Datentechnik Bild 1: Im BMBF-Förderprojekt EOCB entwickelte elektrisch-optische Leiterplatte mit Direktkopplung der aktiven Laser- und Fotodioden an die boardintegrierten optischen MultimodeWellenleiter Manfred Frank Die optische Leiterplatte in den Startlöchern Heutige Interconnect halten als Träger aktiver und passiver Bauelemente mit den wachsenden zukünftigen Anforderungen an die Übertragungs-Technik und -Geschwindigkeit nur noch bedingt Schritt. Denn die zukünftigen Datenmengen, die schnell und komplex übertragen werden wollen, erfordern völlig andere Voraussetzungen. Das haben sowohl Forschung und Industrie rechtzeitig erkannt und richten ihr Augenmerk auf die schnelle Übertragung großer Datenmengen bei zugleich hohen Datenraten. Erinnern wir uns. Viele Science Fiction Filme sehen die Zukunft bereits weit voraus. Menschen beamen sich von Ort zu Ort, exotisch anmutende Fluggeräte rasen mit Lichtgeschwindigkeit und schneller an jeden beliebigen Ort im Universum. Doch die Realität sieht derzeit noch ganz anders aus. Noch heute plagen sich Wissenschaftler und Techniker mit „erdnahen“ Problemen herum. Dazu zählt unter anderem die schnelle und sichere Übertragung exponentiell wachsender Datenmengen. Denn wer künftig Datenmengen von beispielsweise 70 GByte und mehr problemlos übertragen will, der muss sich Techniken bedienen, die dafür prädestiniert sind. Die Entwicklung zeigt klar auf, wo die Reise 42 hingeht. Angefangen von den ersten einseitigen „Gedruckten Schaltungen“ über doppelseitige Leiterplatten mit und ohne Durchkontaktierungen, Multilayern jedweder Komplexität und Raffinesse bis hin zu heutigen HDI Schaltungen modernster Prägung, wobei darunter mehrlagige Leiterplatten mit einer mittleren Kontaktdichte >20 Pads/cm2 und Microvias verstanden werden. Die Treiber für die Weiterentwicklung dieser Technologie sind in den elektrischen Anforderungen eindeutig auszumachen. Ausreichend Platz für EMVMaßnahmen, das heißt große Kupferflächen zur Schirmung auf den Außenlagen, die Microvia-Kapazität und -Induktivität wird auf Grund geringer Impedanzsprünge beim Lagenwechsel um den Faktor 10 kleiner, die Zerklüftung der Powerinnenlagen wird durch Microvias minimiert und verbessert den HF-Rückstrom und die Spannungsversorgung und optimiert damit letztlich auch die Leitungsführung. Zu dem inzwischen bekannten sequentiellen Aufbau gesellt sich mit dem semi-sequentiellen Aufbau eine Methode, die höhere Ausbeuten, weniger Materialstress durch nicht so häufiges Verpressen verspricht aber dafür höhere Registrieranforderungen erfordert. Die optische Leiterplatte Als fünfte Generation wird sich die die EOC Electrical Optical Circuit anschließen, die optische Leiterplatte, der in einiger Entfernung hinsichtlich Zeit und Raum die multifunktionale Leiterplatte MFB Multi Functional Board als Generation Nummer sechs folgen wird. Heute stehen wir am Übergang von Generation vier zu fünf, vom Zeitalter der HDI High Density Interconnect zum EOC Electrical Optival Board. Professor Wolfgang Scheel vom Fraunhofer Institut Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM, C-LAB Siemens und vielen anderen gleichgesinnten Mitstreitern geht alles viel zu langsam. Wenn es nach dem Professor und seinen Mannen ginge, stünden schon heute funktionssichere und einsatzbereite Electrical Optical Boards zur Verfügung, wenn, ja wenn alle logistichen und technischen Details bis ins letzte abgeklärt wären und zur Verfügung stünden und auch die für eine erfolgreiche Produktion erforderlichen Voraussetzungen bis ins letzte Detail geklärt wären. So erfordert die elektrisch-optische