synapse

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Ausgabe August
Nr. 3 / 2016
Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz
SYNAPSE
Sport und
Sporttherapie
Schlaganfall:
Gehirninfarkt
Säuglingsambulanz:
Fütterstörungen
2
SYNAPSE August
Inhalt
3
SYNAPSE August
Editorial
Editorial: Patienten – Spiegel unserer Arbeit
Bezirk
4
Sudetendeutsches Musikinstitut: Brücke zum tschechischen Nachbarn
6
Musikfachschule: Broadway in der Oberpfalz
7
Wachwechsel am Bezirksklinikum Wöllershof
8
Spatenstich: Psychiatrische Versorgung für alle Altersklassen in Amberg
Psychiatrie
10Graduiertenkolleg:
Die Bedeutung von Emotionen bei psychischen Erkrankungen
12 Sport „inklusiv“ in und um Regensburg
14 medbo Netzwerkpartner: Der Suchtarbeitskreis Oberpfalz (SAK)
17 Legal Highs im stationären Alltag
18 Präventionsgesetz: Vorbeugen ist besser als Heilen
21 Sucht und Sport: Körperliches Training als therapeutische Maßnahme
24Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham:
Psychische Gesundheit für Stadt und Land am Regenbogen
Neurologie
27 Neurologische Arbeitsgemeinschaft: Gemeinsam gegen Hirntumoren
28 Gehirnerschütterung: Schädel-Hirn Trauma „light“
Neuro-Reha
30 Praxistipp: Schlaganfall-Akutbehandlung und Prophylaxe
Kinder- und Jugendpsychiatrie
34 KJP-Fachtagung: neue fremde Heimat
36 Famulatur-Bericht: Worte können heilen
38 Fütterstörung: Hilfe, mein Kind verhungert!
Forensik
42 Sicherheitsbeauftragter: State of the art
43 Theaterprojekt: „Die Räuber“ unter uns
medbo
44 Mission: Vorstand
46 Mein medbo Tag beim Sozialdienst: Unterstützer in allen Lebenslagen
48 St. Vitus und das Vitus-Fest: Der Neurologie-Heilige
49 Baseball bei der medbo: Go, maniacs go!
50 Beruf und Familie: Führungskraft mit Familienanhang
52 Befragung zur Psychischen Gefährdungsbeurteilung 2016
54 Betriebliche Suchthilfe: Co-Abhängigkeit – die Sucht hinter der Sucht
56 Veranstaltungshinweise
57Personalia
13Kreuzworträtsel
58 Veranstaltungshinweise
U3 Impressum
Der SYNAPSE-Titel zeigt ein Windrad im Park des Bezirksklinikums Wöllershof.
Patienten: Spiegel unserer Arbeit
Die medbo befragt ihre Patientinnen und Patienten zu vielen Aspekten: Zum Aufenthalt auf Station, zur
Zufriedenheit mit der Behandlung,
zur Qualität der Verpflegung, zum
Umgang mit den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der medbo und
vielem mehr.
Darin haben wir Erfahrung.
Seit mehr als 20 Jahren befragen
wir unsere Patienten in Regensburg und Wöllershof in regelmäßigen Abständen. Die Befragungen
in allen Akutkliniken der medbo finden seit 2014 nicht mehr jährlich,
sondern quartalsweise an einem
Stichtag statt. Nur wenige Bereiche
sind bislang ausgenommen: Die Intensivstationen beispielsweise oder
Bereiche, in denen Patienten behandelt werden, die krankheitsbedingt nicht in der Lage sind teilzunehmen. So antworten regelmäßig
etwa 90% aller anwesenden Patienten. Unser Zentrales Qualitätsmanagement wertet die Rückläufe
(immer jeweils viele Hundert Bögen!) inhaltlich und statistisch aus.
Dann werden die Ergebnisse den
Stationen, den Kliniken, aber auch
der Verwaltung rückgemeldet.
Die Stichtagsregelung hatte
bislang den Vorteil, dass wir punktgenau ein repräsentatives Bild über
die Qualität unserer Leistungen in
Behandlung und Service bekommen haben: Ob ambulante oder
stationäre Patienten, jung oder alt,
Frau oder Mann. Die Fragebögen
wurden dazu am Stichtag immer
zum Beispiel nach dem Mittagessen oder bei den Sprechstunden
ausgegeben. Die Quartalsbefragung ist und bleibt ein gutes, konstruktives Verfahren.
Jetzt haben wir uns entschlossen, unsere Vorgehensweise zu erweitern: Die reine Stichtagsbefragung soll durch eine permanente Rückkopplung Patient-Klinik ergänzt werden. Dazu werden
wir flächendeckend auf unseren
Stationen Briefkästen einrichten, in
die laufend Hinweise, Anregungen
und natürlich Beschwerden unserer Patienten eingeworfen werden
können: Selbstverständlich anonym, wenn gewünscht. Wir versprechen uns davon, auf neue oder
auf akute Themen schneller reagieren zu können. Und übrigens: Auch
„Input“ aus den Reihen der Angehörigen ist uns willkommen!
Am wertvollsten – und das
meine ich ernst – sind für uns dabei
die Beschwerden. Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Angehörige und Besucher: Bitte sagen Sie
uns Ihre Meinung! Am besten immer zeitnah zum Ereignis. Ihre Hinweise sind für uns die wichtigste
Reflexion zur Qualität unseres
Handelns – eine kostenlose Beratung für uns noch dazu! Denn niemand kann uns so wertvolle Hinweise zu Lücken im Konzept, zu
Defiziten im Komfort oder anderen
ärgerlichen Begebenheiten liefern
wie Sie. Helfen Sie uns tatkräftig,
aus unseren Fehlern zu lernen!
Ein herzliches Dankeschön
hierfür schon jetzt!
Dr. Dr. Helmut Hausner
Vorstand der medbo
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4
SYNAPSE August
Bezirk
SYNAPSE August
Bezirk
weise sudetendeutschen Musikkultur wissenschaftlich noch nicht erschöpft sei. Und so lautete sein
Wunsch an das Institut: „Viele neue
Erforscher“.
Miteinander Musizieren
Neben Forschung und Dokumentation legt der derzeitige Leiter des
Instituts besonderes Augenmerk
auf Konzerte mit deutschen und
tschechischen Musikern. Im Laufe
der Jahre öffnete er das Angebot
zum Jazz und zu anderen Formen
aktueller Musik sowie für junge,
noch unbekannte Musiker.
25 Jahre Sudetendeutsches Musikinstitut
Brücke zum tschechischen Nachbarn
Es ist einzigartig und eine Besonderheit, die nur der Bezirk
Oberpfalz vorweisen kann: das
Sudetendeutsche Musikinstitut.
Dieses Jahr kann es auf sein
25jähriges Bestehen zurückblicken, und Freunde, Förderer und
Partner kamen Anfang Juni nach
Regensburg, um zu diesem Jubiläum gratulieren.
W
ie es sich für ein solches Institut gehört, nahm die Musik
einen großen Part des Festakts ein
– beeindruckend dargeboten von
Schülerinnen und Schülern sowie
Lehrern der bezirkseigenen Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg. Neben europäischer Musik des Barock erklang
auch böhmische Musik des 20.
Jahrhunderts, die den Bogen zu
den Aufgaben des Sudetendeutschen
Musikinstituts
schlug.
Schließlich erforscht, dokumentiert
und fördert es die Musik und die
Musikkultur der Böhmischen Länder vom Mittelalter bis zur Gegenwart und berücksichtigt dabei insbesondere Komponisten und Musiker deutscher Sprache, Abstammung oder Nationalität.
„Zwischen Deutschland und
Tschechien, zwischen Bayern und
Böhmen hat sich in den zurückliegenden 25 Jahren vieles verändert.
Die Begegnungen der Menschen
sind zur Normalität geworden, und
das Sudetendeutsche Musikinstitut
leistet dazu einen wertvollen Beitrag“, hob Bezirkstagspräsident
Franz Löffler in seiner Rede hervor.
Das Institut habe in den zurückliegenden 25 Jahren Beachtliches entstehen lassen und genieße nicht nur
in Deutschland, sondern auch in
Tschechien einen hervorragenden
Ruf. Löffler dankte dem Gründungsdirektor Widmar Hader, der das Institut 16 Jahre leitete, sowie dessen
Nachfolger Dr. Andreas Wehrmeyer
für die erfolgreiche Führung der einzigartigen Kultureinrichtung.
Dr. Ortfried Kotzian, Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung, charakterisierte das Sudetendeutsche Musikinstitut als Ausdruck des politischen
Willens, das kulturelle Erbe der
vertriebenen Deutschen zu sichern
und weiterzuentwickeln. Das Sudetendeutsche Musikinstitut sei ein
„Mosaikstein, welcher wesentlich
zur Verständigung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen beigetragen hat“.
Symbolträchtiges Zeichen
Als „symbolträchtiges Zeichen für
die ausgestreckte Hand zum Miteinander und zur Aufarbeitung der
gemeinsamen Geschichte, Kultur
und Vergangenheit“ bezeichnete
Dr. Wolfgang Freytag vom Bayerischen Sozialministerium die Grün-
(v.l.) Dr. Andreas Wehrmeyer, Christiana Schmidbauer
(Stadt Regensburg), BTP Franz Löffler, Dr. Wolfgang
Freytag, Dr. Ortfried Kotzian und Christa Naaß
(Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rats)
dung des Sudetendeutschen Musikinstituts. Es sei „ein über die
bayerischen Grenzen hinaus bekanntes und sehr renommiertes Institut“. Das Sozialministerium als
„Schirmherrschaftsministerium“ unterstütze die Arbeit des Instituts mit
einer hohen institutionellen Förderung. Schließlich werde dort in enger Kooperation mit tschechischen
Partnern „Arbeit für die Zukunft“
geleistet, so Freytag.
Von der Musikhochschule
Weimar erinnerte Dr. Undine Wagner
an die ersten zaghaften Kontakte
zwischen Ost und West und an den
zwischenzeitlich verstorbenen wissenschaftlichen Mitarbeiter des Sudetendeutschen Musikinstituts, Dr.
Torsten Fuchs, der zusammen mit
Widmar Hader die Herausgabe des
„Lexikon zur deutschen Musikkultur.
Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien“ leitete – heute „ein unentbehrliches Standardwerk“, so Wagner.
Dr. Viktor Velek vom Kura­
torium des Instituts zeigte sich
überzeugt, dass das Thema der
deutsch-böhmischen beziehungs-
Für den perfekten Ausklang
des Tags sorgte Wortakrobat und
Tastengenie André Hartmann, Förderpreisträger für darstellende
Kunst
der
Sudetendeutschen
Landsmannschaft 2005, der die
Besucher in seinem Musik-Comedy-Kabarett-Programm „Radio-AKTIV!“ mit auf eine unterhaltsame
Wunschkonzert-Reise durch Hits,
Schlager und klassische Stücke
nahm. Nicht fehlen durften die zahlreichen Promi-Stimmen, die Hartmann perfekt zu imitieren versteht.
Wortwitz auf hohem Niveau, preisgekröntes Klavierspiel und unfassbare Spontaneität haben sich an
diesem kurzweiligen Abend bestens vereint. (MHI)
Kleine Historie des Sudetendeutschen Musikinstituts
Gegründet 1990 nahm das Sudetendeutsche Musikinstitut 1991 seine
Arbeit in der Von-der-Tann-Straße in Regensburg auf. 1996 erfolgte
der Umzug an die Ludwig-Thoma-Straße 14. Es ist also seit nunmehr
20 Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bezirksklinikum
Regensburg tätig, mit dem es kulturelle Verbindungen in Form von
Veranstaltungen und Konzerten pflegt. Auch die Zusammenarbeit mit
dem dort ansässigen Verein „zweitesLEBEN“ ist eng.
Das Sudetendeutsche Musikinstitut unterhält zahlreiche Kontakte zu
wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland und Tschechien.
Sammlungen in Bibliothek und Archiv ergänzen seine Arbeit ebenso
wie Forschungsprojekte und Publikationen.
Träger des Sudetendeutschen Musikinstituts ist der Bezirk Oberpfalz,
institutionell wird es vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und
Soziales, Familie und Integration sowie der Stadt Regensburg und der
Sudetendeutschen Stiftung gefördert.
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6
7
Beeindruckende
Musical-Gala der
Berufsfachschule für
Musik in SulzbachRosenberg
(v.l.n.r.) Bezirkstagspräsident Franz Löffler
mit dem designierten Chef des Bezirksklinikums
Wöllershof, Dr. Markus Wittmann, und
medbo Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner
Broadway in der Oberpfalz – „Welcome on the Town“
Peter Kieser, Sarina Wagner
Dr. Markus Wittmann folgt auf Dr. Heribert Fleischmann
Alle zwei Jahre verwandelt sich
der Konzertsaal der Berufsfachschule für Musik des Bezirks
Oberpfalz in Sulzbach-Rosenberg
in eine Musicalbühne. So haben
sich in diesem Jahr wieder die
Musicalklasse und eine Live-Band
zusammengetan und mit Unterstützung ihrer Lehrkräfte ein zweieinhalbstündiges Programm auf
die Beine gestellt.
Wachwechsel in Wöllershof
Dr. Markus Wittmann wird ab Januar 2017 für mehr als 320 Mitarbeiter und jährlich rund 11.000
Patienten am medbo Standort
Wöllershof verantwortlich sein. Er
folgt auf den Ärztlichen Direktor
Dr. Heribert Fleischmann, der
Ende 2016 in den Ruhestand gehen wird.
D
as diesjährige Programm gab
den musikbegeisterten Gästen
einen vielseitigen Einblick in die Welt
des klassischen Musicals und demonstrierte zugleich eindrucksvoll
die Arbeit an der Schule. Schon eine
fetzig-schrille Ensemblenummer zu
Beginn, aus dem Musical „City of Angels“, versprach dem Publikum eine
bunte Reise gepaart mit unterschiedlichsten Emotionen. Gleich drei Moderatoren führten gekonnt und amüsant weiter durch Balladen, Steppund Burlesque-Nummern, bis hin zu
einer absurden Szenerie mit Geranien, Würsten und einem kleinen Horrorladen. Der erste Teil der Gala endete in einem liebevoll gestalteten
„On the Town“-Block, der in der
Show-Nummer „New York, New
York“ mündete. Eine ausgefeilte und
ansprechende Choreographie, die
sich durch den gesamten Abend
zog, zeugte von einem besonders
tanzstarken Jahrgang.
Schwungvoll wurden die Zuschauer nach einer Erfrischungspause ins „Alte Ägypten“ entführt,
wo Amneris, eine Pharaonentochter,
über die Wichtigkeit der weiblichen
Schönheitspflege berichtete. Klar
darf in einer Musical-Gala auch Disney nicht fehlen, und so gewannen
die Darsteller – ob mit „Mary Pop-
I
pins“, „Aladdin“ oder „Die Schöne
und das Biest“ – die Herzen der Zuschauer, nur um ihnen im Anschluss
mit dem Lied „Einmal“ aus „Der
Glöckner von Notre Dame“ schier
den Atem zu rauben. Doch recht viel
Zeit zum Luftholen blieb wohl keinem im Konzertsaal, denn phänomenal endete der Abend mit Highlights aus „Der Tanz der Vampire“.
Regisseur Michael Blumen­
thal und Choreographin Claudia
Kurrle hatten alle Register ihres
Könnens gezogen, den Galaabend
zu einem für Darsteller und Publikum gleichermaßen unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Bis
ins kleinste Detail hatten die verantwortlichen Gesangslehrkräfte ihre
jungen Sängerinnen und Sänger auf
die dreimalige Aufführung vorbereitet. Besonderes Lob gebührt auch
der zwölfköpfigen Band und ihrem
Leiter Manfred Knaak am Flügel, der
fast alle Nummern eigens für diese
Besetzung arrangiert hatte und die
Einstudierung des fulminanten Ensemblegesangs besorgte. Nach der
Wiederholung
des
schummrig-schaurigen Tanzes der Vampire
gab es Standing-Ovations, die dieser absolut professionellen Inszenierung den Respekt zollten, die sie
ohne Zweifel verdiente.
Peter Kieser und Sarina Wagner
sind Schüler der Berufsfachschule
für Musik in Sulzbach-Rosenberg
Veranstaltungskalender der
Berufsfachschule für Musik
Sulzbach-Rosenberg
Die nächste Musical-Gala ist für
2018 geplant.
Die Schülerinnen und Schüler
präsentieren sich regelmäßig
mit Konzerten der unterschied­
lichen Genres und Zusammensetzungen.
Veranstaltungstermine sowie
weitere Informationen zur
Schule gibt es unter
www.bfsm-sulzbach.de.
n seiner Sitzung am 9. Juni 2016
hat der medbo Verwaltungsrat unter Leitung von Bezirkstagspräsident
Franz Löffler die Nachfolge des Ärztlichen Direktors des Bezirksklinikums Wöllershof entschieden. Dr.
Markus Wittmann, derzeit noch stellvertretender Chefarzt der Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen,
wird Anfang 2017 Dr. Heribert
Fleischmann ablösen.
Der 43-jährige Niederbayer
Wittmann, der in Erlangen Medizin
studierte, ist bei der medbo kein Unbekannter, denn er war von 2002 bis
2011 bereits in verschiedenen Funktionen im Unternehmen tätig. Er absolvierte schon seine Facharztausbildung am Bezirksklinikum Regensburg, war mehrere Jahre in der Psychiatrischen Institutsambulanz und
zuletzt als Oberarzt in der psychiatrischen Tagesklinik tätig.
Nach seinem Wechsel 2011
ans niederbayerische Bezirksklinikum Mainkofen war er dort zunächst
Leitender Arzt der Psychiatrischen
Institutsambulanz. Momentan hat
Wittmann neben der Stellvertretung
des Ärztlichen Direktors auch die
ärztliche Leitung des Bezirkskrankenhauses Passau und der Abteilung für Psychiatrie am Krankenhaus
Freyung inne.
Dr. Wittmann folgt auf Dr. Heribert Fleischmann, der seit 1980 bei
der medbo, zuerst am Bezirksklinikum Regensburg und ab 1998 am
Standort Wöllershof, beschäftigt ist.
Seinen Auftrag, die medizinische
Fortentwicklung des Bezirkskrankenhauses Wöllershof zu betreiben,
erfüllte er bestens. Seit 17 Jahren
leitete Fleischmann, anfangs stellvertretend, dann als Ärztlicher Direktor das Bezirkskrankenhaus Wöllershof. Er verlieh dem Haus die
Struktur eines modernen psychiatrischen Fachkrankenhauses. Neben
einer allgemeinpsychiatrischen, einer gerontopsychiatrischen und einer Sucht-Abteilung verfügte Wöllershof bereits frühzeitig über eine
moderne psychosomatische beziehungsweise psychotherapeutische
Spezialstation. Überregionales Renommée genießt nicht zuletzt die
Abteilung für Sucht-Rehabilitation,
die Fleischmann maßgeblich mit
aufgebaut hat.
Gewinn für die Nordoberpfalz
„Wir freuen uns, dass wir mit Dr.
Wittmann einen erfahrenen Ärztlichen Direktor gewinnen konnten und
wünschen ihm für die neue Aufgabe
alles Gute und viel Erfolg. Er ist wie
geschaffen für die psychiatrische
Versorgung im ländlichen Raum und
hat bereits Erfahrungen im Bereich
der Telemedizin gesammelt“, erklärte Bezirkstagspräsident Franz Löffler nach der Verwaltungsratssitzung.
Gerade die nördliche Oberpfalz könne von diesem Wissen profitieren,
zumal Wittmann bereits Erfahrungen
im Aufbau von sektorübergreifenden
und zukunftsfähigen Versorgungsstrukturen und Netzwerken gesammelt hat.
„Dr. Wittmann ist ein ausgewiesener Experte in den Bereichen
Depression und psychosomatische
Krankheiten und führend in der Gerontopsychiatrie. Er ist in seinem
Wissen als Psychiater sehr breit aufgestellt und steht für eine Umsetzung
von qualitätssichernden und risikominimierenden Behandlungskonzepten“, freut sich medbo-Vorstand Dr.
Dr. Helmut Hausner auf die künftige
Zusammenarbeit. „Wir wissen die
Bürger in der nördlichen Oberpfalz
bei Wittmann als Ärztlichem Direktor
auch weiterhin in besten Händen“, so
Hausner. Er dankte dem demnächst
scheidenden Chefarzt Fleischmann
ausdrücklich für seine Arbeit. „Er
wurde zur Identifikationsfigur in Wöllershof“, lobte Hausner.
„Ich schätze es sehr, dass
ich ein wohlbestelltes Haus in die
Zukunft führen darf, und freue mich
auf die Zusammenarbeit mit dem
Team in Wöllershof, den vielen
komplementären Einrichtungen und
niedergelassenen Ärzten in der
nördlichen Oberpfalz“, führte Dr.
Wittmann aus.
(LHO)
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SYNAPSE August
Bezirk
SYNAPSE August
Bezirk
Spatenstich für Klinikbau in Amberg
Psychiatrische Versorgung
für alle Altersklassen in Amberg
Die medbo schließt eine Versorgungslücke in der westlichen
Oberpfalz: Gleich neben dem Amberger St. Marien Klinikum errichtet die medbo eine kinderund jugendpsychiatrische sowie
eine erwachsenenpsychiatrische
Tagesklinik mit angeschlossener
Institutsambulanz. Mit dem feierlichen Spatenstich am 17. Juni
2016 wurde das Bauvorhaben offiziell gestartet.
U
nter der neuen Adresse „Ecke
Marien-/Wiltmeisterstrasse“ sollen ab 2018 psychisch kranke Kinder, Jugendliche und Erwachsene
einen Anlaufpunkt für Diagnose und
Behandlung in Amberg haben. Geplant sind eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik mit zwölf
und eine erwachsenenpsychiatrische Tagesklinik mit angeschlossener Institutsambulanz mit 20 Plätzen.
Bezirkstagspräsident Franz
Löffler stellte die Notwendigkeit ei-
ner psychiatrischen Versorgung im
Westen der Oberpfalz hervor. „Gerade bei Patienten mit psychischen
Problemen ist es unabdingbar, ein
Angebot möglichst nahe am Wohnort vorzuhalten. Dieses Ziel verfolgen wir mit all unseren Baumaßnahmen und haben bereits konsequent
ein dichtes Versorgungsnetz über
die Oberpfalz gespannt“, hob Löffler
hervor.
Auch die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml zeigte
sich vom Bauvorhaben erfreut: „Wir
sind beim Ausbau und der Modernisierung der psychiatrischen Versorgung für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene in der Oberpfalz auf einem sehr guten Weg. Wenn es darum geht, moderne Versorgungsstrukturen in der Psychiatrie zu
schaffen, setzen wir vor allem auf
regionale Tageskliniken. So schaffen
wir eine wohnortnahe Versorgung
für die Patienten und ihre Angehörigen ohne große Fahrtstrecken."
Der traditionelle Spatenstich in Amberg: Gesundheitsministerin Melanie Huml (6. v.r.),
Bezirkstagspräsident Franz Löffler (4. v.r.) und medbo Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner (4. v. l.) in Aktion
Als
künftiger
Nachbar
wünschte der Vorstand des St. Marien Klinikums Amberg dem Bau einen unfallfreien Verlauf und strich
die Vorteile heraus, die sich durch
die enge räumliche Zusammenarbeit ergeben werden.
Über die medizinischen
Konzepte und die Behandlungsan­
gebote der Tageskliniken berichteten die Chefärzte Dr. Peter Radlinger (Erwachsenenpsychiatrie) und
Dr. Christian Rexroth (Kinder- und
Jugendpsychiatrie – KJP). So wird
sich die KJP um alle kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen
kümmern, zum Beispiel Ängste und
Depressionen, Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS), psychosomatische und Regulationsstörungen
wie Einnässen, aber auch Suchterkrankungen, Zwänge und Suizidalität. Bei den Erwachsenen stehen
beispielsweise Depressionen und
Burnout, psychotische Erkrankungen, Ängste und Zwänge, posttrau-
matische Belastungen, aber auch
somatoforme Krankheitsbilder und
chronische Schmerzen im Fokus.
Investition in Millionenhöhe
Die gesamten Kosten belaufen sich
auf geschätzte 6,88 Millionen Euro.
Mehr als die Hälfte davon übernimmt der Freistaat Bayern mit rund
3,5 Millionen Euro. Eine Summe von
2,4 Millionen Euro für den Neubau
stemmt der Bezirk durch sein Tochterunternehmen medbo. Auch an
den Kosten für die sogenannte
„Schule für Kranke“ – jugendliche
Patienten unterliegen der Schulpflicht – beteiligt sich der Bezirk
Oberpfalz mit rund 650.000 Euro.
Das Klinikum St. Marien überlässt
der Psychiatrie das Grundstück kostenfrei; die medbo musste lediglich
den Abbruch des alten Infektionsgebäudes übernehmen.
Insgesamt soll das Gebäude
rund 1.200 Quadratmeter Nutzflä-
che auf drei Etagen verteilt bekommen. Das neue Gebäude gleicht
sich mit seiner Fassade der des St.
Marien Klinikums an und wird lediglich ein halbes Geschoss höher als
das bestehende Gebäude werden.
Insgesamt werden drei Stockwerke
plus eine Ebene mit Parkfläche entstehen.
Tagesklinik: Die Klinik ohne
Betten
Psychiatrische Tageskliniken sind
ein wichtiges Glied in der Versorgungskette psychisch kranker
Menschen. Sie dienen als Nahtstelle zwischen ambulanter Therapie
und stationärer Behandlung. Die
tagesklinische Behandlung ermöglicht, stationäre Aufenthalte zu verkürzen oder gänzlich zu vermeiden. Andererseits kann die Tages­
klinik eine Behandlungsalternative
darstellen, wenn die ambulanten
Behandlungsformen nicht mehr
ausreichen. Die Tageskliniken er-
möglichen die sogenannte „Integrierte Versorgung“. Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung, indem sie
eine intensive Therapie sicherstellt,
ohne dass aber die Bezüge zum
häuslichen Umfeld aufgeben werden müssen.
2009 eröffnete die medbo in
Amberg bereits eine Institutsambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die 2013 nach einem Umzug
ins ehemalige Bundeswehrkrankenhaus durch eine Tagesklinik mit
zwölf Behandlungsplätzen ergänzt
wurde. Die Tagesklinik und Institutsambulanz Amberg bietet Kindern
und Jugendlichen Diagnostik, Krisenintervention und Behandlung
bei psychischen Belastungen. Bislang wurden am Amberger medboStandort „Bundeswehrkrankenhaus“
rund 5.600 junge Patienten ambulant und über 140 in der Tagesklinik
behandelt.
