Der Klettermaxe Der Laubfrosch (Hyla arborea) ist ein kleiner Baumfrosch. Als einzige einheimische Amphibienart kann er auf Büsche und Bäume klettern. Dazu befähigen ihn die rundlichen Haftscheiben an den Spitzen von Fingern und Zehen. Er ist meistens so grün wie Blätter, auf rauen Oberflächen kann er aber auch braun wie Rinde werden. Dass er ein starker Sänger ist, kann man im Sommer manchmal noch aus bis zu einem Kilometer Entfernung hören. Die Männchen bilden Rufgesellschaften, um die Weibchen mit ihren rhythmischen „äp-äp-äp“-Rufen an geeignete Gewässer zu locken. Die Larven des Laubfrosches brauchen zur Entwicklung besonnte Gewässer mit einer krautreichen Flachwasserzone. Sein ursprünglicher Lebensraum sind natürliche Flussauengebiete mit vielfältig strukturierten Wiesen und Wäldern mit hohem Grundwasserstand. Sind solche Strukturen noch in Siedlungsnähe vorhanden, kann er bei seinen Wanderungen sogar im Gartenteich oder in der Gießkanne auf dem Balkon auftauchen. So groß bin ich Paul Constantin Billots und sein Streifenfarn… Farne sind ebenso wie Moose Sporenpflanzen, die weder Blüten noch Samen hervorbringen. Die der Vermehrung dienenden Sporen befinden sich bei Farnen meist auf der Unterseite der Blätter. Bei den Streifenfarnen ist die Form der Sporenträger, wie es der Name schon sagt, streifenförmig. Der pfälzische Botaniker Friedrich Schulz entdeckte 1820 nördlich von Steinbach im Elsaß eine neue Streifenfarn-Art, die er zu Ehren des französischen Botanikers P.C. Billot (1796-1863) „Asplenium billotii“ nannte. In Deutschland wurde Billots Streifenfarn, auch Eiförmiger Streifenfarn genannt, erstmals 1967, mehr als 100 Jahre nach dem Tod des Namensgebers, nachgewiesen. Gerhard Schulze aus Ludwigshafen fand die Art an Felsen im Pfälzerwald. Einige seiner Belege liegen heute im Herbarium des Pfalzmuseums für Naturkunde in Bad Dürkheim. Nach wie vor wächst Billots Streifenfarn an einigen Felsen im Pfälzerwald. Ein weiterer Fund gelang 1981 im benachbarten Nordschwarzwald. Da es ansonsten jedoch keine weiteren Vorkommen der Art in Deutschland gibt, haben wir für den Fortbestand von Billots Streifenfarn in Rheinland-Pfalz und damit auch in Deutschland eine besonders hohe Verantwortung. So groß bin ich Die Anmutige Einzelne Nachweise der Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa) gab es in Rheinland-Pfalz schon vor 100 Jahren. Die Tiere sind möglicherweise aus südlicheren Gegenden eingeflogen oder gelangten als blinde Passagiere mit Ferntransporten zu uns. Offensichtlich fühlt sich die ursprünglich aus Afrika stammende, (sub-)mediterran verbreitete Art bei uns sehr wohl. Seit ca. 10 Jahren beobachten wir eine starke Vermehrung und Ausbreitung. Forscher vermuten, dass die Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte einiges dazu beigetragen haben. Gottesanbeterinnen zählen zu den Fangschrecken, die mit den Schaben näher verwandt sind als mit unseren heimischen Heuschrecken. Die Europäische Gottesanbeterin ist der einzige heimische Vertreter dieser Tiergruppe. Die meisten Fangschrecken-Arten leben in tropischen Wäldern. So groß bin ich Weil diese Tiere in Ruhestellung ihr vorderes Beinpaar wie zum Gebet still und angewinkelt halten, werden sie „Gottesanbeterin“ genannt. Die vermeintlich friedliche Haltung wird jedoch blitzschnell aufgegeben, wenn ein Beuteinsekt in die Nähe dieser zu Fangarmen umgebildeten Beine kommt. Das Regenmännchen Die schwarzgelbe Färbung des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) signalisiert wie bei Wespen: Ich bin gefährlich! Das Gift sitzt beim ihm in Drüsen hinter den Augen. Beim Menschen brennt es in den