Prädikatenlogik 1. Stufe mit Gleichheit � Undefinierbarkeit � Resultate � Sequenzenkalkül � Resolution Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Undefinierbarkeit der Gleichheit gibt es FO-Formel isEqual(x, y ), so dass für alle A und ϑ gilt: A, ϑ |= isEqual(x, y ) gdw. ϑ(x) = ϑ(y ) ? Hinweis: was würde dann ∀x ∀y isEqual(x, y ) ausdrücken? Existenz solch einer Formel würde aufsteigendem Satz von Löwenheim-Skolem widersprechen Gleichheit ist jedoch oft wichtig in der Modellierung 163 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Notwendigkeit von Gleichheit Bsp.: • mathematische Theorien wie Gruppen, Körper, Vektorräume, partielle Ordnungen, Verbände, etc., z.B. ∀x ∀y ∀z.x · (y · z) = (x · y ) · z ∧ x · e = x ∧ x · i(x) = e • Programme; wie ausdrücken, dass • zwei Variablen denselben Wert haben, • zwei Pointer auf dieselbe Variable zeigen, • ... • ... 164 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Gleichheit als Kongruenzrelation Def.: E ⊆ A × A ist Äquivalenzrelation, falls E reflexiv, symmetrisch und transitiv ist. Äquivalenzrelation E ist Kongruenz bzgl. Signatur τ , falls für alle n ∈ N, alle x1 , . . . , xn , y1 , . . . , yn mit (xi , yi ) ∈ E für alle i = 1, . . . , n, alle n-st. Funktionen f und alle n-st. Relationen R gilt: � � f (x1 , . . . , xn ), f (y1 , . . . , yn ) ∈ E (x1 , . . . , xn ) ∈ R gdw. (y1 , . . . , yn ) ∈ R Übung: gib FO-Satz an, der besagt, dass Relation Eq eine Kongruenz bzgl. gegebenem τ ist. Problem: nicht jede Kongruenzrelation ist auch Gleichheit; Gleichheit ist feinste Kongruenzrelation 165 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Undefinierbarkeit der Gleichheit Undefinierbarkeit der Gleichheit folgt sofort aus aufsteigendem Satz von Löwenheim-Skolem intuitive Erklärung: Wahrheitswert einer Formel in einer Interpretation hängt nur ab von Struktur der Relationen und Funktionen, nicht jedoch von Wahrheitswert einer Formel in einer Interpretation hängt nur ab von Namen der Elemente Bsp.: erfüllen die folgenden Graphen ∀x ∃y .E (x, y ) ∧ Rot(y )? 166 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Bijektivität und Isomorphie Def.: Eine Abb. f : A → B ist bijektiv, wenn sie folgendes ist: • surjektiv: für jedes b ∈ B gibt es a ∈ A mit b = f (a) • injektiv: für alle a �= a� ∈ A gilt f (a) �= f (a� ) Def. A = (A, τ ) und B = (B, τ ) sind isomorph, A � B, wenn es eine bijektive Abbildung ι : A → B gibt, so dass für alle a1 , . . . , an ∈ A und f , R ∈ τ : • (a1 , . . . , an ) ∈ R A gdw. (ι(a1 ), . . . , ι(an )) ∈ R B , • ι(f A (a1 , . . . , an )) = f B (ι(a1 ), . . . , ι(an )). intuitiv: isomorphe Strukturen sehen genau gleich aus, unterscheiden sich nur in den Namen der Elemente 167 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit 168 Gleichheit, Isomorphie und elementare Äquivalenz Def.: Zwei Strukturen A, B sind elementar äquivalent, A ≡ B, wenn für alle FO-Sätze ϕ gilt: A |= ϕ gdw. B |= ϕ. sprich: diese können nicht in FO voneinander unterschieden werden, Th({A}) = Th({B}). Theorem 27 Wenn A � B, dann A ≡ B. Beweis: Übung. Kor.: Gleichheit ist in FO nicht definierbar. Beweis: Übung. Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Herbrand-Modelle zur Erinnerung: jede erfüllbare FO-Formel hat ein Herbrand-Modell gilt nicht mehr für FO= ! intuitiv: Gleichheit verwenden, um Interpretation von Grundtermen durch sich selbst zu verhindern . formal: ∀x x = f (x) ist erfüllbar, hat aber kein Herbrand-Modell Konsequenz für FO: abzählbare Modelle; heißt dies, dass es erfüllbare FO= -Formeln ohne höchstens abzählbar unendlich große Modelle gibt? 169 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit FO mit Gleichheit FO= erweitert das bisher bekannte FO um atomare Formeln der . Form t1 = t2 für Terme t1 , t2 Notation: . • = für Gleichheit in FO= , = für Gleichheit über FO= , siehe . z.B. ϕ = x = f (y ) . . • schreibe auch t = � t � für ¬(t = t � ) Semantik: . A, ϑ |= t1 = t2 gdw. A [[t1 ]]A = [[t ]] 2 ϑ ϑ 170 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 5.1 Prädikatenlogik mit Gleichheit – Undefinierbarkeit Beispiele Was besagen jeweils die folgenden Formeln? . • ∃z ∃z � .z = � z � ∧ E (x, z) ∧ E (x, z � ) ∧ E (z, y ) ∧ E (z � , y ) . . . . . . • ∃x ∃y ∃z.x = � y ∧y = � z ∧x = � z ∧ ∀v .x = v ∨ y = v ∨ z = v • ∀x ∀y ∀z.x ≤ x ∧ (x ≤ y ∧ y ≤ z → x ≤ z)∧ . (x ≤ y ∧ y ≤ x → x = y ) Übung: • gib für n ∈ N Sätze an, die besagen “das Universum hat mindestens / höchstens n Elemente” • gib Satz an, der genau in binären Bäumen erfüllt ist 171