Anabolika - Antidoping Schweiz

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 Pharmazie und Medizin · Pharmacie et médecine
Doping? Keine Ausreden!
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Anabolika
Ch r i s ti n a We b e r, S and ra He in ig e r
Die Diskussion über Dopingmittel oder Dopingmethoden erlebt im Rahmen
von Grossereignissen wie den kommenden Olympischen Spielen in London
eine immer wiederkehrende Aktualität. Antidoping Schweiz nimmt dies zum
Anlass, Apothekerinnen und Apotheker gezielt über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Dopingmitteln zu informieren. In den nächsten Ausgaben
des pharmaJournals wird jeweils über eine verbotene Substanzklasse der
Dopingliste detailliert berichtet werden. Wir beginnen diese Reihe mit dem
Thema Anabolika.
Dass der Gebrauch von Dopingsubstan­
zen, insbesondere der anabolen Steroide
(Anabolika), ein nicht mehr auf den
Spitzensport begrenztes Phänomen dar­
­
stellt, haben Studien von Sportmedizi­
nern aus den USA und Deutschland [1]
gezeigt. Hochrechnungen gehen davon
aus, dass zum Beispiel in den USA fünf
Prozent aller Jugendlichen anabole Stero­
ide konsumieren. Für europäische Indus­
triestaaten ist mit einem ähnlichen Wert
zu rechnen. Zudem sind Anabolika ge­
genwärtig nach den Potenzmitteln die am
zweithäufigsten illegal importierten Sub­
stanzen in die Schweiz. Eine Aufklärung
der Bevölkerung über die Gefahren, die
mit einer Anwendung von Dopingmitteln
einhergehen, wird daher immer wichtiger.
Oft sind die Offizinapotheker hier erster
Ansprechpartner.
Strukturformel Testosteron C19H28O2
der Weltrekord nur noch um weitere drei
Meter an). Da Anabolika den Muskel­
aufbau anregen, sind vornehmlich Sport­
arten betroffen, bei denen Kraft, Schnell­
kraft oder Muskelmasse wettkampfent­
scheidend sind. Weil sie zudem die Rege­
nerationszeit verkürzen, besteht auch die
Gefahr, dass Ausdauersportler Anabolika
konsumieren, um ihre grossen Trainings­
umfänge besser bewältigen zu können.
Im Gegensatz zu Kraftsportlern wenden
sie die Anabolika nur in niedrigen Dosie­
rungen an, da sich eine zu grosse Muskel­
masse negativ auf ihre Leistung auswirkt.
Für den Nachweis der klassischen
Anabolika im Urin gibt es bekannte Ana­
lysemethoden (GC/MS-Technik). Neue
synthetische Steroide und neue Anwen­
dungsmethoden erschweren aber den
Nachweis von Testosterondoping.
ist dies bis heute nicht zufriedenstellend
gelungen. Wenngleich von (illegalen) Ver­
käufern oft das Gegenteil behauptet wird, (Neben-)Wirkung von Anabolika
gibt es bis heute kein Anabolikum gänz­
lich ohne androgene Wirkung.
Anabolika können je nach Anwendungs­
art, Dauer und Dosierung unterschied­
Anabole Steroide im Sport
liche Nebenwirkungen haben.
R Leber: Anabolika können Entzün­
Anabole Steroide werden seit den 50er
dungen der Leber und allenfalls
Jahren im Sport angewendet. Sie führten
­Leberkrebs bewirken.
vor allem in den Kraftsportarten zu regel­ R Hormoneller Regelkreis: der körper­
rechten Leistungsexplosionen. (So stieg
Die Anwendung anaboler Steroiden
eigene hormonelle Regelkreis wird
der Weltrekord der Männer im Kugelstos­
in der Medizin
gestört und teilweise ausgeschaltet;
sen von 1950 bis 1960 um 2,24 m auf
der Körper stellt weniger körper­
Es gibt verschiedene medizinische An­ 20,06 m. In den nächsten 30 Jahren stieg
eigene Hormone her.
wendungen für anabole Steroide, bei­
spielsweise die Testosteronersatztherapie
Wissenswertes für Offizinapothekerinnen und -apotheker
beim männlichen Hypogonadismus.