Augen, wenn es dorthin gelangt, und auch Tieren ist dieses Gift unangenehm. Daher kann der Salamander meist unbehelligt seiner Wege gehen. Das Zeichnungsmuster ist bei den Larven noch variabel, bei ausgewachsenen Tieren verändert es sich nicht mehr und lässt sich zur Erkennung einzelner Tiere heranziehen. So hat jeder Feuersalamander sein eigenes unverwechselbares Aussehen – wie Du und ich. Allen Feuersalamandern gemeinsam ist, dass sich an den stärker entwickelten Hinterbeinen fünf Zehen, an den Vorderbeinen hingegen nur vier befinden. Während man im Mittelalter noch dachte, der Feuersalamander könnte im Feuer leben, weiß man heute um die zarte, feuchte Haut, die noch daran erinnert, dass seine Vorfahren im Wasser lebten. Seine bereits fertig entwickelten Larven setzt das Weibchen auch heute in Bachoberläufe oder kleine Stillgewässer ab. Nach Sommerregenfällen verlässt der Feuersalamander gerne mal sein Versteck; so bekam er im Volksmund den Namen „Regenmännchen“. So groß bin ich Die vergessene Echse Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist die wahrscheinlich häufigste Reptilienart in Deutschland. Sie besiedelt eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume, selbst in Großstädten ist sie ungewöhnlich häufig zu finden. Meist lebt die Blindschleiche aber im Verborgenen, da sie einen großen Teil ihres Lebens, das über 40 Jahre dauern kann, unterirdisch verbringt. Sie nutzt dabei Mäusegänge oder wühlt selbst. Nahrungstiere sind kleine Nacktschnecken und Regenwürmer. Durch den lang gestreckten Körper, das Fehlen der Beine und ihre schlängelnde Fortbewegung wird sie oft für eine Schlange gehalten. Sie ist aber eine Echse, deren Gliedmaßen zurückgebildet sind. Bei den erwachsenen Tieren weisen noch kleine Reste eines Schulter- und eines Beckengürtels an der Wirbelsäule auf die Abstammung von Vorfahren mit Beinen hin. Ihr althochdeutscher Name „Plintschleiche“, der so viel wie blendende Schleiche bedeutet, rührt übrigens von ihrer schillernden Haut her. Blind ist sie nämlich keineswegs. Obwohl die Art bisher als nicht gefährdet gilt, so hat sie doch in den letzten Jahrzehnten unter den Veränderungen in unserer Landschaft wahrnehmbar gelitten. Dazu kommt, dass sie noch nicht umfassend erforscht ist. So groß bin ich Wenig auffällig doch allgegenwärtig … Moose sind Sporenpflanzen! Sie bilden also keine Blüten und verbreiten sich auch nicht über Samen, sondern über Sporen. Winzige Moossporen werden bis in die Stratosphäre verdriftet. Unter anderem deshalb sind viele Arten weltweit verbreitet! Die meisten Moose sind recht unscheinbar und werden vom Laien leicht übersehen. In Rheinland-Pfalz gibt es jedoch über 650 verschiedene Arten. Sie wachsen überall um uns herum: in Fugen von Gemäuern und Pflastersteinen, auf Wiesen, an Bäumen in Parks und natürlich im Wald. Barfuss über einen moosbedeckten Waldboden zu laufen ist eine Wohltat! Eine für den Naturschutz besonders wichtige Art ist das Grüne Gabelzahn-Moos (Dicranum viride). Aufgrund seiner Seltenheit ist es europaweit streng geschützt. In Rheinland-Pfalz und im benachbarten Baden-Württemberg findet man es z.B. an Rinde von Eichen und Hainbuchen in naturnahen Wäldern. Da die meisten Moose keinen Gebrauchswert für uns Menschen haben, erhielten sie lange Zeit auch keine deutschen Namen. Die Gabelzahn-Moose wurden von Wissenschaftlern nach den gegabelten Zähnen am Rand der Sporenkapseln benannt. Dieses Merkmal ist jedoch nur mit einer sehr starken Lupe oder einem Mikroskop zu erkennen. So groß bin ich Der „Hausdrache“ Manchmal haben wir einen kleinen Drachen im eigenen Garten sitzen und wissen nichts davon. Man