Atome, Licht und ihre Wechselwirkung Priv. Doz. Dr. Karl-Peter Marzlin WS 2002/2003 2 Inhaltsverzeichnis 1 2 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder 1.1 Die Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . 1.2 Skalares Potential und Vektorpotential . . 1.3 Eichtransformationen . . . . . . . . . . . 1.4 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . 1.5 Elektrodynamik in dielektrischen Medien 1.6 Makroskopische Maxwell-Gleichungen . 1.7 Ebene Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quantenfeldtheorie des Lichts - QED 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Fock-Raum und Teilchenzahldarstellung . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Erzeuger und Vernichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Der Feldoperator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Zweite Quantisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.5 Zusammenfassung der Konstruktion einer Vielteilchentheorie 2.1.6 Quantisierung in Coulomb-Eichung . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Kohärente Zustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Klassische und quantenmechanische Interferenz . . . . . . . . . . . . 2.4 Bemerkungen zum Problem der Quantisierung in anderen Eichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 . 1 . 3 . 4 . 6 . 10 . 12 . 15 . . . . . . . . . . 19 19 20 22 23 25 26 27 33 37 39 . . . . . . . . . . 3 Quantenmechanik der Atome: ein kurzer Überblick 41 3.1 Das Wasserstoffatom, Parität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2 Feinstruktur und Spin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.3 Hyperfeinstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht 4.1 Die minimale Kopplung . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Herleitung der minimalen Kopplung . . 4.1.2 Eichinvarianz der minimalen Kopplung 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation . . 4.2.1 Das Grundprinzip der Transformation . 4.2.2 Die vollständige Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 45 45 47 48 48 49 4 INHALTSVERZEICHNIS 4.3 4.4 5 6 7 8 Dipolnäherung und Dipolkopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Auswahlregeln für Atome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Das 2-Niveau Modell für Atome 5.1 Herleitung des 2-Niveau Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Darstellung von Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2 Kopplung eines 2-Niveau-Atoms an ein elektromagnetisches Feld 5.2 Rabi-Oszillationen und Landau-Zener-Übergänge . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Landau-Zener-Übergänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Dressed States . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1 Dressed States in einer Cavity . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, Raman-Übergänge . . . 5.4.1 Dunkelzustände (Dark States) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2 Raman-Übergänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Adiabatisches Theorem, STIRAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.1 Anwendung des adiabatischen Theorems auf Dunkelzustände . . Atomoptik 6.1 Grundlegendes Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Atom-Interferometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Ramsey-Bordé-Interferometer (Bordé 1988, Riehle 1991) 6.2.2 Atomic fountain (Kasevich & Chu 1991) . . . . . . . . . 6.3 Optische Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.1 Laufender Laser mit Gauß-Profil . . . . . . . . . . . . . . 6.3.2 Stehender Doughnut-Laser . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.3 Evaneszente Lichtfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.4 Linsen für einen Atomstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix 7.1 Dichtematrix-Formalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Liouville-Gleichung, Superoperatoren . . . . . . . . . . . . . 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung . . . . 7.3.1 Reduzierte Dichtematrix, Projektions-Superoperatoren 7.3.2 Zwanzigs Master-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Spontane Emission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Vermeidung spontaner Emission durch Interferenz . . . . . . . Laser-Kühlen von Atomen 8.1 Allgemeines zur Kühlung von Atomen 8.2 Doppler-Kühlung . . . . . . . . . . . 8.2.1 Das Prinzip . . . . . . . . . . 8.2.2 Theoretische Beschreibung . . 8.3 VSCPT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 64 65 66 69 73 75 76 79 79 84 86 87 . . . . . . . . . 89 89 91 91 93 94 95 95 96 96 . . . . . . . 99 99 102 105 106 107 114 120 . . . . . 123 123 123 124 124 127 INHALTSVERZEICHNIS 9 5 Elektromagnetisch induzierte Transparenz 129 9.1 Maxwell-Bloch-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 9.2 Der Brechungsindex von 2-Niveau-Atomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 9.3 Elektromagnetisch induzierte Transparenz und Dunkelzustände . . . . . . . . . . 133 10 Photonische Bandlücken 137 11 Bose-Einstein-Kondensate 11.1 Vielteilchentheorie bosonischer Atome . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Der Bose-Einstein-Phasenübergang . . . . . . . . . . . . . . . 11.3 Atome mit Wechselwirkung, kollektive Wellenfunktion . . . . . 11.4 Einfache Anwendungen der Gross-Pitaevskii-Gleichung . . . . 11.4.1 BECs in harmonischen Fallen , Thomas-Fermi-Näherung 11.4.2 Solitonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 143 145 147 150 150 151 . . . . 153 153 153 155 157 12 Einschübe 12.1 Greenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2 Addition von Drehimpulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2.1 Weitere Darstellung der Addition von Drehimpulsen 12.3 Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Das vorliegende Skript ist aus einer Vorlesung hervorgegangen, die ich im Wintersemster 2002/03 an der Universität Konstanz gehalten habe. Die Grundidee der Veranstaltung war, die vielen verschiedenen Aspekte der Quanten- und Atomoptik auf drei grundlegende Modelle zurückzuführen: Das Zwei- und das Drei-Niveau-Atom sowie den harmonischen Oszillator. Entsprechend ist das Skript angelegt. Nach einem Rückblick auf den Stoff aus Kursvorlesungen (Kapitel 1 und 3) werden die theoretischen Grundlagen der Quantenoptik in Kapitel 2 und 4 behandelt. In Kapitel 5 werden das 2-Niveau- und das 3-Niveau-Modell ausführlich besprochen und die fundamentalen Effekte vorgestellt, die in solchen Systemen auftreten. In Kapitel 6 werden diese Modelle um die Schwerpunktbewegung erweitert, in Kapitel 7 tritt die Kopplung an ein Reservoir hinzu. Beide Erweiterungen werden in Kapitel 8 zur Beschreibung der Laser-Kühlung von Atomen benötigt und bilden auch die Grundlage für die verschiedenen Anwendungen in Kapitel 9-11. Dieses Skript ist Dank des Engagements der Studierenden entstanden, die diesen Kurs besucht haben. Viele von Ihnen haben beim Tippen des Manuskripts geholfen. Auch haben ihre Fragen und Bemerkungen während der Vorlesung Teile des Stoffes sowie dessen Darstellung beeinflußt. Für ihre Mitarbeit und die herzliche Atmosphäre während der Vorlesung möchte ich Stefan Bretzel, Wolfgang Bührer, Martin Clausen, Claudia Gnahm, Peter Groß, Roland Haas, Christine Hartung, Corinna Maaß und Thomas Schluck sehr danken. Mein besonderer Dank gilt Wolfgang Bührer für seine Initiative, die Web-Seite www.atome-licht.de.vu zu erstellen und damit das Texen der Vorlesung zu koordinieren. Last not least ist es mir eine angenehme Pflicht, mich bei Martin Kiffner für das Korrektur-Lesen und bei Wolfram Quester für das Texen meines Skriptes zur Elektrodynamik zu bedanken, aus dem Kapitel 1 hervorgegangen ist. Möglicherweise wäre dieses Skript ohne diesen Anfang nicht enstanden. Konstanz, im Mai 2003 Peter Marzlin Kapitel 1 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder 1.1 Die Maxwell-Gleichungen Die beschreiben alle Phänomene, die mit (klassischen) elektrischen und magnetischen Feldern zu tun haben. Im Vakuum lauten sie: % ε0 rot E = −Ḃ div E = div B = 0 (1.1) rot B = µ0 j + ε0 Ė Darin bezeichnet E das elektrische und B das magnetische Feld; %(x, t) ist die Ladungs- und j(x) die Stromdichte. Die Divergenz und die Rotation einer Funktion R(x) sind dabei definiert als 3 X ∂ div R(x) = Ri (x) = ∂i Ri (x) ∂x i i=1 3 X ∂ rot R(x) i = ijk Rk = ijk ∂j Rk (x) ∂xj j,k=1 Für die jeweils nach dem zweiten Gleichheitszeichen angegebene Kurzschreibweise wurde die Einsteinsche Summenkonvention verwendet, nach der über doppelt vorkommende Indizes zu summieren ist (hier von 1 bis 3). ijk ist das antisymmetrische Levi-Civita-Symbol, das definiert ist als (ijk) = (123), (231), (312) 1 ijk = −1 (ijk) = (132), (321), (213) 0 sonst Aus dieser Definition folgt ijk = jki und ijk = −jik . Aus Konsistenzgründen muss die Kontinuitätsgleichung gelten: %̇ + div j = 0 (1.2) 2 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Beweis: %̇ = ε0 div Ė 1 = ε0 div (rot B − µ0 j) µ0 ε 0 1 = div rot B − div j µ0 div rot B = ∂i ijk ∂j Bk = ijk ∂i ∂j Bk = 0 |{z} |{z} (1.3) antisym. sym. Die physikalische Bedeutung der Kontinuitätsgleichung liegt in der Ladungserhaltung: Z Q(t) = %(x, t) d3 x V Z Z 3 div j d3 x %̇ d x = − =⇒ Q̇ = V V 0 Verwendet man nun den Gaußschen Satz, Z ZZ 3 div R d x = V R ds (1.4) ∂V 0 so sieht man, dass die Ladungsänderung im Volumen V gleich der Summe des Stroms ist, der aus V abfließt: ZZ Q̇ = − j ds (1.5) ∂V Darin ist ∂V die Oberfläche (= der Rand) von V . Aus den Maxwell-Gleichungen sollen nun Differentialgleichungen zweiter Ordnung abgeleitet werden: (rot rot E)i = ijk ∂j (rot E)k = ijk ∂j klm ∂l Em Benutzt man ijk klm = δil δjm − δim δjl , so ergibt sich: (rot rot E)i = δil δjm ∂j ∂l Em − δim δjl ∂j ∂l Em =⇒ (rot rot E)i = ∂i ∂m Em − ∂l ∂l Ei = ∇i div E − ∆Ei rot rot E = ∇div E − ∆E ⇒ ∇div E − ∆E = −rot Ḃ = −∂t µ0 j + ε0 Ė ⇒ 1 ∇% − ∆E = −µ0 ∂t j − ε0 µ0 Ë ε0 1.2 Skalares Potential und Vektorpotential 3 Verwendet man ε 0 µ0 = 1 c2 so folgt ∂ 1 ∂2 1 (1.6) − ∆ E = −µ0 j − ∇% 2 2 c ∂t ∂t ε0 2 ∂ Der darin vorkommende d’Alembert-Operator c12 ∂t − ∆ wird häufig mit abgekürzt. 2 Analog ergibt sich: 1 (rot B − µ0 j) ε 0 µ0 1 ⇒ 2 B̈ = − ∇ div B} −∆B + µ0 rot j | {z c B̈ = −rot Ė = −rot =0 =⇒ 1 ∂2 − ∆ B = µ0 rot j c2 ∂t2 (1.7) Diese Gleichungen sind Wellengleichungen! Für sie kann man verschiedene Spezialfälle unterscheiden: 1. j, % = 0 ⇒ Freie Wellenausbreitung, die Differentialgleichungen sind homogen und linear. 2. j, % sind vorgegeben ⇒ Die Theorie der dazugehörigen elektromagnetischen Felder behandelt inhomogene Differentialgleichungen und beschreibt die von Ladungen und Strömen ausgehenden Felder. 3. j, % hängen (näherungsweise) linear von E, B ab. ⇒ Lineare Dielektrika (polarisierbare Medien), führen zu linearen Differentialgleichungen. 4. j, % hängen nichtlinear von E, B ab. ⇒ Nichtlineare Differentialgleichungen, im allgemeinen schwer zu lösen. Nichtlineare Optik. 1.2 Skalares Potential und Vektorpotential Eine der Maxwell-Gleichungen (1.1) lautet: div B = 0 (= ∂i Bi ). Nach Gleichung (1.3) gilt allgemein: div rot A = 0. Daher läßt sich das magnetische Feld auch schreiben als1 B = rot A 1 A = Vektorpotential Wir sehen hier von Subtilitäten ab wie sie in mehrfach zusammenhängenden Raumgebieten auf Grund topologischer Phänomene auftreten können. 4 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder B ist ein reines Wirbelfeld, d. h. es existieren keine magnetischen Quellen (= magnetische Monopole). Setzt man das weiter in die Maxwell-Gleichungen (1.1) ein, so erhält man ⇒rot E = −Ḃ = −rot Ȧ ⇒rot (E + Ȧ) = 0 es gilt allgemein rot grad φ = ijk ∂j ∂k φ = 0 ⇒E + Ȧ = −∇φ in einfach zusammenhängendem Gebiet ⇒ E = −∇φ − Ȧ φ = skalares Potential Die Potentiale A und φ sind nicht meßbar. Meßbar sind nur E und B. Allgemeine Bewegungsgleichungen für sie lauten: % = −div grad φ − div Ȧ ε0 rot B = rot rot A = µ0 j + ε0 [−∇φ̇ − Ä] div E = % ∆φ = − − div Ȧ ε0 =⇒ 1 1 Ä − ∆A + ∇div A = µ0 j − 2 ∇φ̇ 2 c c (1.8) Wäre div A = 0, so hätten wir die Poisson-Gleichung für φ und eine Wellengleichung für A. φ spielt dann die Rolle des Coulomb-Potentials. Dies läßt sich tatsächlich erreichen. 1.3 Eichtransformationen Durch B = rot A wird A nicht eindeutig festgelegt. Wegen rot grad χ = 0 für beliebiges χ führt A0 = A + ∇χ zum selben B-Feld. Ebenso führen φ und φ0 = φ − ∂t χ zum gleichen E-Feld, denn 0 E 0 = −∇φ0 − Ȧ = −∇φ + ∇χ̇ − Ȧ − ∇χ̇ = −∇φ − Ȧ = E 1.3 Eichtransformationen 5 Dies nennt man Eichtransformationen. Die physikalischen Felder E, B bleiben dabei unverändert. Eichtransformationen können dazu verwendet werden, bestimmte (bequeme) Bedingungen an die Potentiale zu stellen. Am gebräuchlichsten sind die folgenden: div A = 0 1 ∂ div A + 2 φ = 0 c ∂t Coulomb-Eichung Lorentz-Eichung (1.9) Beide sind voneinander unabhängig und nicht gleichzeitig zu erfüllen. Die erste führt zur CoulombEichung, diese ist aber nicht kovariant. Die Lorentz-Eichung ist dagegen Lorentz-invariant und deswegen für die Relativitätstheorie wichtig. Zur Herleitung der Coulomb-Eichung: Seien A0 , φ0 irgendwelche Potentiale. Gesucht ist ein χ, so dass div A = 0: ! A = A0 − ∇χ =⇒ div A = div A0 − ∆χ = 0 Das ist eine Differentialgleichung für χ: ∆χ = div A0 Poisson-Gleichung für χ (1.10) Mit der Lösung Z 1 div A0 (x0 ) 3 0 χ(x, t) = − dx 4π |x − x0 | Beweis: Z 1 1 div A0 (x0 )∆x d3 x0 ∆x χ = − 4π |x − x0 | Für die weitere Umformung benutzen wir folgenden wichtigen Satz: ∆x 1 = −4πδ(x − x0 ) 0 |x − x | Beweis: =⇒ Z 1 ∆x χ = − div A0 (x0 )(−4π)δ(x − x0 ) 4π = div A0 (x) qed. Setzt man die Coulomb-Eichung aus Gleichung (1.9) in Gleichung (1.8) ein, so erhält man die Feldgleichungen für die Potentiale in Coulomb-Eichung: 1 ∂2 1 − ∆ A = µ0 j − 2 ∇φ̇ 2 2 c ∂t c (1.11) % ∆φ = − ε0 Interpretation: φ = b Coulomb-Potential A= b elektromagnetische Wellen Achtung: Die Interpretation hängt von den Eichbedingungen ab! 6 1.4 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Multipolentwicklung Multipole sind ein sehr wichtiges Hilfsmittel der Elektrodynamik. Aus ihnen folgen z. B. die Auswahlregeln von Atomen und Molekülen in der Quantenmechanik. In ihrem Kern ist die Multipolentwicklung eine Entwicklung nach Drehimpuls-Eigenzuständen wie in der Quantenmechanik. Skalare Multipole Beispiel: Skalares Potential in Lorentz-Eichung. φ(x, t) = %(x, t) ε0 Zeitliche Fourier-Transformation: Z φ̃ω (x) = e−iωt φ(x, t) dt %̃(x) ω , k= ε0 c Das ist die inhomogene Helmholtz-Gleichung. Die Green-Funktion für die Helmholtz-Gleichung erfüllt (∆ + k 2 )G(x, x0 ) = −δ(x − x0 ) =⇒ (∆ + k 2 )φ̃ω (x) = − und ist (mit Randbedingung G → 0 für |x − x0 | → ∞) gegeben durch 0 1 eik|x−x | 4π |x − x0 | ∞ m X X (1) ∗ = ik jl (kr< )hl (kr> ) Ylm (ϑ0 , φ0 ) Ylm (ϑ, φ) | {z } G(x − x0 ) = l=0 m=−l Basisfunktion Darin sind l 1 sin x jl =(−x) ∂x x x l 1 cos x (1) hl =jl − (−x)l ∂x x x l sphärische Besselfunktionen (1.12) sphärische Hankelfunktionen (1.13) Die Lösung ist Z φ̃ω (x) = ik =⇒ φ̃ω (x) = ε0 Z X ∞ X l G(x, x0 ) %̃(x) ε0 (1) jl (kr< )hl (kr> )Ylm (ϑ, ϕ) dr0 l=0 m=−l Z · ∗ Ylm (ϑ0 , ϕ0 )%̃ω (r0 , ϑ0 , ϕ0 ) dΩ0 1.4 Multipolentwicklung 7 Von besonderem Interesse für praktische Anwendungen ist das Feld φ̃ω (x) an einem Ort x außerhalb der Ladungsverteilung. Wählt man den Ursprung des Koordinatensystems im Schwerpunkt der Ladungsverteilung, so gilt dann r = |x| > |x0 | = r0 und damit r< = r0 , r> = r. ∞ l ik X X (1) Ylm (ϑ, ϕ)hl (kr) =⇒ φ̃ω (x) = ε0 l=0 m=−l Z ∗ · jl (kr0 )Ylm (ϑ0 , ϕ0 )%̃ω (r0 , ϑ0 , ϕ0 ) dΩ0 dr0 (1.14) In vielen wichtigen Anwendungen ist die Ausdehnung der Ladungsverteilung klein gegenüber der Wellenlänge λ = 2π = 2πc (z. B. Atome oder Moleküle: r0 = 1 Å, λ = 1 µm). Das Argument k ω 0 kr von jl ist also klein. Für x 1 gilt jl (x) ≈ Z =⇒ jl (kr 0 ∗ )Ylm %̃ω xl (2l + 1)!! kl dΩ dr ≈ (2l + 1)!! 0 0 Z ∗ r0l Ylm %̃ω dΩ0 dr0 Man definiert das sphärische Multipolmoment der Ordnung lm als Z ∗ Qlm := r0l Ylm %̃ω dΩ0 dr0 Spezialfälle: Q00 Q11 Q10 1 =√ 4π Q =√ 4π r Z %̃ω (x0 ) d3 x0 Q = Gesamtladung des Ions/Moleküls bei ω r Z 3 3 0 0 0 3 0 =− %̃ω (x )(x − iy ) d x = − (px − ipy ) 8π 8π r Z r 3 3 = %̃ω (x0 )z 0 d3 x = pz 4π 4π Darin ist p = (px , py , pz ) das (cartesische) elektrische Dipolmoment: Z p = x0 %(x0 ) d3 x0 Das Potential, das durch einen reinen Punktdipol erzeugt wird, ist φDip (x) = px 4πε0 |x|3 (1.15) (1.16) 8 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Anschauliche Bedeutung eines reinen Dipols: Zwei gegensätzliche Ladungen mit sehr kleinem Abstand L. Dipolmoment = q(L) · Ln = p L geht gegen 0, aber gleichzeitig geht q(L) → ∞, so dass q(L) · L endlich bleibt. Das elektrische Feld eines Dipols, der sich im Ursprung befindet, ist gegeben durch E Dip (x) = 1 3x̂(px̂) − p 4πε0 |x|3 mit x̂ = x |x Die allgemeine Entwicklung des Potentials in der Elektrostatik lautet: " # 1 Q px 1 X xi xj φ(x) = + 3 + Q̄ij 5 + · · · 4πε0 r r 2 ij r Darin ist Z Q̄ij = %(x)(3xi xj − δij x2 ) d3 x der (spurlose) Tensor des Quadrupolmoments. Gleichung (1.14) kann aber auch direkt durch Entwicklung nach Kugelflächenfunktionen hergeleitet werden. Diese sind Eigenfunktionen des Drehimpulsoperators und erfüllen die Orthogonalitätsrelation Z 2π Z π (1.17) Yl∗0 m0 (ϑ, ϕ)Ylm (ϑ, ϕ) sin ϑ dϑ dϕ = δll0 δmm0 0 0 und die Vollständigkeitsrelation ∞ X l X l=0 m=−l ∗ (ϑ0 , ϕ0 )Ylm (ϑ, ϕ) = δ(ϕ − ϕ0 ) δ(cos ϑ − cos ϑ0 ) Ylm | {z } (1.18) =δ(Ω−Ω0 ) Wegen Gleichung (1.18) gilt für eine beliebige skalare Funktion f (ϑ, ϕ): Z f (ϑ, ϕ) = f (ϑ0 , ϕ0 )δ(Ω − Ω0 ) dΩ0 XZ ∗ = Ylm (Ω0 )Ylm (Ω)f (Ω0 ) dΩ0 l,m = X Z Ylm (ϑ, ϕ) · Flm mit den Koeffizienten Flm := l,m In unserem Fall gilt: φ̃ω (x) = X Ylm (ϑ, ϕ)φ̃ω,lm (r) l,m Z mit φ̃ω,lm (r) = ∗ Ylm (Ω0 )φ̃ω (r0 , ϑ0 , ϕ0 ) dΩ0 ∗ Ylm (Ω0 )f (Ω0 ) dΩ0 1.4 Multipolentwicklung 9 Dies setzt man nun in die Helmholtz-Gleichung ein: (∆ + k 2 )φ̃ω (x) = − 1 %̃ω (x) ε0 Laplace-Operator in Kugelkoordinaten: 1 ∂ 2∂ 1 r − 2 L ; L = x × (−i∇) 2 r ∂r ∂r r L2 Ylm = l(l + 1)Ylm l(l + 1) 1 1 ∂ 2∂ 2 r − + k φ̃ω,lm (r) = − %̃ω,lm (r) =⇒ 2 2 r ∂r ∂r r ε0 ∆= Lösen dieser radialen Differentialgleichung mit geeigneten Randbedingungen (auslaufende Welle für r → ∞, d. h. ∼ cos(kr) 1r sin(kr) 1r ) führt zu obigem Ausdruck (1.14) für φ̃ω (x). Multipolentwicklung für Vektorfelder Man kann auch eine Multipolentwicklung divergenzfreier Vektorfelder (z. B. div B = 0) durchführen. Im Wesentlichen werden dabei die Kugelflächenfunktionen Ylm ersetzt durch 1 X lm := p l(l + 1) LYlm (ϑ, ϕ) Vector spherical harmonics“ ” X lm erfüllt Z X ∗lm X l0 m0 dΩ = δll0 δmm0 Z X ∗lm · (x × X lm )dΩ = 0 Ein vollständiges System von Vektorfunktionen für divergenzfreie Felder ist dann gegeben durch Fl (kr)X lm (1) (1) und ∇ × (gl (kr)X lm (2) (2) Fl (kr) = Fl hl (kr) + Fl hl (kr) (1) (1) (2) (2) gl (kr) = gl hl (kr) + gl hl (kr) (i) (2) (1)∗ hl (kr) = sphärische Hankelfunktionen hl (kr) = hl (kr) Die elektromagnetischen Felder im freien Raum lassen sich dann entwickeln gemäß X B= [aE (l, m)Fl (kr)X lm + am (l, m)∇ × gl (kr)X lm ] wobei l,m E= Xi l,m k aE (l, m)∇ × Fl (kr)X lm + am (l, m)gl (kr)X lm 10 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Felder, die proportional zu am sind heißen sphärische TM-Felder ( transverse magnetic“) und ” Felder, die proportional zu aE sind heißen sphärische TE-Felder ( transverse electrical“). ” Die Felder lassen sich auf die jeweiligen Multipolmomente zurückführen, wenn kr 1 innerhalb der Ladungsverteilung gilt. Es gilt dann aE (l, m) ∼ Qlm ; am (l, m) ∼ Mlm Z x + j(x) 1 l Mlm = − r Ylm ∇ d3 x (l + 1) c Mlm heißt magnetisches Multipolmoment. Genaueres zur vektoriellen Multipolentwicklung findet man in [1], insbesondere Kapitel 16.2 und 16.6. 1.5 Elektrodynamik in dielektrischen Medien Bis jetzt wurden nur Felder im Vakuum in Anwesenheit vorgegebener Ladungen behandelt. Oft möchte man aber elektromagnetische Felder im Inneren von Medien (z. B. Glas oder Kristallen) betrachten. Fast alle Medien sind aus Atomen und Molekülen aufgebaut. In solchen Objekten sind die Ladungen gebunden, d. h. sie können durch ein angelegtes äußeres Feld nicht frei verschoben werden. Sie sind jedoch polarisierbar oder haben gar ein permanentes Dipolmoment. Atome sind z. B. durch Anlegen eines elektrischen Feldes polarisierbar: _ E=0 E =/ 0 H _ + _ _ _ _ _ + + _ _ _ 8+ _ _ O _ H + _ Moleküle (z. B. Wasser) können auch ein permanentes Dipolmoment haben. Dies tritt oft bei ionischen Bindungen auf. Betrachtet man nicht den Effekt jedes einzelnen Moleküls, sondern nur makroskopische Felder, die über einen Raumbereich, der viele Moleküle enthält, gemittelt sind, kann man die makroskopischen Felder E, D, B und H durch folgende Gleichungen gut beschreiben: div D = % div B = 0 rot E = −Ḃ rot H = j + Ḋ makroskopische Maxwell-Gleichungen Es gelten die materialabhängigen Beziehungen D = ε0 E + P ; B = µ0 (H + M ) (1.19) 1.5 Elektrodynamik in dielektrischen Medien 11 Darin sind D die dielektrische Verschiebungsdichte und H die magnetische Feldstärke, P ist die Polarisation und M die Magnetisierung des Mediums. Es gibt einige Spezialfälle: • Im Vakuum gilt P = 0 und M = 0, so dass wir auf die bisherige Form der MaxwellGleichungen kommen. • Wenn die Moleküle ein permanentes Dipolmoment (el. oder magn.) haben, aber im Medium ungeordnet sind, gilt trotzdem im Mittel M = P = 0. Werden die Moleküle ausgerichtet, so kann M oder P 6= 0 werden. Ein Beispiel für ein theoretisches Modell dazu ist das Ising-Modell. m m M=0 M= / 0 • Sind die Atome/Moleküle polarisierbar, so gilt P = χE ; D = εE = ε0 εr E = (ε + χ)E ε ist die Dielektrizitätskonstante des Mediums und χ seine Suszeptibilität. Dieser Effekt kann (vor allem bei Kristallen) richtungsabhängig sein (Doppelbrechung): Pi = χij Ej ; Di = εij Ej εij : dielektrischer Tensor • Für optisch aktive Medien gilt nach dem Modell von Fedorow2 M =0 ; D = ε(E + β rot E) Optische Aktivität heißt, dass die Polarisation eines Lichtstrahls beim Durchgang durch das Medium gedreht wird. • In nichtlinearen Medien gilt z. B.: D = ε0 E + κ|E|2 E 2 Es gibt verschiedene Modelle zur Beschreibung der optischen Aktivität. Dieses Modell sei nur als Beispiel herausgegriffen. 12 1.6 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Herleitung der makroskopischen Maxwell-Gleichungen Der physikalische Hintergrund der Größen E, D, B und H ist, dass sie makroskopische Felder darstellen, die als Mittelung über die mikroskopischen“ Felder E mik und B mik auftreten. ” Letztere erfüllen die bisher behandelten Gleichungen %mik ε0 = −Ḃ mik div E mik = rot E mik div B mik = 0 rot B mik = µ0 j mik + ε0 Ė mik Wir spalten Ladungs- und Stromdichte wie folgt auf: %mik = %frei + %gebunden j mik = j frei + j gebunden Die freien Größen entsprechen dabei Teilchen, die nicht an Atome/Moleküle gebunden sind. Im Rahmen der klassischen Physik können sie geschrieben werden als X %frei (x) = qi δ(x − xi ) i j frei (x) = X qi ẋi δ(x − xi ) Summen über die freien Teilchen. i Die gebundenen Größen korrespondieren zu den Atomen/Molekülen des Mediums: X %gebunden (x) = %n (x) Summe über die Moleküle n %n (x) = X qi δ(x − xi ) Summe über die Teilchen (e− , Kerne) im Molekül i j gebunden (x) = X j n (x) n ; j n (x) = X qi ẋi δ(x − xi ) i In den meisten Situationen können die Meßgeräte für elektromagnetische Felder einzelne Moleküle (Größe ∼ 1 Å) nicht auflösen. Bei optischen Experimenten ist die räumliche Auflösung beispielsweise in der Größenordnung der Wellenlänge (∼ 6000Å). Man kann daher eine räumliche Mittelung über E mik und B mik durchführen ohne die Beschreibung der Experimente zu verschlechtern: Z E(x) = hE mik (x)i = f (x0 )E mik (x − x0 ) d3 x0 B(x) = hB mik (x)i Darin soll f (x) eine Funktion sein, die sich auf molekularer Skala langsam ändert, Raber deren Träger klein gegenüber der Wellenlänge ist. Wegen der Mittelung soll natürlich gelten f (x) d3 x = 1. 1.6 Makroskopische Maxwell-Gleichungen 13 f(x) x 700 nm Für E und B folgen dann die Gleichungen ∂ Bi (x) ∂xi Z ∂ = f (x0 )Bmik,i (x − x0 ) d3 x0 ∂xi Z ∂ = f (x0 ) Bmik,i (x − x0 ) d3 x0 ∂xi Z = f (x0 ) div B mik (x − x0 ) d3 x0 | {z } div B(x) = =0 und analog = hdiv B mik (x)i = 0 h%mik i div E(x) = ε0 rot E(x) = −Ḃ(x) rot B(x) = µ0 hj mik (x)i + 1 Ė(x) c2 Die Mittelwerte können wie folgt verarbeitet werden: h%mik i = h%frei i + h%gebunden i =: %(x) + h%gebunden i %(x) : makroskopische Ladungsdichte X h%gebunden i = h%n (x)i (1.20) n(Moleküle) Für jedes Molekül ist die Ausdehnung sehr viel kleiner als der Mittelungsbereich, daher: Z f (x0 )%n (x − x0 ) d3 x0 Z = f (x0 ) = X %n (x) ≈ X qi δ(x − x0 − xi ) d3 x0 i(e− , Kerne) qi f (x − xi ) d3 x0 i(e− , Kerne) Ist xn der Schwerpunkt das Moleküls, so gilt |xi − xn | Träger von f und man kann f ent- 14 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder wickeln: f (x − xi ) = f (x − xn − (xi − xn )) ≈ f (x − xn ) − (xi − xn )∇f (xi − xn ) + · · · X =⇒ h%n (x)i ≈ qi {f (x − xn ) − (xi − xn )∇f (xi − xn ) + · · · } i(e− , Kerne) X =⇒ h%n (x)i ≈ f (x − xn ) qi {z qn qi (xi − xn ) + · · · i(e− , Kerne) i(e− , Kerne) | X −∇f (x − xn ) } | {z pn } qn ist die Ladung des Moleküls n. Für nicht ionisierte Moleküle ist qn = 0. pn ist sein Dipolmoment. X =⇒ h%gebunden i = (−∇f (x − xn )pn n(Moleküle) Polarisation P (x) = X f (x − xn )pn ; qn = 0 n =⇒ h%gebunden (x)i = −div P (x) Setzt man dies und Gleichung (1.20) in die mikroskopischen Maxwell-Gleichungen ein, so erhält man 1 h%mik i ε0 1 1 = % − div P ε0 ε0 D = ε0 E + P =⇒ div D = % div E = Eine entsprechende Behandlung für rot B = µ0 hj mik i + 1 Ė c2 führt auf hj mik i = j + rot M + Ṗ X M =h mn δ(x − xn )i n mn = X i(e− , Kerne) qi (xi × mi ẋi ) = 2mi X i(e− , Kerne) qi Li 2mi Hier ist mn das magnetische Dipolmoment des Moleküls n. (Zu Details vgl. [1], Abschnitt 6.7). Daraus folgen dann die makroskopischen Maxwell-Gleichungen Gleichung (1.19). 1.7 Ebene Wellen 1.7 15 Ebene Wellen Im Vakuum (% = j = 0) gilt: E = B = 0 ; div E = div B = 0 Ansatz zur Lösung: E = Ek k exp(ikx − iωt) 1 ∂2 E = Ek k 2 2 − ∆ exp(ikx − iωt) c ∂t Darin sind Ek ∈ C k die Amplitude und der Polarisationsvektor. =⇒ E = Ek k (− ω2 ! + k2 ) exp(ikx − iωt) = 0 c2 Das ist eine Lösung von E = 0 falls ω = c|k|. Hierbei ist ωk := c|k| die Frequenz eines Photons3 mit Impuls ~k. Die Energie des Photons ist gegeben durch die Plancksche Formel E = ~ωk . Der Polarisationsvektor k wird festgelegt durch die Bedingung div E = ∂i Ei = 0: div E = Ek (k )i iki exp(ikx − iωk t) = iEk (k k) exp(ikx − iωk t) ! =0 =⇒ k muss senkrecht auf dem Wellenvektor k stehen! Im R3 gibt es zwei linear unabhängige Vektoren senkrecht zu k =⇒ es gibt zwei unabhängige (σ) Polarisationsrichtungen. Die genauen Richtungen der k sind willkürlich. Eine Möglichkeit ist cos ϕ sin ϑ cos ϕ cos ϑ − sin ϕ k (1) (2) (1) k = k sin ϕ sin ϑ ; k = sin ϕ cos ϑ ; k = × k = cos ϕ k cos ϑ − sin ϑ 0 (1) (2) Die reellen Vektoren k und k entsprechen linear polarisiertem Licht. Der allgemeine Polarisationsvektor ist eine Superposition beider Vektoren: (1) (2) k = αk + βk ; mit |α|2 + |β|2 = 1 , α, β ∈ C Ein Beispiel ist zirkular polarisiertes Licht: 1 (1) (2) (±) k = √ (k ± ik ) 2 3 Der Begriff des Photons als elementares Quantum des Strahlungfeldes wird eigentlich erst in der Quantenelektrodynamik eingeführt. Die Eigenschaften eines Photons hängen aber so eng mit denen der klassischen Elektrodynamischen Felder zusammen, dass es sich lohnt, den Begriff schon hier zu verwenden 16 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder In der Literatur werden bezüglich der Bezeichnungen unterschiedliche Konventionen verwendet. Wir halten uns hier an die von [1, 10]: +“: links zirkular oder positive Helizität, σ + -Licht ” −“: rechts zirkular oder negative Helizität, σ − -Licht + ” σ - und σ − -Licht ist wichtig für die Auswahlregeln in der Atomphysik: σ ± : ∆m = ±1, wobei (1) (2) m die magnetische Quantenzahl der Atome ist. Allgemeine Superpositionen k = αk + βk heißen elliptisch polarisiert. In der Quantenelektrodynamik beschreibt der Polarisationsvektor gleichzeitig den Spin eines Photons. Photonen haben Gesamtspin 1. Sie haben aber nur die z-Spin-Werte sz = ±1. Das entspricht σ + - und σ − -Licht. Die Auswahlregel ∆m = ±1 folgt dann aus der Erhaltung des Gesamtspins (Atom + Photon). Der Wert sz = 0 ist wegen der verschwindenden Ruhemasse nicht realisiert (vgl. [8], Abschnitt 14.5). Im Allgemeinen gehört zu einem zeitabhängigen EFeld auch ein zeitabhängiges B-Feld. Dieses kann man aus der Maxwell-Gleichung rot E = −Ḃ herleiten: Ḃ = −rot {Ek k e(ikx−iωk t) + c.c.