Anne-Sophie Mutter · AM 21.11.2007 Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam · Allegro moderato Ouvertüre zu Ruslan i Lyudmila Canzonetta: Andante · Peter I. Tschaikowsky · Mikhail I. Glinka Sergej Rachmaninow · Allegro moderato · Sinfonie Nr. 2 e-moll op. 27 · So klingt nur Dortmund. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · Mittwoch, 21.11.2007 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten inklusive Pause Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam André Previn Dirigent Anne-Sophie Mutter Violine Abo: Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. 4I5 Mikhail Ivanovitsch Glinka (1804 –1857) Ouvertüre zu »Ruslan i Lyudmila« (»Ruslan und Lyudmila«) Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840 –1893) Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 Allegro moderato Canzonetta: Andante Finale: Allegro vivacissimo - Pause - Sergej Rachmaninow (1873 –1943) Sinfonie Nr. 2 e-moll op. 27 Largo, Allegro moderato Allegro molto Adagio Allegro vivace Peter I. Tschaikowsky (Gemälde von Nicolai D. Kuznecov,1893) 6I 7 Programm 8I9 Deutsch-russische Frühklassik Mikhail Ivanovitsch Glinka Ouvertüre zu »Ruslan i Lyudmila« (»Ruslan und Lyudmila«) Fachbegriffe sind, besonders für Fachleute, etwas Famoses; sie verleihen ein Gefühl der Überlegenheit, deklassieren den Laien und tragen so dazu bei, etwaige Schutzgräben zwischen Wissenden und Unwissenden zu vertiefen. Manche Fachbegriffe sind jedoch so schön, dass man sie jenseits aller Ironie einfach gebrauchen muss, besonders wenn sie mit einer so beglückenden Erscheinung verbunden sind wie der »Mannheimer Rakete«. Der Terminus bezeichnet eine schnell aufsteigende Bewegung zu Beginn eines Stückes, die sich auf dem Höhepunkt in einer Explosion entlädt und dann in Funkenstaub zu Boden sinkt. Ursprung des Phänomens ist Mannheim als Zentrum der deutschen Frühklassik, die »klassischen« Beispiele sind der Beginn des Finalsatzes aus Mozarts »großer« g-moll-Sinfonie KV 550 oder das Scherzo aus Schumanns Klavierquintett op. 44. Die Wirkung solch einer Rakete ist beflügelnd, sie macht ein Stück zu grandioser »Stimmungsmusik« (in Mozarts Fall allerdings differenzierter zu sehen) und nimmt das Publikum sofort gefangen (die Musiker meist auch, denn in der Regel ist die Rakete recht schnell). Wer den Beginn von Michail Ivanovitsch Glinkas Ouvertüre zu »Ruslan und Lyudmilla« hört, der weiß, was gemeint ist. Zusammen mit der Cello-Kantilene des Mittelteils trug der temperamentvoll-strahlende Beginn entscheidend dazu bei, dem Stück einen festen Platz auf den Konzertprogrammen zu sichern, während die komplette Oper verhältnismäßig selten aufgeführt wird. Grundlage der Handlung ist Alexander Puschkins gleichnamiges Versepos, eine Liebesgeschichte mit glücklichem Ausgang. Glinka hatte 1837 sogar die Hoffnung, Puschkin würde persönlich das Libretto für ihn anfertigen, nur starb dieser leider vorzeitig an den Folgen eines Duells. Schon damals galt Glinka geradezu als musikalischer Nationalheld. Spätere Komponisten sollten sich auf ihn als »Väterchen der russischen Nationalromantik« berufen, sowohl das »mächtige Häuflein« um Mussorgsky, Borodin, Rimsky-Korsakov, Balakirev und César Cui als auch der als »Westler« geschmähte Tschaikowsky. Geschuldet war der Ruhm Glinkas Oper »Ein Leben für den Zaren« von 1836, die als die russische Nationaloper schlechthin galt und noch lange gelten sollte. Nicht zuletzt die reservierte Reaktion auf »Ruslan und Lyudmilla« bewog den Komponisten jedoch, 1844 sein Heimatland zu verlassen und sich zunächst nach Paris, später dann nach Spanien zu begeben. Insbesondere der spanischen Musik verdanken Glinkas spätere Werke reiche Anregungen, doch sind es heute vor allem die typisch russischen Züge seiner Musik, die in Erinnerung geblieben sind und ihn nach wie vor als ur-russischen Künstler in die Geschichte eingehen ließen. 