muss schon etwas genauer hinsehen, um die Zauneidechse (Lacerta agilis) am Rand eines Gebüsches oder im Gras zu entdecken. Ihr Körper ist bedeckt von Schuppen und Schildern unterschiedlicher Form, Größe und Farbe. Diese Hornschicht reduziert Wasserverluste in trockener Umgebung und sorgt für einen gewissen Sonnenschutz. Die Männchen zeigen besonders während der Fortpflanzungszeit eine leuchtend grüne Beschuppung an Kehle und Flanken, die Weibchen bleiben bräunlich. Die oberste Hautschicht wächst nicht mit und wird von Zeit zu Zeit abgestreift. Zum Sonnenbaden braucht die Zauneidechse freie Stellen in der Vegetationsdecke und für die Eiablage grabbare, sich leicht erwärmende Böden. Die eigentlichen Lebensräume der Zauneidechsen, wie Brachland, Altgrasbestände, verbuschte Magerrasen, werden oft als unnützes Gelände angesehen und fallen meist früher oder später der Kultivierung zum Opfer. Die Zauneidechse wird dadurch zunehmend auf Restflächen von wenigen Quadratmetern zwischen Straße oder Waldrand und intensiver Landwirtschaft abgedrängt. Trotz ihres weiten Verbreitungsgebietes ist diese Art daher gefährdet und streng geschützt. Wenn in einem Garten entsprechendeVersteckmöglichkeiten vorhanden sind, kann die Zauneidechse aber auch bei uns vor der Haustür eine neue Heimat finden. So groß bin ich Heimliche Mitbewohner? Manchmal leben mehr Geschöpfe mit unter dem eigenen Dach, als wir selbst vermuten. Das Graue Langohr (Plecotus austriacus) kann so ein heimlicher Mitbewohner sein. Es ist eine typische „Dorffledermaus“. Die Weibchen ziehen ihre Jungen oft in Dachböden auf. Geeignete Jagdgebiete liegen entsprechend in siedlungsnahen heckenreichen Grünländern, Obstwiesen, Gärten und an Waldrändern. Die Art zählt in Deutschland zu den seltenen Fledermausarten, denn durch Gebäudesanierungen werden ihre Quartiere oft zerstört. Auch der Einsatz von giftigen Pestiziden gefährdet die Gesundheit der Tiere. Das Graue Langohr ist ein so genannter „Flüsterer“, der nur mit sehr leisen Ultraschallrufen ortet. Diese Jagdweise ermöglicht es, sehr nah an Bäumen und Sträuchern zu fliegen, ohne von Störechos irritiert zu werden. Deshalb sind die Ohren dieser Fledermausart besonders groß, sie erreichen fast Körperlänge. Gefressen werden bevorzugt Nachtfalter. Es ist faszinierend, wie diese kleinen Säugetiere kleinste Insekten orten und in akrobatischen Flugmanövern erbeuten. Mit etwas Glück können wir beim abendlichen Spaziergang das Graue Langohr oder andere Fledermäuse im Schein von Straßenlaternen beim Beutefang beobachten. So groß bin ich Schnecke, Schnecke komm heraus, strecke deine Fühler aus! Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist unsere größte einheimische Landschnecke. Obwohl sie in Rheinland-Pfalz weit verbreitet und stellenweise sehr häufig ist, weist sie europaweit betrachtet ein vergleichsweise kleines natürliches Verbreitungsgebiet auf. Rheinland-Pfalz liegt im Zentrum dieses europäischen Vorkommens. Besonders auf kalkhaltigen Böden finden wir die Weinbergschnecke in Massen. Wo es so viele Weinbergschnecken gibt, kann mit etwas Glück auch ein Weinbergschnecken-König entdeckt werden. Während die Gehäuse von fast allen Weinbergschnecken von oben betrachtet im Uhrzeigersinn gewunden sind, windet sich das Gehäuse des „Schneckenkönigs“ entgegen dem Uhrzeigersinn. Damit ist der Schneckenkönig wie ein Spiegelbild einer „normalen“ Schnecke. Weinbergschnecken werden nachweislich seit 2000 Jahren gegessen und gelten heute als Delikatesse. Aber Achtung: wildlebende Weinbergschnecken stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gesammelt und verspeist werden! So