4.1 4. Kreisprozesse Eine Folge von Zustandsänderungen, bei denen der Anfangszustand gleich dem Endzustand ist, heisst Kreisprozess. Rechtsläufiger Kreisprozess: Im Uhrzeigersinn im p-V-Diagramm, d.h. es wird mehr Arbeit abgegeben als zugeführt Die pro Umlauf abgegebene Arbeit entspricht der eingeschlossenen Flaeche. Arbeit kann als Kreisintegral geschrieben werden: W = 1. Hauptsatz bei einem kompletten Umlauf: ∫ dW = − ∫ pdV ∫ dU = 0 = ∫ dQ + ∫ dW Zustandsgrösse U muss nach einem Umlauf € wieder dieselbe sein Je Zyklus abgegebene Nutzarbeit ergibt sich aus Differenz der zugeführten und € abgeführten Wärmen Linksläufiger Kreisprozess: Figur im p-V-Diagramm wird im Gegenuhrzeigersinn durchlaufen, d.h. Abgegebene Expansionsarbeit ist immer kleiner als zugeführte Kompressionsarbeit Konsequenz: Prozess läuft nur, wenn mit Hilfe eines Motors von aussen periodisch mechanische Arbeit zugefügt wird. Für die folgenden Betrachtungen sind idealisierte Prozesse vorausgesetzt: 1. Reibung wird vernachlässigt 2. Gas befinde sich immer im thermodynamischen Gleichgewicht mit seiner Umgebung Dies bedeutet, dass unter diesen Voraussetzungen alle Kreisprozesse reversibel sind, d.h. können sowohl rechts- als auch linksläufig sein 4.1 Carnot’scher Kreisprozess vom Verständnis und von der Anwendung her einer der wichtigsten Prozesse rechtsläufiger Prozess: Wärme wird durch eine periodisch arbeitende Maschine in Arbeit umgewandelt p-V-Diagramm: zwei Isothermen, zwei Adiabaten Arbeitsmedium: ideales Gas mit Teilchenmenge n˜ € 4.2 Unterteilung in Einzelprozesse: Prozess Konst variabel zugeführt abgegeben 1> 2 Isotherme Kompressio n T1 = konst V1 → V2 Arbeit Wärme 2> 3 € Adiabatische Kompressio n € δQ = 0 € Isotherme Expansion € T3 = konst € 3> 4 4> 1 € Adiabatische Expansion € W12 = n˜ Rm T1 ln € δQ = 0 V2 → V3 Arbeit T1 → T3 € W 23 = n˜ CmV (T3 − T1 ) € Q12 = −n˜ Rm T1 ln V3 → V4 Wärme € V Q34 = n˜ Rm T3 ln 4 V3 Arbeit V4 → V1 Arbeit T3 → T1 € € € € V1 V2 € V1 V2 W 34 = −n˜ Rm T3 ln V4 V3 W 41 = −n˜ CmV (T3 − T1 ) 4.3 Nutzarbeit: eingegrenzte Fläche im p-V-Diagramm: W = ∫ δW = W12 + W 23 + W 34 + W 41 € V V Es gilt: W 23 = −W 41, d.h. W = W12 + W 34 = −n˜ Rm T3 ln 4 − T1 ln 1 V3 V2 Bestimmung der Verhältnisse der Volumina: € Betrachte die beiden Adiabaten, d.h. T V κ −1 = T V κ −1 und T V κ −1 = T V κ −1 3 3 1 1 3 4 1 1 € κ −1 V1 κ −1 T3 V4 = = T1 V3 V2 Daraus folgt € € € V4 V1 V = . Gesamte Nutzarbeit: W = −n˜ Rm ln 4 (T3 − T1 ) V3 V2 V3 Negativ, weil vom System nach aussen abgegeben. Frage: wie sieht es mit den Wärmeflüssen aus? € € Wichtiges Ergebnis: nur ein Teil der zugeführten Wärme wird in Arbeit umgewandelt, ein weiterer Teil wird der Wärmesenke als Abwärme zugeführt Bilanzgleichung aus dem 1. Hauptsatz: W = Qzu − Qab Carnot-Prozess: Q12 + Q34 + W = 0 (alle Grössen haben Vorzeichen) € Wirkungsgrad € Technisch wichtig ist der Wirkungsgrad: η = € Nutzen abgegebene Arbeit = Aufwand zugeführte Wärme 4.4 η= W Q zu Beispiel Carnot-Prozess: V4 T −T T . Daraus folgt für den Wirkungsgrad: ηth,C = 3 1 = 1− 1 V3 T3 T3 € Q zu = Q34 = n˜ Rm T3 ln € Thermischer Wirkungsgrad hängt nur von den Temperaturen der beiden Wärmebäder ab! € Wirkungsgrad könnte gegen 100% gehen, wenn die Temperatur der Wärmesenke T1 → 0 . Umgekehrt soll die Temperatur der Wärmequelle möglichst hoch sein, um den Wirkungsgrad zu maximieren. € Beispiel: ϑ 1 = 50 oC , ϑ 3 = 500 oC , d.h. ηth,C = 450K = 0.58 = 58% 773K Carnot-Prozess ist in der Realität schwierig zu realisieren, aber er kann benutzt werden, um den maximalen Nutzeffekt einer Wärmekraftmaschine berechnen zu € € können. € Generelle Ueberlegungen zeigen, dass es keine Wärmekraftmaschine gibt, die effizienter ist als der Carnot-Prozess. Der maximale Wirkungsgrad hängt nur von den entsprechenden Temperaturen ab. Thermodynamische Temperatur Thermischer Wirkungsrad des Carnot-Prozesses hängt nur von den Temperaturen der beteiligten Wärmebäder ab und nicht vom Arbeitsstoff Definition einer Temperaturskala, die von speziellen Thermometer-Eigenschaften → unabhängig ist € ηth,C = Q zu − Qab Q T = 1− ab = 1− 1 Qzu Qzu T3 Berechne Beziehung zwischen umgesetzten Wärmemengen und Temperaturen der Wärmebäder: € € Qab T1 = Qzu T3 oder Q12 Q34 + =0 T1 T3 Definition der thermodynamischen Temperatur: Temperaturen zweier Wärmebäder lassen sich vergleichen, indem man zwischen ihnen einen idealen Carnot-Prozess ablaufen lässt € und die übertragene Wärme misst. Temperatur eines Wärmebads sei festgelegt, z.B. Tripelpunkt des Wassers, TTripel = 273.16 o C € 4.5 Ergebnis: die so definierte thermodynamische Temperatur ist identisch mit der Gastemperatur des Gasthermometers Linksläufiger Prozess p-V-Diagramm wird gegen den Uhrzeigersinn durchlaufen bei tiefer Temperatur wird Wärme aus der Umgebung aufgenommen Wärme wird beim Reservoir mit hoher Temperatur wieder abgegeben Energiebilanz: abgegebene Wärme = zugeführte Wärme + mechanische Arbeit Qab = Qzu + W Nutzung € des linksläufigen Prozesses auf zwei Arten: Kältemaschine und Wärmepumpe € Kältemaschine: Ein zu kühlender Raum dient als Wärmequelle Einem Raum mit der Temperatur T1 〈T3 , wobei T3 die Umgebungstemperatur ist, wird die Wärme Qzu entzogen und dem System zugeführt Umgebung dient als Wärmesenke € € Nutzen , entspricht Wirkungsgrad beim Motor Leistungszahl = € Aufwand Kältemaschine: εK = € € Qzu Nutzen = Aufwand W (Arbeit des Antriebsmotors) 4.6 Zeitlich abgeleitet: εK = Carnot-Prozess: εK,C = Q˙ zu P T1 T3 − T1 € Leistungszahl wird umso günstiger, je näher sich die Temperaturen von Wärmequelle und Wärmesenke sind. € Wärmepumpe: Wärmequelle ist Umgebung (z.B. Luft, Erdreich, Grundwasser) Dieser Umgebung wird Wärme entzogen und dem System zugeführt. Das System könnte z.B. die Warmwasserheizung des Hauses sein