Sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der

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 Sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz Eine empirische Untersuchung zur Erfassung von Unterschieden im Gesundheitsverhalten Jugendlicher in der Stadt und auf dem Land Master-­‐Thesis Master of Advanced Studies in Gesundheitsförderung von Petra Oberli Eingereicht beim Referenten Dr. Carl Oliva am 20.06.2015 Für Lisa und Jens „Zufriedenheit ist das Gefühl der Übereinstimmung unserer einzelnen Subjektivität mit dem Zustande unseres bestimm-­‐
ten, uns gegebenen oder durch uns hervorgebrachten Zu-­‐
standes.“ Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770 -­‐ 1831)
ii Dank
Zunächst möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die mich
während des Studiums und bei der Anfertigung dieser Master-Thesis immer wieder
unterstützt und motiviert haben.
Ganz besonders gilt dieser Dank meinem betreuenden Dozenten, Herrn Dr. Carl
Oliva. Sein kritisches Hinterfragen und seine wertvollen Hinweise haben mich dazu
gebracht, über meine Grenzen hinaus zu denken. Auch seine moralische Unterstützung und kontinuierliche Motivation haben einen grossen Teil zur Vollendung dieser
Arbeit beigetragen.
Weiter danke ich allen Schülerinnen und Schülern, welche mit dem Ausfüllen der
Fragebogen diese Untersuchung überhaupt erst ermöglicht haben, sowie ihren
Lehrpersonen und der Schulleitung, die mir die Erlaubnis zur Durchführung der Befragung gegeben haben.
Ein besonders grosser Dank gebührt meinen Kindern Lisa und Jens und meiner
erweiterten Familie, die, obwohl sie sehr oft auf gemeinsame Familienzeit verzichten mussten, mich immer wieder motiviert und aufgemuntert haben und mir mit ihrem Verständnis und ihren Umarmungen die nötige Kraft zum Durchhalten gegeben
haben.
Herzlichen Dank auch an Frau Regula Mumenthaler für ihre administrative Unterstützung, Frau Pia Stalder für ihr Gegenlesen und ihre kritischen Hinweise und der
Korrektorin Frau Ruth Flückiger für ihre Durchsicht und die Korrekturen.
Und ebenfalls ganz herzlich danke ich meiner Studien-Freundin, Caroline Kiener,
welche mir jederzeit moralisch und freundschaftlich zur Seite gestanden ist und immer zur richtigen Zeit den richtigen Tipp hatte.
iii Abstract Das Jugendalter ist eine sensible Lebensphase, in der die Heranwachsenden gravierende Veränderungsprozesse im physischen, psychischen, emotionellen und
kognitiven Bereich durchlaufen. Wie Studien zeigen, sinkt dabei die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz zwischen 11 und 15 Jahren ab und
steigt danach wieder an. Den Umgang mit Risiken zu erlernen, gehört zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, aber gewisse Jugendliche sind in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren stärker ausgesetzt und laufen deshalb Gefahr, negative Verhaltensweisen zu übernehmen. Es stellt sich die Frage, ob die Faktoren Lebensumgebung Stadt und Land sowie Schulbildungsniveau auf die gesundheitsbezogene
Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz einen Einfluss haben.
Es wird von den Hypothesen ausgegangen, dass die Jugendlichen auf dem Land
und mit zunehmendem Schulniveau wahrscheinlich ein besseres Gesundheitsverhalten zeigen. Dazu wurde eine quantitative Datenerhebung durchgeführt und 330
Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren aus Stadt, Land und Agglomeration differenziert nach Schultypus Real-, Sekundarschule und Gymnasium über ihre Gesundheit und Lebenszufriedenheit befragt.
Bei der Recherche nach Einflussfaktoren wurden eindeutige Unterschiede zwischen
Faktoren, die auf das Gesundheitsverhalten einerseits und auf das Risikoverhalten
andererseits wirken, festgestellt. So sind es die Kontextfaktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus, welche einen Einfluss auf risikoreiches
Verhalten haben, während Gesundheitsverhalten vor allem durch soziopsychologische Faktoren wie geringe Zukunftsängste, Schulfreude und Lebenszufriedenheit
geprägt sind.
