Bild: © robynmac – Fotolia.com LEISTUNGSELEKTRONIK Warum gerade SEPIC-Wandler? Bei der SPANNUNGSSTABILISIERUNG in Automotive-Anwendungen bieten SEPIC-Wandler diverse Vorteile. AUTOMOBIL-ELEKTRONIK analysiert die Funktionsweise des SEPIC-Wandlers und erläutert grundlegende Auswahlkriterien des Schaltelementes (MOSFET). E lektronische Systeme in heutigen Fahrzeugen und im Automobil von morgen sind auf eine leistungsfähige, effiziente und zuverlässige Stromversorgung angewiesen. Deshalb werden an Strom- und Spannungsversorgungssysteme im Kraftfahrzeug sehr spezielle Anforderungen gestellt. Für die stark schwankenden Spannungen, die von 6 V bei Kaltstart bis Ubat > 30 V bei Load-Dump reichen, sind einfache Stromversorgungslösungen wie lineare Spannungsregler nicht immer die richtige Lösung, um die gewünschten Versorgungsspannungen bereitzustellen. So muss zum Beispiel beim Kaltstart die Nennspannung des Bordnetzes angehoben werden, weil die mechanische Reibung zwischen den beweglichen Teilen des Motors in dieser Situation sehr 30 AUTOMOBIL-ELEKTRONIK April 2010 hoch ist, so dass noch mehr Kraft zum Bei vielen Automotive-Anwendungen Drehen des Motors aufgewendet werden entspricht die von der Batterie und der muss. Der Anlasser nimmt aus diesem Lichtmaschine gelieferte Spannung nicht Grund sehr hohe Spitzenströme auf, die immer den An forderungen der Steuerwesentlich größer sind als die Ströme einheiten, da die meisten Steuergeräte mit beim Anlassen eines bereits beDer SEPIC-Wandler ist für viele Anwendungen triebswarmen Moim Automobil eine gute Wahl, um ein effizientes tors. Erschwerend Power-Management zu erzielen. kommt beim Kaltstart hinzu, dass kleineren Spannungen arbeiten als die 12 die Batteriespannung durch niedrige V Batteriespannung. Daher muss eine Temperaturen ohnehin schon geringer Umwandlung in den richtigen Spanist. nungswert mit Schaltreglern erfolgen. Auf Grund all dieser bei niedrigen Auch unter Lastabschaltungen (LoadTemperaturen auftretenden Effekte Dump) muss die Stromversorgung zuverherrscht im Bordnetz von Automobilen lässig arbeiten. Als Load-Dump bezeichzu bestimmten Zeiten eine sehr geringe net man den Zustand eines offenen Batminimale Versorgungsspannung die teriekreises, während die Lichtmaschine hochgesetzt werden muss. LEISTUNGSELEKTRONIK die Batterie auflädt. Abhängig von der jeweils verwendeten Stromerzeugung und den Steuerungsverfahren können LoadDump-Stoßspannungen von über 30 V entstehen. Letztlich muss sichergestellt werden, dass die Spannungen nicht einbrechen damit wichtige und sicherheitsrelevante Komponenten wie zum Beispiel ABS, Airbag oder Bremssysteme ihre zugedachte Funktionen beibehalten. Auch der Funktionsverlust beispielsweise eines Navigations- oder Infotainmentgerätes während des Anlassens (Starten des Motors) ist nicht akzeptabel. Deswegen ist es für viele elektronische Funktionsblöcke im Kfz wichtig, mit DC/ DC-Wandlern eine stabile Versorgungsspannung zu erzeugen, die im Bereich der Batterie-Nominalspannung liegt. Bild 1: Prinzipieller Aufbau eines SEPIC-Wandlers. Alle Grafiken: Renesas SEPIC-Wandler Der SEPIC-Wandler (Single Ended Primary Inductance Converter) lässt sich hier vorteilhaft einsetzen, da er Spannungen herauf- und herabtransformieren kann. Für viele Anwendungen im Auto ist diese Topologie eine gute Wahl, um ein effizientes Power-Management zu erzielen. Im Gegensatz zu FlybackWandlern (Sperrwandler) vereinfacht sich auch die externe Beschaltung. Ein großer Vorteil besteht darin, dass der SEPIC-Wandler die Gleichspannung zum Ausgang abtrennt und ein Stromfluss über die Spule von Eingang zu Ausgang im ausgeschalteten Zustand dank des schaltungsbedingten Koppelkondensators vermieden wird. Funktionsweise Bild 1 zeigt den grundsätzlichen Aufbau der Schaltung mit allen erforderlichen Bauelementen. Als wesentliches Element der Schaltung sind drei Energiespeicher (L1, L2 und C_sepic) sowie ein MOSFET zu erkennen. Um möglichst gleichmäßige Ströme zu