Verbindungstechnik auf Leiterplatten die Verfügbarkeit entsprechender Komponenten und Technologien zur Herstellung der hybriden Platinen. Dazu zählen optische Sende- und Empfangskomponenten und Empfangsmodule wie praxistaugliche Technologien für die Herstellung optischer Wellenleiter und deren Integration in die Leiterplatte sowie optische Steckverbindungen für Bauelement-Leiterplatte, LeiterplatteLeiterplatte und Leiterplatte-Faser-Verbindungen. Dazu hat C-LAB Siemens im Rahmen des BMBF geförderten Projekts EOCB Electrical Optical Circuit Board mit grundlegenden Untersuchungen wertvolle Ergebnisse zur optischen Verbindungstechnik beigesteuert. Ziel dieses Verbundprojektes war die Überprüfung der Machbarkeit einer elektrisch-optischen Leiterplatte und deren Bewertung bei Anwendung in verschiedenen Nutzungsbereichen. Parallel dazu wurden Basisalgorithmen zur Analyse und Charakterisierung optischer, in Heißprägetechnik hergestellter Multimodewellenleiter entwickelt. Gleichzeitig wurde die Ankopplung der Laser- und Fotodioden an die in die Leiterplatte integrierten optischen Wellenleiter untersucht. Im Ergebnis entstand auf der Basis partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine Lösung, die durchaus ihren Anspruch als „UrMutter“ der optischen Leiterplatte erheben kann. Zusammen mit der Andus, Bosch, Fraunhofer IZM, Ilfa, Oeca, Siemens C-LAB und der Universität Paderborn wurde eine Leiterplatte als Demonstrations- productronic 7/8 ‘02 Datentechnik objekt entwickelt, die eine vollständige elektrisch-optische Übertragungsstrecke enthält und den Anspruch der ersten funktionsfähigen Platine mit Wellenleitern erfüllt. Der Teufel liegt im Detail Grundlegende Bedeutung kommt einer möglichst verlustarmen Kopplung zwischen den elektro-optischen Halbleitern, LEDs, Laserdioden oder Kantenemitter als Sendeelemente, Fotodektoren als Empfangselemente und den optischen Fasern zu. Dazu ist eine extrem genaue Positionierung der ICs und deren Anbindung an die Leiterbahnen Voraussetzung. Zudem ist eine extrem genaue Positionierung und Kontaktierung der ICs und der Leiterbahnen gefragt, denn die Lichtfasern oder Wellenleitern müssen auf die optischen Sende- und Empfangselemente hin exakt ausgerichtet werden. Bereits geringste Abweichungen auf Grund von Justagefehler führen zu erheblichen Dämpfungen, die der Leistung des Gesamtsystems abträglich sind. Länge und Wellenlänge der Licht- oder Glasfaserkabel sind ein Aspekt, den es bei der Montage eines EOCB zu beachten gilt, denn Glasfasern sind wegen des geringen Faserkerndurchmessers (zwischen 9 µm und 62,5 µm) noch erheblich montagesensibler als Kunststofffasern bei einem Durchmesser des Faserkerns von 200 µm bis 1 mm. Zusätzlich spielt die Struktur der Fasern der eingesetzten Kabel bei der Signalübertragung eine entscheidende Rolle. Je mehr Brechungen das Signal auf dem Weg durch das Kabel unterliegt, desto größer wird die Dämpfung und damit der zu erwartende Leistungsverlust sein. Bekannt sind Datenübertragungen per Kabel in Weitverkehrsnetzen über sehr große Entfernungen. Diese Anwendung greifen meist auf Singlemode-Glasfasern mit 9 µm Faserkerndurchmesser zurück. Auch in diesen Fällen ist eine mikrometergenaue Montage Voraussetzung für einwandfreie Funktion. Spezielle Positioniersysteme garantieren die präzise aktive Montage über das Verschieben in allen drei Dimensionen, während parallel die eingekoppelte optische Leistung gemessen wird. Am Ende wird die Faser in der Position fixiert, in der die eingekoppelte Leistung ihr Optimum erreicht. stanten können lediglich numerisch berechnet