Für die Prävention und Gesundheitsförderung hat dies zur Konsequenz, dass Risikoverhalten und Gesundheitsverhalten als voneinander unabhängige Dimensionen
betrachtet und berücksichtigt werden sollten.
iv Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................. 1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Ausgangslage .................................................................................................... 1
Fragestellung ..................................................................................................... 3
Zielsetzung ......................................................................................................... 3
Abgrenzung der Arbeit ....................................................................................... 4
Aufbau der Arbeit ............................................................................................... 4
2 Theoretisches Modell ............................................................................. 4
2.1 Lebenszufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit .............. 4
2.1.1 Lebenszufriedenheit .................................................................................... 4
2.1.2 Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit ............................................... 5
2.1.3 Gesundheit .................................................................................................. 5
2.1.4 Gesundheitsverhalten .................................................................................. 6
2.2 Risikobezogenes Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz, deren Ursachen
und Folgen ......................................................................................................... 6
2.3 Risiko- und Schutzfaktoren-Modell .................................................................... 8
2.4 Orientierungsmodell und Forschungsfragen .................................................... 10
2.4.1 Orientierungsmodell .................................................................................. 10
2.4.2 Forschungsfragen ...................................................................................... 11
2.5 Hypothesen ...................................................................................................... 11
3 Methoden der empirischen Untersuchung ......................................... 12
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Fragebogen...................................................................................................... 12
Methoden und Stichprobe ................................................................................ 13
Definition der Untersuchungsgruppe ...............................................................13
Durchführung und Rücklauf ............................................................................. 14
Auswertung der Ergebnisse ............................................................................. 14
4 Beschreibende Ergebnisse der Explorationsstudie .......................... 15
4.1 Individuum ........................................................................................................ 16
4.1.1 Gesundheit und Wohlbefinden .................................................................. 16
4.1.2 Ernährung und sportliche Betätigung ........................................................ 22
4.1.3 Freizeit ....................................................................................................... 25
4.2 Soziale Umgebung........................................................................................... 28
4.2.1 Familie ....................................................................................................... 28
4.2.2 Schule ........................................................................................................ 30
4.2.3 Freunde ..................................................................................................... 31
4.3 Risikoverhalten ................................................................................................32
4.3.1 Sexualität ................................................................................................... 32
4.3.2 Tabak, Alkohol und Illegale Substanzen ................................................... 33
4.3.3 Gewalt und Bedrohungen .......................................................................... 35
4.3.4 Zukunftsangst ............................................................................................ 36
4.3.5 Protektion .................................................................................................. 37
4.3.6 Bewältigung von Schwierigkeiten ..............................................................38
v 4.4
Zusammenfassung der Resultate .................................................................... 40
5 Diskussion der Resultate ..................................................................... 41
5.1
5.2
5.3
5.4
Diskussion der Forschungsfragen und Hypothesen ........................................ 41
Vergleich der Ergebnisse mit dem aktuellen Forschungsstand ....................... 47
Pfadanalyse ..................................................................................................... 47
Entwicklung neuer Erkenntnisse ...................................................................... 52
6 Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................... 54
6.1
6.2
6.3
6.4
Die wichtigsten Übereinstimmungen und Unterschiede zum aktuellen