R In den vergangenen Jahren sind verstärkt Nahrungsupplemente aufgetaucht, die mit anabolen
Die Wirkungen und die Struktur ana­
Steroiden kontaminiert sind. Dies betrifft bis anhin glücklicherweise keine Produkte von zertifibol androgener Steroide (z. B. Nandrolon,
zierten Schweizer Herstellern, sondern über das Internet gekaufte Nahrungsergänzungsmittel von
Metandienon, Stanozolol oder DHEA)
wenig bekannten Herstellern. Für anabole Wirkstoffe in Muskelaufbaupräparaten werden oft Phanleiten sich alle vom Testosteron ab. Die
tasienamen verwendet, der tatsächliche Gehalt an Steroiden wird jedoch häufig verschwiegen
wesentlichen Wirkungen können als
(weiterführende Informationen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel werden in einem späteren
anabole und androgene Wirkungen zu­
­
Heft folgen)
sammengefasst werden. Anabol bedeutet
R In der Regel werden Anabolika injiziert. Wegen ihrer öligen Konsistenz verlangen die Anwender in
allgemein aufbauend (zum Beispiel Mus­
der Apotheke daher häufig besonders grosse Nadeln.
kelmasse, Kraft, Verringerung des Körper­
R Die Anwendung von Anabolika wird oft kombiniert mit anderen Dopingmittel wie Antiöstrogenen
fettanteils), androgen ist die geschlechts­
(z. B. Tamoxifen), Aromatasehemmer (z. B. Letrozol), andere antiöstrogene Substanzen (z. B. Clomispezifische, vermännlichende Wirkung.
fen) oder Diuretika (z. B. Hydrochlorothiazid). Die Einnahme von Hormonantagonisten oder -moObwohl bei der Entwicklung syntheti­
dulatoren hat in erster Linie das Ziel, die Nebenwirkungen einer missbräuchlichen Anabolika­
scher Anabolika intensiv versucht wurde,
einnahme zu unterdrücken. Diuretika dagegen sollen die missbräuchliche Einnahme verschleiern,
die unerwünschte androgene Wirkung
so dass die Anabolika bei einer Dopingkontrolle nicht mehr nachweisbar sind.
von der anabolen Wirkung abzukoppeln,
pharmaJournal 14 | 7.2012
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R Blutfettwerte: Sie verschlechtern sich,
was zu einem erhöhten Risiko für
Herzinfarkte führt.
R Herz-Kreislauf: erhöhte Wasser­
einlagerung in Körper und Muskeln
führt zu erhöhtem Blutdruck und zu
einer Belastung des Herz-Kreislaufs.
R Psyche: aggressives Verhalten wird
verstärkt.
R Wachstum: bei Jugendlichen führen
Anabolika zum Abbruch des Grössen­
wachstums.
R Vermännlichung bei Frauen: mit
tiefer Stimme, verstärkter Körper­
behaarung, Rückbildung der Brüste,
Störung der Monatsregel.
R Verweiblichung bei Männern:
Schrumpfen der Hoden und Störung
der Spermienproduktion, teilweise
Brustwachstum (Gynäkomastie).
R Weitere Nebenwirkungen sind Akne,
erhöhtes Risiko für Verletzungen an
❚
Bändern und Sehnen.
Referenzen
[1] Boos Carsten, Wulff Peter, Kujath Peter, Bruch Hans-Peter.
Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 16.1998. A-953ff.
[2] Braun Hans, Köhler Karsten, Geyer Hans. Verunreinigung
von Nahrungssupplementen – eine Quelle verbotener
Substanzen?. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin.
4/10. 2010.18ff.
Bildnachweis: Antidoping Schweiz
Ben Johnson (Kanada) wurde 1988 positiv auf
das synthetische anabole Steroid Stanozolol getestet.
Service
Weiterführende Informationen oder Informations­
Korrespondenzadresse
Christina Weber, Verantwortliche Pharmazie,
Medizin und Forschung
Antidoping Schweiz
E-Mail: [email protected]
material für Ihre Apotheke können bei Anti­
doping Schweiz bestellt werden:
Antidoping Schweiz
E-Mail: [email protected]
Tel. +41 31 359 74 44
Dopage? Pas d’excuses!
