Projektdokumentation

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Freizeitprojekt
-
Entwicklung eines
1-Kanal-EKG-Verstärkers plus Pulsoxymeters
zur Herzfrequenzerfassung
von
Alexander Laber
Einleitung
2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ 3
Liste der Formelzeichen und Abkürzungen ........................................................... 3
1
Einleitung .......................................................................................................................... 4
1.1
1.2
2
Vorwort ........................................................................................................................ 4
Kurzzusammenfassung ............................................................................................ 4
Stand der Technik........................................................................................................... 4
2.1
2.2
2.3
EKG ............................................................................................................................. 4
Pulsoxymetrie............................................................................................................. 6
Signalerfassung ......................................................................................................... 6
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
Signalverstärkung ...................................................................................................... 7
Filterung ...................................................................................................................... 7
Digitalisierung............................................................................................................. 8
Datenverarbeitung ..................................................................................................... 8
Platinenbau............................................................................................................... 10
3
Material ............................................................................................................................ 11
4
Methoden ........................................................................................................................ 12
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
EKG ........................................................................................................................... 12
Pulsoxymeter ........................................................................................................... 13
Datenakquisition ...................................................................................................... 14
LabVIEW-VI .............................................................................................................. 14
Platinenbau............................................................................................................... 16
5
Ergebnisse ...................................................................................................................... 17
6
Diskussion ...................................................................................................................... 18
7
Quellenverzeichnis ....................................................................................................... 19
8
Anhang ............................................................................................................................ 19
3
Einleitung
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1
Schematische
Darstellung
einer
EKG-Kurve
mit
Bezeichnungen .................................................................................................... 5
Abb. 2
Diskret abgebildeter Instrumentationsverstärker. ........................................... 7
Abb. 3
Blockdiagramm und die grafische Verdeutlichung des PanTompkins-Algorithmus ........................................................................................ 9
Abb. 4
Blockdiagramm des Projektaufbaus. .............................................................. 10
Abb. 5
Behelfsdarstellung zur Veranschaulichung der Steigung. .......................... 15
Abb. 6
GUI – Benutzeroberfläche des LabVIEW-VIs ............................................... 17
Formelzeichen, Abkürzungen und Definitionen
t
s
n
λ
Zeit
Anzahl
nm
Wellenlänge des Lichts
EKG
Elektrokardiograph
VI
Virtual Instrument: ein Programm der
Entwicklungsumgebung LabVIEW
OPV
Operationsverstärker
IR-LED
Infrarot-Leuchtdiode
SpO2
Partielle Sauerstoffsättigung
AD-Wandler
Analog-Digital-Wandler
INA
Instrumentationsverstärker
GUI
Graphical-User-Interface
Perkutan
durch die Haut hindurch
Kapillar
kleinstes Blutgefäß
Invasiv
Gewebsverletzend
Array
Datenreihe
4
Einleitung
1
Einleitung
1.1 Vorwort
Diese schriftliche Arbeit dient zur eigenen Dokumentation. Sie beschreibt die
Entwicklung und den Bau eines kostengünstigen 1-Kanal-EKG-Verstärkers plus
Pulsoxymeter zur Herzfrequenzerfassung samt auswertender Software für das
Notebook für zu Hause. Die Technik wurde bewusst schlicht gehalten und mit
einfachen Materialien gebastelt, die jeder Hobbyelektroniker zu Hause besitzt.
Schlicht deswegen, da man die Technik am besten begreifen kann, wenn man klein
anfängt. Die Idee am heimischen Notebook Signale zu messen entstand durch
Studienpraktika an der Hochschule.
1.2 Kurzzusammenfassung
Das Projekt ist die Entwicklung und der Bau eines EKG-Verstärkers und eines
einfachen Pulsoxymeters. Die Hardware des EKGs besteht aus einer selbstgelöteten
und bestückten Platine, welche in ein Gehäuse verbaut ist. Die des Pulsoxymeters
beinhaltet lediglich die Ummantelung für die Fingerkuppe mit der integrierten LED
und dem Fototransistor. Digitalisiert werden die Signale mittels Soundkarte oder dem
AD-Wandler AVR-NET-IO. Die Auswertung erfolgt mit einem speziell für diese
Anwendung programmierten VI mit der Entwicklungsumgebung LabVIEW. Das
Programm errechnet die Herzfrequenz und zeigt die Sauerstoffsättigungs- und EKGKurve an.