Forschungsstand .............................................................................................54
Erkenntnisse für die Optimierung der Prävention ............................................ 55
Kritik und Grenzen der Studie .......................................................................... 56
Schlussfolgerungen und Ausblick .................................................................... 56
7 Literaturverzeichnis und Quellenangaben ......................................... 59
8 Selbständigkeitserklärung ................................................................... 61
9 Anhänge ................................................................................................. 62
9.1
9.2
9.3
Modellübersicht ................................................................................................62
Praktische Vorschläge für die Ernährungsprävention in Schulen .................... 66
Fragebogen...................................................................................................... 68
vi Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Hauptdeterminanten der Gesundheit nach
Dahlgren & Whitehead 1991 ............................................................... 6
Abbildung 2: Kontinuum Gesundheit-Krankheit, Quelle RADIX (2013) .................... 9
Abbildung 3: Risikofaktoren und Schutzfaktoren-Modell, leicht adaptiert
nach Hüsler, G. (2010). ....................................................................... 9
Abbildung 4: Darstellung des Orientierungsmodells als Pfadanalyse .................... 10
Abbildung 5: Selbsteingeschätzter Gesundheitszustand ....................................... 17
Abbildung 6: Von allen Schmerzsymptomatiken sind Mädchen mehr betroffen .... 18
Abbildung 7: Anzahl Stunden Schlaf pro Nacht ..................................................... 19
Abbildung 8: Anzahl befragter Mädchen und Jungen zu Bewertung der
Lebenszufriedenheit .......................................................................... 21
Abbildung 9: Häufigkeit des Frühstücks ................................................................. 23
Abbildung 10: Häufigkeit der sportlichen Aktivität pro Woche .................................. 25
Abbildung 11: Freizeittätigkeiten der Jugendlichen .................................................. 26
Abbildung 12: Familienstrukturen ............................................................................. 29
Abbildung 13: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen gemessen an der
Schulfreude ....................................................................................... 31
Abbildung 14: Einflussverhalten von Freunden ........................................................ 32
Abbildung 15: Übersicht über Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum differenziert
nach Alter, Geschlecht, Schultypus und Wohnumgebung ................ 34
Abbildung 16: Bedrohung durch Mobbing oder Gewalt in der Schule ...................... 35
Abbildung 17: Zukunftsangst der befragten Jugendlichen ....................................... 37
Abbildung 18: Protektionsverhalten .......................................................................... 38
Abbildung 19: Bewältigung von Schwierigkeiten ...................................................... 39
Abbildung 20: Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit (Mielck, 2000;
Hurrelmann, 2000; und Lamprecht et al., 2006) ................................43
Abbildung 21: Einfluss-Faktoren auf das Gesundheitsverhalten. (Nur signifikante
Pfade) ................................................................................................49
Abbildung 22: Pfadmodell Risikoverhalten, direkte Einwirkung der Kontextfaktoren
auf das Risikoverhalten. (Nur signifikante Pfade) .............................51
Abbildung 23: Pfadmodell der moderierenden Einflussfaktoren auf das
Risikoverhalten .................................................................................. 53
vii Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1: Risiko- und Schutzfaktoren gruppiert nach individueller, familiärer und
sozialer Ebene. ...................................................................................... 10
Tabelle 2: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen differenziert nach
Schultypus und Lebensumgebung ......................................................... 14
Tabelle 3: Gesundheitsverhalten auf dem Land ..................................................... 47
Verzeichnis der Abkürzungen
AIMRaD
Abstract, Introduction, Methods, Results and Discussion
ANOVA
Analysis of Variance
HBSC-Studie
Health Behaviour in School-Aged Children
SGE
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung
SPSS
Statistical Package for the Social Sciences
STI
Sexually Transmitted Infection
WHO
World Health Organization
viii 1
1.1
Einleitung
Ausgangslage
Lange Zeit galt das Kindheits- und Jugendalter als beschwerdefreie und mehrheitlich gesunde Lebensphase (Hurrelmann, 2010). Tatsächlich zeigen die Daten des
Bundesamtes für Statistik einen U-förmigen Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und dem Mortalitätsrisiko (Kuntsche, 2004, S. 281). Dieses Ergebnis belegt die Vorstellung, dass Kindheit und Jugend diejenigen Lebensabschnitte sind mit
der geringsten Lebensbedrohung durch Krankheiten Substanzmissbrauch, Tötungen und Unfälle. Diese erfreuliche Tatsache birgt jedoch die Schattenseite in sich,
dass Jugendliche ihre Gesundheit oftmals als eine Art unerschöpfliches Gut betrachten (Kuntsche, 2004).
