Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Normalformen Wie bei der Aussagenlogik lassen sich Formeln wieder in dazu äquivalente umwandeln, die eine bestimmte Form haben. Achtung: verschiedene Äquivalenzbegriffe möglich, z.B. starke Äquivalenz ≡ oder Erfüllbarkeitsäquivalenz ≡sat Normalformen vereinfachen häufig Beweise hier: • positive Normalform • Pränex-Normalform • Skolem-Normalform 121 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Positive Normalform Def.: Eine Formel ϕ ist in positiver Normalform, wenn das Negationssymbol in ihr nur unmittelbar vor atomaren Formeln der Form R(t1 , . . . , tn ) vorkommt. Als Operatoren sind nur ∧, ∨, ∃, ∀ erlaubt. Theorem 14 Für jedes ϕ ∈ FO existiert ψ in positiver Normalform, so dass ϕ ≡ ψ und |ψ| = O(|ϕ|). Beweis: Übung. 122 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Pränex-Normalform Def.: ϕ ist in Pränex-Normalform, falls ϕ = Q1 x1 Q 2 x2 . . . Qn xn χ wobei Q1 , . . . , Qn ∈ {∃, ∀} und χ quantorenfrei. Theorem 15 Für jedes ϕ ∈ FO gibt es ψ in Pränex-Normalform, so dass ψ ≡ ϕ und |ψ| = O(|ϕ|). Beweis: O.B.d.A. sei ϕ in positiver Normalform. Konstruktion von ψ per Induktion über den Aufbau von ϕ. Klar, falls ϕ atomar oder von der Form ∃x ϕ� oder ∀x ϕ� . Sei ϕ = ϕ1 ∨ ϕ2 . Nach Hypothese gibt es ψ1 , ψ2 in Pränex-Normalform, mit ϕi ≡ ψi . 123 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Umwandlung in Pränex-Normalform Seien ψ1 = Q1 x1 . . . Qn xn ψ1� � ψ2 = Q1� y1 . . . Qm ym ψ2� Durch evtl. Umbenennen von gebundenen Variablen und Eliminieren von Quantoren über unbenutzten Variablen kann man erreichen, dass • xi ∈ frei(ψ1� ) \ frei(ψ2� ) für alle i = 1, . . . , n, • yi ∈ frei(ψ2� ) \ frei(ψ1� ) für alle i = 1, . . . , m. Durch sukzessives Anwenden der Äquivalenzen (Qx ϕ) ∨ ψ ≡ Qx (ϕ ∨ ψ) falls x �∈ frei(ψ) sieht man, dass z.B. � ψ1 ∨ ψ2 ≡ Q1 x1 . . . Qn xn Q1� y1 . . . Qm ym .ψ1� ∨ ψ2� Der Fall ϕ = ψ1 ∧ ψ2 ist analog. 124 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Skolem-Normalform Die obigen Normalformen beziehen sich auf echte Äquivalenz, die Skolem-Normalform jedoch “nur” auf Erfüllbarkeitsäquivalenz. Def.: ϕ ist in Skolem-Normalform, falls ϕ = ∀x1 . . . ∀xn ψ wobei ψ quantorenfrei ist. Theorem 16 Zu jedem τ -Satz ϕ existiert eine τ � -Formel ψ in SkolemNormalform mit τ � ⊇ τ , so dass ϕ ≡sat ψ, Mod(ψ) ⊆ Mod(ϕ) und |ψ| = O(|ϕ|). 125 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Konstruktion der Skolem-Normalform Beweis: O.B.d.A. sei ϕ in Pränex-Normalform. Falls kein ∃ im Quantorenpräfix vorkommt, dann ist ϕ bereits in Skolem-Normalform. Betrachte das äußerste ∃. Sei also ϕ = ∀x1 . . . ∀xi−1 ∃xi ψ Achtung: ψ ist nicht unbedingt quantoren-frei! Sei f ein Funktionssymbol, welches nicht in τ vorkommt. Definiere dieses als (i − 1)-stellig und ϕ� := ∀x1 . . . ∀xi−1 ψ[f (x1 , . . . , xi−1 )/xi ] Behauptung: ϕ erfüllbar gdw. ϕ� erfüllbar (Übung). Dies wird solange iteriert, bis alle Existenzquantoren eliminiert sind. 126 Theoretische Informatik: Logik, M. Lange, FB16, Uni Kassel: 4.3 Prädikatenlogik ohne Gleichheit – Normalformen Skolem-Normalform von Formelmengen Formelmengen können auch skolemisiert werden Theorem 17 Für jede Menge Φ von τ -Sätzen existiert τ � ⊇ τ und Menge Ψ von τ � -Sätzen in Skolem-Normalform, so dass Ψ erfüllbar ist gdw. Φ erfüllbar ist und Mod(Ψ) ⊆ Mod(Φ). Beweis: Übung. warum nicht einfach alle ϕ ∈ Φ einzeln skolemisieren? Def.: FO∀ = Menge aller FO-Formeln in Skolem-Normalform Notation im Kontext von FO∀ : ∀x̄ ψ für ∀x1 . . . ∀xn ψ und ψ quantoren-frei; ebenso ψ[t̄/x̄] 127