2
Stand der Technik
2.1 EKG
Ein EKG ist die Summe der elektrischen Aktivitäten aller Herzmuskelfasern. Jeder
Kontraktion des Herzmuskels geht eine elektrische Erregung voraus, die im
Normalfall
vom
Sinusknoten
ausgeht.
Über
das
herzeigene
elektrische
Leitungssystem aus spezialisierten Herzmuskelzellen läuft sie zu den übrigen
Herzmuskelzellen. Diese elektrischen Spannungsänderungen am Herzen kann man
Stand der Technik
5
an der Körperoberfläche messen und im Zeitverlauf aufzeichnen. Es ergibt sich ein
immer wiederkehrendes Bild der elektrischen Herzaktion. Mit dem EKG lassen sich
vielfältige Aussagen zu Eigenschaften und Gesundheit des Herzens treffen. Zu
beachten ist, dass das Oberflächen-EKG nur die elektrische Aktivität des
Herzmuskels anzeigt, nicht jedoch die tatsächliche Auswurfleistung widerspiegelt.
Meist wird das EKG von zunehmend verlässlicheren Computerprogrammen
ausgewertet, was jedoch die Beurteilung der Aufzeichnung auf Papier oder dem
Bildschirm durch den Arzt – noch – nicht entbehrlich macht [1].
Elektrische Spannungen werden immer zwischen Potenzialen gemessen. Die
verschiedenen Varianten der Messpunkte werden in der Medizin Ableitung genannt.
In der Kardiologie gibt es verschiedene Vereinbarungen, an welchen Stellen am
Körper man die zeitlich variablen Spannungen des Herzens ableiten soll. Nur so ist
die Erstellung von Normalwerten (normales EKG) möglich. Bei der bipolaren
Ableitung nach Einthoven wird die elektrische Potenzialänderung zwischen den
Extremitäten gemessen. Dabei steht Einthoven I für rechter Arm – linker Arm,
Einthoven II für rechter Arm – linkes Bein und Einthoven III für linker Arm – linkes
Bein. Es existieren noch weitere Ableitungen nach Goldberger und Wilson, die
jedoch hier nicht weiter erörtert werden.
Abb. 1
Schematische Darstellung einer EKG-Kurve mit Bezeichnungen
6
Stand der Technik
2.2 Pulsoxymetrie
Die Pulsoxymetrie ist ein Verfahren zur nicht-invasiven Ermittlung der arteriellen
Sauerstoffsättigung über die Messung der Lichtabsorption bei Durchleuchtung der
Haut (perkutan), nebenbei dienen die verwendeten Geräte auch zur gleichzeitigen
Herzfrequenzkontrolle. Die so ermittelte Sauerstoffsättigung wird als SpO2 (partielle
pulsoxymetrische Sauerstoffsättigung) bezeichnet.
Durch die unterschiedliche Färbung des mit Sauerstoff gesättigten Hämoglobins
entsteht für das durchstrahlende Licht eine unterschiedliche Absorption, die der
Fotosensor misst. Über den Clip oder Klebesensor wird neben der Sättigung auch
der Puls in den Kapillaren erfasst. Gemessen werden drei Werte, die Absorption des
Lichts im 660 nm-Bereich, im 940 nm-Bereich und zur Tarierung ohne die Strahlung
der Messlichtquellen. Die unterschiedliche Absorption des Lichtes ergibt eine
Differenz. Die Messung erfasst das pulsierend durchströmende Blut und nicht das
Gewebe und die Gefäße. Anhand eines Vergleichs des Messergebnisses mit einer
Referenztabelle ermittelt ein Überwachungsmonitor, welcher prozentuale Anteil der
roten Blutkörperchen gesättigt ist. Übliche Werte liegen beim Gesunden zwischen 96
und 100 %. [2]
2.3 Signalerfassung
Bei einem EKG werden zum Ableiten der Potenziale von der Hautoberfläche, die im
µV-Bereich liegen, üblicherweise Klebeelektroden verwendet. Diese Schnittstelle
zwischen Körper und Elektrode hat naturgemäß einen Widerstand und kapazitive
Eigenschaften. Mit einem leitenden Elektrolyt wie Silber-Chlorid wird damit
entgegengewirkt.
