Weiße Zwerge Diamante

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Weiße Zwerge
10 Mrd. Diamanten
in der Milchstraße
Max Camenzind
Akademie HD
HD @ Juni 2014
Nobelpreise für Forschung an
kompakten Sternen
 1974 Anthony Hewish, Cambridge/UK
.... für seine entscheidende Rolle bei der Entdeckung der
Pulsare und ihrer Deutung als rotierende Neutronensterne
 1983 Subramanyan Chandrasekhar, Chicago, USA
.... für seine Theorie der Struktur weißer Zwerge
(aus den 1930er Jahren)
 1993 Russell Hulse & Joseph Taylor, Princeton, USA
.... für die Entdeckung des Doppelsternpulsars, der eine neue
Möglichkeit für das Studium der Gravitation eröffnet hat
 2002 Riccardo Giacconi, Associated Universities Inc., USA
.... für bahnbrechende Beiträge zur Astrophysik, die zur Entdeckung
kosmischer Röntgenquellen führte (NS und stellare SL)
Weiße Zwerge ... Uninteressant ?
,
Nein,
Subramanian Chandrasekhar (1910-1995)
Theorie entarteter Elektronensterne (1931)
 ... denn sie haben ein interessantes Inneres:

 „Diamanten“ der Milchstraße.
… kühlen sehr langsam aus über die Hubble-Zeit
 werden als Kosmochronometer verwendet.
Unsere Themen
Weiße Zwerge in der Sonnenumgebung:
•  Sirius B der Begleiter von Sirius A
•  innerhalb von 20 pc gibt es mind. 129 WZ
•  Spektraltypen: DA, DB, DC, DO, DZ
•  Die Massenverteilung aus SDSS
• Die Struktur Weißer Zwerge:
•  Quantendruck und Massen-Radius Beziehung
•  Chandrasekhar-Grenzmasse ist fundamental
• Wie schnell kühlen Weiße Zwerge aus?
• Weiße Zwerge und Supernovae vom Typ Ia
Entdeckungsgeschichte
Entdeckungsgeschichte
1983 Erst 50 Jahre später erhielt Chandrasekhar den Nobelpreis
für seine fundamentale Entdeckung.
Sirius spielt bei Ägyptern wichtige Rolle
Die ägyptischen
Pyramiden stehen
nicht planlos
in der Wüste,
sondern bilden
eine gigantische
Himmelskarte,
ausgerichtet nach
den Gürtelsternen
im Sternbild Orion.
Der altägyptische
Kalender richtete
sich nach Sirius
(genannt Sothis) der Aufgang von
Sirius kündete
das Nilwasser an.
Sirius A
Helligkeit
-1,46 mag
 1844 fand
Friedrich Bessel
Sirius: Doppelstern
 1864 entdeckte
Alvan Graham Clark
den Partner
1927 von Fowler
als Fermi-Stern
erklärt (W. Zwerg)
Sirius B
8,3 mag
HST Aufnahme
Doppelstern Sirius A & B
Sirius A & B im Vergleich
Sirius A:
Temperatur: 10.000 K
A Stern: 2 x Sonne
Radius: 1,71 RSonne
Sirius B:
Temperatur: 24.800 K
M = 1,0 MS, R = 6000 km
 r = 2,2 x 106 g/cm³
CO Weiße Zwerge als Endzustand
 Schicksal der Sonne in 7 Mrd. Jahren
Weißer
Zwerg
(120.000 K)
mit
HelixNebel
40 Eridani: A K1-Stern; B DA-WZ
Das System 40 Eridani / StarObserver
Procyon B:
Temperatur: 7740 K
M = 0,60 MS, R = 8600 km
 r = 4,5 x 105 g/cm³
 Alter ~ 2 Mrd. a
Historische Weiße Zwerge
mit Hipparcos vermessen
180.6 +- 0.8
181.36 +- 3.6
Abriss Astronomie
Spektralklassifikation WZ
nach H, He, C etc im Spektrum
DQ
Spektroskopische Klassifikation
DA - nur Balmer Linien; kein HeI oder Metalle (75% der WZ)
DB – HeI Linien, kein H oder Metalle
DC – Continuum Spektrum, keine Linien tiefer als 5%
DO – starke HeII, HeI oder H-Linien im Spektrum
DZ – nur Metall-Linien, kein H oder He
DQ – Starkes Kohlenstoff-Feature
Typische DA Weiße Zwerge