groß bin ich Ich flieg auf Brombeeren Im Sommer 2003 wurde der Brombeer-Perlmutterfalter (Brenthis daphne) erstmals im Süden von Rheinland-Pfalz nahe der französischen Grenze nachgewiesen. In einer Ausbreitungswelle über Zentralfrankreich und das Elsass ist die Art zu uns gelangt und breitet sich aktuell weiter nach Norden aus. Der Brombeer-Perlmutterfalter braucht Waldlichtungen, Waldränder oder verbuschte Wiesen mit ausgedehnten Brombeer-Hecken. Die Raupen fressen die Blätter der Brombeeren und die Falter saugen Nektar an den Blüten. In unseren Mittelgebirgen gibt es viele verschiedene Perlmutterfalter-Arten, die oberflächlich betrachtet ähnlich aussehen. Unterscheiden kann man sie an der Zeichnung und Färbung der Flügelunterseiten. Beim Brombeer-Perlmutterfalter sind die Hinterflügel breit violett übergossen. So groß bin ich Der Begriff Perlmutter stammt aus dem Lateinischen von mater perlarum = Mutter der Perlen. Die Perlmuschel (Perlmutter) trägt eine Perle (ein Kind) in sich. Später wurde der Begriff auf die innere Schicht der Schale übertragen. Viele Schmetterlinge, deren deutsche Namen „Perlmutter“ oder auch „Perlmutt“ enthalten, tragen perlmuttfarbene Flecken auf ihren Flügelunterseiten. Flugkünstler Mit einer Flügelspannweite von bis zu 7,5 cm gehört die Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) zu den Großlibellen. Sie lebt an Bächen und ruhigen Flüssen, die eine naturnahe Struktur und gute Wasserqualität aufweisen. Neben besonnten Wasserflächen braucht sie einen feinkörnigen Gewässergrund. Hier leben, oberflächlich im Boden vergraben, ihre Larven und lauern auf Beute. Gefressen wird alles, was zwischen die Kiefer passt. Nach einer bis zu vier Jahren dauernden Entwicklungszeit verlassen die Larven das Wasser. Nach einem komplizierten Umwandlungsprozess im Innern steigt aus der aufgesprengten Außenhaut der Larve eine fertige Libelle. Wir können diese raschen und gewandten Flieger von Juni bis September oft auch abseits der Gewässer beim Jagen beobachten. Unverwechselbar ist ihre strahlend grüne Brustfärbung. So groß bin ich Schon Leonardo da Vinci war von Libellen und ihrer Art der Fortbewegung fasziniert und versuchte, ihre Flugkunst zu analysieren. Auch heute noch stehen Bioniker und Ingenieure in ihrem Bann. So war die Libelle Namenspate für verschiedene Hubschrauber und Flugroboter. Das Geheimnis der raffinierten Flugtechnik liegt darin begründet, dass jeder Flügel einer Libelle seine eigenen Muskeln hat. So können die Flügel unabhängig voneinander arbeiten und ermöglichen es der Libelle, je nach Situation auf Schwebe-, Segel- oder Schnellflug zu wechseln. Eine außergewöhnliche Nachbarschaft Der gesellige Bitterling (Rhodeus amarus) lebt in flachen, stehenden oder schwach strömenden Gewässern mit schlammig-sandigem Bodengrund. Hier ernährt er sich von Algen, Plankton und wirbellosen Kleintieren. Der Bitterling hat eine besonders gewitzte Art sich fortzupflanzen: Ein paarungswilliges Männchen im bunten Hochzeitskleid besetzt ein Revier mit einer auserwählten Fluss- oder Teichmuschel und verteidigt sie gegen seine Konkurrenten. Schwimmt ein laichbereites Weibchen vorbei, wird es vom Männchen zu „seiner“ Muschel geleitet. Das Weibchen gibt seine Eier mit einer extra ausgebildeten Legeröhre in die Muschel ab. Danach entlässt das Männchen seinen Samen über der Muschel ins Wasser. Durch das Atemwasser der Muschel werden die Spermien ins Innere gesogen und befruchten die dort abgelegten Eier. Durch die Schalen der Muschel gut geschützt und ständig mit frischem Wasser versorgt, verlassen die Larven des Bitterlings ihre Muschel-Amme erst, wenn ihr