Aktuelles zur Pertussis

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INFO
Aktuelles zur Pertussis-Diagnostik
Erreger
Bordetella (B.) pertussis ist ein unbewegliches, bekapseltes, aerobes, gramnegatives Stäbchen.
Es bildet eine Vielzahl von Toxinen und Virulenzfaktoren unter anderem Pertussis-Toxin (PT),
filamentöses Hämaglutinin (FHA), Trachea-Zytotoxin, hitzelabiles Toxin, Adenylatzyklase-Toxin
sowie Pertactin.
B. pertussis ist der hauptsächliche Erreger des Keuchhustens, eine lokalisierte Infektion des
Flimmerepithels der Atemwegsschleimhäute. Neben B. pertussis können drei weitere Bordetella
Spezies Erkrankungen beim Menschen auslösen. B. parapertussis, B. holmesii und B.
bronchiseptica. Infektionen mit B. parapertussis können ebenfalls zu einem keuchhustenähnlichen
Krankheitsbild führen, das aber meist leichter und kürzer als bei einer Erkrankung durch B.
pertussis verläuft, da diese Bakterien kein PT produzieren. Koinfektionen von B. pertussis und B.
parapertussis sind nicht ungewöhnlich.
Vorkommen
Pertussis kommt weltweit und ganzjährig vor, die höchste Inzidenz wird in Mitteleuropa im Herbst
und Winter beobachtet. Die Erkrankung zählt zu den klassischen Kinderkrankheiten, betrifft aber
zunehmend auch Jugendliche und Erwachsene.
Infektion
Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 7 und 20
Tagen. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit und erreicht ihren
Höhepunkt während der ersten beiden Wochen der Erkrankung (Stadium catarrhale). Dieses
Stadium ist durch grippeähnliche Symptome gekennzeichnet. Das anschließende Stadium
convulsivum (Dauer 4-6 Wochen) ist durch anfallsweise auftretende Hustenstöße, gefolgt von
inspiratorischem Ziehen, gekennzeichnet. Die Ansteckungsfähigkeit kann bis zur dritten Woche
des Stadiums convulsivum anhalten. Fieber ist in diesem Stadium selten und deutet i.d.R. auf eine
bakterielle Sekundärinfektion hin. Die Hustenanfälle klingen im anschließenden Stadium
decrementi (Dauer 6 – 10 Wochen) allmählich ab.
Diagnostik
Die Labordiagnostik ist abhängig vom Krankheitsstadium:
Strümpellstraße 40 I 04289 Leipzig I Telefon 0341 6565-100 I Fax 0341 6565 111 I [email protected] I www.labor-leipzig.de
In frühen Phasen der Infektion ist der Erregernachweis mittels PCR aus tiefen
Nasopharyngealabstrichen möglich (Kassenleistung; Ausnahmekennziffer: 32006).
Ab der dritten Krankheitswoche ist der serologische Nachweis sinnvoll, da spezifische Antikörper
im Serum frühestens im Stadium convulsivum messbar sind.
Der Nachweis von Antikörpern gegen PT ist hochspezifisch für eine B. pertussis-Infektion,
da PT ausschließlich von B. pertussis gebildet werden kann.
Der Nachweis von Antikörpern gegen FHA ermöglicht dagegen keine Differenzierung zwischen
einer Infektion mit B. pertussis bzw. B. parapertussis, da FHA von allen Bordetellen gebildet wird.
Aus diesem Grund wird, den aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes folgend,
zur Abklärung einer B. pertussis-Infektion ein ELISA zum Nachweis von Anti-PT-IgG und
Anti-PT-IgA eingesetzt.
Antikörper gegen PT können bei einem Großteil der Patienten nachgewiesen werden.
Eine Impfantwort kann jedoch nicht von einer Infektion unterschieden werden. Antikörper gegen
PT fallen i.d.R. innerhalb weniger Jahre nach Impfung bzw. Infektion wieder unter die
Nachweisgrenze ab. Die Immunität gegen B. pertussis wird nicht nur humoral sondern z. T. auch
zellulär vermittelt. Zudem existieren keine allgemein anerkannten Grenzwerte für die Annahme
einer Immunität. Daher ist eine Beurteilung der Immunitätslage mit serologischen Methoden
nur eingeschränkt möglich.
Meldepflicht
Seit dem 29.03.2013 besteht eine Meldepflicht für direkte oder indirekte Nachweise einer akuten
Infektion mit B. pertussis bzw. B. parapertussis gemäß IfSG.
Material
Erregernachweis mittels PCR:
Nasopharyngealabstrich
Antikörpernachweis mittels ELISA:
Serum
Ansprechpartner
Dr. med. Thorsten Klemm
FA für Laboratoriumsmedizin, FA für Innere Medizin
0341 6565-715
[email protected]
Telefon:
E-Mail:
Literatur:
RKI-Ratgeber für Ärzte – Pertussis (Keuchhusten); Stand 26.06.2013
Guiso N, Berbers G, Fry NK, He Q, Riffelmann M, Wirsing von König CH: What to do and what not to do in serological
diagnosis of pertussis: recommendations from EU reference laboratories. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2011; 30:307312
Graf A: Humorale und zelluläre Immunität nach Pertussis-Auffrischimpfung im Jugendalter. Dissertation 2010;
Medizinische Fakultät, Ludwig-Maximilian-Universität München
Riffelmann M, Littmann M, Hellenbrand W et al.: Pertussis – nicht nur eine Kinderkrankheit. Deutsches Ärzteblatt 2008;
105 (37): 623-886
Versteegh GFA, Mertens PLJM, de Melker HE, Roord JJ, Schellekens JFP, Eunis PFM: Age-specific long-term course of
IgG antibodies to pertussis toxin after symptomatic infection with Bordetella pertussis. Epidemiol. Infect. 2005; 133:737748
de Melker HE, Versteegh FGA, Conyn-Van Spaendonck MAE, Elvers LH, Berbers GAM, van Der Zee A, Schellekens
JFP: Specifity an sensitivity of high levels of immunoglobulin G antibodies against pertussis toxin in a single serum
sample for diagnosis of infection with Bordetella pertussis. J Clin Micobiol. 2000; 38 (2):800-806
Bergfors E, Trollfors B, Taranger J, Lagergard T, Sundh V, Zackrisson G: Parapertussis and Pertussis: Differences and
Similarities in Incidence, Clinical Course, and Antibody Responses. Int J Infect Dis 1999; 3 (3):140-146
(Stand: 25/08/2014)
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