10 I11 »Stinkende Musik« Peter Iljitsch Tschaikowsky Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 Tschaikowskys einziges Konzert für Violine und Orchester ist im Kreis der virtuosen Violinkonzerte der Romantik ebenso fest verankert wie unter den bevorzugten Werken der Liebhaber der »russischen Seele«. Heute gehört es zum Repertoire zahlreicher Geiger, während es zu seiner Entstehungszeit allgemein als »unspielbar« verrufen war. In der Tat stellt das Konzert an den Solisten höchste Anforderungen und verlangt enorm virtuoses Können. Dafür bietet es aber auch die Möglichkeit, sich auf das Glänzendste zu präsentieren, nicht zuletzt in der Kadenz des ersten Satzes, die vom üblichen Satzende ins Zentrum gerückt ist, in den Kantilenen der »Canzonetta« 5743 Anz_12_Tenoere_sw 01.09.2005 12:34 Uhr Seite 1 oder im brillanten Finale. Die 12 Tenöre BMW Niederlassung Dortmund Nortkirchenstraße 111 · 44263 Dortmund Tel. 0231 9506-0 · www.bmw-dortmund.de www.bmwdortmund.de Freude am Fahren Werke Sicherlich ist das spieltechnische Niveau bis heute weiter perfektioniert worden, doch ist die anfängliche Ablehnung des Konzertes kaum allein durch seine Schwierigkeit zu erklären. Dabei ist das Konzert alles andere als »unviolinistisch« – wie etwa die späten Werke Beethovens, der dem berühmten Geiger Ignaz Schuppanzigh, Primarius des gleichnamigen Quartetts direkt sagte: »Was kümmert mich seine elende Geige, wenn der Geist über mich kommt?« Tschaikowsky erarbeitete sein Konzert hingegen sogar in enger Zusammenarbeit mit einem Violinisten, Josef Kotek, der ihm bei der Komposition im März 1878 im schweizerischen Clarens beratend zur Seite stand. Im Verlauf dieses Prozesses ersetzte Tschaikowsky auch den gesamten zweiten Satz durch die endgültige »Canzonetta«, während das ursprünglich vorgesehene Stück als »Méditation« für Violine und Klavier op. 42 Nr. 1 herausgegeben wurde. Der für die Widmung und als Interpret des Konzertes vorgesehene Geiger Leopold Auer weigerte sich jedoch, das Werk zu spielen, sodass es erst drei Jahre nach der Entstehung zur Uraufführung kam. Am 4. Dezember 1881 schließlich wurde es in Wien aus der Taufe gehoben, der Solist war statt Auer Adolf Brodsky, und die gesamte Darbietung kann nur als Debakel bezeichnet werden. Besonders folgenschwer war die vernichtende Polemik des einflussreichen Kritikers Eduard Hanslick, der schrieb, hier werde nicht mehr Violine gespielt, sondern »Violine gezaust, gerissen, gebläut«, das Konzert »bringt uns zum ersten Mal auf die Idee, ob es nicht auch Musikstücke geben könne, die man stinken hört.« Hanslicks Urteil wurde zum geflügelten Wort, das bis heute stets als erstes in Verbindung mit dem Konzert zitiert wird. Freilich ist die Wertung heute anders: Damals wurde Hanslicks Meinung von den meisten Zeitgenossen kritiklos übernommen, was dem Ansehen des Konzertes den Todesstoß versetzte und den Komponisten in eine tiefe Krise stürzte. Heute hingegen ist das Fehlurteil als solches erkannt und wird hauptsächlich dazu gebraucht, seinen Urheber lächerlich zu machen. Beide Haltungen werden dem Brahms-Freund und Wagner-Gegner nicht gerecht, den man vor dem Hintergrund seiner spezifischen, sehr deutsch geprägten Ästhetik sehen und dem man zugute halten muss, dass er im allgemeinen ein höchst kundiger und gebildeter Kritiker war. Außerdem