Dottersack aufgezehrt und sie schwimmfähig sind. Die Muschel nimmt durch diese Untermieter keinen Schaden. Voraussetzungen für den Schutz des vom Aussterben bedrohten Bitterlings sind deshalb nicht nur der Schutz und der Erhalt seiner Lebensräume, sondern auch der Schutz der Muscheln, ohne die er sich nicht fortpflanzen kann. So groß bin ich Giftige Schönheit Die Einbeere (Paris quadrifolia) ist in Rheinland-Pfalz weit verbreitet und häufig. Man findet sie vor allem in nicht zu trockenen Wäldern auf nährstoff- und humusreichen Böden. Die Pflanze beeindruckt die Menschen von alters her - vor allem wegen ihres einzigartigen Blütenaufbaus. Dadurch erklären sich auch die vielen verwendeten Trivialnamen wie Augenkraut, Fuchsauge, Fuchstrauben, Krähenauge, Kreuzkraut, Sauauge, Schlangenbeere, Schwarzblattkraut, Sternkraut, Teufelsauge, Teufelsbeere, Wolfsbeere und Pestbeere. Ob sich der wissenschaftliche Gattungsname „Paris“ tatsächlich mit der Sage um das Paris-Urteil in Zusammenhang steht, ist ungewiss: In der Sage geht es um einen Goldenen Apfel (Zankapfel), um den sich die drei Göttinnen Aphrodite, Pallas Athene und Hera streiten. Gott Zeus macht es sich leicht und lässt den armen irdischen Jüngling Paris die Entscheidung fällen. Egal für wen er sich entscheidet, letztlich für Aphrodite, er wird den Unmut der Götter auf sich ziehen, und seine Geschicke wenden sich nicht zum Guten… Sicher trifft die Einbeere keine Schuld an Paris Schicksal! Ein vorsichtiger Umgang mit der Pflanze ist aber dennoch geboten, denn alle Pflanzenteile sind giftig und die Einnahme mehrer Beeren kann zu starken, mitunter sogar tödlich verlaufenden Vergiftungen führen. So groß bin ich Klein – aber oho! Auf den ersten Blick einfach ein Käferchen. Rückt man etwas näher, offenbart der zweite Blick einen elegant gefärbten Buntkäfer: weiße Querbinden auf schwarzem Grund mit einer schicken ziegelroten Flügelbasis. Der Eichenbuntkäfer (Clerus mutillarius) ist eine Käferart des Mittelmeerraumes, die bei uns eine relativ kleine Verbreitung aufweist. In RheinlandPfalz lebt er nur im Bereich des Oberrheingrabens in alten Eichenwäldern der Südpfalz. Hier ist der Eichenbuntkäfer auf Stämmen und Ästen sowie auf Klafterholz zu finden. Über den Transport von Brennholz können die Tiere sogar in unsere Gärten oder Wohnungen gelangen. Geschäftig umherlaufend, stellt er unter der Rinde lebenden Insekten, insbesondere anderen Käfern, nach. Mit seinen mächtigen, starken Kiefern kann er Beutetiere überwältigen, die fast so groß sind wie er. Schon seine Larven leben räuberisch. Auch wenn er lokal noch ausgesprochen häufig sein kann, gilt er doch aufgrund seiner engen regionalen Verbreitung als sehr selten. Vermutete Bestandsrückgänge lassen ihn als hochgradig gefährdet erscheinen, und so steht er als vom Aussterben bedroht in der höchsten Gefährdungskategorie. So groß bin ich Die Verführerische Orchideen sind die Diven im Pflanzenreich. Anmut und Trickreichtum dieser verführerischen Pflanzen faszinieren aber keineswegs nur uns Menschen. Die Ragwurz-Arten locken männliche Insekten an, indem ihre Blüten die weiblichen Insekten nicht nur in Form und Farbe imitieren, sondern sogar deren Sexuallockstoffe nachahmen. Das angelockte Insekt bemerkt von der Täuschung nichts und beim Versuch die vermeintlichen Weibchen zu begatten, überträgt es Pollen von einer Blüte auf eine andere. Neben der Fliegen-Ragwurz (Ophris insectifera) gibt es noch vier weitere Ragwurz-Arten in RheinlandPfalz: Bienen-, Hummel-, Echte Spinnen- und Kleine Spinnen-Ragwurz. Unter den heimischen Ragwurz-Arten verdient aus vegetationsgeografischer Sicht vor allem