952 L.DE.GM.03.2014.1440
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