ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Viread 245 mg Filmtabletten 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Jede Filmtablette enthält 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) entsprechend 300 mg Tenofovir Disoproxilfumarat bzw. 136 mg Tenofovir. Hilfsstoffe siehe unter 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Filmtablette. Hellblaue, mandelförmige Filmtabletten. Auf einer Seite ist „GILEAD“ sowie „4331“ und auf der anderen „300“ aufgeprägt. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Viread ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen für die Behandlung einer HIVInfektion bei Patienten angezeigt, die über 18 Jahre alt sind und bei denen ein virologisches Therapieversagen vorliegt. Der Beleg des klinischen Nutzens von Viread basiert auf Intensivierungsstudien bei antiretroviral vorbehandelten Patienten mit frühem virologischem Versagen (< 10.000 Kopien/ml, bei der Mehrzahl der Patienten < 5.000 Kopien/ml). Tenofovir Disoproxilfumarat wurde zusätzlich zu einer Basistherapie verabreicht, die zumeist aus einer Dreifachkombination bestand. Zur Zeit ist nichts über den klinischen Nutzen von Viread bei Patienten mit > 10.000 Kopien/ml bekannt. Bei der Entscheidung über ein neues Behandlungsschema für Patienten, bei denen eine antiretrovirale Therapie versagt hat, müssen die Mutationsmuster der verschiedenen Arzneimittel und vorangegangene Therapien beim einzelnen Patienten sorgfältig berücksichtigt werden. Ein Resistenztest - sofern verfügbar - kann angebracht sein. Siehe Kapitel 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Die Therapie soll nur durch einen Arzt eingeleitet werden, der in der Behandlung der HIV-Infektion erfahren ist. Erwachsene: Die empfohlene Dosis beträgt 245 mg (eine Tablette) Tenofovir Disoproxil einmal täglich (per os) zu einer Mahlzeit. Kinder und Jugendliche: Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Viread bei Patienten unter 18 Jahren wurden nicht ermittelt (siehe 4.4). Viread darf nicht an Kinder oder Jugendliche verabreicht werden, solange keine weiteren Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Tenofovir Disoproxilfumarat bei Patienten unter 18 Jahren vorliegen. Ältere Patienten: Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisempfehlung für Patienten über 65 Jahre erlauben (siehe 4.4). 2 Niereninsuffizienz: Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisempfehlung für Patienten mit Niereninsuffizienz erlauben (siehe 4.4). Leberfunktionsstörung: Es liegen keine Daten vor, die eine Dosisempfehlung für Patienten mit Leberfunktionsstörung erlauben (siehe 4.4). 4.3 Gegenanzeigen • • Bekannte Überempfindlichkeit gegen Tenofovir, Tenofovir Disoproxilfumarat oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Nierenfunktionsstörung. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Die Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat bei Patienten unter 18 Jahren wurde nicht untersucht. Tenofovir wird hauptsächlich renal eliminiert. In präklinischen Studien wurden bei einer im Vergleich zu klinischen Studien ähnlichen oder höheren Exposition nierenschädigende Wirkungen beobachtet. Es wurde zwar in klinischen Studien nach einer durchschnittlich 58-wöchigen Behandlung mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) täglich (für ca. 700 Patienten) keine signifikante Nephrotoxizität festgestellt, dennoch empfiehlt sich eine Überwachung der Nierenfunktion, da nierenschädigende Wirkungen von Tenofovir nicht mit Gewissheit ausgeschlossen werden können. Die Überwachung der Nierenfunktion (Serumkreatinin und Serumphosphat) vor Beginn der Einnahme von Tenofovir Disoproxilfumarat sowie während der Behandlung in routinemäßigen Abständen von 4 Wochen wird empfohlen. Bei Patienten mit einem Serumphosphatspiegel von < 1,5 mg/dl (0,48 mmol/l) bzw. einem Serumkreatininwert von > 1,7 mg/dl (150 µmol/l) sollte innerhalb einer Woche die Nierenfunktion erneut kontrolliert werden. Bei Patienten mit Serumkreatinin-Erhöhungen auf > 2,0 mg/dl (177 µmol/l) oder Serumphosphat-Verminderungen auf < 1,0 mg/dl (0,32 mmol/l) sollte eine Unterbrechung der Therapie mit Tenofovir Disoproxilfumarat erwogen werden. Tenofovir Disoproxilfumarat wurde nicht bei Patienten untersucht, die vor Behandlung einen Serumkreatininwert von ≥ 1,5 mg/dl (133 µmol/l) oder eine Serumphosphat-Konzentration < 2,0 mg/dl (0,65 mmol/l) aufwiesen, oder bei Patienten mit einer klinisch relevanten Nierenerkrankung in der Anamnese. Für die Behandlung mit Tenofovir Disoproxilfumarat ist Vorsicht geboten bei Patienten mit einer gering- bis mittelgradig ausgeprägten Niereninsuffizienz. In klinischen Studien wurde das Auftreten von Hypophosphatämie beobachtet (siehe 4.8). Diese könnte auf eine reduzierte intestinale Phosphatresorption zurückzuführen sein, da signifikante Zeichen für eine Schädigung der proximalen Nierentubuli nicht häufig vorkamen. Jedoch ist der Mechanismus dieser Hypophosphatämie nicht geklärt. Anhaltende Hypophosphatämie kann zu Osteomalazie führen. Tenofovir Disoproxilfumarat wurde nicht bei Patienten untersucht, die nephrotoxische Arzneimittel erhalten (z. B. Aminoglykoside, Amphotericin B, Foscarnet, Ganciclovir, Pentamidin oder Vancomycin). Ist die gleichzeitige Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat und nephrotoxischen Wirkstoffen unvermeidbar, sollte die Nierenfunktion wöchentlich kontrolliert werden. Tenofovir Disoproxilfumarat wurde nicht bei Patienten untersucht, die Arzneimittel erhielten, welche über denselben renalen Transporter, human organic anion transporter 1 (hOAT1), sezerniert werden (z. B. Cidofovir, ein bekanntermaßen nephrotoxisches Arzneimittel). Dieser renale Transporter (hOAT1) könnte für die tubuläre Sekretion und teilweise für die renale Ausscheidung von Tenofovir und Cidofovir verantwortlich sein. Infolgedessen könnte sich die Pharmakokinetik dieser Arzneimittel verändern, wenn sie zusammen angewendet werden. Die gleichzeitige Anwendung dieser Arzneimittel 3 wird nicht empfohlen, es sei denn, sie ist unbedingt notwendig. Dann sollte aber die Nierenfunktion wöchentlich überprüft werden (siehe 4.5). Die Wirkung von Tenofovir Disoproxilfumarat wurde bei Patienten über 65 Jahre nicht untersucht. Da ältere Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, ist bei der Behandlung dieser Patientengruppe mit Tenofovir Disoproxilfumarat Vorsicht geboten. Tenofovir Disoproxilfumarat wurde nicht bei Patienten mit Leberfunktionsstörung untersucht. Da Tenofovir und Tenofovir Disoproxilfumarat nicht durch Leberenzyme metabolisiert werden, dürfte der Einfluss einer Leberfunktionsstörung begrenzt sein. Präklinische und klinische Daten deuten darauf hin, dass das Risiko einer Lactatazidose, einer für Nukleosid-Analoga bekannten Nebenwirkung, bei Tenofovir Disoproxilfumarat gering ist. Trotzdem ist bei einem Therapieschema mit einer Kombination aus Nukleosid-Analoga und Tenofovir Disoproxilfumarat Vorsicht geboten. Die betreffenden Patienten müssen sorgfältig beobachtet werden. Die gleichzeitige Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat und Didanosin in gepufferter Tablettenformulierung hat die systemische Exposition von Didanosin erhöht. Daher sollten Patienten, denen gleichzeitig Tenofovir Disoproxilfumarat und Didanosin verabreicht wird, sorgfältig auf Nebenwirkungen in Zusammenhang mit Didanosin hin (z. B. Pankreatitis) überwacht werden (siehe 4.5). Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass nicht nachgewiesen ist, dass antiretrovirale Therapien, einschließlich Tenofovir Disoproxilfumarat, das Risiko einer HIV-Übertragung auf andere durch sexuellen Kontakt oder Kontamination von Blut verhindern. Die Patienten müssen weiterhin geeignete Vorsichtsmaßnahmen treffen. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Geht man von In-vitro-Test-Ergebnissen und den bekannten Eliminationswegen von Tenofovir aus, ist das Potenzial für CYP450-vermittelte Wechselwirkungen zwischen Tenofovir und anderen Arzneimitteln gering. Die Ausscheidung von Tenofovir erfolgt renal, sowohl durch Filtration als auch durch aktive Sekretion über den anionischen Transporter (hOAT1). Eine gleichzeitige Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat und anderen Arzneimitteln, deren aktive Sekretion ebenfalls über den anionischen Transporter erfolgt (z. B. Cidofovir), kann die Konzentration von Tenofovir oder dem gleichzeitig angewendeten Arzneimittel erhöhen (siehe 4.4). Tenofovir Disoproxilfumarat wurde in Kombination mit gepufferten Didanosin-Tabletten, Lamivudin, Indinavir, Efavirenz und Lopinavir/Ritonavir untersucht. Es wurde keine Wechselwirkung mit Lamivudin, Indinavir oder Efavirenz nachgewiesen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat mit Lopinavir/Ritonavir wurde bei Lopinavir ein Rückgang der Cmax und der AUC um etwa 15 % beobachtet, während die gleichen Parameter bei Tenofovir um 30 % anstiegen. Bei gleichzeitiger Anwendung von gepufferten Didanosin-Tabletten und Tenofovir Disoproxilfumarat blieben die pharmakokinetischen Parameter für Tenofovir unverändert, die AUC für Didanosin stieg jedoch um 44 % (siehe 4.4). Eine Interaktionsstudie mit magensaftresistenten Didanosin-Kapseln wurde noch nicht durchgeführt. Es wurden keine Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit hormonellen Kontrazeptiva durchgeführt. Tenofovir Disoproxilfumarat muss zu den Mahlzeiten eingenommen werden, da Nahrungsaufnahme die Bioverfügbarkeit von Tenofovir erhöht (siehe 5.2). 4 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Es liegen keine klinischen Daten zur Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat während der Schwangerschaft vor. Tierversuche zeigen keine direkten oder indirekten schädlichen Auswirkungen von Tenofovir Disoproxilfumarat auf die Schwangerschaft, die fetale Entwicklung, die Geburt oder die postnatale Entwicklung (siehe 5.3). Tenofovir Disoproxilfumarat darf in der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen das mögliche Risiko für den Feten überwiegt. Allerdings müssen Frauen im gebärfähigen Alter während der Therapie mit Tenofovir Disoproxilfumarat eine wirksame Empfängnisverhütung betreiben, da die potenziellen Risiken für humane Feten unbekannt sind. Stillzeit In Tierstudien wurde gezeigt, dass Tenofovir in die Muttermilch übergeht. Es ist nicht bekannt, ob Tenofovir beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Es wird daher empfohlen, dass Mütter, die mit Tenofovir Disoproxilfumarat behandelt werden, ihre Säuglinge nicht stillen. HIV-infizierte Frauen dürfen generell nicht stillen, um eine HIV-Übertragung auf ihre Kinder zu vermeiden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Es wurden keine Studien zu Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt. 4.8 Nebenwirkungen Die Beurteilung der Nebenwirkungen basiert auf zwei Studien (siehe 5.1), in denen 653 vorbehandelte Patienten 24 Wochen mit Tenofovir Disoproxilfumarat (n = 443) oder mit Placebo (n = 210) - jeweils in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln - behandelt wurden. Bei etwa einem Drittel der Patienten sind nach einer Kombinationsbehandlung mit Tenofovir Disoproxilfumarat und anderen antiretroviralen Wirkstoffen Nebenwirkungen zu erwarten. Über eine ähnliche Häufigkeit wurde bei Patienten berichtet, die eine Kombination aus Placebo und anderen antiretroviralen Wirkstoffen erhielten. Bei diesen Nebenwirkungen handelt es sich meist um leichte bis mittelgradige gastrointestinale Beschwerden. Die Nebenwirkungen, die vermutlich (zumindest möglicherweise) mit der Behandlung in Zusammenhang stehen, sind nach Organsystem und absoluter Häufigkeit gegliedert. Die Häufigkeiten sind definiert als sehr häufig (> 1/10) oder häufig (> 1/100, < 1/10). Gastrointestinaltrakt Sehr häufig: Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen Häufig: Flatulenz Stoffwechsel und Verdauung Sehr häufig: Hypophosphatämie Ungefähr 1 % der mit Tenofovir Disoproxilfumarat behandelten Patienten beendete die Behandlung aufgrund von Magen-Darm-Beschwerden. 5 Ein geringfügiger bis mittelgradiger (Grad 1 und 2) Abfall des Serumphosphats (auf 1,5 mg/dl [0,48 mmol/l] - 2,2 mg/dl [0,70 mmol/l]) wurde bei 12 % der mit Tenofovir Disoproxilfumarat behandelten Patienten, versus 7 % der mit Placebo behandelten Patienten, über durchschnittlich 24 Wochen (kontrollierte Studien) und bei 15 % der mit Tenofovir Disoproxilfumarat behandelten Patienten über durchschnittlich 58 Wochen (Langzeitdaten zur Sicherheit) beobachtet. Diese Senkung war in den meisten Fällen ohne Therapieunterbrechung reversibel, aber einige Patienten erhielten eine Phosphat-Supplementation. Nach offener Langzeitbehandlung bis zu 116 Wochen mit Tenofovir Disoproxilfumarat in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen wurden keine signifikanten Änderungen in der Art der Nebenwirkungen beobachtet. 4.9 Überdosierung Im Falle einer Überdosierung ist der Patient auf Anzeichen von Toxizität (siehe 4.8 und 5.3) zu beobachten und falls erforderlich müssen entsprechende unterstützende Standardtherapiemaßnahmen eingeleitet werden. Es ist nicht bekannt, ob Tenofovir durch eine Peritoneal- oder Hämodialyse schneller eliminiert wird. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Virustatikum zur systemischen Anwendung, ATC-Code: J05A Wirkmechanismus: Tenofovir Disoproxilfumarat ist das Fumaratsalz des Prodrug Tenofovir Disoproxil. Tenofovir Disoproxil wird resorbiert und in den wirksamen Bestandteil Tenofovir, ein Nukleosidmonophosphat-(Nukleotid)-Analogon, umgewandelt. Tenofovir wird dann durch konstitutiv exprimierte zelluläre Enzyme über zwei Phosphorylierungsreaktionen in den aktiven Metaboliten Tenofovirdiphosphat umgewandelt. Diese Umwandlung erfolgt sowohl in ruhenden als auch in aktivierten T-Zellen. Tenofovirdiphosphat hat eine intrazelluläre Halbwertzeit von 10 Stunden in aktivierten und von 50 Stunden in ruhenden Monozyten im peripheren Blut (peripheral blood mononuclear cells, PBMCs). Tenofovirdiphosphat inhibiert die viralen Polymerasen durch direkte Bindungskonkurrenz mit dem natürlichen Desoxyribonukleotid-Substrat und - nach Einbau in die DNA - durch DNA-Kettenabbruch. Tenofovirdiphosphat ist ein schwacher Hemmer der zellulären Polymerasen α, β und γ mit kinetischen Hemmkonstanten (Ki), die mehr als 200-fach höher gegen die humane DNA-Polymerase α (5,2 µmol) und mehr als 3.000-fach höher gegen humane DNAPolymerase β und γ (81,7 bzw. 59,5 µmol) sind als die Ki von Tenofovirdiphosphat gegen HIV-1 reverse Transkriptase (0,02 µmol). Bei Konzentrationen von bis zu 300 µmol hat Tenofovir in Invitro-Tests auch keine Wirkung auf die Synthese von mitochondrialer DNA oder die MilchsäureProduktion gezeigt. Pharmakodynamische Wirkungen: Tenofovir weist in vitro eine antivirale Aktivität gegen Retroviren und Hepadnaviren auf. Die 50%ige Hemmkonzentration (IC50) von Tenofovir für den HIV-1IIIB-Laborstamm vom Wildtyp beträgt in lymphatischen Zell-Linien 1 - 6 µmol und für primäre HIV-1-Isolate vom Subtyp B in PBMCs 1,1 µmol. Tenofovir ist auch aktiv gegen die HIV-1-Subtypen A, C, D, E, F, G und O sowie gegen HIVBaL in primären Monozyten/Makrophagen. In vitro wirkt Tenofovir gegen HIV-2 (IC50 von 4,9 µmol bei MT-4-Zellen) und gegen das Hepatitis-B-Virus (IC50 von 1,1 µmol bei HepG2 2.2.15-Zellen). Die Wirksamkeit von Tenofovir gegen rekombinantes HIV-1 mit Didanosin-Resistenz-(L74V)-, Zalcitabin-Resistenz-(T69D)- und Multinukleosid-Resistenzmutationen (Q151M-Komplex) bewegt sich innerhalb des Zweifachen des Wildtyps IC50. Die Aktivität von Tenofovir gegen HIV-1-Stämme 6 mit Zidovudin-assoziierten Mutationen scheint von Typ und Anzahl dieser Resistenzmutationen abzuhängen. Bei Auftreten der Mutation T215Y wurde ein zweifacher Anstieg der IC50 beobachtet. In 10 Proben mit multiplen Zidovudin-assoziierten Mutationen (Mittel 3,4) wurde im Mittel eine 3,7-fache Erhöhung der IC50 beobachtet (Range 0,8 bis 8,4). Multinukleosid-resistente HIV-1-Viren mit T69S-Doppelinsertionen weisen eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Tenofovir auf (IC50 > 10-fach). Tenofovir zeigt volle Aktivität gegen HIV-1-Viren mit K103N- oder Y181C-Mutationen, die gegen nicht-nukleosidale ReverseTranskriptase-Inhibitoren resistent sind. Eine Kreuzresistenz mit ProteaseinhibitorResistenzmutationen ist nicht zu erwarten, da der Zielort unterschiedliche virale Enzyme sind. In vitro wurden HIV-1-Stämme mit einer um das Drei- bis Vierfache verringerten Empfindlichkeit gegenüber Tenofovir und einer K65R-Mutation der reversen Transkriptase selektiert. Diese K65RMutation der reversen Transkriptase kann auch bei Zalcitabin, Didanosin und Abacavir selektiert werden und verursacht eine reduzierte Empfindlichkeit gegenüber Zalcitabin, Didanosin, Abacavir und Lamivudin (um das 14-, 4-, 3- bzw. 25-fache). Die klinische Bedeutung dieser Mutationen für die mit Tenofovir Disoproxilfumarat oder anderen antiretroviralen Arzneimitteln behandelten Patienten ist nicht bekannt. Die klinische Wirksamkeit von Tenofovir Disoproxilfumarat gegen das humane Hepatitis-B-Virus (HBV) wurde nicht bestimmt. Es ist nicht bekannt, ob die Behandlung von HIV-1-infizierten Patienten mit einer HBV-Koinfektion zu der Entwicklung einer HBV-Resistenz gegen Tenofovir Disoproxilfumarat oder andere Arzneimittel führt. Klinische Wirksamkeit: Die Wirkung von Tenofovir Disoproxilfumarat in Kombination mit einer stabilen Basistherapie mit antiretroviralen Wirkstoffen wurde in zwei randomisierten, placebokontrollierten Studien über einen Zeitraum von 24 - 48 Wochen bei vorbehandelten HIV-1infizierten Erwachsenen untersucht. In der Studie GS-98-902 erhielten 186 vorbehandelte Patienten 24 - 48 Wochen lang Placebo oder drei Dosen Tenofovir Disoproxilfumarat (75 mg, 150 mg und 300 mg) - jeweils in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen. Die antiretrovirale Basistherapie durfte ab Woche 4 modifiziert werden. Bei Studienbeginn betrug die mittlere CD4-Zahl 374 Zellen/mm3, die mittlere Plasma-HIV-1RNA 3,7 log10 Kopien/ml und die mittlere Dauer der vorherigen HIV-Behandlung 4,6 Jahre. Die Genotypisierung der HIV-Isolate, die bei Studienbeginn an 184 Patienten durchgeführt wurde, ergab für 94 % der Patienten HIV-1-Resistenzmutationen, assoziiert mit nukleosidalen ReverseTranskriptase-Inhibitoren, 57 % der Patienten hatten Proteaseinhibitor-assoziierte Mutationen und 32 % Mutationen assoziiert mit nicht-nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren. In der 24. Woche betrugen die zeitlich gewichteten Durchschnittswerte für die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert, gemessen in log10 (DAVG24-Werte) für die HIV-1-RNAPlasmakonzentrationen, bei Placeboempfängern 0,02 log10 Kopien/ml und bei der Gruppe mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) -0,58 log10 Kopien/ml (p < 0,001). Die antivirale Wirkung von Tenofovir Disoproxilfumarat blieb über 48 Wochen bestehen (DAVG48 betrug -0,62 log10 Kopien/ml). Die Änderungen der CD4-Zahl bei der mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) behandelten Gruppe und der Placebogruppe unterschieden sich nicht signifikant. Bei Studie GS-99-907 wurden 550 vorbehandelte Patienten 24 Wochen lang mit Placebo oder mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) behandelt. Bei Studienbeginn betrug die mittlere CD4-Zahl 427 Zellen/mm3, die mittlere Plasma-HIV-1-RNA 3,4 log10 Kopien/ml (wobei 78 % der Patienten eine Viruslast von < 5.000 Kopien/ml hatten) und die mittlere Dauer der vorherigen HIVBehandlung 5,4 Jahre. Die Genotypisierung der HIV-Isolate, die bei Studienbeginn an 253 Patienten durchgeführt wurde, ergab für 94 % der Patienten HIV-1-Resistenzmutationen, die mit nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren assoziiert sind, 58 % der Patienten hatten Proteaseinhibitorassoziierte Mutationen und 48 % Mutationen im Zusammenhang mit nicht-nukleosidalen ReverseTranskriptase-Inhibitoren. 7 In der 24. Woche betrugen die zeitlich gewichteten Durchschnittswerte für die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert, gemessen in log10 (DAVG24-Werte) für die HIV-1-RNAPlasmakonzentrationen, bei Placeboempfängern -0,03 log10 Kopien/ml und bei der Gruppe mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) -0,61 log10 Kopien/ml (p < 0,0001). Die virologische Wirkung war drastisch reduziert bei Patienten, die Virenstämme mit > 10-facher phänotypischer ZidovudinResistenz aufwiesen. Fünf der mit 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) behandelten Patienten entwickelten innerhalb der ersten 24 Wochen eine K65R-Mutation. Die klinische Bedeutung dieser Mutation ist nicht bekannt. Eine statistisch signifikante Differenz zum Vorteil von 245 mg Tenofovir Disoproxil (als Fumarat) wurde in den zeitlich gewichteten Durchschnittswerten für die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert in Woche 24 (DAVG24) im Hinblick auf den CD4-Wert beobachtet (+13 Zellen/mm3 bei 245 mg Tenofovir Disoproxil [als Fumarat] versus -11 Zellen/mm3 bei Placebo; p-Wert = 0,0008). In Woche 24 lag die Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze (< 400 log10 Kopien/ml) bei 45 % der mit Tenofovir Disoproxilfumarat behandelten Patienten versus 13 % bei placebobehandelten Patienten (p-Wert < 0,0001). Da die Aufnahmekriterien für diese Studie beim Screeningtest eine Viruslast von ≤ 10.000 Kopien/ml erforderten, ist gegenwärtig nichts über den therapeutischen Nutzen von Tenofovir Disoproxilfumarat bei Patienten mit > 10.000 Kopien/ml bekannt. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Tenofovir Disoproxilfumarat ist ein wasserlöslicher Ester-Prodrug und wird in vivo rasch in Tenofovir und Formaldehyd umgewandelt. Tenofovir wird intrazellulär in Tenofovirmonophosphat und den wirksamen Bestandteil Tenofovirdiphosphat umgewandelt. Resorption Nach oraler Verabreichung von Tenofovir Disoproxilfumarat an HIV-infizierte Patienten wird Tenofovir Disoproxilfumarat schnell resorbiert und in Tenofovir umgewandelt. Die maximale Serumkonzentration von Tenofovir wird bei Einnahme auf nüchternen Magen innerhalb einer Stunde erreicht, bei Einnahme mit Nahrungsmitteln innerhalb von zwei Stunden. Die orale Bioverfügbarkeit von Tenofovir aus Tenofovir Disoproxilfumarat bei nüchternen Patienten betrug ca. 25 %. Die Anwendung von Tenofovir Disoproxilfumarat mit der Nahrung erhöhte die orale Bioverfügbarkeit: Die AUC von Tenofovir stieg um circa 40 % und der Cmax-Wert um etwa 14 %. Nach Gabe der ersten Dosis Tenofovir Disoproxilfumarat an Patienten, die Nahrung zu sich genommen hatten, lag der Medianwert für Cmax im Serum zwischen 213 und 375 ng/ml. Verteilung Nach intravenöser Gabe wurde das Verteilungsvolumen von Tenofovir im Steady-State auf etwa 800 ml/kg geschätzt. Nach oraler Gabe von Tenofovir Disoproxilfumarat verteilt sich Tenofovir in die meisten Gewebe; die höchsten Konzentrationen finden sich in den Nieren, der Leber und im Darminhalt (präklinische Studien). In vitro betrug die Proteinbindung von Tenofovir bei einer Tenofovir-Konzentration zwischen 0,01 und 25 µg/ml weniger als 0,7 % bei Plasmaproteinen bzw. 7,2 % bei Serumproteinen. Biotransformation In-vitro-Untersuchungen haben gezeigt, dass weder Tenofovir Disoproxilfumarat noch Tenofovir Substrate für CYP450-Enzyme sind. Auch bei Konzentrationen, die wesentlich höher (ca. 300-fach) als die In-vivo-Konzentrationen waren, hemmte Tenofovir in vitro nicht den ArzneimittelMetabolismus, der von einem der wichtigen humanen CYP450-Isoformen, die an der ArzneimittelBiotransformation beteiligt sind (CYP3A4, CYP2D6, CYP2C9, CYP2E1 oder CYP1A1/2) vermittelt wird. Tenofovir Disoproxilfumarat hatte in einer Konzentration von 100 µmol keine Wirkung auf eine der CYP450-Isoformen, mit Ausnahme von CYP1A1/2, bei der eine geringfügige (6 %) aber statistisch signifikante Reduzierung des CYP1A1/2-Substrat-Metabolismus zu beobachten war. Ausgehend von diesen Daten ist es unwahrscheinlich, dass klinisch bedeutsame Interaktionen zwischen Tenofovir Disoproxilfumarat und Arzneimitteln, die durch CYP 450 metabolisiert werden, auftreten. 8 Elimination Tenofovir wird primär über die Nieren eliminiert, sowohl durch Filtration als auch durch das aktive tubuläre Transportsystem, wobei nach intravenöser Verabreichung etwa 70 - 80 % der Dosis als unveränderte Substanz über den Urin ausgeschieden werden. Die Gesamt-Clearance wurde auf etwa 230 ml/h/kg (ca. 300 ml/min) geschätzt. Die renale Clearance beträgt ungefähr 160 ml/h/kg (ca. 210 ml/min), was die glomeruläre Filtrationsrate übersteigt. Dies deutet darauf hin, dass die aktive tubuläre Sekretion bei der Ausscheidung von Tenofovir eine wichtige Rolle spielt. Nach oraler Gabe liegt die terminale Halbwertzeit von Tenofovir bei etwa 12 - 18 Stunden. Linearität/Nichtlinearität Die Pharmakokinetik von Tenofovir war unabhängig von der Tenofovir-Disoproxilfumarat-Dosis in einem Bereich von 75 bis 600 mg und blieb auch bei wiederholter Anwendung für alle Dosisstärken unbeeinflusst. Alter und Geschlecht Begrenzte Daten zur Pharmakokinetik von Tenofovir bei Frauen weisen nicht auf wesentliche geschlechtsspezifische Unterschiede hin. Es wurden keine pharmakokinetischen Studien bei Kindern und Jugendlichen (unter 18 Jahren) oder älteren Patienten (über 65 Jahre) durchgeführt. Die Pharmakokinetik wurde in verschiedenen ethnischen Gruppen nicht speziell untersucht. Intrazelluläre Pharmakokinetik In nicht-proliferativen menschlichen peripheren Monozyten im Blut (PBMCs) beträgt die Halbwertzeit von Tenofovirdiphosphat etwa 50 Stunden, wogegen die Halbwertzeit in Phytohämagglutininstimulierten PBMCs etwa bei 10 Stunden liegt. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Präklinische Untersuchungen an Ratten, Hunden und Affen zeigten eine Zielorgantoxizität bezüglich des Gastrointestinaltrakts, der Niere, der Knochen und der Serumphosphat-Konzentration. Die einzelnen Tierspezies waren bezüglich der jeweiligen Wirkungen verschieden empfindlich. Die Veränderungen am Gastrointestinaltrakt und an den Nieren standen direkt mit der ArzneimittelExposition in Zusammenhang. Die Ergebnisse aus den Versuchen bei Ratten und Affen zeigten eine arzneimittelbedingte Verringerung der intestinalen Phosphatresorption mit potenzieller sekundärer Verringerung der Knochen-Mineraldichte. Es wurden Reproduktionsstudien an Ratten und Kaninchen durchgeführt. Es gab keine Auswirkungen auf die Fortpflanzungs- oder Fertilitätsparameter bzw. Schwangerschaft oder fetale Parameter. Makroskopisch wurden keine Veränderungen an den Weichteilen oder Skeletten der Feten festgestellt. In peri-/postnatalen Toxizitätsstudien setzte Tenofovir den Lebensfähigkeits-Index und das Gewicht der Jungtiere herab. Genotoxizitätsstudien zeigten für Tenofovir Disoproxilfumarat im In-vivo-Mikronukleus-Test am Knochenmark von Mäusen ein negatives Ergebnis, waren jedoch positiv für die Auslösung von Vorwärtsmutationen im In-vitro-Maus-Lymphom-L5178Y-Zell-Assay - unabhängig davon, ob eine S9-Stoffwechselaktivierung vorlag oder nicht. Im Ames-Test (Stamm TA 1535) war Tenofovir Disoproxilfumarat in zwei von drei Studien positiv, einmal mit S9-Mix (6,2- bis 6,8-facher Anstieg) und einmal ohne S9-Mix. Da noch keine Langzeit-Karzinogenitätsstudien abgeschlossen sind, kann ein karzinogenes Potential von Tenofovir Disoproxilfumarat nicht ausgeschlossen werden. 9 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Kern: Mikrokristalline Cellulose Vorverkleisterte Stärke (glutenfrei) Croscarmellose-Natrium Lactose-Monohydrat Magnesiumstearat Film: Lactose-Monohydrat Hypromellose Titandioxid (E171) Triacetin Indigocarmin (E132) 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre 6.4 Besondere Lagerungshinweise Keine besonderen Anforderungen an die Lagerung. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Viread ist in einer kindersicheren HDPE-Flasche mit 30 Filmtabletten und Silicagel-Trocknungsmittel erhältlich. 6.6 Hinweise für die Handhabung Keine speziellen Hinweise. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER Gilead Sciences International Limited Cambridge CB1 6GT Vereinigtes Königreich 8. ZULASSUNGSNUMMER(N) 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 10. STAND DER INFORMATION 10 ANHANG II A. INHABER DER HERSTELLUNGSERLAUBNIS, DIE FÜR DIE CHARGENFREIGABE VERANTWORTLICH SIND B. BEDINGUNGEN DER GENEHMIGUNG FÜR DAS INVERKEHRBRINGEN C. SPEZIFISCHE AUFLAGEN, DIE VOM INHABER DER GENEHMIGUNG FÜR DAS INVERKEHRBRINGEN ZU ERFÜLLEN SIND 11 A. INHABER DER HERSTELLUNGSERLAUBNIS, DIE FÜR DIE CHARGENFREIGABE VERANTWORTLICH SIND Name und Anschrift der Hersteller, die für die Chargenfreigabe verantwortlich sind • Oranienburger Pharmawerk GmbH, Lehnitzstrasse 70-98, D-16515 Oranienburg, Deutschland Die Herstellungserlaubnis wurde am 14. August 2000 durch das Landesamt für Soziales und Versorgung, Land Brandenburg, Abt. Landesgesundheitsamt, Dezernat Apotheken, Arzneimittel, Medizinprodukte, Wünsdorfer Platz 3, D-15838 Wünsdorf, Deutschland, erteilt. • Gilead Sciences Limited, Unit 13, Stillorgan Industrial Park, Blackrock, Co. Dublin, Irland Die Herstellungserlaubnis wurde am 30. August 2000 durch das Irish Medicines Board, The Earlsfort Centre, Earlsfort Terrace, Dublin 2, Irland, erteilt. Auf der Packungsbeilage des Arzneimittels müssen Name und Anschrift des Herstellers, der für die Freigabe der betreffenden Charge verantwortlich ist, angegeben werden. B. BEDINGUNGEN DER GENEHMIGUNG FÜR DAS INVERKEHRBRINGEN • BEDINGUNGEN ODER EINSCHRÄNKUNGEN FÜR DIE ABGABE UND DEN GEBRAUCH, DIE DEM INHABER DER GENEHMIGUNG FÜR DAS INVERKEHRBRINGEN AUFERLEGT WERDEN Arzneimittel auf eingeschränkte ärztliche Verschreibung (siehe Anhang I: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, 4.2) • SONSTIGE BEDINGUNGEN Der Inhaber dieser Genehmigung für das Inverkehrbringen muss die Europäische Kommission über die Vermarktungspläne für das nach dieser Entscheidung zugelassene Arzneimittel informieren. C. SPEZIFISCHE AUFLAGEN, DIE VOM INHABER DER GENEHMIGUNG FÜR DAS INVERKEHRBRINGEN ZU ERFÜLLEN SIND Der Inhaber der Genehmigung für das Inverkehrbringen hat innerhalb der vorgegebenen Zeit das folgende Studienprogramm abzuschließen, dessen Ergebnisse die Grundlage für den jährlichen Bewertungsbericht zum Nutzen-Risiko-Verhältnis bilden. TOXIKOLOGISCHE ASPEKTE 1. Da bei Ratten bei allen in dieser Studie untersuchten Dosisstufen (0, 30, 100, 300 oder 1 000 mg/kg/Tag) eine prüfmedikationsbedingte renale Karyomegalie beobachtet wurde, wurde für den chronischen NOEL ein Wert von weniger als 30 mg/kg/Tag angegeben. Auch wenn laut Gutachtermeinung der NOAEL bei 30 mg/kg/Tag liegt, konnte der NOAEL nicht ermittelt werden. Der Antragsteller sollte diesen Punkt klären und auf das Risiko eingehen, dass derartige Befunde beim Menschen auftreten. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 2. Bei Hunden wurde angesichts der in allen Dosierungsgruppen (0, 3, 10 oder 30 mg/kg/Tag) offensichtlichen renalen Karyomegalie bei täglich über 42 Wochen mittels Magensonde verabreichtem TDF der NOEL mit < 3 mg/kg/Tag angegeben. Auch wenn die Gutachtermeinung dahin geht, dass auf der Grundlage dieser Ergebnisse der NOAEL in dieser Studie bei 3 mg/kg/Tag liegt, konnte kein NOAEL ermittelt werden. Der Antragsteller sollte 12 diesen Punkt weiter klären und auf das Risiko eingehen, dass derartige Befunde beim Menschen auftreten. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 3. Bei Ratten wurden in hohen Dosen renale Wirkungen beobachtet, was zeigt, dass die Nieren das Zielorgan für die Toxizität von TDF sind. Laut den vom Antragsteller zur pharmakologischen Beurteilung der Auswirkung auf das Nierensystem tabellarisch vorgelegten Daten (Band 1, Teil I, Seite 85) war in der hochdosierten Gruppe das Volumen des ausgeschiedenen Urins deutlich vermindert, die Mengen an ausgeschiedenem Kalzium, Natrium, Kalium, Chlorid und Bikarbonat waren ebenfalls vermindert. Im Gutachten wird jedoch angegeben, dass sich eine erhöhte Harnausscheidung von Elektrolyten und ein erhöhtes Harnvolumen bei Ratten zeigte, die eine Dosis von 500 mg/kg erhielten, jedoch nicht bei denen, die 50 mg/kg erhielten. Der Antragsteller wird aufgefordert, diese Ergebnisse klarzustellen. Die Antwort auf die Aufforderung zur Klarstellung ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 4. Entgegen dem Mechanismus einer verminderten intestinalen Phosphatresorption, die der Antragsteller aufgrund von mechanistischen Kurzzeitstudien (über 3 Tage) angibt, war in den Studien an Ratten und Hunden über 13 und 42 Wochen keine Hypophosphatämie festzustellen. Der Antragsteller wird gebeten, diese Diskrepanz zu klären und dabei die Verminderung von Knochendichte und Mineralgehalt zu berücksichtigen. Die Antwort auf die Aufforderung zur Klarstellung ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 5. Es läuft derzeit eine toxikologische Studie über 56 Tage zur Beurteilung der Wirkungen von TDF (0, 30, 250 oder 600 mg/kg/Tag) auf die Phosphathomöostase bei Rhesusaffen. Der Abschlussbericht ist vorzulegen, sobald er verfügbar ist. Die Vorlage des Abschlussberichts hat bis zum 31. Dezember 2001 zu erfolgen. 6. Die Firma sollte die abschließenden Ergebnisse der laufenden biochemischen und morphologischen Untersuchungen an Ratten, Affen und Waldmurmeltieren vorlegen, um das Potenzial für In-vivo-Effekte von TDF auf die Mitochondrienfunktion und MitochondrienDNA-Inkorporation zu bestimmen. Die Ergebnisse sind bis zum 31. Dezember 2001 vorzulegen. 7. Das mutagene Potenzial von TDF wurde mit einer konventionellen Testbatterie untersucht: TDF war im Ames-Test (Stamm TA 1535) in zwei von drei Studien positiv (einmal mit und einmal ohne Zusatz von S9-Mix) und auch im Maus-Lymphom-L5178Y-TK-+/--Assay in einer Studie mit und ohne S9-Mix eindeutig positiv und in einer zweiten Studie mit S9-Mix widersprüchlich. Diese Ergebnisse sollten durch zusätzliche In-vitro- und In-vivo-UDS-Tests an Rattenleber- und -darmzellen geklärt werden, um die Angaben zur Gentoxizität dieses Arzneimittels zu vervollständigen. Tenofovir gehört einer neuen Klasse von Molekülen an, die einer vollständigen Beurteilung des mutagenen Potenzials des Arzneimittels bedürfen. Der Bericht über die In-vitro- und In-vivo-UDS-Studie an primären Rattenhepatozyten ist bis zum 28. Februar 2002 einzureichen. Ein schriftlicher Vorschlag für In-vitro- und Invivo-UDS-Studien an intestinalem Rattengewebe ist bis zum 16. November 2001 einzureichen. 