(LHO)
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
Graduiertenkolleg: Forschungsprojekte des Lehrstuhls
für Psychiatrie und Psychotherapie
Der Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie der
Universität Regensburg ist im Graduiertenkolleg
„Neurology of Emotion Dysfunctions“ mit drei von zehn
Hauptprojekten sehr gut vertreten. Der am medbo
Bezirksklinikum Regensburg angesiedelte Lehrstuhl
unter Leitung von Prof. Dr. Rainer Rupprecht, dem
Ärztlichen Direktor der medbo Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der Universität
Regensburg, beteiligt sich mit folgenden Forschungsprojekten:
Mechanismen der Stressregulation
beim Menschen
Das GRK-Projekt „Funktionelle Rolle des Translokator
Proteins 18 kDa (TSPO) für die Regulation von Stress
beim Menschen“ wird von Caroline Nothdurfter
gemeinsam mit Andreas Mühlberger (Lehrstuhl für
klinische Psychologie und Psychotherapie der
Universität Regensburg) geleitet und soll einen
neuartigen molekularen Mechanismus bei der
menschlichen Stressregulation untersuchen. TSPO ist
ein Molekül, welches in den Mitochondrien der Zelle
lokalisiert ist und im Gehirn eine wichtige Rolle für den
Energiehaushalt spielt, aber auch für die Produktion
sogenannter Neurosteroide. Neurosteroide sind
spezielle Hormone, welche wiederum bestimmte
Neurotransmitterrezeptoren im Gehirn modulieren
können (zum Beispiel den GABAA-Rezeptor), und
somit wichtig für die Verarbeitung von Emotionen wie
etwa Angst oder auch Stress sind.
In einem translationalen Ansatz, der die Erforschung
von Mechanismen auf der Molekülebene bis hin zu
konkreten Auswirkungen im menschlichen Verhalten
verbindet, soll die Bedeutung dieses Schlüsselmoleküls TSPO für die Regulation von Stress untersucht
werden. Zu diesem Zweck sollen gesunde Probanden
verschiedenen Stresstests (unter anderem auch in
virtueller Realität mittels eines speziellen „head-mounted displays“) unterzogen werden. Die Probanden
erhalten vorher ein Medikament, von dem sie nicht
wissen, ob es sich entweder nur um ein Placebo
handelt, oder eine Substanz, die TSPO modulieren
kann und möglicherweise eine Stress-reduzierende
Wirkung entfaltet. Neben dem subjektiven Gefühl von
Stress oder Angst während der Tests kann Stress
auch mittels physiologischer Parameter (zum Beispiel
Herzfrequenz) objektiviert werden. Auch die Erfassung
von spezifischen Parametern des TSPO-Signalwegs
(zum Beispiel Neurosteroidlevel im Blut) und die
Bestimmung von sogenannter microRNA sind hier
geplant.
Bedeutung von Mitochondrien für
emotionale Dysfunktion
Mitochondrien als den „Kraftwerken der Zelle“ kommt
insbesondere im Gehirnstoffwechsel eine besondere
Rolle zu, da hier der Energieumsatz besonders hoch
ist. Im Gewebe von sogenannten HAB/LAB Ratten
(high/low anxiety behaviour), einem speziell entwickelten Tiermodell für Depression, sollen der zelluläre
Energiemetabolismus, die Signalübertragung zwischen den Zellen und die neuronale Plastizität im
Vergleich zu „gesunden Tieren“ untersucht werden.
Dieses eher Grundlagenforschungs-orientierte
GRK-Projekt wird von Christian Wetzel geleitet, Leiter
der Arbeitsgruppe Molekulare Neurowissenschaften
am Regensburger Lehrstuhl für Psychiatrie und
Psychotherapie. Darüber hinaus soll auch in diesem
Projekt die besondere Bedeutung von TSPO untersucht werden, da diesem Molekül eine Schlüsselrolle
bei verschiedensten mitochondrialen Funktionen
zukommt. Die Charakterisierung der Rolle von TSPO
erfolgt in Zusammenarbeit mit Caroline Nothdurfter.
Diese starke Vernetzung der einzelnen Projekte des
Graduiertenkollegs untereinander macht diese Form
der Verbundforschung einzigartig. Für die Studenten
ist dies besonders profitabel, da es ihnen nicht nur
eine Erweiterung ihres Methodenrepertoires bietet,
sondern auch Einblicke in die Arbeitsweise anderer
Arbeitsgruppen gewährt und das Prinzip des synergistischen Arbeitens näher bringt.
Plastizität neuronal-glialer Interaktion
bei emotionaler Dysfunktion
Die Interaktion von Gehirnzellen ist ein komplexes
Zusammenspiel von Neuronen und Gliazellen, wobei
letztere mittels verschiedenster molekularer Signalwege nicht nur die Kommunikation von Neuronen
beeinflussen, sondern auch ihr Wachstum und die
Intensität ihrer Vernetzung untereinander. Diese
neuronal-gliale Interaktion scheint bei der Entstehung
von affektiven Störungen (neben anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen) gestört zu sein. Die
Arbeitsgruppe von Barbara Di Benedetto (AG
neuro-gliale Pharmakologie am Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie) konnte bereits zeigen, dass
der sogenannte ERK-Signalweg (Extracellular signal
Regulated Kinases) für die Freisetzung von GDNF
(glia cell line derived neurotrophic factor) bedeutend
ist. GDNF wiederum ist ein sogenannter neurotropher
Faktor, das heißt ein spezielles Molekül, welches von
Gliazellen freigesetzt wird und für das Überleben und
die Vernetzung von Nervenzellen wichtig ist. Im
Rahmen dieses Graduiertenkollegs soll dieser ERK/
GDNF-Signalweg im Tiermodell von HAB/LAB Ratten
weiter untersucht werden. Im Hirngewebe dieser
Tiere soll gezeigt werden, ob pharmakologische
Modulationen des ERK/GDNF-Signalwegs tatsächlich relevante (epi-)genetische und funktionelle
Veränderungen der Plastizität von Nervenzellen
induzieren können, was die Grundlage für einen
neuartigen Wirkmechanismus in der Therapie von
Depressionen sein kann.
Graduiertenkolleg „Neurology of Emotion Dysfunctions“
Die Bedeutung von Emotionen bei
psychischen Erkrankungen
PD Dr. Caroline Nothdurfter
Psychische Erkrankungen wie
Depressionen oder Angststörungen sind häufig und stellen eine
große Belastung für die Patienten
und ihr Umfeld dar. Um zu einem
besseren Verständnis solcher Erkrankungen beizutragen, wird
nun ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg (GRK) an der Universität Regensburg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) gefördert.
D
ie neurobiologischen Ursachen
psychischer Erkrankungen sind
vielfältig und bergen komplexe Zusammenhänge, deren besseres Verständnis die Basis für die Optimierung von Therapiemöglichkeiten
birgt. Hierzu einen wichtigen Beitrag
zu leisten, hat sich das Graduiertenkolleg „Neurobiology of Emotion
Dysfunctions“ unter der Leitung von
Inga Neumann, Lehrstuhl für Neurobiologie und Tierphysiologie der Universität Regensburg, zur Aufgabe
gemacht. Die Förderung der DFG für
dieses Forschungsvorhaben beträgt
rund 3,2 Millionen Euro. In den kommenden viereinhalb Jahren soll dieses Geld dazu verwendet werden,
ausgewählte neurobiologische Aspekte von gesundem und pathologischem Emotionalverhalten auf mo­
lekularer, zellulärer, (epi)genetischer
und neuroendokriner Ebene zu erforschen.
Interdisziplinärer Ansatz
Konkret handelt es sich hierbei um
einzelne Promotionsprojekte für
Doktoranden aus verschiedenen
Disziplinen (Biologie, Psychologie,
Medizin), welche ein spezialisiertes,
interdisziplinäres Ausbildungsprogramm mit hohem konzeptionellem
und methodischem Anspruch durchlaufen werden. Neben dem Erlernen
modernster wissenschaftlicher Arbeitsmethoden erhalten die Studenten auch die Möglichkeit zur Ausbildung von Fähigkeiten für wissenschaftliches Management und Organisation von Seminaren/Symposien.
Darüber hinaus können die Doktoranden im Rahmen eines mehrmonatigen Auslandsaufenthalts in einem Kooperationslabor und von
Kongressbesuchen ihre Einbindung
in die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft fördern.
Im Frühjahr 2017 geht’s los
Seit 1990 sind Graduiertenkollegs
eine besonders angesehene Form
der Förderung außerordentlich begabten wissenschaftlichen Nachwuchses. Die DFG hat bundesweit
aktuell 18 Graduiertenkollegs ein­
gerichtet, zwei davon in Bayern
(Ludwig-Maximilians-Universität München und Universität Regensburg).
Nach dem Bescheid der Bewilligung erfolgt nun die Phase der
konkreten Projektvorbereitung und
der Akquise von Doktoranden für die
einzelnen Projekte. Es erfolgen Ausschreibungen in Fachzeitschriften
und fachspezifischen Foren. Und im
Frühjahr 2017 kann’s dann endlich
losgehen …
PD Dr. med. Caroline Nothdurfter
ist Oberärztin am Zentrum für
Allgemeinpsychiatrie I und
Psychosomatik der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Universität
Regensburg am Bezirksklinikum
Regensburg
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
den Sozialpsychiatrischen Dienst einige Sportgruppen gerade für psychisch kranke Menschen an: Von
Gymnastik bis Karate. Das Regensburger Tageszentrum „Café Insel“
hat neben klassischen Freizeitsportarten auch innovatives wie Lachyoga oder Line Dance im Angebot. Die
Liste der Aktivitäten und der Anbieter
ist lang!
Neues Informationsangebot für Menschen
mit psychischen Erkrankungen
Keine Angst vor dem
Sportverein „um’s Eck“
boten treffen sich zum Beispiel psychiatrieerfahrene mit psychisch nicht
vorbelasteten Menschen zum gemeinsamen Sport. In der Seniorenbe­
gegnungsstätte Gustav-Adolf-Wiener-Haus etwa gibt es offene Kegel-,
Wander- oder auch Tanzgruppen.
Die Diakonie Regensburg bietet in
Kooperation mit der Bayerischen
Gesellschaft für psychische Gesundheit regelmäßige inklusive Fußballtrainings und auch einen jährlichen Tanzkurs an.
Ein weiterer Schritt sind inklusive
Angebote: Bei diesen offenen Ange-
Für Menschen mit psychischen Problemen ist es oft eine gro-
ße Hürde, sich bei einem „normalen“
Sportverein anzumelden. Die Angst
vor Ausgrenzung und dem – oft erwarteten – Leistungsdruck ist manchmal zu groß, aber in den meisten
Fällen unbegründet. Gerade die lokalen Sportvereine sind eine sehr
gute Anlaufstelle, denn hier verbindet
das sportliche Interesse Gleichgesinnte und trennt sie nicht in psychisch gesunde und angeschlagene
Menschen. Die neue Broschüre
nennt entsprechend auch hier Adressen, an die Sportbegeisterte sich unkompliziert wenden können.
(RNE)
medbo-logisch!
Sport „inklusiv“ in und um Regensburg
same Bewegung – egal ob „indoor“
oder „outdoor“ – fördert die Integration in eine Gruppe, die gegenseitige
Akzeptanz und das wörtliche Zusammenspiel.
Sport und Bewegung sind bei
vielen Erkrankungen, die in den
Einrichtungen der medbo ambulant, stationär und rehabilitativ
behandelt werden, wichtige Therapie-Module. Oft sind sie auch
ein wesentliches Instrument auf
dem Weg in das Leben nach der
Klinik, nach der Krankheit. Eine
neue Broschüre nennt Angebote
und Anlaufstellen.
Die medbo bietet ihren Patienten und Bewohnern ein vielfältiges Sportprogramm. Denn Aktivierung und Bewegung sind integraler
Bestandteil bei der Behandlung von
psychischen, aber auch bei neurologischen Erkrankungen. Zudem stellen Sportprogramme eine sinnvolle,
therapeutisch wirksame Freizeitbeschäftigung bei längeren Klinikaufenthalten dar: Gerade die gemein-
Viele Patienten entdecken
während ihres Aufenthaltes bei der
medbo sogar ihre Freude an und ihr
Talent für eine Sportart. Entsprechend groß ist der Wunsch, das
neue Hobby fortzuführen, sobald sie
„zurück in ihrem eigentlichen Leben“
sind. Das Problem dabei: Mit dem
Ende der ambulanten, stationären
oder Reha-Behandlung endet die
Teilnahmemöglichkeit am Krankenhaus-Sportprogramm. Für manchen
Patienten endet damit auch die
sportliche Karriere.
Weitermachen! Gemeinsam!
Das muss nicht sein! Das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Regensburg, die medbo, die Diakonie
Regensburg, die Bayerische Gesellschaft für psychische Gesundheit
und nicht zuletzt das Regensburger
Bündnis gegen Depression haben
das Problem erkannt und gehandelt.
Sie haben in einer kleinen Broschüre
Tipps und Angebote zu „Sport und
Bewegung für Menschen mit seelischen Problemen“ für den Großraum
Regensburg zusammengetragen.
Das Informationsangebot wendet
sich an Menschen mit psychischen
Erkrankungen in- und außerhalb des
Krankenhauses. So bietet zum Beispiel die Diakonie Regensburg über
„Sport und Bewegung für Menschen
mit seelischen Problemen“
Die Broschüre ist erhältlich über:
• Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Regensburg:
[email protected] | Tel. 0941/4009-752
• Regensburger Bündnis gegen Depression e.V.:
[email protected] | Tel. 0941/941-1621
• Online auf der Regionalseite Regensburg des Deutschen Bündnisses gegen Depression e.V. (www.buendnis-depression.de) und
unter www.medbo.de/Standorte/Regensburg (download-Bereich)
Unser Lösungswort: Zentraler Dienstleister im Krankenhaus
(Die Auflösung finden Sie auf der Umschlagseite 3)
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
medbo Netzwerkpartner stellen sich vor
Der Suchtarbeitskreis
Oberpfalz (SAK)
Dr. Heribert Fleischmann, Marianne Spahn
Mit Beschluss des Bayerischen
Landtags wurden ab 1978 in den
sieben Landkreisen der Oberpfalz
Suchtarbeitskreise (SAK) aufgebaut. Diese haben sich 1994 zu
einer Arbeitsgemeinschaft auf der
Ebene des Bezirks Oberpfalz
(SAK Opf.) zusammengeschlossen. Die Bezirkskliniken der medbo
waren von Anfang an als wichtige
Kooperationspartner
geschätzt
und über die Sprecherfunktion aktiv eingebunden.
S
eit Herbst 1994 hat der Suchtarbeitskreis Oberpfalz (SAK Opf.)
wie die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Sitz und Stimme
im Planungs- und Koordinierungsausschuss der Bayerischen Staatsregierung (PKA). Im Kapitel 2.4 „Kooperation, Koordination und Vernetzung“ der „Grundsätze der Bayerischen Staatsregierung für Drogenund Suchtfragen“ wird ausdrücklich
betont, dass auf die Nutzung der vorhandenen Kompetenzen der Suchtarbeitskreise, deren Geschäftsführung den Gesundheitsämtern obliegt,
und des Landesarbeitskreises für
Suchtprävention in Bayern (LAK) gesetzt wird.
Strukturen der Suchtprävention
in der Oberpfalz
Die in den Gesundheitsämtern verankerten Geschäftsführungen gewährleisten die Vernetzung der Mitglieder der SAK. Dazu gehören unter
anderem Beratungsstellen, Behandlungseinrichtungen wie die Be­zirks­
kliniken Regensburg und Wöllershof,
Kostenträger, Betriebe, Behörden,
die Polizei, Kindergärten, schulische
und außerschulische Bildungseinrichtungen, die Jugendhilfe, Jugendfreizeiteinrichtungen sowie Selbst­
hilfegruppen. In den Arbeitskreisen
werden fachlicher Austausch und
Weiterbildung gepflegt, gemeinsame
Aktionen geplant und durchgeführt.
Im PKA sind sie mit anderen Hilfe­
strukturen vernetzt. Sie haben Verbindung zu politischen Entscheidungsträgern und Behörden.
Prinzipien der Präventionsarbeit
Die Suchtarbeitskreise nehmen ihre
Arbeit eingebettet in die generellen
gesundheitspolitischen Ziele einer
umfassenden Suchtpolitik wahr. Ziel
ist die Abstinenz von illegalen und
der verantwortungsvolle Umgang
Grundlage des Handelns der SAK-Zielehierarchie
Ziel 1: Möglichst wenige Menschen konsumieren Suchtmittel. Alle
Menschen, die nicht konsumieren, werden in ihrer Entscheidung
bestärkt, keine Suchtmittel zu sich zu nehmen.
Ziel 2: Menschen, die Suchtmittel konsumieren, beginnen den
Konsum möglichst spät, weisen möglichst risikoarme Konsummuster
auf und konsumieren nur in Situationen und unter Bedingungen, in
denen Risiken nicht zusätzlich erhöht werden.
Ziel 3: Konsumierende, deren Suchtmittelkonsum zu Problemen führt,
erhalten möglichst früh effektive Hilfen zur Reduzierung der mit dem
Konsum verbundenen Risiken und Schäden.
Ziel 4: Konsumierende, die ihren Konsum beenden möchten, erhalten
uneingeschränkten Zugang zu Beratung, Behandlung und Rehabilita­
tion nach den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Alle Maßnahmen werden konsequent in Bezug auf die Erreichung
der angestrebten Ziele evaluiert.
mit legalen psychotropen Substanzen. Eine solche Politik bezieht Alkohol, Medikamente, Nikotin, illegale
Drogen und nicht stoffgebundene
Süchte gleichermaßen ein.
Seit mehr als 35 Jahren wird
ein kontinuierliches und nachhaltiges Vorgehen angestrebt und erreicht. Suchtprävention wird flächendeckend und multiprofessionell umgesetzt. Im Sinne der Qualitätssicherung wird im Austausch aller
Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von guter Suchtprävention
entwickelt.
Lebenskompetenzprogramme haben sich als besonders erfolgreicher Ansatz erwiesen. Gesundheitsförderung, Gewalt-, Sucht- und
Suizidprävention, aber auch die Auseinandersetzung mit einem maßvollen und zufriedenstellenden Umgang
in Bezug auf Medien, Essen und
Stress werden so zusammengeführt.
Im ersten Schritt wird der Interventionsbedarf in einer Region
festgestellt, analysiert und auf die
Zielgruppe abgestimmt. Idealerweise werden anschließend unter Beteiligung der Zielgruppe und unter Berücksichtigung von Gender-Aspekten Maßnahmen entwickelt oder bestehende,
evaluierte
Konzepte
herangezogen und auf die regionalen Gegebenheiten abgestimmt.
Warum Suchtprävention bei
Kindern und Jugendlichen?
Für Kinder und Jugendliche ist jeder
Alkohol-, Tabak- und anderer Drogenkonsum riskant und gesundheitsschädlich. Ein früher Konsumbeginn steht in Zusammenhang mit
Entwicklungsstörungen. Besonders
problematisch ist: Bereits 12- bis
15-Jährige konsumieren Alkohol; Jugendliche trinken in hohem Maße
sogar nach den Kriterien für Erwachsene riskant Alkohol; und nicht zuFortsetzung auf Seite 16
Süchte bei Oberpfälzer Kindern und Jugendlichen
Schätzungen auf Basis regelmäßiger Erhebungen in Deutschland
(Jahrbuch Sucht 2015 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen,
DHS) ergeben für die Oberpfalz folgende Größenordnungen:
• 3.500 der 11- bis 17-Jährigen konsumieren einmal pro Woche
riskante Alkoholmengen. Einmal pro Monat haben etwa 5.000
einen Rausch.
• Nikotin konsumieren 9.000 Jugendliche. Etwa 6.000 haben
E-Zigaretten ausprobiert und circa 2.000 Jugendliche haben solche
in den letzten 30 Tagen geraucht.
• Ungefähr 3.000 haben im letzten Jahr Cannabis konsumiert und
etwa 2.500 im letzten Monat. Circa 1.100 jugendliche Konsumenten
sind abhängig.
• Etwa 1.300 der 15- bis 16-Jährigen konsumieren Drogen vom
Amphetamintyp einschließlich Metamphetamin, 630 Kokain,
420 Crack, 190 Heroin, 600 Ecstasy, 590 LSD, 2600 Schnüffelstoffe
und 650 Pilze.
• Über den Konsum neuer psychoaktiver Substanzen (Spice, Smoke,
Space, Badesalze et cetera) gibt es nur Vermutungen, ebenso zum
Medikamentenkonsum.
• Ein gestörtes Essverhalten haben 13.000 der 18- bis 25-Jährigen,
circa 350 Jugendliche erkranken jedes Jahr neu an Bulimie oder
Anorexie.
• Glücksspielsucht und Medienabhängigkeit entwickelt sich unter
Jugendlichen rasant.
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SYNAPSE August
Psychiatrie
Fortsetzung von Seite 15
letzt müssen Kinder und Jugend­
liche wegen einer meist mutwillig
herbeigeführten Alkoholintoxikation
stationär behandelt werden.
Finanzierung der Arbeit
Das Bayerische Staatsministerium
für Gesundheit und Pflege stellt Finanzmittel zur Verfügung. In Kooperation mit der Sieglinde-NothackerStiftung wurde darüber hinaus eine
externe Finanzierungsmöglichkeit
gefunden. Im Auftrag der Stifterin ist
testamentarisch verfügt, dass der
Erlös zur Hälfte der Suchtprävention
bei Kindern und Jugendlichen zu
Gute kommen soll. Das Stiftungs­
kuratorium wollte die vorhandenen
Mittel nicht in den Aufbau von Parallelstrukturen stecken, vielmehr sollte
Bewährtes gefördert werden. So
werden die Suchtarbeitskreise, die
seit mehr als 35 Jahren erfolgreich
arbeiten, unterstützt, um durch Zusammenführung von privatem Geld
und öffentlichen Mitteln die staat­
liche Aufgabe zu potenzieren. Mit
dieser Haltung ist sie der ideale Partner für die Suchtarbeitskreise.
Was ist das Geheimnis
des Erfolgs?
Hartnäckige, äußerst engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitskreise haben mit ihrem Sach-
SYNAPSE August
Psychiatrie
verstand zum Teil über Jahrzehnte
die Präventionsarbeit vor Ort umgesetzt. Tatkräftige und entschlossene
Geschäftsführungen am Gesundheitsamt haben sich als eine zentrale und akzeptierte Institution erwiesen, wo die Fäden zusammenlaufen.
Vorhandene
administrative
Strukturen werden effizient ohne zusätzliche Verwaltungskosten genutzt. Alle wesentlichen Akteure der
Prävention haben sich kooperativ
zusammengefunden, sprechen sich
regelmäßig ab und stimmen ihre Aktivitäten ab. Beratung, Therapie und
Prävention wurden vernetzt. Aktuelle
Trends aus der Beratung und Therapie können in die Prävention einfließen und umgekehrt. Die Mitglieder
der SAK profitieren von der klaren
Struktur, vom Informationsfluss und
den angebotenen Fortbildungen.
Dr. Heribert Fleischmann ist
Ärztlicher Direktor des medbo
Bezirksklinikums Wöllershof und
Sprecher des SAK Oberpfalz,
Marianne Spahn ist koordinierende Sozialpädagogin der Regierung
der Oberpfalz
Beispiele von Projekten der Suchtprävention in der Oberpfalz
• Strategien guter Suchtprävention an Schulen – oberpfalzweiter
Schulwettbewerb
• Lions Quest/Klasse 2000 – Förderung der sozialen Kompetenzen
an Schulen
• FreD – Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten
• MOVE-Lehrerfortbildung – Motivierende Kurzintervention bei
Jugendlichen
• Be smart – don’t start – Ein bundesweiter Wettbewerb für
rauchfreie Schulklassen
• HaLT in Bayern – Beratung von Kindern und Jugendlichen sowie
deren Eltern in der Klinik nach einer akuten Alkoholintoxikation
• Jugendschutz bei Festen – Festveranstalter werden beraten und
bei der Umsetzung der geltenden Jugendschutzbestimmungen
unterstützt
• Beratung und Unterstützung von Schulen, Kitas, Vereinen und
Jugendorganisationen bei Präventionsprojekten
• Information der vor Ort aktiven Multiplikatoren durch Newsletter
Aktuelle Aktivitäten in der Oberpfalz im Internet unter
www.suchtinfo-oberpfalz.de
Kallmünz
Suchtmedizin am
Bezirksklinikum Wöllershof
Legal Highs im
stationären Alltag
Claudia Sobek
Im stationären Alltag stellen wir
vermehrt fest: Suchtpatienten
konsumieren immer häufiger
neue psychoaktive Substanzen,
sogenannte Legal Highs, auch
wenn sie sich gerade einer Entgiftung oder Entwöhnungsbehandlung unterziehen. Obwohl die
Substanzen „legal“ im Sinne von
„noch nicht verboten“ sind, sind
die gesundheitlichen Folgen oft
gravierend.
S
uchtpatientinnen und -patienten
versorgen sich immer öfter mit
so genannten Legal Highs. Es handelt sich hier um künstlich hergestellte Rauschmittel, die als Bade­
salze, Kräutermischungen oder unter ähnlich harmlosen Bezeichnungen angeboten werden. Und die
Zahlen steigen: Im Jahr 2014 wurden
im Bezirksklinikum Wöllershof insgesamt 126 Patienten in eine Suchttherapie vermittelt, davon hatten 18 Personen Legal Highs konsumiert. 2015
wurden zwar nur 110 Patienten weitervermittelt, davon konsumierten
aber bereits 32 Legal Highs.
Diese Substanzen sind – der
Name sagt es – legal, zumindest solange, bis sie behördlich verboten
werden. Diese Verbotsprozesse
dauern in Deutschland allerdings
sehr lange und die Zahl der neuen
Mischungen explodiert. Die Betroffenen bestellen sich diese Substanzen
einfach im Internet. Ein Verbrauch
von bis zu zehn Gramm am Tag ist
entsprechend keine Seltenheit. Problem dabei: Die Substanzen, vor allem die ganz neuen, sind nur schwer
im Körper nachweisbar. Auf der Entgiftungs-Station sehen wir allerdings
die körperlichen und psychischen
Folgen.
Erbrechen, Gleichgewichts­
störungen, Halluzinationen
Nach dem Konsum von Legal Highs
kann es zu schwallartigem Erbrechen kommen. Es treten Probleme
beim Laufen auf, die in Krampfanfällen münden können und die zum Teil
einen Aufenthalt in unserem beschützten Bereich nötig werden lassen. Zudem leiden die Konsumenten oft unter Ängsten, sie sind sehr
misstrauisch, isolieren sich, verlassen im Vorfeld der Aufnahme ins
Krankenhaus oft wochenlang ihre
Wohnung nicht mehr.
Es treten optische Halluzinationen auf, die auch nach der EntgifStationäre Entgiftung am
Bezirksklinikum Wöllershof
Auf Station 2a der Klinik für
Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie des Bezirksklinikums Wöllershof werden
drogenabhängige Patientinnen
und Patienten entgiftet. Dafür
stehen insgesamt 17 Betten zur
Verfügung, fünf davon im
sogenannten beschützten
Bereich. „Beschützt“ bedeutet,
dass sich die Patienten hierhin
von der Aussenwelt zurückziehen können.
tung anhalten und häufig eine medikamentöse Therapie mit Psychopharmaka notwendig machen. Die
Betroffenen sehen Schatten, fühlen
sich verfolgt, haben das Gefühl, sie
würden angegriffen. Sie sind sehr
schreckhaft. Oft wollen sie selbst in
den beschützten Bereich unserer
Station, da sie sich dort sicherer fühlen. Die Patienten wirken sehr verlangsamt im Denken, haben zum
Teil starke Stimmungsschwankungen. Es fehlt ihnen der Antrieb, sie
können sich um nichts mehr kümmern. Bei manchen führte das sogar
zur Bestellung eines Betreuers.