} = −ijk ∂j (k )l Ek e(ikx−iωk t) + c.c. = −ijk (k )l Ek lkj e(ikx−iωk t) + c.c. = −iEk (k × k )i e(ikx−iωk t) + c.c. Zur Lösung dieser Differentialgleichung macht man den Ansatz Bi ∼ exp(−iωk t). Daraus ergibt sich: Ek (k × k )e(ikx−iωk t) + c.c. ωk 1 = (k × E) ωk B= Die allgemeine Lösung im freien Raum ist eine Superposition ebener Wellen: Z X (σ) (σ) E(x, t) = d3 k Ek k exp(ikx − iωt) + c.c. σ=1,2 Z B(x, t) = X E (σ) (σ) k dk (k × k ) exp(ikx − iωt) + c.c. ωk σ=1,2 3 Besonders erwähnenswert sind noch folgende Spezialfälle: 1. Der Polarisationsvektor setzt sich aus einem Realteil und einem Imaginärteil 00 zusammen: E = Ek k exp(ikx − iωk t) + c.c. = Ek (0 + i00 ) exp(ikx − iωk t) + c.c. 1.7 Ebene Wellen 17 Dabei gelte 02 + 002 = 1, E ∈ R. =⇒ E = Ek 0 2 cos(kx − iωk t) − Ek 00 2 sin(kx − iωk t) Es handelt sich also um eine laufende Welle. 2. Man betrachtet die Überlagerung zweier sich gegenläufig ausbreitender Wellen mit Ek = E−k und k = −k : E = E k + E −k = Ek k exp(ikx − iωk t) + E−k −k exp(−ikx − iωk t) + c.c. =⇒ E ∼ cos(kx)cos(ωk t) Es handelt sich also um eine stehende Welle. 18 Maxwell-Gleichungen und Eichfelder Kapitel 2 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik Nimmt man 2 freie Teilchen, so ergibt sich der gemeinsame Hamilton-Operator zu H= p21 p2 + 2 2m 2m (2.1) Die zugehörige 2-Teilchen-Wellenfunktion ist ψ (x1 , x2 ) = φn (x1 ) · φm (x2 ) (2.2) In dieser Wellenfunktion sind die Teilchen unterscheidbar, der experimentelle Befund jedoch zeigt, dass identische Teilchen NICHT unterscheidbar sind. Dies ist gewährleistet, wenn ψ(x1 , x2 ) dieselben Meßergebnisse wie ψ(x2 , x1 ) liefert. Man führt den Vertauschungsoperator Ê ein. Êψ(x1 , x2 ) = ψ(x2 , x1 ) (2.3) Für den Austausch-Operator gilt Ê 2 = 1. Somit sind die Eigenwerte dieses Operators ±1. Als Eigenfunktionen definiert man: ÊψB (x1 , x2 ) = +ψB (x1 , x2 ) = ψB (x2 , x1 ) ÊψF (x1 , x2 ) = −ψF (x1 , x2 ) = ψF (x2 , x1 ) (2.4) (2.5) Aus dem experimentellen Befunden schliesst man, das alle Teilchen in der Natur Eigenfunktionen des Ê-Operators: • ψB ⇔ Bosonen • ψF ⇔ Fermionen Das Pauli-Verbot ist eine Konsequenz der Antisymmetrie von ψF . 20 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Spin-Statistik-Theorem • Bosonen ⇔ ganzzahliger Spin • Fermionen ⇔ halbzahliger Spin Der Beweis benutzt im Wesentlichen Kausalität und kann in [4] gefunden werden. Vielteilchen-Wellenfunktion ψ(x1 , . . . , xn ) soll symmetrisch oder antisymmetrisch unter dem Austausch zweier beliebiger Teilchen sein: ψ(x1 , . . . , xi , . . . , xj , . . . , xn ) = ±ψ(x1 , . . . , xj , . . . , xi , . . . , xn ) (2.6) Das erreicht man durch Symmetrisierung: Summiere über alle Permutationen der Koordinaten und normiere 1 X ψB (x1 , . . . , xn ) = √ ψ xp(1) , . . . , xp(n) (2.7) N! p 1 X ψF (x1 , . . . , xn ) = √ (−1)p ψ xp(1) , . . . , xp(n) N! p (2.8) wobei p die Permutationen signalisiert, also (−1)p ist +1 für gerade Anzahl von Vertauschungen, −1 für ungerade Anzahl von Vertauschungen. Als Beispiel wird die Produktwellenfunktion freier Teilchen benutzt: ψ(x1 , x2 , x3 ) = ψl (x1 )ψm (x2 )ψn (x3 ) (2.9) Also Teilchen 1 im Zustand l, Teilchen 2 im Zustand m, Teilchen 3 in n. Somit wären die Teilchen unterscheidbar. Für Fermionen wäre die ununterscheidbare Wellenfunktion per Konstruktion also: 1 F ψlmn (x1 , x2 , x3 ) = √ {ψl (x1 )ψm (x2 )ψn (x3 ) − ψl (x2 )ψm (x1 )ψn (x3 ) 6 +ψl (x2 )ψm (x3 )ψn (x1 ) − ψl (x3 )ψm (x2 )ψn (x1 ) +ψl (x3 )ψm (x1 )ψn (x2 ) − ψl (x1 )ψm (x3 )ψn (x2 )} Dies wäre für große Teilchenzahlen sehr aufwändig. 2.1.1 Fock-Raum und Teilchenzahldarstellung In der Einteilchenquantenmechanik muss man nicht ψ(x), also die Ortsdarstellung für die Wellenfunktion kennen. Um den Zustand vollständig festzulegen, reichen Quantenzahlen aus. Zum Beispiel sind das beim H-Atom die Quantenzahlen n,l und m. Der Zustand ist also vollständig durch |n, l, mi statt durch ψnlm (x) = hx|n, l, mi bestimmt. 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 21 In der Vielteilchentheorie reicht es analog völlig aus zu wissen, wie viele Teilchen in welchen Zuständen sind: der ket |1l , 1m , 1n i wird mit dem Zustand 1 Teilchen in l, 1 Teilchen in m, und 1 F Teilchen in n, also der Wellenfunktion ψlmn (x1 , x2 , x3 ) identifiziert. Bosonisches Beispiel: B ψllm (x1 , x2 , x3 ) 1 √ {ψl (x1 )ψl (x2 )ψm (x3 ) 3 +ψl (x1 )ψl (x3 )ψm (x2 ) +ψl (x2 )ψl (x3 )ψm (x1 )} ⇐⇒ |2l , 1m i = Superposition solcher Zustände sind möglich und werden auch im Experiment präpariert, z.B: |ψi = α |2l , 1m i + β |3l , 0m i + γ |1l , 2m i Aber auch Superpositionen von Zuständen mit verschiedener Teilchenzahl wie |ψi = α |1l i + β |2l i + γ |3l , 4m i . . . sind möglich. Formal sind Superpositionen von Zuständen mit verschiedener Tielchenzahl Elemente des Fock-Raumes, der wie folgt definiert ist. • Sei H(1) der Hilbert-Raum für 1-Teilchen-Wellenfunktionen • H(2) der Hilbert-Raum für 2-Teilchen-Wellenfunktionen . . . Der Fockraum ist die direkte Summe aller N-Teilchen-Hilberträume: F := H(0) ⊕ H(1) ⊕ H(2) ⊕ · · · ⊕ H(N ) (2.10) H(0) beschreibt das Vakuum und hat dementsprechend nur einen einzigen Zustand, der als |0i geschrieben wird. (h0|0i = 1). Man braucht den Fockraum, um Prozesse zu beschreiben, die die Teilchenzahl einer Teilchensorte nicht erhalten. Zum Beispiel kann man die Paarerzeugung von e+ und e− aus einem γ-Quant folgendermaßen darstellen 1 |1γ i ⊗ |0e+ i |0e− i −→ |0γ i ⊗ |1e+ i |1e− i Als zweites Beispiel kann man die Anregung eines Atoms vom Grundzustand |1g i in den angeregten Zustand |1e i durch ein Photon so darstellen: |1g i ⊗ |1γ i −→ |1e i ⊗ |0γ i 1 Eigentlich braucht man zur Energie und Impulserhaltung bei diesem Prozeß noch ein weiteres Teilchen, aber es geht uns hier nur um das Prinzip. 22 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED 2.1.2 Erzeuger und Vernichter Diese erlauben eine einfache Darstellung von Vielteilchen-Wellenfunktionen. Definiere den Erzeuger eines Teilchens im Zustand (in der Mode) l durch: p (l) . . .i = n(l) + 1 |(n(l) + 1)l , n(m) (2.11) a†l |nl , n(m) m . . .i m (l) al |nl , n(m) m . . .i = √ n(l) |(n(l) − 1)l , n(m) m . . .i (2.12) wobei beide Formeln für Bosonen definiert sind. Für diese Operatoren gilt folgende Vertauschungsrelation. Zur Vereinfachung der Schreibweise lassen wir die Indizes weg. † a , a |ni = a† a |ni − aa† |ni √ √ = a† n |n − 1i − a n + 1 |n + 1i = n |ni − (n + 1) |ni = (−1) |ni Daraus folgt a, a† = 1. Die Wirkung der Operatoren sowie die Vertauschungsrelation sind also dieselben wie beim harmonischen Oszillator. Allgemein gilt al , a†m = δlm (2.13) [al , am ] = h a†l , a†m i =0 (2.14) Der physikalische Grund dieser Analogie zwischen harmonischem Oszillator und den Vielteilchenzuständen liegt darin, dass die Energieniveaus analog zu denen des harmonischen Oszillators gelegen sind: Die Erzeugung von n Teilchen der Energie E0 entspricht einer Energiezunahme von nE0 . Die ist analog zur n-fachen Anregung eines harmonischen Oszillators, bei der ebenfalls die Energie nE0 (für E0 = ~ω) benötigt wird. Offensichtlich gilt für Bosonen: a†l H(N ) −→ H(N +1) al H(N ) −→ H(N −1) al |0i = 0 = Zahl! Dabei sind die beiden oberen Gleichungen Abbildungen vom Fockraum in den Fockraum, die untere Abbildung ist die Definitionsgleichung für die Vernichtung des Vakuums. Für Fermionen muss natürlich wegen des Pauli-Verbots (a†l )2 = 0 gelten. Diese Forderung lässt sich durch die Relationen {a†l , a†m } = {al , am } = 0 {al , a†m } = δlm erfüllen, wobei {A, B} = AB + BA den Antikommutator bezeichnet. (2.15) 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 23 2.1.3 Der Feldoperator Wie berechnet man nun Erwartungswerte mit Hilfe von Erzeugern und Vernichtern? Wir betrachten einen 1-Teilchen-Operator Ô(x̂, p̂). Nun gilt in der Ein-Teilchen-Theorie Z hÔi = ψ ∗ (x̂)Ôψ(x)d3x Für N Teilchen ergibt sich dann der Erwartungswert von Ô offensichtlich zu: hÔi = N X hÔiEinteilchen i=1 Die legt nahe, den Erwartungswert eines Ein-Teilchen-Operators wie folgt zu definieren: hÔN i := = N X h Ô(x̂i , p̂i ) i i=1 N Z X ∗ d3 x1 . . . d3 xn ψN (x1 , . . . xN )ÔN ψ(x1 , . . . xn ) (2.16) i=1 Betrachten wir z.B. die Energie, mit der Eigenwertgleichung H(x̂, p̂)ψa (x) = Ea ψa (x) (2.17) Bei einem n-Teilchenzustand |na , . . . , na0 , . . . , na00 i ist die Energie offensichtlich E = Ea na + . . . + Ea na0 + . . . Z Z 3 ∗ = d x ψa (x)H(x̂, p̂)ψa (x)na + d3x ψa∗0 (x)H(x̂, p̂)ψa0 (x)na0 + . . . (2.18) Die Teilchenzahlen kann man mit Hilfe der Erzeuger/Vernichter berechnen: Führe folgenden Operator ein: N̂a = a†a aa (2.19) Das ist der Anzahloperator für ein Teilchen im Zustand a. Die Deutung als Anzahloperator wird so motiviert: h. . . , na , . . . |N̂a | . . . , na , . . .i = h. . . , na , . . . |a†a aa | . . . , na , . . .i √ = h. . . , na , . . . |a†a na | . . . , (na − 1)a , . . .i p √ = h. . . , na , . . . | (na − 1) + 1 na | . . . , na , . . .i = na h. . . | . . .i = na (2.20) Also gilt für E: Z E= Z + + ... Wichtig: d3x ψa∗ (x)H(x̂, p̂)ψa (x) h. . . , na , . . . , na0 |a†a aa | . . . , na , . . . , na0 i d3x ψa∗0 (x)H(x̂, p̂)ψa0 (x) h. . . , na , . . . , na0 |a†a0 aa0 | . . . , na , . . . , na0 i (2.21) 24 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED In diesem Ausdruck wirken die Operatoren aa , a†a nur auf die Teilchenzahlzustände, nicht auf ψa (x). Umgekehrt wirkt H(x̂, p̂) nur auf ψa (x), nicht auf |. . . , na , . . .i. Die Teilchenzahlzustände sind eine Art Buchhaltungstrick, um die Kombinatorik zu vereinfachen. Wir können also den Ausdruck für E umschreiben in: Z E = h. . . , na , na0 , . . . | d3x ψa∗ (x)H(x̂, ŷ)ψa (x)a†a aa | . . . , na , na0 , . . .i + . . . Führe den Feldoperator Ψ(x) := P a (2.22) aa ψa (x) ein: Z E = h. . . , na , n , . . . | a0 d3x Ψ† (x)H(x̂, ŷ)Ψ(x)| . . . , na , na0 , . . .i (2.23) Beweis der Wirkung des Feldoperators: Z h. . . | Z d3x X d3x ψa∗ Hψb h. . . |a†a ab | . . .i = | R {z } X 3 † d x Ψ HΨ| . . .i = h. . . | ψa∗ (x)a†a H a = XZ a,b =Eb X ψb (x)ab | . . .i (2.24) b Ea h. . . |a†a aa | . . .i = a X Ea na = E a ψa∗ ψb =Eb δab Allgemein kann man jeden Erwartungswert in einem Fock-Zustand |ψi von einem Einteilchenoperator Ô(x̂, p̂) herleiten gemäß: Z hÔ(x̂, p̂)i = hψ| d3x Ψ† (x)Ô(x̂, p̂)Ψ(x)|ψi (2.25) Dies gilt für beliebige Elemente des Fock-Raumes, z.B. |ψi = |1a i + |2a0 i → hψ|Ψ† Ψ|ψi = h1a |Ψ† Ψ|1a i + h2a0 |Ψ† Ψ|2a0 i (2.26) Bemerkungen zum Feldoperator: • Ψ(x) ist in gewisser Weise sowohl ein Operator als auch ein Zustand: X Ψ(x) = aa ψa (x) (2.27) a aa : Operator im Fock-Raum ψa (x): Einteilchenzustand Man könnte ψa (x) als hx|ψa iEinteilchen deuten: X → Ψ(x) = hx| aa |ψa i Eint. = hx|ΨiEint. (2.28) 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 25 • Interpretation von Ψ(x): Was ist der Zustand Ψ† (x) |0i? Wie wir im Folgenden sehen werden, ist er ein spezieller Einteilchenzustand im Ein-Teilchen Hilbert-Raum H(1) . Betrachte dazu einen vollständig lokalisierten Zustand im H(1) : φx0 (x) = δ(x − x0 ) = X cn φn (x), {φn }= Basis des H(1) n Z Z dx = d3x φ∗n (x)δ(x − x0 ) = φ∗n (x0 ) X → φx0 (x) = φ∗n (x0 )φn (x) (Vollständigkeitsrelation) φ∗n (x)φx0 (x) 3 cn = (2.29) n Die Fock-Raum-Darstellung dieses Zustandes lautet X φ∗n (x0 ) |1n i = n X φ∗n (x0 )a†n |0i = Ψ† (x0 ) |0n i (2.30) n Also: Ψ† (x0 ) erzeugt ein Teilchen am Ort x0 . Ψ(x0 ) vernichtet ein Teilchen am Ort x0 . • Kommutatorrelationen für Bosonen: " # X X X Ψ(x), Ψ† (x) = al ψl (x), a†n ψn∗ (y) = ψl (x)ψn∗ (y) [al , a†m ] | {z } = l n X ψn (x)ψn∗ (y) l,n = δ(x − y) (für Bosonen) δln (2.31) n Ψ(x), Ψ† (y) = δ(x − y) † Ψ (x), Ψ† (y) = [Ψ(x), Ψ(y)] = 0 (2.32) (2.33) Für Fermionen gilt analog: {al , a†m } = δlm = al a†m + am a†l → Ψ(x), Ψ† (y) = δ(x − y) † Ψ (x), Ψ† (y) = {Ψ(x), Ψ(y)} = 0 2.1.4 (2.34) (2.35) Zweite Quantisierung Die Konstruktion der Feldoperatoren wie oben ist mathematisch äquivalent zur nochmaligen Quantisierung der Schrödinger-Wellenfunktion. 26 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Kanonische Quantisierung eines klassischen Teilchens: Mit der Lagrange-Funktion L(x, ẋ) läßt sich der kanonisch konjugierte Impuls definieren: p= ∂L ∂ ẋ (2.36) Quantisiert wird, indem x und p zu Operatoren x̂ und p̂ gemacht werden und man folgende Kommutatorrelation fordert: [x̂, p̂] = i~ (2.37) Genauso kann man bei einem Feld vorgehen: Für ein Schrödinger-Teilchen entspricht der Lagrange-Funktion die Lagrange-Dichte 2 L(ψ, ψ ∗ , ψ̇, ψ̇ ∗ ) = i~(ψ ∗ ψ̇ − ψ̇ ∗ ψ) − ~2 ∇ψ ∗ ∇ψ − ψ ∗ V ψ 2m (2.38) Die Feldgleichung führt auf die komplex konjugierte Schrödinger-Gleichung: ∂L ∂L ∂L = −∂i + ∂(∂i ψ) ∂ψ ∂ ψ̇ ~2 ∗ → ∂t i~ψ ∗ = ∂i2 ψ − V ψ∗ 2m ∂t (2.39) (2.40) Man definiert die kanonisch konjugierte Impulsdichte π(x) = ∂L = i~ψ ∗ (x) ∂ ψ̇(x) (2.41) und quantisiert nach dem folgenden Schema: ψ(x), π(x) → Ψ(x), Π(x) [Ψ(x), Π(y)] = i~δ(x − y) → Ψ(x), Ψ† (y) = δ(x − y) (2.42) Man erhält also dieselben Kommutatorrelationen wie bei der Konstruktion des Feldoperators mit Hilfe von Erzeugern und Vernichtern. Die Methode der zweiten Quantisierung wird am häufigsten angewendet bei der Erstellung einer Vielteilchentheorie für Felder. Sie hat allerdings den Nachteil, dass die explizite Konstruktion des Fock-Raums und die Bedeutung der Feldoperatoren nicht so offensichtlich sind wie bei der vorher beschriebenen Methode. 2.1.5 Zusammenfassung der Konstruktion einer Vielteilchentheorie “Kochrezept” zur Konstruktion einer Vielteilchentheorie am Beispiel des Schrödingerfeldes: 2 Es gibt auch andere Formen für die Lagrange-Dichte eines SchrödingerTeilchens. Die hier verwendete ist für unsere Zwecke geeignet. 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 27 (i) Wähle stationäre Lösungen ϕn (x) einer Einteilchentheorie mit hϕn |ϕm i = δnm . Das Skalarprodukt soll zeitunabhängig sein, da sonst die Bedeutung der Moden und damit der Vernichter und des Feldoperators zeitabhängig wäre. Die Interpretation der Operatoren im Schrödinger-Bild wäre dann schwieriger. Z i~∂t ψ = Hψ, hψ|ψ i = d3x ψ ∗ ψ 0 Z Z i 0 ∗ 0 ∗ 0 3 ∗ 0 ∗ −i 0 ∂t hψ|ψ i = ψ̇ ψ + ψ ψ̇ d x = (Hψ )ψ + ψ Hψ ) d3x ~ ~ Z i = {ψ ∗ (Hψ 0 ) − ψ ∗ (Hψ 0 )} = 0 (2.43) ~ 0 Dabei wurden die hermitesch konjugierte Schrödingergleichung und die Hermitezität von H bezüglich des Skalarproduktes benutzt. (ii) Ersetze die allgemeine Lösung ψ(x) = X cn ϕn (x) (2.44) n der Einteilchen-Bewegungsgleichungen durch den Feldoperator Ψ(x) = X mit an , a†m = δnm an ϕn (x) (2.45) n (bzw. {an , a†m } = δnm für Fermionen). Ψ† (x) erzeugt ein Teilchen am Ort x. 2.1.6 Quantisierung in Coulomb-Eichung Die Lagrange-Dichte L für das elektromagnetische Feld lautet L ∝ E 2 − c2 B 2 = (−∇φ − Ȧ)2 − c2 (rot A)2 (2.46) L enthält keine Ableitungen der Felder E und B und führt deshalb nur zu den MaxwellGleichungen, wenn man es als Funktion der Potentiale betrachtet. Die Feldgleichungen in CoulombEichung (div A = 0) lauten A = µ0 j − 1 ∇φ̇, c2 ∆φ = − % 0 Die Gleichung für φ ist nicht dynamisch! (2.47) 28 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Die entsprechenden Gleichungen im Vakuum lauten: A = − Randbedingungen: Lösung: r→∞ φ −→ 0 =⇒ 1 ∇φ̇, c2 φ=0 ∆φ = 0 =⇒ (2.48) A = 0 A(x, t) = A(+) (x, t) + A(−) (x, t) M odenf unktion Z z }| { X = d3 k Akσ εσk Nσk exp (−iωk t) exp (ikx) + σ=1,2 | {z A (x, t) } (+) (2.49) c.c. |{z} A(−) (x, t) (2.50) dabei sind: • Akσ die Entwicklungskoeffizienten • εσk der Polarisationsvektor • Nσk ein Normierungskoeffizient • A(+) (x, t) der sog. positive Frequenzanteil“ ” (∝ exp (−iωk t)) Wir wissen, daß eikx eine vollständige Basis ist (wegen der Fouriertransformation). Da eikx schon in A(+) (x, t) alleine vorkommt, reicht es, nur A(+) (x, t) zu betrachten. Da außerdem b nur ein hermitescher Operator sein, aber A(x, t) reell ist, kann der entsprechende Operator A † b nicht [a, a ] = 1 bedeutet, daß a nicht hermitesch sein kann. Deshalb kann der volle Operator A (+) alleine aus Vernichtern aufgebaut werden. Auch das ist ein Grund, A (x, t) statt A(x, t) zu quantisieren. Seien nun A(+) (x, t), A0 (+) (x, t) Lösungen von A = 0. Ein erhaltendes Skalarprodukt ist dann gegeben durch D A (+) Z E (+) 0 (+)∗ 0(+) (+) (+)∗ (x, t) A (x, t) = −i d3 x { Ȧ A0 − |A{z Ȧ0 } | {z } } } (−) A(−) Ȧ Der Vorfaktor stammt aus dimensionalen Überlegungen: [A] = Js Cm =⇒ [hA |A0 i] = 1 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 29 Behauptung: Z 0 ∂t hA|Ai = −i } n ∗ o ∗ 0 ∗ 0 ! ∗ 0 0 d x Ä A + Ȧ Ȧ − Ȧ Ȧ − A Ä = 0 3 1 verwende hierzu Ä − ∆A = 0 c2 Z 0 =⇒ ∂t hA|Ai = −i c2 d3 x {(∆A∗ ) A0 − A∗ (∆A0 )} } Z 0 2 = −i c d3 x {A∗ (∆A0 ) − (∆A∗ ) A0 } } =0 Z Z Z 0 ∗ ∗ 0 wobei benutzt wurde, dass ∇i ∇i Aj A j = − ∇i Aj ∇i A j = A∗j ∇i ∇i A0 j Normierung der ebenen Wellen Nkσ εkσ exp (ikx − iωk t) = ϕkσ (x, t) ! hϕkσ |ϕk0 σ0 i = δσσ0 δ(k − k0 ) Z 0 d3 xNkσ Nk0 σ0 ε∗kσ εk0 σ0 = −i } −ikx iω t 0 e e k (iωk ) eik x e−iωk0 t 0 −e−ikx eiωk t (−iωk0 ) eik x e−iωk0 t Z mit 0 d3 x ei(k−k )x = (2π)3 δ(k − k0 ) folgt: 0 (2π)3 ε∗kσ εkσ0 δ(k − k0 ) Nkσ Nkσ0 2ωk | {z } } δσ,σ0 0 2 = (2π)3 2ωk Nkσ δσ,σ0 δ(k − k0 ) } ! = δσ,σ0 δ(k − k0 ) hϕkσ |ϕk0 σ0 i = s =⇒ Nkσ = } 2(2π)3 0 ωk für t = 0 folgt 3 also für A(x): Z A(x) = s d3 k X σ 3 Akσ } εkσ exp (ikx) + c.c. 2(2π)3 0 ωk (2.51) Wir setzen hier t = 0 um den zeitunabhängigen Operator für das Vektorpotential (in Coulomb-Eichung) im Schrödinger-Bild herzuleiten. Man kann auch t 6= 0 betrachten und erhält einen zeitabhängigen Operator, der das Vektorpotential im Wechselwirkungs-Bild beschreibt. 30 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Quantisierung: Ersetze die Amplitude Akσ durch Vernichter akσ mit h akσ , a†k0 σ0 i = δσ,σ0 δ(k − k0 ) a†kσ erzeugt ein Photon ( = Lichtquant ) mit Impuls }k und Polarisationsvektor εkσ . Im Gegensatz zur klassischen Maxwell-Theorie sind in der QED Intensität und Energie eines Lichtstrahls gequantelt. Photonen sind Bosonen und haben Spin 1, jedoch nur zwei mögliche Werte für die magnetische Quantenzahl m = +1, −1. Diese Werte entsprechen den links - bzw. rechtszirkular polarisierten ebenen Wellen: die Polarisation ist also spinfreiheitsgradabhängig. m = 0 ( ⇒ longitudinal polarisierte Photonen ⇔ εkσ k k ) ist verboten, wegen des Verschwindens der Masse der Photonen. Mehr dazu in Abschnitt 14.5 von Ref. [8]. Den elektrischen und magnetischen Feldoperator kann man leicht aus dem Vektorpotential herleiten: b E(x) t=0 ˙ b = − A(x) Z =i s d3 k X t=0 σ Z b b B(x) = rotA(x) =i akσ }ωk εkσ eikx + H.c. 3 2(2π) 0 (2.52) s d3 k X σ akσ } (k × εkσ )eikx + H.c. 2(2π)3 0 ωk (2.53) Der Hamiltonian kann aus der klassischen Energiedichte gewonnen werden: Z 2 0 b (x) + c2 B b 2 (x) = . . . b = H d3 x E 2 Z o X }ωk n † = d3 k akσ akσ + akσ a†kσ 2 σ Z X 1 † 3 = dk }ωk akσ akσ + 2 σ (2.54) (⇔ Summe harmonischen Oszillatoren) Die Bewegungsgleichung der Operatoren im Heisenberg-Bild lautet allgemein: h i b b b = O(t), i}∂t O(t) H (2.55) 2.1 Vielteilchentheorie in der Quantenmechanik 31 hieraus folgt " i}Ėi (x, t) = Z Ei (x, t), d3 k Z s X σ }ωk0 2(2π)3 0 X d3 k 0 = i # 1 }ωk a†kσ akσ + 2 σ0 " 0 0 ak0 σ0 eik x (εεk0 σ0 )i − a†k0 σ0 e−ik x (ε ε∗k0 σ0 )i , Z d3 k X }ωk a†kσ akσ + σ Z = i XZ d3 k 0 1 2 # s X d3 k 0 σ }ωk0 }ωk 2(2π)3 0 n 0 σ o 0 eik x (εεk0 σ0 )i δ(k − k0 )δσσ0 akσ − e−ik x (εε∗kσ0 )i a†k0 σ0 (−δσσ0 δ(k − k0 )) s Z d3 k =⇒ Ė = X } † −ikx ∗ ikx a e ε + a e ε kσ kσ kσ kσ 2(2π)3 0 ωk ωk2 σ (2.56) Berechne nun (rot B)i : Z d3 k (rot B)i = i X σ ∂ εijl akσ (k × εkσ )l eikx ∂xj Z −i d3 k X εijl σ Z rot B = − s ~ 2(2π)3 ε0 ωk s ∂ † a (k × ε∗kσ )l e−ikx ∂xj kσ ~ 2(2π)3 ε0 ωk s d3 k X σ ~ † −ikx ikx ∗ k × (k × ε )a e + k × (k × ε )a e kσ kσ kσ kσ 2(2π)3 ε0 ωk (2.57) Mit k · εkσ = 0 erhält man außerdem: k × (k × εkσ ) = k(k · εkσ ) − εkσ k2 = −εεkσ k2 (2.58) Woraus dann folgt: Z rot B = s d3 k X σ ~ k 2 {akσ eikx εkσ + a†kσ e−ikx ε∗kσ } 3 2(2π) ε0 ωk (2.59) 1 Ė = µ0 ε0 Ė (2.60) c2 Dies ist eine der inhomogenen Maxwell-Gleichungen für j = 0 (andernfalls gilt ja rot B = 1 Ė = µ0 {j + ε0 Ė}). Analog findet man c2 ⇒ rot B = i~Ḃ = [B, H] = . . . 32 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED ⇒ Ḃ = −rot E (2.61) Außerdem gilt wegen k · εkσ = k · (k × εkσ ) = 0 div B = 0 (2.62) und div E = 0 % = ε0 (2.63) ⇒ Die Feldoperatoren erfüllen die Maxwell-Gleichungen im Vakuum Die Bewegungsgleichungen lassen sich leicht lösen, wenn man die einzelnen Moden betrachtet: i~ȧkσ = [akσ , H] Z X 1 0 0 = akσ , d3 k ~ωk a†k0 σ0 ak0 σ0 + 2 σ0 Z X 0 0 = d3 k ~ωk0 δσσ0 δ(k − k )ak0 σ0 σ0 = ~ωk akσ (2.64) Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet akσ = e−iωk t akσ (0) akσ (0) ist dabei der Schrödinger-Operator für die entsprechende Mode. Die Lösung hat dieselbe Struktur wie die entsprechende klassische Welle. Bemerkungen zum Faktor 21 im Hamiltonian: Dieser Term ist eine Konstante und hat daher keinen Einfluß auf die Dynamik. Er repräsentiert die Vakuumenergie und ist divergent. Er hängt jedoch von den Randbedingungen an die Moden ab. Beispiel: Zwei Spiegel im Abstand L (siehe Abbildung 2.1). Die Spiegel implizieren Randbedingungen für das Maxwell-Feld. Die Folge davon ist, dass nur diskrete Wellenzahlen mit kn = 2π n, L n ∈ N statt |k| ∈ R zugelassen sind. Entsprechend wird im Hamiltonian nur über die diskreten Wellenvektoren summiert, so dass sich die Vakuumenergie ändert. Subtrahiert man die freie Vakuumenergie von der zwischen den beiden Spiegeln, so erhält man eine endliche Energie-Differenz, die vom Abstand L abhängt. Dies führt zu einer anziehenden Kraft (Casimir-Kraft) zwischen den Spiegeln. Casimir-Kräfte werden ausführlich in Ref. [7] behandelt. 2.2 Kohärente Zustände 33 Abbildung 2.1: Skizze zu Casimir-Effekt 2.2 Kohärente Zustände Kohärente Zustände sind die bei weitem wichtigsten in der Quantenoptik. Sie bilden eine quantenmechanische Beschreibung Felder. klassischer † Betrachte eine Mode a, a, a = 1 des elektromagnetischen Feldes. Verschiedene Definitionen des kohäherenten Zustands |αi: • Eigenzustand von a: a |αi = α |αi, α ∈ C • Zustand minimaler Unschärfe (siehe Übungen) • “Verschiebung des Vakuums” Was ist a |αi? Entwickle |αi nach Fock-Zuständen: ∞ X ∞ X n α √ n a† |0i |αi = αn |ni = n! n=0 n=0 34 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED ⇒ a |αi = ∞ X αn a |ni = n=0 ∞ X √ αn n |n − 1i n=1 0 Mit n = n − 1 ergibt sich damit: a |αi = ∞ X αn0 +1 √ n0 0 ! + 1 |n i = α |αi = α ∞ X αn0 |n0 i n0 =0 n0 =0 n Daraus folgt die Relation αn+1 = α √αn+1 , wobei α0 noch durch die Normierung festgelegt wird. Aus α1 = αα0 α2 α2 = √ α0 2! α3 α3 = √ α0 usw. 3! folgt αn αn = √ α0 n! (2.65) Damit ergibt sich nun: ∞ ∞ X X αn α n † n √ |ni = α0 |αi = α0 a |0i = α0 exp αa† |0i n! n! n=0 n=0 Unter Verwendung von hn|mi = δnm und Gleichung (2.65) erhält man dann ∞ ∞ ∞ X X X (α∗ )n αm |α|2n ! 2 √ hn| √ |mi = |α0 | hα|αi = 1 = |α0 | = |α0 |2 exp |α|2 = 1 n! n! m! n=0 m=0 n=0 2 woraus sich dann |α|2 α0 = exp − 2 (2.66) ergibt. Insgesamt können wir nun |αi darstellen als |αi = exp −|α|2 2 X ∞ n=0 |α|2 αn √ |ni = exp − exp(αa† ) |0i 2 n! (2.67) |αi kann auch mit dem Verschiebe-Operator D(α) = exp (αa† − α∗ a) (2.68) konstruiert werden. Die Baker-Campbell-Hausdorf-Gleichung lautet: 1 1 e(A+B) = eA eB e− 2 [A,B] e− 6 [A,[A,B]] . . . (2.69) 2.2 Kohärente Zustände 35 Mit A = αa† und B = −α∗ a folgt nun |α|2 1 1 − [A, B] = − (−|α|2 )[a† , a] = − ∈R 2 2 2 ⇒ [A, [A, B]] = 0 Damit ergibt sich mit Gleichung (2.69) folgende Darstellung des Verschiebe-Operators: † ∗ D(α) = eαa e−α a e− |α|2 2 (2.70) Daraus ergeben sich folgende Eigenschaften des Verschiebe-Operators: • D(α) ist unitär: D† (α) = eα ∗ a−αa† = e−(αa † −α∗ a) = D−1 (α) = D(−α) • Es gilt die Beziehung |αi = D(α) |0i (2.71) Aus Gleichung (2.71) wird ersichtlich, dass man das Vakuum als speziellen kohärenten Zustand mit α = 0 auffassen kann. In den Übungen wurde gezeigt, dass 4 E ∼ a + a† B ∼ i(a† − a) (2.72) (2.73) Ē = hα| E |αi = hα| a + a† |αi = α + α∗ = 2Re α B̄ = hα| B |αi = hα| i(a† − a) |αi = i(α∗ − α) = 2Im α (2.74) (2.75) Damit ergibt sich: (∆E)2 = = = = hE 2 i − Ē 2 hα| a2 + aa† + a† a + (a† )2 |αi − (α − α∗ )2 α2 + (α∗ )2 + α∗ α + hα| aa† |αi − (α − α∗ )2 α2 + (α∗ )2 + α∗ α + hα| a† a + a, a† |αi − (α − α∗ )2 = α2 + (α∗ )2 + α∗ α + hα| a† a + 1 |αi − (α − α∗ )2 = α2 + (α∗ )2 + 2αα∗ + 1 − α2 − (α∗ )2 − 2αα∗ = 1 4 (2.76) Genaugenommen kommt es dabei auf die Wahl der Polarisation und der Phase an. Für eine einzelne Mode gilt A ∝ a exp(ikx)ε ε + a† exp(−ikx)ε ε∗ und somit E = −Ȧ ∝ iωa exp(ikx)ε ε + (−iω)a† exp(−ikx)ε ε∗ sowie † ∗ B = rot A ∝ ia exp(ikx)k × ε + (−i)a exp(−ikx)k × ε . Wählt man nun z.B. zirkular polarisiertes Licht (ε ε ∝ ex + iey ) und den Ort x = 0, so ergeben sich nachfolgenden Beziehungen für die y-Komponenten der Felder. 36 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED ⇒ ∆E ist unabhängig von α. Analoge Rechnung für ∆B: (∆B)2 = · · · = 1 (2.77) ⇒ ∆E∆B = 1 (2.78) Die allgemeine Heisenberg’sche Unschärferelation für zwei (beliebige) hermitesche Operatoren lautet ∆E∆B ≥ |h[E, B]i|/2. Hieraus kann man ersehen, dass kohärente Zustände minimale Unschärfe haben. ⇒ Man kann kohärente Zustände durch eine Amplitude α ∈ C und eine Unschärfe 1 charakterisieren. Graphisch: Abbildung 2.2: Veranschaulichung eines kohärenten Zustandes durch eine komplexe Amplitude mit Unschärfe 1 (kleiner Kreis). Der gestrichelte Kreis beschreibt die (freie) Zeitentwicklung der Amplitude. Freie Zeitentwicklung kohärenter Zustände: † † |α(t)i = U (t) |α(0)i ∝ U eαa |0i = U eαa U † U |0i † U |0i = |0i ⇒ |α(t)i = U eαa U † |0i A2 + . . . )U † 2 1 = U U † + U AU † + U A(U † U )AU † + . . . 2 1 = 1 + U AU † + (U AU † )2 + . . . 2 + = exp(U AU ) U eA U † = U (1 + A + (2.79) 2.3 Klassische und quantenmechanische Interferenz † ⇒ U eαa U † = eαU a †U † 37 = exp(αe−iωt a† ) ⇒ |α(t)i = |αe−iωt i (2.80) (2.81) Kohärente Zustände bleiben also kohärent, ihre Zeitentwicklung beschreibt einen Kreis um den Ursprung der komplexen Ebene. • Kohärente Zustände sind nicht diagonal: hα|βi = e −|α|2 2 e −|β|2 2 eα ∗β (2.82) Herleitung: Über Entwicklung nach Fock-Zuständen oder über Verschiebeoperator und Baker-Hausdorfformel (Gleichung (2.69) auf Seite 34). • Kohärente Zustände sind übervollständig: Z d2 α |αi hα| = π1 (2.83) Beweis: Entwicklung nach Fock-Zuständen, Integration über Winkel. 2.3 Klassische und quantenmechanische Interferenz Der Unterschied zwischen klassischer und quantenmechanischer Interferenz ist auf den ersten Blick subtil, läßt sich aber mit kohärenten Zuständen gut verstehen. Sei also |ψi = |αi = D(α) |0i; D† (α) = D−1 (α) D(α) kann verwendet werden, um zu einem unitär äquivalenten Bild“ überzugehen, bei ” dem der Zustand |ψ̃i = D−1 (α) |ψi durch das Vakuum gegeben ist. Operatoren-Trafo: ˆ = D† (α)ÔD(α) Õ ˆ ψ̃i = hψ|Ô|ψi) (⇐⇒ hψ̃|Õ| Ẽ(x) = D† (α)E(x)D(α) s X = (akσ . . . eikx + H.c.) + i a Zkσ = 6=a dk X σ ~ωa a eikx D† (α)aD(α) + H.c. 2(2π)3 0 √ akσ . . . + H.c. + i . . .a eikx D† aD + H.c. (2.84) 38 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Was ist D† (α)aD(α)? Benutze das Theorem: eA Be−A = ∞ X 1 kn n! n=0 k0 = B; kn+1 = [A, kn ] (2.85) =⇒ A = α∗ a − αa† ; B = a =⇒ k0 = a; k1 = α∗ a − αa† , a = α =⇒ k2 = k3 = . . . = 0 =⇒ D† (α)aD(α) = a + α √ √ Ẽ(x) = E Alle anderen Moden + (i . . .a eikx a − i . . .∗a e−ikx a† ) √ √ +(iα . . .a eikx − i . . .∗a α∗ e−ikx ) =⇒ Ẽ(x) = E(x) + E klassisch (x) a (2.86) Der Zustand |αi in Abwesenheit äußerer Felder ist unitär äquivalent zum Vakuum mit dem äußeren Feld E klass. (x) (und B klass. (x)). a a Damit läßt sich der Unterschied zwischen der Interferenz von Photonen und klassischer MaxwellFelder verstehen: • Klassische Interferenz: z.B. E i ∝ eiki x E = E 1 + E 2, I ∝ EE ∗ = |E 1 |2 + |E 2 |2 + 2Re(E 1 E ∗2 ) 2Re(E 1 E ∗2 ) ∝ cos(x(k1 − k2 )) • Quantenmechanische Beschreibung klassischer Interferenz: |ψi = |α1 , α2 i = D1 (α1 )D2 (α2 ) |0i † ∗ D1 (α1 ) = eα1 a1 −α1 a1 D2 (a2 ) analog Das Produkt D1 D2 erzeugt die Summe klassischer Felder: D2† D1† ÊD1 D2 = D2† (Ê + E 1 )D2 = Ê + E 1 + E 2 2.4 Bemerkungen zum Problem der Quantisierung in anderen Eichungen 39 Transformiere mittels D2† D1† von |ψi auf den Vakuumzustand: I ∝ hψ|E (−) E (+) |ψi (−) (+) = h0|(Ê + E ∗1 + E ∗2 )(Ê + E 1 + E 2 )|0i = |E 1 + E 2 |2 ⇐⇒ klassisches Interferenzbild Im Gegensatz zu klassischen Feldern kann man in der Quantenmechanik auch kohärente Zustände überlagern: |ψi = |α1 i + |α2 i = (D1 (α1 ) + D2 (α2 )) |0i Interferenzmuster dieses Zustandes: I ∝ hψ|Ê = = = = (−) Ê (+) |ψi (−) (+) h0|(D1† + D2† )Ê Ê (D1 + D2 )|0i h0|(D1† E (−) E (+) D1 + D1† E (−) E (+) D2 + D2† E (−) E (+) D1 + D2† E (−) E (+) D2 )|0i |E 1 |2 + |E 2 |2 + h0|(D1† E (−) E (+) D2 + D2† E (−) E (+) D1 )|0i |E 1 |2 + |E 2 |2 + hα1 |E (−) E (+) |α2 i + hα2 |E (−) E (+) |α1 i =⇒ I ∝ |E 1 |2 + |E 2 |2 + E1∗ E2 hα1 |α2 i + E2∗ E1 hα2 |α1 i hα1 |α2 i = e− |α1 |2 2 e− |α2 |2 2 ∗ eα1 α2 =⇒ | hα1 |α2 i |2 = . . . = e−|α1 −α2 | 2 =⇒ Für |α1 − α2 | 1 ist die Quanteninterferenz stark unterdrückt. Für ein klassisches Feld mit großer Anzahl von Photonen |α|2 1 spielt sie daher keine Rolle. Der Zustand |α1 i + |α2 i wird auch Schrödinger cat state genannt, da er einer Superposition makroskopischer Zustände entspricht (für |αi |2 1). 