Übungen zu Einführung in die VWL I Makroökonomie II Prof. Dr. P.J.J. Welfens Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Wintersemester 2009 / 2010 1 Keynesianische Theorie 2 Wirtschaftskrise 1930 USA BIP in Mrd. US $ 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 1942 3 Keynesianische Theorie Einleitung Weltwirtschaftskrise 1930: => Neoklassische Theorie passt nicht mehr (Es liegt keine Vollbeschäftigung vor) Ein neuer Erklärungsansatz war notwendig Keynes Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 4 John Maynard Keynes (1883-1946) Wohl einflussreichster Ökonom Begründer des Keynesianismus Englischer Verhandlungsführer bei der Konferenz in Bretton Woods Wichtigstes Werk: „The General Theory of Employment, Interest and Money “ Behandelte Themen: stellt die Effizienz von Märkten in Frage Neue Formulierung der Konsumfunktion Unsicherheit der Zukunft Antizyklische „Nachfrage“-politik Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 5 Wie entsteht die Angebotsorientierung bei Keynes? Was versteht man in hier unter dem Begriff der effektiven Nachfrage? (6 Punkte + 2 Punkte) 6 Keynesianische Theorie Keynesianische Theorie ist nachfrageorientiert Begründung über die unterschiedliche Auffassung des Begriffs der „Nachfrage“ Neoklassik: Nachfrage = Nachfragewunsch Keynesianismus: Nachfrage = effektive Nachfrage Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 7 Was ist effektive Nachfrage? Effektive Nachfrage ≠ reiner Nachfragewunsch Effektive Nachfrage: Tatsächliche Nachfrage Am Markt wirksam Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 8 Was ist effektive Nachfrage? Nachfragewunsch + nötige Kaufkraft = Effektive Nachfrage Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 9 Konsequenzen effektiver Nachfrage Effektive Nachfrage abhängig vom Einkommen: Arbeitslosigkeit senkt effektive Nachfrage Unternehmen produzieren nur was auch effektiv nachgefragt wird. (Produktion wird durch die Nachfrageseite bestimmt) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 10 Probleme bei unterschiedlicher Betrachtung der Nachfrage Neoklassik: Nicht jeder Nachfragewunsch führt zu einer tatsächlichen Nachfrage. Keynesianismus: Arbeitslosigkeit bedingt Produktionsrückgang, der wiederum eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit bedingt. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 11 Konsum- und Sparfunktionen 12 Diskutieren Sie den Aufbau einer typischen Konsumfunktion. (2 Punkte) 13 Konsumfunktion Annahmen: Nachfrage bezeichnet den Konsum Nachfrage ist abhängig vom Einkommen Daher: Konsum: C = C(Y) (Der Konsum ist eine Funktion des Einkommens) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 14 Marginale Konsumneigung Marginale Konsumneigung: dC (Ableitung der Konsumfunktion) dY Fundamental-psychologisches Prinzip: Konsum wächst bei steigendem Einkommen Konsum wächst langsamer bei steigendem Einkommen Konsequenz: 0 < dC < 1 dY Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 15 Lineare Konsumfunktion C(Y) = C0 + cY C 0: Autonomer Konsum c = dC: dY Marginale Konsumneigung Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 16 Leiten Sie ausgehend von einer einfachen Verwendungsgleichung und der Konsumfunktion die Sparfunktion her. (5 Punkte) 17 Herleitung der Sparfunktion Einkommen wird für Konsum und zum Sparen verwendet: Y=C+S Einsetzen der Konsumfunktion (C = C0 + cY): Y = C0 + cY + S Umformen nach S: Y - cY - C0 = S Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 18 Herleitung der Sparfunktion Ausklammern: (1 - c)Y - C0 = S Ersetze s = (1 - c): S = sY - C0 S(Y) = sY - C0 s ist die marginale Sparneigung / Sparquote Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 19 Leiten Sie die gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtsbedingung mit Hilfe der makroökonomischen Verwendungsgleichung her. (5 Punkte) 20 Gleichgewichtsbedingung Makroökonomische Perspektive Y = C + I + G (Verwendungsgleichung) Einsetzen der Konsumfunktion Y = C0 + cY + I + G Umformen: Y - cY - C0 = I + G Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 21 Gleichgewichtsbedingung Ausklammern und Ersetzen: sY - C0 = I + G Gleichgewichtsbedingung: sY - C0 = I + G oder alternativ S(Y) = I + G Mit Steuern: S(Y - T) + T = I + G Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 22 Skizzieren Sie die gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtsbedingung und leiten Sie grafisch das Gleichgewichtseinkommen her. (4 Punkte) 23 Gleichgewichtseinkommen Gleichgewichtseinkommen: Einkommen Y, das die Gleichgewichtsbedingung erfüllt: S(Y) = I + G bzw. Y* = (C0 + I + G)/s S, I, G S(Y) I+G Y* Y -C0 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 24 Wie wirkt sich expansive Fiskalpolitik (Erhöhung der Staatsausgaben) auf das Gleichgewichtseinkommen aus. (4 Punkte) 25 Staatsverbrauch (Fiskalpolitik) Was passiert wenn sich der Staatsverbrauch erhöht? (G wird zu (G + dG)) Y1 = (C0 + I + G)/s Einsetzen von (G + dG): Y2 = (C0 + I + G + dG)/s Y2 = (C0 + I + G)/s + dG/s Gleichgewichtseinkommen erhöht sich ebenfalls! Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 26 Gleichgewichtseinkommen S, I, G S(Y) I+(G+dG) I+G Y1 Y2 Y -C0 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 27 Bestimmen Sie den Einkommensmultiplikator. (2 Punkte) 28 Einkommensmultiplikator Um wie viele Einheiten erhöht sich Y wenn sich G um eine Einheit erhöht. Y = (C0 + I + G)/s Leite Y nach G ab: dY = 1 dG s Der Einkommensmultiplikator ist: 1 s Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 29 Einkommensmultiplikator Beträgt der Einkommensmultiplikator 2, so bedeutet dies: Für jeden Euro den der Staat ausgibt erhöht sich das BIP um 2 €. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 30 Was versteht man unter dem Sparparadoxon? (5 Punkte) 31 Sparparadoxon Wenn eine einzelne Person in einem vollbesetzten Kino aufsteht, kann er besser sehen. Machen das alle Besucher nach, sieht keiner besser, obwohl jetzt alle stehen müssen. (J.M. Keynes) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 32 Sparparadoxon Für den Einzelnen (mikroökonomisch) ist Sparen etwas Positives. z.B. intertemporaler Einkommensausgleich Ist dies auch in der Gesamtwirtschaft (makroökonomisch) der Fall? Antwort: NEIN! Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 33 Verdeutlichen Sie das Sparparadoxon grafisch oder mathematisch. (5 Punkte) 34 Sparparadoxon Was passiert, wenn sich die Sparquote s erhöht? (Graphisch) S2(Y)=s2Y-C0 S, I, G S1(Y)=s1Y-C0 I+G Y2 Y1 Y -C0 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 35 Sparparadoxon Was passiert, wenn sich die Sparquote s erhöht? (Mathematisch) Ableitung von Y = (C0 + I + G)/s nach s: dY = - C0 + I + G s2 ds Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 36 Gütermarkt IS - Kurve 37 Leiten Sie die IS – Kurve mathematisch her. (4 Punkte) 38 Investitionen und Sparen Sparfunktion S(Y) Investitionsfunktion I(r) Es gelte: I(r) = S(Y) (Was die Haushalte Sparen wird von den Unternehmen zu Investitionen genutzt.) I(r) = S(Y) beschreibt alle Kombinationen von r und Y, die ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt beschreiben Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 39 IS – Kurve (Mathematisch) Verfügbares Einkommen: Y – T Verwendung: C + S Für Haushalte gilt: Y–T=C+S Gesamtwirtschaftlich gilt: Y = C(Y – T) + I(r) + G => Y–C=T+S => Y–C=I+G Gleichsetzen ergibt: T+S=I+G Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 40 IS – Kurve (Mathematisch) Kombinationen von Y und r, die T + S(Y - T) = I(r) + G erfüllen, bilden die IS – Kurve. Auflösen nach Y bzw. r gibt die IS – Kurve. S hängt positiv von Y ab. I hängt negativ von r ab. => Y und r hängen negativ von einander ab. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 41 IS – Kurve (Mathematisch) r IS – Kurve Alternative 1 IS – Kurve Alternative 2 Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 42 Leiten Sie die IS – Kurve grafisch her. (4 Punkte) 43 IS – Kurve (Graphisch) Investitionsfunktion I(r) + G Sparfunktion S(Y – T) + T I+G S+T r Y Winkelhalbierende IS - Kurve r Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 44 Geldmarkt LM - Kurve 45 Diskutieren Sie über Geldangebot und –nachfrage eine Möglichkeit die LM – Kurve mathematisch herzuleiten. (5 Punkte) 46 Geldangebot und Geldnachfrage Geldangebot (money supply): Geldnachfrage (liquidity): m(Y, r) = mT(Y) + mS(r) (+ mV(Y, r)) Es muss gelten: M/P = m(Y, r) (Es wird soviel Geld nachgefragt wie angeboten.) M/P = m(Y, r) beschreibt alle Kombinationen von r und Y, die ein Gleichgewicht auf dem Geldmarkt beschreiben M/P m(Y, r) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 47 LM – Kurve m hängt positiv von Y ab. (Bei einem höheren Einkommen fragt man mehr Geld nach z.B. für mehr Konsum.) m hängt negativ von r ab. (Bei einem höheren Zins wird das Geld eher gespart als ausgegeben.) => Y und r hängen positiv von einander ab. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 48 LM – Kurve (Mathematisch) Auflösen von M/P = m(Y, r) nach Y bzw. r gibt die LM – Kurve. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 49 LM – Kurve r LM – Kurve Alternative 1 LM – Kurve Alternative 2 LM – Kurve Alternative 3 Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 50 Welche Bereiche unterscheidet man bei der LM – Kurve? Wo sind etwaige Besonderheiten zu finden? (5 Punkte) 51 LM – Kurve r Klassischer Bereich Normaler Bereich Keynesianischer Bereich Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 52 Leiten Sie die LM – Kurve grafisch her. (4 Punkte) 53 LM – Kurve (Graphisch) r LM - Kurve Spekulationskasse Y M/P = mT(Y) + mS(r) Transaktionskasse M/P = mT(Y) + mS(r) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 54 IS - LM - Modell 55 Skizzieren Sie grafisch das IS – LM – Modell. (2 Punkte) 56 IS – LM – Modell r IS - Kurve LM - Kurve Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 57 Skizzieren Sie grafisch das IS – LM – Modell im Rahmen eines Gesamtmodells. (5 Punkte) 58 IS – LM – Modell r IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln Gütermarkt Y W/P Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 59 Welche Wirkung hat in dem Gesamtmodell ein Ungleichgewicht von IS – und LM – Kurve? (6 Punkte) 60 IS – LM – Modell r IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln Gütermarkt Y W/P Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 61 IS - LM - Modell Spezialfälle 62 Was versteht man unter der Investitionsfalle. (10 Punkte) 63 Investitionsfalle r III IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln II Gütermarkt I Y W/P IV Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 64 Was versteht man unter der Liquiditätsfalle? (10 Punkte) 65 Liquiditätsfalle r III IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln II Gütermarkt I Y W/P IV Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 66 Mundell - Fleming - Modell 67 Worin unterscheidet sich das Mundell – Fleming – Modell vom IS – LM – Modell? (2 Punkte) 68 Mundell – Fleming – Modell IS – LM – Modell: Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft Mundel – Flemming – Modell: Modell einer kleinen, offenen Volkswirtschaft Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 69 Mundell – Fleming – Modell Verwendungsgleichung wird zu: Y = C(Y – T) + I(r) + G + [x(q*)Y* – q*j(q*)Y] Außenbeitrag: x(q*)Y* – q*j(q*)Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 70 Beschreiben Sie ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt. Wie ergibt sich hieraus die ZZ – Kurve? (5 Punkte) 71 Der Devisenmarkt – ZZ - Kurve Es gilt: Nettogüterimport = Devisennachfrage = Nettokapitalimport Devisenangebot q*j(q*)Y – x(q*)Y* = Q(i/i*) Mit i = r gibt dies die ZZ – Linie: Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 72 Der Devisenmarkt – ZZ - Kurve Da bei einem höheren Zins im Inland (bzw. einem niedrigeren Zins im Ausland) mehr ausländisches Kapital nachgefragt wird hängt Q(i/i*) positiv von i/i* bzw. i = r ab. Da q* als auch j(q*) positiv sind, besteht somit ein positiver Zusammenhang zwischen r und Y. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 73 Was versteht man unter Kapitalmobilität? Skizzieren Sie die ZZ – Kurve für unterschiedlich hohe Kapitalmobilitäten. (8 Punkte) 74 Kapitalmobilität – ZZ - Kurven r Keine Kapitalmobilität (q* = ∞) Normale Kapitalmobilität (0 < q* < ∞) Unendlich hohe Kapitalmobilität (q* = 0) Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 75 Skizzieren Sie grafisch das Mundell – Fleming – Modell (IS – LM – Modell einer offenen Volkswirtschaft) (3 Punkte) 76 Mundell – Fleming – Modell r IS - Kurve LM - Kurve ZZ - Kurve Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 77 Wirtschaftspolitik in Neoklassik und bei Keynes 78 Fiskalpolitik 79 Was versteht man unter Fiskalpolitik? (6 Punkte) 80 Fiskalpolitik Politik des Staates Mechanismus: Nachfrage des Staates Senken von Steuern (Beeinflussung von G) (Beeinflussung von T) Ziele: Glättung von Konjunkturschwankungen Gleichmäßige geringe Inflation Hohe Beschäftigtenquote Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 81 Fiskalpolitik Expansive Fiskalpolitik: Erhöhung von G Reduktion von T Restriktive Fiskalpolitik Reduktion von G Erhöhung von T Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 82 Erläutern Sie den Multiplikator- und den Akzeleratoreffekt expansiver Fiskalpolitik. (6 Punkte) 83 Fiskalpolitik Multiplikatoreffekt: Höhere Staatsausgaben führen zu höherem Volkseinkommen. Staatsausgaben fließen direkt zurück zu den Haushalten oder die Unternehmen. Dies führt zu einer höheren Nachfrage. Akzeleratoreffekt: Aufgrund einer höheren Nachfrage müssen Unternehmen investieren um ihre Produktionskapazitäten auszuweiten. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 84 Wie wirkt expansive Fiskalpolitik im Neoklassischen Modell? (6 Punkte) 85 Fiskalpolitik in der Neoklassik Kreditfinanziert: Kreditnachfrage erhöht die Zinsen. Dies senkt die Investitionen und erhöht die Sparquote. Private Nachfrage sinkt während staatliche Nachfrage steigt – bei gleichbleibendem Angebot. => Der Staat vertreibt die private Nachfrage, es kommt zu einem Crowding Out. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 86 Fiskalpolitik in der Neoklassik Steuerfinanziert: Eine Erhöhung der Steuern senkt das verfügbare Einkommen und somit den Konsum und das Sparen. Dies führt zu einem Rückgang unternehmerischer Investitionen. => Es kommt ebenso zum Crowding Out. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 87 Wie wirkt expansive Fiskalpolitik im IS – LM – Modell? (10 Punkte) 88 Fiskalpolitik im IS - LM - Modell Erhöhung der Staatsausgaben führt zu einer Rechtsverschiebung der IS-Kurve. Ebenso auch eine Verringerung der Steuern. Da die Staatsausgaben und die Steuern an keiner Stelle in die Herleitung der LM – Kurve eingehen hat Fiskalpolitik keinen Einfluss auf die LM – Kurve. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 89 Fiskalpolitik und die IS – Kurve Erhöhung der Staatsausgaben I+G S+T Sparfunktion S(Y – T) + T I(r) + G2 I(r) + G1 r Y IS1 - Kurve IS2 - Kurve Winkelhalbierende r Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 90 Fiskalpolitik im IS – LM – Modell r IS – Kurve1 IS – Kurve2 LM - Kurve Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 91 Fiskalpolitik im IS – LM – Modell r III I IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln Gütermarkt IV II Y W/P Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 92 Wie wirkt expansive Fiskalpolitik im Mundell – Fleming – Modell? Unterscheiden Sie zwischen flexiblen und fixen Wechselkursen. (10 Punkte) 93 Fiskalpolitik im Mundell–Fleming– Modell (flexible Wechselkurse) r IS1 LM IS2 I IV r ZZ V II Y1 Y3 Y2 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Y 94 Fiskalpolitik im Mundell–Fleming– Modell (fixe Wechselkurse) r IS2 IS1 LM1 LM2 IV I r ZZ II Y1 VI Y2 Y3 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Y 95 Fiskalpolitik Im Fall einer normalen LM – Kurve kommt es ebenfalls zu einem Crowding Out. Dies ist nicht der Fall im Bereich einer waagerechten LM – Kurve. Hier führt Fiskalpolitik zu einer Erhöhung der Beschäftigung. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 96 Geldpolitik 97 Was versteht man unter Geldpolitik? (5 Punkte) 98 Geldpolitik Politik der Notenbank / Zentralbank Mechanismus: Steuerung der Geldmenge M Erhöhung der Geldmenge = expansive Geldpolitik Verknappung der Geldmenge = kontraktive Geldpolitik Ziele: Preisniveaustabilität Wechselkursziele Zinssteuerung Unterstützung der Wirtschaftspolitik Wachstums- und Beschäftigungsziele Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 99 Welche Wirkungen hat expansive Geldpolitik? (4 Punkte) 100 Geldpolitik Wirkungen expansiver Geldpolitik Kurzfristig: Mittelfristig: Senkung des Nominal- und des Realzinses Durch Realzinssenkung steigen die Investitionen und somit steigt das Nationaleinkommen Nominalzinssenkung führt zu Abwertung und dies zu erhöhten Nettoexporten die das Nationaleinkommen erhöhen. Langfristig: Anstieg des Preisniveaus bzw. der Inflationsrate Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 101 Wie wirkt expansive Geldpolitik im IS – LM – Modell? (10 Punkte) 102 Geldpolitik und die LM – Kurve r LM – Kurve1 Spekulationskasse LM – Kurve2 M/P = mT(Y) + mS(r) Y M1/P M2/P Transaktionskasse M/P = mT(Y) + mS(r) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 103 Geldpolitik im IS - LM - Modell Erhöhung der Geldmenge führt zu einer Rechtsverschiebung der LM-Kurve. Da die Geldmenge an keiner Stelle in die Herleitung der IS – Kurve eingeht hat Geldpolitik keinen Einfluss auf die IS – Kurve. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 104 Geldpolitik im IS – LM – Modell r LM – Kurve1 LM – Kurve2 IS - Kurve Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 105 Geldpolitik im IS – LM – Modell r III I IS – LM – Modell Y P Reallohnparabeln Gütermarkt IV II Y W/P Arbeitsmarkt Produktionsfunktion L Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 106 Wie wirkt expansive Geldpolitik im Mundell – Fleming – Modell? Unterscheiden Sie flexible und fixe Wechselkurse. (10 Punkte) 107 Geldpolitik im Mundell–Fleming– Modell (flexible Wechselkurse) r IS1 LM1 IS2 LM2 I IV ZZ r II Y1 V Y2 Y3 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Y 108 Geldpolitik im Mundell–Fleming– Modell (fixe Wechselkurse) r LM1 IS LM2 I IV r1 ZZ1 V II Y1 Y2 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Y 109 Neoklassisches Wachstumsmodell 110 Robert Merton Solow (1924-) Fundierung der neoklassischen Wachstumstheorie Wichtigste Veröffentlichung: „A Contribution to the Theory of Economic Growth“ Behandelte Themen: Langfristiges Wirtschaftswachstum Rolle des technischen Fortschritts in Bezug auf Wachstum Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 111 Was versucht das neoklassische Wachstumsmodell zu erklären? (1 Punkte) 112 Grundlagen Erklärung eines stetigen Wirtschaftswachstums durch die Größen Kapitel, Arbeit und Technischer Fortschritt. Wirtschaftswachstum ist eine langfristige Steigerung des Outputs. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 113 Welchen Annahmen unterliegt das Neoklassische Wachstumsmodell? (4 Punkte) 114 Annahmen Arbeitsmarkt im Gleichgewicht (keine Arbeitslosigkeit) Einzelne geschlossene Volkswirtschaft Gleichbleibende Bevölkerung Lt+1 = Lt Produktion gemäß Cobb-Douglas Produktionsfunktion Y = KβL1- β Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 115 Verwendungsgleichungen Gesamte Volkswirtschaft: Y=C+I Haushalte: Y=C+S Für ein Gleichgewicht muss gelten I = S (Gütermarktgleichgewicht) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 116 Was versteht man unter dem Kapitalstock? (2 Punkte) 117 Kapitalstock Kt ist der Kapitalstock zum Zeitpunkt t Kt+1 ist der Kapitalstock zum Zeitpunkt t+1 Kapitalstock bezeichnet die Menge des vorhandenen Kapitals (Maschinen, Ausrüstung) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 118 Wie verändert sich der Kapitalstock über die Zeit? (8 Punkte) 119 Veränderung des Kapitalstocks Kapital wird verbraucht (Verschleiß) Dies bezeichnet man als Abschreibung Die Abschreibungsrate bezeichnet man mit δ (0 < δ < 1) Abschreibungen = δKt Investitionen erhöhen den Kapitalstock Kt+1 = Kt – δKt + It = (1 – δ)Kt + It Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 120 Veränderung des Kapitalstocks Verwendungsgleichungen => I = S S ist die Sparfunktion St = St(Y) = sYt Einsetzen liefert: Kt+1 = (1 – δ)Kt + St = (1 – δ)Kt + sYt Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 121 Veränderung des Kapitalstocks Die Produktionsfunktion ist: Yt = F(Kt, Lt) Einsetzen ergibt: Kt+1 = (1 – δ)Kt + s F(Kt, Lt) Für eine Cobb-Douglas-Produktionsfunktion: Kt+1 = (1 – δ)Kt + s KtβLt1- β Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 122 Veränderung des Kapitalstocks Umstellen der Gleichung: Kt+1 = (1 – δ)Kt + s F(Kt, Lt) Kt+1 – Kt = s F(Kt, Lt) – δKt Schreibweise anpassen: ΔKt = s F(Kt, Lt) – δKt (Änderung des Kapitalstock von t nach t+1) ΔKt = Sparen - Abschreibungen Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 123 Was ist ein Steady State? Was ist der Steady State Kapitalstock? Wie berechnet man ihn? (2 Punkte + 3 Punkte + 3 Punkte) 124 Steady State Kapitalstock Der Steady State Kapitelstock ist der Kapitalstock, der sich nicht mehr ändert. Es ist konstant. Es gilt ΔK# = 0 und somit: 0 = s F(K#, L#) – δK# s F(K#, L#) = δK# Sparen = Abschreibungen Für eine Cobb-Douglas Produktionsfunktion gilt: s K#βL#1- β = δK# Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 125 Steady State Kapitalstock s K#βL#1- β = δK# Umformen nach K#: ⎛ s ⎞ 1- ß 1- ß ⎜ δ ⎟ L# = K# ⎝ ⎠ ⎛s⎞ ⎜δ⎟ ⎝ ⎠ 1 1- ß L# = K# Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 126 Wie bestimmt man mit Hilfe des Neoklassischen Wachstumsmodells das BIP pro Kopf? (8 Punkte) 127 Umrechnung auf Pro-Kopf-Größen Teilen durch L# Y#/L# = K#βL#1- β/L# = K#βL#β y# = (K#/L#)β = k#β Entsprechend teilen der Gleichung für den Kapitalstock: ΔK#/L# = s F(K#, L#)/L# – δK#/L# Bei Cobb-Douglas ergibt sich: Δk# = s k#β – δk# Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 128 Umrechnung auf Pro-Kopf-Größen Der Steady State Kapitalstock ergibt sich als: Δk# = 0 s k#β – δk# = 0 s k#β = δk# s = k#1-ß δ ⎛s⎞ ⎜δ⎟ ⎝ ⎠ 1 1- ß ⎛s⎞ = k# ⇒ y# = k# β = ⎜ ⎟ ⎝δ⎠ β 1- ß Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 129 Skizzieren Sie das Neoklassische Wachstumsmodell grafisch. (4 Punkte) 130 Graphische Herleitung des Steady States Abschreibungen Δkt yt Output yt = F(Kt, Lt)/L y# Sparen = Investitionen syt k# Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre kt 131 Argumentieren Sie grafisch welche Auswirkungen eine Erhöhung der Sparquote auf den Steady State Kapitalstock hat. (5 Punkte) 132 Erhöhung der Sparquote (s1 -> s2) yt Δkt yt = F(Kt, Lt)/L y#2 y#1 III s2yt I s1yt II k#1 k#2 kt Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 133 Was ist der Golden Rule Kapitalstock? Wie bestimmt man den optimalen Kapitalstock? Sind SS und GR Kapitalstock identisch? (2 Punkte + 4 Punkte + 2 Punkte) 134 Optimaler / Golden Rule Kapitalstock Ist der Steady State Kapitalstock auch optimal? Kapitalstock ist dann optimal, wenn der Konsum der Haushalte maximal wird. Verwendungsgleichung: C = Y – S = F(K, L) – S Einsetzen von F(K, L) (Cobb-Douglas) und S(Y): C = F(K, L) – S = KtβLt1- β - sYt Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 135 Optimaler / Golden Rule Kapitalstock Im Gleichgewicht ist Sparen = Investitionen = Abschreibungen sYt = δKt Ersetzen: C = KtβLt1- β – δKt Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 136 Optimaler / Golden Rule Kapitalstock Gesucht Kt, so dass C maximal ist. => Berechne das Maximum von C. Ableiten von C nach Kt und Nullsetzen: CKt = βKtβ-1Lt1- β – δ βKtβ-1Lt1- β – δ = 0 βktβ-1 – δ = 0 ktβ-1 = δ/β 1 k t = ( β δ )1 - ß Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 137 Ergebnis 1 1- ß Steady State Kapitalstock: ⎛s⎞ k# = ⎜ ⎟ ⎝δ⎠ Golden Rule Kapitalstock: k * = ( β δ )1 - ß Beide sind identisch wenn: s = β Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 1 138 Wie verändert sich das Neoklassische Wachstumsmodell, wenn man technischen Fortschritt berücksichtigt? (8 Punkte) 139 Technischer Fortschritt Annahme Fortschritt ist arbeitsvermehrend: Cobb-Douglas Produktionsfunktion: Yt = Ktβ(AtLt)1- β Annahme: Wissen wächst mit der Rate g. At+1 = (1 + g)At Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 140 Technischer Fortschritt Pro-Kopf-Größe (Teilen durch Lt) (z.B. yt = Yt/Lt) Größe in effektiven Arbeitseinheiten (Teilen durch AtLt) (z.B. y‘t = Yt/(AtLt)) K t+1 (1 + g)K t+1 (1 + g)K t+1 = = A tL t (1 + g)A tL t A t+1L t = (1 + g)K t+1 = (1 + g)k t+1 A t+1L t+1 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 141 Technischer Fortschritt Starte mit der folgenden Gleichung: Kt+1 – Kt = s F(Kt, Lt) – δKt Teile durch AtLt: (1 + g)k‘t+1 – k‘t = s k‘t – δk‘t Nullsetzen und auflösen führt zu: ⎛ s ⎞ k't = ⎜ ⎟ ⎝δ + g⎠ 1 1-β Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 142 Konjunktur und Wachstum 143 Skizzieren Sie einen typischen Konjunkturzyklus und benennen Sie die einzelnen Phasen. (6 Punkte) 144 Konjunktur und Wirtschaftswachstum Boom II Rezession III Depression IV Aufschwung I Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 145 Konjunktur und Wirtschaftswachstum Aufschwung I Boom II Rezession III Depression IV Aufschwung I Langfristiger Wachstumspfad Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 146 Wie entwickeln sich die Preise, Arbeitslosigkeit, Zinsen, Inflation, Produktionsauslastung in den einzelnen Phasen? (je 8 Punkte) 147 Eigenschaften der einzelnen Phasen Aufschwung: Steigender Auftragseingang, Erhöhung der Produktion Arbeitslosenquote sinkt Steigende Löhne Geringe, aber steigende Inflation Niedrige, aber steigende Zinsen Boom: Vollbeschäftigung Vollauslastung des Produktionspotentials Steigendes Lohn- und Preisniveau Steigende Zinsen Überhitzung des Marktes Sinkende Wachstumsraten Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 148 Eigenschaften der einzelnen Phasen Rezession: Kursverluste an der Börse Rückgang der Nachfrage Überfüllte Lager Überstundenabbau, Kurzarbeit Fehlende Investitionen Stagnierende oder sinkende Zinsen, Preise und Löhne Depression: Börsenkurse fallen Arbeitslosigkeit steigt an (Höchste Arbeitslosenquote) Deflation => Preisverfall der Güter Löhne und Zinsen sinken und erreichen Tiefstwert Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 