Agents anabolisants
C hr is t i n a Web e r, Sa nd ra He in ig e r
La discussion autour des produits ou des méthodes de dopage revient sans
cesse au centre de l’actualité lors de grandes manifestations comme les prochains Jeux Olympiques à Londres. Antidoping Suisse saisit cette occasion
pour informer de manière ciblée les pharmaciennes et les pharmaciens sur
l’action et les effets secondaires des produits dopants. Dans les prochaines
éditions du pharmaJournal, nous proposerons des articles sur différentes
classes de substances interdites de la liste des produits dopants. Nous commençons cette série en nous penchant sur les agents anabolisants.
Des études effectuées par des médecins
du sport aux États-Unis et en Allemagne
[1] ont montré que l’utilisation de subs­
tances dopantes, en particulier des sté­
roïdes anaboliques (agents anabolisants),
représente un phénomène qui ne se li­
mite plus au sport de haut niveau. Sur la
base d’extrapolations, on estime qu’aux
États-Unis, par exemple, cinq pour cent
des jeunes consomment des stéroïdes
anaboliques. Une valeur similaire peut
être retenue pour les pays industrialisés
européens. Par ailleurs, les agents anabo­
lisants figurent en seconde position des
substances les plus souvent importées il­
pharmaJournal 14 | 7.2012
maciens d’officine sont souvent les pre­
miers interlocuteurs.
L’utilisation des stéroïdes
­a naboliques en médecine
Il existe différentes indications médicales
des stéroïdes anaboliques, par exemple la
thérapie de remplacement de la testosté­
rone en cas d’hypogonadisme masculin.
Les stéroïdes anabolisants/androgènes
(par exemple la nandrolone, la métandié­
none, le stanozolol ou la DHEA) sont
tous des dérivés de la testostérone. Les
effets essentiels peuvent être résumés par
leur action anabolisante et androgène.
L’anabolisme signifie communément
construction tissulaire (par exemple de la
masse musculaire, induisant force, réduc­
Structure chimique de la testostérone C19H28O2
tion de la masse grasse corporelle); l’effet
légalement, juste après les stimulants de androgène est l’action virilisante spéci­
la fonction érectile. Ainsi, la nécessité fique au sexe.
d’informer la population sur les dangers
Lors de la conception des agents
liés à l’utilisation des produits dopants anabolisants de synthèse, on a essayé in­
devient de plus en plus cruciale. Les phar­ tensivement de séparer les effets andro­
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gènes des effets anabolisants, mais le ré­
Informations utiles pour les pharmaciens d’officine
sultat est encore loin d’être satisfaisant.
R Durant les dernières années, on a vu apparaître de plus en plus de compléments alimentaires
Même si des vendeurs (illégaux) affirment
contaminés par les stéroïdes anabolisants. Cela ne concerne heureusement pas encore les
souvent le contraire, il n’existe aujourd’hui
produits provenant de fabricants suisses certifiés, mais touche les compléments alimentaires
aucun agent anabolisant sans effet andro­
de fabricants peu connus achetés sur Internet. Les substances anabolisantes contenues dans
gène.
les produits destinés au développement musculaire portent souvent des dénominations
Les stéroïdes anabolisants
dans le sport
fantaisistes, mais la teneur réelle en stéroïdes est fréquemment cachée (d’autres informations
sur le thème des compléments alimentaires seront fournies dans un prochain article).