2.4 Bemerkungen zum Problem der Quantisierung in anderen Eichungen Die Tatsache, daß nur  und nicht φ quantisiert wurde, hängt mit der Coulomb-Eichung zusammen. Grund: A = 0 ∆φ = 0 =⇒ φ ist nicht dynamisch, sein konjugierter Impuls verschwindet. 40 Quantenfeldtheorie des Lichts - QED Das sieht man gut an der Lagrange-Funktion: Z 1 L = (E 2 − c2 B 2 )d3 x 2 Z 1 = [(−∇φ − Ȧ)2 − c2 (rotA)2 ]d3 x 2 Z 1 2 = [(∇φ)2 + 2φdivȦ + Ȧ − c2 (rotA2 )]d3 x 2 Z = Ld3 x Coulomb-Eichung: divA = 0 =⇒ ∂L =0 ∂ φ̇ Lorentz-Eichung: Z 1 1 1 2 divA + 2 φ̇ = 0 =⇒ L = [(∇φ)2 − 2φφ̈ 2 + Ȧ − c2 (rotA2 )]d3 x c 2 c R Betrachtet man jetzt die Wirkung S = Ldt, so kann man den Term ∝ φ̈ partiell integrieren und erhält damit eine neue Lagrange-Dichte L0 ∝ φ̇2 . Damit wird ∂L0 /∂ φ̇ 6= 0 und der skalare kanonische Impuls verschwindet nicht. =⇒ In der Lorentz-Eichung erhält man daher nicht nur zwei zirkular polarisierte Photonen, sondern auch ein skalares (⇐⇒ φ) und ein longitudinal polarisiertes (⇐⇒ divA 6= 0). Die beiden letzteren sind unphysikalisch und müssen durch geeignete Nebenbedingungen an die ! ˙ Zustände entfernt werden: (div + φ̂/c2 ) |ψi = 0) für die physikalischen Zustände |ψi. Eine einheitliche Vorschrift zur Quantisierung von Systemen mit Nebenbedingungen wurde von Dirac entwickelt, ist aber schwierig (Siehe z.B. Kapitel 1 in Ref. [9]) Kapitel 3 Quantenmechanik der Atome: ein kurzer Überblick 3.1 Das Wasserstoffatom, Parität Hamilton-Operator für ein Proton, ein Elektron (V Coulombpotential): p2p p2 H= + e + V (|xp − xe |) 2Mp 2me (3.1) 1 Mit R = Mp +m (Mp xp + me xe ) Schwerpunktkoordinate, r = xe − xp Relativkoordinate, e 1 M = Mp + me , µ = M1p + m1e ergibt sich: P2 p2 + + V (|r|) (3.2) 2M 2µ In der Atomphysik spielt die Relativbewegung die zentrale Rolle, in der Atomoptik die Schwerpunktbewegung. Führe sphärische Koordinaten für die Relativbewegung ein: ! 2 2 2 p ~ 1 L̂ =⇒ =− · ∂r r∂r − 2 (3.3) 2µ 2µ r r H= Dabei ist p = −i~∇ und L̂ der Bahndrehimpulsoperator. Es gilt [L̂, |r|] = 0. Eigenfunktionen von H sind auch Eigenfunktionen von L: ψ = Ylm (θ, φ)fl (r) 2 L̂ Ylm = ~2 l(l + 1)Ylm Der Radialanteil fl (r) der Wellenfunktion erfüllt dann 2 ~ 1 ~2 l(l + 1) Efl = − ∂r r∂r + + V (r) fl 2µ r 2µ r2 (3.4) (3.5) 42 Quantenmechanik der Atome: ein kurzer Überblick l Lösung: fnl ∼ r exp − nar 0 · Laguerre-Polynome, a0 = Bohr-Radius ≈ 0, 5 Å. =⇒ Ψnlm = fnl Ylm (θ, φ) ⇐⇒ |nlmi (elektronischerZustand) (3.6) Hierbei bezeichnet n die Hauptquantenzahl, l die Drehimpulsquantenzahl und m die magnetische Quantenzahl. Zusätzlich: Spin s des Elektrons, s = ± 21 , |ψi = |nlmsi . Parität: r −→ −r |r| −→ |r| (3.7) l Ylm (θ, φ) −→ Ylm (π − θ, φ + π) = (−1) Ylm (θ, φ) =⇒ Parität von |nlmsi ist (−1)l . Die Parität ist wichtig für die Auswahlregeln der Dipolstrahlung. 3.2 Feinstruktur und Spin Allgemein von großer praktischer Relevanz ist die Wechselwirkung mit einem Magnetfeld: H = −µ · B (3.8) Dabei ist µ das magnetische Dipolmoment des Atoms. Ein klassisches Teilchen mit Drehimpuls L (z.B. auf Kreisbahn) und Ladung q hat das magn. Moment µ= q L. 2M (3.9) Das Elektron liefert den Bahnbeitrag: e L̂ 2me (3.10) e L̂ µe 2Mp (3.11) µe = − Für das Proton ergibt sich wegen Mp me : µp = + Spin des Elektrons: 1 e ~e 2S = − σ. (3.12) 2me 2me Die Feinstruktur entsteht dadurch, dass im Ruhesystem des Elektrons der Kern um das Elektron rotiert und dabei ein Magnetfeld erzeugt. − 1 Der Faktor 2, der im Unterschied zum Bahndrehimpuls auftritt, wird gyromagnetischer Faktor g genannt. Aus der Dirac-Gleichung, die ein relativistisches Elektron beschreibt, folgt g = 2. Auf Grund der Vakuumfluktuationen des elektromagnetischen Feldes ergeben sich aber kleine Abweichungen von diesem Wert (g ≈ 2, 002). 3.3 Hyperfeinstruktur 43 Kernsystem: elektrisches Feld E = −∇VCoul , B = 0 (der Kern erzeugt kein Magnetfeld, da er ruht). Lorentztransformation ins Ruhesystem des Elektrons 2 : B0 = v × E = −v × ∇VCoul 1 = − p × ∇VCoul M (3.13) 1 VCoul = VCoul (|r|) =⇒ ∇VCoul = er ∂r Vcoul = r ∂r VCoul r 1 1 1 1 − =⇒ B 0 = − ∂r VCoul p × r = ∂r VCoul L(e ) M r M r (3.14) Dabei ist v die Geschwindigkeit. Es existiert also eine Kopplung zwischen Spin und Bahndrehimpuls des Elektrons: HSB = −µe σB 0 1 = µe σ · L ∂r VCoul r (3.15) Eine exakte Berechnung der Matrixelemente hn0 l0 m0 s0 |HSB |nlmsi inklusive relativistischer Korrekturen ergibt: ∆EF S 1 1 = − me c2 (αZ)4 3 2 h 1 j+ 1 2 3 − 4n (3.16) ∆EF S /~ ≈ 100GHz Hierbei bezeichnet j = l ± 21 den Gesamtdrehimpuls des Elektrons. Ohne relativistische Korrekturen würde ∆EF S von l und s statt von j = l + s abhängen. 3.3 Hyperfeinstruktur Die Hyperfeinstruktur hat zwei Ursachen: 1. Wechselwirkung zwischen dem Drehimpuls des Elektrons und dem Kernspin 2. QED Korrekturen (Vakuumfluktuationen) 2 Eigentlich bewegt sich das Elektron auf einer nicht-inertialen Kreisbahn und man muß anders vorgehen. Das Ergebnis stimmt aber bis auf einen Faktor 1/2 (Thomas-Faktor) mit dem korrekten Resultat überein und der hier beschriebene Weg enthält die wesentliche Physik. 44 Quantenmechanik der Atome: ein kurzer Überblick Zu 1.: Ein magnetisches Dipolmoment erzeugt ein Magnetfeld, mit dem andere magnetische Dipole wechselwirken. Beim H-Atom erzeugt der Gesamtdrehimpuls j = s + l des Elektrons ein Magnetfeld am Kern, mit dem der Kernspin wechselwirkt. Hyperfeinspin: F = Sk + j (3.17) Es muß hierbei angemerkt werden, dass die Addition von S k und j zum Hyperfeinspin nicht äquivalent zu der Addition von Gesamtspin S G = S k + S e und elektronischem Bahndrehimpuls L zu F ist. Dies geschieht, obwohl die Operatoren eigentlich exakt die gleichen sind. Der Grund liegt darin, dass man bei der Addition von Drehimpulsen immer eine bestimmte Basis assoziiert, die den Gesamtdrehimpuls diagonalisiert. Diese Basis ist verschieden je nachdem, welche der beiden Zerlegungen F = S k + j beziehungsweise F = S G + L man verwendet. Siehe dazu Anhang 12.2 Kapitel 4 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht 4.1 Die minimale Kopplung Die klassischen Maxwell-Gleichungen sind eichinvariant, A → A0 = A + ∇χ , φ → φ0 = φ − ∂t χ . (4.1) Die Invarianz gilt auch in Anwesenheit von Ladungen % und Strömen j. Diese Eigenschaft sollte auch in der Quantenmechanik erhalten bleiben. 4.1.1 Herleitung der minimalen Kopplung Die Bewegungsgleichung klassischer geladener Teilchen mẍ = qE + q ẋ × B Elektrische + Lorentz-Kraft kann aus der Lagrange-Funktion 1 L = mẋ2 + q ẋA(x, t) − qφ(x, t) 2 (4.2) wie folgt abgeleitet werden: Der kanonisch konjugierte Impuls p ist definiert als pi := ∂L ⇒ pi = mẋi + qAi (x, t) ∂ ẋi (4.3) In Anwesenheit eines elektromagnetischen Feldes ist der kanonisch konjugierte Impuls also verschieden vom kinetischen Impuls Π = mẋ. Die Euler-Lagrange-Gleichungen lauten: d ∂L pi = dt ∂xi (4.4) 46 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht Gleichungen (4.2) und (4.3) einsetzen: ∂L = −q∂i φ + q ẋk ∂i Ak ∂xi d ∂ ∂ pi = mẍi + q Ai (x(t), t) + q Ai (x(t), t) ẋk dt ∂t ∂xk =⇒ mẍi = −q∂i φ − q∂t Ai + q ẋk (∂i Ak − ∂k Ai ) (4.5) verwenden −∂i φ − ∂t Ai = Ei (gilt per definitionem) =⇒ mẍi = qEi + q ẋk (∂i Ak − ∂k Ai ) (4.6) nun ist aber Bj = (rot A)j = jmn ∂m An =⇒ ikj Bj = ikj jmn ∂m An = jik jmn ∂m An = (δim δkn − δin δkm )∂m An = ∂i Ak − ∂k Ai =⇒ mẍi = qEi + q ẋk ikj Bj = qEi + q(ẋ × B)i (4.7) qed. Mit Hilfe der Lagrange-Funktion kann man den Hamilton-Operator und die Form der Schrödinger-Gleichung herleiten: In der klassischen Mechanik lautet die Hamilton-Funktion H = pi ẋi − L Sie soll mit Hilfe von ẋ = 1 (p m − qA) als Funktion von p und x ausgedrückt werden =⇒ 1 1 1 1 (pi − qAi ) − m 2 (p − qA)2 − q (p − qA)A + qφ m 2 m m 1 H= (p − qA)2 + qφ 2m H = pi Um zur Quantenmechanik überzugehen verwendet man die kanonische Quantisierung: x → x̂ ; p → p̂ ; [x̂i , p̂j ] = δij In der Ortsdarstellung gilt: x → x̂ ; p → −i~∇ und somit Ĥ = 1 (−i~∇ − qA(x̂, t))2 + qφ(x̂, t) , 2m i~∂t ψ(x, t) = Ĥψ(x, t) (4.8) Dies ist die Schrödinger-Gleichung für nichtrelativistische Teilchen in einem elektromagnetischen Feld. Die Form (p − qA) wird minimale Kopplung genannt. 4.1 Die minimale Kopplung 47 4.1.2 Eichinvarianz der minimalen Kopplung Wendet man die Transformation (4.1) auf den Hamiltonian (4.8) an so stellt man fest, dass die Schrödinger-Gleichung nicht invariant ist: ∂χ 1 (−i~∇ − qA(x̂, t) − q∇χ)2 + qφ(x̂, t) − q ψ 2m ∂t i~∂t ψ(x, t) = 6 Ĥψ(x, t) Ĥ 0 = Um die Invarianz wiederherzustellen, muß auch die Wellenfunktion unitär transformiert werden: ψ 0 = ψ exp(iqχ/~) (4.9) Daraus folgt i~∂t ψ 0 = = = = ∂ψ ∂χ e i~ −q ψ ∂t ∂t ∂χ iqχ/~ e Ĥψ − q ψ ∂t 1 ∂χ 2 iqχ/~ e (−i~∇ − qA) + qφ ψ − q ψ 0 2m ∂t 1 ∂χ (−i~∇ − qA − q∇χ)2 + qφ eiqχ/~ ψ − q ψ 0 2m ∂t iqχ/~ = Ĥ 0 ψ 0 (4.10) Die minimale Kopplung spielt in der Hochenergiephysik eine zentrale Rolle. Von der Grundstruktur her haben alle Fundamentalkräfte außer der Gravitation (also elektromagnetische, starke und schwache Wechselwirkung) diese Form. Beim elektromagnetischen Feld ist die Eichinvarianz auf die einfachste Art realisiert. Man nennt Sie auch U(1) Eichtheorie, da die Transformation des Zustands (4.9) einer Multiplikation mit einer Unitären 1×1 Matrix (= komplexe Zahl mit Betrag eins) entspricht. Bei anderen Wechselwirkungen treten mehrere Felder auf. Beispiel: bei der sogenannten Speziell unitären SU(2) Eichtheorie der (elektro-) schwachen Wechselwirkung werden die Zustände gemäß 0 ψe ψe = exp(iσ · χ) (4.11) ψν0 e ψνe transformiert. Hierbei ist ψe die Wellenfunktion des Elektrons, ψνe die des Elektron-Neutrinos und σ die Pauli-Matrizen. Das Wort speziell bedeutet, dass die Matrix exp(iσ · χ) die Determinante 1 hat. Das Eichpotential in dieser Theorie wird als A = A(i) σi geschrieben und besteht daher aus drei Vektorfeldern A(i) . Die entsprechen grob gesagt den W± -Bosonen und dem ZBoson, die die schwache Wechselwirkung vermitteln. 1 1 Eigentlich sind die schwache und die elektromagnetische Theorie ineinander verwoben und werden zusammen durch eine U(1)×SU(2) Eichtheorie beschrieben. Die U(1) ist dabei die der Hyperladung und nicht die, die die elektromagnetischen Felder allein beschreibt. 48 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation Obwohl sie für die Beschreibung der Fundamentalkräfte wichtig ist, hat die minimale Kopplung einige Nachteile, wenn man die Wechselwirkung von Atomen und Licht beschreiben will: • Bei elektrisch neutralen, aus Elektronen, Neutronen und Protonen zusammengesetzten Atomen ist eine Kopplung an die Ladung der Teilchen etwas umständlich. Bequemer wäre es, die Kopplung über die Multipolmomente der Atome zu beschreiben. • In der minimalen Kopplung treten die Eichpotentiale statt der physikalischen Felder auf. Das ist zwar kein prinzipielles Problem, aber eine Kopplung an das elektrische und das magnetische Feld wäre — unabhängig von der gewählten Eichbedingung — manifest eichinvariant. • In der Coulomb-Eichung kann das skalare Potential φ durch das unretardierte CoulombPotential ersetzt werden, da letzteres eine Lösung der Poisson-Gleichung ist, die φ erfüllt. Das Coulomb-Potential ist aber unretardiert und gaukelt uns eine instantane langreichweitige Wechselwirkung zwischen den Atomen vor. Die Power-Zienau-Woolley-Transformation (Refs. [27] und [28], siehe auch [29] und [30]) ist eine unitäre Transformation, die die minimale Kopplung in eine äquivalente Form überführt, die die obigen Probleme beseitigt. 4.2.1 Das Grundprinzip der Transformation Zur Herleitung der Dipolkopplung 2 kann man von der Feststellung ausgehen, dass sich die EulerLagrange-Gleichungen nicht ändern, wenn man zur Lagrange-Funktion eine totale Zeitableitung addiert: L0 (x, ẋ, t) = L(x, ẋ, t) + d ∂L0 ∂L0 d d ∂L ∂L F (x, t) =⇒ − = − dt dt ∂ ẋ ∂x dt ∂ ẋ ∂x Der Einfachkeit halber betrachten wir konstante Felder E und B (der Beweis geht auch allgemein). E = E 0 ; B = B 0 ⇐⇒ φ = −xE 0 1 A = − (x × B 0 ) 2 2 Besser wäre der Ausdruck multipolare Kopplung, da die Power-Zienau-Woolley-Transformation die minimale eigentlich in eine Kopplung überführt, die an alle Multipolmomente angreift. In der Praxis wird jedoch meist nur das Dipolmoment berücksichtigt. Bei dem einfachen Beispiel in diesem Unterabschnitt tritt ebenfalls nur das Dipolmoment auf. 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation 49 Wählt man F = −qxA so folgt d q F = −q ẋA + (x × ẋ)B 0 dt 2 q 1 L0 = mẋ2 + q ẋA + qxE 0 −q ẋA + (x × ẋ)B 0 2 |2 {z } (4.12) (4.13) L 1 q = mẋ2 + qxE 0 + LB 0 2 2m mit L = (x × mẋ) (4.14) Setzt man d := qx elektrisches Dipolmoment des Teilchens so findet man für die neue q µ := 2m L magnetisches Moment des Teilchens Lagrange-Funktion 1 L0 = mẋ2 + dE 0 + µB 0 2 Vorteil: Jetzt gilt für den kanonisch konjugierten Impuls p = mẋ. Ausserdem ist die Kopplung manifest eichinvariant und besser geeignet für elektrisch neutrale Teilchen. 4.2.2 Die vollständige Transformation Wir betrachten eine Verteilung von Punktteilchen mit Ladung qα am Ort xα , deren Ladungsdichte durch X %(x) = qα δ(x − xα ) (4.15) α gegeben ist. Da wir insbesondere am Verhalten eines aus nicht ionisierten P Atomen bestehenden Gases interessiert sind nehmen wir an, dass die Gesamtladung Null ist, α qα = 0. Die Polarisation der makroskopischen Elektrodynamik erfüllt die Gleichung divP = −h%geb i (Siehe Abschnitt 1.5). Für den vorliegenden Fall ist eine Lösung dieser Gleichung gegeben durch XZ 1 P (x) = du qα (xα − R)δ(x − R − u(xα − R)) (4.16) α 0 Beweis: ∂i P i (x) = XZ α = du qα (xα − R)i ∂i δ(x − R − u(xα − R)) 0 XZ α 1 1 du qα (xα − R)i δ 0 (xi − Ri − u(xα − R)i ) × 0 δ(xj − Rj − u(xα − R)j )δ(xk − Rk − u(xα − R)k ) , (4.17) wobei über i summiert wird und (i, j, k) = (1, 2, 3), (2, 3, 1), (3, 1, 2). δ 0 ist die Ableitung der δ-Distribution. Nun gilt (xα − R)i δ 0 (xi − Ri − u(xα − R)i ) = −∂u δ(xi − Ri − u(xα − R)i ) (4.18) 50 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht und somit ∂i P i (x) = − XZ X du qα ∂u δ(x − R − u(xα − R)) 0 α = − 1 qα {δ(x − xα ) − δ(x − R)} α = Qδ(x − R) − X qα δ(x − xα ) (4.19) α Die Gesamtladung Q verschwindet für neutrale Atome und der zweite Term entspricht gerade der Ladungsverteilung q.e.d. Um alle Konsequenzen der Power-Zienau-Woolley-Transformation verstehen zu können, muß man mehrere Atome/Moleküle im Gas berücksichtigen. Wir stellen uns also eine Ladungsverteilung vor, bei der die Ladungsträger zu elektrisch neutralen Atomen gruppiert sind. Das mte Atom hat die Kern-Koordinate Rm und die Teilchen-Koordinaten (Elektronen + Kern) xαm . Der vollständige Hamiltonian dieses Systems in der minimalen Kopplung ist gegeben durch H = 2 ε0 1 pαm − qαm A(xαm ) + 2Mαm 2 m αm X X VCoul (m, m0 ) + VCoul (m) XX m<m0 Z d3 x (E ⊥ )2 + c2 B 2 + (4.20) m E ⊥ ist dabei der Operator des transversalen elektrischen Feldes, den wir bisher (in Abwesenheit von Ladungen) einfach als E bezeichnet haben. Das gesamte elektrische Feld in Anwesenheit von Ladungen nimmt die Form E = E ⊥ − ∇VCoul (x) an. Die Coulomb-Wechselwirkung der Teilchen innerhalb eines Atoms ist gegeben durch VCoul (m) = X αm <βm q α m qβm 4πε0 |xαm − xβm | (4.21) 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation 51 während die inter-atomare Coulomb-Wechselwirkung die Form VCoul (m, m0 ) = X αm ,βm0 qαm qβm0 4πε0 |xαm − xβm0 | (4.22) annimmt. Um die unitäre Transformation zwischen minimaler und multipolarer Kopplung zu konstruieren, setzen wir die Gesamtpolarisation aus derjenigen der einzelnen Atome zusammen, X P (x) = P m (x) (4.23) m P m (x) = XZ αm 1 du qαm (xαm − Rm ) δ(x − Rm − u(xαm − Rm )) . (4.24) 0 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation ist dann gegeben durch Z i 3 U = exp d x P (x) · A(x) ~ (4.25) Berechnung der Transformation Unsere Aufgabe besteht nun darin, das Verhalten des Hamiltonians und der anderen Operatoren unter dieser Transformation zu untersuchen. Da U eine Funktion von xαm und A(x) ist, ist es offensichtlich, dass wegen [Ai (x), Aj (x0 )] = [Ai (x), B j (x0 )] = 0 das Vektorpotential, das magnetische Feld sowie die Teilchen-Koordinaten und die Polarisation sich trivial transformieren: à = U † AU = A B̃ = B x̃αm = xαm P̃ = P (4.26) (4.27) (4.28) (4.29) Alle anderen Felder lassen sich mit Hilfe des Theorems exp(−iS)E exp(iS) = E −i[S, E]+· · · leicht berechnen. Für das elektrische Feld folgt Z i ⊥ ⊥ Ẽ i (x) = E i (x) − d3 x0 P j (x0 )[Aj (x0 ), E ⊥ (4.30) i (x)] ~ Z i −i~ ⊥ ⊥ = E i (x) − d3 x0 P j (x0 ) δ (x − x0 ) . (4.31) ~ ε0 ij Erinnert man Rsich daran, dass der transversale (quellenfreie) Anteil eines Vektorfeldes P durch (T P )i (x) = d3 x0 P j (x0 )δij⊥ (x − x0 ) gewonnen werden kann, so folgt ⊥ Ẽ (x) = E ⊥ (x) − 1 ⊥ P (x) . ε0 (4.32) 52 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht Diese Gleichung hat überraschende Konsequenzen. Schreibt man sie nämlich in der Form ⊥ ⊥ ε0 E ⊥ (x) = ε0 Ẽ (x) + P̃ (x) = D̃ ⊥ (4.33) so sieht man, dass der alte Operator ε0 E ⊥ des elektrischen Feldes im neuen Bild die Rolle der ⊥ dielektrischen Verschiebungsdichte D̃ übernimmt. Oder anders ausgedrückt: benutzt man die minimale Kopplung, so wird das elektrische Feld durch E ⊥ und die dielektrische Verschiebungsdichte durch ε0 E ⊥ +P ⊥ beschrieben. Benutzt man die Dipolkopplung, so ist das elektrische Feld ⊥ ⊥ ⊥ durch Ẽ und die dielektrische Verschiebungsdichte durch ε0 Ẽ + P̃ = ε0 E ⊥ gegeben. Wegen der einfachen Form des Operators E ⊥ verwendet man auch bei der multipolaren Kopplung diesen Operator an Stelle des eigentlichen Feldes. Man beschreibt die Wechselwirkung also über die dielektrische Verschiebungsdichte. Es bleibt, die Transformation der Teilchenimpulse zu berechnen. In derselben Weise wie beim elektrischen Feld findet man p̃αm = pαm − i[S, pαm ] + · · · = pαm + ~∇αm S . (4.34) Die Berechnung des Gradienten werden wir weiter unten behandeln. Insgesamt ergibt sich damit für den transformierten Hamiltonian XX 1 2 pαm + ~∇αm S − qαm A(xαm ) H̃ = 2Mαm m αm Z ε0 1 ⊥ ⊥ 2 3 2 2 + dx (D̃ − P ) + c B + 2 ε20 X X VCoul (m, m0 ) + VCoul (m) (4.35) m<m0 m Berechnung der Polarisations-Integrale Dieser Ausdruck läßt sich noch erheblich vereinfachen. Formen wir zunächst die zweite Zeile um: Z Z ⊥ 1 1 ⊥ ⊥ ⊥ 2 ⊥ ⊥ 2 3 3 2 d x (D̃ − P ) = d x (D̃ ) − 2D̃ · P + (P ) (4.36) 2ε0 2ε0 Z ⊥ 1 ⊥ = d3 x (D̃ )2 − 2D̃ · P ⊥ + (P − P k )2 2ε0 wobei P k der longitudinale Anteil des Vektorfeldes ist (d.h. die Fourier-Transformierte des Feldes ist parallel zum Wellenvektor und nicht transversal dazu). Man kann nun die folgendene Relation verwenden, Z Z ⊥ 3 d x R (x) · S(x) = d3 x R⊥ (x) · S ⊥ (x) . (4.37) 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation 53 Zum Beweis zeigt man zuerst, dass der Transversalisierungs-Operator idempotent ist. Per Definition gilt Z Z (T 2 R)i (x) = d3 x0 δij⊥ (x − x0 ) ⊥ d3 x00 δjk (x0 − x00 )Rk (x00 ) (4.38) Mit Z d3 x0 δij⊥ (x −x 0 ⊥ )δjk (x0 00 d3 k d3 k 0 ik·(x−x0 ) ik0 ·(x0 −x00 ) e e × (2π)3 (2π)3 k0j k0k ki kj δij − 2 δjk − 0 2 (k ) k Z 3 d k ik·(x−x00 ) ki kj kj kk = e δij − 2 δjk − 2 (2π)3 k k ⊥ 00 = δik (x − x ) (4.39) Z −x ) = 3 0 Z dx ergibt sich 2 Z (T R)i (x) = ⊥ d3 x00 δik (x − x00 )Rk (x00 ) = (T R)i (x) (4.40) Ausserdem ist T hermitesch bezüglich des Standard-Skalarprodukts: Z Z Z 3 3 d x R(x) · (T S)(x) = d x Ri (x) d3 x0 δij⊥ (x − x0 )S j (x0 ) Z = d3 x0 (T R)(x0 ) · S(x0 ) (4.41) Die Behauptung (4.37) folgt dann aus Z Z ⊥ 3 d x R (x) · S(x) = d3 x (T R)(x) · S(x) Z = d3 x (T 2 R)(x) · S(x) Z = d3 x (T R)(x) · (T S)(x) Z = d3 x R⊥ (x) · S ⊥ (x) . (4.42) Die Relation (4.37) hilft uns dabei, das Integral über die Polarisation umzuformen: Z Z 1 1 2 k k 2 3 d x P − 2P · P + (P ) = d3 x P 2 − 2(P k )2 + (P k )2 2ε0 2ε0 Z 1 2 k 2 3 = d x P − (P ) (4.43) 2ε0 54 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht Das Integral über den longitudinalen Anteil kann exakt berechnet werden. Da die Quelle für diesen Term die Ladungsverteilung ist, divP = divP k = −%, kann man erwarten, dass er etwas mit dem Coulomb-Potential zu tun hat. Formen wir dieses zunächst um: Z 1 %(x0 ) VCoul (x) = d3 x0 4πε0 |x − x0 | Z divP k (x0 ) −1 d3 x0 = 4πε0 |x − x0 | Z 1 1 k = d3 x0 P i (x0 )∂i0 (4.44) 4πε0 |x − x0 | Für den Gradienten des Coulomb-Potentials, der ja das negative longitudinale elektrische Feld ist, ergibt sich Z 1 1 k d3 x0 P i (x0 )∂j ∂i0 ∂j VCoul (x) = 4πε0 |x − x0 | Z −1 1 k = d3 x0 P i (x0 )∂j ∂i 4πε0 |x − x0 | (4.45) Um die doppelte Ableitung im Integranden zu berechnen, verwendet man am besten die Fourier-Transformation: Z e−ik·x 4π d3 x = 2 (4.46) |x| k Zum Beweis geht man zu Kugelkoordinaten über und wählt die z-Achse in Richtung von k. Man findet dann 3 Z Z ∞ −ik·x e−ikr cos ϑ 3 e dx = r2 dr d cos ϑ dϕ |x| r 0 Z ∞ 1 = 2π rdr (e−ikr − eikr ) −ikr 0 2πi P P = πδ(k) − i − πδ(k) + i k k k 4π (4.47) = k2 3 Die Unterdrückung des Hauptwertes P in der letzten Zeile hat folgenden Hintergrund: Wie jede Distribution ist auch P/k nur als Integrand zusammen mit einer Testfunktion (unendlich oft differenzierbar, endliche Norm, keine Pole) definiert. Nun taucht in der vorletzten Zeile aber noch ein zusätzlicher Faktor 1/k auf, der keine Testfunktion ist. Das Ergebnis ist also höchstens dann noch sauber definiert, wenn man es mit einer Testfunktion multipliziert, die linear mit k gegen Null geht. Es ist in der theoretischen Physik jedoch üblich, diese Gleichung einfach unsauber (ohne Angabe von Testfunktionen) weiter zu verwenden. Der Hauptwert macht dann keinen Sinn mehr, da er bei einer Singularität der Form 1/k 2 nicht mehr zur Aufhebung der divergierenden Terme führt. Man lässt ihn daher einfach weg. 4.2 Die Power-Zienau-Woolley-Transformation 55 Damit folgt für die doppelte Ableitung 0 d3 k 4πeik·(x−x ) (2π)3 k2 Z d3 k ik·(x−x0 ) ki kj = −4π e (2π)3 k2 = −4π δij δ(x − x0 ) − δij⊥ (x − x0 ) 1 ∂j ∂i = ∂j ∂i |x − x0 | Z (4.48) und somit Z −1 k ∂j VCoul (x) = d3 x0 P i (x0 )(−4π) δij δ(x − x0 ) − δij⊥ (x − x0 ) 4πε0 1 k = P (x) ε0 j (4.49) Das longitudinale elektrische Feld ist also vollständig durch den Polarisationsanteil gegeben. Dieser Zusammenhang führt zu Z Z ε0 1 k 2 3 − d x (P ) = − d3 x (∇VCoul )2 2ε0 2 Z ε0 = d3 x VCoul ∆VCoul 2 Z 1 d3 x VCoul % , (4.50) = − 2 wobei die letzte Zeile daraus folgt, dass das Coulomb-Potential die Poisson-Gleichung erfüllt. Setzt man Gleichung (4.15) für die Ladungsdichte ein, so findet man Z qαm qα0m0 1 1 X X − d3 x (P k )2 = − (4.51) 2ε0 2 m,α 0 0 4πε0 |xαm − xα0m0 | m m ,αm0 In diesem Ausdruck muß man die Terme für gleiche Teilchen weglassen, da sie divergieren. Der Rest ist symmetrisch unter Vertauschen der ungestrichenen und der gestrichenen Indizes, so dass Z X X qαm qα0m0 1 − d3 x (P k )2 = − 2ε0 4πε0 |xαm − xα0m0 | m<m0 αm ,α0 0 m X X qαm qα0m − 4πε0 |xαm − xα0m | m αm <α0m X X = − V (m, m0 ) − V (m) (4.52) m<m0 m Das Integral über den longitudinalen Anteil der Polarisation hebt also genau die CoulombWechselwirkung zwischen den Atomen auf. Dies ist der Grund, warum es in Gl. (4.36) sinnvoll 56 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht war, die transversale Polarisation in die vollständige und die longitudinale Polarisation zu zerlegen. Das verbleibende Integral über die volle Polarisation zerlegen wir in die Einzelbeiträge der Atome: Z XZ 2 3 d xP = d3 x P m P m0 (4.53) m,m0 Aus Gl. (4.24) kann man ersehen, dass die Polarisation des mten Atoms stark auf den Bereich des Atoms lokalisiert ist. Da im Gaszustand der Abstand zwischen den Atomen sehr viel größer als ihre Ausdehnung ist, kann man die Terme mit m 6= m0 vernachlässigen und erhält Z Z 1 1 X 2 3 d xP ≈ d3 x P 2m 2ε0 2ε0 m Z 1 X k 2 2 d3 x (P ⊥ ) + (P ) = m m 2ε0 m Z X 1 X 2 = d3 x (P ⊥ ) + V (m) (4.54) m 2ε0 m m Hamiltonian und multipolare Entwicklung Setzt man alle Umformungen in den transformierten Hamiltonian (4.35) ein, so gelangt man zu H̃ = X Hm + Hrad + Hint (4.55) m Hm Hrad Hint Z X p2α 1 2 m + V (m) + d3 x (P ⊥ = m) 2Mαm 2ε0 αm Z Z 1 1 ⊥ 2 3 = d x (D ) + d3 x B 2 2ε0 2µ0 Z 1 = − d3 x D ⊥ · P ε0 X 1 + nαm · pαm + pαm · nαm + (nαm )2 2Mαm m,α (4.56) (4.57) (4.58) m mit (nαm )i := ~(∇αm )i S − qαm Ai (xαm ) (4.59) Z 1 = ~(∇αm )i du qαm (xαm − Rm ) · A(Rm + u(xαm − Rm )) − qαm Ai (xαm ) 0 Z 1 = du qαm Ai (Rm + u(xαm − Rm )) 0 +(xαm − Rm )j u∂i Aj (Rm + u(xαm − Rm )) − qαm Ai (xαm ) 4.3 Dipolnäherung und Dipolkopplung 57 Der Vektor nαm kann in eine explizit potential-unabhängige Form gebracht werden, wenn man die mittels partieller Integration beweisbare Gleichung 1 Z Z du u∂u A(Rm + u(xαm − Rm )) = A(xαm ) − 0 1 du A(Rm + u(xαm − Rm )) (4.60) 0 verwendet. Mit der Abkürzung r αm := xαm − Rm folgt Z 1 du qαm (Ai (Rm + ur αm ) + (r αm )j u∂i Aj (Rm + ur αm )) (nαm )i := 0 Z 1 − du qαm (u∂u Ai (Rm + ur αm ) + Ai (Rm + ur αm )) 0 Z 1 = du qαm ((r αm )j u∂i Aj (Rm + ur αm ) − u(r αm )j ∂j Ai (Rm + ur αm )) 0 Z 1 (4.61) = du qαm u(r αm )j (∂i Aj (Rm + ur αm ) − ∂j Ai (Rm + ur αm )) 0 und somit wegen ∂i Aj − ∂j Ai = εijk B k Z 1 u du (xαm − Rm ) × B(Rm + u(xαm − Rm )) nα m = q α m (4.62) 0 Damit sind wir bei der endgültigen Form des multipolaren Hamiltonians angelangt. Es sollte noch einmal betont werden, dass abgesehen von der Annahme, dass die vollen Polarisationen zweier Moleküle einen geringen Überlapp haben, keine Näherungen in die Herleitung eingegangen sind. Man kann also genauso gut diesen Hamiltonian wie auch die minimale Kopplung verwenden. Die wichtigsten Eigenschaften des Hamiltonians (4.55) sind • explizite Eichinvarianz, da nur noch das elektrische und das magnetische Feld auftreten, • das Coulomb-Potential zwischen verschiedenen Atomen ist verschwunden. Die Wechselwirkung zwischen den Atomen wird nun ausschließlich über die retardierten dynamischen ⊥ Felder D̃ und B vermittelt. 4.3 Dipolnäherung und Dipolkopplung Da die typische Längenskala r von Atomen der Bohrsche Radius (≈ 0.5 × 10−10 m) ist, die Wellenlänge λ = 2π/k des Lichts aber im Bereich von einigen 100 nm liegt, kann man den multipolaren Wechselwirkungs-Hamiltonian schon nach wenigen Gliedern abbrechen. Die Begründung baut darauf auf, dass in diesem Fall die Multipolmomente lter Ordnung proportional zu (kr)l sind und kr 1 gilt, siehe Gl. (1.15). Man kann sich daher auf die niedrigsten Terme 58 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht beschränken und erhält für die Polarisation X P (x) = P m (x) m = XX m ≈ = X = X 1 qαm (xαm − Rm ) du δ(x − Rm − u(xαm − Rm )) 0 αm XX m Z Z qαm (xαm − Rm ) du δ(x − Rm ) + O(|xαm − Rm )|2 ) 0 αm δ(x − Rm ) m 1 X qαm (xαm − Rm ) αm δ(x − Rm )dm , (4.63) m wobei dm das Dipolmoment des mten Moleküls ist. Analog findet man für den zweiten Kopplungsterm Z 1 nα m ≈ q α m u du (xαm − Rm ) × B(Rm ) + O(|xαm − Rm )|2 ) (4.64) 0 und somit 2 nαm · pαm + pαm · nαm + (nαm ) Z ≈ 2qαm pαm · 1 u du (xαm − Rm ) × B(Rm ) 0 = −qαm Lαm · B(Rm ) (4.65) In dieser Dipol-Näherung erhalten wir als Hamiltonian die sogenannte Dipolkopplung H̃int = − X 1 X ⊥ dm · D̃ (Rm ) − µm · B(Rm ) ε0 m m (4.66) P wobei µm = αm qαm Lαm /(2Mαm ) das mit dem Bahndrehimpuls verbundene magnetische Dipolmoment ist. Dass der Spin-Anteil hier nicht auftritt liegt allein daran, dass wir ihn bei der Behandlung nicht mit einbezogen haben. Es muß betont werden, dass nur die vollständige multipolare Wechselwirkung und die minimale Kopplung unitär äquivalent sind. Sobald man Näherungen einführt, führen die unterschiedlichen Kopplungen zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen. Wir werden ein Beispiel dafür im nächsten Kapitel sehen. In der Quantenoptik führt dabei in der Regel die Dipolkopplung zu den etwas besseren Resultaten. 