13 8. Des Weiteren wurde in Tierversuchen eine gastrointestinale Hyperplasie festgestellt, die eine nagerspezifische Wirkung zu sein scheint (sie tritt nur bei der höchsten Dosis auf). Allerdings wurde kein Mechanismus vorgeschlagen, mit dem sich diese artspezifische Wirkung erklären lässt. Der Antragsteller sollte diesen Punkt im Zusammenhang mit dem als artspezifischen bezeichneten Effekt weiter aufklären. Eine Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 9. Es laufen Studien zur Karzinogenität an Mäusen und Ratten. Die Abschlussberichte dieser Studien, einschließlich Zwischenberichten, sollten in Kürze vorgelegt werden. Der Antragsteller sollte die Ergebnisse für Cidovir in die Diskussion des Karzinogenitätspotenzials von Tenofovir einbeziehen. Vorläufige Daten aus der Karzinogenitätsstudie an Ratten sollen sobald wie möglich vorgelegt werden. Der Abschlussbericht der Karzinogenitätsstudie an Ratten ist bis zum 31. Dezember 2002 vorzulegen. Der Bericht der Karzinogenitätsstudie an Mäusen soll bis zum 31. August 2003 vorgelegt werden. Die Ergebnisse zu Cidofovir sollen in die Diskussion der Ergebnisse der TenofovirKarzinogenitätsstudien im Gutachten integriert werden, das zusammen mit der Typ-IIVariation eingereicht wird. Die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels wird dahingehend geändert, dass die Ergebnisse der Karzinogenitätsstudien aufgenommen werden. KLINISCHE DATEN: 1. Insgesamt bestand das in die vorgelegten klinischen Studien aufgenommene Kollektiv hauptsächlich aus Patienten mit beschränkter Virenbelastung zu Studienbeginn (in der für die Zulassung ausschlaggebenden Studie 907 waren die Patienten überwiegend asymptomatisch mit einer Virenbelastung von < 3 log Kopien/ml zu Studienbeginn einschließlich 78 % Patienten in beiden Gruppen mit einer Virenbelastung von < 5000 Kopien/ml). Der Antragsteller wird ersucht, eine klinische Studie an erfahrenen Patienten mit einer hohen Virenbelastung zu Studienbeginn durchzuführen. Der Prüfplan sollte dem CPMP vor Studienbeginn vorgelegt werden. Der Prüfplan für die Studien an Patienten mit hoher Virenbelastung ist bis zum 1. Februar 2002 einzureichen. Die Ergebnisse aus der Studie an Patienten mit hoher Virenbelastung sind bis zum 30. Juni 2004 vorzulegen. 2. Der Antragsteller soll die Ergebnisse aus den laufenden Studien vorlegen, um die Beurteilung des Wirksamkeitsprofils (Dauerhaftigkeit, Einfluss auf CD4-Zellen) und Sicherheitsprofils des Arzneimittels zu vervollständigen (insbesondere Ergebnisse der Studie 903 an Patienten ohne vorherige antiretrovirale Behandlung). Folgende Daten aus laufenden Studie sind einzureichen, um die Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit von Viread zu vervollständigen: 14 • Abschlussbericht für die erweiterten Sicherheitsdaten aus Studie 902 31. Januar 2002 • 48-Wochen-Daten aus der zulassungsentscheidenden Studie 907 31. März 2002 • Langzeit-Sicherheitsdaten aus Studie 910 (einschließlich Patienten, die aus den Studien 902 und 907 bis zum Zeitpunkt der Genehmigung überwechselten) 31. August 2003 • 48-Wochen-Daten aus der Studie 903 31. August 2002 Studie 902 3. Es wird festgestellt, dass die Patienten ermutigt wurden, ihre antiretrovirale Therapie, die sie bei Studienbeginn einnahmen, bis mindestens 4 Wochen nach der Randomisierung zusätzlich zur zugeteilten Studienmedikation fortzusetzen. Anschließend waren Änderungen der antiretroviralen Background-Therapie erlaubt (mindestens 2 Arzneimittel im Hintergrund). Die Firma soll erklären, wie die Patienten „ermutigt“ wurden. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 4. Es wurden mehrere Zwischenauswertungen zur Überwachung der Sicherheit und Wirksamkeit geplant, aber es wurden keine Daten zur Zahl der vorgenommenen Auswertungen, den Änderungen und den nachfolgenden Entscheidungen vorgelegt. Die Firma sollte diese Daten zur Verfügung stellen. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. Studie 907 5. In der Studie 907 stellte sich bei 31 Patienten der TDF-Gruppe heraus, dass sie zu Studienbeginn weniger als 400 Kopien/ml aufwiesen. Es wäre von besonderem Interesse zu erfahren, ob bei Patienten mit nicht nachweisbarer Virenbelastung zu Studienbeginn in der TDF-Gruppe die Virenbelastung über die Dauer der Studie nachhaltig unterdrückt ist. Die Firma sollte diese speziellen Daten im Abschlussbericht der Studie darlegen. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. 6. Bei den Patienten der Studie 907 wurde verlangt, dass sie zum Zeitpunkt der Randomisierung seit mindestens 8 Wochen eine stabile antiretrovirale Therapie erhielten, die aus maximal 4 Wirkstoffen besteht. In diesem Zusammenhang können andere Gründe für ein frühes Therapieversagen wie mangelnde Compliance, geringe Bioverfügbarkeit, Arzneimittelinteraktionen und/oder vorübergehende Unregelmäßigkeiten der Virenreplikation nicht ausgeschlossen werden. Der Antragsteller sollte diesen Punkt diskutieren. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 einzureichen. 15 7. In der Studie 907 wurden drei verschiedene Zeitpunkte zur Bestimmung der Ausgangswerte der Virenbelastung und der CD4-Zellzählung angesetzt: Beim Screening, „pre-baseline“, und „baseline“. Der Antragsteller sollte darlegen, bei welchem Anteil an Patienten pro Behandlungsgruppe eine, zwei oder drei Bestimmungen vorgenommen wurden und welcher Abstand zwischen den Messungen lag. Einzelmessungen können zu Verzerrungen führen, da sie vorübergehende Erhöhungen der Virenbelastung /Abnahmen der CD4+-Zellen, die während oder nach (selbst geringfügigen) Infektionen sowie nach diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen auftreten können, nicht aufdecken. Eine Antwort ist bis zum 16. November 2001 einzureichen. Studien 902 – 907 8. Die Toxizitätskriterien für die Studien 902 und 907 wurden von Gilead durch Prüfplanänderung geändert (Knochendichte-Toxizitätsmanagement, Richtlinien zum Toxizitätsmanagement, Erhöhung der Kreatininspiegel 1. Grades). Der Antragsteller sollte diese Änderungen aufzeigen und begründen. Eine Antwort ist bis zum 16. November 2001 vorzulegen. SICHERHEIT 9. Bei den 17 Patienten, die zusätzlich Phosphat erhalten hatten, wurde der Phosphatgehalt im Blut korrigiert. Dies ist ein wichtiger Punkt, der für eine intestinale Resorptionsstörung spricht. Bei Patienten mit proximaler Tubulopathie wird die Hypophosphatämie gewöhnlich nicht durch eine Phosphatergänzung behoben. Auch wenn diese Auswertung ausreicht, um zu sagen, dass keine Tubulopathie vorliegt, wird der Inhaber der Genehmigung für das Inverkehrbringen gebeten, Kontrollmessungen in einer großen Studie mit Phosphatergänzung durchzuführen, um gegebenenfalls klare Empfehlungen in der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels auszusprechen (welche Dosis, welche Häufigkeit, wann soll Phosphat abgesetzt werden?). Gilead Sciences ist damit einverstanden, in der pädiatrischen Studie GS-01-928 die Rolle der Phosphatergänzung bei Patienten, bei denen der Serumphosphatspiegel dauerhaft auf < 2,0 mg/dl gesunken ist, zu untersuchen. Eine Kopie dieses Protokolls wird bis zum 31. März 2002 eingereicht. 