Krebs Prävention und Therapie Ketogene Ernährung Nach aktuellen Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich rund 425.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs und jährlich sterben 210.000 daran. Krebserkrankungen haben in der Regel viele Ursachen. Unsere Ernährung und die Entstehung von Krebserkrankungen stehen in engen Zusammenhang wie bereits in den letzten Jahren in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien belegt wurde. Die Entstehung von Krebs ist aber natürlich nicht allein auf die Ernährungsweise zurückzuführen, sondern wird auch durch eine Vielzahl weiterer Faktoren wie: Rauchen, Umweltverschmutzung, Arbeitsplatzbedingungen, Stress, Elektrosmog oder auch erbliche Veranlagung beeinflusst. Die Entstehung und das Wachstum von Krebs ist sehr kompliziert und wird von vielschichtigen Prozessen begleitet. Nach heutigem Wissensstand kann Krebs mit keiner Diät alleine bekämpft werden. Jedoch ist die Ernährung ein wesentlicher Baustein in der Krebstherapie. So gibt es Erkenntnis, dass sich der Stoffwechsel von Krebszellen deutlich von den Zellen des gesunden Körpers unterscheidet: Tumorgewebe bevorzugen Zucker zur Energiegewinnung und stellen sich ihre Fettsäuren selber her. Zuckerstoffwechsel von Tumoren Nobelpreisträger Otto Warburg hat schon vor über 80 Jahren die Beobachtung gemacht, dass viele Krebszellen einen Großteil ihrer Energie nicht wie gesunde Zellen aus der Zellatmung und dem Abbau von Fetten gewinnen, sondern abhängig von der Vergärung von Zucker sind. Um Gärprozesse stattfinden zu lassen, bedarf es große Mengen an Glukose und die Krebszellen sind somit auf eine ausreichenden Versorgung mit Zucker angewiesen um wachsen zu können. Die Vergärung von Glucose in Tumorgewebe lässt sich mit der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographen (PET)-Methode nachweisen. Hierbei werden den Patienten radioaktiv markierte Glucose gespritzt und mit Hilfe eines Spezialmessgerätes kann dann die Anreicherung der Glucose in den Tumorzellen sichtbar gemacht werden. Bei der Vergärung des Zuckers entsteht unter anderem auch Milchsäure. Diese Milchsäure zerstört angrenzende gesunde Zellen und ermöglicht so den Tumorzellen, in das umgebende Gewebe einzudringen und Metastasen zu bilden. Des Weiteren sind die Tumorzellen Sauerstoff unabhängig, da der Gärungsprozess ohne Sauerstoff auskommt, können die Tumorzellen auch bei Sauerstoffmangel wachsen. 1 Krebs Prävention und Therapie Ketogene Ernährung Allerdings wurde auch festgestellt, dass die vergärenden Tumorzellen nicht mehr oder kaum noch die Fähigkeit besitzen Fett zu verbrennen und somit werden Öle und Fette nicht mehr als Energiequelle herangezogen. In der Tumortherapie nutzt man nun dieses Wissen um die Abhängigkeit der Glukoseversorgung und die Unfähigkeit Öle oder Fette zur Energiegewinnung zu verwerten, indem man gezielt den Tumorzellen den Zucker, die Glucose entzieht und somit die Tumorzellen am Wachstum hindert. Gleichzeitig versucht man mit entsprechenden Ernährungsformen normale Zellen auf andere Formen der Energiegewinnung umzustellen. Die Ketogene Diät Eine Ernährungsweise, die gern in der Tumortherapie eingesetzt wird, ist die ketogene Diät. Hier wird bei der Ernährung weitgehend Wert auf eine kohlenhydratarme, öl-/eiweißreiche Ernährung gelegt. Wird die Ernährung von einer