werden. Tatsache ist, für die Berechnung spielen Faktoren wie die elektrische Feldstärke, Kreisfrequenz, Modendispersion, Einfallswinkel – wobei die Lichtführung nur stattfinden kann, wenn der Einfallswinkel größer ist als der kritische Winkel der Totalre- Bild 2: Schliffbild einer Multilayer -Leiterplatte mit vier elektrischen Lagen flexion – Materialei- und integrierten optischen Mulitmode-Wellenleitern (oben) sowie eine genschaften und de- Querschnitt mit im CW-Betrieb angeregten LWLs ren Brechzahl die entscheidende Rolle. Bekanntermaßen baterplatte für hohe Bandbreiten auszulegen. siert die Lichtführung in allen dielekEine gewitzte Kombination beider Technitrischen Wellenleitern auf dem Prinzip der ken könnte des Rätsels Lösung sein: elektrische Verbindungen für die AnTotalreflexion. Deshalb kommen dafür all jene Wellenleiter in Frage, deren Kernforderungen, die keine hohen Damaterial und Mantel jeweils die gleichen tenmengen erfordern, wie z.B. OnBrechzahlen aufweisen. Idealerweise lieBoard-Signale, und optische Verbindungen für den Transgen die Brechzahlen optischer Materialien im Bereich 1,45 bis 1,60. port großer Datenmengen. Der gravierende Unterschied zwischen opDas setzt natürlich auch eine realistische tischen Verbindungen und elektrischen LeiProduzierbarkeit in der Praxis voraus. Die tungen liegt nicht in deutlich kürzeren Vergleichen Maschinen, gleichen Verfahren zögerungszeiten – die sind annähernd wie für die Herstellung konventioneller vergleichbar – sondern primär in der um Verbindungstechnik sind zu nutzen, um Klassen höheren Bandbreite. Das bedeutet Fertigungsstandards beizubehalten. Wenn die Möglichkeit der Übertragung entschiedie wichtigsten Voraussetzungen beachtet den höherer Datenraten. werden, sollte dem nichts im Wege stehen. Derzeit liegt das Hauptaugenmerk auf den optischen Wellenleitern und deren InteDie Praxis gration in elektrische Leiterplatten. Dazu gesellen sich elektrisch-optische und opLeiterplatten und Baugruppen werden tisch-elektrische Signalwandlerkomponenauch aus zukünftigen Systemen nicht wegten für optische Sender und Empfänger sozudenken sein. Deshalb kommt der Verbinwie stabile Baulelemente-Board-, Boarddung elektrischer mit optischer VerbinBoard- sowie Board-Faser-Verbindungen. dungstechnik eine Schlüsselrolle zu. Es Neben den erforderlichen und wünschenswird sicherlich nicht erforderlich und zuwerten Technologiebedingungen analog dem nicht wünschenswert sein, jede Lei- Ausbreitung optischer Signale Wer sich mit dem Thema der Optischen Leiterplatte befasst, kommt naturgemäß an der Ausbreitungsgeschwindigkeit in dielektrischen Wellenleitern nicht vorbei. Danach basiert die Übertragung optischer Signale sowohl auf Anregung als auch auf Ausbreitung diskreter Moden. Die für die Definition der Ausbreitung üblichen Kon- productronic 7/8 ‘02 Bild 3: Hybrider Lagenaufbau durch elektrische und optische Lagen 43 Datentechnik Bild 4: Direkte Kopplung der optischen Sender und Empfänger an boardintegrierte optische Wellenleiter der elektrischen Verbindungstechnik spielt auch die Bestückung eine relevante Rolle. Auch hier gilt für die optische Verbindungstechnik: bewährte und beherrschte Technologien nutzen. Sicherlich müssen Konzepte zur Kopplung der Wellenleiter an optische Sender und Empfänger für die diese Technik konzipiert werden. Mit Blick auf die Positioniergenauigkeit üblicher Bestückungsautomaten im Bereich +/-50 bis +/-90 µm wird schnell klar, dass ausschließlich Wellenleiter in Multimode Technologie eine Lösung darstellen. Die Leitungsquerschnitte sollten sich in der gleichen Größenordnung wie