wäre sein Wort wahrscheinlich nicht so weit getragen worden, wäre es nicht so geistreich formuliert worden. Hier liegt ein wirklicher Reiz der Hanslick’schen Kritiken, die (ähnlich denjenigen George Bernard Shaws) weit entfernt vom Klischee des trockenen Langweilers ein echtes Lesevergnügen bieten und längst nicht immer so weit daneben treffen wie in diesem Fall. Andererseits ist dies natürlich ein Beispiel dafür, wie weit die Macht eines Kritikers auch zum Unheil reichen kann, ähnlich der verhängnisvollen »Glosse über Sibelius« von Theodor W. Adorno, die das Ansehen des finnischen Komponisten in Deutschland mindestens ebenso nachhaltig ruinierte. 12 I13 Auch wenn Tschaikowsky hierzulande quasi als »der russische Komponist schlechthin« gilt, war sein Ruf in seinem Heimatland eher der des akademischen »Westlers«, den man vom national gesinnten »mächtigen Häuflein« abgrenzte. Dem entsprechend ist dem Konzert rein sachlich nur wenig nationale Eigenheit nachzuweisen, obwohl es für westliche Ohren nach wie vor sehr russisch klingt. Die Einspielungen der legendären russischen Geiger wie Jascha Heifetz, Nathan Milstein oder David Oistrach (der das Violinkonzert von Sibelius aus ähnlichen Anfangsschwierigkeiten erlöste, wie sie demjenigen Tschaikowskys beschieden waren) sind höchst populär, aber die Reihe der berühmten Interpreten ist weit gewachsen und nicht zuletzt Anne-Sophie Mutter nimmt in ihr einen maßgeblichen und glanzvollen Platz ein. Tiefschlag und Aufschwung Sergej Rachmaninow Sinfonie Nr. 2 e-moll op. 27 Während Michail Glinka seine Blütezeit in den 1830er und 40er Jahren erlebte und Tschaikowsky in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, steht Sergej Rachmaninow für eine dritte Generation russischer Komponisten, die freilich den Großteil ihres schöpferischen Wirkens notgedrungen im Exil erlebte. Die Verbindung zwischen Rachmaninow und seinem Vorbild Tschaikowsky war tatsächlich ganz direkt; der Kontakt wurde vermittelt durch Rachmaninows Vetter Alexander Siloti (1863 –1945), der selbst Schüler Liszts und Tschaikowskys war und später eine glänzende Karriere als Pianist und Dirigent erlebte, während derer er Rachmaninow oft eine entscheidende Hilfe war. Leider starb Tschaikowsky, bevor die Bekanntschaft intensiviert werden konnte, was für den jungen Rachmaninow ein schwerer Schlag war. Trotzdem verlief seine Karriere in den ersten Jahren steil nach oben, sowohl als Pianist wie auch als Komponist, wenn auch letzterer Ruhm allzu sehr auf dem cis-moll-Prélude für Klavier beruhte, dessen er selbst bald überdrüssig wurde.Ein Tiefschlag ließ nicht lange auf sich warten und trat ein in Gestalt der Ersten Sinfonie, deren Uraufführung 1897 ähnlich desaströse Züge trug wie die des Tschaikowsky-Konzertes. César Cui verglich die Sinfonie mit den »sieben Plagen von Ägypten« (er widerlegte damit nebenbei seine eigene Bibelfestigkeit, denn es waren der Plagen zehn) und schuf damit ein ähnlich geflügeltes Wort wie 16 Jahre zuvor Eduard Hanslick. Zu Rachmaninows Unglück war der Dirigent der Uraufführung der einflussreiche Alexander Glasunov, dessen Autorität einerseits kaum in Zweifel gezogen wurde, der andererseits offenbar fürchterlich schlecht dirigierte und darüber hinaus angeblich volltrunken war. Werke Da klingt Recht gut. Dr. Eberhard Jaeger, Notar a. D. I Dr. Hans Dieter Meißner, Notar 1 Jochen Spieker, Notar I Dirk Holtermann, Notar I Lutz Duvernell, Notar 1 I Hans Dieckhöfer, Notar 6 I Dr. Christian Tilse, Notar 2 Dr. Jochen Berninghaus, WP, StB 1 I Hans-Jürgen Palm, Notar 2 Dr. Detlef Götz, Notar I Anja Berninghaus, Notarin 4 I Markus