PRO–SEMINAR ZUR ANALYSIS 29.05.2006 Zahlen von besonderem Interesse Seit vielen Jahren hat man versucht geschickte Bildungsgesetze für Primzahlen anzugeben. EULER zeigte, dass das Polynom f ( X ) = X 2 − X + 41 ∈ Z [ X ] Primzahlen erzeugt für alle n ∈ Z mit − 39 ≤ n ≤ 40 . Gibt es also ein Polynom, das nur Primzahlen erzeugt oder alle Primzahlen erzeugt? Bsp.: Frage: 1) Satz: Lemma: Sei f ( Χ) ∈ Z [Χ ] nicht konstant. Dann gibt es a, b ∈ Z mit a ≠ 0 , so dass f (ak + b) ∉ P für alle k ∈ Z . Für 0 ≠ n ∈ Z und d ∈ Z gilt: a) Ist d ein Teiler von n , so gilt 1 ≤ d ≤ n . b) Ist d ein echter Teiler von n , so gilt 1 < d < n . Beweis Sei f ( X ) = a n X n + ... + a0 mit a n ≠ 0 , n ≥ 1 , deg( f ) = n Dann nimmt f jeden Wert höchstens n -mal an. Daher existiert ein x0 ∈ Z mit y0 = f ( x0 ) ∉{0,1,−1} f ( x0 + y 0 k ) = an ( x0 + y0 k ) n + ... + a1 ( x0 + y0 k ) + a0 n n = a n ⋅ ∑ x0n − k y 0k + ... + a1 x0 + a1 y 0 k + a0 k =0 k = a n x n + ... + a1 x + y 0 ⋅ (...) 144244 3 f ( x0 ) = f ( x0 ) = y0 = y0 (1 + g (k )) mit + y 0 ⋅ g (k ) + y 0 ⋅ g (k ) g ( X ) = an ⋅ y0n−1 ⋅ X n + ... ∈ Z [ X ] und deg( g ) = n Es ex. ein m ∈ N mit g (k ) ≥ 3 ∀k ≥ m Also ist y0 echter Teiler von f ( x0 + y0 k ) ∀ k ≥ m y0 y 0 (1 + g (k )) Jochen Nehrings Wähle dann a = 2my0 , b = x0 + my0 und es folgt f ( a ⋅ l + b) = f ( x0 + y0 ⋅ (2⋅l +1)⋅m) mit (2 ⋅ l + 1) ⋅ m ≥ m −−−−−−−−−−−−−−−−−−−− ∈N = y0 + y0 ⋅ g ((2 ⋅ l + 1) ⋅ m) , also y0 f (a ⋅ l + b) und daraus folgt f (a ⋅ l + b) ∉ P . Ein andere Weise, Primzahlen zu konstruieren geht auf FERMAT zurück. Wenn 2 m + 1, m ∈ N eine Primzahl ist, 2) Lemma: dann ist m eine Potenz von 2 , d.h. m = 2 n , n ∈ N 0 . Beweis Sei m = k ⋅ l , k = 2 n , n ∈ N 0 , l ∈ N ungerade und mit der geom. Summenformel gilt dann 2 m + 1 = 2 k ⋅l + 1 = 1 + (2 k ) l = 1 − (−2 k ) l l −1 = (1 − (−2 k )) ⋅ ∑ (−2 k ) j j =0 l −1 = (2 k + 1) ⋅ ∑ (−2 k ) j j =0 Daraus folgt (2 k + 1) (2 m + 1) und da 2 k + 1 > 1 , 2 m + 1 ∈ P gilt 2 k + 1 = 2 m + 1 und man erhält m = k = 2 n und l = 1 . n Für n ∈ N 0 heißt Fn := 2 2 + 1 die n-te FERMATsche Zahl. 3) Definition: Ist Fn eine Primzahl, so spricht man von einer FERMATschen Primzahl. F0 = 3 Bsp.: Aber: F1 = 5 F2 = 17 F3 = 257 F4 = 65537 ∈P F5 = 232 + 1 ∉ P Anwendung findet dies in der Algebra ... 4) Satz v Gauß: Das regelmäßige n-Eck ist genau dann mit Zirkel und Lineal konstruierbar, wenn n von der Form n = 2 s ⋅ t ist, wobei s ∈ N 0 und t =1 oder ein Produkt verschiedener FERMATscher Primzahlen ist. Das größte bekannte derartige t ist damit t = F0 ⋅ F1 ⋅ F2 ⋅ F3 ⋅ F4 = 232 − 1 Jochen Nehrings Damit kommen wir zu einer anderen Bildung von Primzahlen. Seien a, m ∈ N , m > 1 , 5) Lemma: so dass a m − 1 eine Primzahl ist. Dann ist a = 2 und m eine Primzahl. Beweis Es gilt 1m − 1 = 0 ∉ P Also muss gelten: a > 1 . mit der geom. Summenformel (wie im 2. Beweis) folgt m −1 a m − 1 = (a − 1) ⋅ ∑ a j j =0 ⇒ a −1 a −1 m Da 0 < a − 1 < a m − 1 und (a m − 1) ∈ P , kann nur 1 a m − 1 Daraus folgt a − 1 = 1 äquivalent zu a = 2 . Angenommen m ∉ P , daraus folgt m = r ⋅ s mit 1 < r , s < m und es gilt s −1 a m − 1 = (a r ) s − 1 = (a r − 1) ⋅ ∑ (a r ) j j =0 Daraus würde folgen, dass (a r − 1) (a m − 1) . da aber a r − 1 > 1 mit a = 2 , r > 1 , ist das ein Wiederspruch zur Voraussetzung (a m − 1) ∈ P Damit kann a r − 1 nicht a m − 1 teilen und es muss m ∈ P gelten. Die Zahlen M q = 2 q − 1, q ∈ P heißen MERSENNEsche Zahlen 6) Definition: bzw. MERSENNEsche Primzahlen, falls sie zu P gehören. M2 = 3 Bsp.: Aber: M3 = 7 M 5 = 31 M 7 = 127 ∈P M 11 = 211 − 1 = 2047 = 23 ⋅ 89 ∉ P Der Primzahl-Weltrekord wird regelmäßig mit MERSENNEschen Primzahlen aufgestellt. Seit Dezember 2005 ist die größte Primzahl M 30.402.457 = 230.402.457 − 1 mit 9.152.052 Stellen. www.mersenne.org Jochen Nehrings Nun zu einer anderen Charakterisierung von Zahlen. Man nennt n ∈ N 7) Definition: bzw. bzw. vollkommen , wenn σ (n) = 2n , defizient , wenn σ (n) < 2n , abundant , wenn σ (n) > 2n . Mit σ (n) := ∑d (Teilersumme von n ) d ∈N , d n Bsp.: 6 ist vollkommen, denn σ (6) = 1 + 2 + 3 + 6 = 12 = 2 ⋅ 6 . 12 ist abundant, denn σ (12) = 1 + 2 + 3 + 4 + 6 + 12 = 28 > 2 ⋅ 12 = 24 . Jede Primzahl ist defizient, da σ ( p ) = 1 + p < 2 p für p ∈ P . Man kann gerade vollkommene Zahlen beschreiben. 8) Satz: Beweis (ii) → (i) Für eine gerade natürliche Zahl n sind äquivalent: n ist vollkommen (i) n = 2 q −1 ⋅ M q , mit einer MERSENNEschen Primzahl M q . (ii) Für n = 2 q −1 ⋅ M q mit M q = 2 q − 1 ∈ P , MERSENNEschen Primzahl gilt mit der Identität von σ (n) = ∏ p υ p ( n ) +1 p∈P pn −1 p −1 2 ( q −1)+1 − 1 ⋅ ( M q + 1) 2 −1 2q −1 q = ⋅ (2 − 1 + 1) 1 = (2 q − 1) ⋅ 2 q = 2 ⋅ 2 q −1 ⋅ (2 q − 1) = 2⋅n σ (n) = Daraus folgt, dass n vollkommen ist. → (ii) (i) Sei n vollkommen , n = 2 q −1 ⋅ m , q ≥ 2 , m ∈ N ungerade und mit der Identität bzw. der Definition von σ (n) gilt: σ (n) = 2 ⋅ n = 2 ⋅ 2 q −1 ⋅ m = 2 q ⋅ m = σ (2 q −1 ) ⋅ σ (m) = (2 q − 1) ⋅ σ (m) Jochen Nehrings Damit folgt 2q σ ( m) = q ⋅ m = m + k 2 −1 mit 0 < k = m <m 2 −1 q Wegen σ (m) ∈ N , folgt k ∈ N und damit m ≥ 3 . m = k ⋅ (2 q − 1) , daraus folgt k m , d.h. k ist positiver Teiler von m . Also gilt Da σ (m) = m + k , sind k und m die einzigen Teiler von m . Das bedeutet k = 1 . Dann gilt m = k ⋅ (2 q − 1) bzw. m = 2 q − 1 = M q Somit muss m Mersenne’sche Primzahl sein . Mit Hilfe dieses Satzes erhält man die vollkommenen Zahlen 21 M 2 = 6 2 2 M 3 = 28 2 4 M 5 = 496 2 6 M 7 = 8128 Offene Probleme: a) Gibt es Fermatsche Primzahlen Fn , n > 5 ? b) Gibt es unendlich viele MERSENNEsche Primzahlen? c) Gibt es ungerade, vollkommene Zahlen? Jochen Nehrings