die elektrischen Leiter liegen. Querschnittsabmessungen der optischen Wellenleiter von 50 µm x 100 µm entsprechen durchaus der Realität. Obwohl auf den ersten Blick die Positioniergenauigkeit im Vergleich zum Querschnitt der optischen Wellenleiter als nahezu kurios unzureichend erscheint, kann die erforderliche passive Positionierung der Wandlerkomponenten durch Bild 5: Indirekte Kopplung der optischen Sender und Empfänger an boardintegrierte optische Wellenleiter mehrstufige mikromechanische Positionierhilfen durchaus erreicht werden und die Lage analog der Forderungen an optische Verbindungen hinreichend genau zu den Wellenleitern ausgerichtet werden. Zugleich lässt sich nur unter strenger Berücksichtigung der Forderung nach freier Verdrahtung, wie in der Leiterplattentechnik an der Tagesordnung, ein hoher Integrationsgrad auf elektrisch-optischen Leiterplatten erzielen. Daneben werden durch eine freie Verdrahtung auch beliebige Mehrpunkt Verbindungsstrukturen realisiert, die zu einer universelleren Nutzung dieser Technologie führen. Letzten Endes müssen Anforderungen beachtet werden, die bereits für konventionelle Leiterplatten Gültigkeit haben und auch für die elektrisch-optische Leiterplatte in Betracht kommen. So sind die Verträglichkeit der Wellenleitermaterialien mit dem Basismaterial – FR4 und Polymid – sowie deren Lebensdauer und thermische, klimatische, elektrische und mechanische Eigenschaften zu koordinieren. Natürlich ist auch die problemlose Montage und Planarität der Platine insbesondere in der Nähe der Einbauplätze eine stete Forderung. Denn es gilt signifikante Abweichungen zu vermeiden. Hybrider Aufbau Bild 6: Konzept zur Entwicklung von EOCBs 44 Ein weit verbreitetes Konzept, das alle Anforderungen berücksichtigt, sieht einen hybriden Lagenaufbau durch elektrische und optische Lagen vor (Bild 3). Dieses Konzept kommt der geforderten und auch gewünschten Kompatibilität des Entwurfs- als auch Herstellungsprozesses entgegen und bietet auch die Möglichkeit einer freien optischen Verdrahtung. Die optischen Wellenleiter befin- den sich innerhalb eigener separater optischer Lagen, die durch einen Heißprägeprozess hergestellt werden können. Dieser beherrschte Prozess bringt sowohl große Freiheitsgrade mit sich als auch die damit verbundene Voraussetzung der präzisen Herstellung auch beliebiger Strukturen wie Leistungsteiler oder Sternkoppler. Polymerfolienstrukturierung Eine andere Lösung sieht die Strukturierung einer Polymerfolie vor. Die Wellenleitergräben werden dann mit flüssigem Kernmaterial gefüllt. Nach dem Aushärten der Kerne wird dann das Overcladding durch das Laminieren einer weiteren Polymerfolie aufgebracht. Um den Temperaturanforderungen zu genügen, können die optischen Lagen auch mit COC oder Polycarbonat gebildet werden, die sich durch eine hohe Glasübergangstemperatur auszeichnen. Den Knackpunkt in diesem Prozess stellt das Prägewerkzeug dar, das letztlich über die erzielbaren Toleranzen und die Oberflächenqualität des Wellenleiters entscheidet. UV-Lithografie Eine Alternative wäre mit der UV-Tiefenlithografie denkbar, die auch die angesprochene uneingeschränkte optische Verdrahtung nahezu erfüllt. In Abhängigkeit der Herstellung des Prägewerkzeuges sowie des Prägesprozesses selbst weisen die Wellenleiter Oberflächenrauhigkeiten auf, die durch Streueffekte zu weiteren Verlusten führen und auch Übersprechen hervorrufen können. Elektrisch-optische Signalwandler Wandlermodule spielen im Konzert der optischen Leiterplatte eine große Rolle. Sie bilden die Schnittstelle, neben einer kostengünstigen und handelsüblichen