Diese Folgen des Konsums
von Kräutermischungen begleiten
die Betroffenen oft bis zu einem halben Jahr. Sie werden zum Teil nach
der Entgiftung in unsere psychosomatische Abteilung verlegt. Oft gehen sie im Anschluss auch noch auf
Entwöhnungstherapie in unsere
Sucht-Reha, da sie sich nicht in der
Lage fühlen, ihr Leben wieder alleine zu regeln. Ein Patient musste
nach der Langzeittherapie sogar in
eine betreute Wohneinrichtung
wechseln, da er sich selbst nach einem Jahr Therapie immer noch nicht
von den Folgen des Legal High-Konsums erholt hatte.
Claudia Sobek ist Mitarbeiterin
des Sozialpädagogischen
Dienstes der Station 2a am medbo
Bezirksklinikum Wöllershof
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
Das neue Präventionsgesetz
Vorbeugen ist besser als Heilen
Dr. Heribert Fleischmann
Wer einer Krankheit vorbeugt,
muss nicht nach Methoden der
Heilung suchen, sagte bereits der
griechische Arzt Hippokrates vor
2400 Jahren. Heilung ist komplizierter und – aus heutiger Sicht
ein bedeutsamer Aspekt – vor allem aufwändiger. Hier soll das
Präventionsgesetz weiterhelfen.
nur drei vermeidbare Risikofaktoren
zurückführen, nämlich Rauchen, Alkoholmissbrauch und Verkehrsunfälle, letztere selbst oft durch Alkohol verursacht. Diese Zahlen unterstreichen die zentrale Bedeutung
der Prävention des Konsums von
Alkohol und Zigaretten für die Gesundheit der Bevölkerung.
Kanalisation, Hygiene und Wohnverhältnisse nachhaltig zur Ein­
dämmung von Infektionsepidemien
Ende des 19. Jahrhunderts beigetragen haben, so müssen heute die
psychischen
Lebensverhältnisse
nachhaltig verbessert werden.
I
Ferner sind laut Statistiken
der Krankenkassen immer mehr
Menschen wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Allein
sechs Prozent der Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU) und 17% der AUTage gehen auf ihre Kosten. Ander­
erseits gibt es in der Bevölkerung
keine Zunahme an psychischen
Erkrankungen, sondern nur eine Zu­
nahme der Diagnosen in den Statistiken. Dieser Befund bedeutet, dass
immer mehr Menschen mit ihrer Erkrankung zum Arzt gehen und sich
behandeln lassen. So haben zum
Beispiel Suizide in den letzten 30
Jahren von 18.000 Menschen pro
Jahr auf 10.000 abgenommen.
Prävention erstreckt sich auf alle
Lebensphasen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen) und alle Lebenssituationen
(zum Beispiel KITA, Schule, Arbeitsplatz, Freizeit). Prävention und Gesundheitsförderung können bei der
Umsetzung präventiv wirkender politischer Rahmenbedingungen unterstützend wirken. Man nennt dies
lebensweltenbezogener oder Setting-Ansatz. Dadurch werden gefährdete beziehungsweise risikoreich lebende Bürgerinnen und Bürger mit den jeweils auf sie abgestimmten Zielen am besten erreicht.
„Setting-Ansatz“ heißt, die Lebenswelt selbst gesundheitsförderlich zu
gestalten und nicht nur im „Setting“
wie beispielsweise Familie, Schule,
Betrieb, Kommune/Quartier, also im
Sozialraum zu intervenieren. Mangelhafte Strukturen und Ressourcen
können nicht durch Prävention und
Gesundheitsförderung kompensiert
werden. So kann zum Beispiel eine
unzureichende personelle und qualitative Ausstattung dadurch nicht
ersetzt werden.
n der gesamten Medizin vollzieht
sich eine Akzentverschiebung von
der Therapie zur Prävention. Von
dieser Kehrtwende wird ein Gewinn
an gesunden Lebensjahren und Lebensqualität für jeden Menschen
erwartet. Aus der medizinischen
Sicht sind frühzeitige Erkennung
und Intervention bei Krankheit und
die Verminderung von Krankheitsrisiken infolge moderner Lebensstile
die wirksamsten Strategien. Dies
gilt auch für psychische Erkrankungen. Mehr Erfolg erhofft man sich,
wenn man auf die Risiken moderner
Lebensstile bereits im Vorfeld präventiv einwirkt. Eine umfassende
Gesundheitsförderung soll den bisherigen krankheitsbezogenen medizinischen Ansatz erweitern.
Nicht wenige Erkrankungen
lassen sich nämlich auf vermeidbares Risikoverhalten zurückführen;
sie sind auch als „Zivilisationskrankheiten“ bekannt, also das Ergebnis
unserer Lebensweise. Dazu gehören
• der oft fahrlässige Umgang mit
Alkohol und Tabak sowie anderen
Drogen und mit Verhaltensweisen
wie Glückspiel sowie Internetund Mediengebrauch,
• falsche Ernährung und Übergewicht,
• zu wenig Bewegung und
• zu viel Stress oder mangelnde
Stressbewältigung.
Vermeidbare Risikofaktoren
Nach Untersuchungen der Welt-Gesundheitsorganisation WHO lassen
sich in Europa 40% aller Erkrankungen und vorzeitigen Todesfälle auf
Für die Gesundheitserhaltung kann und muss jeder Mensch
selber Verantwortung übernehmen.
Andererseits wird die individuelle
Gesundheit durch viele, wenig steuerbare Faktoren beeinflusst wie genetische Ausstattung, sozialer Status, Bildungsniveau, Arbeitsbedingungen, soziale Um- und Mitwelt
sowie durch den Grad an medizinischer Versorgung einschließlich des
Systems an Vorsorgemaßnahmen.
Durch individuell auf das Verhalten des Einzelnen ansetzende
Maßnahmen (Verhaltensprävention) allein können unerwünschte
Entwicklungen, wie etwa die Zunahme chronischer Erkrankungen, nicht
kompensiert werden. Hier kann nur
die Veränderung der Lebensverhältnisse durch politische Entscheidungen weiterhelfen (Verhältnisprävention). So wie die politischen Rahmenbedingungen für eine verbesserte körperliche Gesundheit durch
Prävention in allen Lebensphasen
Unter den psychischen Erkrankungen ist neben der Sucht die
Depression am weitesten verbreitet.
Die Frage ist, ob etwa ein Arbeitgeber präventiv etwas tun kann, seine
Mitarbeiter vor Erkrankung zu schützen, um selber keine Ausfälle wegen Krankheit zu haben. Da sind die
Möglichkeiten sehr beschränkt und
werden oft überschätzt. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre schützt
nicht vor Depression oder der Vorstufe Burnout, wenn man eine VerFortsetzung auf Seite 20
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
Fortsetzung von Seite 19
während dieser Zeit kommen uns
Gesundheit und Leben abhanden.
anlagung hat. Viel wichtiger ist, mit
betroffenen Mitarbeitern vernünftig
umzugehen, für ein offenes Betriebsklima zu sorgen, die Betroffenen zu ermutigen, Hilfe in Anspruch
zu nehmen, statt sich zu schämen,
für schnelle Hilfe zu sorgen und für
Verständnis in den Belegschaften
zu werben.
Salutogenese
Es sollte nicht so sein wie es
in einem Voltaire (1694-1778) zugesprochenen Bonmot heißt: In der
ersten Lebenshälfte opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu verdienen, in der zweiten Geld, um die
Gesundheit wiederzuerlangen, und
Was hält mich gesund? – werden
sich viele fragen. Der Ansatz der
Salutogenese nach Antonowsky
(1924-1994) gibt eine Antwort: Aufgaben muss man verstehen können, als sinnhaft erleben und bewältigen können. Man muss sich sagen
können „Das schaffe ich! Das verstehe ich! Das ist für mich sinnvoll!“.
Voraussetzung sind klare Verhältnisse wie eine berechenbare Unternehmenspolitik, transparente Entscheidungen, eindeutige Kommunikation, Einbindung der Mitarbeiter
(Partizipation), Vorrang der Eigen-
verantwortlichkeit,
ausreichende
Res­sourcen und Handlungsspielräume, soziale Unterstützung, zweckmäßiges Führungsverhalten.
Auch die Wissenschaft hat
die Prävention entdeckt: Spannend
ist die Erforschung der neurobiologischen Grundlagen von Prävention
wie epidemiologische Risikofaktorforschung, Zusammenspiel zwischen genetischer Anlage und Lebensbedingungen in der Krankheitsentwicklung und die Einwirkung von
Umgebungsbedingungen auf das
Gehirn, was man Epigenetik nennt.
Dr. Heribert Fleischmann ist
Ärztlicher Direktor des medbo
Bezirksklinikums Wöllershof
Sucht und Sport
Körperliches Training als
therapeutische Maßnahme
Johannes Bönsch
Sportplatz am Bezirksklinikum Wöllershof
Die wesentlichen Inhalte des neuen Präventionsgesetzes:
• Zielgerichtete Zusammenarbeit
Alle Akteure in der Prävention und Gesundheitsförderung sollen zielgerichtet zusammenarbeiten: Dazu
zählen die gesetzliche Kranken-, Renten-, Unfall- und Pflegeversicherung sowie die Unternehmen der
privaten Krankenversicherung. Eine Nationale Präventionskonferenz wird eingerichtet. Dort werden unter
Beteiligung von Bund, Ländern, Kommunen, der Bundesagentur für Arbeit und der Sozialpartner gemeinsame Ziele und ein gemeinsames Vorgehen kooperativ abgestimmt. Besonders hervorzuheben ist, dass
künftig auch Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen unter anderem mit Demenzerkrankungen mit
gesundheitsfördernden Angeboten erreicht werden sollen.
• Beseitigung der Impfmüdigkeit
Ein erstes größeres Ziel ist die Beseitigung der weit verbreiteten Impfmüdigkeit in der Bevölkerung. Dazu
sind auch gesetzliche Maßnahmen geplant. Der Impfschutz wird künftig bei allen Routine-Gesundheitsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie den Jugendarbeitsschutzuntersuchungen
überprüft. Für die Einstellung von Beschäftigten in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder
Arztpraxen kann ein bestehender Impf- und Immunschutz Voraussetzung sein.
• Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen
Die Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen
weiterentwickelt werden. Größere Aufmerksamkeit sollen individuelle Belastungen und Risikofaktoren für
das Entstehen von Krankheiten finden. Die ambulante Tätigkeit bekommt somit einen noch größeren
Stellenwert. Auch die ambulante Psychiatrie und Psychotherapie wird sich zunehmend als Ort effizienter
präventiver Interventionen gegebenenfalls in Kooperation mit anderen Leistungserbringern begreifen
müssen. Ärztinnen und Ärzte können Präventionsempfehlungen „verordnen“.
• Finanzmittel für Gesundheitsförderung und Prävention
Die Kranken- und Pflegekassen werden künftig mehr als 500 Millionen Euro in Gesundheitsförderung und
Prävention investieren. Davon sollen rund 300 Millionen Euro jährlich schwerpunktmäßig in den Lebenswelten KITA, Schule, Kommunen, Betriebe, also auch Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ausgegeben werden.
• Förderung von Selbsthilfe und Trialog
Die Krankenkassen stellen ab dem Jahr 2016 für jeden Versicherten 1,05 Euro zur Verfügung, die von
Selbsthilfegruppen und -organisationen bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung abgerufen
werden können. Dadurch wird die finanzielle Unterstützung der Selbsthilfe um rund 30 Millionen Euro
erhöht. Hier bieten sich Kooperationen auf lokaler Ebene mit trialogischer Ausrichtung, also der Einbeziehung psychisch Kranker und Angehöriger, an.
Suchterkrankungen entwickeln
sich durch ein komplexes Zusammenwirken von psychologischen, biologischen und sozialen Faktoren. Es ist entsprechend
schwer, sie wieder los zu werden.
Sport und Bewegung sind ein
wichtiger therapeutischer Baustein nicht nur in der Entwöhnungsphase, sondern auch auf
dem Weg zurück in ein möglichst
suchtfreies, normales Leben.
W
ir möchten es ja immer gerne
Schwarz auf Weiß lesen und
wissenschaftlich belegt haben. Doch
es existieren bisher nur wenige Untersuchungen, die den tatsächlichen
Effekt von Sport in der Kurz- und
Langzeittherapie bei Suchterkrankungen belegen. Aber erfahrene
Sport- und Suchttherapeuten wissen, dass zum Beispiel das Lauftraining bei Suchterkrankten eine deutliche Verbesserung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls
zur Folge hat, während umgekehrt
das Gefühl der Hilflosigkeit sinkt.
Zwar ist die Drop-out-Rate (Zahl derer, die den Sport aufgeben) relativ
hoch. Viele Patienten sind auch nur
teilbelastbar, da häufig körperliche
Vorerkrankungen vorliegen. Aber
wer seinem Sport treu bleibt, tut
nicht nur seinem Körper Gutes, sondern macht auch einen gewaltigen
Schritt in Richtung der Überwindung
seiner Sucht.
Sport ist wirksam
Es gibt allerdings Hinweise aus Untersuchungen, dass Patienten mit
einem zusätzlichen Trainingsprogramm im Vergleich zu Patienten,
die nur das übliche integrierte Behandlungsprogramm absolvieren,
signifikant weniger Craving-Symptome (englisch für „Verlangen“) und
eine deutlich stärkere interne Kon­
trollüberzeugung zeigen (Ermalinski
et al. 1997). Ebenso gut geeignet ist
auch die Teilnahme an einem
Fitness­­programm, um die Abstinenzrate zu erhöhen.
Eine regelmäßige sportliche
Betätigung hat überdies vorbeugende Wirkung bezüglich der Entwicklung von Suchterkrankungen. Aufgrund des nachgewiesenen anxiolytischen (angstlösenden) sowie
anti­depressiven Effekts von regelmäßigem körperlichem Training
sinkt das Risiko, ein sekundär bedingtes Suchtverhalten zu entwickeln. Ein weiterer therapeutischer
Effekt von Sport bei Suchtkranken
liegt in den Auswirkungen auf die
Persönlichkeit und das Stresserleben. Es gibt Hinweise, dass Patienten eine Persönlichkeitsveränderung
in dem Sinne erfahren, dass sie über
eine höhere „innere Kontrolle“ verfügen und damit stärker Verantwortung für sich selber übernehmen.
Ebenso kann die erlebte
Stressbelastung durch Sport und
Bewegung effektiv reduziert werden.
Ein gutes Körperbewusstsein und
eine positive Selbstwahrnehmung
stärken das Selbstwertgefühl und
das Selbstvertrauen, wodurch die
Steuerungsfähigkeit in rückfallgefährdeten Situationen verbessert
wird.
Sport bei Alkoholabhängigkeit
Eine gesundheitsorientierte Lebensweise hat eine positive Wirkung auf
Fortsetzung auf Seite 22
Kegelbahn in Wöllershof
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SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
Wissenschaftliche Studien
Soravia et al. haben in ihrer Studie
die Effekte von therapeutischem
Klettern im Rahmen einer achtbis zwölfwöchigen Alkoholentwöhnungsbehandlung genauer untersucht.
Es handelt sich um ein zusätzliches Angebot, das nach vier
Wochen Teilnahme am normalen Behandlungsprogramm gewählt werden konnte, mit jeweils drei Stunden Klettern pro Woche in einer
Kletterhalle in Gruppen mit zwölf
Patienten. Vier Fünftel der Teilnehmenden in der Klettergruppe waren
Männer, der Rest Frauen. Zum Vergleich zur Klettergruppe wurde eine
Kontrollgruppe mit gleichen soziodemographischen Merkmalen gebildet.
Park in Wöllershof
Fitness-Studio am Bezirksklinikum Wöllershof
Fortsetzung von Seite 21
das grundsätzliche Trinkverhalten.
Alkoholkranke Menschen bekommen ein neues Verhältnis oder eine
neue Einstellung zu ihrem Körper.
Insbesondere ist die Erkenntnis
wichtig, dass es bezüglich der eigenen Gesundheit nicht zu spät ist (Abstinenzrate steigt, Bartmann 1991).
Nach der akuten Entzugsbehandlung kann der Patient relativ
früh an einer Ausdauertrainingsgruppe teilnehmen. Er sollte es dann
schaffen, dieses Training regelmäßig über einen längeren Zeitraum
aufrechtzuerhalten.
Nach Abklingen der Entzugssymptome ist es wichtig, die Behandlungsmotivation des Betroffenen zu stärken und ihm Wissen über
die Krankheit zu vermitteln. Der Patient braucht über viele Monate eine
engmaschige Begleitung, um ein
Leben ohne Alkohol neu einzuüben.
Sport – zumal in Gemeinschaft –
schafft einen guten Rahmen oder
einen guten Ansatzpunkt zum Aufbau eines neuen sozialen Umfelds
ohne Alkohol.
Ideal sind Sportarten in freier
Natur wie Walking, Wandern, Radfahren, Skilanglauf und Schwimmen.
Geeignet ist auch die Teilnahme an
einem Fitnessprogramm. Individuelle Vorlieben sollten unbedingt genutzt werden. Wettkampfsportarten
mit Leistungscharakter sind weniger
geeignet wegen Überforderungsund Enttäuschungserlebnissen.
Sport bei Abhängigkeit von
illegalen Drogen
Die Motivation zu regelmäßigem
körperlichem Training ist erst möglich, wenn es der Betroffene geschafft hat, „clean“ zu werden. Es
sollten sinnvolle Reflexionen und
Entscheidungen im Hinblick auf den
eigenen Drogenkonsum möglich
sein (keine Entzugserscheinungen,
keine Beschaffungsnot, keine kognitive Einschränkung durch Drogenwirkung). Des Weiteren ist wichtig,
dass das helfende Umfeld den deutlichen Willen zeigt, sich voll für den
Betroffenen zu engagieren, dass
dies aber nur ohne Droge sinnvoll
ist. Die Sporttherapie trägt hier zu einer geordneten und ausgewogenen
Tagesstruktur bei.
Regelmäßiges körperliches
Training kann zur Aufrechterhaltung
der Abstinenz beitragen, auch wenn
dies die immer notwendige psychound soziotherapeutische Behandlung nicht zu ersetzen vermag. Im
Suchtbereich müssen die Ansätze
durch wissenschaftliche Untersuchungen und auf empirischen Grundlagen weiterentwickelt werden.
Therapeutischer Sport in der
Reha
Therapeutischer Sport im Rahmen
von
Rehabilitationsbehandlungen
von Substanzkonsumstörungen wird
immer wichtiger. Der Stellenwert von
körperlichen Aktivitäten und Sport
als Elemente im Behandlungsprogramm von Männern und Frauen mit
Substanzkonsumstörungen hat sich
in den letzten zehn Jahren gewandelt. Körperliche Aktivitäten werden
als sporttherapeutische Interventionen konzipiert und gezielt angeboten in der Annahme, dass sie den
Behandlungsprozess unterstützen
und in vielen Fällen auch beschleunigen können. Darauf weisen die Ergebnisse von Meta-Analysen hin,
die jedoch auch betonen, dass die
Ergebnisse als Folge methodischer
Unzulänglichkeiten bislang uneinheitlich sind. Das bestätigen auch
Einzelstudien zum Beispiel zum therapeutischen Klettern in der Behandlung von Alkoholabhängigkeit.
Die Ergebnisse zeigten, dass
alle Beteiligten von der Behandlung
profitierten:
• bei allen stieg im Laufe der
Behandlung das Selbstwertgefühl
und die Selbstwirksamkeits­
erwartung
• bei allen nahmen die Ängste ab
Patienten, die jedoch zusätzlich unter einer Angststörung litten und am
therapeutischen Klettern teilnahmen, profitierten am meisten davon: Sie wiesen den stärksten
Rückgang der Angstsymptomatik
auf und den stärksten Zuwachs an
positiven Selbstwertgefühlen. Die
Ergebnisse wiesen ebenfalls darauf
hin, dass therapeutisches Klettern
vor allem den (meist männlichen)
Patienten zugutekommt, die sowohl
eine Alkoholkonsumstörung aufweisen als auch eine Angststörung.
Unterschiedliche Präferenzen bei
Männern und Frauen
Stoutenberg et al. (2015) haben die
Einstellungen zu Sport und die Präferenzen für körperliche Aktivitäten
von Männern und Frauen in Suchtbehandlungs-Einrichtungen untersucht. Sie konnten zeigen, dass insgesamt eine große Offenheit gegenüber Angeboten zu körperlichen Aktivitäten besteht sowie eine generelle
Bereitschaft, entsprechende Angebote anzunehmen. Alle Befragten
bevorzugten persönliche Ansprachen und Unterstützung durch professionelle Trainer gegenüber Anleitung über das Internet oder andere
Medien. Je nach Kontext wurden
Gruppenangebote vor Einzeltrainings bevorzugt.
Darüber hinaus unterschieden sich die Interessen und Wünsche
von Männern und Frauen in mehrfacher Hinsicht. Männer wünschten
sich intensive Trainingseinheiten, bevorzugt Krafttraining, Frauen wählten
eher weniger intensives Training. Sie
bevorzugten vielmehr Dehn- und
Streckübungen sowie Yoga und
Schwimmen.
Die Studie empfiehlt daher,
bei der Auswahl von Angeboten zu
körperlichen Aktivitäten und Sport im
Rahmen von Rehabilitationsbehandlungen von Substanzkonsumstörungen und beim Setting die Wünsche
des Klientels soweit möglich zu
berücksichtigen. Sie argumentiert,
dass sich damit die positiven Wirkungen von körperlichen Aktivitäten
zum Beispiel auf die Reduktion von
Ängsten und depressiven Gefühlen
steigern lassen, was sich wiederum
positiv auf die generellen Behandlungsziele auswirken kann.
Johannes Bönsch ist Qualitäts­
management-Beauftragter des
Bezirksklinikums Wöllershof
23
24
SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Psychiatrie
Botschaft: Initiative vor Ort
Fuß- und Radwegbrücke am Floßhafen in Cham
Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham
Gesundheitsforum mit Management- und Steuerungsaufgaben,
themenbezogenen Arbeitsgruppen
und einer koordinierenden Geschäftsstelle.
M
Die Gesundheitsregion Plus Landkreis
Cham hat zwei Handlungsfelder definiert, in der sich jeweils eine Arbeitsgruppe um die inhaltliche Ausgestaltung und Projektierung kümmert.
it dem Konzept „Gesundheitsregionen Plus“ will das Bayerische
Gesundheitsministerium die medizinische Prävention und Versorgung
im Freistaat verbessern. Im Fokus
steht der Gesundheitszustand der
Bevölkerung gerade im Hinblick auf
die gesundheitliche Chancengleichheit und die gesundheitsbezogene
Lebensqualität. Die regionalen Akteure des Gesundheitswesens sollen sich vernetzen, auf kommunaler
Ebene entsprechende Initiativen
und Projekte identifizieren und umsetzen. Dazu gibt es neben Beratung auch Fördermittel vom Ministerium.
Organisatorisch besteht eine
Gesundheitsregion Plus aus einem
Handlungsfelder mit Fokus
psychische Gesundheit
Handlungsfeld I widmet sich
dem Thema „Gesundheitsförderung und Prävention“. Da im Landkreis Cham besonders viel Kompetenz in Sachen psychischer Gesundheit vertreten ist, und da 2016
durch das Bayerische Gesundheitsministerium zum Jahr der Kinder- und Jugendpsychiatrie deklariert wurde, ist das besondere Engagement der medbo hier Ehrensache. Ganz aktuell plant die
Arbeitsgruppe einen Netzwerktag
„Psychische Gesundheit in Betrie-
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Botschaft: Gesundheit
Psychische Gesundheit für Stadt und Land
am Regenbogen
Seit Frühjahr 2015 gibt es die Förderung durch das Bayerische
Staatsministerium für Gesundheit
und Pflege. Und der Landkreis
Cham ist „Gesundheitsregion Plus“
der ersten Stunde. Mit dabei: die
medbo und ihr Zentrum für Psychiatrie.
Beim
Stichwort
„Information“
schließt sich gleich Projekt Nummer
2 im Handlungsfeld I an: Die neue
Homepage der Gesundheitsregion,
die derzeit – ebenfalls unter Beteiligung von Dr. Alexander Hasmann –
erstellt wird. „Sie ist ein eigenes Projekt, weil sie eine immens wichtige
Aufgabe abbildet: Sie ist das Kerninstrument der Gesundheitsregion,
wenn es darum geht, die Projekte in
die lokale Ebene hineinzutragen“,
meint Peter Fleckenstein. „Wir wollen lokale Anlaufstellen und Initiativen für die Chamer Bevölkerung
sichtbar und erreichbar machen“,
ergänzt Alexander Hasmann.
ben“, der im November 2016 in
Cham stattfinden wird (siehe Kasten). Dr. Alexander Hasmann, Leitender Psychologe am medbo Zentrum für Psychiatrie, ist hier Mitglied
im Steuerungsteam. Hintergrund
der Idee ist die neue gesetzliche
Vorgabe, die betriebliche Arbeitgeber zu Monitoring und Maßnahmen
in Sachen psychischer Arbeitnehmer-Gesundheit verpflichtet. „Auf
klinischer Seite stellen wir ja einen
tatsächlichen Zuwachs an psychischen Erkrankungen unter den
Stichworten Stress am Arbeitsplatz,
Mobbing oder Angst vor Jobverlust
fest“, führt Dr. Hasmann aus. „Doch
auf Seiten der Arbeitgeber – gerade im Mittelstand – ist die Verunsicherung hoch: hier fehlt es noch an
grundsätzlicher Information, was
Sache ist. Aber auch Ideen, wie
konkrete Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit
am Arbeitsplatz aussehen könnten,
sollen hier vorgestellt werden“,
schließt Peter Fleckenstein, Geschäftsführer der Gesundheitsre­
gion Plus Landkreis Cham, an.
Apropos Einbindung lokaler Aktivitäten: Ein ganz wichtiger Baustein
sind die künftigen „Gesundheitsbotschafter“ der Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham. Dies sind
Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, die persönlich eine starke
lokale Verortung und gleichzeitig
keine hinderlichen Verpflichtungen
wie etwa eine eigene Praxis oder
Apotheke aufweisen. „Wir haben
dreizehn Botschafter und Botschafterinnen für dreizehn Kommunen
gewinnen
können:
Krankenschwestern und -pfleger, Physiotherapeuten, Arzt- und Zahnarzthelferinnen zum Beispiel. Diese
bilden wir seit Juli entsprechend
aus“, erklärt Fleckenstein.
„Auch aus den Reihen des
Zentrums für Psychiatrie konnte
eine Gesundheitsbotschafterin gewonnen werden“, freut sich Dr. Radlinger, Chefarzt am medbo Zentrum
für Psychiatrie Cham: „Unsere Physiotherapeutin Eva Bablick“.
Handlungsfeld II: Land in Sicht
Im Handlungsfeld II geht es um konkrete Projekte in Sachen Gesundheitsversorgung. Ein Hauptthema ist
der Fachkräftemangel im ländlichen
Raum. Das zugehörige Projekt trägt
25
Sind gemeinsam für die Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham unterwegs (v.r.):
Dr. Peter Radlinger, Peter Fleckenstein, Dr. Gabriele Enslein und Dr. Alexander Hasmann.
den zutreffenden Titel „Land in
Sicht“. „Uns fehlen nicht nur jetzt
schon an allen Ecken und Enden
Landärzte. Die Altersstruktur der bestehenden Hausärzteschaft im
Landkreis Cham wird die Lage in ein
paar Jahren noch erheblich verschlimmern“: Peter Fleckenstein ist
besorgt – „Auch für Kliniken ist es
nicht leicht, Medizinernachwuchs
nach Cham zu locken. In der Pflege
ist es ähnlich schwierig.“
„Dabei hat der Landkreis
Cham, hat der Bayerische Wald so
viel zu bieten: das müssen wir besser vermarkten“, schließt sich Dr.