erzielen und die Belastung von Spule, Diode und MOSFET niedrig zu halten, ist es empfehlenswert, den Wandler im kontinuierlichen Modus zu betreiben. In dieser Betriebsart ist die Strombelastung nur etwa halb so groß wie im diskontinuierlichen Modus, und die Bauteilgröße verringert sich im gleichen Maße. Dabei lassen sich L1 und L2 auf einem Spulenkörper unterbringen, da sie im kontinuierlichen Betrieb über den gesamten Schaltzyklus die gleichen Spannungspegel aufweisen. Drei Schaltphasen Die Funktionsweise eines SEPIC-Wandlers lässt sich an den drei wichtigsten Bild 2: Darstellung der drei wichtigsten Schaltphasen. Oben wird der MOSFET gerade eingeschaltet, in der Mitte ist der MOSFET eingeschaltet, und unten ist der MOSFET ausgeschaltet. Schaltphasen (Bild 2) erläutern. In Phase 1 wird der MOSFET eingeschaltet (Bild 2-1), in Phase 2 ist der MOSFET eingeschaltet (Bild 2-2), und in Phase 3 ist der MOSFET ausgeschaltet (Bild 2-3). Phase 1 charakterisiert den Anfangszustand, in dem der MOSFET eingeschaltet wird. Der SEPIC-Kondensator hat sich auf Vin aufgeladen, am Ausgang liegen 0 V und in keinem der Bauelemente fließt ein Strom (Bild 2-1). In Phase 2 ist der MOSFET eingeschaltet, so dass an L1 die gesamte Eingangsspannung Vin anliegt. Der Strom durch die Spule steigt dabei rampenförmig an, womit in L1 Energie gepeichert wird. Die Anstiegssteilheit des Stromes IL1 hängt von der Eingangsspannung und von dem Induktivitätswert der Spule ab. Dadurch, dass sich der SEPIC- Kondensator auf Vin aufgeladen hat, wirkt er für L2 ebenfalls als Eingangsspannung Vin, womit auch durch L2 ein Strom fließt und die Energie des Kondensators in die Spule umgeladen wird. In dieser Zeit arbeitet die Diode D1 in Sperrrichtung und der Ausgangskondensator C3 muss den Strom für die angeschlossene Last liefern. Nun fließt durch beide Spulen ein Strom, der sich nicht sprunghaft ändern kann, wenn der MOSFET ausschaltet ist, da die Spulen durch die gespeicherte Energie den Stromfluss aufrecht erhalten wollen. AUTOMOBIL-ELEKTRONIK April 2010 31 LEISTUNGSELEKTRONIK Danach beginnt Phase 3: Wenn der MOSFET ausgeschaltet ist, kehrt sich die Polarität der Spannung an den Spulen um. Die Diode leitet nun die gespeicherte Energie an den Ausgangskondensator und an die angeschlossene Last. Damit der Strom durch L1 weiter fließen kann, muss die Spannung am MOSFET auf Vin + Vout + VDiode ansteigen. Diese hohen Spannungen müssen die Entwickler bei der Auswahl des MOSFETs unbedingt berücksichtigen. Der Strom der durch den Überlappung von Strom und Spannung. Im Fall sehr schneller Leistungstransistoren kann entlastetes Einschalten für den Leistungs-FET erreicht werden. Schaltet der FET schnell genug, so klemmen die in den Gehäusen und in den Leiterbahnen vorhandenen Induktivitäten die Spannung über den Leistungs-FET während der Stromkommutierung auf 0 V. Ist der FET vollständig eingeschaltet bevor die Stromkommutierung abgeschlossen ist, so wird ein entlastetes Schalten erreicht: mit vernachlässigbaren EinschaltEin Vorteil des SEPIC-Wandlers liegt in der Nutverlusten. Kriterizung von Lowside-MOSFETs als Schalter, die sich um hierbei ist, leichter ansteuern lassen als Highside-MOSFETs. dass die Ladezeit der Gate-DrainLadung (QGD) kleiSEPIC-Kondensator C_sepic fließt, lädt ner ist als die Stromkommutierungszeit ihn wiederum auf Vin auf, so dass er die tk = U / LStreu 욼I; wobei U die EingangsSpule L2 mit seiner gespeicherten Enerspannung ist, LStreu die Induktivität im Stromkreis und 욼I der Stromhub wähgie laden kann, sobald der MOSFET wierend der Kommutierung. der eingeschaltet wird. Die Umschaltverluste hängen stark Auswahl des Schaltelementes von der Schaltfrequenz f und dem Typ eines SEPIC-Wandlers des MOSFET s ab. Bei Frequenzen bis zu Hochleistungs-SEPIC -Wandler erfordern 5 kHz sind die Umschaltverluste noch Leistungs-MOSFETs, die sowohl einen sehr gering. Bei höheren Frequenzen jeniedrigen On-Widerstand RDS(on) als auch doch steigen die