Herstellung, zwischen den optischen Wellenleitern und den mikroelektronischen Komponenten. Optische Sendeelemente productronic 7/8 ‘02 Datentechnik basieren auf vertikal emittierenden Laserdioden, die Licht mit einer Wellenlänge von 850 nm und weniger aussenden. Dieser Wellenbereich ist auf Grund des lokalen Dämpfungminimums der polymeren Wellenleiter von entscheidender Relevanz. Heute hat die VCSEL-Technologie einen akzeptablen Reifegrad erreicht. Sie hat das Vermögen hohe Bandbreiten von 10 GBit/s und mehr zu realisieren und bietet zugleich beste Voraussetzungen für deren ökonomische Herstellung. Photodioden mit integrierten Verstärkern bilden die optischen Empfänger auf den Opto Electronic Integrated Circuits. Doch stellt sich ihre Dimensionierung als konfliktbehaftet heraus. Aus der Sicht der Aufbautechnik und der automatischen Bestückung elektrisch-optischer Platinen sollten die Querschnittsabmessungen der Wellenleiter möglichst groß sein. Auch die Dioden sollten entsprechend groß sein. Das heißt, die Photodiode muss entsprechend groß sein, damit es durch die numerische Apertur der Wellenleiter und den Abstand zwischen Wellenleiter und Diode nicht zu Überstrahlungen der Diode kommt, beziehungsweise dass die vorhandene Überstrahlung in Abhängigkeit der zulässigen Toleranzen minimiert werden kann. Jedoch besitzt eine große Photodiode eine relativ große Kapazität, die wiederum die Bandbreite begrenzt. Das hat zur Folge, in Abhängigkeit der geforderten Bandbreite der Übertragungsstrecke müssen die Querschnitte der Wellenleiter zusammen mit dem Durchmesser der Photodiode reduziert werden. Daneben eröffnet sich die Möglichkeit des Einsatzes von mikrooptischen Komponenten wie Mikrolinsen. Mikrolinsen bündeln die aus dem Wellenleiter austretende optische Leistung auf die Photodiode. Doch führt diese Alternative zu nicht akzeptablen Kostensteigerungen. Als Voraussetzung für den ökonomischen industriellen Einsatz der optischen Verbindungstechnik muss also auch die Frage nach einem Konzept für die sichere Ankopplung an die Wellenleiter beantwortet werden. Die automatische Bestückung muss die Wandlermodule sowie deren passive Ausrichtung relativ zu den Austrittsebenen der Wellenleiter innerhalb bestimmter Toleranzgrenzen ermöglichen. Aus Gründen der Ökonomie sollte die Positioniergenauigkeit marktüblicher Bestückungsautomaten zugrunde gelegt werden. Die Forderung der passiven Justage ist primär zu erfüllen, da eine aktive Justage die Kosten für die Montage unerträglich anheben würde. Grundsätzlich bieten sich zwei Lösungen an: Direktkopplung (Bild 4) und/oder indirekte Kopplung (Bild 5). Bei der direkten oder Stirnflächenkopplung wird die aktive Wandlerkomponente direkt productronic 7/8 ‘02 an die Stirnflächen der Wellenleiter angebracht. Bei der indirekten Kopplung werden die aktiven Wandlerkomponenten durch eine 90°-Strahlumlenkung an die Wellenleiter angekoppelt. Entwurfsregeln Generell stellen Entwurfsregeln beim Konzipieren elektrischer Leiterplatten eine ungeheuer wichtige Hilfe dar (Bild 6). Diese Regeln, die zum Teil auf eigene Erfahrungen gründen oder aus gezielten Simulationen stammen, helfen gravierende Fehler von Beginn an zu unterbinden. Auch für die optischen Verbindungen lassen sich Entwurfsregeln einsetzen, die der Entwicklungsarbeit enorm förderlich sind. Nur, es liegt noch kein Erfahrungswissen vor, da die Herstellungstechnologie noch keine Industriereife erreicht hat und elektrischoptische Leiterplatten noch nicht in Produkten eingesetzt werden. Deshalb muss zur Erarbeitung von Entwurfsregeln für die optische Verbindungstechnik