Gabriele Enslein an. Sie ist Oberärztin am Zentrum für Psychiatrie Cham
und arbeitet aktiv in einer zweiten
Projektgruppe, die besondere Wege
sucht, Arztnachwuchs mit der Region Cham bekannt zu machen und
nach Möglichkeit dafür zu gewinnen.
Unabhängig davon setzt Dr. Enslein
weit früher an, da sie seit geraumer
Zeit schon Schülern, etwa auf Ausbildungsmessen im Landkreis und
bei Vorträgen an höheren Schulen,
das Berufsbild des Psychiaters nahebringt - und sie ist mittlerweile gut
unterwegs!
Das Zentrum für Psychiatrie
Cham ist eng verbunden mit der
psychiatrischen Uniklinik und damit
mit Forschung und Lehre am medbo
Standort Regensburg. Auch das wissen viele angehende Mediziner
nicht.
Vereinbarkeit von Familie
und Beruf
Und Dr. Enslein steht noch für einen
weiteren Aspekt: Als ärztliche Führungskraft und als Mutter steht sie
für die Strategie und UnternehmensFortsetzung auf Seite 26
26
SYNAPSE August
Psychiatrie
SYNAPSE August
Neurologie
Tagung der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft in Regensburg
Gemeinsam gegen Hirntumoren
Ende Juni 2016 diskutierten Neuroonkologen aus ganz Deutschland in Regensburg neue Methoden zur Diagnose und Therapie
von Hirntumoren.
B
Lamer Winkel mit Osser
Fortsetzung von Seite 25
kultur der medbo in punkto Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die
gerade in Stadt und Landkreis Cham
in vorbildlicher Weise gefördert wird.
„Auf dem Land zählt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel – ein
echtes Plus für Cham und auf Dauer
hoffentlich ein unschlagbares Argument für junge Medizinerinnen und
Mediziner, zu uns zu stoßen!“, erklärt Dr. Enslein.
Entstigmatisierung
Weitere Projekte mit Fokus psychische Gesundheit sind im Handlungsfeld II der Gesundheitsregion
Plus Cham in Vorbereitung. Das
große Thema „Entstigmatisierung
psychisch kranker Menschen“
etwa, das sich die medbo, die Psychosoziale
Arbeitsgemeinschaft
Cham und das Bündnis gegen Depression gemeinsam auf die Fahnen schreiben wollen. Eine weitere
Projektidee, die schon konkretere
Formen angenommen hat, ist die
Verbesserung der psychiatrischen
Versorgung im Landkreis durch kooperative Modelle. Dr. Matthias
Dobmeier, niedergelassener Psychiater und selbst lange Zeit Chef
der Chamer Psychiatrie, und auch
wieder die medbo sind hier engagiert. (RNE)
Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham
Die Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham entstand 2015 aus der
bereits bestehenden Gesundheitsregion Landkreis Cham. Damit war
Cham im Mai 2015 Region der „ersten Reihe“ in diesem Programm,
das heute 32 Regionen umfasst.
Derzeit bearbeitet die Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham
22 Projekte, davon allein fünf mit direkter medbo-Beteiligung.
Organisation und Struktur
Für den Landkreis Cham ist die Gesundheitsregion Plus dem dortigen
Landratsamt, und hier wiederum direkt dem Büro des Landrats und
Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler angegliedert. Seinen Sitz hat die
Geschäftsstelle der Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham in Bad
Kötzting. Hauptamtlicher Geschäftsführer ist Peter Fleckenstein, ihm
zur Seite steht Projektassistentin Corinna Kurnoth.
Oberstes Gremium ist das Gesundheitsforum. Ihm gehören 23
Mitglieder an: Neben dem Landrat und den Bürgermeistern der Städte
Bad Kötzting, Cham, Waldmünchen, Furth im Wald und Roding sind
dies ein Patientenvertreter, Ärztliche Verbände, das Gesundheitsamt,
die Krankenkassen AOK und DAK, das Bayerische Rote Kreuz, die
örtlichen Krankenhäuser sowie Vertreter ambulanter und stationärer
Pflegeeinrichtungen. Der Bereich Bildung, Forschung und Lehre ist
durch die Volkshochschule sowie den Gesundheitscampus der TH
Deggendorf/Bad Kötzting vertreten. Die psychischen Gesundheitsfragen werden im Gremium insbesondere durch das medbo Zentrum für
Psychiatrie in Cham – vertreten durch Chefarzt Dr. Peter Radlinger –
und die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft repräsentiert.
Das Gesundheitsforum tagt zweimal jährlich, nimmt Projektideen zu
den gewählten Handlungsfeldern auf und beauftragt Arbeitsgruppen
mit der Durchführung.
Kontakt: Gesundheitsregion Plus Landkreis Cham, Landshuter Str. 1a,
Bad Kötzting
ereits zum zweiten Mal traf sich
die Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft (NOA) der Deutschen
Krebsgesellschaft e.V. zu ihrer Jahrestagung in Regensburg. Etwa 200
Experten für Hirntumoren kamen auf
Einladung der NOA an das Zentrum
für Hirntumoren des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) und der
medbo, um aktuelle Entwicklungen
in der Therapie von Hirntumoren vorzustellen. Die Veranstaltung fand im
Institut für Bildung und Personalentwicklung am medbo Bezirksklinikum
Regensburg statt. Das Fachpublikum erwarteten neben der Verleihung des renommierten Sybille-Assmus-Preises vor allem wissenschaftliche Neuerungen, die auf der Tagung erstmals der Öffentlichkeit
präsentiert wurden.
Wissenschaftliche Neuerungen
von der Diagnose bis zur Therapie
Die NOA-Jahrestagung wurde 2016
von zwei Hauptthemen geprägt. Zum
einen wurde dieses Jahr von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
eine neue Klassifikation für Hirntumoren verbindlich eingeführt. Bislang wurden Hirntumoren üblicherweise über eine mikroskopische
Analyse von Gewebeproben beurteilt. Heute stehen genetisch dia­
gnostische Methoden zur Verfügung,
die eine präzise Einteilung in stark
ausdifferenzierte Untergruppen ermöglichen. So können noch mehr
Paramater berücksichtigt und die individuell passende Therapie noch
gezielter ausgewählt werden, was
sich wiederum positiv auf die Pro­
gnose des Patienten auswirkt. Die
Details der neuen Klassifikation wurden dem Fachpublikum auf der Tagung in Regensburg präsentiert.
Des Weiteren war die Biologie von Hirntumoren ein wichtiges
Thema. Tumorzellen selbst durchlaufen genetische und andere Veränderungen, wodurch Therapien an
Wirksamkeit verlieren können. Das
Milieu, das die Tumorzelle umgibt,
bestimmt diese Veränderungen entscheidend mit. Neue Therapieansätze zielen deswegen auf das Tumormilieu ab. Diese Herangehensweise
wird bereits in ersten klinischen Studien getestet. Auf der Tagung wurden die ersten Ergebnisse sowie die
Chancen für künftige Therapieoptionen diskutiert.
Vernetzung in Wissenschaft
und Forschung zum Wohl
der Patienten
Im Zentrum für Hirntumoren
des UKR arbeiten Experten
der Neurologie, Neuropathologie, Strahlentherapie,
Neurochirurgie sowie der
Hämatologie und Internistischen Onkologie
gemeinsam daran,
dem Patienten eine auf
ihn abgestimmte Therapieempfehlung sowie
eine nachhaltige Versorgung auch nach der
Therapie zukommen zu
lassen. Durch nationale
und internationale wissenschaftliche Vernetzung, wie in der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft, erhalten Patienten Zugang
zu den aktuellsten Diagnose- und Therapieverfahren. Zudem tragen die Behandlungspartner des Zentrums für Hirntumoren
durch aktive Forschung
selbst dazu bei, die Versorgung von Hirntumorpatienten
weiter zu verbessern.
Als Gastgeber der
NOA-Jahrestagung
bot das Regens-
burger Zentrum für Hirntumoren erneut eine wichtige Plattform, gemeinsam noch wirksamer gegen
Hirntumoren vorgehen zu können.
Denn in Deutschland erkranken
jährlich 8.000 Personen an einem
Gehirntumor; weltweit trifft es etwa
650 Menschen pro Tag. Trotz dieser
Zahlen sind Hirntumoren im Vergleich zu anderen Krebsarten eher
selten, zählen aber zu den schwerwiegendsten. (UKR/medbo)
27
28
SYNAPSE August
Neurologie
SYNAPSE August
Neurologie
Neurologische Schäden beim Sport
Gehirnerschütterung: Schädel-Hirn Trauma „light“
Der Kopfball, der rüde Rempler,
das Foul: Nicht nur im Fußball
gibt es viele Ursachen für eine Erschütterung des Gehirns (Traumen). Erkennt man sie nicht, kann
das schlimme neurologische
(Langzeit-)Folgen haben.
E
s gibt Sportarten, bei denen geht
es naturgemäß auch mal rau zu.
American Football, Rugby, aber
auch der klassische Fußball. Grundsätzlich alle Ballspiele bergen die
Gefahr, einen Ball an den Kopf zu
bekommen, ganz zu schweigen von
den Sportarten, bei denen hohe Geschwindigkeiten und Stürze normal
sind. Die Wucht des Aufpralls eines
Balls auf den menschlichen Schädel
ist oft enorm und die Wirkung der
Stöße oder Schläge auf das
menschliche Gehirn entsprechend
heftig. Bis zu 120 km/h kann ein
durchschnittlicher Elfmeter erreichen, 263 km/h flog der schnellste
jemals gemessene Tennisball. Und
wenn ein Zwei-Zentner-Spieler einen anderen beim „bodycheck“ umwirft, kommen schon mal ein paar
Zentner mehr an Gewicht durch die
Beschleunigung zustande.
Dabei ist das menschliche
Gehirn ein relativ geschütztes Or­
gan. Wie eine Nuss ist es in einer
harten und relativ stabilen Schale –
dem Schädel – eingeschlossen. Von
Gehirnwasser umgeben, schwimmt
oder schwebt es in der Gehirnhöhle.
Erschütterungen und Stöße, die von
außen auf den Schädel und auf den
Körper wirken, werden durch die
Flüssigkeit wie durch einen Stoßdämpfer gemildert. Denn das Gehirnwasser überträgt die Stoßwellen
von außen nur gedämpft.
Dennoch: Bei häufigen leichten wie auch schweren Erschütterungen kann es zu schlimmen Folgen kommen. Das Gehirnwasser
kann die Wucht eines Schlages oder
eines Aufpralls nicht mehr kompensieren, und das Gehirn wird über die
Maßen hinaus komprimiert und gedehnt. Das kann feine neuronale
Strukturen quetschen, zerren oder
verletzen, etwa die Zellfortsätze
(Axone), die Zellmembranen der
Nervenzellen und deren Stützgewebe (Gliazellen) oder die feinen Sy­
napsen, über die die Nervenzellen
kommunizieren. Daneben werden
auch feine Gefäße – ein mensch­
liches Gehirn hat etwa 400 bis 600
km Hirngefäße – und somit die Blutver- und -entsorgung der betroffenen Gehirnregionen beeinträchtigt.
Das Areal degeneriert und stirbt
im schlimmsten Falle ab.
Unterschätzte Gefahr
Jetzt besteht die Gefahr, die Erschütterung nicht als diese
zu erkennen und
ordentlich auszukurieren. Bis zu
100.000 Gehirnerschütterungen
werden jährlich in
deutschen Kliniken
behandelt, und zwar
häufig solche, die mit Bewusstlosigkeit oder stärksten Kopfschmerzen einhergehen. Wenigstens ebenso viele
bleiben laut Expertenschätzung unerkannt. Viele Menschen kennen weitere Symptome einer Gehirnerschütterung nicht.
Es gibt die weitläufige Meinung, dass erst Erbrechen und/oder
gar eine Bewusstlosigkeit nach dem
Trauma eindeutige Hinweise seien.
Dabei sind die häufigsten Symptome
viel weniger spektakulär: Zu starken
Kopfschmerzen gesellen sich typischerweise Tritt- und Gangunsicherheit oder eine gewisse Lichtempfindlichkeit. Überhaupt können alle äußeren Reize – Töne, Licht, Gerüche
– irritieren. Die Konzentrationsfähigkeit leidet bis hin zu Erinnerungsdefiziten. Und auch die Stimmung kann
in Nervosität und Gereiztheit umschlagen.
Boxer-Demenz
Zum anderen führen regelmäßige
massive Traumen – wie bei den oben
zitierten Sportarten – neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nach
oft zu einer Reihe an neurologischen
und neuropsychiatrischen Störungen: Der jüngst verstorbene Boxer
Muhammad Ali ist wahrscheinlich ein
trauriges Beispiel für eine durch wiederholte Erschütterung des Gehirns
induzierte oder zumindest beförderte
Parkinson’sche Erkrankung. Die
Fachwelt zitiert aber auch Depressionen, Einschränkungen bei der Kognition und ganz profanes, aber chronisches Kopfweh.
Jede Gehirnerschütterung ist
ein Schädel-Hirn Trauma „light“. Beispielsweise Förstl, Haass et al. wiesen 2010 im Deutschen Ärzteblatt
auf den Zusammenhang zwischen
wiederholten schweren Boxschlägen gegen Gesicht und Schädel und
eventuellen Langzeitschäden durch
daraus resultierende multiple Traumen hin. Der „Knockout“ (induzierter
Bewusstseinsverlust) sei die relevanteste Akutfolge. Aber es besteht
darüber hinaus die Vermutung, dass
neuropsychologische Folgeschäden
(wie Konzentrationsstörungen, eingeschränktes Abstraktionsvermögen, bis hin zu Intelligenzminderung)
länger anhalten als die initialen
Symp­tome. Über die Untersuchung
mo­lekularer
Zellveränderungen
konnten die Forscher einen statistischen Zusammenhang zwischen
Zahl und Schwere der Schläge und
den neuronalen beziehungsweise
glialen Schädigungen der Gehirnzel-
len herstellen. Das Risiko eines Boxer-Syndroms (auch Boxer-Demenz) könne als Spätfolge mit der
Dauer der Karriere eines Boxers in
Zusammenhang gebracht werden.
Die Erkrankung zeige einige Parallelen zur Alzheimer’schen Erkrankung.
gen aus. Aber es kann sogar Monate
dauern, bis sich die in Mitleidenschaft gezogenen Gehirnstrukturen
regeneriert haben. Gibt man dem
Gehirn diese Zeit nicht, addieren
sich die Schädigungen und chronifizieren schlimmstenfalls.
Pause für das Gehirn
Die ideale Therapie bedeutet
also: Ruhe. Wenigstens für eine Woche. Aber noch wichtiger ist die Prävention. Seit zum Beispiel im Amateur-Boxsport die Maskenpflicht eingeführt wurde, sank die Zahl der
festgestellten Gehirnerschütterungen. Es spricht also einiges für die
Helmpflicht bei einschlägigen Sportarten.
(RNE)
Das Gehirn braucht nach einem
Trauma eine gewisse Erholungszeit.
Knapp 85% der Patienten erholen
sich nach etwa einer Woche bis
zehn Tagen weitgehend. Der eine
oder andere Leser wird jetzt sicher
stutzen! Die meisten gehen wohl
eher von wenigen Stunden oder TaSchütz Deinen Kopf!
Die Initiative „Schütz Deinen Kopf!“ hat eine Kurz-Testung entworfen,
mit der vor allem, aber nicht nur Sportler auf eine Gehirnerschütterung
getestet werden können.
Beobachten …
Wenn mindestens eines dieser Symptome beobachtet werden kann,
liegt eine Gehirnerschütterung vor:
• Verlust/Einschränkung des Bewusstseins
• Verlust der Reaktionsfähigkeit (regungslos am Boden liegen,
keine offensichtlichen Bewegungen)
• Verlangsamtes Aufstehen mit folgender Unsicherheit beim Stehen
(Schwanken)
• Gleichgewichtsprobleme oder erneutes Umfallen
• Koordinationsstörungen: Sich an festen Gegenständen festhalten
oder abstützen müssen, sich an den Kopf fassen
• Benommenheit, „leerer Blick“, offensichtliche Verwirrtheit
Erkennen …
Mindestens eines der folgenden Symptome liegt vor? Das kann ein
Zeichen für eine Gehirnerschütterung sein!
• Bewusstseinsverlust
• Krampfanfälle
• Schwindel
• Gleichgewichtsstörung
• Übelkeit
• Reizbarkeit
Zusätzlich kann eine orientierende Gedächtnisfunktionstestung
Hinweise geben. Der Betroffene sollte alle drei folgenden Fragen
beantworten können:
• Wie ist Dein Name?
• Welcher Tag ist heute?
• Wie spät ist es?
Ein abschließender Gleichgewichtstest macht ebenfalls Sinn.
Quelle: www.schuetzdeinenkopf.de
29
30
SYNAPSE August
Neuro-Reha
31
Aus der Praxis für die Praxis: Schlaganfall-Akutbehandlung und Prophylaxe
„Rohr frei“ und „neue Blutverdünner“
Prof. Dr. Felix Schlachetzki, Dr. Roland Backhaus
Nicht nur in der akuten Schlaganfallbehandlung hat sich in den
letzten wenigen Jahren einiges
geändert. Auch in der Verhinderung von Schlaganfällen bedingt
durch eine Herzrhythmusstörung
konnte mit neuen Medikamenten
(Blutverdünnern) eine signifikante
Risikoreduktion erreicht werden.
B
ei 80% der Schlaganfälle liegt die
Ursache in einer akut aufgetretenen Durchblutungsstörung eines
hirnversorgenden Gefäßes (ischämischer Schlaganfall). Gerade Verschlüsse der großen Hirnarterien
waren bislang hauptsächlich verantwortlich für schwere bleibende körperliche und kognitive Beeinträchtigungen beziehungsweise die hohe
Sterblichkeit nach Schlaganfall. Der
ischämische Schlaganfall ist eine
Volkskrankheit und daher besteht ein
hohes Interesse an neuen medizinisch-neurologischen und neuroradiologischen Therapien.
Wird die Hirndurchblutung
schnell wiederhergestellt, kann sich
das entsprechende Hirnareal erholen und seine Funktion wiederaufnehmen. Für diese rekanalisierenden Therapien existiert ein Zeitfenster von etwa 4,5 Stunden für die
­medikamentöse Behandlung mittels
Gewebsplasminogenaktivator – jedoch gilt der Merkspruch „time is
brain“ und jede Verzögerung senkt
den Behandlungserfolg.
Es gibt eine Reihe von Ursachen, die zu einem akuten Gefäßverschluss führen können: In etwa 30%
entsteht ein Blutgerinnsel durch eine
Herzrhythmusstörung, dem sogenannten Vorhofflimmern (VHF).
Durch die nicht mehr rhythmische
und gleichmäßige Kontraktion des
Herzmuskels kommt es zur Gerinnselbildung, die über die Blutgefäße in
das Gehirn wandern (Embolus) und
zu einem Gefäßverschluss führen.
Daneben können auch lokale Einengungen der hirnversorgenden Gefäße (Stenosen) zur Gerinnselbildung
führen (circa 30%). Zudem ist der
Bluthochdruck als einer der wichtigs-
ten beeinflussbaren Risikofaktoren
insbesondere für chronische Schädigungen der kleinsten Gefäße verantwortlich und kann ebenfalls zu eher
kleineren Schlaganfällen im Marklager des Gehirns führen.
Neben dieser pathophysiologisch orientierten Einteilung des Hirninfarktes („TOAST“-Klassifikation)
hat sich ein neuer Begriff ergeben,
und zwar genau dann, wenn konkurrierende Ursachen existieren: beispielsweise geringe Stenosen und
ein eher kardioembolisches Infarktmuster bei unauffälligem Herzbefund. Der „embolic stroke of undetermined source“ (ESUS) ist eine
diagnostische und therapeutische
Herausforderung.
Gerade Embolien aus dem
Herzen, wie sie bei permanentem
oder intermittierenden (zwischenzeitlichem) Vorhofflimmern in den
Füllkammern des Herzen entstehen,
führen zu schweren Schlaganfällen
mit bis dato hoher Sterblichkeit und
Pflegebedürftigkeit. Bislang bestand
die wirkungsvollste Vorsorge bei Patienten mit Vorhofflimmern in der
Therapie mit Phenprocoumon (Markenname Marcumar®) – einem Vitamin-K Antagonisten, der die Synthese von Gerinnungsproteinen in der
Leber reduziert. Demgegenüber
stand die dadurch höhere Blutungsneigung: ein Risiko, das zwar deutlich unter dem Nutzen liegt, häufig
jedoch emotional zu einer Abneigung gegen die Therapie führt. Im-
merhin werden Vitamin-K-Antagonisten auch als Rattengift genutzt.
Vorhofflimmern und
Schlaganfallrisiko
Zu den wichtigsten Schlaganfallrisikofaktoren zählt das Vorhofflimmern
(VHF), bei dem die Füllkammern des
Herzens aus dem großen Körperund dem Lungenkreislauf (rechter
und linker Vorhof, respektive) nicht
mehr synchronisiert zu den großen
Herzkammern (rechter und linker
Ventrikel) arbeiten und sich im linken
Vorhofohr Gerinnsel aufgrund stehenden Blutes bilden können. VHF
kann permanent oder intermittierend
(auch paroxysmales, das heißt
schlagartig auftretendes, nur maximal 48 Stunden andauerndes VHF)
auftreten – das Schlaganfallrisiko ist
allein dadurch gleichermaßen um
das Fünffache erhöht. Fast alle zehn
Sekunden kommt es zu einem
Schlaganfall infolge von Vorhofflimmern. Allein in Deutschland sind
rund 1,8 Millionen Menschen von
dieser Herzrhythmusstörung betroffen und die Inzidenz steigt mit dem
Alter an: sind es bei 60jährigen etwa
ein bis drei Prozent, so steigt die
VHF-Rate dann an und liegt bei
80jährigen schon bei etwa zehn Prozent.
Symptome von Hirnembolien
Embolien aus dem Herzen sind häufig von großem Durchmesser und
verschließen somit die großen Hirn-
Der Schlaganfall
Jeden Tag ereignen sich rund 450 Schlaganfälle in der Bundesrepublik
Deutschland. Nach wie vor stellt der Schlaganfall eine der häufigsten
Todesursachen dar und Überlebende haben mit weitreichenden Folgen
und erheblicher Einschränkung der Lebensqualität zeitlebens zu
kämpfen. Komplikationen eines Schlaganfalls möglichst zu vermeiden,
funktionelle Ausfallerscheinungen und die Lebensqualität zu verbessern
sowie die Suche nach der Ursache eines Schlaganfalls sind Aufgaben
spezialisierter neurologischer Behandlungseinheiten, sogenannte Stroke
Units. Neben der systemischen Lysebehandlung stellt heute die kathetergestützte Entfernung von Blutgerinnseln aus den großen Hirnarterien
eine hocheffektive kausale Therapieoption mit manchmal hervorragenden Ergebnissen dar.
EKG
a) Normales EKG mit typischer regelmäßiger p-Welle, die vor dem Herzkammerkomplex erscheint
b) Vorhofflimmern mit fehlender p-Welle und unrhythmisch schlagendem Herz beziehungsweise Kammerkomplexen (Pfeile)
arterien mit entsprechend schweren
neurologischen Ausfallserscheinungen, oder verteilen sich nach dem
Herzen in mehrere unterschiedliche
Hirnarterien. Klinisch äußern sich
Embolien aus dem Herzen somit
häufig durch schwere Lähmungserscheinungen, Koma oder Sprachstörungen. In der frühen Computeroder Kernspintomographie liegen
häufig je nach Größe des Gefäßverschlusses und dem Grad der individuell vorhandenen Umgehungskreisläufe (sogenannte Kollateralen)
geringe nachweisbare Infarkte im
Gehirn vor. Ziel der Akuttherapie ist,
den weiteren Untergang von Hirngewebe durch Sauer- und Nährstoffmangel aufzuhalten, also die Hirndurchblutung durch die Entfernung
des Gerinnsels im Gefäß zu beseitigen. Bislang wurde dies durch die
intravenös zu verabreichende Lysetherapie versucht, die nur unter
Ausschluss einer Hirnblutung im entsprechenden Zeitfenster angewandt
wurde. Allerdings entzogen sich gerade die großen Hirnarterienverschlüsse dieser Therapie und führten trotz allem zu schweren Schlaganfällen.
Diagnose eines
Gefäßverschlusses
Die oben erwähnte Computertomographie (CCT) ist weit verbreitet, und
moderne Geräte erlauben in wenigen Minuten die Darstellung der großen hirnversorgenden Arterien sowie in vereinfachter Weise den
Nachweis von möglichen Kollateralen (CT-Angiographie, CTA). Die
Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie – MRT) ist im
Akutfall zu aufwändig, dauert länger
und ist gerade bei unruhigen Patienten ebenso wie die Ultraschalldiagnostik nicht Diagnostik der Wahl.
Anhand der nativen Computertomographie, der klinischen Symptomatik
und der Zeit seit Beginn der Sympto-
matik sowie der CTA entscheiden
sich der behandelnde Neurologe
und ein Neuroradiologe, ob zusätzlich zu einer möglichen Lysetherapie
diese Gefäße auch über einen Katheter in der Leiste manuell entfernt
werden müssen.
Endovaskuläre Embolektomie
Die schnelle Wiederherstellung der
Hirndurchblutung ist die logische
und zielgerichtete Therapie des
ischämischen Hirninfarkts. Seit Mitte
der 90er Jahre im letzten Jahrhundert verdichteten sich die Hinweise,
dass dies – ähnlich der Therapie des
Herzinfarkts – über Katheter in die
Leistenarterie (Angiographie), die
dann in das verschlossene Hirngefäß vorgeschoben wurden, sehr effektiv sein kann. Doch bis zuletzt im
Jahr 2013 konnte keine Studie diese
Arbeitshypothese bestätigen, was
primär an noch nicht ausgereiften
Kathetern mit unbefriedigenden Rekanalisationsraten lag.
Erst die zufällige Entdeckung,
dass maschendrahtähnliche Katheter, die primär für die Behandlung
von Aneurysmen entwickelt wurden
(sogenannte Stentretreaver), sich
auch gleichsam wie ein Drahtnetz in
Fortsetzung auf Seite 32
Formen des Schlaganfalls
• Gefäßverschluss
Bei rund 80% der jährlich 160.000 neuen Schlaganfälle in Deutschland
liegt eine plötzlich verschlossene Arterie im Gehirn vor und führt zu
Funktionsausfällen, wie zum Beispiel Lähmungen, Sprachstörungen,
Sehstörungen, Koma oder Doppelbildern. In den ersten vier bis sechs
Stunden nach einer Einweisung in die Stroke Unit können entweder
mit Fibrin-auflösenden Medikamenten (sogenannte Lysetherapie) oder
mittels Katheter über die Leistenarterie (sogenannte endovaskuläre
Embolektomie) die Hirndurchblutung und Hirnfunktion im Idealfall
wiederhergestellt werden. Auf diese Weise kann möglichst viel
Hirngewebe gerettet, beziehungsweise ein weiteres Absterben
verhindert werden.