Das Jugendalter ist eine sehr sensible Lebensphase, in der die heranwachsenden
Jugendlichen die gravierendsten Veränderungen im physischen, psychischen, emotionellen und kognitiven Bereich (Sawyer et al., 2012, in Marmet, 2015) durchlaufen.
Zudem müssen sie gleichzeitig hohe Anforderungen in der Schule bewältigen. Auf
dem Weg zum Erwachsenwerden gilt es, eine zunehmende emotionelle und soziale
Unabhängigkeit von den Eltern zu erreichen, die Auseinandersetzung mit körperlichen Entwicklungen zu bewältigen, Entscheidungen zur Ergreifung eines Berufes zu
treffen, Beziehungen und Konsumverhalten aufzubauen. Diese Phase ist oft nicht
einfach zu bewältigen, da die verschiedenen Entwicklungsaufgaben häufig in Widerspruch miteinander stehen. Die Jugendlichen müssen sich an Veränderungen
anpassen, um sich eine eigene Identität anzueignen und ein Gefühl für persönliche
Kompetenzen zu entwickeln (Bentuelle und Demeulemeester, 2008).
Die Adoleszenz ist eine Zeit des Experimentierens, und es gehört ebenfalls zu den
Entwicklungsaufgaben der Heranwachsenden, die Fähigkeit des Umgangs mit Risiken zu erlernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen sie umgehen
können und mit welchen nicht (Hendry und Kloep, 2002, S. 85).
Aufgrund dieser Entwicklungsanforderungen ist nachvollziehbar, dass gewisse Gesundheitsbelange in der Adoleszenz einen eher untergeordneten Stellenwert aufweisen und es schwierig ist, Jugendliche zu einem gesundheitsbewussten Verhalten zu animieren, weil das Problembewusstsein eine Grundvoraussetzung für die
Änderung von gesundheitsschädigendem Verhalten ist (Prochaska et al., 1992;
Prochaska & Velicer, 1997, in Kuntsche, 2012). Damit wird klar, dass ein entsprechendes Gesundheitsverhalten und die Risikovermeidung sehr stark vom Klima der
1 Anregung durch externe gesellschaftlichen Faktoren sein muss, weil Jugendliche
tendenziell von sich aus nicht auf dieser Bewältigungsaufgabe vorbereitet sind.
Andererseits sind gewisse Jugendliche in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren stärker
ausgesetzt als andere Gleichaltrige, und sind deshalb vulnerabler, mit Risikoverhaltensweisen zu experimentieren und sie unter Umständen zu übernehmen (BAG,
2014). Resultate aus der HBSC-Studie (Health Behavior in School-aged Children)
2010, zeigen, dass das häufige Auftreten physischer und psychoaffektiver Symptome, Unzufriedenheit mit den Lebensumständen, eine geringe elterliche Kontrolle,
das abendliche Ausgehen mit Freunden (mindestens einmal pro Woche) signifikant
mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen (Tabak, Alkohol, Cannabis), aggressiven Verhaltensweisen in der Schule und ungesunden Gewichtskontrollstrategien
assoziiert sind (Archimi und Delagrande Jordan, 2014).
Wie aus dem Bericht „Konsum psychoaktiver Substanzen Jugendlicher in der
Schweiz – Zeitliche Entwicklungen und aktueller Stand“ (ermittelt aus der HBSCStudie 2010) der Organisation Sucht Schweiz hervorgeht, können sich gesundheitsrelevante Verhaltensweisen im Verlaufe der Adoleszenz verändern. So hat der Anteil der 11- bis 15-jährigen Jugendlichen, welche körperlich aktiv sind und Sport treiben, kontinuierlich abgenommen, während beispielsweise die Anteile derjenigen
Jugendlichen, die fernsehen, Tabak rauchen und Alkohol trinken, kontinuierlich ansteigen.