4.4 Auswahlregeln für Atome Eine der wichtigsten Fragen in der Atomphysik und Quantenoptik ist, welche Niveaus durch das elektromagnetische Feld gekoppelt werden. Um dies zu untersuchen, betrachten wir ein einzelnes 4.4 Auswahlregeln für Atome 59 Atom, dessen Kern am Ursprung des Koordinatensystems ruht (Rm = 0, die Schwerpunktbewegung ist für die Auswahlregeln in sehr guter Näherung unerheblich). Da alle anderen Teilchen Elektronen sind, reduziert sich das elektrische Dipolmoment auf dm = X qαm (xαm − Rm ) αm = −e X xα m αm =: −er (4.67) r ist die Summe der Elektronenkoordinaten relativ zum Kern. Im Folgenden werden wir den Index m unterdrücken, da wir nur noch ein einzelnes Molekül betrachten, dm → d, αm → α usw., wobei die Summe nur noch über die Elektronen laufen soll und eventuelle Kernbeiträge explizit addiert werden. In Kapitel 3 haben wir gesehen, dass die atomaren Zustände in guter Näherung Eigenzustände des Gesamtdrehimpulses X F = sK + (Lα + sα ) (4.68) α sind, |ψi = |F, mF , · · · i. Da die Wechselwirkung über das Dipolmoment vermittelt wird, sind die Übergangsamplituden zwischen |F, mF i und |F 0 , m0F i proportional zu dF,mF ;F 0 ,m0F := hF, mF | − er|F 0 , m0F i . (4.69) Die Berechnung dieser Matrixelemente läßt sich erstaunlich elegant und einfach bewerkstelligen, wenn man das Konzept der Vektor-Operatoren (i.a. Tensor-Operatoren) verwendet. Ein Vektor-Operator R bezüglich eines Drehimpulses L ist definiert als ein Operator, der die folgenden Kommutator-Relationen erfüllt: [L+ , R+ ] [L− , R− ] [L+ , R− ] [L− , R+ ] [Lz , R± ] [L± , Rz ] = = = = = = 0 0 2~Rz −2~Rz ±~R± ∓~R± (4.70) Hierbei ist L± = Lx ± iLy und R± = Rx ± iRy . Äquivalent dazu sind die Relationen [La , Rb ] = i~εabc Rc . (4.71) Ein Beispiel für einen Vektoroperator ist der Ortsoperator eines Schrödinger-Teilchens, wenn L der Bahndrehimpuls ist. Es ist jedoch auch einfach zu zeigen, dass das Dipolmoment d ein 60 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht Vektor-Operator ist: [F a , db ] = [(sK )a + X (Lα + sα )a , −e α = −e X = −e X X (xβ )b ] β [(Lα )a , (xβ )b ] α,β δαβ i~εabc (xβ )c α,β = −ie~εabc X (xα )c α = i~εabc dc (4.72) Die Matrixelemente eines Vektoroperators bezüglich der Drehimpuls-Eigenzustände lassen sich weitgehend algebraisch berechnen. ± ~hF, mF |d± |F 0 , m0F i = hF, mF |[F z , d± ]|F 0 , m0F i = hF, mF |F z d± − d± F z |F 0 , m0F i = ~(mF − m0F )hF, mF |d± |F 0 , m0F i (4.73) woraus folgt, dass hF, mF |d± |F 0 , m0F i nur dann ungleich null ist, wenn ∆m := mF − m0F = ±1 ist. Da dz mit F z kommutiert zeigt man analog 0 = hF, mF |[F z , dz ]|F 0 , m0F i = ~(mF − m0F )hF, mF |dz |F 0 , m0F i (4.74) Insgesamt erhalten wir die Auswahlregeln für die magnetische Quantenzahl hF, mF |dz |F 0 , m0F i = 6 0 ist nur möglich für mF = m0F hF, mF |d+ |F 0 , m0F i = 6 0 ist nur möglich für mF = m0F + 1 hF, mF |d− |F 0 , m0F i = 6 0 ist nur möglich für mF = m0F − 1 (4.75) (4.76) (4.77) Weitergehende Aussagen über die Matrixelemente von d erlaubt das Wigner-Eckart-Theorem (hier Vektoroperatoren): Die sphärischen“ Matrixelemente √ nur für √ ” {d1 , d0 , d−1 } := {−d+ / 2, dz , d− / 2} eines Vektoroperators sind gegeben durch D(F, F 0 ) . hF, mF |dq |F 0 , m0F i = hF 0 , m0F ; 1, q|F, mF , (1, F 0 )i √ 2F + 1 (4.78) Hierbei wird D(F, F 0 ) als reduzierte Matrixelement bezeichnet. Dieses ausgesprochen wichtige Theorem besagt, dass die Matrixelemente von Vektoroperatoren (und Tensoroperatoren im Allgemeinen) proportional zu Clebsch-Gordan-Koeffizienten sind (Siehe Einschub 12.2). 4.4 Auswahlregeln für Atome 61 Zum Beweis des Theorems schreiben wir die Kommutator-Relationen (4.70) in der Form p [F z , dq ] = q~dq , [F ± , dq ] = ~ 2 − q(q ± 1)dq±1 . (4.79) Hieraus folgt p hF, mF |[F ± , d−q ]|F 0 , m0F i = ~ 2 + q(−q ± 1)hF, mF |d−q±1 |F 0 , m0F i (4.80) 0 0 = hF, mF |F ± |F, mF ∓ 1i hF, mF ∓ 1|d−q |F , mF i − hF, mF |d−q |F 0 , m0F ± 1i hF 0 , m0F ± 1|F ± |F 0 , m0F i . Setzt man Dm0F ,mF ,q := hF, mF |d−(q+1) |F 0 , m0F i und verwendet man die Werte (12.6) für die Matrixelemente der Drehimpulsoperatoren, so folgt q Dm0F ±1,mF ,q F 0 (F 0 + 1) − (m0F + 1)(m0F + 1 ± 1) = (4.81) p Dm0F ,mF ∓1,q F (F + 1) − (mF + 1)(mF + 1 ∓ 1) + p Dm0F ,mF ,q∓1 2 − (q + 1)(q + 1 ∓ 1) Dieses homogene lineare Gleichungssystem hat dieselben Koeffizienten wie das entsprechende Gleichungssystem Gl. (12.12) für die Clebsch-Gordan-Koeffizienten, wenn man die Ersetzungen (j, mj ) → (F 0 , m0F ), (l, ml ) → (F, mF ) und (s, ms ) → (1, q) macht. Die Koeffizienten √ D und C müssen daher proportional zueinander sein, was das Theorem beweist (der Faktor 1/ 2F + 1 ist Konvention). Das Wigner-Eckart-Theorem erlaubt eine anschauliche Interpretation. Die Dipolkopplung vermittelt die Absorbtion oder Emission eines Photons, dessen Spin Eins ist. Bei der Absorbtion oder Emission muß der Gesamtdrehimpuls erhalten bleiben, daher müssen bei dem Prozess die Drehimpulse wie im Abschnitt 12.2 besprochen addiert werden. Das Wigner-Eckart-Theorem läßt nur noch die Frage offen, wie der m-unabhängige Vorfaktor D(F, F 0 ) aussieht. Prinzipiell erhält man ihn, wenn man einen bestimmten Übergang m, m0 betrachtet und ihn für diese Zustände berechnet. Das ist jedoch sehr schwierig und erfordert erheblichen numerischen Aufwand, so dass man zumeist entweder die experimentell gemessenen Werte einsetzt oder sich mit der folgenden Abschätzung behilft. Der Operator des Dipolmoments ist definiert als Elektronen-Ladung mal Elektronen-Relativkoordinate im Atom. Man kann daher davon ausgehen, dass die Dipolmatrixelemente von der Größenordnung ea0 sind, wobei a0 der Bohrsche Radius ist und grob den mittleren Abstand der Elektronen vom Kern beschreibt. Diese Daumenregel erlaubt für viele Fälle eine vernünftige Abschätzung. Eine weitere wichtige Frage ist die physikalische Bedeutung der sphärischen Komponenten dq des Dipolmoments. Betrachten wir dazu eine laufende klassische Laserwelle entlang der Quantisierungsachse (= z-Achse), E (+) (x) = exp(ikz)εε exp(−iωt), die einen Übergang zwischen dem Grundzustand |Jg , mg i und dem angeregten Zustand |Je , me i treiben soll. Das Übergangsmatrixelement ist dann gegeben durch I = − exp(ikz) exp(−iωt)hJe , me |d · ε|Jg , mg i (4.82) 62 Die Wechselwirkung von Atomen und Licht √ Ist der Laserstrahl links/rechtszirkular polarisiert, so gilt ε± = (ex ± iey )/ 2 und somit 1 d · ε± = √ (dx ± idy ) 2 = ∓d±1 . (4.83) Linkszirkular polarisiertes Licht eines entlang der Quantisierungsachse laufenden Laserstrahls koppelt also an d1 und erfordert daher me = mg + 1. Genauso kann man zeigen, dass ε = ez eine Kopplung an d0 und damit me = mg nach sich zieht. Ein entsprechender Laserstrahl muß senkrecht zur Quantisierungsachse propagieren, da sein Wellenvektor senkrecht auf ez stehen muß. 4 Es muß noch einmal betont werden, dass zirkular polarisiertes Licht nur dann me = mg ± 1 erfordert, wenn der Laserstrahl entlang der Quantisierungsachse propagiert. In alle anderen Richtungen kann ein solcher Strahl an alle Komponenten dq koppeln. Zum Beispiel hat √ ein linkszirkular polarisierter Strahl √ entlang der x-Achse die Polarisation ε = (−ez + iey )/ 2 und koppelt wegen d · ε = −d0 / 2 − (d1 + d−1 )/2 an alle drei Komponenten. Entsprechend gilt dann me = mg + i, i = −1, 0, 1. Zum Abschluß dieses Abschnittes sollen noch einmal die allgemeinen Auswahlregeln zusammengefasst werden, die man aus den Eigenschaften der Clebsch-Gordan-Koeffizienten ableiten kann: ∆m = 0, ±1 ∆J = 0, ±1 Für J 0 = J ist der Übergang m = 0 → m0 = 0 verboten. 4 Diese Aussage ist eigentlich zu stark. Da echte Laserstrahlen immer fokussiert sind, tragen zu ihnen auch Wellenvektoren bei, die nicht exakt parallel zur Ausbreitungsachse liegen. Ein echter Laser hat daher immer auch einen kleinen longitudinal polarisierten Anteil, der aber meistens vernachlässigt werden kann. Kapitel 5 Das 2-Niveau Modell für Atome Beleuchtet man Atome im Grundzustand mit der Energie Eg mit einem Laserstrahl, dessen Photonen die Energie ~ω haben, so können diese die Energie des Photons absorbieren und in einen angeregten Zustand mit E 0 = Eg + ~ω übergehen. Wegen der Energieerhaltung muß für den angeregten Zustand |ei E 0 ≈ Ee gelten. In dieser Situation können alle anderen Niveaus vernachlässigt werden. Das Atom erscheint dann als neutrales Teilchen mit nur 2 inneren Freiheits|e0 i |ei ~ω |gi Abbildung 5.1: Absorbtion eines Photons durch ein Atom graden |gi und |ei; es ähnelt damit z. B. einem einzelnen Neutron mit Spin 12 . Modelle mit 2Niveaus tauchen in der Quantenmechanik häufig auf, z. B. • Spin 1 2 Teilchen • Photonen mit Polarisation • die Bandkanten von Valenz- und Leitungsband • Atome und Moleküle • Ionen • Josephson-Effekt in Supraleitern • 2 Interferrometer L V 64 Das 2-Niveau Modell für Atome • Qbits Der Inhalt dieses Kapitels kann mathematisch auch auf diese anderen Modelle angewendet werden. Zwei-Niveau-Modelle erlauben eine bessere Veranschaulichung komplizierter Vorgänge. Trotz ihrer einfachen Form liefern sie oft auch quantitativ gute Ergebnisse. 5.1 Herleitung des 2-Niveau Systems Beispiel: H-Atom Die Eigenzustände (ohne Spin) haben die Form |nlmi. In Abwesenheit eines Magnetfeldes sind diese bezüglich m entartet. Benutzt man nun Laserlicht der Frequenz 2P 2S 1S Abbildung 5.2: Skizze der Wasserstoff-Energieniveaus ω ≈ (E2P − E1S )/~ so können alle Multipletts außer 1S und 2P vernachlässigt werden. Wir erhalten ein System mit vier Zuständen. Systeme aus zwei Multipletts werden manchmal bereits als 2-Niveau Systeme bezeichnet (wegen der 2 Energieniveaus). Bei Hyperfeinspin-Entartung können dabei recht viele Zustände beteiligt sein. Um ein echtes 2-Niveau System (mit zwei } |e, F 0 , mF 0 i; F 0 = 0, 1, 2, 3 F =2 F =1 } |g, F, mf i Abbildung 5.3: Feinstrukturaufspaltung im Rb87 . Auch wenn man Licht verwendet, dass resonant mit zwei Energieniveaus (z.B. F = 1 → F 0 = 2) ist, sind im Allgemeinen sehr viele Zustände an dem Übergang beteiligt. Zuständen statt zwei Energieniveaus) zu realisieren, muß man Laser mit geeigneter Polarisation benutzen und auf die spontane Emission (die auch den Auswahlregeln folgt) achten. 5.1 Herleitung des 2-Niveau Systems 65 Beispiele für Zwei-Niveau Systeme 1. Beispiel: Je = 1 σ+ Absorbtion und Emission Jg = 0 Pumpt man mit zirkular polarisiertem Licht, so kommen nur die beiden Niveaus rechts für Übergänge in Frage. Man erhält so ein effektives 2-Niveau System. 2. Beispiel: π σ+ Je = 3 2 Jg = 1 2 Absorbtion und Emission Mechanismus: • |mg = 21 i ist nur an |me = 32 i gekoppelt und bildet ein 2-Niveau System • |mg = − 12 i ist an |me = 12 i gekoppelt. Dieser zerfällt spontan in |mg = − 12 i und |mg = 12 i. Bei jeder spontanen Emission wird daher Population auf das echte 2-Niveau System |mg = 12 i, |me = 32 i übertragen. • Nach vielen spontanen Emissionen sind praktisch alle Atome in diesem 2-Niveau System. 5.1.1 Darstellung von Operatoren Ab jetzt betrachten wir nur noch ein 2-Niveau System mit den Zuständen |gi, |ei. Die Operatoren in diesem System werden gewonnen durch: b= O ∞ X n=0 b |ni hn| O ∞ X m=0 |mi hm| ≈ X |ni Onm hm| n,m=e,g b mit: Onm = hn|O|mi = Oee Oeg Oge Ogg Die wichtigsten Operatoren sind: 1 Einsoperator 1 = 1 Ee Hamiltonian H0 = da |ei, |gi Eigenzustände von H0 sind Eg Orts-/Dipoloperator der Elektronen x ∝ d = −ex mit den Matrixelementen he|d|gi := deg = d∗ge he|d|ei = hg|d|gi = 0 66 Das 2-Niveau Modell für Atome Das Verschwinden der Diagonalelemente folgt dabei daraus, dass |ei und |gi Eigenzustände des Paritätsoperators sind und d die Parität −1 hat. Es gilt also 0 deg 0 xeg 0 1 0 0 ∗ d = deg · + deg · = = −e (5.1) d∗eg 0 x∗eg 0 0 0 1 0 wobei xeg das Matrixelement der Relativkoordinate der Elektronen ist. Impulsoperator der Elektronen Zunächst wie beim Ortsoperator hg|p|gi = 0 und he|p|ei = 0. Es sind also nur noch die Außerdiagonalelemente zu bestimmen. Dazu verwendet man einen Trick, nämlich: [x, H0 ] = Dies folgt aus H0 = gilt 1 2 α 2me pα P + i~ p me P α,β V (α, β) und p = [xα , H0 ] = = (5.2) P α pα , x = P α xα . Denn es X 1 [xα , p2α0 ] 2m e α0 i~ p me α Also gilt me he|[x, H0 ]|gi i~ ime = (Ee − Eg ) he|x|gi ~ he|p|gi = Womit also die Matrixdarstellung des elektronischen Impulses me ω0 0 −ideg p= id∗eg 0 e Ee − Eg ω0 = ~ (5.3) (5.4) lautet. 5.1.2 Kopplung eines 2-Niveau-Atoms an ein elektromagnetisches Feld Betrachten wir eine elektromagnetische Welle mit dem positiven Frequenzanteil des Vektorpotentials in der Form A(+) (t, R = 0) = A0 e−iωL t R: Schwerpunkt des Atoms (5.5) 5.1 Herleitung des 2-Niveau Systems 67 Der Wechselwirkungs-Hamiltonian lautet in Dipol-Kopplung (E = −Ȧ) Hint = −d · E = −d(E (+) + E (−) ) = −iωL (deg |ei hg| + d∗eg |gi he|) (A0 e−iωL t − A∗0 eiωL t ) Zum Vergleich die minimale Kopplung: e 0 Hint = p · A = −iω0 (deg |ei hg| − d∗eg |gi he|)(A0 e−iωL t + A∗0 eiωL t ) me (5.6) (5.7) Abgesehen von Vorzeichen, die sich durch Phasenfaktoren an den Basiszuständen und durch Verschieben der Schwerpunktskoordinate wegtransformieren lassen, liegt der Hauptunterschied in den Vorfaktoren ωL bzw. ω0 . Der Grund für diesen Unterschied ist, daß man nur einen Teil des in seiner Gänze unitär invarianten Hamiltonian betrachtet. In Abbildung 5.4 ist die unitäre Transformation als Drehung im Hilbertraum dargestellt. Anschaulich bedeutet das: Die unitäre Power- |ei |e0 i |ei |Rest0 i |Resti |g 0 i |gi |gi Abbildung 5.4: Unitäre Transformation |ψ 0 i = U |ψi Zieman-Woolley-Transformation “dreht” die Zustände im Hilbertraum. Die 2-Niveau-Näherung ist aber eine Projektion auf einen zweidimensionalen Unterraum. Je nachdem, ob man diese Projektion vor (|ei und |gi) oder nach (|e0 i und |g 0 i) der Power-Zieman-Woolley-Transformation durchführt, erhält man ein unterschiedliches Ergebnis, da man ja unterschiedliche zweidimensionale Unterräume betrachtet. In der Praxis ist dieser Unterschied aber unwichtig, da lediglich der Fall ω0 ≈ ωL interessant ist. 1 Im Folgenden verwenden wir die −d · E-Kopplung. Definiere die Rabi-Frequenz Ω := 1 1 deg · E 0 = deg · A0 ωL ~ ~ (5.8) mit E 0 := A0 ωL , und als Abkürzung für eine weniger wichtige Größe: e = 1 deg E ∗ Ω 0 ~ 1 ω0 ≈ ωL ist eine Voraussetzung für das Zwei-Niveau-Modell. (5.9) 68 Das 2-Niveau Modell für Atome Damit ist e iωL t ) + i~ |gi he| (Ω∗ eiωL t − Ω e ∗ e−iωL t ) Hint = −i~ |ei hg| (Ωe−iωL t − Ωe Der ungestörte Hamiltonian ist: 1 1 Ee 0 H0 = = (Ee + Eg )1 + (Ee − Eg )σz 0 Eg 2 2 (5.10) (5.11) Durch Wahl von Eg (der Energienullpunkt kann beliebig gewählt werden) kann man H0 in verschiedener Weise darstellen: ~ω0 Ee − Eg Ee + Eg = 0 ⇒ H0 = σz , ω0 = (5.12) 2 ~ 1 0 1 0 Eg = 0 ⇒ H0 = (Ee − Eg ) = ~ω0 (5.13) 0 0 0 0 Im Folgenden wird von der Rotating-Wave-Approximation Gebrauch gemacht. Diese wird häufig benutzt, sie funktioniert sehr gut und vereinfacht die Rechnungen erheblich. Dazu geht man zunächst ins Wechselwirkungsbild. Dabei wird die zeitliche Entwicklung aufgrund von H0 auf die Wellenfunktion übertragen: e = U |ψi e |ψi = e−iH0 t/~ |ψi (5.14) ė = H e und der Hamiltonian wird ume |ψi Die transformierte Schrödinger-Gleichung lautet i~ |ψi geformt gemäß e = −i~U † U̇ + U † (H0 + Hint )U = U † Hint U H (5.15) e i(ωL +ω0 )t ) + H.c. = −i~ |ei hg| (Ωe−i(ωL −ω0 )t − Ωe Der ei(ωL +ω0 )t -Term oszilliert sehr schnell und ist im zeitlichen Mittel daher ungefähr Null. Man erhält damit folgende einfache Form für den Hamiltonian im Wechselwirkungs-Bild e W W (t) = −i~e−i∆ t Ω |ei hg| + i~Ω∗ ei∆ t |gi he| H Es wurde dabei noch der Ausdruck für die Laser-Verstimmung ∆ = ωL − ω0 benutzt. Wenn man ins Schrödingerbild zurückkehrt, ergibt sich: ~ω0 0 −iΩe−iωL t H= σz + ~ iΩ∗ eiωL t 0 2 (5.16) (5.17) Durch eine unitäre Transformation läßt sich erreichen, daß H nur noch vom Betrag von Ω abhängt. Diese verziert |ei mit einer Phase eiϕ , wobei −iΩ = |Ω|eiϕ . U : |ei → eiϕ |ei iϕ e 0 U= 0 1 Damit wird der Hamiltonian maximal vereinfacht: ~ω0 0 |Ω|e−iωL t † U HU = σz + ~ |Ω|eiωL t 0 2 (5.18) (5.19) 5.2 Rabi-Oszillationen und Landau-Zener-Übergänge 5.2 69 Rabi-Oszillationen und Landau-Zener-Übergänge Als nächstes Problem sei die Zeitentwicklung eines Zustandes mit Hamiltonian H wie im vorhergehenden Abschnitt betrachtet. ω0 ψe ψe −iΩe−iωL t 2 (5.20) i~∂t =~ ω0 ∗ iωL t ψg iΩ e −2 ψg Ohne den zeitabhängigen Faktor eiωL t wäre diese Gleichung recht einfach lösbar. Man kann ihn durch eine unitäre Transformation entfernen: ! −i ωL t e ωL 2 0 e ψe ψ ωL = U ee (5.21) U = e−i 2 σz t = ψg 0 ei 2 t ψg Die transformierte Bewegungsgleichung ist: ! ! ψe ψee e i~∂t e = −i~U † U̇ + U † HU ψg ψeg ! n ~ω ~ω0 0 −iΩ o ψee L = − σz + σz + ~ iΩ∗ 0 2 2 ψeg (5.22) e Also ergibt sich für H: ∆ e = ~ − 2∗ −iΩ H ∆ iΩ 2 (5.23) Ein solcher zeitunabhängiger Hamiltonian ist nur in der Rotating-Wave-Approximation möglich. Die gegenrotierenden Terme wären auch nach der Transformation Gleichung (5.21) noch zeitabhängig. Die Schrödinger-Gleichung läßt sich nun einfach lösen: ! ψee (t) e −itH/~ = e ψeg (t) ψee (0) ψeg (0) ! (5.24) e um. Es treten nur drei Komponenten auf, da der Hamiltonian spurfrei und Schreibe nun H hermitisch ist. ImΩ e = ~n · σ, (5.25) H n = ReΩ − ∆2 Der Ausdruck e−itn·σ läßt sich in eine Potenzreihe entwickeln: −itn·σ e ∞ X 1 = (−it)l (n · σ)l l! l=0 (5.26) 70 Das 2-Niveau Modell für Atome Für das Produkt zweier σ-Matrizen gilt: σi σj = iεijk σk + δij 1 ⇒ (n · σ)2 = ni σi nj σj = ni nj (iεijk σk + δij 1) = |n|2 1 (n · σ)2l = |n|2l 1 (5.27) (5.28) (5.29) Damit läßt sich e−itn·σ schreiben: ∞ ∞ X X (−it)2l (−it)2l+1 −itn·σ 2l e = (n · σ) + (n · σ)2l+1 (2l)! (2l + 1)! l=0 l=0 e−itn·σ = cos(|n|t)1 − i n·σ sin(|n|t) |n| (5.30) (5.31) Als weitere Abkürzung verwenden wir: s w := |n| = ∆ 2 2 + |Ω|2 (5.32) Dieser Ausdruck ist nur vom Betrag von Ω abhängig. Wenn das Atom anfangs im Grundzustand ist, lautet die Lösung ! ! Ω ψee (t) −w ψee (0) 0 sin(wt) = ⇒ = ∆ 1 cos(wt) − i 2w sin(wt) ψeg (t) ψeg (0) (5.33) Die Wahrscheinlichkeitsamplitude ψee (t) für die Anregung oszilliert mit der Frequenz w, man nennt dies die Rabi-Oszillationen. Es gilt: |Ω|2 2 e Pe (t) = |ψe (t)| = 2 sin2 (wt) w (5.34) Der maximale Wert von Pe wird erreicht für wt = π/2 + nπ und ist gegeben durch |Ω|2 Pe ∝ ∆ 2 ( 2 ) + |Ω|2 (5.35) Wenn der Laser nicht gegenüber der Resonanzfrequenz verstimmt ist, ∆ = 0, ist vollständige Anregung (Pe = 1) möglich. Pe hängt stark von der Verstimmung ab: |Ω|2 1 (5.36) ∆2 Die Anregungswahrscheinlichkeit hängt also vom Verhältnis der Rabi-Frequenz zur Verstimmung ab. 2 Diese Ergebnisse sind sehr relevant für Atomoptik, Quantenoptik, Elektronen-Spinresonanz, Kernspinresonanz, Interferometrie und in vielen weiteren Bereichen. ∆ |Ω| 2 ⇒ Pe ≈ Es wird oft behauptet, dass die Anregungswahrscheinlichkeit vom Verhältnis der Rabi-Frequenz zur Lebensdauer des angeregten Zustands abhängt. Wie wir später sehen werden ist dieses Verhältnis für kleine LaserVerstimmungen auch wichtig. Das Verhältnis Ω/∆ spielt jedoch allgemein die größere Rolle. 5.2 Rabi-Oszillationen und Landau-Zener-Übergänge 71 Durch Laserpulse mit bestimmter Zeitdauer kann man wohldefinierte Zustände erzeugen. Der sogenannte ideale π2 -Puls 3 erzeugt eine 50-50 Superposition von Anregung und Grundzustand: π t= ⇒ 4Ω ∆=0 −itn·σ U =e 1 =√ 2 1 −1 1 1 Der ideale π-Puls bringt alle Elektronen in den angeregten oder abgeregten Zustand: π 0 −1 ∆=0 t= ⇒ U= 1 0 2Ω (5.37) (5.38) Zur Veranschaulichung der Zustände in einem Zwei-Niveau-System dient der Bloch-Vektor, der die Komponenten hσi = (v, w, u) hat. Es gilt u = hσz i = |ψe |2 − |ψg |2 v = hσx i = ψe∗ ψg + ψg∗ ψe (5.39) w = hσy i = −i(ψe∗ ψg − ψg∗ ψe ) Der Bloch-Vektor eines reinen Zustandes hat die Länge 1, er bewegt sich auf der Blochkugel mit Radius 1 um den Koordinatenursprung. z 1 |ψe | = 1 π-Puls y x -1 u2 + v 2 + w 2 = 1 |ψg | = 1 Abbildung 5.5: Die Bloch-Kugel Bei einem nicht verstimmten Laser lassen sich die Rabi-Oszillationen so beschreiben: ψe − sin(Ωt) = ψg cos(Ωt) 3 (5.40) In der Praxis hängt die Verstimmung eines Atoms wegen des Doppler-Effekts auch von seinem SchwerpunktsImpuls ab. Bei Zimmertemperatur macht dies einen idealen π/2 Puls in der oben dargestellten Form unmöglich. Für kalte Atome oder mit bestimmten Tricks lassen sich jedoch solche Pulse mit sehr guter Effizienz herstellen. 72 Das 2-Niveau Modell für Atome Der Bloch-Vektor ist dann: Für einen π-Puls, t = π 2Ω v − sin(2Ωt) w = 0 (5.41) u − cos(2Ωt) beschreibt der Bloch-Vektor einen Halbkreis, siehe Abbildung 5.5. Interferometrie mit zwei internen Zuständen: ein Beispiel zur Anwendung von π und π/2 Pulsen 2-Niveau-Systeme und Rabi-Oszillationen lassen sich zur Herstellung eines Interferometers verwenden. Die beiden Zustände spielen dabei die Rolle der Interferometer-Arme, die Rabi-Oszillationen können Strahlteiler und Spiegel realisieren. Anschauliche Darstellung der Anordnung: Phasenschieber |gi |gi |ψ0 i |ei π 2 |ψ1 i |ψ2 i − π2 |ψ3 i |ψ0 i = |gi = 0 1 |ψ1 i = Uπ/2 |ψ0 i 1 1 −1 0 =√ 1 1 1 2 1 −1 =√ 1 2 1 ⇔ √ (|gi − |ei) 2 iϕ e 0 |ψ2 i = |ψ1 i 0 1 1 = √ |gi − eiϕ |ei 2 |ψ3 i = U−π/2 |ψ2 i 1 1 1 1 −eiϕ √ =√ 1 2 −1 1 2 −iϕ 1 1−e = 1 + eiϕ 2 5.2 Rabi-Oszillationen und Landau-Zener-Übergänge 73 1 |gi 1 + eiϕ + |ei 1 − eiϕ 2 Messe die Anzahl der Atome in |ei: ⇔ Pe = |hψ3 |ei|2 1 2 1 iϕ = 1 − e = (1 − cos ϕ) 2 2 5.2.1 Landau-Zener-Übergänge Landau-Zener-Übergänge sind nicht so wichtig wie Rabi-Oszillationen, spielen aber eine große Rolle zur Erklärung vieler Phänomene. Wesentlicher Unterschied zu Rabi-Oszillationen: Das ˙ 0t Detuning ist zeitabhängig ∆ = ∆(t) = ∆ ! ˙ − ∆20 t Ω H=~ ˙0 ∆ Ω t 2 wobei wir in der Rotating Wave Approximation arbeiten und Ω ∈ R annehmen. Bewegungsgleichung: 1˙ iψ̇e = − ∆ 0 tψe + Ωψg 2 1˙ iψ̇g = ∆ 0 tψg + Ωψe 2 (5.42) Leite die Gleichung für ψ̇g nach der Zeit ab und erhalte 1˙ 1˙ iψ̈g = ∆ 0 ψg + ∆0 tψ̇g + Ωψ̇e 2 2 Einsetzen von (5.42) liefert ˙2 t2 ∆ i ˙ 0 ψ̈g = − Ω2 + + ∆ 0 4 2 ! ψg p ˙0 Führe neue Variable y ≡ t ∆ ⇒ ψg00 =− y2 Ω2 i + + ˙0 2 4 ∆ ψg Das ist die Standard-Form der DGL für parabolische Zylinderfunktionen (siehe [16]). Die Lösungen lassen sich durch konfluente hypergeometrische Funktionen darstellen und haben typischer weise folgendes Aussehen für ψg (−∞) = 1 : 74 Das 2-Niveau Modell für Atome Die asymptotische Anregungewahrscheinlichkeit P0 (+∞) kann analytisch berechnet werden und lautet: 2 −π Ω P0 (+∞) = 1 − |ψg (+∞)|2 = 1 − e 2∆˙ 0 Landau-Zener-Übergänge sind in verschiedenen Bereichen wichtig. Die ursprüngliche Anwendung liegt in der Molekülphysik: • Das Licht mit der Frequenz ωL ist nur für einen bestimmten Kernabstand R0 resonant. • Die Zeitentwicklung der Elektronenzustände wird mit den Zuständen |e(R)i, |g(R)i beschrieben und ist viel schneller als die Kernbewegung (wegen Mp Me ) • Der Kernabstand geht dann als (langsam zeitlich variierender) Parameter in die Bewegungsgleichungen der Elektronen ein: ψ̇e −∆E(R(t))/2 Ω ψe i~ = Ω ∆E(R(t))/2 ψg ψ̇g 5.3 Dressed States 75 • In der Nähe von R0 gilt ∆E(R(t)) = Ee − Eg ≈ ∆E(R0 ) +E 0 (R − R0 ) | {z } | {z } ≈v0 t ~ωL ⇒ ∆(t) = ωL − ∆E(R(t))/~ = −E 0 v0 t/~ Landau-Zener-Übergänge sind auch wichtig für STIRAP und Bloch-Oszillatoren. 5.3 Dressed States Dressed States heißen allgemein Zustände, die Eigenzustände von H einschließlich der Wechselwirkung mit einer oder wenigen Lichtmoden sind. Einfachster Fall: Wechselwirkung mit einem Laserstrahl wie oben Hψ = Eψ ∆ −2 Ω H=~ Ω∗ ∆2 Die Eigenwerte dazu sind s E± = ±~w = ±~ ψ (±) 1 =√ 2w ∆ 2 2 + |Ω|2 √ Ω p w±∆/2 ± w ± ∆/2 ! Asymptotischer Fall, das heißt ∆ |Ω|. Verwende s ! |∆| |Ω|2 |∆| 1 |Ω|2 w= 1+ 2 ≈ 1+ + ... 2 ∆ /4 2 2 ∆2 /4 76 Das 2-Niveau Modell für Atome ψe(+) ψe(−) 0 ∆→∞ 1 ∆ → −∞ 1 ∆→∞ 0 ∆ → −∞ → → Man nennt dieses Phänomen “avoided crossing”: Für Ω = 0 sind die Eigenzustände ψe und ψg . Ihre Eigenwerte kreuzen sich dann bei ∆ = 0. Die Kopplung durch den Laserstrahl für Ω 6= 0 macht daraus zwei sich nicht schneidende Hyperbeln mit Energieabstand 2~ |Ω|. Bemerkenswert: Folgt man einer Hyperbel, so geht man auf E− von ψg nach ψe und auf E+ von ψe nach ψg . Man kann für zeitabhängige ∆(t) einen Übergang von ψg nach ψe machen, ohne je einen Eigenvektor von H(t) verlassen zu müssen. Dies hängt eng mit Landau-Zener-Übergängen zusammen: Tunneln zwischen E− und E+ entspricht den nicht angeregten Atomen. Bei einem (Landau-Zener-) Übergang versucht der Zustand jedoch auf einer Hyperbel zu bleiben. Man kann die asymptotische Übergangswahrscheinlichkeit auch mit Hilfe des Tunnelns zwischen den zwei Hyperbeln verstehen. Nach der WKB-Näherung (siehe z.B. [17]) kann die Tunnelwahrscheinlichkeit zur anderen Hyperbel durch P = e−∆Et/~ mit ∆E = 2 |Ω| ausgedrückt ~ werden. Die typische Zeitskala t für das Tunneln ist in etwa dadurch gegeben, dass der Abstand zwischen den Hyperbeln auf 4 |Ω| angestiegen ist 2 ∆(t) 2 ⇔ 4 |Ω| = + |Ω|2 2 ˙ 0 t ≈ 4 |Ω| ⇒∆=∆ ⇒t= − ⇒P =e 5.3.1 4 |Ω| ˙0 ∆ 2|Ω|4|Ω| ˙ ∆ 0 − =e 8|Ω|2 ˙ ∆ 0 Dressed States in einer Cavity Weitaus häufiger verwendet man den Begriff dressed states für ein quantisiertes Strahlungsfeld. Die Form des Zwei-Niveau-Hamiltonians kann genauso wie vorher hergeleitet werden. Einziger Unterschied: die Rabi-Frequenz wird operator-wertig: b (+) (x) b = 1 deg · E Ω ~ Daraus folgt der Hamilton-Operator zu: h i ~ω0 b b H= σz − deg · E(x) |ei hg| + d∗eg · E(x) |gi he| + Hrad 2 Dieses transformieren wir über U = e−i ω0 σ t 2 z e−i Hrad t ~ (5.43) (5.44) (5.45) 5.3 Dressed States 77 wieder in das Wechselwirkungsbild: h i b Hint = − deg |ei hg| eiω0 t + d∗eg |gi he| e−iω0 t · E(x, t) (5.46) Dabei gilt: Z b E(x, t) = i s d3 k ~ωk eikx e−iωk t εkσ akσ + h. c. 2(2π)3 ε0 X σ (5.47) Veranschaulichen wir uns die Terme |ei hg| akσ und |ei hg| a†kσ : Abbildung 5.6: Der Term auf der rechten Seite ist in gewisser Weise unphysikalisch und wird in der RWA vernachlässigt Die RWA vernachlässigt also die Prozesse Absorption & Abregung sowie Emission & Anregung. Gehen wir (in RWA) wieder in das Schrödinger-Bild: HSchroed ~ω0 σz + = 2 Z 3 dk X ~ωk a†kσ akσ Z +~ d3 k σ Xh |ei hg| akσ gkσ + H. c. i (5.48) σ wobei gkσ gegeben ist durch: gkσ = −ideg · εkσ r ωk eikx 2~(2π)3 ε0 (5.49) Besonders oft studiert wurde das Modell mit nur einer Photon-Mode, das sog. Jaynes-CummingsModell. Für dieses ergibt sich aus Gleichung (5.48) ω 0 † + ∗ − † H=~ σz + ωL a a + gσ a + g σ a . (5.50) 2 Hierbei ist σ ± definiert durch: + σ = 0 1 0 0 Dieses Modell ist sinnvoll für den Fall, dass − σ = 0 0 1 0 (5.51) 78 Das 2-Niveau Modell für Atome • nur eine Mode besetzt ist (na nkσ ), also im wesentlichen für einen klassischen Laserstrahl • nur eine Mode in einer Cavity resonant ist. In der Cavity-Quantenelektrodynamik sind in den letzten 15 Jahren große Fortschritte gemacht worden. Die grundlegende Idee kann an einer idealen Cavity erläutert werden, die aus einem Hohlraum besteht, dessen Wände ideale Spiegel sind. Diese Wände sorgen für Randbedingungen an das elektrodynamische (Quanten-)Feld, wodurch im wesentlichen nur Moden mit der Wellenlänge λn = 2L/n zugelassen sind. Deren Frequenzen ωn = 2πc/λn ∝ n sind diskret und sind nur für ωn ≈ (Ee − Eg )/~ mit dem atomaren Übergang resonant, so dass nur Moden für ein bestimmtes n berücksichtigt werden müssen. Um die Größenordnungen zu nennen: bei Mikrowellen benutzt man Resonatoren der Länge L ≈ 1 cm mit n ≈ 1, bei Licht dagegen Resonatoren der Länge L ≈ 1 − 10 cm und n ≈ 106 1. Reale Cavities sind nie ideal. Ein Maß für die Güte ist der Qualitätsfaktor Q, der die Anzahl der Durchläufe eines Photons angibt, bis dieses statistisch verloren ist. Für sehr gute Cavities erreicht man Q ≈ 106 . Dabei ist nur eine Polarisationsrichtung resonant, da die Spiegel immer aus doppelbrechendem Material sind. In einer 3d-Cavity wird auch die spontane Emission modifiziert, da das Atom nur in bestimmte Moden emittieren und die emittierten Photonen wieder absorbieren kann. Dressed States in einer Cavity sind allgemein darstellbar durch X |ψi = ψe (n) |e, ni + ψg (n) |g, ni (5.52) n Wir suchen die Eigenwerte von H |ψi = E |ψi. Dies führt uns zu dem Gleichungssystem: √ ~ω0 (E + − n~ωL )ψg (n) = ~g ∗ nψe (n − 1) (5.53) 2 √ ~ω0 − (n − 1)~ωL )ψe (n − 1) = ~g ∗ nψg (n) (E − (5.54) 2 wobei wir für die untere Gleichung ψe (n − 1) wählen, da dieses an ψg (n) √koppelt. (Anregung geschieht durch Absorption eines Photons!). Mit den Ersetzungen Ωn := g n und ∆ = ωL − ω0 können wir dieses Gleichungssystem auch schreiben als: ψ (n − 1) − ∆ Ω ψ (n − 1) 1 1 e n e 2 E − n − ~ωL = (5.55) ∆ ∗ ψ (n) ψg (n) Ω ~ 2 g n 2 Diese Gleichung ist dieselbe wie beim klassischen EM-Feld. Daher können wir die Eigenwerte sofort ablesen zu: s 2 1 ∆ En,± = n − ~ωL ± ~ + |Ωn |2 (5.56) 2 2 Die Energien hängen hängen also von n ab, das bedeutet, dass bei einer Superposition von Zuständen mit verschiedenen n die einzelnen Phasenfaktoren (e−iEn,± t/~ ) auseinanderlaufen. Dies führt wegen destruktiver Interferenz zu Collapse and Revival der Anregungswahrscheinlichkeit. Literatur: [5], [6] 5.4 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, Raman-Übergänge 5.4 79 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, RamanÜbergänge Am Gebräuchlichsten ist das Drei-Niveau-Modell. Um zu solch einem System zu gelangen, muss man Laser geeignet einstrahlen. Das schematische Beispiel zeigt Übergänge von J = 1 nach J 0 = 1. Hierbei ist der Übergang von J 0 nach J mit m = m0 = 0 verboten. Durch Einstrahlen von σ+ und σ− -Licht kann man daher das Niveau m = 0, J = 1 entvölkern und erhält ein sog. Λ-System aus den Zuständen |J = 1, m = ±1i und |J 0 = 1, m0 = 0i. Abbildung 5.7: Die Vektoren bezeichnen die Übergänge, die durch σ± -Licht angeregt werden. Die gewellten Linien zeigen zusätzliche mögliche Abregungen durch spontane Emission auf. Der Hamilton-Operator dieses Systems in RWA ist: Ee ~Ω+ e−iω+ t ~Ω− e−iω− t E+ 0 H = ~Ω∗+ eiω+ t ∗ iω− t ~Ω− e 0 E− −iω+ t 0 ~Ω+ e ~Ω− e−iω− t E+ − Ee 0 = Ee 1 + ~Ω∗+ eiω+ t ~Ω∗− e−iω− t 0 E− − Ee (5.57) Wir führen wieder eine Transformation durch, um die Zeitabhängigkeit zu entfernen: ψe± = e−iω± t ψ± (5.58) Dies führt zu dem zeitunabhängigen Hamiltonian 0 Ω + Ω− H = ~ Ω∗+ ∆+ 0 + Ee 1 Ω∗− 0 ∆− wobei wir ∆± = ω± − 5.4.1 Ee −E± ~ (5.59) gesetzt haben. Dunkelzustände (Dark States) Betrachte den Fall der Zwei-Photonen-Resonanz: ∆+ = ∆− , dabei bedeutet ∆± 6= 0, dass einzelne Photonen nicht resonant mit den Übergängen |±i → |ei sind. Bei der Zwei-PhotonenResonanz hat man aber ~(ω+ − ω− ) = E− − E+ . Das folgt direkt aus ∆+ = ∆− wegen ~ω+ − Ee + E+ = ~ω− − Ee + E− 80 Das 2-Niveau Modell für Atome Ist die Bedingung der Zwei-Photonen-Resonanz gegeben, so existiert ein Eigenzustand des Hamiltonians, der Dunkelzustand genannt wird: |ψD i = Ω− Ω+ |+i − |−i Ω Ω (5.60) q mit Ω := |Ω− |2 + |Ω+ |2 . Die Wirkung des Hamiltonians auf diesen Zustand ist 0 Ω + Ω− 0 H |ψD i = ~ Ω∗+ ∆+ 0 Ω− /Ω Ω∗− 0 ∆− −Ω+ /Ω Ω+ Ω− Ω− Ω+ 0 − Ω2 Ω2 ∆+ Ω− = ~∆ Ω− = ~ Ω Ω Ω+ −∆− Ω+ − Ω Ω falls ∆+ = ∆− = ∆. Also ist im Fall der Zwei-Photonen-Resonanz |ψD i ein Eigenzustand von H, der keine angeregte Komponente hat. Die Anregungswahrscheinlichkeit ist null, die Atome sind für dieses (!) Lichtfeld transparent. 