• Blutungen
Bei etwa 15% aller Schlaganfälle liegen Hirnblutungen aufgrund
„geplatzter Arterien“ im Hirn (intrazerebrale Blutungen (ICB)) vor, deren
Ursache, Diagnose und Therapie auf der Stroke Unit geklärt werden.
Weitere 5% der Schlaganfälle sind Subarachnoidalblutungen (mit
Vernichtungskopfschmerz als Kardinalsymptom) oder Venenthrombosen des Gehirns (stärker werdende undulierende Kopfschmerzen mit/
ohne nachfolgenden, neurologischen Ausfallserscheinungen).
• Schlaganfall – Hirninfarkt
Die Unterscheidung zwischen „blutigen Schlaganfällen“ (20%) und sich
entwickelnden Hirninfarkten (80%) ist klinisch fast nicht möglich und
erfolgt in der Regel mittels einer Computertomographie des Gehirns.
Die Diagnose und Behandlung erfolgt zu meist auf der Stroke Unit.
Größte Eile ist insbesondere beim Hirninfarkt geboten, da Hirngewebe
in einem engen Zeitfenster noch gerettet werden kann.
32
67-jährige Patientin; schwere Halbseitenlähmung links mit fehlender Wahrnehmung, NIHSS 15;
Beginn der Symptomatik 09:10 Uhr – Einlieferung in die Stroke Unit beziehungsweise direkt in die Computertomographie um 10:00 Uhr,
Beginn der medikamentösen Therapie um 10:13 Uhr. Nach zwei Tagen zeigte die Patientin nur noch eine leichte Gesichtsasymmetrie und
konnte nach Hause entlassen werden.
Fortsetzung von Seite 31
einem „Marshmellow“ in dem Gerinnsel verfangen und diese somit
aus dem Gefäß entfernen können,
hat der Methode zum Durchbruch
verholfen. 2015 konnten gleich fünf
positive Studien die Wirksamkeit bestätigen. Die Zahlen sind beeindruckend: um einen Patienten mit keinen oder nur unwesentlichen Behinderungen zu erhalten, müssen zwei
bis sieben Patienten mit der Methode behandelt werden. Allerdings ist
nicht jeder Schlaganfall für die Embolektomie geeignet: von allen nachgewiesenen drohenden Hirninfarkten eignen sich nur maximal zehn
Prozent für diese Therapie.
Besser bleibt es, einem
Schlaganfall vorzubeugen, insbesondere dann, wenn bekannte Risikofaktoren wie nachgewiesenes
Vorhofflimmern vorliegen. Seit Jahren weiß man, dass Vitamin-K Antagonisten (VKA) die Synthese von
Gerinnungsfaktoren hemmen und
gerade bei VHF effektiv vor Schlaganfällen schützen können.
Schlaganfallprophylaxe mit
Vitamin-K Antagonisten und den
„Neuen“
a) CT-Angiographie: Pfeil zeigt auf den Verschluss der rechten mittleren Hirnarterie
b) CT-Angiographie: Nachweis guter Kollateralen, das heißt von viel „rettbarem“ Hirngewebe
c) Computertomographie des Gehirns bislang ohne Infarktnachweis
d) Angiographie mit Gefäßverschluss
e) Rekanalisation mittels Stentretreaver um 13:07 Uhr
f) Bild des entfernten Gerinnsels
g) Magnetresonanztomographie zwei Tage später mit kleinem Infarktkern (Pfeil)
h) Magnetresonanztomographie (Diffusionssequenz) als Nachweis des frischen kleinen Infarkts
SYNAPSE August
Neuro-Reha
Obwohl die Schlaganfallrisikoreduktion von VKAs bekannt ist, scheuen
sich viele Patienten und Ärzte vor
dieser Therapie aus Angst vor Blutungskomplikationen („primum non
nocere, secundum cavere, tertium
sanare“, übersetzt „erstens nicht
schaden, zweitens vorsichtig sein,
drittens heilen" – hippokratischer
Grundsatz). Allerdings liegen sowohl
das spontane Hirnblutungsrisiko als
auch die Komplikationsrate bei Stürzen bei weitem niedriger als der Nutzen, das heißt die Schlaganfallverhinderung mittels dieser Substanzen.
Hier ist in den letzten Jahren eine
Reihe von neuen, allerdings nicht billigen Medikamenten auf den Markt
gekommen. Auch die Blutungsrisiken
der zahlreichen Gerinnungshemmer
und Antikoagulanzien unterscheiden
sich teils erheblich. Die Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin® oder Phenprocoumon (Marcumar®), das in
Deutschland meist verwendet wird,
haben bekanntlich das höchste Blutungsrisiko. Nicht-Vitamin-K-Antagonisten
(NOAKs)
wie
Faktor
IIa-(Thrombin)-Hemmer Dabigatran,
Faktor Xa-Hemmer Rivaroxaban,
Apixaban und Edoxaban). Sie sind
hier eine wirkungsvolle Alternative: In
aktuellen randomisiert-kontrollierten
Stu­dien konnten sie mindestens eine
Nicht-Unterlegenheit zur Verhinderung ischämischer Schlaganfälle bei
statistisch signifikant geringerem zerebralem Blutungsrisiko gegenüber
Warfarin zeigen. Die europäische
Vorhofflimmern-Leitlinie gibt jedoch
trotz häufig stark schwankenden
INR-Werten (Maß für die gute Gerinnungseinstellung) weiterhin den Vitamin-K-Antagonisten den Vorzug, wohingegen andere Leitlinien unter Berücksichtigung der Einschränkungen
(Nierenfunktion) NOAKs favorisieren.
Ungeklärter Schlaganfall –
embolic stroke of undetermined
source (ESUS)
Der Aufenthalt auf der Stroke Unit
dient der schnellen Diagnostik und
Therapie des Betroffenen, aber auch
dem frühen Beginn rehabilitativer
Maßnahmen und der Ursachenklärung beziehungsweise Einleitung
­einer entsprechenden Sekundärprophylaxe. Bei etwa 20% aller Hirninfarktpatienten bleibt die genaue Ursache für den Gefäßverschluss
gänzlich ungeklärt (sogenannter
kryptogener Schlaganfall). Oder es
konkurrieren Schlaganfallrisikofaktoren miteinander, die zu unterschiedlich starker Blutverdünnung und damit
Risiko-Nutzen-Profil
führen
(ESUS Typ). Letztere werden seit
einigen Jahren intensiv in Medika­
mentenstudien beforscht. Getestet
wird häufig eine leichte Blutverdünnung wie nach einem Herzinfarkt mit
niedrig-dosiertem Aspirin gegen ein
NOAK, in der Annahme, dass nicht
erkanntes oder sehr seltenes intermittierendes Vorhofflimmern vorliegt.
Die Ergebnisse solcher Stu­dien werden in zwei bis drei Jahren erwartet.
Schlaganfalltherapie in der medbo
In der überregionalen Stroke Unit in
der Klinik für Neurologie am Bezirksklinikum Regensburg (BKR)
werden seit etwa 2004 schwere
Schlaganfälle mit großen Gefäßverschlüssen mittels Kathetern behandelt. Dies ist aufgrund der sehr intensiven Zusammenarbeit der Ärzte der
Stroke Unit mit Mitarbeitern des Zentrums für Neuroradiologie (Leiter
Prof. Dr. Gerhard Schuierer, Standorte medbo und Universitätsklinikum
Regensburg) möglich. So konnte die
Entwicklung bis hin zum Einsatz von
Stentretreavern an vorderster Front
verfolgt und das nötige Knowhow erarbeitet werden. Seit Jahren besteht
ein eingearbeitetes interdisziplinäres
Team, das den Patienten begleitet.
Ebenso war die Stroke Unit an Studien zur Zulassung von NOAKs beteiligt und konnte noch vor Markteinführung Erfahrungen mit den neuen
Medikamenten sammeln. Gleiches
gilt für die Klinik für Neurologische
Rehabilitation am BKR, die gerade
aus gerinnungsphysiologischer Sicht
ein herausforderndes Patientenklientel betreut.
Neben klinisch-wissenschaftlichen Projekten rund um die Embolektomie
(neurovaskuläre
Forschung, Leiter Prof. Dr. Felix Schlachetzki) nimmt die Klinik für Neurologie an zwei verschiedenen ESUS
Studien teil, in die Patienten bis zu
sechs Monate nach ungeklärtem
Hirninfarkt einbezogen, und in der
Folge intensiv nachbeobachtet und
behandelt werden könnten.
Fazit: Prävention ist die beste
Therapie
Nicht erkanntes beziehungsweise
nicht behandeltes Vorhofflimmern
ist der wichtigste Risikofaktor für
schwere Schlaganfälle. Bei einigen
dieser Patienten kann mittels Kathetern über die Leiste („Embolektomie“) das Gerinnsel effektiv neuroradiologisch-interventionell entfernt werden, wenn der Patient
schnell nach Symptombeginn in die
Stroke Unit eingeliefert wird. Die
beste Therapie des Hirninfarkts ist
jedoch die Prävention, und bei Vorhofflimmern stehen nun neben dem
klassischen Blutverdünner Marcumar® weitere und vor allem sichere
Tabletten zur Verfügung.
Kontakt:
Auskunft zu den ESUS-Studien
erteilt Prof. Dr. Felix Schlachetzki,
Tel. +49 (0)941/941-3501
Prof. Dr. Felix Schlachetzki ist
Chefarzt an der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg Zentrum
II (BKR) und Oberarzt an der Klinik
und Poliklinik für Neurologie der
Universität Regensburg mit
Schwerpunkt Neurosonographie
und neurovaskuläre Forschung,
Dr. Roland Backhaus ist Oberarzt
an der Klinik und Poliklinik für
Neurologie der Universität
Regensburg am BKR mit Schwerpunkt Stroke Unit und Telemedizin
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34
SYNAPSE August
KJP
SYNAPSE August
KJP
Bereichert wird die Fachtagung durch die Vorträge von Dr.
Reinhard Erös, private Initiative „Kinderhilfe Afghanistan“, zu den politischen, sozialen und kulturellen Hintergründen von minderjährigen
Flüchtlingen aus dem afghanisch-pakistanischen Raum und von
Prof. Dr. Philip Anderson, OTH, über
die (berufliche) Bildungs- und soziale Integration von Flüchtlingen. Dr.
Andreas Conca, Direktor des psychiatrischen Dienstes des Gesundheitsbezirkes Bozen, der auch den
landesweiten Dienst für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in Südtirol koordiniert, mit dem
die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie in Regensburg eine
lebendige Kooperation pflegt, referiert zu individuellen und kollektiven
Schicksalen im Spannungsfeld der
Zeitgeschichte Südtirols.
N
au
tät“
Regensburger Fachtagung zur
Kinder- und Jugendpsychiatrie
1KJP08-1604-0003
8
neue fremde Heimat
Regensburger Fa
chtagung zur
Kinder- und Juge
ndpsychiatrie
neue fremde Hei
mat
Interdisziplinäre
Fachtagung
zur Integration
minderjähriger Fl
üchtlinge
26. und 27. Septe
mber 2016
Bezirksklinikum Reg
ensburg
Institut für Bildung
und Personalentwic
klung
(IBP)
Am 26. Und 27. September 2016
wird sich eine interdisziplinäre
Fachtagung am Bezirksklinikum
Regensburg dem großen Thema
„Integration minderjähriger Flüchtlinge“ widmen. medbo, Stadt und
Landkreis Regensburg, die Katholische Jugendfürsorge, die Agentur für Arbeit sowie die Ostbayerische Technische Hochschule
(OTH) laden ein.
S
eit vielen Jahren befinden sich
hunderttausende Menschen auf
der Flucht aus Afrika, Vorder- und
Südasien. Unterschiedlich sind
Fluchtursachen und Fluchtrouten,
unüberschaubar die Anzahl der Be-
Dr. Christian A. Rexroth
troffenen, unermesslich die leidvollen individuellen Erfahrungen bis
zur Ankunft in Deutschland. Aber
unerschöpflich ist auch die Hilfsbereitschaft von haupt- und ehrenamtlichen Helfern. Die Minderjährigen unter den Flüchtlingen, die von
ihren Familien auf den Weg geschickt wurden oder die sich ohne
Bezugspersonen aus ihrer Heimat
auf den Weg gemacht haben, somit
unbegleitet sind, haben in unzähligen und in kürzester Zeit zur Verfügung gestellten Jugendhilfeeinrichtungen einen Platz gefunden.
Manche der unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge (umF)
hatten bereits erhebliche psychische Belastungen im spärlichen
Gepäck oder waren angesichts ihrer Erfahrungen bis zur Ankunft in
Deutschland erheblichen Belastungen ausgesetzt. Bei einigen, aber
bei weitem nicht bei allen unbegleiteten Minderjährigen lassen sich
Traumafolgestörungen feststellen.
Manche von ihnen haben bereits
mit der Ankunft eine entsprechende
kinder- und jugendpsychiatrische
Unterstützung in Anspruch genommen. In einer fürsorglichen und un-
Dr. Reinhard Erös vor Ort in Afghanistan
terstützenden Umgebung können
sich aber auch erst Monate nach
der Ankunft weitere Symptome einer Belastung zeigen.
Die Generation unserer heute Jugendlichen ist mit den umF innerhalb weniger Jahre um einen
nicht unerheblichen Anteil größer
geworden, so auch ihre individuellen Biographien und Geschichten.
Von Deutschland aus besehen werden die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge als Fremde willkommen geheißen. Aus ihrem Blickwinkel wiederum kommen sie in die
Fremde. Fremd sind Klima, Sprache
und Kultur, fremd ist auch das Angebot der hierzulande bestehenden
Möglichkeiten. Auch für die hier Beheimateten ändert sich der Blickwinkel. Manche erleben die ihnen vertraute Heimat plötzlich als fremd,
zumindest doch verändert. Insofern
findet für die Flüchtlinge wie auch
die ansässige Bevölkerung eine
Veränderung ihrer Umgebung statt.
Beide Positionen bedürfen jeweils
einer Integration als Basis für die
gesamtgesellschaftliche Integration
der Hinzugekommenen. Auf dem
Boden unserer Kultur kann aus dem
fremden Land wie auch aus der vertrauten eine neue Heimat werden.
Integration als Perspektive:
Chance und Herausforderung
Unter dem Titel „neue fremde Heimat“ schafft die Regensburger Fachtagung zur Integration minderjähriger Flüchtlinge eine Plattform zur
gemeinschaftlichen, interdisziplinä-
ren Hinwendung zu diesem Thema,
das die Integration unterschiedlicher
Sichtweisen und Ansätze erforderlich ist. Ausgewählte Referentinnen
und Referenten aus unterschiedlichen Fachgebieten konnten hierfür
gewonnen werden: Soziologie, Berufsschule, Ausbildung und Arbeit,
Pädagogik und Traumapädagogik,
Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Tagungsband zur KJP-Fachtagung 2014
„Schule – nein danke!“ erschienen
Die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit
Schul­vermeidung hat das Ziel, die psychische Gesundheit zu
verbessern und Schulabbrüche langfristig zu vermeiden: eine
Aufgabe, die eine konstruktive Kooperation zwischen verschiedenen
Disziplinen erfordert. Dieser Band spiegelt mit Bei­trägen unterschiedlicher Fachrichtungen den interdisziplinären Ansatz in der psychosozialen Versorgung betroffener Kinder und Jugendlicher wider.
Bibliographische Daten:
Rexroth, Christian A., Lustig, Thomas (Hg.): „Schulvermeidung:
Frühzeitig – interdisziplinär – gesamtgesellschaftlich“,
Verlag V&R unipress 2016
Dr. Christian A. Rexroth ist
kommissarischer Ärztlicher
Direktor der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am
Bezirksklinikum Regensburg
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SYNAPSE August
KJP
Worte
können heilen!
Famulatur auf der kinder- und
jugendpsychiatrischen Akutstation
Katharina Bauer
Medizinstudenten müssen praktische Erfahrungen sammeln. Dazu
gibt es die obligatorischen Famulatur-Aufenthalte in Kliniken und
Praxen. Die Regensburger Medizinstudentin Katharina Bauer hat
sich getraut und die Kinder- und
Jugendpsychiatrie als erste Famulatur-Station gewählt – und es
nicht bereut! Hier ist ihr Bericht.
D
enke ich an Psychiatrie, dann
denke ich an menschenleere
Gänge, Gitterstäbe und Neonlampen
– irgendwie beängstigend. Doch
dann bin ich total überrascht, als ich
zum ersten Mal Station 25B der Klinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie
betrete: Tonpapierblumen und bunte
Puschel hängen von der Decke, an
den Zimmertüren kleben farbenfrohe
Namensschilder. Fast könnte man
sich hier wie in einem Jugendtreff
fühlen – wären da nicht die beiden
massiven Glastüren, die ich aufsperren und auch wieder zumachen
muss. Denn hier ist die „Beschützende Station“, die Akutstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Der
Name passt, denn er zeigt gleich,
was die Aufgabe der Station ist.
Die Kinder, die hier aufgenommen werden, sind so verschieden wie die Probleme, die zu ihrer
Aufnahme geführt haben: Depressive Jugendliche nach einem missglückten
Selbstmordversuch,
schüchterne magersüchtige Mädchen, taffe drogensüchtige Kids,
durch Missbrauch traumatisierte Teenies ... Sie kommen meist mit ihren
Eltern, aber auch mal mit dem Notarzt und manchmal sogar mit der Polizei. Bevor es auf die Station geht,
werden die Ankömmlinge durchsucht. Die Betreuer schauen nach
gefährlichen Gegenständen und
Drogen. Neben dem Aufnahmegespräch gibt es noch eine körperliche
Untersuchung und Blutentnahme.
Wer besonders engmaschig beobachtet werden muss, kommt in einen
der Überwachungsräume neben
dem Stationszimmer. Zum Beispiel
suizidgefährdete Patienten.
Warum ich in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie famuliere
Für mich zählt der Mensch in seiner
Gesamtheit. Ich finde, der menschliche Geist ist in Sachen Gesundheit
viel mächtiger, als man in der rein somatischen, also der körperlich ausgerichteten Medizin gerne glauben
würde. Ich bin neugierig auf eine Medizin, die den Menschen mit seinem
Charakter, seiner Lebensgeschichte
und seinem sozialen Netz sieht, und
das noch dazu aus vielen verschiedenen Perspektiven. Denn auch „das
Team“ – das multiprofessionelle
Team – ist mir in seiner Aufgabe und
seinem Zusammenspiel völlig neu.
Was ich absolut erwarte: Zeit für Gespräche mit dem Patienten als
Mensch. Denn anders als in der somatischen Medizin ist das Gespräch
das Diagnose-Instrument der Wahl.
Sprechen – und Zuhören.
Ein typischer Tag auf Station
Auf der Akutstation 25B erwartet die
Jugendlichen im Alter von zwölf bis
18 Jahren ein gut strukturierter Tag.
Frühstück, Mittag- und Abendessen
werden zusammen mit den Betreuern eingenommen. Sie haben ständig ein wachsames Auge auf das
Verhalten der Jugendlichen. Ein fester Tagesablauf soll in Krisen Halt
geben. Regeln werden konsequent
gehandhabt: Handygebrauch, Rauchen, Ausgänge. Manchmal ist sogar
die Dauer für den Toilettengang vorgegeben, damit er nicht missbraucht
werden kann: Zum Beispiel bei essgestörten Kindern, die sich nach dem
Essen nicht wieder erbrechen sollen.
Die eingesetzten Therapien
haben auch ihre Zeit: Vormittags gibt
es Kunsttherapie, damit die Jugendlichen ihre eigenen Ressourcen entdecken können; autogenes Training
zur Entspannung und zur Selbstregulierung; oder die Trommelgruppe,
in der die Jugendlichen verschiedene Rhythmen nachklopfen und ihre
Gefühle ausdrücken sollen. Nachmittags kommen Besucher oder es gibt
gemeinsame Aktivitäten wie Brettspiele, Koch- und Fernsehabende.
Famulatur
Die Famulatur (lat. famulus: der Gehilfe) ist ein in Deutschland im
Rahmen der ärztlichen Approbationsordnung vorgeschriebenes Pflichtpraktikum für Medizinstudenten. Es ist auf vier Monate angesetzt,
insgesamt zwei Monate davon müssen in praktischer Tätigkeit in einem
oder mehreren Krankenhäusern, wahlweise auch stationären Reha-Einrichtungen abgeleistet werden. Famulaturen sind auch in einer Klinik
angegliederten Ambulanzen möglich. Die Famulatur wird nach dem
ersten und vor dem zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung geleistet.
(Quelle: Wikipedia)
Medikamentöse Therapie spielt in
der Kinder- und Jugendpsychiatrie
nicht die Hauptrolle. Wer länger stationär ist, wird in der klinikeigenen
„Schule für Kranke“ in den Hauptfächern unterrichtet – sofern die Therapie dies zulässt. Die Beschulung managt ein Lehrer, der im Austausch mit
den jeweiligen Herkunfts-Schulen
steht und jeden der Schüler individuell betreut. Er ist selbstverständlich
auch Mitglied im multiprofessionellen
Team. Die Stationen wirken wie ein
Zuhause auf Zeit. Fast vergesse ich,
dass ich in der Psychiatrie bin, aber
da treten die Ärzte und Psychologen
ins Geschehen. Bei ihnen klingelt
permanent das Telefon. Es wird viel
geredet – mit Eltern, Erziehungsberechtigten, dem Jugendamt, Wohngruppenleitern, Drogenkliniken, Kollegen, vor allem aber mit den jungen
Patienten selbst.
Die Rolle der Ärzte und
Psychologen
In der Zeit, in der ich hier bin, ist unter
anderem Ärztin Pia für die Gespräche mit den etwa acht Patienten verantwortlich. Nacheinander holt sie
die Jugendlichen in ihr kleines Büro
mit den orangefarbenen Wänden
und den zwei Zimmerpflanzen. Pia
nimmt sich für jeden der Teenager
Zeit, besonders für die Intensivpatienten. „Intensivpatient“ heißt, dass
der Arzt den Patienten jeden Tag
sprechen sollte. Dazu gehören zum
Beispiel suizidgefährdete Jugendliche. Der Arzt oder Psychologe muss
jeden Tag abklopfen, wie es mit den
Selbstmordgedanken
ausschaut.
Ganz oft fällt die Frage: „Schaffst du
es, Bescheid zu geben, wenn die
Gedanken wieder schlimmer werden?“. Ich erfahre, wie wichtig es für
die Jugendlichen ist, dass man ihnen
zutraut, bald wieder selbst für ihr Leben Verantwortung zu übernehmen.
Und ich lerne schnell, wie offen man
mit Todeswünschen, Selbstverletzung und anderen schambesetzten
Themen umgehen kann.
Die Ärzte auf Station führen
„nur“ sechs, sieben Patientengespräche pro Tag, aber diese Gespräche
dauern, anders als in der somatischen Medizin, viel länger. Die Psychiatrie ist die sprechende unter den
medizinischen Disziplinen: Hier spürt
man, wie wichtig und auch wie mäch-
tig Reden und Zuhören sind. Auch
ich habe irgendwann meinen großen
Moment: Mein erstes Patientengespräch! Ein mulmiges Gefühl befällt
mich. Kann ich da etwas „kaputt machen“? Ich meine, auf einer Akutstation in der Psychiatrie – das ist doch
kein Smalltalk! Was, wenn ... !? Das
legt sich aber schnell. Denn eigentlich will ich dem Mädchen mir gegenüber nur das Gefühl geben, dass ich
es ernst nehme. Tatsächlich ergibt
sich eine angenehme Unterhaltung.
Ich merke, dass ich genügend von
ihr erfahre, wenn ich meiner Intuition
vertraue, und dass ich mich nicht eisern an das an der Uni gelernte
Schema halten muss.
Die akute Krise überwinden
Im Gegensatz zur eigentlichen Therapiestation, wo die Patienten oft
Wochen und Monate bleiben, ist die
Akutstation 25B eher für kürzere Aufenthalte gedacht. Hauptsächlich
geht es hier darum, den Teenagern
wieder Halt zu geben, sie zu stabilisieren und ihre nähere Zukunft zu
planen. Bei manchen Jugendlichen
muss man bereits jetzt schon die
Frage klären, ob es nach Hause, in
eine Wohngruppe, eine Klinik oder
eine Pflegefamilie geht. Daneben
laufen erste Schritt der Diagnostik
und das Eindosieren von Medikamenten, falls diese nötig sind. Zwischendurch erledigen die Ärzte körperliche Untersuchungen und ambulante Termine. Und dokumentieren
immer wieder, was gemacht, erfahren und besprochen wurde.
Ärztin Pia redet nicht nur mit
den Jugendlichen, sondern auch mit
deren Eltern. Diese haben oft eine
andere Sicht auf die Dinge als ihre
Kinder. Manchmal geht es dabei
ziemlich heftig zu, manchmal fließen
Tränen. Für solche Fälle hat Pia eine
Box mit Taschentüchern parat. Oft
möchte ich Partei ergreifen und mich
auf eine der beiden Seiten schlagen.
Es geht aber gar nicht darum, eine
Position oder eine Person zu verteidigen oder jemand Schuldigen ausfindig zu machen. Alle hier haben
das Ziel, das oft ebenfalls beschädigte familiäre Miteinander wieder zu
stärken. Auf der Station gibt es zweimal in der Woche eine Visite, die Jugendvisite. Dabei sitzt das Behandlungs-Team um einen Tisch, die Ju-
gendlichen werden einzeln dazu geholt und dürfen erzählen, was sie
bedrückt. Sie bekommen Raum für
ihre Probleme und Wünsche. Daneben erfolgt einmal in der Woche die
Kurvenvisite. Sie findet ohne die jungen Patienten statt und entsprechend offen kann das Behandlungsteam sich austauschen. Ich bin überhaupt von der Vielfalt des Teams beeindruckt: Ärzte, Sozialpädagogen,
Erzieher, Pfleger, Psychologen, Lehrer, Kunst-, Musik- und Sporttherapeuten, Logopäden ... Jeder erzählt
von seinen Beobachtungen, sodass
ein umfassendes Bild von Kind und
Krankheit entsteht. Erst nach einer
Weile der Beobachtung wird eine Diagnose vergeben.
Krisen, Stationsaufenthalte, Famulaturen: Alles geht einmal zu Ende
Für viele Teenies steht nach einigen
Tagen die Entlassung an. Das Ziel
der Station, die „Krisenintervention
und Stabilisierung des Patienten“, ist
dann ausgeführt. Für den Tag der
Heimreise gibt es ein Entlassgespräch und auch hier sitzen wieder
eine Menge Leute zusammen. So
bekommen die Eltern von allen Seiten Tipps, Wissen und eine vollständige Einschätzung der Lage. Außerdem wird die ambulante Weiteranbindung an die Klinik oder einen niedergelassenen Arzt organisiert. Und
immer wieder hört man: „Du kannst
dich jederzeit hier melden, es ist immer jemand da!“ Auch ich werde
nach dreißig Tagen „entlassen“. Gibt
es eine Diagnose für Abschiedstraurigkeit? Nun, ich habe in diesem
Praktikum viel zugehört. Ich durfte
bei körperlichen Untersuchungen assistieren, habe Gespräche geführt.
