Prothesenassoziierte Infekte

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Prothesenassoziierte Infekte
Klassifikation ...........................................................................................................................................................................
Diagnostik ...............................................................................................................................................................................
Therapie, operativ ...................................................................................................................................................................
Therapie, antibiotisch ..............................................................................................................................................................
Info / Quellen ...........................................................................................................................................................................
Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie
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Guideline: Prothesenassoziierte Infekte
13.02.2017
Klassifikation
Klassische Einteilung
Frühinfekte
​< 3 Monate, meist während OP akquiriert (postoperative Wundinfekte)
Verzögerte Infekte (low grade Infekte)
3-24 Monate: weniger virulente Keime, meist ebenfalls noch von OP herrührend
Spätinfekte
> 24 Monate, hier meist hämatogene Streuung
Klinische Einteilung
Akute postinterventionelle Infektion
1 Monat nach OP oder Punktion (TP-Erhalt in der Regel möglich)
Akute hämatogene Infektion
maximal 3 Wochen Symptome (TP-Erhalt in der Regel möglich)
Chronische Infektion
> 3 Wochen Symptome bzw. > 1 Monat postoperativ (TP muss entfernt werden)
Diagnostik
Fieber
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Patient stabil: 2x2 Blutkulturen im Abstand von einer Stunde
Patient instabil: 2x2 Blutkulturen rechter und linker Arm gleichzeitig
Diagnostische Gelenkspunktion
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Diagnostik der Wahl bei chronischer Infektion bei stabilem / nicht septischem Patient od. zu vermutender Infektion bei
septischem Patient
Bestimmung von Zellzahl (EDTA Röhrchen (lila)), Kristallen (nativ Röhrchen (rot)), Bakteriologie (Mikroskopie und Kultur)
(steriles nativ Röhrchen)
Falls innerhalb der letzten 14 Tage unter antibiotischer Therapie, zusätzlich eubakterielle PCR
Bebrütungszeit: 14d (bitte Implantatinfekt angeben; sonst explizit auf Auftragsformular vermerken)
In der Regel keine antibiotische Therapie beginnen
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Intraoperative Proben
Allgemeines
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Bakt. Ausbeute durch Biopsien grundsätzlich höher als durch Abstriche
Biopsien mit etwas NaCl in steriles Nativ-Röhrchen geben
Entferntes Fremdmaterial immer zur Sonikation einschicken
Entnahme von Biopsien am Ort der zu vermutenden Infektion (z.B. periprothetische Membranen, matschiges od. eitriges
Gewebe, Ort der Prothesenlockerung)
Falls Eiter
Mehrere ml: ad steriles Nativ- Röhrchen
Kleine Mengen (Abstrich): ad Kulturmedium (Baktröhrchen mit Gel)
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Durchführung
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Genaue Beschriftung der Lokalisation der Biopsien sowohl ad Bakt. wie auch ad Histo (hiermit allfällige Korrelationen von
Befunden möglich) zwingend
Ohne Sonikation: 5 Biopsien ad Bakt., 1 Biopsie ad Histologie
Mit Sonikation: 3 Biopsien ad Bakt., 1 Biopsie ad Histologie
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Guideline: Prothesenassoziierte Infekte
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13.02.2017
Eubakterielle PCR
Nicht routinemässig, bei antibiotischer Therapie innerhalb der letzten 14 Tage: Proben asservieren, Nachbestellung
durch Infektiologie, falls kein Erregerwachstum (steriles Nativ-Röhrchen)
Möglichst zeitnahe Versendung der Proben ad Mikrobiologie (bei Randzeiten ggf. vorgängig Mikrobio-Labor telefon.
kontaktieren)
Bebrütungszeit: 14d (bitte Implantatinfekt u/o Knochenbiopsie angeben; sonst bitte explizit auf Auftragsformular
vermerken)
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Therapie, operativ
Chirurgisches Vorgehen abhängig von Symptomdauer, Weichteilverhältnissen und Erreger
* difficult-to-treat: Rifampicinresistente Staphylokokken, "Small colony variants", (Enterokokken),
chinolonresistente gramnegative Keime oder Pilze
Wichtig
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Minimale operative Therapie: Debridement und Wechsel von Kopf und Inlay oder aller mobilen Teile
ausgiebiges Spülen essentiell (mindestens 6 Liter, Ringer oder Lavasept®)
Lockere Prothesenanteile immer Wechseln
Kein Spacer bei "difficult-to-treat"-Keimen
Spacereinbau: in der Regel Imprägnierung mit Gentamicin 4 gr und Vancocin 2gr in 40 gr Palacos
Therapie, antibiotisch
Antibiotische Konzepte: Übersicht
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Guideline: Prothesenassoziierte Infekte
13.02.2017
Wahl Antibiotikum
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Empirische Therapie in der Regel Amoxicillin-Clavulan 2.2g i.v. alle 6h
Anpassen der Therapie je nach Erreger
Therapiedauer und Umstellung auf perorale Therapie abhängig von Erreger, operativem Vorgehen und Therapieziel
Kombinationstherapie mit Rifampicin
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Indikation: Infektion durch Staphylokokken oder Propionibacterium acnes
Beginn erst bei trockenen Wundverhältnissen, gutem klinischen Verlauf mit adäquat sinkenden Entzündungszeichen und
keine Hinweise für notwendige Revision
Einnahme nüchtern
Cave: NW Hepatotoxizität, Blutbildveränderungen, Nausea, Orangeverfärbung von Körperflüssigkeiten, Interaktionen,
Unwirksamkeit der hormonellen Antikonzeption
Info / Quellen
Zimmerli et al., NEJM 2004 (Review im Rahmen Current Concepts zur Therapie von Protheseninfekte)
Trampuz et al., Curr Infect Dis Rep. 2008 (Review, einzelne Änderungen im Vergleich zu 2004)
Furustrand et al., AAC. 2012 (Rollle des Rifampicin für Propionibacterium acnes)
Trampuz et al., NEJM 2007 (Landmark Paper zur Rolle der Sonikation bei Protheseninfekten)
Puhto et al., CMI 2011 (Therapiedauer von Protheseninfekten)
Osmon et al., CID 2012 (IDSA Guidelines)
Workshop on Prosthetic Joint Infection, Lausanne, 2012 (Leitung: A. Trampuz und O. Borens)
Mandell, Douglas, and Bennett's principles and practice of infectious diseases, 8th Edition, 2015, Chapter 107: Orthopedic
Implant–Associated Infections, W. Zimmerli und P. Sendi
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Guideline: Prothesenassoziierte Infekte
Verantwortlicher Autor:
Dr. med. Carol Strahm
Erstellt am:
23.04.2013
Letzte Änderung:
01.02.2017
Publizierte Version:
8.6.0
Gültig für:
KSSG / Infektiologie
(05.07.2013, Matthias Schlegel)
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