4 Die Übergangsamplituden interferieren destruktiv. Einfacher Spezialfall: Ω+ = 0 ⇒ |ψD i = |+i Ändert man die Rabi-Frequenzen, so kann |ψD i angeregt werden. Zu |ψD i gibt es auch einen entsprechenden gekoppelten Zustand, den Bright State: Ω∗+ Ω∗− |ψB i = |+i + |−i Ω Ω (5.61) Für diesen gilt H |ψB i = Ω |ei + ∆ |ψB i |ψD i und |ψB i bilden eine alternative Basis zu |+i, |−i. Spontane Emission transferiert im Allgemeinen |ei sowohl in |ψD i als auch |ψB i, da der Dunkelzustand nur für die Photonen der beiden Laserstrahlen dunkel ist und an andere Lichtmoden koppeln kann: |ei Ω |ψD i |ψB i 4 Dies gilt auch, wenn keine Zwei-Photonen-Resonanz vorliegt. 5.4 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, Raman-Übergänge 81 Das kann zum Pumpen in |ψD i verwendet werden (siehe Kapitel über Laserkühlung). Für ∆+ 6= ∆− ist |ψD i kein Eigenzustand des Hamiltonians mehr und entwickelt sich mit der Zeit zu |ψB i, von dem aus das Atom angeregt werden kann. Der Pumpzyklus funktioniert dann nicht mehr. Die anschauliche Bedeutung der Dunkelzustände kann man am Beispiel eines Überganges mit Jg = Lg = 1 nach Je = Le = 0 verstehen. Dieses Beispiel ist zwar nicht besonders realistisch, da für die meisten Grundzustände der Bahndrehimpuls Lg verschwindet, es erlaubt aber, den Mechanismus hinter Dunkelzuständen im Kern zu verstehen. 5 Betrachten wir dazu die Form der elektronischen Zustände |ei = |Le = me = 0i und |mi = |Lg = 1, mg = mi im Ortsraum. Schreibt man die Relativkoordinate des Elektrons in sphärischen Koordinaten, r sin ϑ cos ϕ x = r sin ϑ sin ϕ r cos ϑ so ergibt sich für die Zustände hx| − 1i = Y1,−1 (ϑ, ϕ)rfg (r) = re−iϕ sin ϑfg (r) = (x − iy)fg (r) hx|0i = r cos ϑfg (r) = zfg (r) hx|1i = (x + iy)fg (r) hx|ei = Y0,0 fe (r) = fe (r) Damit lassen sich die Matrixelemente des Dipolmoments −ex wie folgt berechnen: de,−1 = he| − ex |−1i Z x = −e d3x fe∗ f−1 (r)(x − iy) y z 2 Z x − ixy = −e d3x fe∗ f−1 (r) xy − iy 2 xz − iyz aus Symmetriegründen x → −x0 oder y → −y 0 folgt x2 d3x fe∗ (r)f−1 −iy 2 0 Z de,−1 = −e 5 In realistischen Atomen hat man z.B. Lg = 0, S = 1, Le = 1 so dass Jg = 1 und Je = 0 für eine ΛKonfiguration. Obwohl hierbei die Bahndrehimpulse genau umgekehrte Werte als in unserem Beispiel haben, sorgen die Auswahlregeln dafür, dass die folgenden Argumente auch auf diesen Fall übertragen werden können. 82 Das 2-Niveau Modell für Atome R R Da wiederum aus Symmetriegründen f (r)x2 = f (r)y 2 gilt, findet man de,−1 ∼ (1, −i, 0). Analog kann man zeigen, dass de,1 ∼ (1, i, 0) und de,0 ∼ (0, 0, 1) gilt. Betrachten wir nun als Beispiel den Fall, dass linear in x-Richtung polarisiertes Licht eingestrahlt wird. Wir haben also E ∼ ex . Wegen √ 1 1 ε+ + ε− = √ (ex + iey ) + √ (ex − iey ) = 2ex 2 2 ist dies äquivalent dazu, dass wir links- und rechtszirkular polarisiertes Licht mit gleicher Intensität einstrahlen. Für die zugehörigen Rabi-Frequenzen ergibt sich 1 1 1 i 0 =1 ⇒ Ω+ = de,+1 · E ∼ · ~ 0 0 1 1 1 −i 0 =1 Ω− = de,−1 · E ∼ · ~ 0 0 ⇒ Ω+ = Ω − Die Rabi-Frequenzen sind also gleich, so dass sich der Dunkelzustand (5.60) zu 1 |ψD i = √ (|+1i − |−1i) 2 ergibt. Die Ortsdarstellung dieses Zustandes ist 1 ψD (x) = √ (ψ+1 (x) − ψ−1 (x)) 2 1 = √ {(x + iy) fg (r) − (x − iy) fg (r)} 2 √ = 2iyfg (r) (5.62) ⇒ψD ist antisymmetrisch in y-Richtung, es entspricht einer Hantel entlang y (da es ein p-Zustand ist): x P-Hantel - + y Jetzt wo wir wissen, wie der Dunkelzustand räumlich aussieht, können wir uns die Wechselwirkung des Atoms mit dem Lichtfeld näher anschauen. Die klassische Wechselwirkung eines elektrischen Feldes mit einem Atom besteht darin, dass positive und negative Ladungen gegeneinander verschoben werden, und zwar entlang der Richtung von E: 5.4 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, Raman-Übergänge + E=0 83 + E 6= 0 Die anfänglich symmetrische Ladungsdichte des Atoms wird dabei asymmetrisch. In der Quantenmechanik ergibt sich ein ähnliches Bild. E erzeugt dann eine Superposition von |ei und |gi. In unserem Beispiel ist |ei symmetrisch im Ortsraum und alle drei Grundzustände antisymmetrisch. 6 Die Superposition ist im Allgemeinen asymmetrisch. Die Ladungsdichte der Elektronen ist gegeben durch %(x) = −e|ψ(x)|2 . Sie ist symmetrisch sowohl für den reinen angeregten Zustand |ei als auch für die drei Grundzustände. Erst die Superposition erzeugt eine asymmetrische Ladungsverteilung: Die Superposition der Zustände ist also die quantenmechanische Beschreibung der Tatsache, dass die Ladungen im elektrischen Feld gegeneinander verschoben werden. Für normale Atome findet man für jeden Laserstrahl und sein zugehöriges elektrisches Feld einen p-Zustand, mit dessen Hantel man durch Superposition eine entlang der elektrischen Feldrichtung verschobene Ladungsverteilung erzeugen kann. Bei einem Dunkelzustand geht das nicht: in unserem Beispiel zeigt das elektrische Feld entlang der x-Achse, der Dunkelzustand (5.62) ist aber antisymmetrisch in y-Richtung. Sind die Atome also im Dunkelzustand präpariert, so kann das elektrische Feld ihre Ladungsdichte nicht in x-Richtung verschieben. 6 Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass dies genau umgekehrt ist, wie es bei Atomen normalerweise der Fall ist. 84 Das 2-Niveau Modell für Atome 5.4.2 Raman-Übergänge Betrachte die Zeitentwicklung der Zustände mit 0 Ω + Ω− H = ~ Ω∗+ ∆+ 0 Ω∗− 0 ∆− (5.63) ⇒ iψ̇e = Ω+ ψ+ + Ω− ψ− iψ̇± = ∆± ψ± + Ω∗± ψe Ansatz: ψ± = e−i∆± t ψ̃± ⇒ iψ̇e = Ω+ e−i∆+ t ψ̃+ + Ω− e−i∆− t ψ̃− iψ̃˙ ± = Ω∗± ei∆± t ψe (5.64) (5.65) Wegen |ψe | ≤ 1 ergibt sich daraus, dass |ψ̃˙ ± | ≤ |Ω± | gilt. Die formale Lösung für ψe lautet Z t n o 0 −i∆+ t0 0 −i∆− t0 0 ψe (t) = ψe (0) −i dt Ω+ e ψ̃+ (t ) + Ω− e ψ̃− (t ) (5.66) | {z } 0 ≡0 Betrachte den Fall großer Verstimmungen: |∆± | |Ω± |. In diesem Fall variiert ψ̃± (t) langsam −i∆± t gegenüber e , da ψ̃˙ ± ≤ |Ω± | |∆± |. Man kann daher unter dem Integral ψ̃± (t0 ) ≈ ψ̃± (t) setzen und nur über die schnell variierenden Terme integrieren. Damit folgt Ω+ −i∆+ t Ω− −i∆− t ψe (t) ≈ e − 1 ψ̃+ (t) + e − 1 ψ̃− (t) ∆+ ∆− Einsetzen in Gl. (5.65) ergibt Ω+ −i∆+ t Ω− −i∆− t ˙ ∗ i∆± t iψ̃± = Ω± e e − 1 ψ̃+ (t) + e − 1 ψ̃− (t) ∆+ ∆− oder ausmultipliziert für eine Komponente Ω∗ Ω− i(∆+ −∆− )t |Ω+ |2 iψ̃˙ + = 1 − ei∆+ t ψ̃+ (t) + + e − ei∆+ t ψ̃− (t) ∆+ | {z } ∆− | {z } ≈1 ≈ei(∆+ −∆− )t wobei schnell variierende Terme sich wegmitteln und deshalb gegenüber langsamen Termen vernachlässigt werden können. 7 Zusammengefasst kann man daher eine effektive Zwei-NiveauGleichung für die beiden Grundzustände formulieren: ∂ ψ̃+ ψ̃+ i~ = Heff (5.67) ψ̃− ∂t ψ̃− 7 Im Gegensatz dazu hatten wir in Gl. (5.65) ausschließlich schnell variierende Terme, so dass wir sie dort nicht vernachlässigen durften. 5.4 Modelle mit wenigen Niveaus, Dunkelzustände, Raman-Übergänge mit Heff = ~ |Ω+ |2 ∆+ −i(∆+ −∆− )t Ω∗− Ω+ e ∆+ Ω∗+ Ω− i(∆+ −∆− )t e ∆− |Ω− |2 ∆− 85 ! (5.68) Der stets nur schwach besetzte angeregte Zustand tritt hier nicht mehr auf. Man nennt dies adiabatische Eliminierung des angeregten Zustandes. Die Matrixelemente von Heff sind proportional zu Ω2 /∆. Dieser Ausdruck kann auch für kleine Anregungswahrscheinlichkeiten Pe = Ω2 /∆2 groß sein. Aus dieser Tatsache folgt die große praktische Bedeutung von Raman-Übergängen, denn eine geringe Anregungswahrscheinlichkeit bedeutet, dass spontane Emission und der damit verbundene Kohärenzverlust der Wellenfunktion stark unterdrückt ist. Man kann daher Atome mit Raman-Übergängen kohärent manipulieren. Die Zeitskala des Kohärenzverlustes (Dekohärenz) ist die Anregungwahrscheinlichkeit multipliziert mit der spontanen Emissionsrate, γPe . Typisches Zahlenbeispiel: Ω = 109 Hz, γ = 107 Hz, ∆ = 1010 Hz. Damit folgt Ω2 /∆ = 108 Hz und γPe = 105 Hz. Die effektive Rabi-Frequenz Ω∗ Ω− Ωeff := + (5.69) ∆ bestimmt die Kopplung zwischen den beiden Grundzuständen. Hierbei ist der Index ± an der Verstimmung bewusst weggelassen worden, denn es ergibt sich folgendes Problem. Heff ist nicht mehr hermitesch, da im Allgemeinen ∆− 6= ∆+ ist. Warum kann man diesen Operator dennoch verwenden? Der Grund liegt darin, dass die adiabatische Entwicklung des angeregten Zustands ψe = Ω− Ω+ ψ̃+ e−i∆+ t − 1 + ψ̃− e−i∆− t − 1 ∆+ ∆− (5.70) als Entwicklung von ψe nach Potenzen von ∆1± angesehen werden kann. ψe ist korrekt bis zur ersten Ordnung in ∆1± , sofern alle Frequenzen Ω± , ∆+ − ∆− ∆± sind. Daher muss man folgende Entwicklung machen: 1 1 = ∆− (∆− − ∆+ ) + ∆+ 1 1 ≈ − 2 (∆− − ∆+ ) + . . . ∆+ ∆+ 1 1 = + O(( 2 )) ∆+ ∆+ (5.71) (5.72) Heff ist also hermitesch bis zur ersten Ordnung in ∆1± . Führt man nun die effektive Rabi-Frequenz nach (5.69) ein, so kann man Heff durch ∗ Ωeff ei(∆+ −∆− )t Heff = ~ (5.73) Ω∗eff e−i(∆+ −∆− )t ∗ darstellen. Dieser Hamiltonian ist analog dem des Zwei-Niveau-Systems. 86 Das 2-Niveau Modell für Atome 5.5 Adiabatisches Theorem, STIRAP Die STImulated Rapid Adiabatic Passage ist eine Methode, Dunkelzustände und Raman-Übergänge hocheffizient miteinander zu kombinieren. Sie benutzt das Adiabatische Theorem: Gegeben sei ein zeitabhängiger Hamiltonian H(t) mit Eigenzuständen |n(t)i, H(t) |n(t)i = En (t) |n(t)i. Ein Zustand |ψ(t)i folgt adiabatisch dem Zustand |n(t)i, falls H(t) (unendlich) langsam variiert (Ḣ/H −→ 0). Dann gilt: |ψ(t)i = eiφ(t) |n(t)i (5.74) Den exakten Beweis führen wir an dieser Stelle nicht, aber der Satz soll im Folgenden motiviert werden: Zu lösen ist i~∂t |ψ(t)i = H(t) |ψ(t)i mit |ψ(0)i = |n(0)i. Dazu macht man den Ansatz X |ψ(t)i = cn (t) |n(t)i (5.75) n Dies in die Schrödinger-Gleichung eingesetzt ergibt: X i~∂t |ψi = i~ {ċn |ni + cn |ṅi} n = H |ψi X En (t)cn (t) |n(t)i = (5.76) n Multipliziert man diese Gleichung von links mit hm(t)|, so ergibt sich unter der Voraussetzung hm(t)|n(t)i = δnm : iċm + i X cn hm|ṅi = n Em cm ~ (5.77) Ansatz für die Koeffizienten cm (t) : Z t 0 0 cm (t) = exp −i dt Em (t )/~ · c̃m (t) (5.78) 0 Es ergibt sich für c̃˙m : c̃˙m = − X n Z c̃n hm|ṅi exp −i t 0 0 0 dt (En (t ) − Em (t ))/~ (5.79) 0 R Variiert H langsam, so wird hm|ṅi klein gegen den Phasenfaktor (Em − En ), falls m 6= n. Man kann dann diese Terme vernachlässigen und erhält: c̃˙m ≈ − hm|ṁi c̃m (5.80) 5.5 Adiabatisches Theorem, STIRAP 87 Wegen hm|ṁi = − hṁ|mi = −(hm|ṁi)∗ folgt, dass hm|ṁi = iα(t) eine rein komplexe Zahl sein muss. Somit gilt: Z t 0 0 c̃m (t) = exp −i α(t )dt (5.81) (5.82) 0 R Anmerkung: die Phase α(t)dt wird Berry-Phase genannt und hat eine geometrische Bedeutung: im Hilbertraum bekommt man, wenn man einen geschlossenen Weg langsam oder schnell durchläuft, immer dieselbe Phasendifferenz, da die Berry-Phase invariant unter einer Reparametrisierung der Zeit ist. 5.5.1 Anwendung des adiabatischen Theorems auf Dunkelzustände |ψD i = Ω− Ω+ |+i − |−i Ω Ω (5.83) mit Ω= p |Ω+ |2 + |Ω− |2 (5.84) Mache die Rabi-Frequenzen zeitabhängig und verändere sie adiabatisch, Ω± = Ω± (t). Dies führt dann zu: |ψD i = |ψD (T )i (5.85) Falls der Anfangszustand der Atome durch |ψ(0)i = |ψD (0)i gegeben ist, dann folgt |ψ(t)i adiabatisch dem Dunkelzustand, |ψ(t)i = |ψD (T )i. Genau dies ist das Prinzip von STIRAP. Man kann dadurch Atome mit hoher Effizienz zwischen den beiden Grundzuständen transferieren. Im Einzelnen macht man das wie folgt: Abbildung 5.8: Links Anfangsszustand, rechts Endzustand. Der Kreis markiert den Dunkelzustand • |ψ(0)i = |−i = |ψD i mit Ω− (0) = 0 • Verändere Ω+ und Ω− so, dass Ω+ (t1 ) = 0 88 Das 2-Niveau Modell für Atome • Dann ist |ψ(t1 )i = |+i = |ψD (t1 )i mit Ω+ (t1 ) = 0. Diese Abfolge entspricht einer kontraintuitiven Abfolge von Laserpulsen, bei der zuerst der nicht koppelnde Laserstrahl angeschaltet wird. Abbildung 5.9: Der erste Puls entspricht Ω+ , der zweite Ω− . Die STIRAP hat eine maximale Effizienz von 99% und darüber. Dabei bleiben die Atome immer in einer Superposition von |−i und |+i (|ψD i), obwohl die Zustände |+i und |−i nur über |ei gekoppelt sind. Im Idealfall findet ein Transfer von |−i nach |+i statt, ohne dass die Atome jemals angeregt sind. Kapitel 6 Atomoptik Die Atomoptik behandelt allgemein die kohärente Propagation atomarer Materiewellen. Hauptaugenmerk wird also auf Schwerpunktbewegung der Atome gelegt. In dieser Vorlesung wird der Einfluß von Licht auf die Schwerpunktbewegung behandelt. 6.1 Grundlegendes Prinzip In Kap. 3 behandelten wir, dass der vollständige atomare Hamiltonian aus Relativ- und Schwerpunktbewegungsbeiträgen besteht: H= X p2 + En |ni hn| 2M n {z } | (6.1) =H0 wobei H0 die Relativbewegung der Elektronen berschreibt (|ni = 1s, 2p . . .), p der Schwerpunktimpulsoperator und M die Gesamtmasse des Atoms ist. Die Kopplung an ein elektromagnetisches Feld ist in der Dipolnäherung nach Abschnitt 4.3 gegeben durch: 1 Hint = − d · D(x) − µ · B(x) (6.2) ε0 Dabei sind d, µ Operatoren, die auf die Relativbewegung wirken, x ist der Schwerpunkt des Atoms. Die Heisenbergschen Bewegungsgleichungen liefern: i 1 ẋ = − [x, H + Hint ] = P ~ M (6.3) i 1 Ṗ = − [P , Hint ] = ∇{− d · D(x) − µ · B(x)} ~ ε0 (6.4) Inhomogene Felder ändern also die Schwerpunktbewegung. Dabei hängt die Änderung vom inneren Zustand ab (z.B. Stern-Gerlach) 90 Atomoptik Besonders intuitiv zu verstehen ist die Absorption/Emission einzelner Photonen mit Polarisation ε und Wellenvektor k. Der Photonenimpuls ergibt sich zu: pγ = ~k (6.5) |p, gi ⊗ |1k i −→ |p + ~k, ei ⊗ |0i (6.6) Aus der Impulserhaltung folgt: Beispiel: laufende Laser-Welle mit Wellenvektor kL E = E 0 eikL x Hint = −d · E(x) (6.7) Hieraus ergibt sich deg · E = Ω0 eikL x ~ Für ein Zwei-Niveau-System gilt dann: p2 −~∆ 0 Ω0 eikL x H= 1+ +~ 0 Ω0 e−ikL x 0 2M Ω=− (6.8) (6.9) Man verwendet folgende Zusammenhänge Z |ψe i = d3 p |pi ψe (p) , analog |ψg i (6.10) mit eikL x |pi = |p + ~kL i (6.11) Die letzte Gleichung erhält man am einfachsten, wenn man die Orstdarstellung der Impulseigenzustände verwendet: hx|pi ∝ exp(ip · x/~). Man setzt dies in die Schrödinger-Gleichung ein |ψe i |ψe i i~∂t =H (6.12) |ψg i |ψg i und erhält: i~∂t ψe (p + ~kL ) = ψg (p) h i (p+~kL )2 − ~∆ 2M 2 p ψ (p) 2M g ψe (p + ~kL ) + ~Ω0 ψg (p) + ~Ω∗0 ψe (p + ~kL ) ψe (p + ~kL ) Das ist nun wieder ein 2-Niveau-System der Form . ψg (p) Wichtig: der Impulsübertrag ändert die Verstimmung: (p + ~kL )2 p2 Ẽe − Ẽg = − ~∆ − 2M 2M 2 2 ~ ~ kL = −~∆ + p · kL + M 2M ! (6.13) (6.14) 6.2 Atom-Interferometrie 91 Hieraus erkennt man, wenn man v = 1 p M anwendet und einmal durch −~ dividiert: ~k2L (6.15) 2M Hierbei ist −v · kL die Doppler-Verschiebung der Laserfrequenz im Ruhesystem des Atoms, ~k2L stellt den recoil-shift (Rückstoßverschiebung) dar. 2M ∆(v) = ∆ − v · kL − 6.2 Atom-Interferometrie Atom-Interferometrie wird seit 1991 (Carnal & Mlynek [38]) betrieben. Wir beschäftigen uns hier nur mit Interferometern, die Lichtstrahlen als Atomstrahlteiler verwenden. Das Grundprinzip ist allen Licht-Atom-Interferometern gleich: Licht wird verwendet, um Atome zu kicken“. ” 6.2.1 Ramsey-Bordé-Interferometer (Bordé 1988, Riehle 1991) |e, p + ~ki |g, pi |e, p − ~ki t |g, pi T k π 2 0 T T 0 −k k − π2 π 2 −k − π2 Abbildung 6.1: Das Atom-Interferometer von Ramsey und Bordé Die Atome ändern also nicht nur ihren internen Zustand sondern auch ihren Impuls. Sie durchlaufen in diesem Interferometer (siehe Abbildung 6.1) also räumlich unterschiedliche Bahnen [36, ?]. Tatsächlich wurde ein solcher Aufbau auch schon vor 1991 verwendet, allerdings nicht zur Interferometrie, sondern als Spektrometer. Funktionsweise: 1. Der erste Laserstrahl bewirkt einen idealen π 2 Puls mit Impulsübertrag ~k, 1 |g, pi → √ (|g, pi + |e, p + ~ki) = |ψ1 i 2 92 Atomoptik 2. Freie Propagation für die Zeit T 0 , 1 |ψ1 i → √ (|g, pi + |e, p + ~ki exp(i∆E(p, k)T 0 /~)) = |ψ2 i 2 mit ∆E(p, k) = Ee − Eg + ~2 k 2 2M + ~ p M ·k 3. Der zweite Laserstrahl bewirkt einen idealen π2 Puls mit Impulsübertrag ~k, 1 i∆E(p,k)T 0 /~ i∆E(p,k)T 0 /~ |ψ2 i → |g, pi (1 − e ) + |e, p + ~ki (1 + e ) = |ψ3 i 2 Die Abhängigkeit ∆E(p, k) vom atomaren Impuls verhindert, dass bereits das Signal nach dem zweiten Laserpuls sinnvoll für die Interferometrie verwendet werden kann. Der Grund ist, dass Atome mit unterschiedlichem Impuls verschiedene Phasenverschiebungen erfahren und somit das Gesamtsignal verwaschen wird. Um dieses Problem zu lösen, verwendet man das zweite Pulspaar in Abbildung 6.1. Nehmen wir an, dass die Zeit T zwischen den Pulspaaren lang gegenüber der Zerfallszeit der angeregten Atome ist. In diesem Fall können wir in |ψ3 i den angeregten Anteil vernachlässigen. Außerdem soll während der Flugzeit T irgendein äußeres Potential 1 eine Phasenverschiebung exp(iα) zwischen den beiden Armen des Atominterferometers erzeugen, so dass der Zustand zum Zeitpunkt T + T 0 proportional zu |ψ4 i = |g, pi (eiα − ei∆E(p,k)T 0 /~ ) ist. Die Anwendung des zweiten Laserpuls-Paares kann völlig analog zum ersten Paar berechnet werden. Man findet dann für den Zustand nach dem zweiten Laserpaar hg |ψ(2T 0 + T )i ∝ (eiα − ei∆E(p,k)T 0 /~ )(1 − ei∆E(p,−k)T 0 /~ ). Man kann am Ausgang des Interferometers beispielsweise die Wahrscheinlichkeit dafür messen, Atome im Grundzustand zu finden. Diese ist durch |hg |ψ(2T 0 + T )i |2 gegeben und lautet explizit eiα (−e−i∆E(p,k)T 0 /~ e−i∆E(p,−k)T 0 /~ + e−i(∆E(p,k)+∆E(p,−k))T 0 /~ ) + c.c. + Rest. Mittelt man über verschiedene Impulse, so fallen alle Terme, die noch von p abhängen, heraus. Es überlebt nur der letzte Term. In diesem wird für jedes Atom genau die entgegengesetzte impulsabhängige Phasenverschiebung akkumuliert, so dass insgesamt jedes Atom dieselbe totale Phasenverschiebung erfährt und man diese messen kann. Man bezeichnet dieses Interferometer daher als Doppler-frei. Es bleibt dann nur noch die Rückstoßverschiebung, die jedoch für jedes Atom dieselbe ist und einfach herausgerechnet werden kann. Offensichtlich schließen die Interferometerarme eine Fläche ein. Das Ramsey-Interferometer ist Doppler-frei, d. h. die Phase, die durch die Doppler-Verschiebung verursacht wird, fällt heraus (siehe Übung). 1 Z.B. die Schwerkraft. Da Atome, die den Impulsübertrag erfahren haben, etwas höher weiterfliegen als die, die im Grundzustand bleiben, durchlaufen sie ein anderes Gravitationspotential. 6.2 Atom-Interferometrie 93 Ein großer Nachteil besteht darin, dass über die Zeit T 0 Atome im angeregten Zustand existieren. Hier kann durch spontane Emission die Interferenzfähigkeit zerstört werden. Für nor” male“ Atome und optische Übergänge liegt die Zerfallszeit bei ≈ 107 s−1 . Die Teilchen erhalten durch den ursprüngliche Puls (Wellenzahl von k ≈ 107 m−1 (Licht)) eine Geschwindigkeit von v = ~k ≈ 1 cm/s. Sie kommen so innerhalb der Zerfallszeit rund 1 nm weit. Eine solch kleine M Aufspaltung ist kaum meßbar. Um spontane Emission zu vermeiden, muß T 0 1/γ (γ: Zerfallswahrscheinlichkeit) sein. Man wählt daher langlebige (metastabile) Zustände mit γ ≈ 103 s−1 . Für diese Niveaus sind elektrische Dipolübergänge verboten, sie werden z.B. mittels Quadrupolübergängen angeregt. 6.2.2 Atomic fountain (Kasevich & Chu 1991) 2. R. Puls 20cm 3. R. Puls 1. RamanPuls Abbildung 6.2: Grundprinzip des Interferometers Der Vorteil gegenüber dem Ramsey-Bordé-Interferometer besteht darin, dass durch die Verwendung von Raman-Pulsen die Atome praktisch die ganze Zeit über im Grundzustand bleiben [37]: dadurch sind sehr lange Laufzeiten (bis zu 0.25 s) erreichbar. 1. P. 2. P. 3. P. Abbildung 6.3: Durch die Raman-Pulse induzierte Übergänge Mit dieser Apparatur wurde die Erdbeschleunigung auf 10−8 genau gemessen, sie ist so empfindlich, dass Höhenunterschiede des Aufbaus im cm Bereich (und die dadurch verursachte Änderung der Erdbeschleunigung) gemessen werden können. Funktionsweise: Unter einem Raman π2 -Puls versteht man einen Raman-Übergang mit der effektiven Rabi-Frequenz Ωef f = Ω∗+ (x)Ω− (x) , ∆ der für eine Zeit t angeschaltet bleibt, die t · |Ωef f | ≈ π 4 (6.16) 94 Atomoptik erfüllt. Ein solcher Puls überführt das System in eine Superposition von |+i und |−i. Wählt man nun für Ω2 Ω± (x) = Ω0 eik± ·x dann gilt: Ωef f = 0 ei(k− −k+ )·x (6.17) ∆ Was gerade einem effektiven Zwei-Niveau-System entspricht. Der Impulsübertrag ist damit gegeben durch: ∆p = ~(k− − k+ ) analog zum Zwei-Niveau-System (6.18) Anschaulich entspricht dies der Absorption eines Photons aus Ω− und der stimulierten Emission in Ω+ . Es gibt nun verschiedene realisierbare Systeme: parallele Laser: k+ = k− ⇒ ∆p = 0 gegenläufige Laser: k+ = −k− ⇒ ∆p = 2~k− also doppelt so viel wie im Ramsey-BordéInterferometer. Keine Doppler Sensitivität für T = T0 |+, p + 2~ki t |−, pi T T RP1 RP2 π 2 π 0 RP3 π 2 Abbildung 6.4: Das Atom-Interferometer von Kasevich und Chu 6.3 Optische Potentiale Idee der optischen Potentiale: Nutze die Ortsabhängigkeit von Ω(x) aus. Zur Vermeidung der spontanen Emission wird eine große Verstimmung gewählt (dies entspricht der adiabatischen Eliminierung des angeregten Zustandes, siehe Gl. 5.68). ∆ Ω |−i Z. B. . Das optische Potential ist dabei durch |Ω(x)|2 ∆ gegeben. Die Form des Potentials wird also durch den Laser bestimmt. Vopt (x) = ~ (6.19) 6.3 Optische Potentiale 95 6.3.1 Laufender Laser mit Gauß-Profil %2 E (+) (x) = eikz e− w2 εE0 mit: % = p x2 + y 2 (6.20) Die Rabi-Frequenz ergibt sich dann als %2 1 d · E (+) = Ω0 eikz e− w2 ~ %2 Ω2 = 0 e−2 w2 ∆ Ω(x) = Also Vopt (6.21) (6.22) Für ∆ > 0 streben die Atome zu den Orten geringster Lichtintensität ( low-field-seekers“), für ” V(x) ∆>0 ρ ∆<0 Abbildung 6.5: Optisches Potential eines Lasers mit gaußförmiger Intensitätsverteilung ∆ < 0 zum den Intensitätsmaximum ( high-field-seekers“). Für ∆ < 0 stellt das System also ” eine Atomfalle dar. Typische Parameter für BEC-Fallen sind Ω ≈ 7 · 1010 s−1 ∆ ≈ 1015 s−1 PLaser = 2 W auf 30 µm fokussiert Dies ergibt ein optisches Potential von etwa V0 = 5 · 10−28 J. Damit gelingt es, Teilchen, die eine Temperatur von kVB0 ≈ 40 µK besitzen, einzufangen. Typischerweise ist die Kondensattemperatur 2 kleiner als 1 µK. Die Dekohärenzrate eines solchen Systems liegt bei γ· |Ω| ≈ 5·10−2 s−1 , ist also ∆2 2 sehr langsam. Sie ist das Produkt der Anregungswahrscheinlichkeit |Ω| /∆2 und der spontanen Emissionsrate und gibt an, in welcher Zeitskala eine den Zustand zerstörende spontane Emission stattfindet. 6.3.2 Stehender Doughnut-Laser %2 E (+) (x) = cos(kz)e− w2 (x + iy)E 0 (6.23) 96 Atomoptik Phase Wobei x + iy = %eiφ gilt; ein solcher Laser sieht in etwa wie folgt aus: Es gilt also %2 Ω = Ω0 cos(kz)(x + iy)e− w2 %2 Ω2 V = 0 cos2 (kz)%2 e−2 w2 ∆ . und (6.24) (6.25) V(x) ∆>0 % ρ z ∆<0 d. h. der Laser bildet eine Röhre“ für Atome, die sich am Minimum ansammeln (für blau ver” stimmtes Licht). 6.3.3 Evaneszente Lichtfelder (Übung) 6.3.4 Linsen für einen Atomstrahl Ein realer Laserstrahl hält seinen Fokus nur über einen gewissen Bereich hinweg 2 : E (+) (x) = eikz E 0 ik%2 /(2q(z)) e q(z) q(z) = z − iz0 Wobei z0 die Rayleigh-Länge bezeichnet, die die Breite über w0 := Potential ist in diesem Fall Vopt ∝ |d · E 2 (+) 2 | = V0 w0 w(z) 2 %2 e− w2 q mit: w(z) = w0 2z0 π p (6.26) bestimmt. Das optische 1 + (z/z0 )2 (6.27) Das i im Exponenten ist kein Druckfehler. Diese Form für das elektrische Feld ergibt sich in der sogenannten Paraxial-Näherung, die in Büchern über Optik oder in meinem Skript zur Elektrodynamik behandelt wird. 6.3 Optische Potentiale 97 V0 ∆>0 z ∆<0 Laser Abbildung 6.6: Rayleigh-Länge und Breite Die Berechnung einer solchen Linse gelingt mittels der RamanNath-Näherung: Wenn die Wechselwirkungszeit T zwischen Licht und Atomen so kurz ist, dass sich die Dichteverteilung der Atome P2 kaum ändert, kann man 2M im Hamilton Operator vernachlässigen. Atome ψ(x, t) = U (t)ψ0 (x) = e−iHt/~ ψ0 (x) ≈ e−iV (x)t/~ ψ0 (x) (6.28) Es ändert sich also nur die Phase der Wellenfunktion. Danach propagiert der Zustand frei, d. h. p2 t ψ(x, t) = e−i 2M ~ ψ0 (x, T ) (6.29) 1-dimensionales Beispiel: Der Lichtstrahl läuft in z-Richtung und hat eine gewisse Breite, der Atomstrahl passiert den Lichtstrahl in x-Richtung. Die Atome haben dadurch nur eine kurze Wechselwirkungszeit mit dem Laser, so dass die Raman-Nath-Näherung angewendet werden ges.: Impulsänderung in z-Richtung x 2 2 − z2 − z 2 −iT Rz 2 w w 1 ψ0 (z) = e ⇒ ψ(z, T ) ≈ e 1 e (6.30) kann. z 1 2 −( 2 +iT R)z e w1 (6.31) wobei wir das Potential durch V (x) ≈ Rz 2 angenähert haben (wegen der näherungsweise quadratischen Abhängigkeit des optischen Potentials um z = 0). Die Zeitentwicklung dieser Wellenfunktion laßt sich am einfachsten mittels einer Fourier-Transformation angeben: p2 ψ(z, t) = F −1 (e− 2M F(ψ(z, T ))) z2 − 4β ⇒ ψ(z, t) ∝ e (6.32) mit: β = 1 t~ 1 +i und α = 2 + iT Rz 4α 2M w1 98 Atomoptik Also w4 (t) = |4β|2 = (at − (w12 + T 2 R2 z))2 + const. mit: a = D. h. w(t) besitzt ein Minimum für t > 0, was einer Fokussierung entspricht. 2~ m Kapitel 7 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix 7.1 Dichtematrix-Formalismus Die Dichtematrix %b erlaubt es, die Zeitentwicklung inkohärenter Systeme (an Stelle reiner Zustände) zu beschreiben. Insbesondere ermöglicht sie auch die Beschreibung offener Quantensysteme. Ein Beispiel: Ein (klassischer) Apparat im Labor produziert einen Quantenzustand nur mit einer gewissen klassischen Wahrscheinlichkeit bei jeder Durchführung des Experiments. Dies kann beispielsweise ein Ofen sein, bei dem Atome mal mit Geschwindigkeit v1 , mal mit v2 ausgestoßen werden. Man weiß daher nur mit einer Wahrscheinlichkeit pi , ob der Zustand |ψi i realisiert wurde. Die P |ψi i müssen dabei nicht orthogonal sein. Die Wahrscheinlichkeiten müssen natürlich i pi = 1 erfüllen, da irgendein Zustand mit Sicherheit vorliegt. Jedes |ψi i entwickelt sich danach (gei schlossenes System, kein Reservoir) unitär gemäß |ψi (t)i = e− ~ Ht |ψi (0)i. Falls bei einer Realisierung des Experiments der Zustand |ψi i vorliegt, so ist der Mittelwert einer Observable für diesen Zustand gegeben durch b = hψi (t)|b hAi a|ψi (t)i (7.1) i |ψi i liegt bei jeder Realisierung mit Wahrscheinlichkeit pi vor. Man gewinnt den vollständigen Erwartungswert durch die Mittelung über alle Realisierungen, b = hAi X b = pi hAi i i X pi hψi (t)|b a|ψi (t)i (7.2) i Ist {|ni} eine Orthonormalbasis des Hilbertraumes, dann läßt sich die 1 als Damit gilt für den Erwartungswert: b = hAi X i pi hψi | X n b ii = |ni hn|A|ψ X n b hn|A X i pi |ψi i hψi |ni = P X n n |nihn| darstellen. b%|ni hn|Ab (7.3) 100 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Die Dichtematrix %b definiert man über %b = X pi |ψi ihψi | (7.4) i Der Erwartungswert eines Operators ist die Spur über diesen und die Dichtematrix: b = Tr (b b hAi %A) (7.5) Eigenschaften der Spur (i) Die Spur hängt nicht von der Basis ab. bB) b = Tr (B b A) b (ii) Tr (A Beweis: zu (i) Sei {|n0 i} eine andere Basis des Hilbertraumes. Dann ist b = Tr (A) X = X b = hn|A|ni X n hn| b hn0 | A n0 |nihn| n0 i = | n {z 1 b |n0 i hn0 |A|ni n0 n X X X b 0i hn0 |A|n n0 } zu (ii) bB) b = Tr (A X = X bB|ni b hn|A = b hn|A|n b 0i = hn0 |B|ni n,n0 Eigenschaften der Dichtematrix (i) %b ist hermitesch. (ii) Tr %b = 1 (iii) Tr (b %2 ) ≤ 1 (= 1 für reine Zustände) zu (i) trivial wegen pi ∈ [0, 1] b 0 i hn0 |B|ni b hn|A|n n,n0 n Beweis: X X n0 b A|n b 0i hn0 |B 7.1 Dichtematrix-Formalismus 101 zu (ii) Tr %b = X hn|pi |ψi i hψi |ni = n,i = X i X X pi hψi | pi hψi |ψi i = | {z } 1 X |ni hn|ψi i n i pi = 1 i zu (iii) Tr (b %2 ) = X = X hn| X n i,j pi |ψi i hψi |pj |ψj i hψj |ni = ij X pi pj hψi |ψj i hψj |ψi i i,j pi pj | hψi |ψj i |2 ≤ | {z } ≤1 X i pi X pj = 1 j Bei einem reinen Zustand gilt: %̂ = |ψi hψ| , %̂2 = %̂ Ein Gemisch hat mindestens zwei verschiedene Zustände: %̂ = p1 |ψ1 ihψ1 | + p2 |ψ2 ihψ2 | + . . . , pi 6= 0 Der Unterschied zwischen Gemisch und Superposition wird an folgendem Beispiel deutlich: %bG beschreibt ein Gemisch: 1 %̂G = (|eihe| + |gihg|) 2 Die Hälfte der Atome ist angeregt, die andere Hälfte ist im Grundzustand. In diesem Zustand soll der Erwartungswert des Dipol-Operators, d ∝ |eihg| + |gihe|, gebildet werden. 