Gemessen
wird
bei
der
Pulsoxymetrie
mit
einem
Sättigungsaufnehmer (Clip oder Klebesensor) an einem leicht zugänglichen
Körperteil, vorzugsweise an einem Finger, Zeh, am Ohrläppchen oder bei
frühgeborenen Säuglingen auch am Fußballen oder Handgelenk. Der Sensor hat auf
der einen Seite zwei in einem definierten (Infra-)Rot-Bereich leuchtende Lichtquellen
und auf der anderen Seite einen Fotosensor.
7
Stand der Technik
2.4 Signalverstärkung
Zur
Verstärkung
eines
EKG-Signals
eignen
sich
insbesondere
Instrumentationsverstärker. Diese zeichnen sich durch eine besonders hohe
Gleichtaktunterdrückung, hochohmigen Eingängen sowie geringe Eingangs-OffsetSpannungen aus. Durch die Gleichtaktunterdrückung kann effektiv die Netzfrequenz
aus dem Signalweg reduziert werden. Diese Netzspannung wird durch den Raum
durch elektromagnetische Felder in den Körper induziert. Da die Netzspannung
überall im Körper zur selben Zeit vorhanden ist, kann diese durch den INA eliminiert
werden.
Abb. 2
Diskret abgebildeter Instrumentationsverstärker.
2.5 Filterung
Durch Filter können Störfrequenzen oder unerwünschte Frequenzen aus dem Signal
eliminiert werden. Dadurch wird die Signalqualitiät deutlich verbessert. Die Filterung
des Signals sollte sich immer am Ende des Signalweges befinden. Filter lassen sich
in Tief-, Hoch- und Bandpass einteilen. Des Weiteren gliedern sich diese in passive
und aktive Filter, die sich dann nochmal in verschiedene Filtertypen gliedern. Am
besten eignet sich beim EKG der Typ Bessel, da dieser das Signal am Wenigsten
verfälscht. Zu seinen positiven Eigenschaften zählen die konstante Gruppenlaufzeit,
geringes Überschwingen und der lineare Phasengang im Durchlassbereich. Durch
das hintereinanderschalten von Filtern, lässt sich deren Ordnung und somit die
Qualität der Filterung erhöhen. Tiefpassfilter dämpfen hohe Frequenzen und
8
Stand der Technik
Hochpassfilter dämpfen tiefe Frequenzen. Notchfilter oder Bandsperrfilter dämpfen
einen gewissen Frequenzbereich wie beispielsweise die europäischen 50 Hz oder
die nordamerikanischen 60 Hz Netzfrequenz.
2.6 Digitalisierung
Zur Digitalisierung von analogen Daten werden AD-Wandler benutzt. Der ADWandler quantisiert ein kontinuierliches Eingangssignal, z. B. elektrische Spannung
bzw. Potenzial, sowohl im Zeit- als auch im Wertebereich. Jedes Signal stellt sich
dadurch nach der Umsetzung in einem Signal-Zeit-Diagramm in einer Punktfolge mit
gestuften horizontalen und vertikalen Abständen dar. Die Hauptparameter eines ADWandlers sind seine Auflösung und seine Umsetzungsdauer, von der die maximale
Abtastrate abhängt. Die Auflösung bestimmt die maximale Genauigkeit, mit der das
Eingangssignal diskretisiert
werden
kann.
Jeder AD-Umsetzer braucht
zur
Umsetzung eine bestimmte Zeit. Je kürzer diese ist, desto höher kann die
Abtastfrequenz sein. Die Wahl einer geeigneten Abtastfrequenz muss neben der
Grundfrequenz die wesentlichen Oberschwingungen des erwarteten Eingangssignals
beachten. Um das Signal später vollständig rekonstruieren zu können, muss die
Abtastfrequenz größer sein als das Doppelte der maximal möglichen Frequenz im
Eingangssignal [3]. Es gibt eine Vielzahl an Realisierungsverfahren, die zum
Digitalisieren verwendet werden können, jedoch wird hier nicht näher darauf
eingegangen.
2.7 Datenverarbeitung
Zur Datenverarbeitung können verschiedene Verfahren und Systeme genutzt
werden.
Zum
Beispiel
durch
C++
Programmierung
und
gängige
Entwicklungsumgebungen wie MATLAB und LabVIEW. C++ ist eine sehr komplexe
Programmiersprache und schwer zu erlernen. Mit Ihr können alle möglichen
Windows-Anwendungen
erstellt
werden.