Aus dem Praktikum nehme ich viel
mit. Ich habe gelernt, wie wichtig
Teamfähigkeit und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind. Ich habe
auf eindrucksvolle Art gesehen, dass
auch flache Hierarchien und ein „Du“
bis zum Oberarzt für reibungslose
Abläufe und vollwertige Arbeit sorgen können. Und ich habe gelernt,
wie wichtig Empathie, Offenheit und
die Fähigkeit zuzuhören für einen
Menschen sein können. Denn auch
Worte können heilen.
Katharina Bauer ist
Studentin der Medizin an der
Universität Regensburg
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SYNAPSE August
KJP
SYNAPSE August
KJP
„Mein Kind verhungert!“: Immer
wieder quält solch ein Gedanke
Eltern von Säuglingen und Kleinkindern. Nach der Säuglingsforscherin Mechthild Papouŝek machen sich drei bis zehn Prozent
der Eltern Sorgen um die Nahrungsaufnahme ihrer Kinder.
F
ütterstörung im frühen Kindesalter“ nennt die WHO in ihrem Diagnosekatalog ICD-10 „eine für das
frühe Kindesalter spezifische Störung beim Gefüttert-Werden mit unterschiedlicher Symptomatik“. Weitere Unterscheidungen in der Symptomatik mit unterschiedlichen therapeutischen Konsequenzen trifft das
Klassifikationsschema
Zero-toThree (0-3) des National Center for
Infants, Toddlers and Families.
Manche Kinder wehren sich
voller Panik bei den Mahlzeiten, weil
sie traumatische Erfahrungen in
Füttersituationen gemacht haben.
Dies kann etwa nach medizinischen
Eingriffen im Mund- und Halsbereich auftreten. Andere Kinder können durch eine medizinische Erkrankung zu schwach für eine Füttermahlzeit sein oder Schwierigkeiten haben, angemessen wach und
nicht zu aufgeregt oder schläfrig zu
sein. Es gibt Kinder, die ein extrem
wählerisches Essverhalten zeigen
und regelrechten Ekel bei bestimmten Nahrungsmitteln bis zum Wür-
Fütterstörung im frühen Kindesalter
Hilfe, mein Kind verhungert!
Dr. Sabine Schneble
Fallbeispiel: Der kleine Tim
Tim, elf Monate, ist ein neugieriges, lebendiges und gut entwickeltes Kind. In den letzten Monaten hat er
allerdings kaum noch zugenommen. Es fällt ihm schwer, mittags oder abends einzuschlafen, und nachts
wacht er häufig auf, ohne von selber wieder in den Schlaf zu finden.
Seine Mutter beschreibt, wie sehr sie sich nach einer frühen Fehlgeburt auf Tim gefreut habe. In der Schwangerschaft sei sie sehr vorsichtig gewesen, habe sich sehr gesund ernährt und sei immer wieder in Sorge
gewesen, ihrem Kind könne etwas zustoßen. Die Zeit nach der Geburt sei sehr schwierig gewesen. Tim habe
viel geschrien, sich schlecht beruhigen können und sehr häufig geringe Mengen an der Brust trinken wollen.
Die Mutter sei schon bald sehr erschöpft gewesen. Als Tim Brei und feste Nahrung bekommen sollte, wurde
es noch schwieriger. Tim aß nur sehr kleine Portionen und die Mutter war froh, dass sie weiter stillen und Tim
auf diese Weise auch beim Einschlafen unterstützen konnte. Sie sei sehr beunruhigt, dass Tim so schlecht
esse; sie habe inzwischen regelrecht Angst vor den Mahlzeiten, die zu immer mehr Konflikten führen würden.
Im Rahmen einer videogestützten Beratung kann die Mutter ihre intuitiven Fähigkeiten im Kontakt mit ihrem
Sohn und auch bei den Mahlzeiten wiederentdecken und erfährt mehr Sicherheit, mit Tims Schwierigkeiten
umzugehen. Dabei spielen die Gestaltung der Mahlzeiten und Nahrungspausen sowie der Kontakt in
Spielsituationen und der Umgang mit den eingangs genannten Fragen eine große Rolle. Auch die Frage der
Selbstständigkeit beim Einschlafen und der Umgang mit den Ängsten der Mutter sind Thema der Beratung.
gen erleben. Auch der Kontakt zwischen dem Kind und seiner Bezugsperson kann so beeinträchtigt sein,
dass eine angenehme Füttersituation kaum möglich ist. Manche Kinder
sind unruhig und abgelenkt und zeigen an allem Interesse außer am
Essen. Sie scheinen ihre Hungergefühle kaum wahrzunehmen. Häufig
haben diese Kinder auch Schwierigkeiten, sich zu regulieren, und zeigen Ein- und Durchschlafprobleme
oder auch Trennungsängste.
In ihrer großen Sorge um ihr
Kind befürchten manche Eltern sogar, dass das Kind verhungern
könnte. Es kann dazu kommen,
dass Eltern ihre intuitiven Fähigkeiten im Umgang mit ihrem Kind zeitweise verlieren und ihre Kinder ent-
weder nur unter Ablenkung wie zum
Beispiel mit Hilfe eines Tablets oder
Notebooks füttern oder die Kinder
sogar zum Essen zwingen. Nach
der Säuglingsforscherin Mechthild
Papouŝek kann dies zu einem Teufelskreis führen, in dem die Mahlzeiten für Eltern und Kinder immer konfliktreicher und belastender werden.
Ziel einer Eltern-Kind-Beratung oder -Psychotherapie ist es,
diesen Teufelskreis zu unterbrechen
und die Eltern wieder in ihre intuitiven Fähigkeiten im Kontakt zu ihrem Kind zu bringen.
Intuitive elterliche Fähigkeiten
Eltern, sogar Kinder, haben die Fähigkeit, im Kontakt zu Säuglingen
und Kleinkindern eine Sprache zu
benutzen, die diese gut verstehen
können und die deren Sprachentwicklung fördert. Sie nehmen den
Kontakt zu Säuglingen so auf, dass
diese sie optimal sehen können,
und wissen im Dialog mit ihnen,
wann sie Pausen einhalten und
wann sie das Kind mit ihrer Kontaktaufnahme stimulieren wollen. Auch
beim Füttern gehen sie Blickkontakt
ein und deuten die Signale ihres
Kindes feinfühlig. So wissen sie,
wann das Kind Nahrung aufnehmen
will und wann nicht.
Für alle Eltern beginnt bereits in der Schwangerschaft nach
Daniel Stern (Daniel Stern, Die MutFortsetzung auf Seite 40
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SYNAPSE August
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SYNAPSE August
KJP
Bei Kindern mit Fütterstörungen sollte das Gespräch dabei auch
nicht darum gehen, ob und wie viel
das Kind gegessen hat. Für die Kinder ist es hilfreich, wenn die Eltern
sie loben und ermutigen, wenn sie
Interesse am Essen zeigen oder sogar selbstständig essen. Dabei ist es
auch völlig in Ordnung, wenn die Kinder dies zunächst mit den Händen
tun. Es ist ganz normal, dass Kleinkinder neuen Speisen zunächst
häufig mit einer gewissen Skepsis
begegnen. Denn es dauert eine
Weile, bis sie sich an einen neuen
Geschmack gewöhnt haben. Sinnvoll ist es, wenn das Kind zum Beispiel bei einem Grundnahrungsmittel nur ein wenig das Gesicht verzieht, diese Nahrungsmittel immer
wieder zwischen bereits bekannten
und beliebten Nahrungsmitteln anzubieten. Sollten die Kinder allerdings eine starke Abwehr zeigen,
würgen oder gar erbrechen, sollten
diese Nahrungsmittel nicht wiederholt angeboten werden. Dann kann
es besser sein, wenn die Eltern ein
Vorbild sind, gerne etwas Neues
ausprobieren und dem Kind nur
dann etwas von ihrem Essen abgeben, wenn es danach verlangt.
des den Eltern Sorgen bereiten,
gibt es noch weitere Gründe: zum
Beispiel vermehrtes Schreien bei
Säuglingen (sogenannte Schreibabys), sehr ausgeprägtes Trotzen,
Anklammern, Sprachentwicklungsverzögerungen, Kommunikationsprobleme oder Spielunlust führen
oft zur Vorstellung in der kinderund jugendpsychiatrischen Spezialambulanz am Bezirksklinikum
Regensburg. Hier kümmert sich ein
multiprofessionelles Team mit einer
Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, mehreren Mitarbeitern
aus dem psychologischen Dienst
und einer Sozialpädagogin um die
Familie. Bei Bedarf können logopädische und ergotherapeutische Dia­
gnostik und Behandlung angeboten
werden. Es erfolgt eine zeitnahe
interdisziplinäre Beratung und,
wenn gewünscht, Therapie, die in
Absprache mit den Eltern auch videogestützt erfolgen kann und die
individuellen Bedürfnisse von Kind
und Eltern sowie die Eltern-Kind-Interaktion berücksichtigt. Dabei
sucht das Team der Spezialambulanz nach individuellen Lösungen
und unterstützt die Eltern in ihren
intuitiven elterlichen Fähigkeiten.
Unterstützung für Kinder und
Eltern
Wenn
Kindergartenkinder
große Schwierigkeiten mit der Inte­
gration in die Gruppe der Gleichaltrigen haben, kann auch eine tagesklinische Aufnahme in die Regensburger Tagesklinik für Kindergartenkinder (Tigerlilly) angeboten werden.
Während der Beobachtung und Behandlung in der Tagesklinik versucht
das Team, in enger Zusammenarbeit mit den Eltern zu klären, wo die
Stärken und Schwächen der Kinder
liegen und welche Unterstützungsmöglichkeiten das Kind und die ganze Familie brauchen könnten, um
die Entwicklungschancen und die
Integration ihres Kindes zu verbessern.
So wie im Fallbeispiel des kleinen
Tim (siehe Kasten) die Nahrungsaufnahme und der Schlaf des KinFortsetzung von Seite 39
terschaftskonstellation, 2006, Klett
Cotta) die Auseinandersetzung mit
vielen Fragen. Neben der Freude
auf das Kind tauchen Sorgen auf
wie „Werde ich eine gute Mutter/ein
guter Vater sein?“, „Werde ich mein
Kind lieben?“, „Werde ich in meine
neue Rolle als Mutter beziehungsweise Vater hinein finden?“, „Habe
ich ein soziales Netz, das mich unterstützt?“, „Kann ich das Überleben
meines Kindes sicher stellen?“.
Eine traumatische Erfahrung
wie beispielsweise eine frühere
Fehlgeburt
oder
dramatische
Schwierigkeiten während der Geburt können dazu führen, dass El-
tern so sehr verunsichert und belastet sind, dass sie angesichts solcher
Fragen Angst und Panik entwickeln.
Wenn dann noch das Kind vielleicht
eigene Schwierigkeiten mitbringt,
sich zu beruhigen, entspannt Nahrung aufzunehmen, in Kontakt zu
gehen oder in den Schlaf zu finden,
kann dies zu einem Teufelskreis
führen.
Wie sollen sich Eltern verhalten?
den. Auch ist es nicht sinnvoll, sie
beim Essen abzulenken oder mit ihnen zu spielen. Denn dadurch lernen sie nicht, ihre Hunger- und Sättigungsgefühle wahrzunehmen. Natürlich darf die Essenssituation
trotzdem spielerisch und fröhlich
gestaltet werden! Meistens ist es
sinnvoll, zwischen den Mahlzeiten
Nahrungspausen einzuhalten, in
denen nur ungesüßter Tee oder
Wasser angeboten wird.
Wichtig ist, dass die Eltern zwar bestimmen, was das Kind wann isst,
aber gleichzeitig verstehen und akzeptieren, dass Kinder bereits sehr
früh selber regulieren, wie viel sie
essen. Sie sollten nicht zum Essen
gedrängt oder gar gezwungen wer-
Ganz wichtig ist für die Kinder die Erfahrung, dass eine gemeinsame Mahlzeit eine angenehme soziale Situation ist, die Freude
macht, in der die Familienmitglieder
es genießen, miteinander am Tisch
zu sitzen und sich auszutauschen.
Spezialambulanz für Säuglinge und Kleinkinder
am Bezirksklinikum Regensburg
• Ärztliche Ansprechpartnerin: Dr. Sabine Schneble
• Psychologischer Dienst: Lucia Doll, Dr. Simon Meier,
Christine Zechmeister
• Sozialarbeit: Diana Frischholz
Kontakt:
medbo Bezirksklinikum Regensburg
Institutsambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie
Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg
Besuchereingang: Vitusstrasse 3
Tel. +49 (0) 941/941-4004, [email protected]
Dr. Sabine Schneble ist Ärztin für
Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie in der
Institutsambulanz der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie am medbo Bezirksklinikum
Regensburg
41
SYNAPSE August
Forensik
Zentraler Sicherheitsbeauftragter
der medbo Forensiken
State of the art
Bisher war Georg Jung Sicherheitskoordinator der Regensburger Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie. Seit Mai
2016 übernimmt er diese Aufgabe
auch für den Maßregelvollzugsstandort Parsberg und die künftige Klinik für Forensische Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
in Regensburg.
S
tate of the art“ heißt so viel wie
„auf dem neuesten Stand“: Ein
Motto von Georg Jung nicht erst seit
seiner neuen Aufgabe als Sicherheitskoordinator aller medbo Maßregelvollzugseinrichtungen. Sein Ziel
und seine grundsätzliche Aufgabe in
der neuen, erweiterten Funktion wird
die zentrale Abstimmung aller Standort-Sicherheitskonzepte auf ein einheitliches, hohes Niveau und somit
die zentrale Zusammenführung aller
sicherheitsrelevanten Maßnahmen
sein. Die Vorteile liegen auf der
Hand: Von der gegenseitigen Vertretung der an den verschiedenen
Standorten mit Sicherungsaufgaben
betrauten Mitarbeiter, über die einfachere Wartung einheitlicher Security-Geräte und Software durch die
medbo Technik, bis hin zu identischen Ablauf- und Eskalationsstrukturen.
Doch was ist Sicherheit? Diese Frage beantwortet er selbstbewusst: „Im Maßregelvollzug ist Sicherheit alles“. Alle Aspekte – angefangen bei den Baumaßnahmen,
über die Vorbereitung der Mitarbeiter
auf Deeskalationsmaßnahmen bis
hin zur Raumplanung für Patienten
– spielen bei der Definition von Si-
cherheitsmaßnahmen ein Rolle und
müssen in Sicherheitskategorien gedacht werden. Hinzu kommt: Sicherheit ist im Fluss, denn das technologische „state of the art“ ändert sich
laufend, und die forensische Infrastruktur muss immer wieder neuen
Gegebenheiten – rechtlichen, organisatorischen und prozesstechnischen – angepasst werden. Oft genug im laufenden Betrieb.
Mehr als Gitter
Als Sicherheits-Chef ist Georg Jung
dafür verantwortlich, dass die Sicherungsaufgabe des Maßregelvollzugs
baulich umgesetzt ist. Das an sich ist
schon eine beachtliche Aufgabe.
Denn er koordiniert damit laufende
Neubaumaßnahmen ebenso wie die
Unterhaltmaßnahmen bestehender
Gebäude. Und die haben wie die im
ehemaligen Kloster Karthaus-Prüll
untergebrachten Teile der Regensburger
Erwachsenenforensik
manchmal schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel. So entscheidet er maßgeblich ebenso mit, welche Fenstergriffe (natürlich schwer
gesicherte) verbaut werden, wie er
auch an Konzepten beteiligt ist, wie
die äußere Erscheinung einer Maßregelvollzugsklinik den Spagat zwischen „Gefängnis-Festung“ und einer therapeutisch wertvollen Umgebung für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen meistert.
Dazu verweist er auf die gerade neu installierten Außenzäune
der forensischen Neubauten auf
dem Regensburger medbo Gelände:
„Diese neuen Gitterzäune wirken
aus der Entfernung fast transparent.
Das ist wichtig, da die Klinik ja in ein
Großklinikum eingebunden ist. Auf
dem gesamten Gelände halten sich
Patienten anderer Einrichtungen
auf, die sich erholen und die schönen Parkflächen genießen sollen“.
Auf der anderen Seite setzt das
neue Gebäude auf mächtig vergitterte Fenster, die optisch aber mit der
feingliedrigen grau-grünen Klinkerfassade verschmelzen.
Mensch im Mittelpunkt
Georg Jung nennt sich selbst ein
medbo Urgestein. Er hat schon an
der Regensburger Berufsfachschule
für Krankenpflege gelernt und arbeitet seit 1984 am Bezirksklinikum.
Seit 2002 ist er Sicherheitsbeauftragter in der Regensburger Forensik. Er kennt jeden Winkel des medbo
Großklinikums in Regensburg, kennt
die Menschen dort. Sicherheit, so
sagt er, sei für ihn in erster Linie die
Sicherheit von Menschen: Von Patienten ebenso wie von Mitarbeitern.
Sicherheit sei ein Prinzip, das sichtbar gemacht werden müsse, damit
Menschen sich sicher fühlten. „Aber
wesentlich für die Sicherungsaufgabe ist, dass Menschen für sie verantwortlich sind – und Sicherheit beginnt im Kopf!“, sagt Georg Jung.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der medbo Maßregelvollzugseinrichtungen müssten, so Jung, in die
Lage versetzt sein, in Sicherheitskategorien zu denken und zu handeln.
Entsprechend häufig und regelmäßig werde die Belegschaft geschult
und bliebe auf diese Weise für Sicherheitsfragen sensibilisiert.
Eine spannende Aufgabe ist
für Jung jetzt auch die Umsetzung
der bayernweit ersten Maßregelvollzugseinrichtung für psychisch kranke jugendliche Straftäter. Seit Planungsbeginn macht er sich systematisch schlau, besucht Fachmessen,
sieht sich bei anderen Einrichtungen
in Deutschland, Österreich und der
Schweiz um. Sein Netzwerk sei inzwischen riesig, intern wie extern,
sagt Georg Jung. Das helfe ihm, Ideen und Informationen zu neuen
Technologien, Materialien, Konzepten und Methoden frühzeitig zu bekommen. Baulich und in punkto Sicherheitskonzepte werde sich die
„Jugendforensik“ nicht sonderlich
von den parallel gebauten Erweiterungsgebäuden der Erwachsenenfo-
rensik unterscheiden. „Aber wir müssen praktische Erfahrungen mit den
jugendlichen Patienten sammeln.
Viele von ihnen werden wir in ihrem
Reifungsprozess begleiten – da ändern sich Verhaltensweisen und Einstellungen und es treffen Teenies auf
junge Erwachsene“.
Sicherheit mit Weitblick
„Wir waren bei vielen Dingen die
Ersten“, sagt Jung stolz, und meint
damit nicht nur sich selbst, sondern
auch den Ärztlichen Direktor der Re-
gensburger Forensik, Dr. Wolfgang
Mache, die frühere Pflegechefin
Eva-Maria Hacker und ihren Nachfolger Michael Stopfer. So hat die
Regensburger Forensik als erste in
Bayern ein regelmäßiges professionelles Deeskalationsmanagement
für alle Berufsgruppen eingeführt.
„Unsere Patienten sind psychisch
krank und überreagieren manchmal.
Unsere Leute sollen hier souverän
bleiben und reagieren können“. Jetzt
sorgt er dafür, dass die Deeskalationsräume in den Erwachsenenforensiken mit so genannten Call-
Walls ausgestattet werden. Das sind
„unkaputtbare“
überdimensionale
Touchscreens, die den Patienten,
die abgesondert werden müssen,
die Möglichkeit bieten, ruhige Musik
zu wählen und anzuhören, Filme zu
schauen oder einfache Spiele zu
spielen. Beruhigend soll das wirken,
die Patienten sollen sich beschäftigen und ablenken können. „Auch
eine Uhr kann hier geschaltet werden. Das ist wichtig, denn unsere
Patienten sollen ihr Gefühl für Zeit
behalten“, erklärt Georg Jung.
(RNE)
Theaterprojekt zu Gast in der
Regensburger Forensik
„Die Räuber“ unter uns
Das Theaterprojekt der Klinik für
Forensische Psychiatrie und
Psychotherapie des kbo-Isar-Amper-Klinikums München-Ost gastierte im Sommer 2016 zum zweiten Mal in der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Regensburg. Im Gepäck:
Schillers „Die Räuber“.
D
iesmal brachte das Ensemble
aus Forensik-Patienten des kboIsar-Amper-Klinikums München-Ost
und kbo-Mitarbeitern einen Klassiker
in modernem Gewand mit: Das Theaterstück „Die Räuber“ von Friedrich
Schiller. Unterstützt wurden die
Schauspieler von der Münchner Forensik-Band. Zum zweiten Mal nach
2015 gastierten „die Münchner“ in
Regensburg – mit tatkräftiger Unterstützung des Chefs der Regensburger Forensik, Dr. Wolfgang Mache.
Inszeniert und geleitet wurde
die Aufführung durch den Konstanzer Schauspieler und Regisseur
Bernd Wengert. Er begleitete schon
mehrere Theaterprojekte in der Psychiatrie und tourte mit den Patienten
und Mitarbeitern bereits zum sechsten Mal durch verschiedene andere
Forensische Kliniken in Deutschland. Beeindruckend war auch bei
Schillers „Die Räuber“ wieder, wie
es Bernd Wengert und sein Team erneut schafften, die in den Patienten
schlummernden
künstlerischen
Ressourcen aufzuspüren und zu ak-
tivieren. Respekt verdienen der Mut,
die Disziplin und vor allem auch der
Humor, die die psychisch und suchtkranken Akteure an den Tag legten.
Das fand auch das Publikum, bestehend aus Patienten und Mitarbeitern
der Regensburger Forensik: Der Applaus war lang und kräftig. (RNE)
Friedrich Schiller „Die Räuber“
Das 1781 zuerst anonym veröffentlichte Schauspiel handelt von der
Rivalität zweier Brüder, Karl und Franz von Moor. Durch die Intrigen
seines eifersüchtigen Bruders Franz, des zweitgeborenen Sohns des
Grafen Maximilian von Moor, gerät der verleumdete Student Karl
sprichwörtlich „unter die Räuber“, deren Anführer à la Robin Hood er
wird. Doch ein Teil der Räuber sind tatsächlich Verbrecher: Mord und
Gewalt breiten sich aus. In der Zwischenzeit ermordet Franz den Vater,
um Herr über Schloss Moor zu werden. Die Geschichte geht für keinen
der beiden Brüder gut aus: Franz, als ruchloser neuer Graf Moor, bringt
sich um, als die Räuber das Moor’sche Schloss angreifen; Karl verzweifelt an seinem gesellschaftlichen Abstieg und der moralischen Last
seines Räuber-Daseins und liefert sich der Justiz aus.
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SYNAPSE August
medbo
SYNAPSE August
medbo
Referentinnen im medbo Vorstandsbereich
Mission: Vorstand
An der Spitze eines jeden Unternehmens laufen viele Fäden zusammen. Dass medbo Vorstand
Dr. Dr. Helmut Hausner keinen davon aus den Augen verliert, dafür
sorgen die Referentinnen Manuela Bergbauer und Veronika Steinkohl im Hintergrund.
S
ie haben viel gemeinsam und
verstehen sich gut, das sieht
man auf den ersten Blick. Manuela
Bergbauer und Veronika Steinkohl
sind beide Referentinnen im Vorstandsbereich der medbo: Die Betriebswirtschaftlerin Bergbauer seit
fast fünf Jahren, die Psychologin
Steinkohl seit Jahresbeginn 2016.
Beide berichten direkt an den Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner und
koordinieren eine Vielzahl seiner
Aufgaben. Ihre gemeinsame Mission: Hilf dem Chef! Aber ihre Schwerpunkte unterscheiden sich.
Die „Außenministerin“ …
Manuela Bergbauer übernimmt eher
die Funktion einer klassischen persönlichen Referentin: Sie recherchiert
und bereitet fachspezifische Themen
aller Art auf, erarbeitet Informationen
Neue medbo-Verwaltung in Regensburg
und Hintergründe für Sitzungen, an
denen Dr. Dr. Hausner teilnimmt,
koordiniert und begleitet Veranstaltungen des Vorstands. „Im Jahr 2015
habe ich knapp 200 Termine vorbereitet. Die Hälfte war rein medbo
intern, wie beispielsweise der
Abteilungsleiter-Jourfixe oder die
Chefarztkonferenz. Hinzu kommt die
Gremienarbeit“, erklärt Manuela
Bergbauer. Hierunter fallen beispielsweise die Sitzungen des medbo Verwaltungsrats, aber auch die inhalt­
liche Vorbereitung von medbo Themen für den Bezirkstagspräsidenten
sowie die Aufbereitung externer Netzwerktermine und -anfragen. Gemeint
ist hier zum Beispiel die unternehmensinterne Abstimmung und Ausarbeitung von komplexen Ministeriumsoder Anfragen von Verbänden zu
einer Vielfalt von Themen. Neben der
Koordination interner Sitzungen
nimmt sie an manchen direkt teil, protokolliert und übernimmt das „Monitoring“. Darunter versteht man die Information und Rückmeldung über Aufgaben, die aus diesen Sitzungen an
Dritte erteilt werden. „Wenn ich komme, dann gibt’s Arbeit – und meistens
muss es auch noch schnell gehen“ –
Manuela Bergbauer lacht.
Besonders reizvoll findet sie
an ihrer Arbeit, dass sie zum Teil täglich neue Aufgaben erwarten. Das
Klinik- und bereichsübergreifende
interne als auch externe Netzwerken
ist dabei ein wesentlicher Punkt ihres Zuständigkeitsbereiches.
… und die „Innenministerin“
Veronika Steinkohl ist die Projektmanagerin im Vorstandsbereich. Bei ihr
laufen die Fäden wichtiger, oft gerade auch bereichsübergreifender
strategischer Unternehmens-Projekte zusammen: Ob Risikomanagement, Zentrenbildung in der Erwachsenenpsychiatrie oder Personalmarketing – sie kommt mit verschiedensten Themen aus Versorgung
und Verwaltung in Berührung. „Mit
manchen Inhalten beschäftige ich
mich mehr, mit anderen weniger
tief“, meint sie und schmunzelt.
„Manche Projekte oder Arbeitsgruppen steuere ich nur, bei anderen
nehme ich teil und halte so den Vorstand und die Direktoren informiert.“
Nicht zuletzt koordiniert die zertifizierte Projektmanagerin die Vorstandskonferenzen, die derzeit zweimal pro Woche stattfinden, und
Veronika Steinkohl und Manuela Bergbauer
übernimmt hier – wie Manuela Bergbauer bei den Gremien – das Themen-Monitoring. Hinzu kommen etliche Arbeitsgruppen, in denen Veronika Steinkohl die Unternehmensleitung vertritt.
Einer der wichtigsten Aspekte
ihrer Arbeit ist die Klammerfunktion
über die Linien der medbo hinweg:
Sie arbeitet hier eng mit den Direktoren der vier medbo Geschäftsbereiche zusammen. Steinkohl: „Mein
Bereich ist sehr bunt und meine Vorerfahrung hilft mir dabei, Themen
aus verschiedenen Perspektiven zu
betrachten und diese den verschiedenen Parteien zu vermitteln. Und
ich darf mit vielen Themen gleichzeitig jonglieren: Toll!“.
käme ihr sehr zugute, meint sie,
denn über das Controlling habe sie
einen fundierten Einblick in alle Unternehmensbereiche bekommen –
„und ich mag es sehr, mit vielen
Menschen zu tun zu haben“, sagt
Bergbauer über sich selbst.