die FliegenRagwurz besondere Erwähnung. Weltweit betrachtet hat sie ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet. Wir haben deshalb für diese Art in Rheinland-Pfalz eine besondere Verantwortung. Nomen est omen? Nur teilweise! Die Spinnen-Ragwurz wird nicht etwa von Spinnen bestäubt, sondern von Sandbienen der Gattung Andrena. Und auch die Fliegen-Ragwurz wird nur selten von Fliegen besucht. Sie setzt stattdessen vorzugsweise auf Selbstbestäubung. So groß bin ich Tarnen oder Warnen? Die Raupe des Wolfsmilchschwärmers (Hyles euphorbiae) setzt im Gegensatz zu anderen Schmetterlingsraupen nicht auf Tarnung, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Ganz im Gegenteil! Sie ist auffällig bunt gefärbt, so dass ein hungriger Vogel sie leicht erkennt. Wenn ein Beutegreifer sie packt, erlebt er allerdings eine böse Überraschung: Blitzschnell krümmt sich die Raupe „spuckt“ dem Fressfeind eine halb verdaute grüne, klebrige Masse entgegen. Ihre Nahrung besteht aus Blättern von Wolfsmilch-Gewächsen, die für Säugetiere und Vögel giftig sind. Das macht die Erfahrung für einen Vogel nicht gerade angenehm! Wer sich den Schnabel einmal mit dem giftigen Auswurf verklebt hat, wird nächstes Mal die Finger, pardon den Schnabel, von solchen bunt gefärbten Raupen lassen. So groß bin ich Während die Wolfsmilchschwärmer-Raupe durch ihre bunte Färbung den Feind also warnt, setzt der voll entwickelte nachtaktive Schmetterling zunächst auf Tarnung. Tagsüber sitzt er zwischen verdorrten Pflanzenteilen und ist dank seiner Braunfärbung nur schwer zu erkennen. Doch wird er aufgeschreckt, zeigt er überraschend seine roten Hinterflügel. Dies ist genauso eine Warnung an den Fressfeind, denn die Falter sind ebenso giftig wie die Raupen. Wolfsmilchschwärmer sind Wärme liebend und kommen hierzulande vor allem in klimatisch begünstigten Regionen vor. Bevorzugte Biotope sind Magerrasen, Dünen und Böschungen mit ausreichend großen Beständen ihrer Hauptnahrungspflanze, der Zypressen-Wolfsmilch. Musikanten am Waldrand Die Waldgrille (Nemobius sylvestris) zählt, wie alle anderen Grillen auch, zu den Heuschrecken. Neben vielen weiteren Besonderheiten zeichnet sich diese Insektengruppe dadurch aus, dass etliche Arten Lautäußerungen von sich geben können. Manche Heuschrecken, so auch die Waldgrille, erzeugen Geräusche, indem sie ihre Flügel übereinander reiben, andere streichen mit den Hinterbeinen über die Flügeldecken und versetzen diese so in Schwingungen. Der Ruf der Waldgrille ist ein leises wohltuend klingendes „rürr“, das bis 2 Sekunden lang andauern kann und nach kurzer Unterbrechung minutenlang wiederholt wird. Die Hörorgane der Heuschrecken sind mit Häutchen überzogene Öffnungen und befinden sich entweder seitlich am Körper oder wie bei der Waldgrille an den Vorderbeinen. Die Waldgrille ist eine hierzulande weit verbreitete und häufige Heuschrecke. Man findet sie in fast allen Landesteilen, vorzugsweise an sonnigwarmen Laubwaldrändern. Weltweit betrachtet hat die Waldgrille jedoch ein relativ kleines Verbreitungsgebiet in dessen Zentrum Rheinland-Pfalz liegt. So groß bin ich Seltene Glöckchen So groß bin ich Die Lanzettblättrige Glockenblume (Campanula baumgartenii) kommt weltweit nur in den Nordvogesen (Frankreich), im Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz) und im Taunus (Hessen) vor. Mehr als drei Viertel ihres Verbreitungsgebietes liegen in Deutschland. Daher haben Deutschland und besonders Rheinland-Pfalz eine sehr große Verantwortung für diese Art. Häufig befinden sich die Vorkommen an Böschungen am Rand von Waldwegen. Eine Gefährdung der Pflanzen geht von der