Etablieren sich solche Verhaltensweisen als Gewohnheiten, sind sie auch durch
präventive Bemühungen oder Interventionen relativ schwierig zu verändern und
bleiben oftmals bis ins höhere Erwachsenenalter bestehen (Hamburg et al., 1993, in
Windlin et al., 2011).
Trotz Aufklärungs- und Präventionskampagnen im Setting Schule und Jugendarbeit
zeigen jüngste Studien (HBSC), dass das jugendliche Bewusstsein betreffend Gesundheit und gesundheitsbeeinflussenden Verhaltensweisen nach wie vor unzureichend ist. Es stellt sich also die Frage nach den weiteren Ursachen und Einflussfaktoren, welche die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der
Adoleszenz begünstigen. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, einen Beitrag
zur Behebung dieses Mangels zu leisten.
Bisher wurde der Aspekt, wie sich die Lebensumgebung Stadt/Land und die Schule
auf die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen
auswirkt, in vorliegenden, jüngeren Studien nicht ausführlich untersucht, könnte
2 aber diesbezüglich neue Erkenntnisse bringen. Die vorliegende Arbeit basiert demzufolge auf der folgenden Fragestellung:
1.2
Fragestellung
Ist die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit eine Folge der Lebensumgebung (Stadt/Land und Schule), welche einen prägenden Einfluss auf die Jugendlichen hat und deshalb entwicklungstypisch ist für die Zeitspanne der Adoleszenz?
Zur Beantwortung der vorliegenden Fragestellung werden die Perspektiven der Jugendlichen mittels einer eigenen durchgeführten quantitativen Befragung einbezogen sowie Erkenntnisse aus früheren Ergebnissen grosser Studien, wie der HBSCStudie 2010, und bereits bestehendem Wissen aus der Jugendsoziologie verwendet.
1.3
Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit hat einerseits zum Ziel aufzuzeigen, in welchem Masse die
vier Gesundheitsdeterminanten nach Dahlgren und Whitehead (1991)
•
Faktoren individueller Lebensweisen
•
Soziale und kommunale Netzwerke
•
Lebensbedingungen
•
Physische Umwelt
Einflussfaktoren auf die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der
Adoleszenz sind. Andererseits sollen aus der Untersuchung Informationen über den
selbsteingeschätzten Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten Jugendlicher im Vergleich Stadt/Land/Agglomeration erfasst werden.
Eventuelle auffällige Erkenntnisse im Gesundheitsverhalten der verschiedenen Lebensumgebungen könnten einen Beitrag für zukünftige Präventionsstrategien leisten.
Damit wird hier von der Vorstellung ausgegangen, dass mittels der Erfassung des
selbsteingeschätzten Gesundheitszustandes zunächst am besten ein Bild über die
aktuelle Situation der Jugendlichen verschafft werden kann.
3 1.4
Abgrenzung der Arbeit
Thematisch wird die Problemstellung auf das gesundheitsbezogene Risikoverhalten, dessen Kontexte, Ursachen und Folgen eingegrenzt. Weitere Themen wie Werte, politisches Engagement, Religion oder Migrationshintergründe wären ebenfalls
Diskussionsthemen, welche zur Erforschung der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit beitragen. Das wären Aspekte, die dann wichtig würden, wenn an die
hier zu erarbeitenden Ergebnisse ergänzende Fragen angefügt würden, oder wenn
ganz einfach die hier gewählte Perspektive zu keinen positiven Ergebnissen führen
würde.
1.5
Aufbau der Arbeit
Diese empirische Arbeit wird nach der Struktur AIMRaD (Abstract, Introduction, Methods, Results and Discussion) gegliedert (FFHS, Departement Gesundheit).