Veronika Steinkohl hat bis
2007 Psychologie an der Uni Regensburg studiert. Schon während
dieser Zeit hat sie viel Erfahrung in
der klinischen Versorgung und Forschung am Bezirksklinikum Regensburg gesammelt. Viele Kollegen
kennen sie noch aus ihrer Zeit als
Versorgungsforscherin in der medbo
Psychiatrie oder als Projektmanagerin im KIS-Projekt (Krankenhausin-
formationssystem).
„Über
die
KIS-Aufgabe war ich auch eine Zeit
lang Mitarbeiterin in der IT‘“, berichtet sie. Zuletzt aber hatte sie als Mitglied im Team der Vorstands-Stabstelle Unternehmensentwicklung die
Aufgabe, den Überblick über wichtige strategische Projekte zu behalten. „Das ist ganz ähnlich dem, was
ich jetzt mache“, ergänzt sie.
Dass sie beide Diplomatinnen sind, zeigt ihre Einigkeit bei der
Frage, was für ihre Tätigkeit für den
Vorstand der medbo wichtige Voraussetzung sei: „Man muss gut mit
Menschen können – und loyal und
diskret sein“. Dem ist nichts hinzuzufügen. (RNE)
medbo Diplomatie
Was ist ein Referent?
Manuela Bergbauer und Veronika
Steinkohl ergänzen sich gut, vielleicht gerade weil sie aus unterschiedlichen Fachrichtungen kommen. Bergbauer ist eine Frau der
Verwaltung: sie stieg gleich nach ihrem BWL-Studium an der Uni Regensburg 2009 im Controlling der
medbo ein, bevor sie 2011 in den
Vorstandsbereich wechselte. Das
Referenten sind im öffentlichen Dienst eine spezielle Funktion mit
assistierender Aufgabenstellung und/oder beratender Funktion.
Häufiges Einsatzgebiet sind Stabstellen, also Funktionsbereiche, die
nicht einer hierarchischen Linie, sondern ausschließlich einer Leitungsfunktion zugeordnet sind. In aller Regel haben Referenten keine
eigenen, sondern von der Führungsposition, der sie zuarbeiten,
abgeleitete Kompetenzen und Befugnisse. Referenten haben keine
Weisungsrechte gegenüber Mitarbeitern in den Linien, aber es kann
ihnen auch niemand außer ihrer Führungskraft Weisungen erteilen.
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SYNAPSE August
medbo
SYNAPSE August
medbo
Mein medbo-Tag beim Sozialdienst Wöllershof
Unterstützer in allen Lebenslagen
Daniela Plößner
Sozialdienst bei der medbo. Am
Zugfenster rauscht die Oberpfalz
vorbei, während ich auf dem Weg
zum Bezirksklinikum Wöllershof
über den Begriff „Sozialdienst“
nachdenke. Wikipedia verrät mir,
dass das Wort „sozial“ im erweiterten Sinn „hilfsbereit, gemeinnützig oder barmherzig“ bedeutet. Ist also der Sozialdienst ein
„gemeinnütziger Dienst“?
E
s ist kurz nach halb acht Uhr morgens, als ich durch den Torbogen
das Gelände des Bezirksklinikums
Wöllershof betrete. HAUS 5 ist mein
erster Einsatzort an diesem Tag.
Dort werden medikamenten- oder alkoholabhängige Menschen stationär
betreut.
Wer wird Millionär?
Gabi Frischholz, eine der Mitarbeiterinnen des neunköpfigen Sozialpä­
dagogen-Teams, nimmt mich mit
zum ersten Termin. Sie leitet an diesem Vormittag zwei Gruppentherapien. In der ersten Gruppe sind viele
neue Patienten beteiligt. Aus diesem
Grund verteilt Frischholz Fragebögen rund um das Thema Sucht. Es
geht, so Frischholz, um Psychoedukation, das heißt Aufklärung über
und Sensibilisierung für die eigene
Krankheit. Im Stil von „Wer wird Millionär“ sollen die Therapieteilnehmer
im Team Fragen beantworten, wie
etwa „Seit wann ist in Deutschland
Sucht als Krankheit anerkannt?“ – a)
1957, b) 1968 oder c) 1985. (Die
richtige Antwort lautet übrigens b).
Jeder arbeitet mit, so gut er kann.
Zauberwort „Struktur“
Ein anderer Patient macht sich wegen eines Termins bei der Agentur
für Arbeit Sorgen. Er fühlt sich deswegen überfordert. Aufmerksam
lauscht Gabi Frischholz seinen Anliegen und vermittelt sofort einen lösungsorientierten Ansatz. Das ist
auch eine der Hauptaufgaben des
Sozialdienstes: Die Patienten sollen
sich nach der Behandlung wieder
selbstständig in ihrem familiären, so-
zialen und beruflichen Alltag bewegen können. Manche psychische
Krankheit erschwert ein Anknüpfen
an das frühere Leben. Der Sozialdienst begleitet den Patienten durch
die Krankheit und hilft im akuten Krisenfall oder bei Problemen im Umfeld. Er unterstützt, etwa wenn der
Patient eine gesetzliche Betreuung
benötigt, vermittelt stationäre oder
ambulante Behandlungen, oder berät, falls es hilfsbedürftige Angehörige gibt, die versorgt werden müssen.
Gleichzeitig wird immer wieder vermittelt, dass es völlig in Ordnung ist,
sich erneut Hilfe zu holen. „Wir sagen den Leuten immer ‚Kommen Sie
gerne wieder‘. Damit ist natürlich
nicht gemeint, dass wir wollen, dass
die Patienten wieder rückfällig werden. Es geht vielmehr um das Gefühl
eines
Sicherheitsnetzes“,
sagt
Frischholz, als sie dem Patienten die
Anwesenheit in der Sitzung in seinem Therapieplan bestätigt. Auch
das ist eine Maßnahme, um eine
Struktur zu schaffen und die Suchtkranken so wieder ins eigenständige
Leben zurückzuführen. Die Patienten müssen selbstständig auf das
Personal zugehen, um sich die einzelnen Programmpunkte im Therapieplan bestätigen zu lassen.
Sozialdienst: Kümmerer im
multiprofessionellen Team
Was ich bisher erlebt habe, klingt
sehr nach Psychotherapie. Ich hake
bei der Sozialpädagogin Kerstin
Bletsch nach, wo der Unterschied
zwischen Psychotherapeuten und
Sozialpädagogen liege. Psychotherapeuten und Psychiater – also die
Ärzte – arbeiten vor allem diagnostisch. Sie analysieren die Symptome, stellen die Krankheit fest und
erarbeiten einen auf den Patienten
abgestimmten Therapieplan. Sozialpädagogen kümmern sich vor allem
um die Frage „Wie geht es nach der
Entgiftung, der Therapie, dem Krankenhaus weiter?“.
Ich frage Bletsch, warum sie
sich für diesen Beruf entschieden
hat. Sie lacht und ihre Augen begin-
nen zu leuchten. Es seien vor allem
die Menschen, die sie interessierten.
Wichtig sei dabei, die Schicksale
nicht zu werten, und man brauche
die Fähigkeit zur Abgrenzung. Die
Langzeittherapie bei Alkoholkranken
dauert 15 Wochen – da hat man längeren Kontakt.
Plötzlich klingelt das Telefon.
Ein Patient meldet sich bei Bletsch,
um ihr mitzuteilen, dass er seine Entwöhnung auf Station 13b des Wöllershofer Schwester-Klinikums in
Regensburg antreten möchte. Dort
sei er näher an zuhause. Nun müssten Anträge für die Kostenübernahme ausgefüllt werden. Dafür benötigt
er Kerstin Bletschs Hilfe. Die Mitarbeiter des Sozialdienstes sind auch
für die Ermittlung des Kostenträgers
zuständig und stehen mit Rentenund Krankenversicherung sowie der
Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz in Verbindung. Nach dem Telefonat protokolliert sie den Kontakt mit
dem Patienten, inklusive der Dauer
des Gesprächs. Um Dokumentation
und Verwaltung kommt also auch der
Sozialdienst nicht herum. Stichwort
Qualitätsmanagement.
Zusätzlich bereitet Kerstin
Bletsch Gruppensitzungen mit verschiedenen Inhalten vor. Ein Thema,
das bei Patienten sehr gut ankommt,
ist „Glück“. Mit der zentralen Frage
„Was bedeutet Glück für mich?“
bringt sie den Patienten eine bewusste Lebensführung näher. Sie
vermittelt die Botschaft: Mit sich
selbst zufrieden zu sein ist eine Fähigkeit, die man lernen kann.
Andere Erkrankung –
andere Intervention
Halbzeit. Ich wechsle auf Station 2.
Sozialpädagogin Claudia Sobek arbeitet auf der Station für Drogenund chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängige (CMA). Sie erzählt,
dass sich die Arbeit mit Drogenpatienten von der mit Alkoholabhängigen unterscheidet. Sie verhielten
sich anders, deshalb müsse unterschiedlich auf sie eingegangen wer-
den. An oberster Stelle stehe auch
hier die Psychoedukation und Strategieentwicklung bei Rückfällen. Der
Suchtdruck, also das Verlangen
nach den Rauschmitteln, ist ein halbes Jahr lang sehr hoch, erklärt sie.
Während Frischholz und
Bletsch bei ihren Patienten viel mit
Terminvereinbarung arbeiten, geht
Sobek freier vor und passt die
Pa­tienten eher auf dem Gang ab,
um sich nach ihnen zu erkundigen
oder Informationen einzuholen.
Kein Problem also, sie mal eben
auf dem Gang anzusprechen und
sich nach ihnen zu erkundigen.
Man brauche, so Claudia Sobeck,
grundsätzlich viel Verständnis und
Geduld für die CMA-Patienten auf
Station 2B, da viele krankheitsbedingt in ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt seien. Daran
wird in Gruppen- und Einzelsitzungen gearbeitet. Auch hier kommt
das Spielkonzept von „Wer wird
Millionär“ wieder zum Einsatz. Das
langfristige Ziel bleibt dasselbe: Die
erfolgreiche Abstinenz und Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
Dazu ist es manchmal auch notwendig, den Kontakt zum bisherigen sozialen Umfeld weitestgehend abzubrechen und sich ein
sprichwörtlich neues Leben aufzubauen. Das ist in betreuten Wohngruppen möglich, in der ehemals
Abhängige miteinander in den Alltag zurückfinden sollen.
Perspektivwechsel: Rehabilitation
Nachmittags begleite ich Tamara
Federl. Die Jüngste im Sozialdienst-Team arbeitet in HAUS 19,
der Sucht-Reha. Hier geht es darum, die Abstinenz nach der Entgiftung auch therapeutisch zu stärken
und die Patienten auf das Leben
nach der Langzeittherapie vorzubereiten. Federl macht mit den Patienten viele Motivations- und Bewerbungstrainings. Außerdem unterstützt sie die Patienten bei der Wohnungssuche und den notwendigen
Anrufen bei verschiedenen Institutionen wie dem Arbeitsamt oder der
Bank. Für die Patienten ist das eine
Herausforderung, die gemeistert
werden will.
Sozialdienst – Individuell wie die
Menschen selbst
Am Ende des Tages sitze ich wieder
im Zug nach Regensburg und lasse
das Erlebte Revue passieren. Der
Begriff „Sozialdienst“ ist immer noch
weit gefasst und genau das trifft den
Nagel auf den Kopf. Grundsätzlich
macht jede Mitarbeiterin im Wöllershofer Sozialdienst dasselbe: Sie begleitet und unterstützt die Patienten
auf ihrem Weg aus der Krankheit.
Doch so unterschiedlich die Patienten und Krankheiten sind, so verschieden sind die Herangehensweisen der Sozialpädagoginnen. Facettenreich, herzlich, zuversichtlich, immer in Zusammenarbeit mit dem Pa­tienten. Ganz, ganz nah am Menschen.
Spektrum Sozialdienst
• Psychosoziale Intervention, etwa Hilfen bei Problemen mit dem
sozialen Umfeld, Suchtberatung, Hilfe bei existentiellen Krisen
• Soziale Intervention, etwa gesetzliche Betreuung, Wohnungsangelegenheiten, Vermittlung in Selbsthilfegruppen und zu Beratungsstellen
• Wirtschaftliche Intervention, etwa wirtschaftliche Sicherung,
Leistungen der Kranken- und Pflegekasse, weitere finanzielle Hilfsmöglichkeiten
• Ambulante und stationäre Nachsorge, etwa häusliche Pflege,
Betreutes Wohnen, Haushaltshilfe
• Medizinische Rehabilitation, etwa stationäre Weiterbehandlung,
Anschlussheilbehandlung
• Teilhabe am Arbeitsleben, etwa Leistung zur beruflichen
Rehabilitation/Umschulung, stufenweise Wiedereingliederung
Quelle: Wikipedia
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SYNAPSE August
medbo
SYNAPSE August
medbo
St. Vitus und
das Vitus-Fest
Baseball bei der medbo
St. Vitus: Der
NeuorologieHeilige
Es findet jedes Jahr rund um den
Patronatstag des Heiligen Vitus
am 15. Juni statt: Das Vitus-Fest
in der Krankenhauskirche und im
Prioratsgarten St. Vitus am Bezirksklinikum Regensburg. Ein
Fest, das alle vereint: Patienten,
Mitarbeiter, Nachbarn und Pfarrgemeinde.
I
n diesem Jahr hat das Wetter fast
bis zum Schluss gut gehalten. Diakon Harald Wieder und Bruno Feldmann vom Bezirksklinikum Regensburg atmen auf. Mitte Juni organisieren die beiden das jährliche Vitus-Fest: Diakon Wieder kümmert
sich um den Festgottesdienst am
Sonntag vor oder nach dem Namenstag des Heiligen Vitus am 15.
Juni. Jedes Jahr wird ein besonderer
Zelebrant eingeladen, den Gottesdienst in der Krankenhauskirche St.
Vitus im Klosterbezirk des Klinikums
zu leiten und zu gestalten. 2016 war
dies Prälat Alois Möstl, Pfarrer von
St. Wolfgang und gleichzeitiger Kirchenrektor von St. Vitus.
Danach lädt die medbo zum
traditionellen Vitus-Fest in den Prioratsgarten. Seit vielen Jahren ist
Bruno Feldmann der „gute Geist“
Vitusfest im Prioratsgarten des Klosters Karthaus-Prüll
Go, maniacs, go!
Anfang Mai war das Baseball/
Funball Team „medbo maniacs“
zu Gast beim 9. Baseball Business Barbecue Cup, der von den
Regensburg Legionären ausgerichtet wurde.
Gottesdienst in St. Vitus
des Festes und kümmert sich um
das leibliche Wohl der Gäste.
Gottesdienstbesucher
der
Regensburger Pfarrei St. Wolfgang
treffen hier auf Patienten und Bewohner des Bezirksklinikums, Mitarbeiter der medbo auf Nachbarn aus
den Regensburger Stadtbezirken
Kumpfmühl und Ziegetsdorf. Es wird
gemeinsam gegessen, geplaudert
und gelacht. Es kommen auch frühere „Medboianer“: Ehemalige medbo
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
sich auf den neuesten Stand bringen
wollen, was so los ist in und um das
Bezirksklinikum Regensburg.
Vom Heiler zum Heiligen
Vitus lebte im vierten Jahrhundert
nach Christus. Der ursprüngliche Sizilianer war schon zu seinen Lebzeiten ein bekannter Heiler nicht zuletzt
der nach ihm benannten Krankheit,
dem Veitstanz, und der altdeutschen
„Fallsucht“, also der heutigen Epilepsie – einer der verbreitetsten neurologischen Erkrankungen, die auch
bei der medbo am Bezirksklinikum
Regensburg diagnostiziert und behandelt wird.
Der Sohn reicher Eltern ist einer derjenigen katholischen Heiligen
mit einer besonders tragischen Leidensgeschichte. Schon als kleiner
Bub soll er sich zum Christentum bekannt haben, was seinem Vater ganz
und gar nicht gefiel. Vitus floh der
Legende nach im zarten Alter von
sieben Jahren auf das süditalienische Festland, wo er von einem veritablen Adler gerettet und ernährt
worden sein soll. Kaiser Diokletian
holte den jungen Vitus später nach
Rom, wo er den Sohn des Kaisers
vom Veitstanz heilte.
Verhängnisvollerweise sollte
Vitus dann bei seiner eigenen, vom
Kaiser ausgerichteten Ruhmesfeier
heidnischen Göttern opfern. Weil er
sich weigerte, wurde er zur Strafe
den kaiserlichen Löwen zu Fraß vorgeworfen. Doch die hatten wunderbarerweise keinen Appetit auf Vitus,
wurden zu den sprichwörtlichen
Lämmern und verschonten den Heiler. Dann probierten es die Römer
anders: Sie steckten Vitus in siedendes Öl. Diesmal retteten ihn Engel
aus der Notlage. Entsprechend sind
heute seine Insignien als einer der
14 Nothelfer aufgestellt: Es steht in
einem Kessel und hält meist einen
Adler in der Hand.
Vitus-Quelle
Ein interessantes Detail rund um St.
Vitus hat wiederum mit dem Bezirksklinikum Regensburg, besser
gesagt mit dem dortigen Klosterbezirk zu tun. Denn unter der Klosterkirche St. Vitus entspringt die Quelle
des Vitus-Bachs, der über viele Jahrhunderte die Trinkwasserversorgung
der Stadt Regensburg sicherstellte. (RNE)
B
ei hervorragendem Wetter
schlugen die Medboianer ihren
ersten Gegner deutlich mit einem
Punktestand von 7:2. In der zweiten Partie trafen die medbo maniacs auf die Mannschaft der Rewag
– gegen die sie im regulären Spielverlauf zunächst mit 4:4 ein „unentschieden“ errang. Erst im zweiten
Verlängerungsinning unterlag das
medbo Team der Rewag knapp mit
8:10.
Wie sich später herausstellte, war die Mannschaft der Rewag
letztendlich Sieger des gesamten
Turniers. Resümée der medbo maniacs: Eine ehrenvolle Niederlage,
denn es ist keine Schande, so
knapp gegen den Champion zu unterliegen. Wahrer Sportsgeist!
Nachwuchs willkommen!
Kinder. Aber Trainerassistent Michael Raith freut sich, dass die
Mannschaft zuletzt auch Verstärkung durch Studenten der Uni Regensburg bekommen hat. Raith,
selbst lange Jahre Spieler in der
deutschen Baseball Liga (Regensburg Legionäre, Deggendorf Dragons), macht auch unerfahrene
Spieler fit in Sachen Spielstrategie,
Schlagtechnik und (an dieser Stelle
nicht näher beschriebene) „Winkelzüge“.
Das Schöne am Baseball sei, so
Coach Marco Lemanska, dass es
für alle unterschiedlichen Talente
und Eigenschaften von Spielern
passende Positionen innerhalb eines Baseballteams gibt – da findet
eigentlich jeder seinen Platz. Bei
den medbo maniacs spielen vor allem medbo Mitarbeiter und ihre
Wer mehr über die medbo
maniacs und die Sportarten Baseball und Funball wissen möchte,
wendet sich an Marco Lemanska
(KJP Regensburg) oder Michael
Raith (medbo IT, Regensburg). Anfragen von extern leitet die Pressestelle
([email protected])
gerne weiter! (RNE)
Die medbo maniacs freuten
sich als Preis über eine schicke Urkunde und Freikarten für den Buchbinder-Cup am Pfingstwochenende
2016.
Zwei für die medbo maniacs: Marco Lemanska (oben, 2.v.l.) und Michael Raith (Mitte stehend)
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50
SYNAPSE August
medbo
audit beruf und familie
Führungskraft mit Familienanhang
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht immer einfach. Dem Arbeitgeber medbo ist es ein großes
Anliegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei diesem Spagat zu unterstützen. Insbesondere für Führungskräfte ist es eine besondere Anstrengung, ihrer Verantwortung in beiden Welten gerecht zu werden: Dem Weg zur
Führungskraft, dann dem Team im Job und natürlich dem Team in der Familie. SYNAPSE stellte zwei „Chefs“
aus zwei verschiedenen Bereichen der medbo vier identische Fragen – und bekam spannende Antworten.
Silvia Schiekofer
Silvia Schiekofer ist derzeit Leiterin Patienten- und Pflegemanagement in Doppelfunktion: Im Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychi­
atrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg.
Wie sehen Ihre persönliche Familiensituation und ihr beruflicher Werdegang aus?
Sch.: Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne (zehn und acht Jahre). Bei der medbo bin ich seit 1986 beschäftigt
und war jahrelang in der Akutpsychiatrie tätig. Nach Abschluss der Fachweiterbildung für Psychiatrie verlagerte
sich mein Tätigkeitsschwerpunkt in Richtung Mitarbeiterführung. Die Projektleitung für die Reorganisation der Gerontopsychiatrie (jetziges Zentrum für Altersmedizin) wurde mir nach der Geburt meines ersten Sohnes übertragen. Parallel dazu studierte ich Pflegemanagement an der Fernhochschule Hamburg (HFH). Das war nur möglich,
weil sich mein Mann Elternzeit nahm und anschließend seine Arbeitszeit reduzierte. Glücklicherweise hatte ich
durch meine Eltern eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit. So konnte ich mich beruflich weiterentwickeln, mein
Studium erfolgreich abschließen und nach der Geburt meines zweiten Sohnes die Bereichsleitung für die Gerontopsychiatrie übernehmen. Im Zuge der Zentrenbildung in der Psychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg wurde
mir die Funktion der Leiterin Patienten- und Pflegemanagement für das Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II und
später zusätzlich für die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie übertragen.
Wie meistern Sie den täglichen Spagat zwischen Beruf und Familie?
Sch.: Ich erfahre starken Rückhalt durch meine Familie, Freunde und Nachbarn. Zudem besuchen beide Söhne
nach der Schule den Kinderhort zur Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung. Das umfangreiche Ferienprogramm der medbo ist für uns ebenfalls eine Unterstützung. Darüber hinaus habe ich das Glück, mit sehr engagierten Mitarbeitern und Kollegen in einem Team zu arbeiten, die mir immer die Motivation geben, meine Ziele zu
erreichen. Außerdem zeigten meine Vorgesetzen nach der Geburt meiner Kinder nie Zweifel an meiner Einsatzund Leistungsbereitschaft. Für den nötigen Ausgleich zwischen Beruf und Familie sorgen dann schon meine
Jungs. Mit ihren kleinen und großen Sorgen, mit ihrer Aufgewecktheit und Fröhlichkeit sind sie immer eine willkommene Ablenkung nach einem langen Arbeitstag.
Silvia Schiekofer
Welche Herausforderungen mussten Sie auf dem Weg zur Führungsposition
meistern?
Sch.: Wenn ich jetzt zurückdenke, frage ich mich, wie ich das alles geschafft
habe: hochschwanger in den Studienpräsenzzeiten der HFH in München zu
sitzen; kurz vor dem Entbindungstermin noch eine große BWL-Klausur zu
schreiben und an einer dreitägigen Zukunftswerkstatt teilzunehmen. Der
dauernde Spagat zwischen Arbeit, Studium und Familie hat mich einige
Male nahe an meine Grenzen gebracht. Antrieb und Motivation, um den einmal eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, waren sowohl die Freude am
Beruf als auch meine Familie, die verständnisvollen Mitarbeiter, Kollegen
und Vorgesetzen.
Welche Tipps haben Sie für Frauen und Männer, die eine Führungsposition
anstreben und dabei die Familie nicht zu kurz kommen lassen wollen?
Sch.: Für mich gibt es keine allgemeingültigen Antworten. Ich denke, es ist
immer eine Frage der persönlichen Einstellung und Situation. Wichtig ist es in
punkto Familie, die Ansprüche nicht immer zu hoch zu stecken und alles perfekt haben zu wollen. Ich finde, es kommt nicht auf die Menge der gemeinsamen Zeit an, sondern darauf, wie intensiv wir sie zusammen verbringen, und
dass meine Jungs immer wissen, dass ich für sie da bin. Für mich ist es legitim, Hilfe und Unterstützung anzunehmen, wenn sie uns angeboten wird. Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren, benötigt meiner Meinung nach
neben einem geregelten familiären Umfeld, guten Freunden und Nachbarn,
auch einen für Familie und Beruf aufgeschlossenen Arbeitgeber. (LHO)
Dr. Susanne Bader
Dr. Susanne ist stellvertretende Maßregelvollzugsleiterin an der Klinik für
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am medbo Bezirkskrankenhaus Parsberg.
Wie sehen Ihre persönliche Familiensituation und Ihr beruflicher Werdegang aus?
B.: Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter (sieben und 11 Jahre). Im
Februar 2011 habe ich die Oberarzt-Stelle in Parsberg für HAUS 3 übernommen und im Januar 2014 begann der Aufbau einer forensischen
Ambulanz- und Entlass-Sta­tion, seitdem leite ich als Oberärztin diese
Station und vertrete den ­Chefarzt. Mittlerweile haben wir 75 Pa­tienten in
der Ambulanz und 30 Pa­tienten in der Entlass-Station. ­Anfangs war es
eine große Herausforderung auf Grund des Personalengpasses. Jetzt
betreue ich selbst etwa 20 ambulante Patienten und arbeite an Konzepten der gesamten Forensischen Klinik in Parsberg mit. So lange es geht,
möchte ich die Führungsaufgaben und Patientenversorgung gleichzeitig
machen. So bleibe ich geerdet.
Wie meistern Sie den täglichen Spagat zwischen Beruf und Familie?
B.: Die Arbeit in der Forensik läuft eine Zeitlang gleichförmig – bis außergewöhnliche Vorkommnisse auftreten, die die beste Planung außer Kraft
setzen und auf die sofort reagiert werden muss. Als ich in Parsberg als
Oberärztin anfing, waren meine Kinder zwei und sechs Jahre alt. Mein
Dr. Susanne Bader
Mann, der in Vollzeit arbeitet, übernimmt schon immer einen Nachmittag
in der Woche. Ist ein Kind krank, teilen wir uns den Tag, so dass beide
zumindest für einen halben Tag in die Arbeit gehen können. Ich hatte für
die Mädels von Anfang an eine gute Betreuung auch am Nachmittag und vor allem ein tragfähiges Netzwerk, da
meine Familie nicht vor Ort lebt. Ein bezahlter Fahrdienst, der auch in Notsituationen einspringt, ermöglicht genauso wie andere Eltern einen reibungslosen Ablauf. Bei Terminen, die langfristig planbar sind wie Fortbildungen,
kommen meine Eltern für eine Woche zu uns. Dann lege ich mir in diese Woche jeden Abend berufliche Termine.
Mittlerweile sind meine Kinder selbstständiger. Die Große geht zu ihren Terminen alleine und die Nachmittagsbetreuung der Kleinen ist so flexibel, dass ich auch mal bei Krisen auf Station, Stau auf der Autobahn oder so später
kommen kann.
Ein Nachteil dieses festgezurrten Tagesablaufs ist, dass es wenig Zeit für Spontaneität gibt. In der Arbeit ist es
wichtig, dass ich mich auf das Team verlassen kann und ich nicht für alles gebraucht werde. Ich bin allerdings –
außer im Urlaub – immer telefonisch erreichbar, wenn kritische Situationen eine Entscheidung von mir verlangen.