Hg
Hb
Spektrum: Weißer Zwerg Eridanus B
Maximum im Optischen
Teff = 16.000 K ~ A
Spektrum: Weißer Zwerg Sirius B
Maximum im UV
Teff = 25.000 K ~ B
Barstow et al. 2005
Spektrum: Weißer Zwerg Sirius B
He
Hd
Hg
Hb
Barstow et al. 2005
Parameter: Weißer Zwerg Sirius B
Barstow et al. 2005
Massenbestimmung Feldsterne
• Spektroskopische Methode:
Linienbreiten (Wasserstoff) hängen
vom Druck ab  proportional zu
Gravitation + Masse-Radius Relation
g = GM/R2  Masse M
• Photometrische Methode:
Breitband Photometrie fitted an Black
Body  Teff und Winkeldurchmesser
Kombiniert mit Parallaxe  Radius R
Verwende Masse-Radius Relation 
Masse M
In 20 pc  129 Weiße Zwerge
 Dichte = 0,0033 MS/pc³
Apache Point Telescope SDSS
Apache Point Telescope Camera
WZ SDSS Spektrum
Massenhistogramm Weiße Zwerge
Der typische WZ hat ~ 0,6 Sonnenmassen
SDSS DR4
1833 WZ
Madej et al. 2004
Massenverteilung WZ
Daten: DR7 aus SDSS
SDSS DR7
19.712 WZ
Kleinman et al. 2012
Temperaturverteilung WZ
Daten: DR7 aus SDSS
?
Kühle Weiße Zwerge mit Gemini
Alte Weiße Zwerge mit HST
Struktur Weißer Zwerge
H
He
C/O
Massenzusammensetzung
a
Elektronen
AtomKerne
Elektronen
Dx Dp > h/4p
Atome so dicht
gepackt, dass
sie sich überlappen
 Dichte: 2 t / cm³
Kohlenstoff
Rad ~ a0/36
a = 0,1 Rad
a0 = 5,29x10-11 m
Elektronen
bewegen sich frei
 Druck (Fermi-Druck)
 gleicht Gravitation aus
Elektronen schließen
sich gegenseitig aus
Ek
Ej
Pauli-Prinzip
Ei
 Spektrallinien
Fermionen
sind Einzelgänger,
Bosonen gesellig
Vorhersage:
bei tiefer Temperatur
sammeln sich alle Bosonen in
einem QM Zustand
Bose-Einstein Kondensat BEC
Niveaus
gefüllt bis zur
Fermi-Energie
 Impuls pF
Fermi-Stern: Fermi-Druck = Gravitation
Hydrostatisches Gleichgewicht
Gravitation
Fermi-Druck
M(r)
Quantendruck der Elektronen
Gesamtenergie der Elektronen
Quantendruck der Elektronen
Zustandsgleichung Weiße Zwerge
Wenn r0 > 2x106 g/cm³  die Elektronen bewegen sich relativistisch!
Le = 0,38 x 10-12 m
Ortsunschärfe eines marginal rel. e-
Dx Dp > h/4p xF = pF/mc = 3Le ne1/3
Dp ~ mec/2
Dx > Le = 3,9x10-13 m
Wenn freie Elektronen sich langsam
relativistisch bewegen, benötigen sie
ein Volumen mit Radius der ComptonWelllenlänge. Wenn sie sich relativistisch
bewegen, benötigen sie weniger Platz.
 Der Sternradius wird kleiner mit Masse.
Polytropennäherung
Chandrasekhar 1930
 g = 1 + 1/n
P = KrG 
Struktur
Weißer
Zwerge
Chandrasekhar 1930
Masse – Radius Beziehung
Weiße Zwerge: Masse – Dichte Sequenz
Chandrasekhar 1930
n=3 Polytrope
Einstein Theorie
Coulomb Korrekturen
Sirius B
Beobachtete
mittlere Masse
Chandrasekhar
1930
Numerische
Lösung des
hydrostatischen
Gleichgewichts
Zentraldichte in g/cm³
Masse – Radius Beziehung
Weiße Zwerge: Masse – Radius
“Je massereicher, umso kleiner”
7000 km
Chandrasekhar
Weiße
Zwerge heute
 „kühle“
Diamanten 
> 1 Mrd Galaxis
He
10-2 MS
C/O „Diamant“
TGeburt ~ 140 Mio K
Tcrystal ~ 16 Mio K
TDebye ~ 14 Mio K
Theute ~ 10 Mio K
QDruck durch e-
H Atmosphäre
Teff > 4000 K
~ 0,0001 MS
C / O Kern
Kristallgitter
(Diamant)
T < 16 Mio. K
H
10-5 MS
Typischer
Weißer Zwerg
M = 0,6 MS
R = 9094 km
Phasendiagramm Kohlenstoff
Weiße Zwerge
Test mit
Beobachtungen
WZ mit Atmosphäre
??
