Zwei Beweise für die Unendlichkeit der Primzahlen Sommercamp 2007 1 Beweis Tschebyscheff said it and i say it again. There is always a prime between n and 2n. Paul Erdös Bemerkung 1. bxc bezeichnet die größte ganze Zahl y mit y ≤ x. Lemma 1. Legendre a) Seien n, q ∈ N. Genau k = bn/qc Zahlen ≤ n sind durch q teilbar. b) n! := 1 · 2 · 3 · ... · n enthält die Primzahl p genau ∑k≥1 b pnk c mal. Beweis: a) Division mit Rest ergibt n = kq + r und es gilt dann k = bn/qc. Betrachten wir die Zahlen q, 2q, 3q, ..., kq, (k + 1)q, so stellen wir fest kq ≤ n < (k + 1)q. Also sind genau k zahlen ≤ n durch q teilbar. b) bn/pc der Faktoren von n! (der Zahlen ≤ n) sind durch p teilbar, besitzen diesen Faktor also wenigstens einmal. Von diesen sind dann bn/p2 c sogar durch p2 teilbar, besitzen also wenigstens zwei Faktoren p. Das geht jetzt so weiter bn/p3 c sind durch p3 teilbar ... . In n! kommt der Faktor p also genau ∑k≥1 b pnk c mal vor. Lemma 2. Erdös Für alle reellen Zahlen x ≥ 2 gilt ∏ p≤x p ≤ 4x−1 . Dabei wird auf der linken Seite das Produkt über alle Primzahlen ≤ x genommen. Beweis: Beweis durch Induktion über p ≤ x. Sei q die größte Primzahl ≤ x, also ∏ p≤x p = ∏ p≤q p und 4q−1 ≤ 4x−1 . Wir können also o.B.d.A. annehmen, dass x = q eine Primzahl ist. Für q = 2 stimmt die Behauptung auch, also beschränken wir uns auf die ungeraden Primzahlen q = 2m + 1, m ≥ 1. Es gilt dann: ∏ p≤2m+1 p = (∏ p≤m+1 p)(∏m+1<p≤2m+1 p) ≤ 4m 2m+1 ≤ 4m 22m = 42m . m Die erste Gleichung ist klar! Für die erste Ungleichung gilt ∏ p≤m+1 p ≤ 4m nach Induktion. (2m+1)! = m!(m+1)! und alle Primzahlen mit m + 1 < p ≤ 2m + 1 teilen den Zähler, Weiterhin ist 2m+1 m (2m+1)! m!(m+1)! = pki11 ...pkinn , mit kl ≥ 1 und alle Primzahlen mit m + 1 < p ≤ 2m + 1 sind darunter. Insgesamt demnach (∏ p≤m+1 p)(∏m+1<p≤2m+1 p) ≤ 4m 2m+1 m . Für die zweite Ungleichung überlegt man sich, dass die beiden gleichen Binomialkoeffizien2m+1 2m+1 2m+1 ten m und m+1 in der Summe ∑2m+1 = (1 + 1)2m+1 vorkommen und deshalb k=0 k 2 2m+1 ≤ 22m+1 gilt. m 4n Lemma 3. Erdös a) Es gilt 2n ≤ 2n , für n ≥ 1. n 2n n r b) n enthält die Primzahl p genau ∑k≥1 (b 2n k c − 2b pk c) ≤ max {r | p ≤ 2n} mal. p √ c) Primzahlen p mit 2n < p sind höchstens einmal in 2n n enthalten. d) Primzahlen p mit (2/3)n < p ≤ n, n ≥ 3, sind nicht in 2n n enthalten! aber nicht den Nenner. Also 1 2n 2n Beweis: Es ist 4n = (1 + 1)2n = ( 2n ) + 2n + ... + 2n−1 und 2n ist der größte 0 + 2n 1 n 2n 2n 2n 2n 2n 4n 1 dieser 2n Summanden. Also 2n = 2n [( 0 + 2n ) + 1 + ... + 2n−1 ] ≤ n . (2n)! 