Das kommt selten vor. Die Ferien teile ich mir mit dem Chefarzt, der selbst zwei Kinder hat, gerecht auf.
Welche Herausforderungen mussten Sie auf dem Weg zur Führungsposition meistern?
B.: Als nach meiner Facharztausbildung in der Forensik eine Oberarzt-Stelle frei wurde, war ich schwanger und
habe mich nicht darauf beworben. Das war ein Fehler. Als ich mich später für das Führungskräfteentwicklungsprogramm der medbo bewarb, wurde meine Bewerbung abgewiesen, weil ich noch keine Führungsposition hatte. Auf
die nächste Oberarzt-Stelle habe ich mich dann erfolgreich beworben.
Für mich waren meine eigenen Ansprüche die größte Herausforderung: „Kann ich das? Kann ich mich durchsetzen?“. Ich habe eine Zeitlang gebraucht, um meinen Führungsstil zu finden. Anfangs wollte ich alle Entscheidungen partnerschaftlich treffen, alle Teammitglieder dabei mitnehmen. Das hat aber nicht funktioniert, da die Verantwortung letztendlich bei mir lag und somit auch das letzte Wort.
Welche Tipps haben Sie für Frauen und Männer, die eine Führungsposition anstreben und dabei die Familie nicht
zu kurz kommen lassen wollen?
B.: Zeigen Sie Ihr Interesse an einer Führungsposition! Sprechen Sie Ihren Vorgesetzten im Mitarbeitergespräch
darauf an, dass Sie mehr Verantwortung wollen und sich die Führungsaufgaben zutrauen. Bewerben Sie sich,
wenn Führungsstellen ausgeschrieben werden.
Delegieren Sie in der Arbeit so weit wie möglich, bleiben Sie aber ansprechbar für Ihr Team. Oft reicht den Mitarbeitern das Wissen um die Möglichkeit, die Führungskraft anrufen zu können, wenn es nötig ist, um selbstständig
die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Bauen Sie ein Netz zu Ihrer Unterstützung auf und seien Sie nicht zu perfektionistisch: der Fertigkuchen für das
Kindergartenfest ist genauso gut wie der Selbstgebackene. Wer die Kinder zum Turnen fährt, ist egal – Hauptsache, sie kommen pünktlich dort an. (LHO)
52
SYNAPSE August
medbo
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der medbo sind mit ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber sehr
zufrieden. Das Umfrageergebnis
der psychischen Gefährdungsbeurteilung zeigt, dass die medbo
von ihren Mitarbeitern im deutschlandweiten Klinikvergleich sehr
positiv bewertet wird.
A
lle Mitarbeiter der medbo wurden im Januar 2016 zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz
befragt. 50% der Mitarbeiter beteiligten sich an der anonymen Umfrage, so dass die Ergebnisse als
repräsentativ gelten können. Dieser für ein Unternehmen mit fast
3.000 Arbeitnehmern gute Teilnahmewert lässt auf ein großes Interesse am Thema schließen.
Gefragt wurde nach Belastungen (unter anderen quantitativen und emotionalen Anforderungen, Vereinbarkeit von Berufs- und
Privatleben) und unterstützenden
Faktoren (etwa Einfluss bei der Arbeit, Führungsqualität, Kollegialität,
Gerechtigkeit), aber auch nach positiven und negativen Auswirkungen der Arbeit auf den einzelnen
Mitarbeiter.
Arbeitgeber medbo punktet
Das Gesamtergebnis für die medbo
ist sehr gut. In vielen Bereichen
schneidet das Unternehmen besser
ab als andere deutsche Kliniken.
Als besonders herausragend erleben medbo Mitarbeiter die Führungsqualität und regelmäßiges
Feedback durch Kollegen und Vorgesetzte. Hier zahlt sich aus, dass
die medbo schon früh in eine gute
Führungskräftequalifikation investierte. Mittlerweile gehören Weiterbildungen wie das Führungskräfteentwicklungsprogramm für junge
Nachwuchskräfte oder breitere Angebote wie „gesundes Führen“ zum
festen Standard. Im Bereich der
Pflege wird bereits seit geraumer
Zeit einmal jährlich ein Führungskräftefeedback durchgeführt, ebenfalls ein Instrument zur individuellen
Weiterentwicklung und kontinuierlichen Verbesserung der Führungskräfte. Die Ausweitung des Führungsfeedbacks auf andere Berufsgruppen läuft.
SYNAPSE August
medbo
Ein zweites erfreuliches Ergebnis war die sehr positive Bewertung der gegenseitigen sozialen
Unterstützung und das gute Verhältnis innerhalb des Kollegenkreises. Auch hier setzt sich die medbo
positiv vom deutschen Gesundheitswesen ab, so dass es sich
nicht um ein reines Berufsphänomen handelt, wie man es von Angehörigen sozialer Berufe vielleicht
erwarten würde.
Auch wenn das Gesundheitswesen generell als krisensicher gilt, erleben die medbo Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz als deutlich
sicherer als Umfrageteilnehmer anderer Kliniken. Dies ist ein Ergebnis, auf das die medbo besonders
stolz sein kann und wofür sie auch
viel tut. Durch das hauseigene Institut für Bildung und Personalentwicklung und durch enge Kooperationen mit verschiedenen Hochschulen verfügt die medbo über die
Möglichkeit, Mitarbeiter in viele
Richtungen weiter zu qualifizieren
und so auch frühzeitig auf neue medizinpolitische Entwicklungen zu reagieren. Auf der anderen Seite
sorgt ein engagiertes und gut funktionierendes betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) dafür,
dass Mitarbeiter trotz gesundheitlicher Einschränkungen nicht auf der
Strecke bleiben, sondern ihr Arbeitsplatz erhalten werden kann.
Nicht zuletzt ist die medbo dank kluger wirtschaftlicher Entscheidungen
der vergangenen Jahre ein gut aufgestelltes, gesundes Unternehmen:
keine Selbstverständlichkeit in der
heutigen Krankenhauslandschaft.
Typische Stressoren
im Gesundheitswesen
Natürlich wurden auch Problemfelder benannt. Als überdurchschnittlich
belastend werden die hohen emotionalen Anforderungen der Arbeit und
die Notwendigkeit erlebt, eigene
Emotionen im therapeutischen Setting verbergen zu müssen. Das ist
jedoch im Umgang mit Patienten,
insbesondere Patienten mit psychischen Erkrankungen, unabdingbar.
Hinzu kommen weitere „Bezirkskliniken-typische“ Stressoren,
etwa wenn schwer kranke Patienten
in Psychiatrie und Maßregelvollzug
auch gegen ihren Willen behandelt
werden müssen und es dadurch
oder krankheitsbedingt zu Konflikten kommt. Gemessen an anderen
deutschen Berufsgruppen mit Kundenkontakt wie Einzelhandel, Behörden oder Polizei treten in der
medbo deutlich mehr Konflikte mit
den Kunden/Patienten auf, die sich
in verbalen Beschimpfungen des
Personals bis hin zu Sachbeschädigungen oder leider auch tätlichen
Angriffen gegenüber dem Personal
äußern können. Gemessen an der
Zahl der Kunden-/Patientenkonflikte
zeigt sich aber ein sehr niedriger
Wert für den so genannten „kundenbezogenen Burnout“. Hier weisen
Polizei, Sicherheitsdienste oder Mitarbeiter von Jobcentern erheblich
höhere Zahlen auf, was für die außerordentlich hohe Professionalität
der medbo Mitarbeiter spricht.
Insgesamt zeigten die gefundenen Belastungen erfreulich wenig
negative Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Im Gegenteil: Die Burn­outWerte liegen in der Selbsteinschätzung signifikant unter dem Schnitt
im Gesundheitswesen und Arbeitsund Lebenszufriedenheit deutlich
über Bundesniveau beziehungsweise dem Niveau des deutschen Gesundheitswesens. Schließlich kommt
auch der Gedanke an Berufsaufgabe in der medbo erheblich seltener
vor als andernorts.
Wie geht es weiter?
Zunächst werden im ersten Zug alle
Abteilungen über ihre individuellen
Ergebnisse informiert. Durch die detaillierte Auswertung konnten einzelne Bereiche mit höherer Anforderung und Belastung definiert werden.
Hier werden Workshops stattfinden,
in denen gemeinsam mit den dort tätigen Mitarbeitern Lösungen erarbeitet werden. Aber auch in positiv bewerteten Abteilungen werden Maßnahmen eingeleitet, um die vorhandenen Ressourcen zu erhalten und
weiterzuentwickeln.
Dr. Ema Loncarek ist Stabstelle
für das Betriebliche Gesundheitsmanagement der medbo und
leitet die Arbeitsgruppe „Psychische Gefährdungsbeurteilung“
Ergebnisse der medbo-weiten
psychischen Gefährdungsbeurteilung 2016
Sicherer Arbeitsplatz,
Kollegialität
und gute Führungskultur
Dr. Ema Loncarek
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hängigkeit. Ist es schon nicht einfach, das Alkoholproblem bei einem
Mitarbeiter anzusprechen, so ist es
für Mitarbeiter noch schwieriger, dies
bei einem Vorgesetzten zu tun.
Co-Abhängigkeit im Betrieb zeigt
sich beispielsweise darin, dass Kollegen und Mitarbeiter direkte Gespräche über oder mit dem Mitarbeiter bezüglich seines offensichtlichen
Alkoholproblems vermeiden: Wenn
jemand beispielsweise morgens
schon mit einer Alkoholfahne zur Arbeit erscheint. Damit wird offensichtliches Fehlverhalten nicht nur „übersehen“, sondern auch quasi entschuldigt und unterbewertet.
Betriebliche Suchthilfe
Co-Abhängigkeit – die Sucht hinter der Sucht
Werner Maurer
Suchtkranke Menschen leben –
wie andere Menschen auch – in
aller Regel in sozialen Bezugssystemen: Partner, Familie, Freunde
ebenso wie Arbeitskollegen oder
das spezifische Suchthilfesystem. Alle wollen dem Suchtkranken helfen, sich aus der Sucht zu
befreien. Nicht wenige werden dabei selbst zum Opfer.
A
ngst, Scham, Verdruss, immer
wieder zerstörte Hoffnung und
Enttäuschung, Ohnmacht und Verzweiflung: Diese Erfahrungen sind
Angehörigen, Helfern und Arbeitskollegen von Suchtkranken nicht
fremd. Die Bezugspersonen eines
suchtkranken Menschen bemerken
oft lange nicht, wie stark auch sie in
das Suchtgeschehen verwoben
sind. Ihnen ist meist ebenso wenig
klar, wie „co-abhängig“ sie selbst geworden sind. Denn es ist für sie
schwer zu unterscheiden, was „richtige Hilfe“ und was „suchtfördernde
Unterstützung“ ist. Im überwiegenden Sprachgebrauch ist mit „Co-Abhängigkeit“ die beschönigende Haltung oder das kaschierende Verhalten eines Menschen gemeint, mit
dem er die Sucht eines anderen unterstützt. Damit trägt er unterschwellig dazu bei, dass der Suchtabhängige nicht mit den Folgen seines Konsums konfrontiert wird, sich folglich
nicht erklären und entsprechend
keine Konsequenzen ziehen muss.
Co-abhängig verhält sich also
jemand, der die Suchterkrankung eines anderen „deckt“. Und der unter
dem (Mit-)Leidensdruck schlimmstenfalls selbst erkrankt. Seine Erschöpfung und seine Belastungen im
Bemühen, dem Suchtkranken zu helfen, werden bisher weder vom Ge-
sundheitssystem, noch von der Gesellschaft in ihrem ganzen Ausmaß
gesehen. Dies gilt für den privaten
wie auch den beruflichen Alltag gleichermaßen.
Co-Abhängigkeit am Arbeitsplatz
Im Betrieb sind Hierarchien besondere Hürden bei der Bekämpfung
von Suchterkrankungen und Co-Ab-
Die drei Phasen der Co-Abhängigkeit:
Phase 1: Verleugnungs-Beschützer-Helfer-Phase
• Es wird Nachsicht geübt
• Verständnis für den Suchtmittelkonsum
• Zuwendung durch Aufmerksamkeit und Mitgefühl
• Verdrängung der Realität
• Ermunterung durch Selbstdisziplin
Phase 2: Kontroll-Phase
• Problemsuche
• Suchtmittelkonsum wird gedeckt und verheimlicht
• Aufgaben und Probleme des Betroffenen werden übernommen
(etwa Einkaufen, Hausarbeit, Endlosgespräche ohne Ergebnis)
• Mitleid mit den Angehörigen
Phase 3: Anklagephase
• Beobachtung und Überwachung
• Aggressionen
• Isolierung und Ausgrenzung
• Verachtung
• Abwenden vom Betroffenen (Kündigung, Scheidung)
Ist Stillschweigen über „die
Angelegenheit“ aus dringlichen
Gründen nicht mehr möglich (etwa
Eigen- oder Fremdgefährdung im
akuten Rauschzustand), versuchen
Suchtkranke oft, in scheinbar offenen Gesprächen mit Vorgesetzten
und Mitarbeitern Verständnis zu wecken und damit eine hohe soziale
Nähe herzustellen. Kollegen helfen
dem Betroffenen dann meist über familiäre oder arbeitsplatzbedingte
Schwierigkeiten hinweg und kaschieren damit weiter sein Fehlverhalten und seine schlechte Leistung:
oft genug im Team. Dann wandelt
der Vorgesetzte den einen oder anderen Fehltag nachträglich in eine
Urlaubsmeldung um und wird damit
selbst immer erpressbarer. Auf diesem Wege werden die negativen
Konsequenzen des Suchtverhaltens
verschleiert; das Alkoholproblem
aber wird verlängert, die Krankheit
verschlimmert.
Wird das Verhalten des Abhängigen zu lange geduldet, kompensiert und übersehen, fühlt dieser
sich irgendwann für sein Handeln
nicht wirklich verantwortlich. Das
„Pflichtenheft“ der Sucht hat das
Team, die Kollegen, der Vorgesetzte
übernommen. Wird andererseits zu
viel Druck von außen aufgebaut
(zum Beispiel die Forderung nach
sofortiger Abstinenz) oder wird Verhalten moralisch eingefordert („Reißen Sie sich zusammen!“), kann
dies die Selbsthilferessourcen der
Abhängigen schwächen: Sie können
diese Forderungen krankheitsbedingt nicht erfüllen, die Ziele sind
akut zu hoch gesteckt.
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Betriebliche Suchthilfe bei
Co-Abhängigkeit
Die Gesellschaft tendiert oft dazu,
dem suchterkrankten Menschen zu
viele Aufgaben und zu viel Eigenverantwortung abzunehmen. Das führt
schnell dazu, dass der Betroffene
sich der Verantwortung entledigt
fühlt. Die Chance der Suchtkrankenhilfe, Co-Abhängigkeit zu vermeiden
oder zu lindern, könnte darin liegen,
die Mitwirkung des Abhängigen herauszufordern und anzumahnen. Dabei ist insbesondere dem erkrankten
Arbeitnehmer zu vermitteln, dass er
Verantwortung für sich und seinen
Gesundheitszustand trägt und diese
auch wahrnimmt. Es gehört Mut
dazu, in konstruktiver Weise auf Gefahren wie riskantes Trinken hinzuweisen. Noch schwerer ist es, dies
direkt und offen zu tun.
Im betrieblichen Umfeld sind
Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten wie eine betriebliche Suchthilfe sinnvoll. Sie beraten die Co-abhängigen Kollegen und Vorgesetzten
und begleiten sie im Konfrontations-
prozess. Bei der medbo stehen die
Suchtberater an den Standorten Regensburg, Wöllershof und Parsberg
sowie die Betriebliche Suchthilfe zur
Verfügung. Auch der betriebsärztliche Dienst und die Betriebspsychologin können angesprochen werden.
Wer Mut zeigt,
macht Mut.
(Adolf Kolping)
Da es nicht nur um den Arbeitsplatz,
sondern um einen Menschen geht,
der der Hilfe bedarf, lohnt sich der
Einsatz, auch wenn er nicht sofort
auf Gegenliebe beim Suchtkranken
stößt. Das Wichtigste ist aber, dass
dem Suchtkranken Unterstützung
zu­
gesagt und gegeben wird. Und
dass er auch in seiner Krankheit Respekt und Wertschätzung erfährt.
Nach der Einsicht, dass ich eine gefährdete Person vor mir habe, das
Spiel lange genug mitgespielt habe,
werde ich KLAR vorgehen.
Werner Maurer ist betrieblicher
Suchthelfer der medbo am
Standort Regensburg
Ausstieg aus dem Co-Verhalten – eine KLARe Haltung
Konsequent
Auf auffälliges Verhalten hinweisen.
Kontakte zum Beratungsangebot ermöglichen.
Änderung anfordern und konkret vereinbaren.
Einhaltung von Absprachen verfolgen.
Loslassen
Das Problem erkennen und akzeptieren.
Verantwortung an die Person zurückgeben.
Unterstützung auf dem Weg zusichern.
Abgrenzen
Zuversicht vermitteln: ich glaube, Du schaffst es.
Es ist Deine Entscheidung.
Du musst wissen, wohin Du willst.
Reden
Ich rede mit, nicht mehr nur über die Person.
Ich suche selbst Beratung auf, wenn in meinem nahen Umfeld
ein Suchtproblem auftaucht.
SYNAPSE August
Personalia
+++Veranstaltungshinweise+++Veranstaltungshinweise+++
GOOD
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NIKOTIN
Raucherentwöhnungskurs für medbo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dr. Anja Geßner: IBP unter neuer Leitung
Seit dem 1. April 2016 ist Dr. Anja
Geßner Leiterin des medbo Instituts für Bildung und Personalentwicklung (IBP). Sie folgt auf Christine Denk, an die sie auch in deren
Funktion als Abteilungsleiterin Bildung und Personalentwicklung im
Geschäftsbereich Personal berichten wird.
Die promovierte Diplom-Psychologin Geßner gehört der medbo
seit 2012 an und kennt als bisherige stellvertretende Institutsleiterin
und Qualitätsmanagement-Beauf-
tragte das IBP Team und die Aufgabe im Detail. Vor ihrem Einstieg bei der medbo arbeitete Dr.
Anja Geßner nach Studium und
Promotion in Bamberg zunächst
als Bereichsleitung im Beruflichen Trainingszentrum (BTZ) in
Straubing, das Menschen mit
psychischen Beeinträchtigungen
durch eine individuell abgestimmte psychosoziale und berufsfachliche Begleitung beim
(Wieder-)Einstieg ins
Berufsleben unterstützt. (RNE)
Start: 07. November 2016
Dauer: 7 Wochen (bis 19. Dezember 2016)
Termine: Jeweils montags um 17:00 Uhr (à circa 90 Minuten)
Ort: Besprechungsraum Psychiatrische Institutsambulanz (HAUS 20, Raum 0.43),
Bezirksklinikum Regensburg
Kursleitung: Dr. Angela Henschel
Selbstkostenanteil: 102,- € pro Person (bei maximal 12 Teilnehmern) bis 140,- € pro Person
(bei mindestens 10 Teilnehmern). Bei regelmäßiger Teilnahme
sind bis zu 75,- € Förderung durch Ihre
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Krankenkasse möglich!
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Die Gleichstellungsbeauftrage der medbo informiert
Neue Seminare für Führungskräfte am IBP
Frauen in
Führung
Lust auf
Führung
Familienbewusst
Führen
24./25.10.2016
09.00 bis 16.15 Uhr
05.12.2016
09.00 bis 16.15 Uhr
12./13.12.2016
09.00 bis 16.15 Uhr
Weitere Informationen über das medbo Intranet (Beruf und Familie)
oder das Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP)
Weiterbildungsermächtigung Neuropsychologie für Ingo Aue
Seit 20. Juni 2016 ist es amtlich: Diplom-Psychologe Ingo Aue, Leiter
Neuropsychologie an der Klinik für
Neurologische Rehabilitation am
Bezirksklinikum Regensburg (Neuro-Reha), hat die Weiterbildungsermächtigung der Deutschen Gesellschaft für Neuropsychologie e.V.
(DGN) für das Fach „Klinische Neuropsychologie“ erhalten. Damit darf
Ingo Aue ab sofort im Rahmen der
Klinik für Neuro-Reha die Weiterbildung zum zertifizierten Klinischen
Neuropsychologen anbieten und
durchführen. Die Ermächtigung gilt
für drei Jahre.
Diese DGN-Weiterbildung
ist die spezifische fachliche Grundlage für eine Berufstätigkeit sowie
der Qualitätsstandard in der Versorgung von Patienten mit Erkrankungen oder Funktionsstörungen
des Gehirns. Die Weiterbildung erfolgt in praktischer Berufstätigkeit
in Einrichtungen, die für das Fachgebiet akkreditiert sind: In diesem
Fall die medbo Neuro-Reha. Es
werden umfassende theoretische
und anwendungsbezogene Kenntnisse vermittelt, die das Curriculum
Klinische Neuropsychologie definiert. Das Curriculum selbst wird
kontinuierlich an die Fortschritte in
den Neurowissenschaften, in der
Medizin und der Psychologie sowie
an die sich verändernde Ausbildungs- und Versorgungslandschaft
angepasst.
(RNE)
Dr. Peter Radlinger wird stellvertretender Vorsitzender der PSAG Cham
Der Chefarzt des Zentrums für Psychiatrie Cham, Dr. Peter Radlinger,
wurde Ende April 2016 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG)
Cham gewählt. Er vertritt den Vorsitzenden Dr. Matthias Dobmeier. Beide werden die PSAG damit für die
nächsten drei Jahre leiten. Dr. Radlinger folgt in diesem Amt auf Dr. Dr.
Helmut Hausner, seinem Vorgänger
im Amt des Chefarztes in Cham und
jetzigen Vorstand der medbo.
Die PSAG ist ein regionaler
Steuerungsverbund, in dem alle an
der Versorgung psychisch kranker
Menschen beteiligten Einrichtungen,
Dienste, Behörden und Institutionen
zusammengeschlossen sind. Er
stellt regionale Versorgungslücken
fest und erarbeitet entsprechende
Vorschläge. Zudem fördert die PSAG
die Vernetzung und Zusammenarbeit der Koope­rationspartner.
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57
Bildungswerk Irsee
SYNAPSE August
Personalia / Veranstaltungen
Synapse August
Bezirk
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www.bildungswerk-irsee.de
Der medbo-Vorstand dankt allen
Jubilaren für 25 Jahre Treue und Unterstützung!
Wolfgang Amschl
Lucia Frank
Waltraud Gassner
Günther Hetzenecker
Waltraud Menner
Anton Schwamberger
Wilhelm Weinzierl
Pförtner
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Altenpflegerin
Sozialpädagoge
Gesundheits- und Krankenpflegehelferin
Stv. Stationsleiter
Sozialpädagoge
Berufliche Qualifizierung – jetzt !
Mit einem ständig erweiterten Angebot an praxisorientierten und wissenschaftlich
fundierten Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen bietet das Bildungswerk des
Bayerischen Bezirketags umfassende Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung.
Renommierte DozentInnen aus den Bereichen Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie sichern den nachhaltigen Erfolg, kontinuierliche Evaluationsarbeit
den hohen Standard. Erleben Sie im einmaligen Ambiente der beiden Tagungshäuser
Kloster Irsee und Kloster Seeon den idealen Rahmen für produktive Workshops und
Seminare, Fachtagungen und Kongresse.
Wöllershof
Wöllershof
Parsberg
Regensburg
Parsberg
Regensburg
Regensburg
Veranstaltungshinweise
26./27. September 2016, 09:00 Uhr
Bezirksklinikum Regensburg, IBP
Bildungswerk des
Bayerischen Bezirketags
Klosterring 4, D-87660 Irsee
Das Gesamtprogramm „impulse 2016“ mit detaillierten Beschreibungen aller
Angebote finden Sie auf unserer Homepage.
Telefon 08341 906-604, -606, -608
Telefax 08341 906-605
E-Mail [email protected]
www.bildungswerk-irsee.de
Bildungswerk des
Bayerischen Bezirketags
neue fremde Heimat – Interdisziplinäre Fachtagung
zur Integration minderjähriger Flüchtlinge
Regensburger Fachtagung zur Kinder- und Jugendpsychiatrie
16. Oktober 2016
Bezirksklinikum Regensburg, IBP
Cannabis
Suchtsymposium des Zentrums für Suchtmedizin am medbo Bezirksklinikum Regensburg
26. Oktober 2016, 16:30 Uhr
Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 29
Dr. Christoph Born, Uniklinik Salzburg: Veränderungen von Psyche
und Organismus bei extremem Untergewicht
Inforeihe „Mittwochsfortbildung“ – Anmeldung über die Direktion der Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg
16. November 2016, 16:30 Uhr
Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 29
Dipl.-Psych. Volker Dittmar, medbo: Ego-State-Therapie –
Die Therapie mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen
Inforeihe „Mittwochsfortbildung“ – Anmeldung über die Direktion der Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg
Mehr Informationen zu medbo-Veranstaltungen unter: www.medbo.de
Impressum
Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), Vorstand
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Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected]
Autoren:
Günter Bonack (GBO), Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Martina Hirmer (MHI), Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Lissy Höller (LHO), Pressestelle medbo
Daniela Plößner (DPL), Praktikantin Pressestelle medbo
Susanna Pröbstl (SPR), Pressestelle medbo
Rätselauflösung von Seite 13
LÖSUNGSWORT: APOTHEKE
Foto: Titel Frank Hübler; S2/3 Valerie Potapova - Fotolia.com; S3 Julianne Zitzlsperger; S4/5 Martina Hirmer;
S6 Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg; S7 Lissy Höller; S8/9 Lissy Höller;
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S21 Frank Hübler; S22 Frank Hübler; S23o Frank Hübler; S23u kasto - Fotolia.com; S24 Frank Hübler;
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S42 Renate Neuhierl; S43 Renate Neuhierl; S44 Lissy Höller; S45 Renate Neuhierl;
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Der SYNAPSE-Titel zeigt ein Windrad im Park des Bezirksklinikums Wöllershof.
Konzeption und Leitung: Renate Neuhierl
Grafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer
Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S
Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche
Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche
Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Die nächste SYNAPSE erscheint am 15. November 2016. Eingabeschluss für Beiträge ist der 01. Oktober 2016.
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06. Oktober 2016
Reha daheim?! – Tipps und Infos
für Angehörige von neurologischen
Patienten
Dr. Fried Eckart Seier, Chefarzt Zentrum I
für Frührehabilitation und Weiterführende
Rehabilitation, Klinik für Neurologische
Rehabilitation, Bezirksklinikum Regensburg,
u.a.
01. Dezember 2016
Gut gemacht! – Richtiger Umgang
mit verhaltensauffälligen Kindern
Dieter Doll, Stationsleiter Tagesklinik,
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie,
Bezirksklinikum Regensburg
Ärzte, Forscher und Experten
unserer Kliniken und
Einrichtungen informieren
Sie zu wichtigen Themen
der seelischen und
neurologischen Gesundheit
Ort: IBP Institut für Bildung und
Personalentwicklung, Hörsaal,
medbo Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Beginn: jeweils um 19 Uhr
Der Eintritt ist kostenfrei.
Kostenloses Parken auf dem Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirksklinikum Regensburg, Universitätsstraße 84.
Sie erreichen das Bezirksklinikum Regensburg mit den Buslinien 2b, 4, 6 und 11,
Ausstieg an der Zentralen Omnibushalte­stelle (ZOH) „Universität“.
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