Forstwirtschaft und vom Wegebau aus. Ein Artenschutzkonzept für die Lanzettblättrige Glockenblume ist daher dringend erforderlich! In Rheinland-Pfalz gibt es zehn verschiedene Glockenblumen-Arten, von denen die meisten häufig und ungefährdet sind. Von diesen ähnelt die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) unserer Lanzettblättrigen.Weil auch die Rundblättrige Glockenblume Waldwegböschungen besiedelt, kann es leicht zu Verwechslungen kommen. Übrigens gibt es einige Wildbienen, die ausschließlich Nektar von Glockenblumen sammeln. Die Männchen dieser Arten patrouillieren ständig an den Glockenblumenbeständen entlang, um anfliegende Weibchen zu begatten. Etliche verkriechen sich sogar zur Nachtruhe in die schützenden Glöckchen. Scherenritter in Not Unter dem Begriff „Krebse“ wird eine sehr große Gruppe von weltweit fast 40.000 Arten zusammengefasst. Zu ihr gehören Vertreter unterschiedlichster Form und Größe. Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) ist vermutlich die stammesgeschichtlich älteste Krebsart in unseren Fließgewässern. Sein großer Bruder, der Edelkrebs (Astacus astacus), wirkt mit seinen mächtigen Scheren noch imposanter als der Steinkrebs. Der Steinkrebs bewohnt natürliche, unverschmutzte Bachoberläufe und gräbt sich kleine Höhlen unter Steinen, Wurzeln oder totem Holz, in denen er sich tagsüber versteckt. Als Allesfresser spielt er eine wichtige Rolle im Gewässerökosystem. Damit ein Krebs wachsen kann, muss das starre Außenskelett regelmäßig erneuert werden. Der bei der Häutung abgestoßene Panzer wird Exuvie genannt und meistens zwecks „Rohstoffrecyclings“ wieder verspeist. Früher kannte wohl jeder in seiner Umgebung ein Gewässer mit Flusskrebsen. Heute sind die einheimischen Bestände durch den Ausbau und die Verschmutzung der Gewässer, aber vor allem auch durch die Krebspest gefährdet. Diese Pilzinfektion wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit amerikanischen Flusskrebsen eingeschleppt und löscht seitdem großflächig ganze Populationen aus, da sie für unsere einheimischen Krebse tödlich verläuft: ein erschreckendes Beispiel dafür, welche Gefahren für die heimische Natur mit dem Aussetzen nicht heimischer Tiere und Pflanzen verbunden sein können. So groß bin ich Neubürger Bis heute ist nicht genau geklärt, wie dieser schön anzuschauende Neophyt zu uns nach Rheinland-Pfalz gelangte. Normalerweise siedelt sich das RosmarinWeidenröschen (Epilobium dodonaei) als Pionierpflanze in Schotterbänken von (Alpen-)Flüssen und an felsigen Abhängen und Geröllfluren an. Von Natur aus kommt es in Bayern und Baden-Württemberg vor. Doch seit ca. 1950 ist es auch in rheinland-pfälzischen Steinbrüchen zu finden. Vielleicht befanden sich Samen des Rosmarin-Weidenröschens im „Reisegepäck“ von kies- bzw. gesteinsabbauenden Firmen? Denn heute ist es fast nur noch in Kiesgruben und Steinbrüchen und an Bahngleisen zu finden, weil viele seiner ursprünglichen Standorte verloren gegangen sind. Seinen Namen verdankt das Rosmarin-Weidenröschen der Gewürzpflanze „Rosmarin“. Dieser ähnlich sind unter anderem die schmalen Blätter und die Wuchsform. Trotz des gleichartigen Aussehens sind die Pflanzen jedoch nicht miteinander verwandt. Das Rosmarin-Weidenröschen gehört zu den Nachtkerzengewächsen. Es blüht von Juli bis September. Wie alle Weidenröschen, ist auch diese Art eine Nahrungsquelle für verschiedene Insekten. Obwohl es bei uns ein Neophyt ist, verdrängt das Rosmarin-Weidenröschen keine heimischen Arten. Oft ist es die einzige Pflanze dieser kargen Wuchsorte und sorgt mit seinen großen Blüten für rosa Farbtupfer zwischen den Steinen. So groß bin ich