2n n b) Nach Legendre ist die Anzahl der Faktoren p in 2n n = n!n! gleich ∑k≥1 (b pk c−2b pk c). Nun c−2b pnk c < 2n −2( pnk −1) = 2, also b 2n c−2b pnk c ≤ 1 und damit ∑k≥1 (b 2n c−2b pnk c) ≤ gilt b 2n pk pk pk pk ∑ pk ≤2n 1 = max {r | pr ≤ 2n}. √ c) Wenn r die größte Potenz von p ist, die 2n dann pr ≤ 2n. Wenn p nun größer als 2n n teilt, ist, dann kann sie somit höchstens einmal in 2n n enthalten sein. d) Wenn (2/3)n < p ≤ n, dann 2n < 3p. Also ist p genau in den Faktoren p und 2p im Zähler (2n)! von 2n n = n!n! enthalten, aber auch genau zweimal im Nenner; ergo: Überhaupt nicht im Bruch. Satz 1. Bertrands Postulat Für jede natürliche Zahl n ≥ 1 gibt es eine Primzahl p mit n < p ≤ 2n. Beweis (Erdös): Wir zeigen die Aussage erst für n ≤ 4000. Hierfür genügt es nachzurechnen, dass 2, 3, 5, 7, 13, 23, 43, 83, 163, 317, 631, 1259, 2503, 4001 eine Folge von 14 Primzahlen mit pk+1 < 2pk ist. Jedes Intervall [n, 2n], n ≤ 4000 enthält dann eine dieser Zahlen (2 Fälle: n ist einedieser Zahlen, oder pk < n < pk+1 ...). Ganz allgemein gilt nun: 2n 4n √ √ 2n ≤ n ≤ (∏ p≤ 2n 2n)(∏ 2n<p≤(2/3)n p)(∏n<p≤2n p) (Lemma 3). √ Also 4n ≤ 2n(2n) 2n (∏√2n<p≤(2/3) p)(∏n<p≤2n p). Wenn es nun keine Primzahlen p mit n < p ≤ 2n gibt, das heißt ∏n<p≤2n p = 1 gilt, so erhalten wir mit Lemma 2): √ √ √ 2n+1 n 4(2/3)n−1 ≤ (2n) 2n+1 4(2/3)n , also 4n/3 ≤ (2n) 2n+1 (∗). 4 ≤ (2n) Wir verwenden nun m + 1 < 2m (trivial durch Induktion) und erhalten: √ √ √ √ √ 6 6 6 6 6 6 6b 2nc 6 2n ≤ 2 . Für n ≥ 50 folgt 18 < 2 2n, also 22n = 4n ≤ 2n = √2n < (b √2nc + 1) √< 2 √ √ 6 6 2/3 (2n)3( 2n+1) < 2 2n(18+18 2n) < 220 2n 2n = 220(2n) und somit 2n < 20(2n)2/3 ⇒ n < 4000 - Widerspruch! 2 Beweis: Die Divergenz der Reihe ∑ p∈P p−1. Satz 2. Die Reihe ∑ p∈P p−1 divergiert. Beweis (Erdös): Sei P = {p1 , p2 , ...}, pk < pk+1 die Menge der Primzahlen. Annahme: −1 Dann gibt es ein k ∈ N mit ∑∞ i=k+1 pi < 1/2, für jede Zahl N gilt also −1 ∑∞ i=1 pi konvergiert. ∑i≥k+1 N/pi < N/2. Für diesen Beweis nennen wir p1 , ..., pk kleine Primzahlen und die restlichen große Primzahlen. Sei Nb die Anzahl der Zahlen n ≤ N, die einen großen Primfaktor haben und sei Ns die Anzahl der Zahlen n ≤ N, die nur kleine Primfaktoren besitzen. Es gilt also N = Nb + Ns . Nach Legendre ist bN/pi c die Anzahl aller n ≤ N mit pi |n. Das ergibt Nb = ∑i≥k+1 bN/pi c ≤ ∑∞ i=k+1 N/pi < N/2. Betrachten wir nun Zahlen n ≤ N, die nur kleine Primteiler besitzen. Sei n eine solche. Wir schreiben diese dann als n = an b2n , wobei an den quadratfreien Teil bezeichnet(z.B. 5625000 = 2 23 32 57 = 2·5(2·3·53 )2 = 10·7502 ). an ist dann ein Produkt von verschiedenen kleinen Primzahlen, insgesamt gibt es demnach 2k viele (verschiedene) quadratfreie Teile. √ √ √ Außerdem gibt es höchstens N viele verschiedene Quadratteile, denn bn ≤ n ≤ N. Das √ √ heißt Ns ≤ 2k N. Nun gibt es aber N ∈ N mit 2k N < N/2 (z.B. N = 22k+3 ). Solch ein N führt nun alles zum Widerspruch Nb + Ns < N. Martin Aigner, Günther M.Ziegler: Das BUCH der Beweise; Springer 3