10. Die Auswertung der Rohdaten zu einer möglichen Knochentoxizität legt weiterhin eine diesbezügliche Unbedenklichkeit nahe. Jedoch sollten die Vitamin-D-Raten und die Raten von Hydroxyprolinurie vorgelegt werden, denn sie könnten einerseits Argumente für oder gegen eine mögliche induzierte Osteomalacie liefern und zum anderen Aufschluss über den potenziellen Nutzen einer eventuellen systematischen oralen Ca- und Vitamin-D-Ergänzung geben (ES, FR). Die 48-Wochen-Daten aus der Studie 903 sollen folgende Knochenbiomarker umfassen: Serum-Parathormon, 1,25-OH-Vitamin D, Osteocalcin, knochenspezifische alkalische Phosphatase, C-Telopeptid und N-Telopeptid im Harn nach 4, 12, 24, 26 und 48 Wochen. Diese Daten sind bis zum 31. August 2002 einzureichen. Die 96-Wochen-Daten aus der Studie 903 sind bis zum 31. August 2003 einzureichen. Im klinischen Programm mit Tenofovir DF wurden keine Hydroxyprolinspiegel gemessen. Statt Hydroxyprolin wurde C-Telopeptid und N-Telopeptid im Harn gemessen, da dies die anerkannten und validierten Marker der Knochenresorption sind. 11. Die Daten der Knochendichtemessung legen eine Unbedenklichkeit nahe, sie sind jedoch unvollständig. In den laufenden oder geplanten Studien sollte eine genauere Beurteilung der Knochentoxizität, ob sie als Folge einer Hypophosphatämie auftritt oder nicht, mittels Knochendichtemessungen und Überwachung der Biomarker für den Knochenumsatz (Resorption und Bildung) durchgeführt werden und sobald wie möglich vorgelegt werden. 16 Die 48-Wochen-Daten aus Studie 903, einschließlich der Knochendichteaufnahmen nach 24 und 48 Wochen und folgenden Biomarkern des Knochenstoffwechsels: SerumParathormon, 1,25-OH-Vitamin D, Osteocalcin, knochenspezifische alkalische Phosphatase, C-Telopeptid und N-Telopeptid im Harn nach 4, 12, 24, 26 und 48 Wochen sind bis zum 31. August 2002 vorzulegen. Die 96-Wochen-Daten aus Studie 903 werden bis zum 31. August 2003 vorgelegt. 12. Labortoxizität über 24 Wochen: - trotz der antiviralen Aktivität von TDF gegen HBV haben Patienten mit Hepatitis ein 2,7-fach erhöhtes Risiko, ALT-Erhöhungen > Grad 2 aufzuweisen. - Lipaseerhöhungen vom Grad 3 bis 4 treten in den Studien 902 und 907 in der Tenofovir-Gruppe fast doppelt so oft auf wie in der Kontrollgruppe (26 % vs. 16 %). Der Antragsteller sollte zu diesen Ereignissen Stellung beziehen. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 einzureichen. Anwendungsbeobachtung: Es wurde gezeigt, dass TDF in vitro eine Aktivität gegen HBV besitzt. Außerdem wurde in klinischen Studien eine Co-Infektion HIV/HBV oder HCV nicht als Ausschlusskriterium betrachtet. In diesem Zusammenhang wäre es wichtig nachzuforschen, ob die Einführung von Tenofovir bei co-infizierten Patienten einen Einfluss auf den Fortgang einer HBV/HCVInfektion hat. Insbesondere sollte der Antragsteller die Befunde der in die klinischen Studien 902 und 907 aufgenommenen co-infizierten Patienten vorlegen. Des Weiteren sollte der Antragsteller diesen Punkt in den nächsten PSURs weiter ausführen. Gilead Sciences erklärt sich bereit, diesen Punkt in den nächsten PSURs auszuführen. 13. Das Sicherheitsprofil nach Woche 24 vs. Woche 48 sollte speziell für die verfügbaren Patienten im Hinblick auf die beabsichtigte Dosis von einmal täglich 300 mg diskutiert werden. Des Weiteren sollten arzneimittelbedingte Nebenwirkungen vom Grad 1 und 2 ebenfalls tabellarisch aufgeführt und diskutiert werden. Auf die gleiche Weise sollte ein Abbruch aufgrund von Nebenwirkungen tabellarisch nach Art der verantwortlichen Nebenwirkung aufgeführt werden. Die Antwort ist bis zum 16. November 2001 einzureichen. Anwendungsbeobachtung: Sowohl die in den Unterlagen angegebene Zahl der Patienten als auch die Dauer der Exposition sind zu begrenzt, um definitive Schlüsse zur Sicherheit zu ziehen. Der Antragsteller sollte diese Informationen aktualisieren. Insbesondere sollte der Antragsteller eine Anwendungsbeobachtung durchführen, die auf Knochen-, Nieren- und Mitochondrientoxizität abzielt, wobei die Background-Therapie des Patienten berücksichtigt wird. Des Weiteren sollte eine spezielle Auswertung dieser Ereignisse separat in den nächsten PSURs vorgelegt werden. Gilead Sciences erklärt sich bereit, die Sicherheitsinformationen zu aktualisieren, sobald Daten aus laufenden und neuen Studien bereit stehen. Des Weiteren ist Gilead Sciences damit einverstanden, die entsprechenden Erkenntnisse in den zukünftigen PSURs zu berücksichtigen. 17 ANHANG III ETIKETTIERUNG UND PACKUNGSBEILAGE 18 A. ETIKETTIERUNG 19 ANGABEN AUF DER ÄUSSEREN UMHÜLLUNG BZW. BEI DEREN FEHLEN AUF DEM BEHÄLTNIS ETIKETTENTEXT FÜR KARTON UND FLASCHE 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Viread 245 mg Filmtabletten Tenofovir Disoproxil 2. ARZNEILICH WIRKSAME(R) BESTANDTEIL(E) Jede Filmtablette enthält 245 mg Tenofovir Disoproxil entsprechend 300 mg Tenofovir Disoproxilfumarat. 3. HILFSSTOFFE 4. DARREICHUNGSFORM UND INHALT 30 Filmtabletten. 5. ART(EN) DER ANWENDUNG Zum Einnehmen. Vor der Anwendung die beiliegende Gebrauchsinformation lesen. 6. KINDERWARNHINWEIS, DASS DAS ARZNEIMITTEL FÜR KINDER UNERREICHBAR UND NICHT SICHTBAR AUFZUBEWAHREN IST Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. 7. GEGEBENENFALLS WARNHINWEISE, FALLS ERFORDERLICH 8. VERFALLDATUM Verwendbar bis {MM/JJJJ} 9. BESONDERE LAGERUNGSHINWEISE 10. GEGEBENENFALLS BESONDERE VORSICHTSMASSNAHMEN FÜR DIE BESEITIGUNG VON NICHT VERWENDETEN ARZNEIMITTELN ODER DAVON STAMMENDEN ABFALLMATERIALIEN 20 11. NAME UND ANSCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS Gilead Sciences Intl Ltd Cambridge CB1 6GT Vereinigtes Königreich 12. ZULASSUNGSNUMMER(N) EU/0/00/000/000 13. CHARGENBEZEICHNUNG Ch.-B.: {Nummer} 14. VERSCHREIBUNGSSTATUS/APOTHEKENPFLICHT Verschreibungspflichtig. 15. HINWEISE FÜR DEN GEBRAUCH 21 B. PACKUNGSBEILAGE 22 PACKUNGSBEILAGE Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie mit der Einnahme dieses Arzneimittels beginnen. Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Dieses Arzneimittel wurde Ihnen persönlich verschrieben und darf nicht an Dritte weitergegeben werden. Es kann anderen Menschen schaden, auch wenn diese dieselben Symptome haben wie Sie. Diese Packungsbeilage beinhaltet: 1. 2. 3. 4. 5. Was ist Viread und wofür wird es angewendet? Was müssen Sie vor der Einnahme von Viread beachten? Wie ist Viread einzunehmen? Welche Nebenwirkungen sind möglich? Wie ist Viread aufzubewahren? Viread 245 mg Filmtabletten Tenofovir Disoproxil • Der arzneilich wirksame Bestandteil ist Tenofovir. Jede Tablette Viread enthält 245 mg Tenofovir Disoproxil (in Form von 300 mg Tenofovir Disoproxilfumarat), entsprechend 136 mg Tenofovir. • Die sonstigen Bestandteile sind: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose Vorverkleisterte Stärke (glutenfrei) Croscarmellose-Natrium Lactose-Monohydrat Magnesiumstearat Tablettenfilm: Lactose-Monohydrat Hypromellose Titandioxid (E171) Triacetin Indigocarmin (E132) Hersteller: Gilead Sciences Limited Unit 13, Stillorgan Industrial Park Blackrock County Dublin Irland oder Oranienburger Pharmawerk GmbH Lehnitzstrasse 70-98 D-16515 Oranienburg Deutschland 23 Pharmazeutischer Unternehmer: Gilead Sciences International Limited Cambridge CB1 6GT Vereinigtes Königreich 1. WAS IST VIREAD UND WOFÜR WIRD ES ANGEWENDET? • Viread 245 mg Filmtabletten sind mandelförmig und hellblau. Auf einer Seite der Tablette ist „GILEAD“ sowie „4331“ und auf der anderen „300“ aufgeprägt. Viread 245 mg Filmtabletten werden in Flaschen mit 30 Tabletten geliefert. • Viread gehört zu einer Klasse von antiviralen Arzneimitteln, die als Nukleotid-ReverseTranskriptase-Hemmer bezeichnet werden. • Viread dient zur Behandlung der Infektion mit humanem Immundefizienzvirus (HIV) bei Erwachsenen, wenn die Anti-HIV-Arzneimittel, die Sie momentan erhalten, nicht ausreichen, um die Menge der HI-Viren in Ihrem Blut ausreichend zu kontrollieren. Dieses Arzneimittel muss in Kombination mit anderen Anti-HIV-Arzneimitteln eingenommen werden. • Dieses Arzneimittel ist kein Heilmittel gegen eine HIV-Infektion. Sie können während der Einnahme von Viread weiterhin Infektionen oder andere HIV-assoziierte Erkrankungen bekommen. 