kohlenhydratreichen auf eine extrem kohlenhydratarme Ernährung umgestellt, stellt der Körper auf Fettverbrennung um. Praktisch alle Zellen außer dem Gehirn können ihre Energie direkt aus der Verbrennung von Fettsäuren gewinnen. Durch den gesteigerten Fettstoffwechsel kommt es innerhalb kürzester Zeit zu einer starken Produktion sogenannten Ketonkörpern. Ketonkörper werden in der Leber aus Acetyl-CoA aufgebaut. Diese Ketonkörper können von praktisch allen Zellen des Körpers als Energiequelle genutzt werden. Selbst das Gehirn ist in der Lage nach einer Umstellungsphase von 2-5 Tagen ca. 80% seines Energiebedarfs aus Ketonkörper decken. Durch die Umstellung auf eine kohlenhydratarme, ketogene Ernährung wird nachweislich der Blutglukosespiegel gesenkt und der Ketonkörperspiegel angehoben. Das hat zur Folge, dass kaum noch Insulin ausgeschüttet und das wirkt sich insofern positiv auf die Tumorzellen aus, indem Insulin als Wachstumsanreger für Tumorzellen ausfällt. Insulin und der verwandte Insulin-like-growthfaktor (IGF1) gelten als Wachstumsförderer von Tumorzellen. Eine Umstellung auf eine ketogene Ernährung ist grundsätzlich mit natürlichen Lebensmitteln möglich. Das wichtigste Prinzip der ketogenen Ernährung ist die stark eingeschränkte Zufuhr von Glucose bzw. Kohlenhydraten (maximal ca. 50 g Kohlenhydrate pro Tag) bei deutlich erhöhter Zufuhr an hochwertigen Fetten und Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit. 2 Krebs Prävention und Therapie Ketogene Ernährung Ernährungsempfehlung: Kohlenhydratreiche Sättigungsbeilagen streichen wie: Kartoffeln, Reis, Nudeln, Pseudogetreidearten (Hirse, Amaranth, Quinoa), Dinkel, Grünkern, Getreideflocken, Müsli usw. oder durch kohlenhydratarme Alternativen ersetzen. Täglich mindestens 4-6 g Omega 3-Fettsäuren aufgenommen werden: = Regelmäßiger Verzehr von Meerfisch = Hochwertige kaltgepresste Öle (Hanf-, Leinsamen-, Rapsöl) Bei Verzehr von Milchprodukten darauf achten, dass der Gehalt an Milchzucker gering ist, wie z.B. Naturjoghurt, Sauermilch oder Quark. Bei Käsesorten sollte man fettreich und gut gereiften Käse bevorzugen. Fleisch aus Weidehaltung oder Wild und Wurst und Wurstwaren meiden Reichlich Nüsse (Walnüsse, Mandeln, Macadamianüsse) Hanfsamen, Chiasamen Meiden Sie stärkehaltige Gemüsesorten, wie: Pastinake, Schwarzwurzeln, rote Beete, Mais Essen Sie oft grünes Gemüse (Brokkoli, Spinat, Zucchini, Gurken, Kohlsorten, grüne Bohnen) und grüne Salate Bei Obst ausschließlich Beerenobst wählen, das ist relativ kohlenhydratarm und reich an Polyphenol, die wiederum antioxidative Eigenschaften besitzen. Ausreichend trinken (2-3 Liter) in Form von Wasser und ungesüssten Kräutertee oder grüner Tee Kein Alkohol, keine Softdrinks Quellen: 1. 2. 3. 4. 5. Holm, E.: Stoffwechsel und Ernährung bei Tumorkrankheiten Servan-Schreiber, D.: Das Anti Krebs Buch .Beliveau, R und Gingras, D.: Krebszellen mögen keine Himbeeren Schmidt M: Effects of a ketogenic diet on the qualtiy of life in 16 patients wieth advanced cancer: a pilot trial. Nutr. Metabol. 2011; 8(1):54 Fine EJ: Targeting insulin inhibition as a metabolic therapy in advanced cancer: A pilot safety and feasibility dietary trial in 10 patients. Nutrition. 2012;28(10):1028-35 Empfehlung der Ernährungstechnologin und Mitbegründerin von metabolic balance Frau Dipl.-Ing. Silvia Bürkle 3