auf Simulationen und messtechnische Untersuchungen zurückgegriffen werden. Aus Funktions-, Kosten- und Kompatibilitätsgründen basiert die optische Verbindungstechnik auf Leiterplattenebene nicht auf der Integration optischer Glas- oder Kunststofffasern. Um topologisch beliebig strukturierte optische Verbindungen (Busstrukturen, Mehrpunktverbindungen) realisieren zu können, müssen deshalb komplette optische Lagen mit Wellenleitern und allen notwendigen passiven Verbindungselementen hergestellt werden. Neben fotolithografischen Prozessen eignen sich auch Replikationsverfahren zur Produktion optischer Lagen mit integrierten Multimode-Wellenleitern mit einem Stufenindex-Profil. Zu beachten ist jedoch, dass die Übertragungsqualität optischer Wellenleiter sehr stark von der Qualität der Wellenleiteroberfläche abhängt. Insbesondere die unvermeidbaren herstellungsbedingten Rauheiten wirken sich signifikant auf das Übertragunsverhalten des Wellenleiters aus. C-LAB hat dafür ein numerisches Analyseverfahren entwickelt, mit dem sich der Einfluss dieser Oberflächenstörungen auf die Übertragungseigenschaften von Wellenleitern mit beliebigem Querschnitt qualitativ und die Einkopplung bzw. die Anregung des Wellenleiters derart ausgestaltet sein muss, dass die gesamte optische Leistung möglichst in die Moden niedriger Ordnung eingekoppelt wird. Dadurch wird die Gesamtdämpfung der optischen Übertragungsstrecke reduziert. Unter praktischen Gesichtspunkten heißt das, die numerische Apertur der optischen Quelle sollte geringer sein als die nominale Apertur des Wellenleiters. Ausblick Die erkennbaren physikalischen Leistungsgrenzen der elektrischen Aufbau- und Verbindungstechnik lassen sich durch die optische Verbindungstechnik wirksam umgehen. Die dafür erforderlichen Technologien und Komponenten zu deren Realisierung, wie Herstellung optischer Wellenleiter und deren Integration in Leiterplatten, bezahlbare optische Sender und Empfänger mit entsprechenden Koppelmodulen sowie Simulations- und DesignTools, befinden sich derzeit in hoffnungsfrohen Entwicklungsstadien, die erste Produkte mit elektrisch-optischen Übertragungsstrecken in wenigen Jahren ermöglichen werden. Damit lässt sich das erkennbare Leistungspotential der Halbleitertechnologie, die in den kommenden 10 bis 12 Jahren eine kontinuierliche Steigerung von On-Chip-Taktfrequenzen auf bis zu 10 GHz und mehr erreichen wird, vollständig ausnutzen. Aus heutiger Sicht werden die Leistungen für elektrische Kommunikations- und Informationsgeräte enorm steigen. www.fhg.izm.de productronic 414 Literatur [1] C-LAB Jahresbericht 2001, Cooperative Computing & Communication Laboratory, Siemens Business Services GmbH & Co. OHG und Universität Paderborn. [2] Neue Aufbau- und Verbindungstechniken – Optik/HDI, Tutorial 10 – SMT Nürnberg 2001. [3] Optische Aufbau und Verbindungstechnik auf Leiterplatten: Grundlagen-Technologie-Anwendungen, Photonic 2001. 45 Übersatz [4] A High-Performance Hybrid Electrical-Optical Interconnection Technology for High-Speed Electronic Systems, IEEE Transactions on Advanced Packaging, Vol. 24, No.3, 8-2001. [5] Electrical-Optical Circuit Boards with Four Channel Butt-Coupled Optical Transmitter and Receiver Modules, Proceedings of SPIE, Vol. 4455, 10-2001. [6] Self-Aligned Coupling of Optical Transmitter and Receiver Modules to Board-Integrated Optical Multimode Waveguides, Proceedings of SPIE, Vol. 4455, 10-2001. [7] Projekte zur optischen Aufbau- und Verbindungstechnik im Rahmen des BMBF-Förderprojektes, 11-2001. Manfred Frank betreibt das Redaktionsbüro Frank in 63165 Mühlheim.