2. WAS MÜSSEN SIE VOR DER EINNAHME VON VIREAD BEACHTEN? Viread darf nicht eingenommen werden, • wenn Sie überempfindlich (allergisch) gegenüber Tenofovir, Tenofovir Disoproxilfumarat oder einem der sonstigen Bestandteile von Viread sind. • wenn Sie schwerwiegende Probleme mit Ihren Nieren haben. Besondere Vorsicht bei der Einnahme von Viread ist erforderlich: Viread verringert nicht das Risiko einer HIV-Übertragung auf andere durch sexuellen Kontakt oder Kontamination von Blut. Deshalb müssen Sie weiterhin geeignete Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit Sie HIV nicht auf andere Menschen übertragen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie früher Leber- oder Nierenerkrankungen hatten oder wenn Ihre Blut- oder Urinuntersuchungen auf Probleme mit Ihrer Leber oder Ihren Nieren hingewiesen haben. Viread kann Auswirkungen auf Ihre Nieren haben oder den Phosphatgehalt in Ihrem Blut herabsetzen. Ein niedriger Phosphatgehalt in Ihrem Blut über längere Zeit kann Knochenanomalien, einschließlich Knochenschmerzen, verursachen. Ihr Arzt wird einige Blutuntersuchungen anordnen, um zu kontrollieren, ob Ihre Nieren normal arbeiten. Abhängig von den Ergebnissen dieser Untersuchungen wird Ihr Arzt Ihnen möglicherweise raten, die Behandlung mit Viread abzubrechen. Viread ist nah verwandt mit einer Gruppe von Arzneimitteln, die eine Lactatazidose (Überschuss an Milchsäure im Blut) in Verbindung mit einer Lebervergrößerung hervorrufen können. Die wissenschaftlichen Daten bei Menschen und Tieren deuten darauf hin, dass das Risiko für das Auftreten einer Lactatazidose infolge einer Viread-Behandlung gering ist. Unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen könnten die Entwicklung einer Lactatazidose anzeigen. Diese seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung verlief gelegentlich tödlich. Lactatazidose kommt häufiger bei Frauen vor, vor allem wenn sie stark übergewichtig sind. Ihr Arzt wird Sie regelmäßig daraufhin untersuchen, während Sie Viread erhalten. 24 Schwangerschaft: Fragen Sie vor der Einnahme von allen Arzneimitteln Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Die Sicherheit der Anwendung von Viread während der Schwangerschaft beim Menschen ist nicht erwiesen. Aus diesem Grund müssen Frauen im gebärfähigen Alter während der Therapie mit Viread unbedingt wirksame Empfängnisverhütung betreiben, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff dieses Arzneimittels beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Aus diesem Grund sollte während der Behandlung mit Viread abgestillt werden. HIV-infizierte Frauen dürfen generell nicht stillen, um eine HIV-Übertragung auf ihre Kinder über die Milch zu vermeiden. Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen: Die Auswirkung von Viread auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, wurde nicht untersucht. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln: Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen bzw. vor kurzem eingenommen haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie andere Arzneimittel erhalten, die Ihre Nieren schädigen können, wie Aminoglykoside, Amphotericin B, Foscarnet, Ganciclovir, Pentamidin, Vancomycin oder Cidofovir. Eine geringfügige Wechselwirkung wurde mit gepufferten Didanosin-Tabletten beobachtet. Wenn Ihr antiretroviraler Therapieplan sowohl Viread als auch Didanosin vorsieht, wird Ihr Arzt sorgfältig kontrollieren, ob Didanosin-bedingte Wirkungen auftreten. Außerdem wurde eine geringfügige Wechselwirkung zwischen Viread und Lopinavir/Ritonavir beobachtet, die jedoch nicht als klinisch bedeutsam eingestuft wurde. 3. WIE IST VIREAD EINZUNEHMEN? Nehmen Sie einmal täglich eine Tablette Viread 245 mg zu einer Mahlzeit. Ihr Arzt wird Viread in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln verschreiben. Bitte lesen Sie in den Packungsbeilagen der anderen antiretroviralen Arzneimittel nach, wie diese Arzneimittel anzuwenden sind. Nehmen Sie Viread immer genau nach Anweisung des Arztes, um zu gewährleisten, dass Ihr Arzneimittel seine volle Wirkung entfalten kann und die Entwicklung einer Resistenz gegen die Behandlung verringert wird. Ändern Sie Ihre Dosis von Viread nur, wenn Ihr Arzt Sie entsprechend angewiesen hat. Viread wird schnell vom Körper aufgenommen. Nehmen Sie deshalb keine weitere Tablette Viread 245 mg ein, wenn Sie sich übergeben haben, es sei denn, das Erbrechen ist innerhalb einer Stunde nach Einnahme von Viread aufgetreten. Wenn Sie eine größere Menge von Viread eingenommen haben, als Sie sollten: Für den Fall einer Überdosierung mit Viread steht kein spezifisches Gegenmittel zur Verfügung. Wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt, wenn Sie versehentlich zu viele Tabletten Viread 245 mg eingenommen haben. Wenn Sie die Einnahme von Viread vergessen haben: Es ist wichtig, dass Sie keine Dosis auslassen. Wenn Sie eine Viread-Dosis ausgelassen haben, nehmen Sie diese so schnell wie möglich, und nehmen Sie dann die nächste vorschriftsmäßige Dosis zur gewohnten Zeit ein. Wenn es fast Zeit für Ihre nächste Dosis ist, holen Sie die versäumte Dosis 25 nicht mehr nach. Warten Sie und nehmen Sie die nächste Dosis zum gewohnten Zeitpunkt ein. Verdoppeln Sie die nächste Dosis nicht. Auswirkungen, wenn die Behandlung mit Viread abgebrochen wird: Das Abbrechen der Behandlung mit Viread kann zu einer verringerten Wirksamkeit des von Ihrem Arzt verordneten Therapieschemas gegen HIV führen. 4. WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND MÖGLICH? Wie alle Arzneimittel kann Viread Nebenwirkungen haben. Bei Patienten, die Viread zusammen mit anderen Anti-HIV-Arzneimitteln erhielten, traten sehr häufig Durchfälle, Erbrechen, Übelkeit sowie verringerte Phosphatwerte im Blut und häufig auch Blähungen auf. Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind. 5. WIE IST VIREAD AUFZUBEWAHREN? Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Keine besonderen Anforderungen an die Lagerung. Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf der Flasche und dem Umkarton angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwenden. Stand der Information: 26