Verluste „langsamer“ eine niedrige Gate-Ladung QG aufweisen. MOSFETS an – und dann können die Daher kommt als Schaltelement ein Umschaltverluste des MOSFETs größer n-Kanal-MOSFET zum Einsatz. Ein grosein als seine Leitverluste. ßer Vorteil dieser Topologie liegt in der Zur Berechnung der Verluste sind die Nutzung eines Lowside-MOSFETs als MOSFET-Par ameter RDS(on) (Innenwiderstand), QGD (Gate-Drain-Ladung) Schaltelement. Der Transistor befindet und QGS (Gate-Source-Ladung) aus dem sich somit zwischen dem Schalt-Knoten jeweiligen Datenblatt erforderlich. und der Masse. Hierdurch lässt er sich erDas Tastverhältnis eines SEPIC-Wandheblich einfacher ansteuern als ein lers berechnet sich gemäß Formel 1. Highside-Transistor, wie er beispielsweise in der Buck-Boost-Topologie nötig ist. Für das Highside-Schalten muss das Gate eines Vout + VDiode D= normalen n-Kanal-MOSFETs auf eine Vin + Vout + VDiode (1) Spannung oberhalb der Eingangsspannung angehoben werden; nur dann kann Sind Vin und Vout gleich, dann der FET einschalten. Dies erfordert eine stellt sich ein Tastverhältnis von etwa Spannungserhöhung, die beispielsweise 50% ein. Das Maximum wird erreicht mit Hilfe einer Ladungspumpe erfolgt. wenn Vin = Vin(min) ist. Der Effektivwert Verluste beziehungsweise Spitzenwert des Die Gesamtverlustleistung eines SEPICSchaltstroms errechnet sich nach ForWandlers während eines Schaltvorgangs mel 2 und 3. Die Verlustleistungen ergesetzt sich zusammen aus den Leitverlusben sich gemäß den Formeln 4, 5, 6 und ten, während der MOSFET eingeschaltet 7. Dabei sind: RDS(on) der On-Widerstand, QGD die Gate-Drain-Ladung und ist, den Ein- und Ausschaltverlusten des IG der Strom, den der MOSFET treiben Leistungs-FETs und den Umladeverlusoder aufnehmen kann. ten des Gates. Bei modernen TrenchMOSFETS sind die Umladeverluste bezogen auf die Gesamtverluste so niedrig, (Vout + Vin (min) ) × Vout dass man sie bei der Gesamtbetrachtung I RMS = I out × 2 Vin (min) vernachlässigen kann. Die Ein- und Ausschaltverluste des (2) Leistungs-FETs ergeben sich aus den I peak = I L1( peak ) + I L 2 ( peak ) (3) Schaltzeiten und der resultierenden 32 AUTOMOBIL-ELEKTRONIK April 2010 PLeitverlust = RDS ,on × I RMS × Dmax 2 PSchaltverlust = (Vin (min) + Vout ) × I peak × (4) QGD × f sw I G (5) PUmladeverlust = QGS × VGS × f sw (6) Pges = PLeitverlust + PSchaltverlust + PUmladeverlust (7) Da bei Anwesenheit von Spulen Schwingungen und Spikes auftreten, ist noch ausreichend Spannungsreserve für den MOSFET zu berücksichtigen. Die Spitzenspannung VSW(peak), die in einem SEPIC-Wandler auftreten kann, errechnet sich nach Formel 8. Die Drain-SourceSpannung VDS des MOSFET sollte daher mindestens die Anforderungen von Formel 9 erfüllen. Vsw ( peak ) = Vin + Vout + VDiode (8) VDS (max) ≥ 1.15 × Vsw ( peak ) (9) Auswahl des MOSFETs Für die hier beschriebene Schaltung eignen sich die neuen SJ1-MOSFETs (SuperJunction1) der NP-Serie von Renesas, die für Spannungen bis 55 V ausgelegt sind. Mit der Super-Junction1-Technologie kann Renesas die Gateladung und die parasitären Kapazitäten unter Beibehaltung kleiner On-Widerstandswerte erheblich reduzieren und somit die passenden Bauteile für effiziente Schaltanwendungen wie beispielsweise SEPIC-Wandlern zur Verfügung stellen. Niedrige Gate-Ladungen und kleine parasitäre Kapazitäten sorgen nämlich für geringere Schaltverluste und -zeiten. Die kleinere Figure-of-Merit (FOM = RDS(on) x QG) von MOSFETs der SJ1-Technologie ermöglicht nicht nur die Verwendung besonders niederohmiger Transistoren, sondern auch reduzierte Leistungsverluste und eine verbesserte Effizienz. Wie alle Mitglieder der NP-Serie sind die neuen Bauteile nach AEC-Q101 qualifiziert, unterstützen eine Kanaltemperatur bis zu 175 °C und erfüllen dank verzinnter Anschlüsse sämtliche Anforderungen hinsichtlich RoHS. Abdullah Cam arbeitet im Produktmarketing für Power-MOSFETs bei Renesas Electronics Europe infoDIRECT Link zu Renesas www.all-electronics.de 336AEL0210