1 hdi ∝ Tr (b %G (|eihg| + |gihe|)) = Tr (|gihe| + |eihg|) 2 1 1 = he| . . . |ei + hg| . . . |gi = 0 2 2 %bS beschreibt eine Superposition: 1 |ψi = √ (|ei + |gi) 2 1 %bS = |ψihψ| = (|ei + |gi)(hg| + |ei) 2 1 1 = (|gihg| + |eihe|) + (|eihg| + |gihe|) |2 {z } 2 %bG 102 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix %̂s hat nichtdiagonale Elemente, sogenannte Kohärenzen. Der Erwartungswert des Dipol-Operators ist: 1 hdi ∝ Tr (b %S (|eihg| + |gihe|)) = Tr ((%̂G + (|eihg| + |gihe|))(|eihg| + |gihe|)) 2 1 = 0 + Tr (|eihe| + |gihg|) = 1 | {z } 2 1 Die nichtdiagonalen Elemente der Dichtematrix beschreiben den Grad an quantenmechanischer Kohärenz, also die Fähigkeit des Systems, Interferenzeffekte zu zeigen. Sie werden deshalb oft Kohärenzen genannt. Die Diagonalelemente enthalten die Population der Zustände. 7.2 Liouville-Gleichung, Superoperatoren Man betrachte die Zeitentwicklung von %̂ im abgeschlossenen System. Ein einzelner Zustand erfüllt bekanntlich die Schrödinger-Gleichung: i~∂t |ψi i = H |ψi i Dies kann man auf die Dichtematrix übertragen: X X i~∂t %̂ = i~ pi ∂t (|ψi ihψi |) = i~ pi (∂t |ψi i hψi | + |ψi i ∂t hψi |) i = X i pi (H |ψi ihψi | − |ψi ihψi | H) i i~∂t %̂ = [H, %̂] (7.6) Dies ist die Liouville-Gleichung für geschlossene Systeme. Die Spur der Dichtematrix ist zeitlich konstant: i~∂t Tr %̂ = Tr ([H, %̂]) = Tr (H %̂ − %̂H) = 0 [H, ·] ist ein Spezialfall sogenannter Superoperatoren, die ihrerseits auf Operatoren wirken. L%̂ := [H, %̂] nennt man Liouville-Superoperator. Nun muß die Liouville-Gleichung i~∂t %b = Lb % gelöst werden. Dies geschieht zunächst formal: i i t2 %b(t) = e− ~ tL %b(0) = (1 − tL − LL + · · · )b %(0) ~ 2!~2 i i it t2 = %b(0) − [H, %b(0)] − [H, [H, %b(0)]] + . . . = e− ~ Ht %b(0)e ~ Ht 2 ~ 2!~ 7.2 Liouville-Gleichung, Superoperatoren 103 Beweis: it f (t) := e− ~ L %b(0) → i~∂t f = Lf = [H, f ] i i g(t) := e− ~ Ht %b(0)e ~ Ht zu zeigen: f (t) = g(t) i i i~∂t g = i~(− Hg + gH) = [H, g] ~ ~ f (t) und g(t) erfüllen die gleiche Differentialgleichung. f (0) = %b(0) = g(0) f (t) und g(t) erfüllen die gleichen Anfangsbedingungen. →f (t) = g(t) Entropie, Gleichgewichts-Dichtematrix (Exkurs stat. Mechanik) Die Entropie eines Quantensystems ist wie folgt definiert: S = −kB Tr (b % ln %b) = −kB hln %bi (7.7) S beschreibt den Grad an Unordnung, der in einem System herrscht. b eines In (7.7) wird der Logarithmus der Dichtematrix gebildet. Allgemein ist eine Funktion f (A) Operators in seiner Diagonaldarstellung am besten definiert. X b |an i = an |an i → A b= A an |an ihan | n Für hermitesche Operatoren gilt: han |am i = δnm f sollte Taylor-entwickelbar sein: X fl b = bl f (A) A l! l X X X 2 b = A an |an ihan | am |am iham | = a2n |an ihan | n m n Dies läßt sich auf beliebige Potenzen erweitern: X bl = A aln |an ihan | n b = ⇒ f (A) X fl X l l! aln |an ihan | = n X f (an ) |an ihan | n Als Beispiel folgt die Entropie des reinen Zustandes: %b = 1 · |ψihψ| S = −kB Tr (b % ln %b) = −kB Tr (1 · |ψihψ| · ln(1) |ψihψ|) | {z } =0 (7.8) 104 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Die Entropie des reinen Zustandes ist 0. Für Gleichgewichtszustände gilt: h i %̂˙ = 0 ⇔ Ĥ, %̂ = 0 ⇒ %̂ hat gemeinsamen Satz von Eigenwerten mit Ĥ H |En i = En |En i ⇒ %̂ = X %n |En ihEn | n Thermischer Gleichgewichtszustand: maximiere Entropie S mit den Nebenbedingungen: • Tr (%̂) = 1 (Erhaltung der Wahrscheinlichkeit) D E • Ĥ = E (Kanonische oder großkanonische Gesamtheit) Führe dazu zwei Larange-Parameter λ1 , λ2 ein. Maximierung: D E ∂ S − λ1 (Tr (%̂) − 1) − λ2 ( Ĥ − E = 0 ∂%n Da %̂ in dieser Basis diagonal ist, gilt somit: ( ! X X ∂ −kB %n0 ln %n0 − λ1 %n0 − 1 − λ2 ∂%n n0 n0 !) X n0 ⇒ 0 = −kB (ln %n + 1) − λ1 − λ2 En 1 ⇒ %n = exp − (λ1 + λ2 En ) kB λ − k 2 En ∼e λ1 wird fixiert durch P n B %n = 1 ⇒ %̂ ∼ X λ − k 2 En e B |En ihEn | n fasse dies als Funktion von H auf − λ2 H %̂ ∼ e kB Setze λ2 = T1 ⇒%̂ = Z1 e−β Ĥ , β = kB1T , Z = Tr e−β Ĥ %n0 En0 − E =0 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung 105 Liouville-Theorem Die Entropie eines Systems ändert sich nicht, wenn man eine unitäre Transformation auf die Dichtematrix anwendet. %̂0 = U %̂U † S 0 = −kB Tr (%̂0 ln %̂0 ) = S(%̂0 ) = S U %̂U † Taylor-Entwicklung des Operators innerhalb der Spur: X X n K̂(%̂0 ) := %̂0 ln %̂0 = Kn %̂0n = Kn U %̂U † n n Werte den Term in der Klammer aus U %̂U † n = U %̂ |{z} U † U %̂U † U %̂U † . . . n 1 † = U %̂ U X ⇒ K̂(%̂0 ) = U Kn %̂n U † ⇒ S 0 = −kB Tr U %̂ ln %̂U † = −kB Tr U † U %̂ ln %̂ = S ⇒ Die Entropie kann durch keine Zeitentwicklung U = exp(−iHt/~) in einem geschlossenen System verändert werden. Will man also die Entropie eines Systems ändern, so darf es sich nicht um ein geschlossenes System handeln. Durch die Wechselwirkung mit der Umgebung kann das System Energie, Impuls oder Teilchen austauschen und so z.B. gekühlt werden. 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung Direkte Produkte von Hilbert-Räumen Betrachte zwei Hilbert-Räume HS , HR mit den Basen {|Sn i}, {|Rα i}. Das direkte Produkt dieser Räume ist gegeben durch ) ( X ψnα |Sn i ⊗ |Rα i HS ⊗ HR = |ψi |ψi = n,α Dieser Raum enthält nicht nur Zustände, die in Produktform |Sn i ⊗ |Rα i geschrieben werden können, sondern auch so genannte verschränkte Zustände, z.B. |S1 i ⊗ |R1 i + |S2 i ⊗ |R2 i Verschränkte Zustände spielen eine zentrale Rolle bei vielen modernen Forschungsgebieten (BellUngleichungen, Quanten-Kryptographie, Quanten-Teleportation, Quantum-Computing usw.). Ihre besondere Eigenschaft besteht darin, dass Korrelationen zwischen den beiden Systemen R und 106 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix S bestehen, die praktisch nicht mit klassischen Modellen verstanden werden können. Mehr dazu kann man in Referenz [18] erfahren. Sei %̂ die HR . Der Erwartungswert einer Observablen, die nur auf HS E auf HS ⊗ D Dichtematrix wirkt, ist ÂS = Tr %̂ ÂS ⊗ 1R . Hier ist unter ÂS ein Operator zu verstehen, der nur auf dem Hilbert-Raum HS wirkt: ÂS : HS → HS : |Sn i 7→ ÂS |Sn i ÂS ⊗ 1R ist die Darstellung dieses Operators auf dem Produkt-Hilbert-Raum mit der Wirkung ÂS ⊗ 1R : HS ⊗ HR → HS ⊗ HR |Sn i ⊗ |Rα i 7→ ÂS |Sn i ⊗ 1R |Rα i 7.3.1 Reduzierte Dichtematrix, Projektions-Superoperatoren Die Spur eines Operators im Produkt-Raum kann damit zerlegt werden gemäß: X Tr (Ô)HS ⊗HR = (hSn | ⊗ hRα |) Ô (|Sn i ⊗ |Rα i) n,α ⇒ D E X ÂS = hSn | ⊗ hRα | %̂(ÂS ⊗ 1R ) |Sn i ⊗ |Rα i n,α = X n = X hSn | X hRα | %̂ |Rα i ÂS |Sn i α hSn | TrR (%̂)ÂS |Sn i n Im letzten Schritt wurde verwendet, dass ein Operator der auf dem einen Teilraum wirkt, im anderen Teilraum keine Wirkung hat. X TrR (%̂) ≡ hRα | %̂ |Rα i α Nenne %̂S = TrR (%̂) reduzierte Dichtematrix. %̂S wirkt auf HS , insbesondere gilt: D E ÂS = TrS (%̂S ÂS ) = TrS (TrR (%̂)ÂS )) Die reduzierte Dichtematrix enthält also die volle Information über das Verhalten einer Observablen im Subsystem HS . Ziel: Finde eine Gleichung, die %̂S alleine beschreibt. 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung 107 Projektions-Superoperatoren Normale Projektionsoperatoren P̂ in der Quantenmechanik, wie zum Beispiel P = |eihe| mit P |ψi = |ei he|ψi, erfüllen P 2 = P , P † = P Für den Projektions-Superoperator gilt analog für die Wirkung auf Operatoren: P 2  = P  Beispiele: 1. Reduzierte Dichtematrix P %̂ ≡ %̂R (0)TrR (%̂) , (7.9) wobei %̂R (0) derDichtematrix des Reservoirs zur Zeit t = 0 entspricht P 2 %̂ = %̂R (0)TrR (P %̂) = %̂R (0)TrR (%̂R (0) TrR (%̂) ) | {z } %̂S :HS 7→HS ⇒ P 2 %̂ = %̂R (0)TrR (%̂R (0)) %̂S = P %̂ 2. Projektion auf die Populationen P %̂ ≡ X |ni hn| %̂ |ni hn| n P projiziert %̂ auf seine Diagonalelemente, damit werden also alle Kohärenzen zerstört. 7.3.2 Zwanzigs Master-Gleichung Zwanzigs Master-Gleichung ist eine Gleichung für P %̂ alleine, die aus der Liouville-Gleichung i~%̇ = L% für %̂ abgeleitet wird. Zur Herleitung führen wir zunächst den zu P komplementären ProjektionsSuperoperator Q := 1 − P ein, wobei Q2 = Q erfüllt ist.1 Der Projektions-Superoperator ist zeitunabhängig, Ṗ = 0, ∂ ⇒ i~ P% = PL% = PL(P + Q)% ∂t ∂ ⇒ i~ P% = PLP% + PLQ% ∂t analog mit Q% ∂ i~ Q% = QLP% + QLQ% (7.10) ∂t 1 Hier ist die Unterscheidung zwischen Projektions-Operatoren und Projektions-Superoperatoren wichtig: für P |ψi P ÂP P ÂQ Projektionsoperatoren gilt: |ψi = , dagegen gilt für Super-Operatoren:  = Q |ψi QÂP QÂQ 108 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Löse zunächst i~Q%̇ = QLQ%. Sind die Super-Operatoren zeitunabhängig, so kann man die formale Lösung leicht hinschreiben: Q%(t) = exp(−iQLQt/~)Q%(0) . Der allgemeine Fall ist bedeutend komplizierter und führt auf ein sogenanntes zeitgeordnetes Exponential. Da dieses sehr häufig in der Quantenfeldtheorie und anderen Bereichen der theoretischen Physik auftritt, soll es hier kurz vorgestellt werden. Das zeitgeordnete Exponential Formale Lösung: Z t Z Q%̇dt = i~ 0 t QL(t0 )Q%(t0 )dt0 (7.11) 0 Z i t ⇒ Q%(t) = Q%(0) − QL(t0 )QQ%(t0 )dt0 (7.12) ~ 0 wobei im letzten Schritt Q2 = Q verwendet wurde. Diese Lösung ist nur formal, da sie sich praktisch selbst wieder enthält: Q%(t) hängt von Q%(t0 ) mit t0 < t ab. Drückt man Q%(t0 ) wieder mit Hilfe von Gleichung (7.12) aus, so ergibt sich Z Z 0 i t 00 i t 0 0 Q%(t) = Q%(0) − dt (QL(t )Q){Q%(0) − dt QL(t00 )QQ%(t00 )} (7.13) ~ 0 ~ 0 Iteriere dieses Verfahren: i ⇒ Q%(t) = Q%(0) − ~ Z t dt0 (QL(t0 )Q)Q%(0) 0 2 Z t Z t0 i + − dt0 dt00 (QLQ(t0 ))(QLQ(t00 ))Q%(0) + . . . (7.14) ~ 0 0 Führe das zeitgeordnete Produkt ein: 0 T (A(t)B(t )) := A(t)B(t0 ) für t > t0 B(t0 )A(t) für t0 > t Damit können wir die mehrfachen Integrale der Reihe umschreiben: Z t Z t1 Z t Z t dt1 QLQ(t1 ) dt2 QLQ(t2 ) = dt2 dt1 T (QLQ(t1 ) QLQ(t2 )) 0 0 0 (7.15) (7.16) t2 T (QLQ(t1 ) QLQ(t2 )) hat auch die richtige Ordnung der Operatoren (der spätere steht links vom früheren), wenn t1 < t2 ist. Betrachte deshalb das Integral mit modifizierten Grenzen für t2 : Z t Z t ⇒ dt1 dt2 T (QLQ(t1 ) QLQ(t2 )) 0 0 Z t Z t1 Z t Z t = dt1 dt2 QLQ(t1 ) QLQ(t2 ) + dt1 dt2 QLQ(t2 ) QLQ(t1 ) (7.17) 0 0 0 t1 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung 109 Der erste Term auf der rechten Seite von Gleichung (7.17) kommt in der Reihe (Gleichung (7.14)) vor. Für den zweiten Term auf der rechten Seite von Gleichung (7.17) läßt sich schreiben: Z t Z t t2 Z dt2 QLQ(t2 ) QLQ(t1 ) = dt1 0 t Z dt1 QLQ(t2 ) QLQ(t1 ) dt2 t1 0 (7.18) 0 Mit t01 = t2 und t02 = t1 folgt: Z ⇒ 2.Term in Gleichung (7.17) = t dt01 0 Z t01 dt02 QLQ(t01 ) QLQ(t02 ) (7.19) 0 Gleichung (7.19) ist wieder ein Term, der in unserer Reihe (Gleichung (7.14)) vorkommt. Z ⇒ t Z 0 t1 dt2 QLQ(t1 ) QLQ(t2 ) dt1 0 1 = 2! Z t Z dt2 T (QLQ(t1 ) QLQ(t2 )) (7.20) dt1 0 t 0 Wir haben es also erreicht, dass der erste Term der Reihe mit Hilfe von Integralen mit unabhängigen Grenzen geschrieben werden kann. Man kann zeigen, dass eine entsprechende allgemeine Relation gilt: Z 0 = 1 n! t Z dt1 Z t 0 t1 Z tn−1 dt2 . . . dtn QLQ(t1 ) . . . QLQ(tn ) 0 Z t dt1 . . . dtn T (QLQ(t1 ) . . . QLQ(tn )) 0 (7.21) 0 Z i t ⇒ Q%(t) = {1 − dt1 QLQ . . . ~ 0 n Z t Z t 1 −i + dt1 . . . dtn T (QLQ(t1 ) . . . QLQ(tn )}Q%(0) n! ~ 0 0 Z t −i 0 0 = T exp dt QLQ(t ) Q%(0) (7.22) ~ 0 = : UQQ (t)Q%(0) (7.23) Dies ist die Lösung der homogenen Gleichung i~Q%̇ = QLQ(Q%) (7.24) Das zeitgeordnete Exponential T exp ist dabei definiert über seine Taylor-Reihe, in der Integrale über verschiedene Variablen t1 , t2 , . . . auftreten. Der Zeitordnungsoperator T sorgt dafür, dass die Zeiten genau entsprechend ihrem Auftreten in Reihe (7.14) erscheinen. 110 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Herleitung der Master-Gleichung: Fortsetzung Zur Herleitung der Master-Gleichung ist nun der Ansatz Q%(t) = UQQ (t)%˜Q (t) zweckmäßig. ⇒ i~∂t Q% = i~U̇QQ %̃Q + i~UQQ %̃˙ Q (7.25) Mit U̇QQ = − ~i QLQ(t)UQQ (t) folgt unter Verwendung der Gleichung (7.10): −1 i~%̃˙ Q = UQQ (t)QLP%(t) Z i t 0 −1 0 ⇒ %̃Q (t) = %̃Q (0) − dt UQQ (t )QLP%(t0 ) ~ 0 Z t i −1 0 dt0 UQQ (t )QLQP%(t0 ) ⇒ Q%(t) = Q%(0) − UQQ (t) ~ 0 (7.26) (7.27) (7.28) Setze Gleichung (7.28) in die Gleichung für P% ein: Z t i 0 −1 0 0 dt UQQ (t )QLP%(t ) i~P %̇ = PLP% + PL(t)Q Q%(0) − UQQ (t) ~ 0 (7.29) Gleichung (7.29) ist Zwanzigs Master-Gleichung. Dies ist eine exakte Differentialgleichung für P% alleine, die in der Praxis ohne Näherungen nicht gelöst werden kann. Um sie zu vereinfachen, spezialisieren wir uns nun auf einen SuperProjektor von der Form 7.9 und betrachten folgenden Spezialfall: 1. %(0) = %R (0) ⊗ %S (0), d.h. keine Korrelationen zwischen System und Reservoir zur Zeit t=0 2. [%R (0), HR ] = 0, d.h. das Reservoir ist in einem stationären Zustand von HR (es gilt H = HR + HS + Hint ). 3. Tr R (%R (0)Hint ) = 0 z.B. Hint = −d · E, das Reservoir entspricht der Strahlung ⇒ TrR (%R (0)Hint ) = −d hEi (t = 0) = 0. 2 Unter diesen Voraussetzungen gilt Q%(0) = = = = 2 %(0) − P%(0) %R (0) ⊗ %S (0) − %R (0) ⊗ TrR (%R (0) ⊗ %S (0)) %R (0) ⊗ %S (0) − %R (0) ⊗ %S (0) 0 (7.30) In einem stationären Zustand ist im freien Raum hEi = 0, da ein solcher Zustand einem Gemisch (kei+ + ner Superposition) √von Teilchenzahl-Zuständen entspricht. Wegen E ∼ a + a gilt daher hn| a + a |ni = √ hn| ( n |n − 1i + n + 1 |n + 1i) = 0 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung 111 Aus den Übungen sind für einen beliebigen Operator X die folgenden Relationen bekannt: PLPX = %R (0)[HS , TrR (X)] = PLS X PLQX = %R (0)TrR ([Hint , X]) = PLint X QLPX = [Hint , %R (0)TrR (X)] = Lint PX (7.31) (7.32) (7.33) Desweiteren findet man QLQX = = = = = (1 − P)LQX LQX − PLQX L(1 − P)X − PLint X LX − LPX − PLint X [HS + HR + Hint , X] − [HS + HR + Hint , %R (0)TrR (X)] −%R (0)TrR ([Hint , X]) = [HS + HR + Hint , X] − [HS , %R (0)TrR (X)] −[HR , %R (0)]TrR (X) − [Hint , %R (0)TrR (X)] −%R (0)TrR ([Hint , X]) Mit [HR , %R (0)] = 0 folgt daraus: QLQX = [HS , X − PX] + [HR , X] + [Hint , X − PX] − P[Hint , X] = [HS , QX] + LR X + [Hint , QX] − PLint X = (LS Q + LR + Lint Q − PLint )X (7.34) Weitere Eigenschaften: LS Q = QLS PLS = LS P Einsetzen in die Master-Gleichung (Gleichung (7.29)) liefert: Z t i −1 0 i~P %̇ = PLS P% − PLint dt0 UQQ (t)UQQ (t )Lint P%(t0 ) ~ 0 Z t −i 00 00 UQQ (t) = T exp dt QL(t )Q ~ 0 L(t)X = [H(t), X] = [HS + HR + Hint , X] Näherung: Berücksichtige Hint nur bis zur 2. Ordnung. (Annahme: Hint HR , HS ) i ⇒ UQQ ≈ exp − Q(Ls + LR )Qt ~ (7.35) (7.36) 112 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Falls HS und HR zeitunabhängig sind. QLs = Ls Q QLR = LR Q = LR ⇒ QLs Q = Ls Q = QLs ⇒ UQQ = e−iQLs t/~ e−iLR t/~ Im letzten Schritt haben wir dabei Ls LR = LR Ls verwendet, was in der folgenden Weise bewiesen werden kann: (LR Ls − Ls LR )X = HR , [HS , X] − HS , [HR , X] = HR , [HS , X] + HS , [X, HR ] = − X, [HR , HS ] = 0 | {z } =0 wobei die Jakobi-Identität verwendet wurde. Es folgt n ∞ X n − it/~ −iQLs t/~ e = QLs (QLs )n = Lns Qn = Lns Q n > 0 n! n=0 ⇒ e−iQLs t/~ QLP = e−iLs t/~ QLP Damit erhält man für die Master-Gleichung: i i~P %̇ = PLS P% − PLint ~ t Z −i dt0 exp { (t − t0 )(Ls + LR )} Lint P%(t0 ) ~ | {z } 0 freie Zeitentwicklung P% = %R (0)TrR (%) = %R (0)%s (t) ⇒ i~%R (0)%̇s = %R (0) TrR [HS , %R (0)%s ] − | {z } [HS ,%s ] i − %R (0)TrR Hint , ~ i i~%̇s (t) = [HS , %s (t)] − ~ Z Z t dt e [Hint , %R (0)%s (t )] 0 0 t 0 0 −i(t−t0 )(Ls +LR )/~ dt TrR −i(t−t0 )(Ls +LR )/~ 0 Hint , e [Hint , %R (0)%s (t )] 0 Dies ist die allgemeine Master-Gleichung unter der Bedingung Hint HR , HS und Ḣs = ḢR = 0. 7.3 Reduzierte Dichtematrix, Zwanzigs Master-Gleichung 113 Annahme über die Form der Wechselwirkung: Hint = −di Ei , i = 1, . . . , N wobei di Operatoren auf Hs und Ei Operatoren auf HR sind. −i(t−t0 )(Ls +LR )/~ 0 [dl El , %R (0)%s (t )] ⇒ TrR [Hint , . . .] = TrR di Ei , e mit e−iLt/~ X = e−iHt/~ XeiHt/~ (siehe Anfang des Kapitels) 0 ⇒ e−i(t−t )(Ls +LR )/~ dl El , %R (0)%s (t0 ) = 0 0 dl (t − t0 )El (t − t0 ), %R (0)e−iHS (t−t )/~ %s (t0 )eiHS (t−t )/~ mit 0 0 dˆl (t − t0 ) = e−i(t−t )HS /~ dˆl ei(t−t )HS /~ 0 0 Êl (t − t0 ) = e−i(t−t )HR /~ Êl ei(t−t )HR /~ %R (t) = %R (0) wegen HR , %R (0) = 0 Bemerkung: dˆl (−t) ist der Operator dˆl im Wechselwirkungsbild 0 0 0 0 † 0 TrR [Hint , . . . = TrR di Ei , dl (t − t )El (t − t ), %R (0) Us (t − t )%s (t )Us (t − t ) | {z } =:%̄s Us (t) := e−iHS t/~ ⇒TrR . . . = TrR di Ei dl (t − t0 )El (t − t0 )%R (0)%̄s − di Ei %R (0)%̄s dl (t − t0 )El (t − t0 )− − dl (t − t0 )El (t − t0 )%R (0)%̄s di Ei + %R (0)%̄s dl (t − t0 )El (t − t0 )di Ei = di dl (t − t0 )%̄s TrR Ei El (t − t0 )%R (0) − di %̄s dl (t − t0 )TrR Ei %R (0)El (t − t0 ) − − dl (t − t0 )%̄s di TrR El (t − t0 )%R (0)Ei + %̄s dl (t − t0 )di TrR %R (0)El (t − t0 )Ei Setze Fm1 m2 (t1 , t2 ) := TrR Em1 (t1 )Em2 (t2 )%R (0) = hEm1 (t1 )Em2 (t2 )i ⇒ TrR . . . = di dl (t − t0 )%̄s Fil (0, t − t0 ) − di %̄s dl (t − t0 )Fli (t − t0 , 0)− − dl (t − t0 )%̄s di Fil (0, t − t0 ) + %̄s dl (t − t0 )di Fli (t − t0 , 0) mit i ⇒ i~∂t %s (t) = HS , %s (t) − ~ Z 0 t 0 dt Fil (0, t − t0 ) di , dl (t − t0 )%̄s + 0 0 Fli (t − t , 0) %̄s dl (t − t ), di Wir führen nun die sehr verbreitete Markov-Näherung durch. Idee: Die Reservoir-Funktion Fil (0, t− t0 ) fällt oft sehr schnell mit t − t0 ab. (Das Reservoir ”vergisst” sehr schnell, wie sein Zustand war). Für kleine t − t0 kann %s (t0 ) dann angenähert werden durch: %s (t0 ) ≈ Us (t0 − t)%s (t)Us† (t0 − t) 114 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Us beschreibt die freie Zeitentwicklung. Man nimmt also an, dass sich das System für kurze Zeiten im wesentlichen frei entwickelt. ⇒ %̄s = Us (t − t0 )%s (t0 )Us† (t − t0 ) = %s (t) i i~∂t %s (t) = HS , %s (t) − ~ Setze τ = t − t0 Z t 0 0 dt Fil (0, t − t0 ) di , dl (t − t0 )%s (t) + 0 0 Fli (t − t , 0) dl (t − t )%s (t), di dτ = −dt0 i ⇒ i~∂t %s (t) = HS , %s (t) − ~ Z t dτ Fil (0, τ ) di , dl (τ )%s (t) + Fli (τ, 0) %s (t)dl (τ ), di 0 Da Fil (0, τ ) schnell abfällt, kann man die Integrationsgrenze t durch ∞ ersetzen. ⇒ Endgültige Form der Master-Gleichung in der Markov-Näherung: Z i ∞ i~∂t %s (t) = HS , %s (t) − dτ Fil (0, τ ) di , dl (τ )%s (t) + Fli (τ, 0) %s (t)dl (τ ), di ~ 0 Die Master-Gleichung in Markov-Näherung • ist eine lineare Differentialgleichung und im Gegensatz zur allgemeinen Master-Gleichung keine Integro-Differentialgleichung mehr, • hat konstante Koeffizienten (gegeben durch das Integral über τ ). 7.4 Spontane Emission Bei der spontanen Emission im freien Raum spielt das Atom die Rolle des Systems, an dem wir interessiert sind. Die Strahlung bildet das Reservoir, dessen Zustand im wesentlichen konstant ist, da im freien Raum spontan emittierte Photonen nicht zum Atom zurückkehren. X HS = En |ni hn| , |ni = atomare Energieniveaus Zn HR = d3 k X ~ωk a†k,σ ak,σ σ Hint = −dE(x) = −d(+) E (+) − d(−) E (−) wobei x der Ort des Atoms ist und in der letzten Gleichung die rotating wave approximation gemacht wurde. E (+) = positiver Frequenzanteil (∝ ak,σ ) d(+) = Aufsteigeoperator 7.4 Spontane Emission 115 • Beim 2-Niveau-System: d(+) = deg |ei hg| P • Bei zwei Multipletts: d(+) = me ,mg |Je , me i hJg , mg | dme ,mg Der anfängliche Zustand der Strahlung soll das Vakuum sein: %R (0) = |0i h0|. Die MasterGleichung lautet allgemein in der Markov-Näherung Z n i ∞ i~%̇S =[HS , %S ] − dτ [di , dj (τ )%S ] hEi Ej (τ )i (7.37) ~ 0 o + [%S dj (τ ), di ] hEj (τ )Ei i In unserem Fall setzen wir 3 d1 = d(+) ; E 1 = E (+) d2 = d(−) ; E 2 = E (−) Man kann leicht nachrechnen, dass wegen des Vakuumzustandes der Strahlung (+) (−) (+) h0|Ea(+) Eb |0i = h0|Ea(−) Eb |0i = h0|Ea(−) Eb |0i = 0 gilt. Für die Master-Gleichung folgt damit n o n (−) (−) [di , . . . ] h. . .i . . . = hEa(+) Eb (τ )i [d(+) a , db (τ )%S ] o (+) (+) (−) (−) + hEb (τ )Ea i [%S db (τ ), da ] Die Korrelationsfunktion hat den folgenden Wert (siehe Übungen): Z ∞ ~ (−) (+) h0|Ea (x, 0)Eb (x, τ )|0i = 2 3 δab dωk ωk3 e−iωk τ 6π 0 c 0 (7.38) Die zweite Korrelationsfunktion, bei der τ im ersten Operator vorkommt, kann man mittels des freien Zeitentwicklungsoperators U (τ ) mit diesem Ergebnis verbinden: (−) (−) h0|Ea(+) (τ )Eb (0)|0i = h0|U (τ )Ea(+) (0)U † (τ )Eb (0)|0i Verwende U |0i = |0i : (−) (−) =⇒ h0|Ea(+) (τ )Eb (0)|0i = h0|Ea(+) (0)U † (τ )Eb (0)U (τ )|0i (−) = h0|Ea(+) (0)Eb (−τ )|0i Die Zeitabhängigkeit der atomaren Operatoren ist bei freier Zeitentwicklung gegeben durch X d(+) (τ ) = |Je me ihJg mg | dme ,mg eiτ (Emg −Eme )/~ me ,mg 3 Genau genommen steht in der allgemeinen Summe oben jedes di für eine Vektor-Komponente von entweder oder d(−) . Um die Notation übersichtlich zu halten, unterdrücken wir aber diesen Punkt. (+) d 116 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Z =⇒ ∞ (−) (+) dτ d(+) a (τ ) hEa (τ )Eb (0)i 0 Z ∞ Z ∞ X ~ 3 = 2 3 (dme ,mg )b |Je , me ihJg , mg | ω dω dτ eiτ (ω−ωme ,mg ) 6π 0 c m ,m 0 0 e g R∞ mit ωme ,mg := (Eme − Emg )/~. Unter Verwendung 0 dτ e−iωτ = πδ(ω) − iP/ω folgt daraus Z ∞ X ~ (−) (+) (τ ) hE (τ )E (0)i = |Je , me ihJg , mg | (dme ,mg )b dτ d(+) a a b 6π 2 0 c3 m ,m 0 e g Z ∞ Pω 3 3 × πωme ,mg + i dω (ω − ωme mg ) 0 X 0 =: |Je , me ihJg , mg | (dme ,mg )b (Kme mg + iKm ) e mg me ,mg (+) =:K̂ b (+) 0(+) + iK̂ b 0(+) Die Operatoren K̂ und K̂ wirken dabei nur noch auf die atomaren Freiheitsgrade und sind zeitunabhängig. Als Ergebnis erhalten wir die Master-Gleichung für atomare Multipletts o i n (+) i~%̇S = [HS , %S ] − [da , (K̂a(−) − iK̂a0(−) )%S ] + [%S (K̂a(+) + iK̂a0(+) ), d(−) ] (7.39) a ~ (+) † 0(+) † (−) 0(−) wobei wir K̂ := K̂ und K̂ := K̂ eingeführt haben. Wenden wir dieses Ergebnis auf das Zwei-Niveau-System an, so haben diese Operatoren die einfache Gestalt Z ∞ ~ω03 0(+) (+) K̂ = |eihg| deg ; K̂ = |eihg| deg ... (7.40) 6π0 c3 0 0(+) Der Zahlenwert des Integrals in K̂ ist dabei irrelevant, da er nicht nur divergiert (und renormiert werden muß) sondern im Rahmen des Zwei-Niveau-Modells und der rotating wave approximation auch nach der Renormierung inkorrekt ist. Setzen wir diese Operatoren in Gl. (7.39) ein, so erhalten wir die Master-Gleichung für Zwei-Niveau-Atome i i %̇ = − [~ω0 |eihe| , %] − [~∆Lamb |eihe| , %] (7.41) ~ ~ γ − (σ+ σ− % + %σ+ σ− − 2σ− %σ+ ) 2 mit |deg |2 ω03 γ := (7.42) 3π~0 c3 und Z ∞ |deg |2 Pω 3 ∆Lamb := − 2 dω 6π ~0 c3 0 (ω − ω0 ) 7.4 Spontane Emission 117 Konsequenzen Realteil K (+) und Imaginärteil K 0(+) haben offensichtlich völlig unterschiedliche Konsequenzen. 0(+) • K̂ enthält das Hauptwert-Integral über ω und ist daher mit dem Kommutator ∝ ∆L verbunden. Es bewirkt eine Verschiebung der Resonanzfrequenz: ω00 = ω0 + ∆L . Die Verschiebung ∆L heißt Lamb-Shift. • ∆L ist divergent und müsste renormiert werden. Eine Behandlung, die über das 2-NiveauModell hinausgeht, findet man in Ref. [7]. ∆L verändert nicht die Unitarität der Zeitentwicklung. (+) • Der Realteil K̂ ist die Ursache für den Term proportional zu γ und beschreibt eine nicht unitäre Zeitentwicklung (s.u.); γ ist die spontane Emissionsrate . • Die Struktur − γ2 (R† R% + %R† R − 2R%R† ) ist die allgemeinste Form eines Terms zur Beschreibung inkohärenter Prozesse und wird Lindblad-Form genannt. R ist dabei ein verallgemeinerter Auf- oder Absteigeoperator. Beispiel: Strahlung bei Temperatur T statt |0i =⇒ Thermische Anregung der Atome: −η(T )(σ− σ+ % + %σ− σ+ − 2σ+ %σ− ) Mehr dazu kann man z.B. in Ref. [5] finden. Im Folgenden wird die Lamb-Shift in die Laserfrequenz integriert: ω ≡ ω0 + ∆L . γ i %̇ = − [~ω |eihe| , %] − {σ+ σ− % + %σ+ σ− − 2σ− %σ+ } ~ 2 Damit läßt sich die Zeitentwickung von % einfach berechnen: %ee %eg %= %ge %gg Zunächst wird der Kommutator mit dem Systemhamiltonian berechnet: 1 0 0 %eg [|eihe| , %] = ,% = 0 0 −%ge 0 Für die Lindblad-Form gilt: σ+ σ− = |eihg|gihe| = |eihe| und damit |eihe| % + % |eihe| − 2 |gihe| % |eihg| = | {z } | {z } σ− σ+ 2%ee %eg %ge −2%ee (7.43) 118 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Damit lautet die komplette Master-Gleichung: γ 2%ee %eg %̇ee %̇eg 0 %eg = −iω − %̇ge %̇gg −%ge 0 2 %ge −2%ee (7.44) Für die linear unabhängigen Komponenten gilt: %̇ee = −γ%ee γ %̇eg = −iω − %eg 2 %̇gg = γ%ee ⇒ %ee (t) = %ee (0)e−γt ⇒ %eg (t) = e−iωt e− 2 t %eg (0) ⇒ %gg (t) = %gg (0) + (1 − e−γt )%ee (0) (7.45) γ Diese Lösung charakterisiert die spontane Emission: • Der angeregte Zustand wird inkohärent entvölkert, da bei dem Übergang von e nach g keine Kohärenzen %eg , %ge entstehen. Bei Rabi-Oszillationen würden auch %eg , %ge zunächst wachsen. • Anfänglich vorhandene Kohärenzen %eg , %ge zerfallen mit γ2 . Dies liegt daran, daß |gihe| eine angeregte Komponente enthält, die zerfallen kann, |eihe| dagegen zwei. • Was oben an Population verloren geht, wird in %gg wieder aufgesammelt, das sichert die Wahrscheinlichkeitserhaltung. Tr % = 1 → Tr %̇ = 0 = %̇ee + %̇gg Dies gilt allgemein für die Lindblad-Form: γ Tr %̇ = − Tr {R† R% + %R† R − 2R%R† } 2 γ = − Tr {R† R% + R† R% − 2R† R%} = 0 2 • Im Vergleich zur Master-Gleichung für die Dichtematrix kann die phänomenologische Beschreibung der spontanen Emission verschiedene Aspekte nicht korrekt beschreiben. Mit γ ψe (t) = e− 2 t ψe (0) folgt für die Spur von %: |ψe |2 + |ψg |2 = e−γt |ψe (0)|2 + |ψg (0)|2 6= const. Es gilt keine Wahrscheinlichkeitserhaltung. Versucht man, dies zu reparieren, führt das zum zwischenzeitlichen Auftreten von Kohärenzen, die es bei einem spontanen Prozeß nicht geben sollte. q ψg (t) ∝ |ψg (0)|2 + (1 − e−γt )|ψe (0)|2 ⇒ %eg = ψe ψg∗ 6= 0 %eg ist für t = 0 und t → ∞ gleich 0, dazwischen aber nicht. 7.4 Spontane Emission 119 Abbildung 7.1: π-Puls (links) und spontane Emission (rechts) auf der Bloch-Kugel Veranschaulichung auf der Bloch-Kugel: Sowohl bei einer Rabi-Oszillation um den Winkel π als auch bei der spontanen Emission handelt es sich um die gleichen Ausgangs- und Endzustände. Am Beispiel der Bloch-Kugel wird der Unterschied deutlich: Bei der Rabi-Oszillation beschreibt der Bloch-Vektor einen Halbkreis und ändert seine Länge nicht: Das System befindet sich immer in einem reinen Zustand. Bei der spontanen Emission “schrumpft” der Bloch-Vektor und entwickelt sich durch den Koordinatenursprung nach unten, zwischenzeitlich entsteht dabei ein maximal unbestimmtes Gemisch. Was geschieht, wenn man als Ausgangszustand eine beliebige Superposition zuläßt? Ohne spon- Abbildung 7.2: Verhalten einer beliebigen Superposition auf der Bloch-Kugel bei einer RabiOszillation (links) und unter spontaner Emission (rechts). tane Emission wird sich nur die Phase der Superposition entwickeln, der Bloch-Vektor behält seine Länge und bewegt sich auf einem Kreis mit konstantem Winkel zur z-Achse (Abbildung 7.2, links). Berücksichtigt man die spontane Emission, dann bewegt sich der Vektor auf einer Spiralbahn abwärts, wobei er zwischendurch kürzer wird und schließlich im Grundzustand landet (Abbildung 7.2, rechts). Zur Veranschaulichung des Übergangs vom reinen Zustand zum Ge- 120 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix misch zum reinen Zustand sei hier noch die Spur von %2 berechnet. Tr %2 = %2ee + 2%eg %ge + %2gg Unter der Annahme von %ee (0) = 1 folgt mit (7.45): Tr %2 (t) = 1 − 2e−γt + 2e−2γt (7.46) Diese Zeitentwicklung ist in Abbildung 7.3 abgebildet. Der Betrag der Spur fällt von 1 rasch auf ab (vollständiges Gemisch) und nähert sich dann asymptotisch wieder der 1. Dieses Resultat gilt allerdings nicht, wenn man die Schwerpunktbewegung der Atome mitberücksichtigt. Durch den Impulsübertrag der Photonen entsteht ein Gemisch im p-Raum. Schematisch gilt Z ω0 % = |e, pihe, p| → |e, pihe, p| + d3k |g, p + ~kihg, p + ~k| δ(|k| − ) c Z (7.47) ω0 3 → d k |g, p + ~kihg, p + ~k| δ(|k| − ) c 1 2 7.5 Vermeidung spontaner Emission durch Interferenz Betrachte ein 3-Niveau-Atom in V-Konfiguration: |+i |−i |gi Ee = E+ = E− In der allgemeinen Master-Gleichung (7.39) für Atome findet man einen Term Z ∞ (+) 0(+) (+) (+) (−) K i + iK i = dτ dj (τ ) h0|Ej (τ )Ei (τ )|0i 0 X 0 = |me ihg| (dme g )i (Kme g +i Km ) | {z } | {ze}g me =± ∈R ∈R 0 nur von Ee − Eg abhängen, sind sie für beide Übergänge, + → g und − → g, Da Kme g , Km eg gleich. K (+) + iK 0(+) = (K + iK 0 ){|+ihg| d+g + |−ihg| d−g } Einsetzen in die Master-Gleichung ergibt: i~%̇s = [HS , %s ] i i nh − d+g |+ihg| + d−g |−ihg| , (K − iK 0 )](|gih+| d∗+g + |gih−| d∗−g )%s ~ h io +(K + iK 0 ) %s (|+ihg| d+g + |−ihg| d−g ) , d∗+g |gih+| + d∗−g |gih−| 7.5 Vermeidung spontaner Emission durch Interferenz Abbildung 7.3: Plot von Tr %2 bei spontaner Emission 121 122 Inkohärente Wechselwirkung und Dichtematrix Unter der Annahme 4 d+ = d− = d vereinfacht sich dies zu h i i 2n 0 i~%̇s = [HS , %s ] − |d| (K − iK ) (|+i + |−i) hg| , |gi (h+| + h−|) %s h~ io 0 +(K + iK ) %s (|+i + |−i) hg| , |gi (h+| + h−|) Die Atome seien in angeregtem Zustand |ψi = √1 (|+i 2 (7.48) − |−i) präpariert: %s (0) = |ψihψ| , HS |ψi = Ee |ψi → [HS , %s (0)] = 0 Außerdem gilt: (h+| + h−|) |ψi = 0. Wegen des Terms %s (|+i + |−i) = 0 in den Kommutatoren in Gleichung (7.48) gilt damit %̇s = 0 ⇒ |ψi kann nicht in den Grundzustand zerfallen! • Die destruktive Interferenz zwischen den Amplituden von |+i und |−i sorgt dafür, daß dieser Zustand stabil ist [13]. • Der Effekt ist ähnlich wie beim Dunkelzustand, nur daß |ψi ein angeregter Zustand ist und für alle Photonen dunkel ist. • Die Realisierung ist schwierig, da bei Atomen d+ = eiα d− nicht erfüllbar ist, denn die Zustände sind Eigenzustände von Jz Beispiel: Drei-Niveau-System V-Konfiguration: in Q k Q Q Q 3 Q Jg = 0 Je = 1 Es gilt: √ d+ = D(ex − iey )/ 2 √ d− = D(ex + iey )/ 2 koppelt an σ+ -Licht koppelt an σ− -Licht Damit ist d+ · d∗− = 0, Interferenzterme treten nicht auf. Beispielsweise gilt (|+i d+ + |−i d− ) hg| · |gi (h+| d∗+ + h−| d∗− ) = D2 (|+ih+| + |−ih−|) statt wie im oben angenommenen Fall d+ = d− D2 (|+i + |−i)(h+| + h−| . • Bei Molekülen ist die destruktive Interferenz im Prinzip möglich. Ein experimenteller Nachweis wurde erbracht [14], aber später angezweifelt [15]. 