MATLAB
eignet
sich
zur
Lösung
mathematischer Probleme und zur grafischen Darstellung der Ergebnisse. Es ist
somit primär für numerische Berechnungen mithilfe von Matrizen ausgelegt.
LabVIEW ist ein grafisches Programmiersystem und funktioniert nach dem
Datenfluss-Prinzip. LabVIEW-Programme werden als Virtuelle Instrumente oder
abgekürzt VIs bezeichnet. Sie bestehen aus zwei Komponenten: Das Frontpanel
9
Stand der Technik
enthält die Benutzerschnittstelle, das Blockdiagramm den grafischen Programmcode.
Es hat den großen Vorteil, dass schon sehr viele Funktionen vorprogrammiert sind
und man sich viel Programmierarbeit sparen kann.
Zur Detektion von Herzschlägen hat sich der Pan-Tompkins-Algorithmus bewährt.
Dieser ist nach folgendem Schema aufgebaut:
EKG-Signal
Tiefpassfilter
Hochpassfilter
Differenzierung
Quadrierung
Mittelwert
Nutzsignal
Abb. 3 Blockdiagramm und die grafische Verdeutlichung des Pan-TompkinsAlgorithmus
Durch diesen Algorithmus wird die EKG-typische Signalkurve so bearbeitet, dass am
Ausgang nur noch einzelne Ausschläge ausgegeben werden. Dies ermöglicht der
Schwellwerterkennung fehlerfrei zu arbeiten. Bewegungsartefakte und andere
Störquellen werden damit nicht mehr registriert.
10
Stand der Technik
2.8 Platinenbau
Schaltungen und Platinen werden mit speziellen Programmen designet. EAGLE der
Firma CadSoft ist zum Beispiel eines davon. Der Name ist ein Initialwort, gebildet
aus Einfach Anzuwendender Grafischer Layout-Editor. Die Software besteht aus
mehreren Komponenten: Layout-Editor, Schaltplan-Editor, Autorouter und einer
erweiterbaren Bauteil-Datenbank. Die Fertigung der Platinen übernehmen im
Normalfall spezialisierte Unternehmen. Für Prototypen und günstigen Eigenbau gibt
es im Internet jedoch eine Menge Anleitungen zum kostengünstigen selbstständigen
ätzen. Natriumpersulfat kommt hier dann als Ätzmittel zum Einsatz.
Signalerfassung
Elektroden und
Lichtsensor
Signalverstärkung
Instrumentationsverstärker
Filterung
Tiefpassfilter
Notchfilter
AD-Wandler
AVR-NET-IO
Signalverarbeitung
LabVIEW-Software
GUI
Herzfrequenz
EKG/SpO2-Kurve
oder
Soundkarte
Abb. 4
Blockdiagramm des Projektaufbaus.
11
Material
3
Material
Nahezu alle benötigten Hilfsmittel und Bauteile wurden beim Onlinehändler Reichelt
bestellt.
Bauteile:
Widerstände E12 (1%)
100 Ω
100 Ω
1 kΩ
4,7 kΩ
5,6 kΩ
6,8 kΩ
10 kΩ
12 kΩ
15 kΩ
22 kΩ
100 kΩ
330 kΩ
47 pF
47 nF
1 µF
2,2 µF
2x 10µF
1 MΩ
Kondensator
OPV
3x LM324
Fototransistor
Kippschalter (ON/OFF)
LED
3mm; Infrarot 940 nm
5mm; Weiß
Multifunktionsgehäuse
Kupferplatine
Cinch-Stecker
1x rot, 1x grün, 1x schwarz, 1x weiß
Cinch-Buchse
1x rot, 1x grün, 1x schwarz, 1x weiß
Mikrofonkabel
1-Adrig und abgeschirmt
Audiokabel
3-Adrig
USB-Kabel
Erdungskabel
2x Druckknöpfe eines ESD Erdungskabels
Klinke-Stecker
3,5“-Stereo
9V Batteriehalter
9V Batterie
LAN-Kabel
EKG-Elektroden
Cross-Over-Adapter
Varta
12
Methoden
Hilfsmittel:
Multimeter
No-Name
Natriumpersulfat
Bohrkopf
1 mm HSS
Heißklebepistole
No-Name
Lötkolben
LabVIEW
National Instruments
EAGLE
CadSoft
AVR-NET-IO
Pollin
Notebook
MSI EX 620
Laserdrucker
Katalogseite
Reichelt-Katalog
Akkuschrauber
Black&Decker
4
Methoden
4.1 EKG
Als Ableitungsmethode wird die einfache I. Ableitung nach Einthoven genutzt. Der
Kontakt zur Hautoberfläche wird mit herkömmlichen EKG-Elektroden erzielt. Um die
Knöpfe der Elektroden zu nutzen werden die Knöpfe von Personen-Erdungskabel,
die in Fertigungsstätten von Unternehmen benutzt werden, umfunktioniert. Dafür
werden
einfach
die
störenden
1
MΩ Widerstände
aus den
Kabelenden
herausgenommen. Damit hat man ein standardisiertes Stecksystem mit dem man die
Elektroden schnell auswechseln kann. Insgesamt werden zwei Elektroden verwendet
– eine am linken Arm und eine am rechten Arm. Die Signalverstärkung soll mittels
eines
diskret
aufgebauten
Instrumentationsverstärkers
erfolgen.