Sträter 3/7 Dr. Achim Herbertz I Manfred Ehlers 1/2 I Dr. Carsten Jaeger 8 Guido Schwartz I Frank Stiewe 1/9 I Dr. Tido Park 1/5 I Dr. Thorsten Mätzig 1 Dr. Erhard Schrameyer I Rainer Beckschewe 4 I Dr. Eva Kohler 5 Dr. Steffen P. Lorscheider I Dr. Robert Jung I Regine Holtermann 1 auch Fachanwalt für Steuerrecht, 2 auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, 3 auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, 4 auch Fachanwalt für Familienrecht, 5 auch Fachanwalt für Strafrecht, 6 auch Fachanwalt für Erbrecht, 7 auch Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, 8 auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, 9 auch Fachanwalt für Versicherungsrecht gestaltung: staadenplus.de Kronenburgallee 5, 44139 Dortmund, Telefon +49 . 231. 9 58 58-0, E-Mail [email protected], www.spieker-jaeger.de, Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage. Anders als in Tschaikowskys Fall, erholte sich Rachmaninows Sinfonie bis heute nicht von ihrer Niederlage und auch der Komponist war durch den Schlag so tief getroffen, dass er in eine fundamentale Schaffenskrise stürzte, die drei Jahre andauern sollte. Erst psychologische Hilfe konnte Rachmaninow schließlich wieder beleben, sodass sein erstes erfolgreiches Werk danach, das Zweite Klavierkonzert, als Dank dem Therapeuten Nikolai Dahl gewidmet ist. Die Komposition der Zweiten Sinfonie setzte den Komponisten daher unter besonderen Druck, und er vollzog sie in den Jahren 1906/07 in totaler Zurückgezogenheit und unter strenger Geheimhaltung in Dresden, während seine Familie weiterhin in Russland lebte. Die Uraufführung fand jedoch in seinem Heimatland statt, am 26. Januar 1908 (nach russischer Datierung) im St. Petersburger Mariinsky-Theater und wiederum eng verknüpft mit dem Cousin Alexander Siloti. Siloti war der Veranstalter der Reihe, in der die Sinfonie aufgeführt wurde; er dirigierte die ersten Proben des Werkes, während Rachmaninow selbst die Generalprobe und die Uraufführung leitete. Bereits seit einigen Jahren hatte er auch seine Fähigkeiten als Dirigent vervollkommnet und das Dirigieren zu einem wesentlichen Teil seiner Arbeit gemacht. In einem Konzert im Jahre 1911 leitete er zunächst die Aufführung seiner sinfonischen Dichtung »Die Toteninsel«, spielte dann den Klavierpart seines Dritten Klavierkonzertes und dirigierte schließlich noch die Zweite Sinfonie – neben der künstlerischen auch eine körperliche Höchstleistung! Von der Uraufführung an war die Zweite Sinfonie ein riesiger Erfolg, doch erlebte der ängstliche Rachmaninow dies zunächst nur am Rande mit; sofort nach dem Konzert reiste er ab und erhielt die enthusiastischen Kritiken erst per Post. Heute gehört Rachmaninows Zweite Sinfonie zum Kanon der wichtigsten sinfonischen Werke der Spätromantik, doch ist sie als Ganzes kaum näher bekannt. Es mag am unsicheren Naturell des Komponisten liegen, dass dem Werk ein ähnlich wechselvolles Schicksal beschieden war wie der Zweiten Klaviersonate oder etwa Kompositionen von Bruckner oder Sibelius, von denen ebenfalls häufig mehrere Fassungen nebeneinander bestehen. Auch die übermäßige Länge von etwa einer Stunde mag dazu beigetragen haben, dass sich spätere Musiker an Änderungen der Sinfonie versucht haben, die teilweise vom Komponisten ausdrücklich gebilligt wurden. Sir André Previn gebührt das Verdienst, die ungekürzte Originalfassung des Werkes bereits mit dem London Symphony Orchestra eingespielt zu haben, noch dazu in recht getragenen Tempi, sodass der elegische Charakter und die breite Anlage der Sinfonie zur vollen Geltung kommen können – für heutige »Kurzweil-gewohnte« Ohren eine Herausforderung, der sich hinzugeben aber absolut lohnend ist! Werke Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam Simply © Tina Tahir c/o Shotview photographers / DG Anne-Sophie Mutter Simply Anne-Sophie Anne-Sophie Mutter, Violine Lambert Orkis; André Prévin, Klavier New York Philharmonic; Wiener Philharmoniker Leitung: Kurt Masur; James Levine u. a. DG CD 4777166 hie Anne-Sop rt nie ig s r e tt u M se ! u a P r in de Für „Simply Anne-Sophie“ hat Anne-Sophie Mutter eine persönliche Auswahl musikalischer Kostbarkeiten zusammengestellt: Neben Kreislers „Liebesleid“, Massenets „Meditation“ aus „Thais“ und Gershwins „Summertime“ auf CD präsentiert die Bonus-DVD aufwendig inszenierte Musikvideos mit Musik von Vivaldi, Mozart und Beethoven, die zum größten Teil zum ersten Mal erhältlich sind. Das Concertgebouworchester entwickelte sich nach seiner Gründung im Jahre 1888 rasch zu einem der besten Orchester Europas. Seit 1988 darf das Orchester den Titel »Königliches Orchester« führen. Es blickt auf rund 1.100 Platten-, CD- und DVD-Aufnahmen zurück, von denen mehrere international ausgezeichnet wurden. Aufeinander folgende Musikergenerationen haben zu der Entwicklung des spezifischen Charakters des Orchesters beigetragen. Die langfristige Zusammenarbeit mit jedem der insgesamt nur sechs Chefdirigenten und die einzigartige Akustik im Konzertgebäude haben ebenfalls eine große Rolle gespielt. In den fünfzig Jahren, in denen Willem Mengelberg den Taktstock schwang, wurde das Concertgebouworchester des öfteren von verschiedenen Komponisten dirigiert, so etwa von Strauss, Mahler, Debussy und Strawinsky. Größen wie Rachmaninow, Bartók und Prokofiew traten als Solisten ihrer eigenen Werke auf. Dieses äußerst wichtige Band mit Komponisten der jeweiligen Zeit wurde später unter anderem mit Maderna, Schat, Berio, Henze und Adams weiter geknüpft und ist noch heute Bestandteil der Orchesterpolitik. Das Orchester ist mit seinen Interpretationen des spätromantischen Repertoires zu Weltruhm gelangt. Die Mahler-Tradition, die ihre Wurzeln in den unzähligen Aufführungen hat, die Mahler selbst dirigierte, erlebte zwei Höhepunkte bei den Mahler-Festspielen 1920 und 1995. Bernard Haitink beeindruckte mit seinen integralen Aufnahmen der Mahler-Sinfonien und den Weihnachtsmatineen. Auch Bruckner ist aus dem Repertoire des Orchesters nicht mehr wegzudenken. Insbesondere Eduard van Beinum war es, der nach dem Krieg die Sinfonien von Bruckner zu Gehör brachte. Darüber hinaus verstärkte er die Position französischer Musik im Repertoire. Riccardo Chailly hat der Interpretation moderner Musik und Opern mit seinen Aufführungen im Konzertsaal und seinen CD-Aufnahmen neue Impulse verliehen. Auch seine Mahler-Interpretationen werden gerühmt. Mit Mariss Jansons wurde 2004 ein neues Stadium eingeläutet, wobei die Aufmerksamkeit weiterhin Komponisten wie Mahler, Bruckner und Richard Strauss gilt, aber auch bedeutende Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, wie Schostakowitsch und Messiaen. In seinen ersten beiden Spielzeiten als Chefdirigent reichte sein Repertoire von Haydn über Mozart bis zu zeitgenössischen niederländischen Werken und einer Auftragskomposition von Henze. Das Orchester hat mit vielen weltberühmten Gastdirigenten zusammengearbeitet, die alle ihren Beitrag zum Repertoire geliefert haben. Unter ihnen waren namhafte Künstler wie Arthur Nikisch, Karl Muck, Bruno Walter, Otto Klemperer, Rafael Kubelik, Pierre Monteux, Eugen Jochum, Karl Böhm, Herbert von Karajan, Georg Solti, George Szell, Carlos Kleiber, Leonard Bernstein, Colin Davis, BIOGRAFIEn Kurt Sanderling, Kirill Kondrashin, Carlo Maria Giulini, Kurt Masur, Lorin Maazel , Zubin Mehta und der Ehrengastdirigent Nikolaus Harnoncourt. Das Concertgebouw (dt.: Konzertgebäude) ist wegen seiner wundervollen Akustik weltberühmt. Es wurde nach einem Entwurf des Architekten A.L. van Gendt erbaut und am 11. April 1888 festlich eingeweiht. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde es umfassend renoviert. Mittlerweile ist das Concertgebouw das niederländische Zentrum der klassischen Musik schlechthin. 2006 besuchten 820.102 Musikliebhaber das Concertgebouw, was es abermals zum bestbesuchten Konzertsaal der Welt machte. BESETZUNG Ehren-Gastdirigent Christian van Eggelen Maaike Aarts Nienke van Rijn Junko Naito Richard Lazar Benjamin Peled Valentina Svyatlovskaya Nikolaus Harnoncourt Zweite Violine Chefdirigent Mariss Jansons Emeritierter Dirigent Riccardo Chailly Ehrendirigent Bernard Haitink Erste Violine Vesko Eschkenazy (Solo) Liviu Prunaru (Solo) Tjeerd Top Marijn Mijnders Ursula Schoch Marleen Asberg Keiko Iwata-Takahashi Robert Waterman Janke Tamminga Tomoko Kurita Henriëtte Luytjes Borika van den Booren Tony Rous 18 I 19 Henk Rubingh Caroline Strumphler Susanne Jaspers Josef Malkin Angela Davis Anna de Vey Mestdagh Paul Peter Spiering Arndt Auhagen Kirsti Goedhart Annebeth Webb Petra van de Vlasakker Herre Halbertsma Marc de Groot Cleora Waterman-Keeler Monica Grosman Mirte de Kok Eke van Spiegel Viola Ken Hakii Michael Gieler Gert Jan Leuverink Peter Sokole Roland Krämer Guus Jeukendrup Jeroen Quint Pieter Roosenschoon Jeroen Woudstra Eva Smit Eric van der Wel Ferdinand Hügel Edith van Moergastel Yoko Kanamaru Vincent Peters Violoncello Godfried Hoogeveen (Solo) Gregor Horsch (Solo) Johan van Iersel Fred Edelen Fred Pot Chris van Balen Wim Straesser Edith Neuman Yke Viersen Arthur Oomens Daniël Esser Sophie Adam Christian Hacker Benedikt Enzler Hein Wiedijk Pauken Bassklarinette Marinus Komst (Solo) Nick Woud (Solo) Davide Lattuada Englischhorn Schlagwerk Ruth Visser Herman Rieken Gustavo Gimeno Jan Pustjens Fagott Ronald Karten (Solo) Gustavo Núñez (Solo) Helma van den Brink Jos de Lange Harfe Petra van der Heide Gerda Ockers Kontrabass Kontrafagott Thomas Braendstrup Jan Wolfs Mariëtta Feltkamp Ruud Bastiaanse Guibert Vrijens Rob Dirksen Carol Harte Frits Schutter Georgina Poad Guus Dral Executive Director Horn Jan Willem Loot Jacob Slagter (Solo) Jasper de Waal (Solo) Fons Verspaandonk Jaap van der Vliet Peter Steinmann Sharon St. Onge Paulien Weierink-Goossen Flöte Trompete Else Broekman Emily Beynon (Solo) Kersten McCall (Solo) Herman van Kogelenberg Mariya Semotyuk-Schlaffke Tour Manager (Assistent) Piccolo Frits Damrow (Solo) Peter Masseurs (Solo) Hans Alting Bert Langenkamp Theo Wolters Vincent Cortvrint Posaune Carlo de Wild Oboe Bart Claessens (Solo) Jörgen van Rijen (Solo) Nico Schippers Douwe Zuidema Bassposaune Jan Ummels Alexei Ogrintchouk (Solo) Nicoline Alt (Solo) Jan Kouwenhoven Artistic Manager Joel Ethan Fried Director Public Affairs Sjoerd van den Berg Manager Planning/Production Hans Ferwerda Tour Manager Marieke Dennissen Manager Personal Harriët van Uden Manager Personal Bibliothekar Stage Manager Klarinette Raymond Munnecom Stage Hand Jacques Meertens (Solo) Arno Piters (Solo) Tuba Frans van der Starre Johan van Maaren Perry Hoogendijk BIOGRAFIEn André Previn Der Dirigent, Komponist und Pianist André Previn wurde für seine großen Verdienste um die Musik mit vielen Auszeichnungen und Ehrungen bedacht. Er ist Träger des österreichischen und deutschen Verdienstkreuzes, wurde vom Kennedy