4 Möglich ist auch d+ = eiα d− Kapitel 8 Laser-Kühlen von Atomen 8.1 Allgemeines zur Kühlung von Atomen Nach dem Satz von Liouville kann man die Entropie eines abgeschlossenen (Quanten)-Systems nicht ändern, da es sich unitär entwickelt. Adiabatisches Kühlen zur Verringerung der Temperatur ist zwar möglich (siehe Übungen), die Entropie ( Unordnung “) bleibt dabei aber erhalten. ” Um die Unordnung zu verringern bzw. das von den Atomen besetzte Phasenraumvolumen zu verkleinern muss das System offen sein. Die Beschreibung des Systems kann dann durch eine Master-Gleichung erfolgen. Verschiedene Konzepte der Kühlung • Austausch von Atomen mit der Umgebung. z.B. Verdampfungskühlen wie bei der Kaffeetasse (bzw. bei Corinnas Teetasse). Hierbei befinden sich die Atome in einem Potentialtopf endlicher Tiefe. Nur die heißesten Atome haben genug Energie, um den Topf zu verlassen. Die verbliebenen Atome sind dann im Mittel kälter. Durch Stöße zwischen den Atomen werden die Atome rethermalisiert, so dass die Energieverteilung wieder thermisch wird. • Spontan emittierte Photonen dissipieren Energie und Impuls. (Induzierte Emission tut dies nicht, da dies ein unitärer Prozess ist). ⇐⇒ Laser-Kühlen. Nobelpreis 1997 an Claude Cohen-Tannoudji, Steve Chu und Bill Phillips Eine ausgezeichnete Einführung in die Konzepte der Laserkühlung kann man in Ref. [11] finden. 8.2 Doppler-Kühlung Die Doppler-Kühlung ist die grundlegendste Form der Laser-Kühlung (Lethokov, Hänsch und Schawlow 1975). 124 Laser-Kühlen von Atomen 8.2.1 Das Prinzip Die Anregungswahrscheinlichkeit der Atome hängt von der Laser-Frequenz ab (siehe Übungen). %ee = |Ω|2 ∆2 + γ2 4 + 2|Ω|2 (8.1) wobei ∆ = ωL −ω0 und Ω die Rabi-Frequenz ist. Der mittlere absorbierte Impuls ist ~kL %ee (ωL ). Bewegt sich das Atom mit der Geschwindigkeit v, so nimmt es eine durch den DopplerEffekt verschobene Laser-Frequenz ωL0 = ωL − kL · v wahr: • für v parallel zu kL ist ωL0 rotverschoben (ωL0 < ωL ) • für v antiparallel zu kL ist ωL0 blauverschoben (ωL0 > ωL ) Nun wählt man ∆L = ωL − ω0 < 0, also einen rotverstimmten Laser. Für Atome, die auf den Laser zufliegen, ist die Verstimmung gegeben durch ∆0 = ωL0 − ω0 = ωL − kL · v − ω0 = ∆L − kL · v (8.2) so dass |∆0 | < |∆L | (solange v nicht zu groß ist). Ein rotverstimmter Laser regt deshalb vornehmlich Atome an, die auf ihn zufliegen. Bei zwei gegenläufigen rotverstimmten Laserstrahlen werden die Atome vornehmlich Photonen von dem Laserstrahl absorbieren, auf den sie zufliegen. Dadurch werden die Atome gekühlt. 8.2.2 Theoretische Beschreibung Man beschreibt das Problem durch: p2 − ~∆ |eihe| − ~Ω(x) |eihg| − ~Ω∗ (x) |gihe| (8.3) 2M (Zwei-Niveau-Atom mit Schwerpunktbewegung im Laserfeld). Zu lösen ist die DGL: H= i γ %̇ = − [H, %] − {σ+ σ− % + %σ+ σ− − 2σ− %σ+ } ~ 2 (8.4) Der letzte Term σ− %σ+ ist dabei anders als im vorigen Kapitel, da der Impulsübertrag der spontan emittierten Photonen berücksichtigt werden muss: σ− %σ+ = |gihg| %ee (8.5) Z 2 dΩ σ− %σ+ = 1 − |dˆeg · k̂|2 eikx %̂ee e−ikx |gihg| (8.6) 8π/3 Wobei 1 − |dˆeg · k̂|2 die Dipol-Charakteristik beschreibt, eikx den Impulsübertrag von ~k, %̂ee ist he|%̂|ei. Herleitung: Siehe Ref. [12]. Dieser Term heizt “ die Atome, da er ∆p um etwa ” 8.2 Doppler-Kühlung 125 ~k vergrößert. Lösungsidee für die Mastergleichung Verwende die Born-Oppenheimer Näherung (oder adiabatische Näherung): Die Schwerpunktbewegung ist viel langsamer als die elektronische Relativbewegung, daher löst man das elektronische Problem für fixiertes x und setzt dies in die Schwerpunkt-DGL ein. Die interne Zeitentwicklung ist sogar so schnell, dass man einfach die stationäre elektromagnetische Lösung nehmen kann. i γ ! %̇ = 0 = − [H, %] − {σ+ σ− % + %σ+ σ− − 2σ− %σ+ } ~ 2 (8.7) mit H=~ −∆ −Ω(x) −Ω∗ (x) 0 (8.8) Die Lösung dieses Problems ist: |Ω|2 %ee = L %eg Ω ∆ − i γ2 =− = %∗ge L (8.9) 2 wobei L := ∆2L + γ4 + 2|Ω|2 . Dies setzt man in die Schwerpunktbewegung ein und lässt R d2 Ω hier der Einfachheit halber den dissipativen Term 8π/3 . . . weg (weiter unten werden wir ihn phänomenologisch wieder einführen). So ergibt sich: p2 H= − d · E(x) + innere Zustände 2M (8.10) Daraus folgen: p M ṗ = ∇(d · E(x)) ẋ = (8.11) (8.12) Dies sind die Heisenberg-Bewegungsgleichungen für x und p. Wir benutzen wieder die RWA: RWA d · E(x) = deg · E (+) (x) |eihg| + d∗eg · E (−) (x) |gihe| = ~Ω(x) |eihg| + ~Ω∗ (x) |gihe| (8.13) Der Mittelwert über die inneren Freiheitsgrade ergibt p̄˙ = Tr 2×2 (%ṗ) = ~ Tr 2×2 (%{|eihg| ∇Ω(x) + |gihe| ∇Ω∗ (x)}) = ~(∇Ω(x))%ge + ~(∇Ω∗ (x))%eg (8.14) 126 Laser-Kühlen von Atomen Einsetzen von %eg und %ge = %∗eg = − Ω∗ (∆+i γ2 ) . L ∇(|Ω|2 ) γ Ω∗ (∇Ω) − Ω(∇Ω∗ ) − i~ L 2 L 2 γ ~γ Ω∗ (∇Ω) − Ω(∇Ω∗ ) ~∆L =− ∇ ln ∆2L + + 2|Ω|2 − i 2 4 2 ∆2L + γ 2 + 2|Ω|2 p̄˙ = F̄ = −~∆L (8.15) 4 Der erste Term ist eine konservative Kraft (da = ∇...), der zweite Term stellt eine dissipative Kraft dar. γ2 γ Ω∗ ∇Ω − Ω∇Ω∗ 1 2 2 + 2|Ω| − i~ F = −~∆L ∇ ln ∆L + (8.16) 2 4 2 ∆2L + γ 2 + 2|Ω|2 4 Beispiel 1: laufende Laserwelle: Ω = Ω0 · eikx , |Ω|2 = Ω20 ∈ R =⇒ F = ~k γΩ20 ∆2L + γ2 4 = ~kγ%ee + 2Ω20 (8.17) Doppler-Effekt: ∆L −→ ∆L − kv = ∆L − =⇒ F = ~k γΩ20 kp 2 ∆L − M + γ2 4 pk M (8.18) + 2Ω20 Beispiel 2: Zwei gegenläufige Laser. Wir behandeln das Problem vereinfacht, indem wir die Kräfte von Ω1 = Ω0 eikx und Ω2 = Ω0 e−ikx addieren 1 . F = F→ + F← = ~ k γ Ω20 4∆L · [(∆L − kp 2 ) M + kp M (8.19) γ2 ][(∆L 4 + kp 2 ) M + γ2 ] 4 (für Ω0 γ). Dabei ist F ← = F → (−k). Für kleines p gilt F ≈ 4~k γ Ω20 k p M ∆L ∆2L + γ2 4 2 ∼ p In Richtung von k haben wir F p < 0 für ∆L < 0, so dass aus der Bewegungsgleichung ṗ = F die Zeitentwicklung p(t) ∼ e−αt abgeleitet werden kann. Der mittlere Impuls wird somit abgebremst. Wegen F ∼ γ ist dafür die spontane Emission notwendig. Die maximale Kraft F̂ 2 Ω2 wird erreicht für ∆L = − γ2 und ist gegeben durch F̂ = −8 ~Mk γ 20 p. 1 Eigentlich muss man Ω = Ω0 cos(kx) setzen und völlig anders weiterrechnen. Dies führt zu komplizierten Berechnungen. Qualitativ richtig und viel einfacher ist der Zugang, den wir hier verwenden. 8.3 VSCPT 127 Diese Kraft muss verglichen werden mit der (noch nicht berücksichtigten) Heizrate, die sich durch den Impulsübertrag der spontan emittierten Photonen ergibt. (=⇒ Impulsverteilung wird verbreitert). Heizrate intuitiv: die Breite der Impulsverteilung ist definiert als σ 2 = hp2 i − hpi2 . Ihre durch das Heizen verursachte zeitliche Änderung genügt d 2 σ = Anregungswahrscheinlichkeit · Emissionsrate · Impulsübertrag 2 dt Heiz = %ee · γ · ~2 k 2 Somit erhalten wir für die gesamte (Kühlen und Heizen) Änderung den Ausdruck d 2 d 2 d 2 σ = p + σ dt dt |{z} |dt{z } 2 2 2pṗ γ%ee ~ k Heiz Betrachten wir die Situation für die maximale Kühlungskraft, also ∆L = −γ/2, so ist die Anregungswahrscheinlichkeit durch %ee = 2Ω20 /γ 2 gegeben. Im Gleichgewicht muß −2pF = γ~2 k 2 · 2Ω20 /γ 2 gelten, so dass man auf p2 ~γ 1 = = kB T 2M 16 2 schließen kann. Das stimmt bis auf einen numerischen Faktor. Das richtige Ergebnis ist das sog. Doppler-Limit: kB T = ~γ γ ≈ 107 s−1 =⇒ T ≈ 10−4 K (8.20) 8.3 VSCPT Velocity-selective coherent population trapping [19] verwendet Dunkelzustände zum Kühlen und kann erst bei tiefen Temperaturen eingesetzt werden (< 10 µK). Die Methode liefert dafür sehr tiefe Endtemperaturen (3 nK). Betrachte ein Λ-System mit Schwerpunktbewegung: |e, pi Ee k − , ω L , Ω− Ω+ , ω L , k + |−, p − ~k− i |+, p − ~k+ i Eg Dabei gilt: E+ = E− = Eg , ∆ = ωL − (Ee − Eg )/~, |k+ | = |k− | = k p̂2 H= 1 − ~∆ |ei he| 2M + ~Ω− eik− x |ei h−| + e−ik− x |−i he| + ~Ω+ eik+ x |ei h+| + e−ik+ x |+i he| = H0 + Hint (8.21) 128 Laser-Kühlen von Atomen i~ |ψ̇i = H |ψi , entwickle |ψi gemäß Z |ψi = d3 p {ψe (p) |e, pi + ψ+ (p − ~k+ ) |+, p − ~k+ i + ψ− (p − ~k− ) |−, p − ~k− i} Einsetzen =⇒ p2 −~∆ + 2M ψe (p) i~∂t ψ+ (p − ~k+ ) = ~Ω+ ψ− (p − ~k− ) ~Ω− ~Ω+ (p−~k+ )2 2M 0 ~Ω− ψe (p) 0 ψ+ (p − ~k+ ) (p−~k− )2 ψ− (p − ~k− ) (8.22) 2M =⇒ Im allgemeinen ist die Entartung von |+i, |−i durch die Schwerpunktbewegung aufgehoben. Setze Ω+ = Ω− = Ω =⇒ 1 |ψD (p)i = √ {|−, p − ~k− i − |+, p − ~k+ i} 2 (8.23) ist ein Dunkelzustand im Sinne von Hint |ψD (p)i = 0. Aber: 2 p ~2 k 2 H0 |ψD (p)i = + |ψD (p)i 2M 2M 1 ~k− p ~k+ p − |−, p − ~k− i + |+, p − ~k+ i +√ M M 2 (p − ~k)2 |ψD (p)i : Eigenzustand 2M (p2 + ~2 k2 ) ~kp k := k+ = −k− =⇒ H0 |ψD (p)i = |ψD (p)i − |ψB (p)i 2M M k := k+ = k− =⇒ H0 |ψD (p)i = =⇒ Bei gegenläufigen Lasern (k+ = −k− ) ist nur |ψD (0)i ein Eigenzustand von H0 + Hint . Dies führt uns zur Idee von VSCPT: • Atome werden von den Lasern nach |ei angeregt und fallen via spontaner Emission zurück. • Atome, die nach |ψB (p)i fallen, werden wieder hochgepumpt • Atome, die nach |ψD (p 6= 0)i fallen, entwickeln sich erst zu |ψB (p)i und werden dann gepumpt • Atome in |ψD (p = 0)i bleiben dort: Kühlung. Kapitel 9 Elektromagnetisch induzierte Transparenz EIT ist einer von vielen Effekten in der Quanten-Optik, bei denen Licht den Zustand der Atome und somit seinen Brechungsindex ändert. Grundlage sind dabei die 9.1 Maxwell-Bloch-Gleichungen Gleichung für Atome: %̇ = L% wie in Kapitel 7 für die Kopplung zwischen Licht und Atomen: Z 1 P (x) · D(x)d3 x H = HA + HRad − 0 (9.1) P (x) = Polarisation, z.B. für ein Atom Ort x0 : P (x) = d̂δ(x − x0 ) Heisenbergsche Bewegungsgleichungen (wie in Kapitel 2): i~Ḋ(x) = [D(x), H] mit [Di (x), Bj (x0 )] = −i~ijk ∂k δ(x − x0 ) (9.2) Daraus ergibt sich: 1 rot B µ0 1 Ḃ = − rot (D − P ) ε0 Ḋ = (9.3) (9.4) Das entspricht den Maxwell-Gleichungen 1 in einem Dielektrikum mit Polarisation P . Daraus lassen sich nach dem aus den ersten Kapiteln bekannten Schema Wellengleichungen herleiten: 1 2 ∂ + rot rot D = rot rot P (9.5) c2 t 1 Wir nehmen an, dass die makroskopische freie Ladungsdichte verschwindet, so dass ÷D = 0. Man kann dan die Unterscheidung zwischen dem senkrechtem Anteil der Verschiebungsdichte und der Verschiebungsdichte selbst fallenlassen. 130 Elektromagnetisch induzierte Transparenz Bzw. unter der Verwendung D = ε0 E + P 1 2 ∂ + rot rot E = −µ0 P̈ c2 t (9.6) Mit %̇ = L% zusammen bilden diese Gleichungen die Maxwell-Bloch-Gleichungen. Diese Gleichungen sind im Allgemeinen schwer zu lösen, weshalb Näherungen durchgeführt werden. Oft gemachte Annahmen sind: • Homogen verteilte Atome ⇒ P (x, t) = P (t) (9.7) • Das atomare Gas hat eine so geringe Dichte, dass sich die Atome nicht gegenseitig beeinflussen und einzeln mit dem Licht wechselwirken. ⇒ P (t) = %̄d (9.8) Dabei ist %̄ die Dichte der Atome und d der Dipoloperator für ein einzelnes Atom. Mitteln über die atomaren Freiheitsgrade ergibt: 1 2 ∂ + rot rot E = −µ0 %̄ hd̈i c2 t 1 = − 2 %̄Tr (%d̈) c 0 (9.9) (9.10) Die Maxwell-Bloch-Gleichungen erlauben die Berechnung der optischen Eigenschaften eines Mediums von Atomen. Bei Gasen kann man zu einem gewissen Grad die Stöße und Wechselwirkung zwischen den Atomen vernachlässigen. 9.2 Der Brechungsindex von 2-Niveau-Atomen Betrachte wie in Kapitel 8 ein 2-Niveau-Atom in einer laufenden Laserwelle: E = E 0 eikx e−iωL t + c.c. (9.11) Die Laserwelle soll kontinuierlich eingeschaltet sein, so daß die Atome durch ihren stationären Zustand beschrieben werden können: %st ee = |Ω|2 γ2 4 st %ee ∆2 + + 2|Ω|2 %st gg = 1 − −Ω(∆ − i γ2 ) %st = 2 eg ∆2 + γ4 + 2|Ω|2 ∆ = ωL − ω0 (9.12) 9.2 Der Brechungsindex von 2-Niveau-Atomen 131 Diese Lösunge gilt für das “mitrotierende” Bezugssystem, in dem HA = ~∆ |ei he| ist. Um zum “Laborsystem” zu wechseln, müssen wir die entsprechende unitäre Transformation U = exp (−iωL t |ei he|) (9.13) rückgängig machen: %(t) = U (t)%st U + (t) X + = %st ij U |ii hj| U i,j st st −iωL t iωL t = %st |ei hg| + %st |gi he| ee |ei he| + %gg |gi hg| + %eg e ge e ⇒ Tr (%(t)d) = deg %ge (t) + d∗eg %eg (t) (9.14) (9.15) Der Zusammenhang zwischen der Amplitude des elektrischen Feldes und der in der stationären Dichtematrix (9.12) auftretenden Rabi-Frequenz ist gegeben durch 1 deg · E (+) (t) ~ 1 = deg · E 0 eikx e−iωL t ~ Ω(x, t) = (9.16) Einsetzen in die Maxwell-Gleichungen ergibt 1 2 ∗ −ikx iωL t ikx −iωL t ∂ + rot rot E e e + E e e 0 0 c2 t ∆ + i γ2 ωL2 %̄ 1 = 2 deg (−1) eiωL t e−ikx d∗eg E ∗0 2 γ c 0 ~ ∆2 + + 2|Ω0 |2 4 +d∗eg (−1) ∆ − i γ2 ∆2 + γ2 4 1 e−iωL t eikx deg E 0 ~ + 2|Ω0 |2 ! (9.17) mit Ω0 = deg ·E 0 /~. Machen wir nun die Annahme, daß E 0 = const. gilt. Koeffizientenvergleich von e±iωL t liefert: ∆ − i γ2 −ωL2 −%̄ωL2 ∗ E 0 − k × (k × E 0 ) = d (deg E 0 ) 2 c2 ~0 c2 eg ∆2 + γ + 2|Ω0 |2 (9.18) 4 Setze deg = D∗ , E 0 = E0 mit ⊥ k: ∆ − i γ2 ωL2 %̄ωL2 2 2 ⇒ − 2 E0 + k E0 = − D E0 2 c ~0 c2 ∆2 + γ + 2|Ω0 |2 ⇒− 4 γ i2 ∆− ωL2 −%̄ωL2 2 2 + k = D 2 2 2 2 c ~0 c ∆ + γ4 + 2|Ω0 |2 (9.19) (9.20) 132 Elektromagnetisch induzierte Transparenz Dies ist eine Gleichung, die k mit ωL verknüpft. ωL ist vom Laser vorgegeben und muß auch innerhalb des Mediums denselben Wert annehmen, da sonst die Randbedingungen an der Grenze zwischen Medium und freiem Raum verletzt würden. k kann jedoch innerhalb des Mediums einen anderen Wert annehmen als ωcL . Lösung: s ∆ − i γ2 ωL2 ωL2 %̄D2 k(ωL ) = − (9.21) c2 c2 ~0 ∆2 + γ 2 + 2|Ω0 |2 4 wobei ∆ = ωL − ω0 Vergleiche dies mit der Definition des Brechungsindex: k(ωL ) = s ⇒ n(ωL ) = Für kleine Dichten: Näherung √ 1− ωL n(ωL ) c (9.22) ∆ − i γ2 %̄D2 ~0 ∆2 + γ 2 + 2|Ω0 |2 (9.23) 4 1−x=1− n(ωL ) = 1 − 1 x 2 ⇒ ∆ − i γ2 1 %̄D2 2 ~0 ∆2 + γ 2 + 2|Ω0 |2 (9.24) 4 0 Der Brechungsindex ist im Allgemeinen komplex, n = n + in ⇒ E (+) = E 0 e−iωL t eikx 0 0 00 ωL (n +in ) c = E 0 e−iωL t eik x e−k 0 00 00 x • Der Realteil n bestimmt die Phasengeschwindigkeit vph = den des Detunings wird daraus v(∆ = 0) = c. (9.25) ω Re k des Lichts. Bei Verschwin- • Gruppengeschwindigkeit: Betrachte das Wellenpaket Z E(x, t) = dωeik(ω)x e−iωt E(ω) Schmale Frequenzbreite, d.h. ω ≈ ω0 , erlaubt die Entwicklung ∂k k(ω) ≈ k(ω0 ) + (ω − ω0 ) + . . . ∂ω ω0 (9.26) (9.27) Z i ∂k | (ω−ω0 )x dωE(ω)e−iωt eik(ω0 )x e ∂ω ω0 Z ∂k ∂k −iω(t− ∂ω |ω0 x) ik(ω0 )x −i ∂ω |ω0 ω0 x = e e dωE(ω)e ⇒ E(x, t) = (9.28) 9.3 Elektromagnetisch induzierte Transparenz und Dunkelzustände Daraus folgt: Das Paket läuft mit der Geschwindigkeit −1 ∂k ∂ω x = const. = = t ∂ω ∂k ω0 133 (9.29) ω0 ∂k −1 was der Gruppengeschwindigkeit vgr = ( ∂ω ) entspricht. Diese ändert sich besonders 00 stark um ∆ = 0 herum. Allerdings: n beschreibt die Absorption und wird ebenfalls für ∆ = 0 maximal, so dass man nicht mehr von einer wirklichen Propagation des Lichts sprechen kann. Der Begriff der Gruppengeschwindigkeit wird dann unsinnig. • “Spectral hole burning”: |Ω0 |2 ∼ Lichtintensität; daraus folgt, daß hohe Intensitäten selbst bei ∆ = 0 die Absorption stark unterdrücken. Grund: Wenn alle Atome angeregt sind können die verbleibenden Photonen nicht mehr absorbiert werden. 9.3 Elektromagnetisch induzierte Transparenz und Dunkelzustände Der Brechungsindex für Atome mit mehr als zwei Niveaus kann sehr von dem 2-Niveau-Ergebnis abweichen. Ein Beispiel dafür ist das Phänomen der elektromagnetisch induzierten Transparenz in einem Λ-System. Um den Brechungsindex herzuleiten, müssen wir wieder die MaxwellBloch-Gleichungen für ein Λ-Sytem lösen. 0 −Ω− −Ω+ −γ%ee − γ2 %e− − γ2 %e+ b = ~ −Ω∗− ∆− 0 0 (9.30) H Lsp. Em. %b = − γ2 %−e γ2 %ee γ γ ∗ − 2 %+e 0 % −Ω+ 0 ∆+ 2 ee Also: i ! stationäre Lösung (9.31) %̇ = − [H, %] + Lsp. Em. % = 0 ~ Die Lösung dieses linearen Gleichungssystems zu finden ist im Prinzip einfach, das Ergebnis ist aber so umfangreich, daß es nicht mehr interpretierbar ist. Wir machen daher die Annahme, daß Ω+ klein ist, und entwickeln um Ω+ = 0. Die Lösung für Ω+ = 0 ist einfach der Dunkelzustand, also %0 = |+ih+| (9.32) Da |+i der Dunkelzustand für diese Situation (Ω+ = 0, Ω− 6= 0) ist, wird so die gesamte Population nach |+i gepumpt. Wird nun der zweite Laser eingeschaltet (Ω+ 6= 0) so führt man eine störungstheoretische b =H b0 + H b 1 mit Rechnung durch: H 0 −Ω− 0 0 0 −Ω+ b 0 = ~ −Ω∗− ∆− b1 = ~ 0 0 0 0 H H (9.33) ∗ 0 0 ∆+ −Ω+ 0 0 134 Elektromagnetisch induzierte Transparenz Setzt man nun den Ansatz %b = %b0 + %b1 + O(Ω2+ ) in (9.31) ein, so findet man i 0 = − [H0 + H1 , %0 + %1 ] + Lsp.Em. %b0 + Lsp.Em. %b1 ~ (9.34) und da %0 die ungestörte Gleichung löst, verbleibt zur ersten Ordnung nur noch: i i − [H0 , %1 ] + Lsp.Em. %b1 = [H1 , %0 ] ~ ~ (9.35) Also ein inhomogenes lineares Gleichungssystem für %b1 . Löst man dieses Gleichungssystem, dann findet man: % = |+ih+| + {%e+ |eih+| + %−+ |−ih+| + H.c.} | {z } (9.36) %0 mit (∆− − ∆+ )Ω+ (∆− − ∆+ )(∆+ + i γ2 ) + |Ω− |2 −Ω+ Ω∗− = (∆− − ∆+ )(∆+ + i γ2 ) + |Ω− |2 %e+ = − %−+ Berechne nun den Brechungsindex für den Ω+ Laser mit Hilfe von Gleichung (9.9). Von der Herleitung des Brechungsindex für das Zwei-Niveau-System in Abschnitt 9.2 her wissen wir, daß gilt 2 n+ ≈ 1 + %̄D b(−) · ε∗ %) 1 Tr (d Ω+ 2~ε0 Ω+ (9.37) b(−) · ε∗ ∝ |+ihe| gilt, folgt Da für den Ω+ Strahl d Ω+ n+ ≈ 1 − %̄D2 ∆− − ∆+ 2~ε0 (∆− − ∆+ )(∆+ + i γ2 ) + |Ω− |2 (9.38) Der dabei auftretende Vorfaktor ist charakteristisch für optisch dünne Gase und derselbe wie beim Zwei-Niveau-System. Der Bruch enthält den Effekt der elektromagnetisch induzierten Transparenz. Für ∆− = ∆+ gilt n = 1, d. h. derselbe Brechungsindex wie im Vakuum; insbesondere findet keine Absorption statt. Das System verhält sich jedoch nicht vollständig wie das Vakuum, denn die rechte Seite der Gleichung ist nur bei Resonanz exakt Null. Außerhalb der Resonanz treten neue Effekte auf. Die Gruppengeschwindigkeit die mit ∂ω zusammenhängt weicht auch für den ∂k Resonanzfall vom Vakuumwert ab. 2 Die Herleitung dieser Gleichung verläuft völlig analog zur Herleitung von Gleichung (9.24). 9.3 Elektromagnetisch induzierte Transparenz und Dunkelzustände 135 Für ∆− = ∆+ gilt also n = 1 es tritt keine Absorption auf, denn die Atome sind fast alle im Dunkelzustand. Die Phasengeschwindigkeit entspricht der des Vakuums, nicht aber die Gruppengeschwindigkeit. Betrachten wir den Fall ∆− = 0 (Pumplaser in Resonanz): n+ = 1 − %̄D2 (ω0 − ω+ ) 2~ε0 (ω0 − ω+ )(ω+ − ω0 + i γ2 ) + |Ω− |2 (9.39) ω+ n+ (ω+ ) c (9.40) Für den Wellenvektor gilt nun: k+ (ω+ ) = Die Gruppengeschwindigkeit läßt sich damit leicht berechnen: ∂k+ n+ ω+ ∂n+ 1 ω0 %̄D2 1 = − = . . . = + ∂ω+ ω+ =ω0 c c ∂ω+ c c 2~ε0 |Ω− |2 c ⇒ vgr = %̄D2 ω0 1 + 2~ε0 |Ω− |2 (9.41) (9.42) Theoretisch ist damit vgr = 0 erreichbar (für Ω− → 0), dann ist jedoch die obige Entwicklung eigentlich nicht mehr erlaubt. Obwohl dieser Grenzfall nicht mehr von unserer Theorie beschreibbar ist (denn wir hatten Ω+ Ω− vorausgesetzt) ist er dennoch im Experiment erreicht worden. Beispiel ω0 = 1015 s−1 , D = ea0 , %̄ ≈ 1021 m−3 , Ω− ≈ 108 s−1 dann findet man für die Gruppengeschwindigkeit 1 m vgr = 10−6 c ≈ 100 3 s (9.43) In einem ersten Experiment erreichte die Gruppe von Lene Hau 1999 [20] vgr = 17 m/s. Ein Jahr später gelang es der Gruppe von Bill Philipps sogar, Licht zu stoppen [?]. Man kann mit dieser Methode einen Puls für eine Zeitdauer im Millisekundenbereich anhalten, ohne die Information durch inkohärente Prozesse zu verlieren. Dies könnte z. B. interessant sein für optische Computer. Zudem kann man das gestoppte Licht auf vielfältige Weise manipulieren, z. B. quetschen. Das Stoppen kann dabei als Transfer der Atome von |+i nach |−i und anschließendem Abschalten des Pumplasers verstanden werden. Das Licht ist dann reversibel und kohärent gespeichert. Der Ω+ -Puls kann nach bis zu einer Millisekunde wiederhergestellt werden [34]. 136 Elektromagnetisch induzierte Transparenz Kapitel 10 Photonische Bandlücken Photonic band gaps (PBG) treten in völliger Analogie zu den Bandlücken von Elektronen in periodischen Potentialen auf. Ihre Bedeutung ist, dass Photonen mit bestimmten Frequenzen in einem periodischen dielektrischen Medium nicht propagieren können. Sie entstehen bei periodischer Modulation des Brechungsindexes. Zur Vereinfachung der Schreibweise führen wir die relative Dielektrizitätskonstante εr ein εr (x) = ε(x) = n2 (x) ε0 n: Brechungsindex (10.1) von der wir annehmen, daß sie zeitlich konstant ist (ε̇r ∝ ε̇(x) = 0), was einen von der Frequenz unabhängigen Brechungsindex impliziert. Es gilt dann D = ε0 E + P = ε(x)E = ε0 εr (x)E(x) (10.2) und die Maxwell-Gleichungen lauten: Ḃ = −rot E Ḋ = ε0 c2 rot B was auf eine symmetrische“ Wellengleichung für B führt: ” 1 2 2 ∂t + c rot rot B(x, t) = 0 εr (x) (10.3) (10.4) Betrachte nun einen periodischen Brechungsindex εr (x) = εr (x + L), der der Einfachkeit halber nur von x abhängen soll 1 . Um die Analogie zwischen photonischen und elektronischen Bandlücken möglichst klar herauszuarbeiten, soll die Wellengleichung für das Magnetfeld mit den bekannten Konzepten aus der Quantenmechanik behandelt werden 1 Im Folgenden schreiben wir trotzdem die volle Abhängigkeit εr (x), wenn die entsprechende Gleichung auch im allgemeinen Fall gilt. 138 Photonische Bandlücken • Zunächst definieren wir ein erhaltendes Skalarprodukt (siehe auch Abschnitt 2.1.6), mit dessen Hilfe wir hermitesche Operatoren einführen können: Z ε0 ∗ 0 0 hB|B i := −i d3x (Ḃ B 0 − B ∗ Ḃ ) (10.5) ~ Z ∗ 0 ⇒ ∂t hB|B 0 i ∝ d3x (B̈ B 0 − B ∗ B̈ ) (10.6) eingesetzt in die Wellengeichung (10.4) 1 1 ∗ 0 ∗ 0 2 2 = d x (−c rot rot B )B − B (−c rot rot B ) (10.7) εr (x) εr (x) Z 1 1 0 ∗ 0 ∗ 2 3 2 rot B ) − B (−c rot rot B ) = 0 = d x B (−c rot εr (x) εr (x) (10.8) Z 3 Dabei wurde im letzten Schritt zwei mal partiell integriert, um die Rotation auf den gestrichenen Term zu schaufeln. In diese Rechnung ging insbesondere auch ein, dass εr (x) unabhängig von der Zeit ist und dass es symmetrisch zwischen den beiden RotationsOperatoren auftritt. • Der “Hamilton”-Operator H := −c2 rot εr (x)−1 rot ist hermitisch, d. h. hB 0 |HBi = hHB 0 |Bi. Zudem ist H periodisch, d. h. H(x + L) = H(x). Um nun die Eigenmoden der Wellengleichung (10.4) zu finden, betrachten wir analog zur Festkörperphysik zunächst den Translationsoperator Tx0 = eibp·x0 /~ = ex0 ·∇x Wirkung des Operators: Bew.: (Tx0 f )(x) = f (x + x0 ) (10.9) (10.10) x0 ·∇x Tx0 f (x) = e f (x) ∞ X (x0 · ∇x )n = f (x) ≡ Taylor-Reihe um x n! n=0 = f (x + x0 ) (10.11) H vertauscht mit TL , denn (HTL − TL H)f (x) = Hf (x + L) − H(x + L)f (x + L) = 0 , da H periodisch ist. Also hat H ein gemeinsames System von Eigenfunktionen mit TL . Die Eigenzustände von TL sind die Impulseigenzustände eikx mit zugehörigen Eigenwerten TL eikx = eik(x+L) = eikL eikx . Das heißt, es liegt eine ∞-fache Entartung der Eigenwerte vor. Für alle k = q + 2nπ , n ∈ Z ergibt sich derselbe Eigenwert exp(iqL). L 139 Die Eigenzustände von H können nach einem Satz entarteter Eigenwerte von TL entwickelt werden und haben daher die Form ψq (x) = eiqx ∞ X ψq,n ei 2nπ x L (10.12) n=−∞ Die Quantenzahl q kann aus [− π2 , π2 ] gewählt werden 2 . q heißt Quasi-Impuls (= Impuls modulo 2π/L). 2 ∂ Zu lösendes Eigenwert-Problem: ∂t ψ = 0, Ansatz ψ(x, t) = e±iωt ψ(x) ⇒ −ω 2 ψ(x) = 2 − H Hψ(x) Ein möglichst einfaches Beispiel dazu: 2π r = 1 + δ cos x L mit δ 1 ⇒ 1 rot 1 + δ cos 2π x L 2π 2 ≈ −c rot 1 − δ cos x rot L = H0 + δH1 H = −c2 rot mit H0 = −c2 rot rot 2π 2 x rot H1 = c rot cos L Betrachte Lichtwelle entlang der x-Achse: B(x) = B(x)ey Dieser Ansatz erfüllt die Maxwell-Gleichung div B = 0. Für die Wirkung des Hamilton-Operators folgt 1 ∂ 1 ∂ −rot rot B = B ey r (x) ∂x r (x) ∂x Verwende nun Störungstheorie: B(x) = hx|Bi, |Bi = |B0 i + δ |B1 i, dabei ist |B0 i ein Impulseigenzustand p0 . (H0 + δH1 ) (|B0 i + δ |B1 i) = −ω 2 (|B0 i + δ |B1 i) mit ω 2 = ω02 + δω12 2 Eine andere Wahl kann durch Ändern des Summationsindexes auf diese Wahl zurückgeführt werden. Falls z.B. q = q + 2π/L so erhält man dieselbe Entwicklung mit ψq,n ersetzt durch ψq0 ,n−1 . 0 140 Photonische Bandlücken Gleichung 0. Ordnung: H0 |p0 i = −ω02 |p0 i p2 = −c2 02 |p0 i ~ ⇒ ω0 = cp~0 Gleichung 1. Ordnung: H0 |B1 i + H1 |B0 i = −ω12 |B0 i − ω02 |B1 i Dies zu lösen ist unübersichtlich. Von der Struktur sieht die Lösung wie folgt aus: Die Änderung des Eigenwertes kann aus −ω12 = hB0 |H1 |B0 i bestimmt werden. Der Zustand hat die Struktur |B1 i ∼ H1 |B0 i 2π ∼ rot cos x rot |p0 i L 2π iLx −i 2π x L ∼ e +e |p0 i ∼ |p0 + 2π 2π ~i + |p0 − ~i L L |{z} k c2 p2 |pi ~2 = ω02 (p) |pi H0 |pi = − Für p0 ≈ ~k ist c|p0 − ~k| nahezu resonant zu c|p0 |, während p0 + ~k eine viel höhere 2 3 . Man erhält ungestörte Energie hat ⇒ H1 koppelt vornehmlich p0 und p0 − ~k für p0 ≈ ~k 2 ~k also effektiv ein Zwei-Niveau-System. Ist |p0 | sehr verschieden von 2 , so ist die Kopplung vernachlässigbar. Ein Schema der daraus folgenden Energieniveaus ist in Abb. 10.2 dargestellt. . Bezeichnen wir das Matrixelement Betrachten wir das Zwei-Niveau-System für p0 ≈ ~k 2 hp0 | H1 |p0 − ~ki mit h1 , so erhält man die Gleichungen |Bi ≈ α |p0 i + β |p0 − ~ki δH1 |p0 i ≈ δh1 |p0 − ~ki δH1 |p0 − ~ki ≈ δh1 |p0 i und das Eigenwert-Problem H |Bi = −ω 2 |Bi 3 bzw. p0 und p0 + ~k für p0 ≈ − ~k 2 141 Abbildung 10.1: Energie-(Quasi-)-Impulsrelation für elektromagnetische Wellen im freien Raum. Die gestrichelte Linie beschreibt die Energie E(p) = c|p| in Abhängigkeit vom Impuls p, die durchgezogene in Abhängigkeit vom Quasi-Impuls q. Der Unterschied ist lediglich eine andere Benennung der Quantenzahlen: statt einer kontinuierlichen Variable p benutzt man eine kontinuierliche q und den diskreten Bandindex n. Abbildung 10.2: Energie-Quasiimpulsrelation für elektromagnetische Wellen im periodischen Dielektrikum. An den Stellen, an denen die freien Zustände resonant sind, enstehen Bandlücken. 