Nutzen: die bei hoher Temperatur abgegebene Wärme Qab Leistungszahl der Wärmepumpe: εW == Q˙ ab Qab = W (Arbeit des Antriebsmotors) P € T3 T3 − T1 € Leistungszahl umso grösser, je kleiner der thermische Wirkungsgrad eines rechtsläufigen Carnot-Prozesses zwischen denselben Temperaturen ist, d.h. je kleiner Temperaturdifferenz T3 − T1 . € Carnot-Prozess: εW,C = Praxis: Kältemaschinen und Wärmepumpen werden meist mit Kältemitteln betrieben, die während des Carnot-Prozesses Phasenänderungen durchlaufen € Kältemittel hat geringen Druck und niedrige Temperatur Verdampfer: dem Kältemittel wird die Wärme Qzu zugeführt, d.h. das Kältemittel verdampft € 4.7 Kompressor: Dampf wird verdichtet und somit erwärmt Kondensator: dem heissen Dampf wird die Wärmemenge Qab entzogen, d.h. das Kältemittel kondensiert Drosselventil: die unter hohem Druck stehende Flüssigkeit wird entspannt, d.h. sie kühlt sich ab € Kühlflüssigkeit wird dem Verdampfer für den nächsten Kreislauf zugeleitet. Leistungszahlen realer Wärmepumpen sind niedriger als die Leistungszahl eines Carnot-Prozesses (= ideal) Elektrisch betrieben Luft/Wasser Wärmepumpen haben εW ≈ 3 4.2 Technische Kreisprozesse € Kreisprozesse in realen Maschinen können durch idealisierte Vergleichsprozesse angenähert werden Verbrennungsmotoren sind offene Systeme: können näherungsweise als geschl. Systeme betrachtet werden Seilinger-Prozess: 1. Frischluft wird adiabatisch verdichtet 2a. Zuführung von Kraftstoff 2b. Zündung des Luft-Kraftstoff-Gemisches 3. Verbrennung (näherungsweise isochore und isobare Wärmezufuhr) 4. Adiabatische Expansion des verbranntes Gemisches 5. Austausch von verbrannten Gasen durch Frischluft: isochore Wärmeabgabe Thermischer Wirkungsgrad ist abhängig von den Temperaturen der 5 Eckpunkte Otto-Prozess ist Spezialfall des Seilinger-Prozesses V2 = V3 = V4 Luft-Kraftstoff-Gemisch verbrennt nach der Zündung so schnell, dass die Wärmezufuhr idealisierend wie eine isochore Zustandsänderung erfolgt € Thermischer Wirkungsgrad hängt ab von Kompressionsverhältnis ε = V1 V2 (Super-, Normalkraftstoff) Diesel-Motor ist Spezialfall des Seilinger Prozesses mit € p2 = p3 = p4 Kraftstoff wird so in komprimierte Luft eingespritzt dass Verbrennung näherungsweise isobar erfolgt € 4.8 Wirkungsgrad des Dieselmotors ist grösser als derjenige des Ottomotors, Kolbenweg ist länger (erfordert stabilere Motoren) höhere Kompression , 4.9 4.10 Stirling Prozess Arbeitsmedium ist Luft Wärmezufuhr über isochore Erwärmung und isotherme Expansion Arbeitskolben und Verdrängerkolben laufen um 900 phasenverschoben auf Kurbelwelle Verdrängerkolben: schiebt Luft im Zylinder hin und her und bringt sie abwechselnd mit dem kalten und dem warmen Teil der Maschine in Kontakt Regenerator: Eisenspäne, die die Wärme der heissen durchströmenden Luft aufnehmen und nachher wieder an die kalte zurückströmende Luft abgeben