Zur
Rauschreduktion werden ein Tiefpassfilter sechster Ordnung vom Typ Bessel und
ein Notchfilter eingesetzt. Die Filtergrößen wurden mit einer speziellen FilterSoftware
berechnet.
Die
elektronische Hardware
wird
in
einem
Gehäuse
untergebracht, an dem die Signalkabel mittels Cinchanschlüsse angesteckt werden
können. Die Abschirmung der Kabel ist mit der Masse verbunden. Als
Methoden
13
Stromversorgung wird ein 9 Volt Batterieblock verwendet, der über eine Schaltung
eine virtuelle Masse von 4,5 Volt erzeugt.
Soundkarte als Signalgenerator
Um das Frequenzspektrum am Ausgang der Verstärker- und Filterschaltung zu
testen, wurde die Soundkarte kurzerhand zum Signalgenerator umfunktioniert. Es
wird ein Sinus-Signal beginnend mit 1 Hz und endend mit 100 Hz produziert. Pro
Sekunde steigt die Frequenz um 1 Hz an. Man kann nun die Amplituden der
jeweiligen Frequenzen zwischen Ein- und Ausgang vergleichen. Daraus lässt sich
die theoretische mit der wahren Filterwirkung vergleichen. Des Weiteren werden
zusätzlich Sägezahn-, Viereck- und Dreieckspannungen durch die Schaltung geführt,
um das Signal am Ausgang auf Phasenverschiebungen, Überschwingungen oder
Verzerrungen überprüfen zu können.
4.2 Pulsoxymeter
Durch einen Finger wird infrarotes, also nicht sichtbares Licht der Wellenlänge 940
nm gestrahlt und mit einem Fototransistor das transmittierte Licht gemessen.
Absolute Sauerstoffwerte können aufgrund der dafür erforderlichen Komplexität und
schlichtweg aus Zeitmangel nicht ermittelt werden. Deswegen wird die zweite
abwechselnd aufleuchtende Lichtquelle mit der Wellenlänge von 660 nm
weggelassen. Für die Messung am Finger wird eine kleine „Fingermütze“, der an die
Fingerspitze passt, mit einer Heißklebepistole gegossen und zur Abdunkelung mit
schwarzem Klebeband ummantelt. Die Leuchtdiode mit Widerstand und der
Fototransistor sind in der „Fingermütze“ mit eingegossen. Die LED wird mit einer
externen Spannungsversorgung betrieben. Die Spannung am Fototransistor wird
abgegriffen und ohne weitere Verstärkung an den AD-Wandlern gemessen. Die
Leitung des Pulsoxymeters ist 4-Adrig.
14
Methoden
4.3 Datenakquisition
Zur Datenakquisation können 2 unterschiedliche Wege gegangen werden. Der Erste
Weg ist die Soundkarte am Notebook zu verwenden. Dabei wird die Mikrofon-KlinkeBuchse am Notebook verwendet um die Signale aufzunehmen. Da Soundkarten
jedoch nicht zum Messen von Gleichspannungen und Frequenzen bis 20 Hz
geeignet sind wäre eine Zerhackerschaltung angebracht. Jedoch wird wegen des
zusätzlichen Aufwands auf diese Schaltung verzichtet. Gewöhnliche Soundkarten
besitzen bereits 16 Bit-Wandler und einen Frequenzbereich von bis zu 20 kHz. Alle
Einstellungen am Treiber oder am Betriebssystem die den Mikrofoneingang der
Soundkarte betreffen müssen deaktiviert werden oder am Besten auf ihre
Grundeinstellung gesetzt werden, da das Signal sonst verfälscht wird.