142 Photonische Bandlücken H |Bi = −ω02 (p0 ) δh1 † 2 δh1 −ω0 (p0 − ~k) α β mit den Eigenwerten: ω 2 (p0 ) + ω02 (p0 − ~k) 1 − 0 ± 2 2 q 2 (ω02 (p0 ) − ω02 (p0 − ~k)) + 4δ2 2 wobei die ”Verstimmung” gegeben ist durch ω02 (p0 ) − ω02 (p0 − ~k) ∼ 2 ~c 2 k∆p worin der Anfangsimpuls gemäß p0 = ~k + ∆p relativ zu ~k/2 angegeben ist. ∆p spielt daher eine ähnliche 2 Rolle wie die echte Verstimmung beim Zwei-Niveau-System aus Abschnitt 5.3. Variiert man ∆p, so erhält man in völliger Analogie zum Landau-Zener-Übergang ein avoided crossing, welches dazu führt, dass Bandlücken entstehen. Bedeutung der Photonic Band Gaps: • Licht mit Frequenzen innerhalb einer Bandlücke kann nicht durch das Medium propagieren. Das kann benutzt werden für Spiegel, Glasfasern, Filter, . . . • Theoretische Vorhersage: Spontane Emission von Atomen, die in das Medium eingebettet sind, wird stark modifiziert [21]. Jedoch sind photonische Kristalle mit Bandlücken, die sich über den kompletten Winkelbreich des Photonenimpulses erstrecken, erst seit recht kurzer Zeit vorhanden [22]. Kapitel 11 Bose-Einstein-Kondensate 11.1 Vielteilchentheorie bosonischer Atome In Kapitel 2 wurde die allgemeine Struktur von Vielteilchentheorien in der Quantenmechanik behandelt. Diese soll nun auf bosonische Atome angewendet werden: Sei H0 (x, p) ein Ein-Teilchen-Operator, z.B. p2 H0 (x, p) = + V (r) 2M mit Eigenzuständen H0 ψn (x) = En ψn (x). Die Eigenzustände sollen normiert sein, hψn |ψm i = R 3 ∗ δn,m = d x ψn (x)ψm (x). Mit Hilfe dieser Basis kann man den Feldoperator X b Ψ(x) = b an ψn (x) n einführen, der ein Atom am Ort x vernichtet. Der Feldoperator und die Erzeuger/Vernichter erfüllen die Kommutator-Relationen b b † (y)] = δ(x − y) , [b [Ψ(x), Ψ an , b a†m ] = δn,m Freier Hamilton Operator mittels Feldoperatoren ausgedrückt: Z b 0 = d3x Ψ b † (x)H0 (x, p)Ψ(x) b H (11.1) wobei: p → i~∇ Die Wechselwirkung wird über einen Mehrteilchenoperator vermittelt. Der eine Kollision vermittelnde Operator lautet Z 1 b † (x)Ψ b † (y)V (x − y)Ψ(y) b Ψ(x) b b Coll = d3x d3y Ψ (11.2) H 2 Diese Darstellung des Operators im Fock-Raum ist eine Art Matrixelement“ des Operators für ” zwei Teilchen. V kann zum Beispiel das Coulomb Potential darstellen. Allgemein tritt pro an der Wechselwirkung beteiligtem Teichen ein Feldoperator und der entsprechende adjungierte Operator (am selben Ort genommen) im Wechselwirkungs-Hamiltonian auf. Diese Darstellung der Wechselwirkung hängt eng mit den Feynman Diagrammen zusammen. 144 Bose-Einstein-Kondensate Beispiel: Anwendung auf einen 2-Teilchen-Zustand |ψi = b a†1b a†2 |0i d.h. 1 Teilchen in Mode 1 1 Teilchen in Mode 2 (11.3) Der Effekt der Wechselwirkung kann nun berechnet werden. In |ψi sind die beiden Atome unkorreliert, die Wechselwirkung wird im allgemeinen ein Korrelation erzeugen. Also: b Coll |ψi = 1 H 2 Z b † (x)Ψ b † (y)V (x − y)[Ψ(y) b Ψ(x), b d3x d3y Ψ b a†1b a†2 ] |0i (11.4) dies gilt wegen b Ψ(x) |0i = 0 und † † † † † †b b b b b b [Ψ(y)Ψ(x), b a1 b a2 ] |0i = Ψ(y)Ψ(x)b a1 b a2 − b a1 b a2 Ψ(y)Ψ(x) |0i (11.5) Es muß also noch der Kommutator in (11.5) berechnet werden. Man findet so unter Ausnutzung der Relation [AB, C] = A[B, C] + [A, C]B nach längerer Rechnung: 1 b Ψ(x), b [Ψ(y) b a†1b a†2 ] |0i = √ (ψ1 (y)ψ2 (x) + ψ2 (y)ψ1 (x)) |0i 2 (11.6) wobei noch folgende nützliche Relation verwendet wurde: X b [Ψ(x), b a†1 ] = [ b am ψm (x), b a†1 ] m = X m ψm (x) [b a ,b a† ] = ψ1 (x) | m{z 1} (11.7) δ1m Mit diesem Ergebnis erhält man für den Wechselwirkungshamiltonian: Z b Coll |Ψi = d3x d3y Ψ b † (x)Ψ b † (y)V (x − y)(ψ1 (y)ψ2 (x) + ψ1 (x)ψ2 (y)) |0i H (11.8) d. h. die Wirkung des Operators auf einen Zweiteilchenzustand erzeugt einen neuen Zweiteilchenzustand, der mit dem Wechselwirkungspotential gewichtet wird und so Korrelationen zwischen Teilchen am Ort x und y enthält. Wechselwirkung mit Licht In diesem Fall hat der Wechselwirkungs-Hamiltonian die Form Z b b b (+) (x) + h.c. b † (x)Ψ b g (x)deg · E −d · E(x) → − d3x Ψ (11.9) e b g und Ψ b e jeweils Atome in Grund- und angeregtem Zustand vernichten. Insgesamt wird Wobei Ψ also ein Photon vernichtet und ein Grundzustandsatom durch ein angeregtes ersetzt. Auch dieser Operator hat die Struktur einer Art Matrixelement“. ” 11.2 Der Bose-Einstein-Phasenübergang Bewegungsgleichungen Systems: 145 Im Heisenbergbild lauten die Bewegungsgleichungen eines solchen b˙ = [Ψ(x), b b i~Ψ H] (11.10) Für den freien Anteil des Hamiltonians lauten sie insbesondere: Z b b b † (x0 )H0 (x0 , p0 )Ψ(x b 0 )] [Ψ(x), H0 ] = d3x0 [Ψ(x), Ψ Z b 0) = d3x0 δ(x − x0 )H0 (x0 , p0 )Ψ(x b = H0 (x, p)Ψ(x) ≡ Schrödingergleichung Wähle als ψn (x) die Eigenfunktionen von H0 (x, p): H0 (x, p)ψn (x) = En ψn (x): X X b H0 (x, p)Ψ(x) = H0 (x, p)b an ψn (x) = b an En ψn (x) n ⇒b an (t) = e b an (0) da die ψn orthogonal sind. n = n,n0 = X b a†nb an0 (11.13) n (11.14) Insbesondere gilt auch: Z Z X X 3 † b0 = d x Ψ b (x)H0 (x, p)Ψ(x) b H = d3x b a†n ψn∗ (x)H0 (x, p) b an0 ψn0 (x) X (11.12) n da H0 nur auf ψn (x) wirkt. Damit findet man die Bewegungsgleichung X X b˙ b i~Ψ(x) = i~ b a˙ n ψn (x) = H0 (x, p)Ψ(x) = b an En ψn (x) n −iEn t/~ (11.11) hψn |H0 (x, p)|ψn0 i1-Teilchen {z } | (11.15) n0 (11.16) =En0 δnn b a†nb an En (11.17) n Also die bereits von den Photonen bekannte Form der Gesamtenergie. 11.2 Der Bose-Einstein-Phasenübergang Anwendung des eben Gelernten auf den Bose-Einstein-Phasenübergang. Betrachte den Gleichgewichtszustand eines nicht wechselwirkenden Bose-Gases mit N Teilchen. Aus der statistischen Mechanik übernehmen wir die Form der Dichtematrix P b 1 1 b bn := a† an % = e−β H0 = e−β n Nn En N n Z Z N 1 Y −β Nbn En 1 Y X −βNn En = e = e |Nn ihNn | ⇔ Spektralzerlegung (11.18) Z n Z n N =0 n 146 Bose-Einstein-Kondensate P b mit: Z := Tr e−β H0 und der Nebenbedingung n Nn = N . In Lehrbüchern wird die folgende Rechnung im allgemeinen für die großkanonische Gesamtheit P durchgeführt, da dort die kombinatorischen Schwierigkeiten, die aus der Nebenbedingung Nn = N entstehen, wegfallen. Wir verwenden die kanonische Gesamtheit, da wir einen sehr einfachen Fall betrachten: Nur 2 Moden ψ0 (x), ψ1 (x) sind vorhanden. N 1 X −iβN1 E1 −β(N −N1 )E0 e e ⇒%= {z } |(N − N1 )0 , N1 ih(N − N1 )0 , N1 | Z N =0 | {z } | 1. M ode 1 (11.19) N ebenbdg. Setze E0 = 0, E1 = ∆E. N 1 X −βN1 ∆E ⇒%= e |(N − N1 )0 , N1 ih(N − N1 )0 , N1 | Z N =0 (11.20) 1 Damit kann die Zustandssumme sehr einfach berechnet werden: b0 −β H Z = Tr e = N X e−βN1 ∆E (11.21) N1 =0 Setze q := e−β∆E < 1 ⇒ Z= N X N1 =0 q N1 = 1 − q N +1 1−q (11.22) Berechne die mittlere Teilchenzahl in Mode 1 (angeregte Mode): b1 ) N̄1 = Tr (%N N 1 X = N1 q N 1 Z N =0 1 1−q q N N +1 = 1 − (N + 1)q + N q 1 − q N +1 (1 − q)2 Im Fall einer großen Anzahl von Atomen findet man N 1 1 lim N q = lim −N = lim = lim − qN = 0 N →∞ N →∞ q N →∞ − ln qq −N N →∞ ln q q ⇒ lim N̄1 = < ∞ (q < 1) N →∞ (1 − q) N (11.23) (11.24) D. h. es tritt ein Sättigungseffekt auf. Ab einer gewissen Anzahl von Atomen gehen alle weiteren Atome, die man hinzufügt, in den Grundzustand. Für ein freies Gas befinden sich für T → 0 alle 11.3 Atome mit Wechselwirkung, kollektive Wellenfunktion 147 Atome im Grundzustand. In einem wechselwirkenden (realen) Gas verbleibt ein Rest angeregter Atome. Addiert man also bei festgehaltener Temperatur Teilchen zu einem bosonischen Gas, so gehen ab einer gewissen Anzahl alle neuen Teilchen in den Grundzustand. Die Anzahl der angeregten Atome wird gesättigt. Dieses Ergebnis ist unabhängig von der Anzahl der Moden (gilt auch für kontinuierliche Moden) und von der zu Grunde gelegten Gesamtheit (kanonisch, großkanonisch). Es existiert eine kritische Temperatur für die gilt: N̄0 N − N̄1 q = =1− .1 N N N (1 − q)3 (11.25) Für kleines β∆E gilt nun 1 − q ≈ β∆E (wegen q = e−β∆E ) also: 1 N̄0 ≈ ≈1 N N (β∆E) (11.26) Dies ist eine Bedingung an β, die angibt, wann sich eine makroskopische Anzahl von Atomen im Grundzustand befindet. Bis auf numerische Vorfaktoren stimmt dies mit dem Ergebnis für harmonische Fallen überein [24]. Im freien Raum erhält man andere Bedingungen, die meist mit Hilfe der thermischen deBroglie-Wellenlänge ausgedrückt werden: 3 3 %λdB = ζ ≈ 2.612 (11.27) 2 p mit λdB := 2π~2 /(M kB T ). Dies läßt sich folgendermaßen deuten: In einem thermischen Gas kann man sich vorstellen, daß die Teilchen Wellenpakete mit Ausdehnung λdB bilden. Die Bedingung (11.27) für die Bose-Einstein-Kondensation bedeutet, daß man in etwa ein Teilchen pro Volumen λ3dB hat. Hat man weniger Teilchen, so überlappen die Wellenpakete sich nicht und merken nichts von ihrer bosonischen Natur. Überlappen sie, so kommt es zu Beeinflussungen und die Atome kondensieren. 11.3 Atome mit Wechselwirkung, kollektive Wellenfunktion Wechselwirkung ist für ein BEC zwar nicht notwendig, muss aber in der Regel berücksichtigt werden. Dies kann man durch den Hamilton-Operator Z ZZ 1 3 b† b b b † (x)Ψ b † (y) V (x − y) Ψ(y) b Ψ(x) b H = d x Ψ (x) H0 (x, p) Ψ(x) + d3x d3y Ψ (11.28) 2 ausdrücken. Atomare BECs (87 Ru, 23 Na, . . . ) sind verdünnte Gase in dem Sinn, dass der mittlere Abstand der Atome weit größer ist als die Streulänge a ihrer Wechselwirkung 1 %a3 1 (% =Dichte) b (11.29) Die Streulänge a ist definiert über den Streuquerschnitt, σ ∝ a2 . Für die üblichen atomaren BECs ist sie einige Nanometer groß. 1 148 Bose-Einstein-Kondensate Abbildung 11.1: Anschauliche Interpretation der Bose-Einstein-Kondensation: für T < Tc oder zu geringe Dichten % = d−3 sind die Wellenpakete zu weit auseinander und beeinflussen sich gegenseitig nicht. Ist die BEC-Bedingung erfüllt, so sind die Wellenpakete nahe genug beieinander, damit ihre bosonische Statistik wirken kann. Da Bosonen eine Tendenz haben, in denselben Zustand zu gehen, ist dann Kondensation möglich. 11.3 Atome mit Wechselwirkung, kollektive Wellenfunktion 149 Die Potentiale sind kurzreichweitig (∝ 1/r6 , Van-der-Waals-Wechselwirkung), in diesem Fall kann man das Potential als punktförmig auf der Skala des mittleren Abstandes betrachten und V (x − y) durch ein Kontaktpotential mit derselben Streulänge ersetzen V (x − y) −→ 4π~2 a δ(x − y). M (11.30) Der Vorfaktor ist hierbei gerade so gewählt, dass sich die richtige Streulänge für das Kontaktpotential ergibt. Dies ist ein so genanntes Pseudopotential 2 . Der Hamiltonoperator lautet dann: Z b= H κ b† 2 b 2 b † (x) H0 (x, p) Ψ(x) b d x {Ψ + Ψ (x) Ψ(x) } 2 3 , 4π~2 a κ := M (11.31) b findet man mit Hilfe eines Variationsansatzes. Dabei geht man von Den Grundzustand von H (a†0 )N |ψi = √ |0i N! (11.32) (also N Atomen in der Mode ψ0 ) als Zustand R 3 aus.2 Die Variationsvariable ist dabei die Mode ψ0 (x), als Nebenbedingung muss gelten: d x |ψ0 | = 1. Diese Nebenbedingung anders ausgedrückt bedeutet: Z b |ψi = hψ| d3x Ψ b † (x)Ψ(x)|ψi b hψ|N =N (11.33) Über die Kommutatorrelation h i b Ψ(x), (a†0 )n = N ψ0 (x)(a†0 )N −1 (11.34) kommt man durch längere Rechnung zu Z κ b hψ|H|ψi = N {ψ0∗ H0 ψ0 + (N − 1)|ψ0 |4 }d3x 2 Z b |ψi = N |ψ0 |2 d3x hψ|N (11.35) (11.36) b b |ψi − N ) (Variation unter Nebenbedingung (11.33) nach Nun minimiert man hψ|H|ψi − µ(hψ|N ψ0 (x)). Man kann dies entweder durch normale Variationsrechnung ( virtuelle Verrückung“) ” oder durch Funktionalableitung [23] erledigen. δ δψ0∗ (x) 2 Z h N ψ0∗ H0 ψ0 i κ + N (N − 1)(ψ0∗ )2 ψ02 − µN |ψ0 |2 d3x + µN 2 =0 (11.37) Genau genommen müsste man in 3D für das Pseudopotential ∂r (rδ(r)) benutzen (siehe z.B. [24]). Für sehr viele Situationen ist dies aber unerheblich. 150 Bose-Einstein-Kondensate Anwendung der Funktionalableitung für Physiker “ 3 ” δ 1 F [g(x)] := lim {F [g(y) + εδ(x − y)] − F [g(y)]} ε→0 ε δg(x) (11.38) führt zu µψ0 (x) = H0 ψ0 (x) + κ(N − 1)|ψ0 |2 ψ0 (x) (11.39) Dies ist die Gross-Pitevskii-Gleichung (GPE) oder nichtlineare Schrödinger-Gleichung (NLSE). ψ0 heisst kollektive Wellenfunktion. Zwei Lösungen ψ0 , ψ00 können nicht mehr zu einer dritten superponiert werden, da die GPE nichtlinear ist. Die Dichte eines Kondensates ist N |ψ0 |2 , die kollektive Phase ist arg ψ0 . Die GPE kann auch aus der Heisenberg-Gleichung für den Feldoperator gewonnen werden: h i ˙ b b b i~Ψ(x, t) = Ψ(x, t), H b t) + κΨ b † (x, t)Ψ b 2 (x, t) = H0 (x, p)Ψ(x, (11.40) b durch Annahme: Das Kondensat ist im kohärenten Zustand |αi der Mode ψ0 . Dann kann Ψ 2 αψ0 (x) ersetzt werden (|α| = N ). Man erhält also die GPE (11.39) zurück. In diesem Fall ist ψ0 (x) völlig analog zu einer Lasermode des Lichtfeldes. (a† )N Es lässt sich bisher nicht entscheiden, ob ein BEC durch |αi oder √0N ! besser beschrieben wird. Wahrscheinlichste Lösung: ein BEC entspricht einem Gemsich von Fock-Zuständen. Ein solches kann auch einem Gemisch kohärenter Zustände entsprechen, siehe Übungen. 11.4 Einfache Anwendungen der Gross-Pitaevskii-Gleichung 11.4.1 BECs in harmonischen Fallen , Thomas-Fermi-Näherung Löse p2 ψ + V ψ + N κ|ψ|2 ψ (11.41) 2M Annahme: nichtlinearer Term N κ|ψ|2 ψ ist viel größer als die kinetische Energie (klappt ab etwa p2 10 000 Atomen), also vernachlässige 2M . Dies ist die Thomas-Fermi-Näherung. Es ergibt sich durch einfaches Auflösen: µ−V N |ψ|2 = % = (% > 0) (11.42) κ R Das chemische Potential µ wird durch die Normierung |ψ0 |2 d3x = 1 festgelegt. In einem harmonischen Potential ergibt sich ein qualitativer Verlauf von % wie in Abb. 11.2 gezeigt. Diese Dichteverteilung wurde auch bei den ersten Experimenten zu atomaren Kondensaten als Signatur für deren Entstehung verwendet [25, 26]. µψ = 3 In der Mathematik wird fie Funktionalableitung etwas anders definiert. Im wesentlichen besteht der Unterschied darin, dass die Physiker-Funktionalableitung in etwa dem Integralkern der Mathematiker-Funktionalableitung entspricht und wie üblich etwas unsauberer definiert ist. Das einzige Buch, das sich meines Wissens mit dem Zusammenhang beschäftigt, ist das von Grossmann (Funktionalanalysis 1+2). 11.4 Einfache Anwendungen der Gross-Pitaevskii-Gleichung 151 Abbildung 11.2: Plot von % in harmonische Falle, beliebige Einheiten Die Näherung bricht nur im Bereich niedriger Dichten, also hier am Rand des Kondensats, zusammen. 11.4.2 Solitonen Solitonen sind Wellenpakete, die sich durch nichtlineare Effekte selbst stabilisieren und ihre Form nicht verändern. Die normale Dispersion eines Schrödinger-Wellenpaketes wird durch die Wechselwirkung zwischen den Atomen aufgehoben. • Bright-Solitons , 1D: V (x) = 0, κ < 0, also attraktive Wechselwirkung. Es ergibt sich als DGL und als (eine) Soliton-Lösung ~2 00 ψ − N |κ||ψ|2 ψ 2M 1 1 √ ψ = e−iµt x cosh w 2w i~ψ̇ = − (11.43) (11.44) mit w = 2~2 /(|M ||κ|) und µ = ~/(2|M |w2 ). Bei dieser Lösung heben sich die kinetische Energie und Wechselwirkungs-Energie gerade auf, so dass das Wellenpaket auch ohne Fallen-Potential seine Form beibehält. • Dark-Solitons , 1D: V (x) = 0, κ > 0, also repulsive Wechselwirkung. Die Lösung der DGL ist dann: x 1 ψ = √ e−iµt tanh (11.45) w 2w Betrachtet man die Dichte |ψ|2 so entspricht dies einem ”Loch” in der ansonsten konstanten Dichte, sozusagen die Umkehrung der Bright-Solitons. 152 Bose-Einstein-Kondensate • Gap-Solitons sind Bright-Solitons für sich abstoßende (κ > 0) Atome. In diesem Fall ist die nichtlineare Energie positiv. Die Idee ist, dass man zur Kompensation die kinetische Energie mit Hilfe von Bandlücken negativ macht. Im periodischen Potential hat die freie Energie freier Teilchen eine Bandstruktur. An der oberen Bandkante gilt: E0 (q) ≈ E0 − 2|M~ ∗ | (q − k2 )2 . M ∗ < 0 heißt effektive Masse (= inverse der Krümmung von E0 (q)) Entwickelt man ψ nach Bloch-Funktionen um die obere Bandkante herum, so kann man p2 + V (x) durch E0 (q) ersetzen und erhält eine effektive negative kinetische Energie, die 2M sich gegen die positive nichtlineare Energie aufheben kann. Kapitel 12 Einschübe 12.1 Greenfunktion Gegeben sei eine lineare inhomogene DGL der Form: (Lˆx F )(x) = h(x) Eine Greenfunktion ist eine spezielle Lösung mit der Inhomogenität δ (x − x0 ). (Lˆx G)(x, x0 ) = δ (x − x0 ) Kennt man G (x, x0 ), so ist die Lösung des inhomogenen DGL’s gegeben durch: Z F (x) = G(x, x0 ) · h(x0 ) dx0 (12.1) Beweis: Z ˆ ˆ (Lx F )(x) = Lx dx0 G(x, x0 ) · h(x) Z = dx0 Lˆx G(x, x0 ) · h(x) Z = dx0 δ (x − x0 ) h(x) = h(x) 12.2 Addition von Drehimpulsen Ein Drehimpuls ist definiert als ein Vektor L dessen drei Komponenten Operatoren mit den Kommutator-Relationen [La , Lb ] = i~εabc Lc . (12.2) Es läßt sich leicht zeigen, dass [L2 , Li ] = 0 ist, so dass man Eigenfunktionen von L2 und einer Komponente, meist wird Lz gewählt, findet: L2 |l, mi = ~2 l(l + 1)|l, mi , Lz |l, mi = ~m|l, mi (12.3) 154 Einschübe Es ist ausserdem von Vorteil, die Operatoren L± := Lx ± iLy einzuführen, die [L± , Lz ] = ∓~L± und [L+ , L− ] = 2~Lz erfüllen. Es folgt ∓ ~L± |l, mi = [L± , Lz ]|l, mi = m~L± |l, mi − Lz L± |l, mi so dass L± |l, mi proportional zu |l, m ± 1i ist. Da finden wir L†+ (12.4) = L− und L2 = L2z + L+ L− − ~Lz gilt, hl, m|L2 |l, mi = ~2 l(l + 1) = hl, m|L2z + L+ L− − ~Lz |l, mi = ~2 m2 − ~2 m + |hl, m|L+ |l, m − 1i|2 (12.5) und somit hl, m|L+ |l, m − 1i = hl, m − 1|L− |l, mi = ~ p l(l + 1) − m(m + 1) (12.6) (Die Phasen der Zustände |l, mi lassen sich so wählen, dass diese Matrixelemente reell sind.) Will man zwei (miteinander kommutierende) Drehimpulse L und S zu J = L + S addieren, so stellt sich die Frage, welche Eigenfunktionen geeignet sind. Eine mögliche Wahl ist das Tensorprodukt der Einzelbasen, |l, ml ; s, ms i := |l, ml i ⊗ |s, ms i . (12.7) Oft ist es jedoch bequemer, in der Eigenbasis von J 2 und J z zu arbeiten. Wegen [L2 , J i ] = [S 2 , J i ] = 0 ist diese durch vier Quantenzahlen |j, mj , (l, s)i (12.8) charakterisiert. Die Matrixelemente hl, ml ; s, ms |j, mj , (l, s)i werden Clebsch-Gordan-Koeffizienten genannt und erlauben den Basiswechsel gemäß X |j, mj , (l, s)i = hl, ml ; s, ms |j, mj , (l, s)i|l, ml ; s, ms i (12.9) ml ,ms Wir kürzen sie im Folgenden mit Cmj ,ml ,ms ab. Durch Anwenden von J z sieht man leicht, dass ms + ml = mj gelten muß. Die numerischen Werte für die Clebsch-Gordan-Koeffizienten lassen sich aus dem linearen Gleichungssystem hl, ml ; s, ms |J ± |j, mj , (l, s)i = Cmj ±1,ml ,ms hj, mj ± 1, (l, s)|J ± |j, mj , (l, s)i (12.10) X = hl, ml ; s, ms |(L± + S ± ) Cmj ,m0l ,m0s |l, m0l ; s, m0s i m0l ,m0s = X Cmj ,m0l ,m0s hl, ml ; s, ms |L± + S ± |l, m0l ; s, m0s i m0l ,m0s = X Cmj ,m0l ,m0s (hl, ml |L± |l, m0l iδms ,m0s + m0l ,m0s = hs, ms |S ± |s, m0s iδml ,m0l ) = Cmj ,ml ∓1,ms hl, ml |L± |l, ml ∓ 1i + Cmj ,ml ,ms ∓1 hs, ms |S ± |s, ms ∓ 1i 12.2 Addition von Drehimpulsen 155 und der Normierungsbedingung 1 = hj, mj , (l, s)|j, mj , (l, s)i X = |hl, ml ; s, ms |j, mj , (l, s)i|2 (12.11) ml ,ms ableiten. Setzt man die Matrixelemente der Drehimpulsoperatoren ein, so kann man das Gleichungssystem (12.11) in die Form Cmj ±1,ml ,ms q j(j + 1) − (mj + 1)(mj + 1 ± 1) = (12.12) p Cmj ,ml ∓1,ms l(l + 1) − (ml + 1)(ml + 1 ∓ 1) + p Cmj ,ml ,ms ∓1 s(s + 1) − (ms + 1)(ms + 1 ∓ 1) bringen. Allgemein sind die Clebsch-Gordan-Koeffizienten nur von Null verschieden, wenn l + s ≥ j ≥ |l − s| erfüllt ist. Bei der Addition von drei oder mehr Drehimpulsen muß man bei der Wahl der Basis vorsichtig sein. Betrachte den Fall F = I + L + S. Addieren wir zunächst J = L + S und dann F = I + J , so würde die obige Prozedur uns die Basis {|f, mf , (i, j)i} liefern, also Eigenzustände von F 2 , F z , I 2 und J 2 . Addieren wir aber zunächst Σ = I + S und dann F = L + Σ, so benutzen wir die Basis {|f, mf , (l, σ)i}. Die beiden Basen sind verschieden, in diesem Sinne ist die Addition von Drehimpulsen sozusagen nicht assoziativ. Welche der Basen besser geeignet ist, hängt von der physikalischen Situation ab. Gute Abhandlungen über Drehimpulse in der Quantenmechanik finden sich in [2] und [3]. 12.2.1 Weitere Darstellung der Addition von Drehimpulsen [Li , Lj ] = i~ijk Lk [L2 , Li ] = 0 Lz |lmi = ~m |lmi (12.13) L2 |lmi = ~2 l(l + 1) |lmi Der Gesamtdrehimpuls ist j = L + S. |ψi = XX ψlmsms |l, mi ⊗ |s, ms i (12.14) l,m s,ms Dabei ist |ψi ∈ Produktraum, die |l, mi ⊗ |s, ms i sind Eigenfunktionen von Lz , L2 , Sz , S 2 . Die Problemstellung ist nun, eine Basis des Produktraumes zu finden, die j 2 und jz diagonalisiert. j 2 |ψi = ~2 j(j + 1) |ψi jz |ψi = ~mj |ψi (12.15) 156 Einschübe |ψi = |j, mj , l, si jz |ψi = (Lz + Sz ) |ψi X = ψlmsms (~m + ~ms ) |lmi ⊗ |smi (12.16) lmsms ! = ~mj X ψl,m,s,ms |lmi ⊗ |smi lmsms =⇒ |ψi kann nur gebildet werden durch Zustände, bei denen gilt: mj = m + ms . j 2 = (L + S)2 = L2 + S 2 + 2LS LS = Lx Sx + Ly Sy + Lz Sz (12.17) Führe ein: L± = Lx ± iLy S± = Sx ± iSy L− S+ + L+ S− = (Lx + iLy )(Sx − iSy ) + (Lx − iLy )(Sx + iSy ) = 2Lx Sx + 2Ly Sy + i(Ly Sx − Lx Sy ) + i(Lx Sy − Ly Sx ) = 2(Lx Sx + Ly Sy ) (12.18) 1 =⇒ LS = Lz Sz + (L− S+ + L+ S− ) 2 (12.19) [L± , Lz ] = [Lx ± iLy , Lz ] = (−iLy ± iiLx ) = ∓L± ~ =⇒ Lz L± |l, mi = (L± Lz + [Lz , L± ]) |l, mi = m~L± |l, mi + ±L± |l, mi = ~(m ± 1)L± |l, mi =⇒ L± |l, mi ∼ |l, m ± 1i (12.20) [L2 , L± ] = 0 X =⇒ |j, mj , l, si = ψm,l,mj −m,s |l, mi |s, mj − mi (12.21) m,ms :m+ms =mj =⇒ Basis: |j, mj , l, si F = S0 + j ∼ =⇒ |F, mF , j, s0 i F = (S 0 + S) + L ∼ =⇒ |F , m ∼ , SG , Li F (12.22) 12.3 Distributionen 12.3 157 Distributionen Distributionen sind Objekte, die eigentlich nur unter einem Integral definiert sind. So ist z.B. δ(x − x0 ) nur durch seine Wirkung unter dem Integral definiert: Z dx f (x)δ(x − x0 ) := f (x0 ) wobei f(x) eine sog. Test-Funktion sein soll. Grob gesagt sind Testfunktionen Funktionen, die sich immer gutartig verhalten. Etwas formaler sind es C ∞ -Funktionen mit begrenztem Träger, oder sie fallen zumindest hinreichend schnell ab für |x| −→ ∞). Distributionen sind keine Funktionen. δ(x − x0 ) ist z.B. nicht am Ort x0 definiert. R∞ Das Integral D(ω) := 0 dτ e−iωτ ist auch im Distributions-Sinn zu verstehen: Z ∞ Z ∞ Z ∞ dω D(ω)f (ω) = dω f (ω) dτ e−iωτ −∞ 0 Z−∞ ∞ Pc = dω f (ω)(πδ(ω) − i ) ω −∞ Z − Z ∞ dω dω = πf (0) − i lim+ ( f (ω) + f (ω)) →0 ω −∞ ω Der Schritt von der ersten zur zweiten Zeile kann mathematisch bewiesen werden. Der darin auftretende Hauptwert bedeutet, dass auf beiden Seiten der Singularität dasselbe verwendet wird. Im Unterschied dazu muß man beim normalen Grenzwert für beide Seiten der Singularität verschiedene Grenzwerte verwenden. 158 Einschübe Literaturverzeichnis [1] J.D. Jackson, Classical Electrodynamics, Wiley 1999. [2] J.J. Sakurai, Modern Quantum Mechanics, Addison Wesley, 1994. [3] D.M. Brink and G.R. Satchler, Angular Momentum, Oxford Library of Physical Sciences 1968. [4] R. F. Streater and A. S. Wightman, PCT, spin and statistics, and all that (1964) Beautiful text on the axiomatic formulation of QFT, i.e., the derivation of the properties of any QFT from a few basic axioms (such as Einstein locality). Mathematically superb, although some conclusions of this theory are discouraging. It nevertheless provides rigorous proofs of the spin-statistics theorem (i.e, that Bosons must have integer spin) and the PCT theorem (any QFT must be invariant under a space inversion followed by charge conjugation and time reversal). [5] D.F. Walls und G. 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Cohen-Tannoudji, Atomic motion in laser light, in Fundamental systems in quantum optics, edited by J. Dalibard, J.M. Raimond and J. Zinn-Justin, Les Houches Session LIII, Elsevier Sience Publishers 1992. 160 LITERATURVERZEICHNIS [12] J. Dalibard and C. Cohen-Tannoudji, Atomic motion in laser light: connection between semiclassical and quantum descriptions, J. Phys. B 18, 1661 (1985). [13] S.-Y. Zhu and M.O. Scully, Spectral Line Elimination and Spontaneous Emission Cancellation via Quantum Interference, Phys. Rev. Lett. 76, 388 (1996). [14] H.-R. Xia, C.-Y. Ye, and S.-Y. Zhu, Experimental observation of spontaneous emission cancellation, Phys. Rev. Lett. 77, 1032 (1996). [15] Li Li, X. Wang, J. Yang, G. Lazarov, J. Qi, and A. M. Lyyra, Comment on ”Experimental Observation of Spontaneous Emission Cancellation”, Phys. Rev. Lett. 84, 4016 (2000). [16] M. Abramowitz and I.A. Stegun (Eds.), Handbook of mathematical functions, Dover, New York 1972. [17] A. Galindo and P. 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Zubairy, Quantum Optics (1997). A very nice introduction which also covers electromagnetically induced transparency. [32] Leonard Mandel and Emil Wolf, Optical coherence and quantum optics (1995). One of the most comprehensive and complete texts on quantum optics. Gives a good survey of most techniques and topics. [33] D.F. Phillips, A. Fleischhauer, A. Mair, R. L. Walsworth, M. D. Lukin, Storage of Light in Atomic Vapor, Phys. Rev. Lett. 86, 783 (2001). [34] C. Liu, Z. Dutton, C.H. Behrozzi, and L.V. Hau, Observation of coherent optical information storage in an atomic medium using halted light pulses, Nature 409, 490 (2001). [35] F. Riehle, T. Kisters, A. Witte, J. Helmcke und C.J. Bordé, Optical Ramsey spectroscopy in a rotating frame: Sagnac effect in a matter-wave interferometer, Phys. Rev. Lett. 67,177 (1991). [36] C.J. Bordé, Atomic interferometry with internal state labeling, Phys. Lett. A 140, 10 (1989). [37] M. Kasevich und S. 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Index adiabatische Näherung, 125 Anzahloperator, 23 Atom-Interferometrie, 91 avoided crossing, 76, 142 Bahndrehimpulsoperator, 41 Baker-Campbell-Hausdorf-Gleichung, 34 Berry-Phase, 87 Besselfunktionen sphärische, 6 Bewegungsgleichung Vielteilchensystem, 145 Bloch -Kugel, 71 -Vektor, 71 Born-Oppenheimer Näherung, 125 Bose-Einstein -Übergang, 145 Kondensat, 143 Bose-Gas, 145 Brechungsindex, 134 Definition, 132 Casimir-Effekt, 32 Coulomb-Eichung, 5 d’Alembert-Operator, 3 Dark States, 79 deBroglie-Wellenlänge, 147 Dichtematrix, 100 Eigenschaften, 100 Kohärenzen, 102 dielektrische Verschiebungsdichte, 11 Dielektrizitätskonstante relative, 137 Differentialgleichungen nichtlineare, 3 Dipol, 7 Dipolmoment, 7 Direktes Produkt von Hilbert-Räumen, 105 Distributionen, 157 Divergenz, 1 Doppler -Effekt, 124 -Kühlung, 123 -Verschiebung, 91 Dressed States, 75 in einer Cavity, 76 Dunkelzustand, 79, 87, 133 Eichtransformationen, 5 Einsteinsche Summenkonvention, 1 EIT, 129, 133 Elektromagnetisch induzierte Transparenz, 133 Eliminierung adiabatische, 94 Entropie, 103 reiner Zustand, 104 Erzeuger, 22 Falle harmonische, 150 Feinstruktur, 42, 64 Feldoperator, 23, 24 Feynman-Diagramm, 143 Fockraum, 21 Fundamentalkräfte, 47 Güte Cavity-, 78 Gaußscher Satz, 2 Gesamtheit INDEX großkanonische, 146 kanonische, 146 Green-Funktion, 6 Gross-Pitevskii-Gleichung (GPE), 150 Gruppengeschwindigkeit, 132, 134 gyromagnetischer Faktor, 42 Hamiltonian Zwei-Niveau-System, 65 Hankelfunktionen sphärische, 6 Heisenberg’sche Unschärferelation, 36 Helmholtz-Gleichung inhomogene, 6 Hyperfeinstruktur, 43 Impuls kanonisch konjugierter, 45 kinetischer, 45 Impulsoperator Zwei-Niveau-System, 66 Interferometer Atomic fountain, 93 Ramsey-Bordé, 91 Doppler-Verschiebung, 92 Interferometrie, 72 Jaynes-Cummings-Modell, 77 Josephson-Effekt, 63 kanonische Quantisierung, 46 kohärente Zustände, 33 Eigenschaften, 37 Zeitentwicklung von, 36 Kommutatorrelation Erzeuger und Vernichter, 22 Kontinuitätsgleichung, 1, 2 Korrelation, 105 Ladungserhaltung, 2 Lagrange-Dichte, 26 Lamb-Shift, 117 Landau-Zener-Übergänge, 73 Laser 163 -Kühlen, 123 Doughnut-, 95 Levi-Civita-Symbol, 1 Lindblad-Form, 117 Linse Atom, 96 Liouville -Gleichung, 102 -Superoperator, 102 -Theorem, 105 Lorentz -Eichung, 5 -Kraft, 45 magnetische Monopole, 4 magnetisches Moment, 42, 44 makroskopische Felder, 10 Maxwell-Gleichungen, 10 Markov-Näherung, 113 Master-Gleichung Zwanzigs, 110, 111 für atomare Multipletts, 116 für Zwei-Niveau-Atome, 116 in Markov-Näherung, 114 Zwanzigs, 105, 107 Maxwell-Bloch-Gleichungen, 129, 130, 133 Maxwell-Gleichungen, 1 im Vakuum, 1 in Dielektrikum, 129 inhomogene, 31 minimale Kopplung, 46 Multiplett, 64 Multipolentwicklung, 6 für Vektorfelder, 9 Multipolmoment sphärisches, 7 Näherung Thomas-Fermi-, 150 Nichtlineare Optik, 3 Operator Zwei-Teilchen-System, 65 164 Operatorfunktion, 103 Ortsoperator Zwei-Niveau-System, 65 Pauli-Verbot, 19 Phasengeschwindigkeit, 132 Photonische Bandlücken, 137 Potential optisches, 94 periodisches, 137 skalares, 4 Vektor-, 3 Produkt zeitgeordnetes, 108 Produktzustand, 105 Projektions-Superoperatoren, 107 Pseudopotential, 149 Punktdipol, 7 Qbit, 64 Quadrupolübergänge, 93 Quasi-Impuls, 139 Rückstoßverschiebung, 91, 92 Rabi -Frequenz, 67 -Oszillationen, 70 Raman-Übergänge, 84 Raman-Nath-Näherung, 97 recoil-shift, 91 Reduzierte Dichtematrix, 105 reduzierte Matrixelement, 60 Reservoir, 110 Rotating-Wave-Approximation, 68 Rotation, 1 Schrödinger-Gleichung nichtlineare (NLSE), 150 Schrödinger-Operator für bestimmte Mode, 32 Schwerpunktbewegung, 89 Skalare Multipole, 6 Skalarprodukt erhaltendes, 138 INDEX Solitonen, 151 Solitons Bright-, 151 Dark-, 151 Gap-, 152 Spectral hole burnig, 133 Spin-Bahn-Kopplung, 43 Spin-Statistik-Theorem, 20 spontane Emission, 114 Emissionsrate, 117 Spur, 100 stationärer Zustand, 130 STIRAP, 86 Stoppen von Licht, 135 Streulänge, 147 Superoperator, 102 TE-Felder, 10 Teilchenzahldarstellung, 20 Test-Funktion, 157 Theorem Adiabatisches, 86 TM-Felder, 10 Translationsoperator, 138 Vakuum Verschiebung des, 35 Variation unter Nebenbedingung, 149 Vector spherical harmonics, 9 Vektorpotential, 3 Verdampfungskühlen, 123 Vernichter, 22 Verschiebe-Operator, 34, 35 Vertauschungsoperator, 19 Vielteilchentheorie, 26 bosonischer Atome, 143 VSCPT, 127 Wasserstoffatom, 41 Parität, 42 Quantenzahlen, 42 Wechselwirkungsbild, 68 INDEX Wellenfunktion kollektive, 150 Vielteilchen-, 20 Wellengleichungen, 3 Wirbelfeld, 4 zeitgeordnetes Exponential, 109 Produkt, 108 Zustandsumme, 146 Zwanzigs Master-Gleichung, 105, 107, 110, 111 Näherungen, 110 Zwei-Niveau Atom, 130 effektives System, 94 System, 63 Zwei-Photonen-Resonanz, 79 Zweite Quantisierung, 25 165