R En règle générale, les anabolisants sont administrés par injection. En raison de la consistance
huileuse de ces produits, les utilisateurs demandent fréquemment des aiguilles d’une taille
Les stéroïdes anabolisants sont utilisés
particulièrement importante à la pharmacie.
dans le sport depuis les années 50. Ils ont
R L’utilisation d’anabolisants est souvent combinée à celle d’autres produits dopants comme les
entraîné l’explosion des performances,
anti-œstrogènes (tamoxifène), les inhibiteurs de l’aromatase (létrozole), d’autres substances
essentiellement dans les sports de force.
anti-œstrogènes (clomifène) ou des diurétiques (hydrochlorothiazide). L’absorption d’antaAinsi, le record du monde masculin de
gonistes ou de modulateurs hormonaux est destinée, en premier lieu, à supprimer les effets
lancer du poids a augmenté de 2,24 m
secondaires d’un abus d’anabolisants. Les diurétiques, en revanche, sont destinés à masquer
entre 1950 et 1960, soit de 17,82 m à
cette absorption abusive afin que les anabolisants ne soient pas détectables lors d’un
20,06 m. Durant les trente années sui­
contrôle antidopage.
vantes, le record du monde ne s’est amé­
lioré que de trois mètres supplémentaires.
Comme les agents anabolisants favo­
risent la croissance musculaire, les disci­ Effets secondaires des anabolisants
R les autres effets secondaires sont
plines sportives concernées sont surtout
l’acné, le risque accru de blessures
celles où la force, la puissance réactive ou Selon leur type, la durée de prise et la
des ligaments et des tendons.
❚
dose administrée, les anabolisants
peuvent présenter des effets secondaires
Références
divers. Ainsi, sur:
R le foie: les anabolisants peuvent pro­ [1] Boos Carsten, Wulff Peter, Kujath Peter, Bruch Hans-Peter.
Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 16.1998. A-953ff. [Gazette
voquer des inflammations du foie et
médicale allemande 95, cahier 16.1998.A-953ss]
induire éventuellement des cancers
[2] Braun Hans, Köhler Karsten, Geyer Hans. Verunreinigung
hépatiques;
von Nahrungssupplementen – eine Quelle verbotener
R la régulation hormonale: le cycle
Substanzen? [Compléments alimentaires souillés – une
hormonal corporel est perturbé et
source de substances interdites?] Schweizer Zeitschrift für
partiellement interrompu; le corps
Ernährungsmedizin. 4/10. 2010.18ff. [Magazine suisse de
produit moins d’hormones endo­
diététique médicale]
gènes;
L’usage abusif d’anabolisants induit chez l’homme R les valeurs du cholestérol sanguin:
une croissance anormale des glandes mammaires
elles se détériorent, d’où un risque
Adresse de correspondance
(gynécomastie). Les anti-œstrogènes sont sensés
accru d’infarctus du myocarde;
Christina Weber, responsable pharmacie,
© Antidoping Suisse
éviter cet «inconvénient».
R le système cardiovasculaire: une ré­
médecine et recherche
tention hydrique accrue dans le
Antidoping Suisse
la masse musculaire sont décisives dans
corps et les muscles entraîne une
la compétition. Et comme ils réduisent, en
augmentation de la tension artérielle E-mail: [email protected]
outre, les temps de récupération, les pra­
et une surcharge du système cardio­
tiquants de sports d’endurance risquent
vasculaire;
également de consommer des agents R le psychisme: le comportement
anabolisants pour mieux maîtriser la fré­
agressif est renforcé;
quence de leurs entraînements. Mais R la croissance: les anabolisants en­
contrairement aux pratiquants des sports
traînent l’arrêt de la croissance chez
de force, ils n’utilisent les agents anaboli­
l’adolescent;
sants qu’à des doses réduites, une masse R la virilisation chez les femmes: chan­
musculaire trop importante nuisant à
gement du timbre de la voix, pilosité
Service
leurs performances.
corporelle accrue, régression des
Des informations complémentaires ou du matéDes méthodes d’analyse connues
seins, perturbation du cycle mens­
riel d’information peuvent être commandés
(technique GC/MS) existent pour la dé­
truel;
­auprès d’Antidoping Suisse pour les besoins de
tection des agents anabolisants classiques R la féminisation chez les hommes:
votre pharmacie:
dans l’urine. Mais de nouveaux stéroïdes
atrophie des testicules et perturba­
Antidoping Suisse
de synthèse et de nouvelles méthodes
tion de la production de spermato­
E-mail: [email protected]
d’administration rendent le dépistage du
zoïdes, développement de la poitrine
Tél. +41 31 359 74 44
dopage à la testostérone plus difficile.
(gynécomastie);
pharmaJournal 14 | 7.2012
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