149 Milliarden Konjunkturzyklus in Realität Deutschland 100 80 60 40 20 0 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 -20 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 150 Innovationen 151 Joseph A. Schumpeter (1883-1950) Wichtigste Werke: „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ „Capitalism, Socialism and Democracy“ Behandelte Themen: Prozess der schöpferischen Zerstörung Neuprägung der Begriffe Innovation und Innovator und ihre Bedeutung für Kondratieff-Zyklen Motivation von Unternehmern Unterscheidung in Kapitalisten und Entrepreneurs Auseinandersetzung mit Kapitalismus und Sozialismus Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 152 Was versteht man unter Kondratieffzyklen? (4 Punkte) 153 Kondratieffs lange Zyklen Basisinnovationen Quelle: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 154 Was ist eine Innovation und wie lassen sich Innovationen unterteilen? (2 Punkte + 2 Punkte) 155 Innovationen Definition: Neuerung, Erneuerung, Verbesserung. Allerdings nicht nur die theoretische Konzeption (Invention), sondern auch die praktische Umsetzung. Produktinnovation: Herstellung „neuer“ Produkte Verbesserung bereits vorhandener Produkte Prozessinnovation: Entwicklung neuer Produktionsverfahren Verbesserung bestehender Produktionsverfahren Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 156 Welche Auswirkungen haben Produkt- und Prozessinnovationen auf das Marktangebot und die Marktnachfrage? (4 Punkte + 4 Punkte) 157 Produktinnovationen p Die Einführung eines neuen Produkts führt zu einer Drehung der Nachfragekurve nach rechts. In Punkt B sind sowohl der Preis als auch die Gleichgewichtsmenge höher. SS A B DD2 DD1 q Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 158 Prozessinnovationen p Eine Prozessinnovation führt zu einer Verschiebung der Angebotskurve nach unten. Im Punkt B ist der Preis gesunken und die Gleichgewichtsmenge ist gestiegen. SS1 A SS2 B DD q Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 159 Inflation und die Phillipskurve 160 Was versteht man unter Inflation und wie lässt sich diese messen? (2 Punkte + 2 Punkte) 161 Inflation vs. Deflation Inflation (π): Messung von Inflation: Anstieg des Preisniveaus (P) Geldentwertung Änderung des Preisniveaus eines „repräsentativen“ Warenkorbs => Änderung des Verbraucherpreisindex (HVPI) Liegt eine negative Inflationsrate vor so spricht man von Deflation Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 162 Welche Auswirkungen hat Inflation? (5 Punkte) 163 Auswirkungen von Inflation Leichte Inflation (0% - 5%): Nachfragefördernde Wirkung, da Leute Geld anlegen wollen. Renditeerwartungen, die über der Inflationsrate liegen Schwere Inflation (> 5%): Schneller Wertverlust => Verlust der Wertaufbewahrungsfunktion Flucht in Ersatzwährungen / , Sachmittel, Devisen (Kapitalflucht) Kapitalzins steigt => Bisher lohnende Investitionen werden unrentabel Kreditnachfrage steigt, -angebot sinkt (Besserstellung von Schuldnern, auch dem Staat als Schuldner) Importüberschüsse Senkung der Reallöhne Steigung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 164 Auswirkungen von Inflation Hyperinflation (> 50%): Europa Deutschland Simbabwe (~1622) (1923) (2007/2008) Endet zumeist in einer Währungsreform (Einführung einer neuen Währung) Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 165 Was versteht man unter Deflation und welche Auswirkungen hat diese? (1 Punkt + 4 Punkte) 166 Auswirkungen von Deflation Benachteiligung von Schuldnern Konsumrückgang der Verbraucher (Erwartung weiterhin fallender Preise) Inverse Auswirkungen zur Inflation Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 167 Inflation in Deutschland 6 5 4 3 2 1 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: WDI 2006 Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 168 Skizzieren Sie die (kurzfristige) Phillipskurve grafisch und erläutern Sie den dargestellten Zusammenhang. (4 Punkte) 169 Phillipskurve Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 170 Phillipskurve π u Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 171 Stellen Sie den makro- und mikroökonomischen Erklärungsansatz für die Phillipskurve dar. (je 4 Punkte) 172 Erklärungsansatz (Makroökonomisch) P DD1 DD2 SS P2 P1 Y1 Y2 Y Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 173 Erklärungsansatz (Makroökonomisch) Nachfragesteigerung bewirkt ein höheres Preisniveau und einen höheren Output. Ein höherer Output führt zu höherer Beschäftigung. Eine Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts führt zu einer Erhöhung der Inflation und einem Absinken der Arbeitslosigkeit. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 174 Erklärungsansatz (Mikroökonomisch) Bei hohem Beschäftigungsstand wird es schwer, noch qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Unternehmen müssen bei geringer Arbeitslosigkeit hohe Löhne zahlen. Hierfür wird mehr Geld benötigt. Bei hoher Arbeitslosigkeit sind Arbeiter dagegen bereit auch zu geringen Löhnen zu arbeiten. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 175 Probleme Ölpreisschock in dem 1970ern. Ab 1970 Rechtsverschiebung der Phillipskurve. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 176 Milton Friedman (1912-2006) Begründer des Monetarismus Wichtigstes Werk: „Kapitalismus und Freiheit“ Behandelte Themen: Minimierung der Rolle des Staates Vorteile des freien Marktes Feste langfristige Beziehung zwischen Geldmenge und Inflation Ablehnung der Finanzpolitik Annahme einer natürlichen Arbeitslosigkeit Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 177 Friedman zu Universitäten „ Universities exist to transmit knowledge and understanding of ideas and values to students not to provide entertainment for spectators or employment for athletes.“ Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 178 Solow über Friedman „Everything reminds Milton Friedman of the money supply. Everthing reminds me of sex, but I try to keep it out of my papers.“ Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 179 Stellen Sie die Kritik der Monetaristen an der kurzfristigen Phillipskurve dar. (6 Punkte) 180 Kritik der Monetaristen Phillipskurve nicht langfristig stabil. Kritisieren die Ansicht, dass Nominallöhne bei niedriger Arbeitslosigkeit schnell und bei hoher Arbeitslosigkeit langsam steigen. Idee der natürlichen Arbeitslosigkeit. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 181 Kritik der Monetaristen Argumentation: Betrachtung von Nominallöhnen bedeutet Geldillusion. Arbeiter und Unternehmen betrachten bei Verhandlungen Reallöhne. Beide Seiten haben Erwartungen über zukünftige Inflation, die sie berücksichtigen. Letztendlich kein Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 182 Was versteht man unter Erwartungen und wie kann man diese einteilten? (5 Punkte) 183 Erwartungen Erwartungen beeinflussen menschliches Handeln. Erwartungen sind unsicher / fehlerbehaftet. Unterscheidung: Adaptive Erwartungen: Berücksichtigung von Prognosefehlern früherer Erwartungen Rationale Erwartungen: Keine systematischen Prognosefehler, Entscheidung auf Grundlage von Theorie oder Wissen. Nur zufällige Fehler. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 184 Was geschieht mit der Phillipskurve, wenn adaptive Erwartungen vorliegen? (5 Punkte) 185 Phillipskurve mit adaptiven Erwartungen Es besteht keine Geldillusion. Erwartungen werden bei Lohnverhandlungen berücksichtigt. Kurzfristig gilt die Phillipskurve. Erwartungsbildung legt die Lage der Kurven fest. Langfristig wird der Prognosefehler immer geringer. Erwartete Inflation wird der tatsächlichen entsprechen. Arbeitslosenquote wird bei dem natürlichen Niveau verharren. => Vertikaler Verlauf der Phillipskurve Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 186 Phillipskurve mit adaptiven Erwartungen π Langfristige Phillipskurve Kurzfristige Phillipskurven unat Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre u 187 Was geschieht mit der Phillipskurve bei rationalen Erwartungen? (3 Punkte) 188 Phillipskurve mit rationalen Erwartungen Keine systematischen Fehler, da das System verstanden wird. Inflation wird von vornherein berücksichtigt. Die Phillipskurve verläuft stets vertikal. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 189 Phillipskurve mit rationale Erwartungen π Langfristige Phillipskurve unat Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre u 190 Fazit Bedeutung und Relevanz noch ungeklärt. Bei einer vertikalen Phillipskurve: Wirtschaftspolitische Maßnahmen sind zwecklos. Es wird stets eine natürliche Arbeitslosigkeit bestehen. Fiskal- oder Geldpolitik werden allein die Inflation erhöhen. Dipl. Ök. Jens K. Perret M. Sc. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre 191 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 192