Center für sein Lebenswerk geehrt und 1996 von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben. 2005 bekam er den »Glenn Gould Preis«. Für seine Aufnahmen erhielt er mehrfach den »Grammy« – u.a. 2005 für das von ihm komponierte Violinkonzert »Anne-Sophie« und Bernsteins »Serenade« mit Anne-Sophie Mutter und dem Boston Symphony Orchestra und dem London Symphony Orchestra. »Musical America« ernannte ihn zum »Musiker des Jahres«. Sir André Previn dirigiert die führenden Orchester weltweit, u.a. die Wiener Philharmoniker, das Boston Symphony Orchestra und das New York Philharmonic Orchestra. Er war Künstlerischer Leiter u.a. des Los Angeles Philharmonic Orchestra, des Pittsburgh Symphony Orchestra, des Royal Philharmonic Orchestra, des London Symphony Orchestra, des Houston Symphony Orchestra und des Oslo Philharmonic Orchestra. 1998 dirigierte er die Uraufführung seiner ersten Oper »A Streetcar Named Desire« an der San Francisco Opera mit Renée Fleming. Sie wurde fürs Fernsehen aufgezeichnet und erfolgreich eingespielt (»Grand Prix du Disque«). Als Pianist konzertiert er häufig mit Anne-Sophie Mutter und Lynn Harrell, mit Renée Fleming (Lincoln Center) und mit Barbara Bonney (Carnegie Hall; Mozarteum Salzburg). Als Jazzpianist arbeitet er oft mit David Finck, als Kammermusiker mit dem Emerson String Quartet sowie mit Mitgliedern des Boston Symphony Orchestra, des London Symphony Orchestra, des Oslo Philharmonic Orchestra und der Wiener Philharmoniker. 2006/07 konzertierte er u.a. in Oslo, beim Gewandhaus Leipzig und beim Boston Symphony Orchestra. 2007/08 dirigiert er das NHK Symphony Orchestra Tokyo und das London Symphony Orchestra, im November 2007 leitet er das Royal Concertgebouw Orchestra mit Anne-Sophie Mutter in Amsterdam und auf einer anschließenden Tournee. Sein Auftritt im Blue Note Jazz Club New York beschließt das Jahr 2007. Auch als Komponist ist Previn erfolgreich. Das Emerson String Quartet brachte ein Auftragswerk in der Carnegie Hall mit Barbara Bonney zur Uraufführung. 1999/2000 wurde das Auftragswerk der Wiener Philharmoniker (»Diversions«) uraufgeführt und aufgenommen. Er schrieb ein Klavierkonzert für Vladimir Ashkenazy, eine Cello-Sonate für Yo-Yo Ma und Liederzyklen für Janet Baker, Kathleen Battle und Barbara Bonney. Zurzeit arbeitet Previn an einem neuen Liederzyklus für Barbara Bonney und Anthony Dean Griffey und an einer Klarinetten-Sonate für Thomas Martin (Boston Symphony Orchestra). Seine zweite Oper »Brief Encounter«, ein Auftragswerk der Houston Grand Opera, wird 2009 uraufgeführt, sein Harfenkonzert für das Pittsburgh Symphony Orchestra im März 2008, das Doppelkonzert für Violine und Viola für Anne-Sophie Mutter und Yuri Bashmet 2009 in New York. 20 I 21 BIOGRAFIEn Anne-Sophie Mutter Anne-Sophie Mutter gehört seit drei Jahrzehnten zu den großen Geigen-Virtuosen unserer Zeit. 1976 begann ihre internationale Karriere bei den Festspielen in Luzern. 1977 trat sie als Solistin bei den Salzburger Pfingstkonzerten unter der Leitung von Herbert von Karajan auf. Seitdem konzertiert Anne-Sophie Mutter in allen bedeutenden Musikzentren Europas, der USA und Asiens. Neben der Aufführung großer traditioneller Werke stellt sie ihrem Publikum immer wieder Repertoire-Neuland vor; Kammermusik und orchestrale Werke stehen gleichberechtigt nebeneinander. Sie nutzt ihre Popularität für Benefizprojekte und die Förderung musikalischen Spitzennachwuchses. Anne-Sophie Mutters Konzertkalender 2007 führt sie durch 13 Länder. Auf einer Europatournee mit den Trondheimer Solisten spielt sie Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach – und hat zudem die musikalische Leitung inne. Mit den Uraufführungen des Doppelkonzertes für Violine und Kontrabass von Sir André Previn sowie des ihr gewidmeten Violinkonzertes von Sofia Gubaidulina bringt Anne-Sophie Mutter neues Repertoire in den Konzertsaal. Daneben stehen u.a. die Violinkonzerte von Beethoven, Berg, Brahms, Mozart, Tschaikowsky und Previn auf ihrem diesjährigen Konzert-Programm. Für ihre zahlreichen Plattenaufnahmen erhielt Anne-Sophie Mutter den »Deutschen Schallplattenpreis«, den »Record Academy Prize«, den »Grand Prix du Disque«, den »Internationalen Schallplattenpreis« sowie mehrere »Grammys«. Anlässlich Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag legte Anne-Sophie Mutter drei neue Aufnahmen mit Werken sämtlicher wichtiger Kompositionen Mozarts für Violine bei Deutsche Grammophon vor. Das von ihr weltweit aufgeführte Mozart-Projekt ist zudem auf DVD erhältlich. Ein besonderes Interesse der Künstlerin gilt der zeitgenössischen Violinliteratur. Sebastian Currier, Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Witold Lutoslawski, Norbert Moret, Krzysztof Penderecki, Sir André Previn und Wolfgang Rihm haben ihr Werke gewidmet. 1987 gründete Anne-Sophie Mutter die Rudolf-Eberle-Stiftung, die junge Streicher europaweit fördert. Dieser Stiftung wurde im Herbst 1997 der in München beheimatete Freundeskreis der Anne-Sophie Mutter-Stiftung zur Seite gestellt, der weltweit tätig ist. Wichtig ist für Anne-Sophie Mutter auch die Arbeit an medizinischen und sozialen Problemen unserer Zeit. Sie unterstützt diese Anliegen durch regelmäßige Benefizkonzerte. Anne-Sophie Mutter ist Trägerin des »Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse«, des »Bayerischen Verdienstordens«, des »Österreichischen Ehrenkreuzes«, des »Ordre des Arts et des Lettres« sowie zahlreicher weiterer Auszeichnungen. 22 I 23 BIOGRAFIEn Kommen Sie doch näher ran! Wenn Sie der muSiK und den KünStlern noch näher Kommen möchten, treten Sie dem FörderKreiS deS handWerKS e.V. bei! Festliche Momente und noch etWaS näher! Jetzt erhalten Sie 10% Kartenrabatt bei den eigenVeranStaltungen, Werden zum JahreSempFang, zu hauSFührungen und probenbeSuchen eingeladen. alle inFoS unter t 0231-22 696 261 oder WWW. KonzerthauS-dortmund.de Glamouröser Beginn des Jahres 2008 Eine Tradition von glanzvollen, festlichen Neujahrskonzerten etabliert sich im KONZERTHAUS DORTMUND. Erneut steht der Franzose Marc Minkowski am Pult seiner Musiciens du Louvre – Grenoble. Mit Werken von Donizetti, Bizet, Verdi, Godard und Offenbach und einem Glas Sekt aufs Haus kann das neue Jahr beginnen! Di 01.01.08 · 17.00 Bulgarische Samtstimme Vesselina Kasarova ist ein beliebter Gast im Konzerthaus. Mit dem Symphonieorchester des Bulgarischen Rundfunks lässt die Mezzo-Sopranistin ihre ausdrucksvolle, warme Stimme bei Werken von Gluck, Rossini und Bizet erklingen. Fr 25.01.08 · 20. 00 Förderkreis des Handwerks e.V. zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND äher Weiterhören Texte Kaja Engel Fotonachweise Titel © Harald Hoffmann · DG S. 4|5 © Harald Hoffmann · DG S. 8|9 © Harald Hoffmann · DG S. 20 © Harald Hoffmann · DG S. 22 © Harald Hoffmann · DG Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Claudia Beißwanger · Dr. Jan Boecker Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22 696 161 Druck RRD Rhein-Ruhr Druck GmbH & Co. KG Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! Impressum Konzerthaus dortmund philharmonie für westfalen brückstrasse 21 I 44135 Dortmund t 0231- 22 696 200 I f 0231- 22 696 222 [email protected] www.konzerthaus-dortmund.de