CO WZ
Fe WZ
Weiße Zwerge
Punkte: Hipparcos Parallaxen  GAIA Projekt
Chandrasekhar kämpft gegen
das Establishment am 11.1.1935
 erst in den 60er Jahren rehabilitiert!  1983 NP
Auch ein Kampf
der Kulturen …
„Chandra‘s
Theorie absurd“
Arthur Miller
“Der Krieg der
Astronomen”
Der „Krieg der Astronomen“ ist
die Geschichte eines genialen
Außenseiters, der mit einer
wichtigen Entdeckung zunächst
an der Ignoranz und den
Vorurteilen eines berühmten
Kollegen und des wissenschaftlichen Establishments
scheitert.
Chandrasekhar Grenzmasse 
fundamentales Konzept Mod. Astronomie
E=0
Maximale Massen nach Einstein-Theorie
 Die Newtonsche Chandrasekhar-Masse modifiziert
Maximale Dichte,
wenn relativistische
Instabilität auftritt
Maximale Dichte,
wenn ElektronCapture auftritt
Maximale Masse,
wenn ElektronCapture auftritt
Berechnungen nach arXiv:1401.0819
WZ: Innere Energie  in Ionen
solange Temperatur
> Debye-Temperatur
Thermische Isolation
Weißer Zwerge
H
He-Hülle
C/O-Gitter
Isotherm
12 Mio. K
Thermische Isolation
Normale Opazitäten
ca. 50 km dick
 Riesige TempGrad
Weiße Zwerge: Kühl-Kurven
Bergeron et al.
Kristallisation
 Latente Wärme
 Verzögerung in Kühlung
Leuchtkraftfunktion WZ
Kühle WZ
Teff ~ 4000 K
Alter ~ 10 Gyr
Alter
Heiße WZ
Teff ~ 30.000 K
Alter ~20 Mio. a
Kataklysmische
Systeme (CV)
WZ +
Akkretionsscheibe
in
Doppelsternen
Akkretion auf WZ  SN Ia
Weißer
Zwerg
M ~ MCh
Roter Riese
• Weißer Zwerg akkretiert H vom Roten Riesen
• H fusioniert stetig zu He
Bildung einer Heliumhülle
• Massenzunahme bis Chandrasekhargrenze
SN Ia – so hell wie Galaxie
SN 1994d
Simulationen SN Ia
t = 0s
Mehrfachzündungen
von
Flammenkugeln
t = 0,3s
Hohe Temperaturen;
Aschedichte niedriger
als Rest
Pilzform
Simulationen SN Ia
t = 0,6s
t = 2s
Bildung von Substrukturen;
Oberflächenvergrößerung &
Verbrennungsratenerhöhung
Scherströme erzeugen
Verwirbelungen; Brennfront
erreicht Oberfläche
Lichtkurven SN Ia
10 Mrd. L
Absolute Helligkeit: bis -19,5 mag
Radioaktiver Zerfall von
56Ni 9 Tage
56Ni
zu
56Fe
verzögert Abkühlung
56Co 112 Tage 56Fe
Ähnlicher Verlauf
+ e+
Standardkerze
Zusammenfassung
Weiße Zwerge sind recht gut verstanden:
•  An Sirius B wurde die Struktur entwickelt;
•  lokale Dichte ~ 0,005 WZ/pc³;
•  Spektraltypen DA kommen am meisten vor;
•  Die mittlere Masse beträgt 0,6 Sonnenmassen;
•  Die Chandrasekhar-Masse ist ein fundamentales Konzept für Fermionen-Sterne;
•
Weiße Zwerge werden nach kurzer Zeit zu
Festkörpern und kühlen über Hubble-Alter aus;
• Supernovae vom Typ Ia haben mit WZ zu tun.
Übungen
• Vergleichen sie den Quantendruck der
Elektronen im Zentrum eines typischen Weißen
Zwergs mit dem thermischen Druck der COIonen (T = 100 Mio. Kelvin).
• Was ist spezifische Wärmekapazität CV? Wie
groß ist die spezifische Wärme von Wasser?
• Eine Supernova vom Typ Ia explodiert in der
Milchstraße im Abstand von 10 kpc. Wie hell
wird diese Supernova im Maximum? mB = ?
• Wie groß ist die gravitative Rotverschiebung z
von der Oberfläche eines WZ?
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