Der Zweite Weg ist die Datenaufnahme mit dem Entwicklungskit AVR-NET-IO von
Pollin. Dieser beinhaltet einen AD-Wandler mit 12 Bit Auflösung und liefert damit
ebenfalls hervorragende Ergebnisse. Das Entwicklungskit kann mit einem LAN-Kabel
an einem WLAN-Router oder mit einem zusätzlichen Cross-Over-Adapter an ein
Notebook angeschlossen werden. Bei der Verbindung mit dem WLAN-Router lässt
sich eine drahtlose Funkübertragung mit dem Notebook herstellen.
4.4 LabVIEW-VI
Für die Verarbeitung und Anzeige muss ein Programm entwickelt werden. Hierfür
bietet sich die Entwicklungsumgebung LabVIEW an. Das VI soll die EKG- und
Blutsauerstoffkurven
in
Echtzeit
und
die
Herzfrequenz
inklusive
individuell
einstellbarer Historie darstellen. Als Gimmick soll bei jedem Herzschlag ein
Herzsymbol aufleuchten und ein typischer EKG-Piep ertönen.
Um die Herzfrequenz zu erhalten werden der Pan-Tompkins-Algorithmus und ein
einfacher Rechenalgorithmus verwendet. Für den Rechenalgorithmus wird im
Zeitfenster von 3 Sekunden der Zeitpunkt einer QRS-Detektion mit dessen Nummer
in einem Array aufgetragen. Aus der 1. Ableitung dieser Kurve (Abb. 2) kann die
Herzfrequenz errechnet werden. 3 Sekunden werden deshalb gewählt, da
mindestens zwei Herzschläge benötigt werden und es innerhalb dieses Zeitraums
mit 100 prozentiger Garantie zu zwei Schlägen kommen wird. Problemlos könnte
15
Methoden
man auch größere Zeitfenster wählen, jedoch wäre dann die Aktualisierungsrate
geringer und die Mittelung der Herzfrequenz über die Zeit zu stark. Die
Mindestfrequenz, die auch im Worst-Case gemessen werden kann, liegt bei 45
Schlägen pro Minute. Der Worst-Case tritt ein, wenn kurz vor Beginn des Zeitfensters
das Herz geschlagen hat. Wenn es zum Beispiel 0,1 Sekunden vor einem 3
Sekunden-Zeitfenster schlägt, wären im Fenster noch maximal 1,55 Sekunden
zwischen jedem Herzschlag verfügbar. Das wären die minimal benötigten 2 Schläge
und die daraus resultierenden ca. 45 Schläge pro Minute. Diese Frequenz wird bei
einem durchschnittlichen gesunden Menschen nicht eintreten.
( )
(1)
2.
4
3
2,5
1. Zeitfenster
Zeitpunkt der Detektion [s]
3,5
2
1,5
1
Herzfrequenz 60
Herzfrequenz 90
Herzfrequenz 120
dt
0,5
dn
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Nummer der QRS-Detektion
Abb. 5
Behelfsdarstellung zur Veranschaulichung der Steigung.
Rechenbeispiel für eine resultierende Herzfrequenz von 90 aus Abb. 3 im 1.
Zeitfenster:
Die Frequenz erhält man durch die Formel (1).
(
)
16
Methoden
Das
VI-Programm
wird
schließlich
in
ein
ausführbares
.EXE-Programm
umgewandelt. Dadurch kann die Peripherie an jedes Notebook angeschlossen
werden. Gleiche Ergebnisse bei unterschiedlichen Notebooks können jedoch nur
gewährleistet werden wenn über das AVR-NET-IO digitalisiert wird, da sich die
Soundkarten in ihrer Technik unterscheiden können.
4.5 Platinenbau
Das Platinen-Layout und die Schaltung wurde mit der Software Eagle erstellt. Das
Leiterbahnen-Layout wird mit einem Laserdrucker auf glattes Papier, wie zum
Beispiel der Seite eines Katalogs (Reichelt-Katalog hat sich bewährt), gedruckt. Das
Blatt wird mit der Druckerschwärze auf eine Kupferbeschichtete Platine gelegt. Als
nächstes wird mit einem Bügeleisen die Druckerschwärze zum Schmelzen gebracht.
