Wenig Rezidive unter Fidaxomicin

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PHARMA
CLOSTRIDIUM-DIFFICILE-INFEKTION
Wenig Rezidive unter Fidaxomicin
Die Heilungsraten des makrozyklischen Antibiotikums Fidaxomicin sind mit circa 90
Prozent vergleichbar wie bei Vancomycin. Deutlich seltener aber gibt es Rezidive.
lostridium difficile ist der
Hauptverursacher nosokomialer Diarrhöen. Die demografische
Alterung der Patienten und die
damit verbundene Zunahme von
Komorbidität und Polymedikation
begünstigten Clostridium-difficileInfektionen (CDI), sagte Dr. med.
Alexander Shimabukuro-Vornhagen
von der Klinik I für Innere Medizin
am Universitätsklinikum Köln beim
Dresdner Symposium Hämatologie
und Onkologie. Hinzu komme eine
Verschiebung im Erregerspektrum,
die in den letzten Jahren auffällig
wurde: „Wir sehen gehäuft aggressive C.-difficile-Stämme, die mit
schweren Krankheitsverläufen einhergehen“, so Shimabukuro-Vornhagen. Um lebensbedrohliche Verläufe zu verhindern, müsse die Erkrankung möglichst rasch diagnostiziert und effektiv behandelt werden.
C
Toxintest oft nicht zuverlässig
Bei der Diagnostik verlassen sich
viele Ärzte auf den Nachweis der
Clostridien-Toxine A und B in
Stuhlproben. Doch dieser Test kann
in die Irre führen. Sind ClostridienToxine nachweisbar, ist die Diagnose einer CDI zwar gesichert. „Ein
negatives Testergebnis schließt dagegen eine CDI in keiner Weise
aus“, betonte Shimabukuro-Vornhagen. Im Zweifel müsse der Arzt sich
immer am klinischen Erscheinungsbild und der individuellen Risikokonstellation orientieren, wenn er
seine Therapieentscheidung treffe,
so der Experte. Alter ab 65 Jahren,
Komorbidität und die Gabe von Antibiotika in den drei Monaten vor
Symptombeginn sind wichtige prädisponierende Faktoren.
Für die Therapie von CDI-Patienten ist seit Januar in Deutschland das
Makrozyklin-Antibiotikum Fidaxomicin (Dificlir®, Astellas) erhältlich.
Belegt wurde die Effektivität des
speziell für CDI-Patienten entwi-
ckelten Antibiotikums in zwei multizentrischen Phase-III-Studien im
Head-to-head-Vergleich mit dem
bisherigen Goldstandard Vancomycin. Die Studien zeigen, dass die
CDI bei einer zehntägigen Behandlung mit Fidaxomicin 200 mg zweimal täglich oral genauso effektiv abheilt wie bei der Therapie mit Vancomycin: Die initialen Heilungsraten
liegen jeweils bei etwa 90 Prozent.
Die Daten hatten Ende 2011 zur europäischen Zulassung von Fidaxomicin für die Indikation CDI geführt.
Signifikante Vorteile hat Fidaxomicin bei der Verhinderung von
Rezidiven. Bisherige antibiotische
Standardtherapien führen bei etwa
20 bis 25 Prozent der Patienten zu
einem Rezidiv. In der europäischnordamerikanischen Studie, an der
535 CDI-Patienten teilnahmen, erlitten nur 12,7 Prozent der Patienten
in der Fidaxomicin-Gruppe innerhalb von 30 Tagen einen Rückfall,
gegenüber 26,9 Prozent in der Kontrollgruppe. Auch in der rein nordamerikanischen Phase-III-Studie, an
der 629 CDI-Patienten teilnahmen,
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 9 | 1. März 2013
war die Rezidivrate unter Fidaxomicin um 39 Prozent geringer. „Dieser
signifikante Vorteil besteht auch
dann, wenn die Patienten zusätzlich
eine Antibiotikatherapie aus anderer Ursache erhalten“, sagte Shimabukuro-Vornhagen. Gerade auf Intensivstationen sei das nicht selten.
Schonung der Darmflora
Ein Grund für den besseren Schutz
vor Rezidiven unter FidaxomicinTherapie könnte sein, ,,dass das Makrozyklin vergleichsweise selektiv
gegen C. difficile wirkt. Dadurch
werden die negativen Wirkungen
der Antibiotikatherapie auf die übrige Darmflora begrenzt. So nahm
die Zahl kolonieformender Einheiten wichtiger Darmbakterien wie
Bacteroides oder Prevotella in einer
mikrobiologischen Untersuchungsreihe im Zusammenhang mit den
Fidaxomicin-Zulassungsstudien bei
Behandlung mit Vancomycin um
mehrere Log-Stufen ab, nicht aber
im gleichen Ausmaß bei Behand▄
lung mit Fidaxomicin.
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
KURZ INFORMIERT
EMA überprüft das NutzenRisiko-Profil von Tetrazepamhaltigen Präparaten – Das
Benzodiazepin Tetrazepam (zum
Beispiel Musaril®, Sanofi-Aventis, sowie zahlreiche Generika)
ist zugelassen zur Behandlung
von schmerzreflektorischen
Muskelverspannungen, zum
Beispiel als Folge von Erkrankungen der Wirbelsäule und der
achsennahen Gelenke sowie
bei spastischen Syndromen mit
krankhaft gesteigerter Muskelspannung. Die Nationale Versorgungs-Leitlinie Kreuzschmerz
weist auf die Nebenwirkungen
der Substanz hin (zum Beispiel
Benommenheit, allergische
Reaktionen) und empfiehlt, vor
allem aufgrund des Abhängigkeitspotenzials, die Anwendung
zu vermeiden. Trotzdem stiegen
die Verordnungen von Tetrazepam in den letzten Jahren an
und lagen zuletzt bei 22,7 Millionen DDD (ArzneiverordnungsReport 2012).
Aufgrund von Berichten über
schwere Hautreaktionen hat die
Europäische Arzneimittelbehörde eine umfassende Bewertung
des Nutzen-Risiko-Profils von
Tetrazepam-haltigen Präparaten
eingeleitet, wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft mitteilt. In Frankreich
war eine erhöhte Rate schwerwiegender Hautreaktionen unter
Tetrazepam im Vergleich zu anderen Benzodiazepinen aufgefallen – einschließlich Fällen
von Stevens-Johnson-Syndrom,
toxisch-epidermaler Nekrolyse,
Erythema multiforme und
DRESS-Syndrom. Ein Ergebnis
der Bewertung wird im April
dieses Jahres erwartet.
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