Dadurch verbindet sie sich mit der Platine. Nun wird das durch diesen Prozess auf
der Platine klebende Papier mit Wasser weggewaschen. Übrig bleiben die
Schwarzen Leiterbahnen. Anschließend wird die Platine in einer Lösung aus
Natriumpersulfat geätzt und danach mit Wasser abgespült. Schließlich werden die
Löcher gebohrt und die Bauteile an die Platine gelötet.
17
Ergebnisse
5
Ergebnisse
Die Benutzeroberfläche des LabVIEW VIs kann man dem Anhang 1 entnehmen. Zu
den Hauptfunktionen zählen die EKG-Kurve, relative Sauerstoffsättigungskurve,
Herzfrequenz und Herzfrequenzhistorie. Die Kurven werden mit einem roten Balken
von links nach rechts im 10ms-Takt aktualisiert. Damit sind Frequenzen bis 100 Hz
noch darstellbar. Die Historie wird alle 3 Sekunden aktualisiert und zeigt die
Frequenzen der letzten 5 Minuten an. Als Zusatz ist auch die Speicherung der EKGKurve und Herzfrequenzhistorie möglich. Somit wäre auch ein Langzeit-EKG
möglich. Weiterhin ist wählbar ob die Herzfrequenzerfassung durch EKG oder
Pulsoxymetrie stattfindet. Zum akustischen und visuellen wahrnehmen schlägt ein
Herzsymbol bei jedem Herzschlag und ein typischer EKG-Piepton ertönt.
Die EKG-Kurve enthält dafür, dass sie so einfach aufgebaut ist, so gut wie kein
Rauschen und sieht auch wie eine „echte“ Kurve einer Ableitung I aus. Die
Pulsoxymeter-Kurve rauscht minimal da das Signal nicht gefiltert und verstärkt wird.
Abb. 6
GUI – Benutzeroberfläche des LabVIEW-VIs
18
Diskussion
6
Diskussion
Der Vergleich zwischen der Kurve aus dem AVR-NET-IO und der Soundkarte zeigt
keine Unterschiede im Signalverlauf. Das bedeutet die Soundkarte dämpft die tiefen
Frequenzen doch nicht so stark wie erwartet. Als großen Vorteil entfernt die
Soundkarte sogar die Nullliniendrift aufgrund ihrer Bauweise. Vor allem bei der
Pulsoxymetrie-Kurve bewährt sich dieser Effekt, da sich änderndes Umgebungslicht
die Kurve stark driften lässt.
Mögliche Verbesserungen
Um die Signale noch unverfälschter auch mit niederfrequenten Frequenzanteilen
über
die
Soundkarte
aufzunehmen,
benötigt
es
eine
Chopper-
bzw.
Zerhackerschaltung. Um den Sicherheitsaspekten Genüge zu tun ist eine
Galvanische Trennung zwischen AD-Wandler und EKG-Verstärker notwendig – auch
wenn das Notebook nicht direkt mit der Netzspannung verbunden ist.
Das Pulsoxymeter könnte durch eine komplexere Schaltung auch die absolute
Sauerstoffsättigung messen. Das Signal sollte zusätzlich noch analog oder einfacher
– digital gefiltert werden.
Ein WLAN- oder Bluetooth-Modul im EKG-Gehäuse könnte eine drahtlose
Verbindung zwischen Hardware und Notebook herstellen. Auf diese Weise könnten
die Daten auch an Smartphones gesendet werden. Hierfür müssten dann Apps auf
zum Beispiel Android-Basis programmiert werden.
Das platzraubende AVR-NET-IO und die signalverfälschende hochpassfilternde
Soundkarte könnte durch einen AD-Wandler ersetzt werden, der direkt im Gehäuse
der EKG-Schaltung integriert ist.
Quellenverzeichnis
7
Quellenverzeichnis
[1]
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrokardiogramm (26.03.2013)
[2]
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Pulsoxymetrie (26.03.2013)
[3]
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/AD-Wandler (26.03.2013)
8
Anhang
Anhang 1: Platinenlayout mit Bauteilen
19
Anhang
Anhang 2: Platinendrucklayout mit Leiterbahnen
Anhang 3: Fertiges „Produkt“
20
Anhang
Anhang 4: Vergrößerte GUI der Auswertesoftware.
21
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