Auf die Zusammenfassung und Einleitung folgt der theoretische Teil, in welchem auf
Gesundheit, das allgemeine Gesundheitsverhalten und das risikobezogene Gesundheitsverhalten mit deren Ursachen und Folgen in der Adoleszenz eingegangen
wird und wo Schutz- und Risikofaktoren genauer erläutert werden. Weiter wird auf
das Orientierungsmodell eingegangen und werden die Formulierungen der Forschungsfragen und Orientierungshypothesen beschrieben. Im darauf folgenden
Methodenteil wird das methodische Vorgehen erklärt und anschliessend im Teil mit
den Resultaten über die erhobenen Daten und die durchgeführten Analysen berichtet. In der darauf folgenden Diskussion werden die Ergebnisse miteinander in Beziehung gesetzt und interpretiert. Die Ergebnisse werden dann mit Erkenntnissen
aus der Theorie in Verbindung gebracht und Vorschläge für die Prävention entworfen. Die angewandte Methode sowie das Vorgehen werden kritisch hinterfragt und
noch offene oder neu entstandene Fragen angefügt. Die Schlussfolgerungen bilden
den Abschluss der Forschungsarbeit.
2
Theoretisches Modell
2.1
2.1.1
Lebenszufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Lebenszufriedenheit
Die Bewertung des eigenen Lebens ist ein Ausdruck des eigenen Wohlbefindens,
wird von zahlreichen Faktoren geprägt und ist ein zeitlich relativ stabiles Konstrukt.
Die besondere Relevanz der Lebenszufriedenheit der Jugendlichen ergibt sich
dadurch, dass in dieser Lebensphase die Lebenszufriedenheit vor allem durch ei-
4 gene Lebenserfahrungen sowie durch familiäre Beziehungen geprägt wird (Pavot
und Diener, 1993; aus Factsheet HBSC 2009/10 Deutschland, Review of the Satisfaction with Life Scale. Psychological Assessment, 5, 164-172).
2.1.2
Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit wird allgemein als ein mehrdimensionales Konstrukt verstanden, das körperliche, emotionale, mentale, soziale, spirituelle und verhaltensbezogene Komponenten des Wohlbefindens und der Funktionsfähigkeit aus der Sicht der Betroffenen beinhaltet. Gesundheitsbezogene Lebensqualität beschreibt somit den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand bzw.
die erlebte Gesundheit (vgl. Schumacher, Klaiberg, Brähler, 2003 in RavensSieberer, 2007) und definiert den Begriff in dieser Weise am umfassendsten.
2.2 Gesundheit und Gesundheitsverhalten
2.1.3
Gesundheit
Der Begriff Gesundheit umfasst eine Vielzahl von Bedeutungs- und Interpretationsmöglichkeiten und reicht von fachspezifischen bis zu philosophischen Inhalten. Das
englische Wort für „Gesundheit“ (health) ist abgeleitet von „heal“ heilen und vom
altenglischen Wort „hael“ , welches so viel wie „vollständig, umfassend“ bedeutet
und als Integrität, Wohlbefinden und Unversehrtheit der ganzen Person definiert
werden kann (Naidoo und Wills, 2010).
Die WHO definiert Gesundheit als Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht die blosse Abwesenheit von Krankheit
oder Gebrechen (Ottawa-Charta, 1986).
Wenn es um die Verantwortung der Gesundheit geht, so steht einerseits der
Mensch selbst im Mittelpunkt, das heisst, er ist eigenverantwortlich für die Erhaltung
seiner Gesundheit, andererseits wirken diverse Faktoren, sogenannte Determinanten, auf seine Gesundheit ein. Margret Whitehead und Göran Dahlgren (1991) haben die verschiedenen Ebenen in einem Modell, dem sogenannten Regenbogenmodell, dargestellt, auf denen diese Faktoren wirken:
1. Ebene: Persönliche Verhaltens- und Lebensweisen
2. Ebene: Unterstützung und Beeinflussung durch das soziale Umfeld
3. Ebene: Lebens- und Arbeitsbedingungen
4. Ebene: Ökonomische, kulturelle und physische Umweltbedingungen
5 Abbildung 1: Hauptdeterminanten der Gesundheit nach Dahlgren & Whitehead 1991 Dies macht deutlich, dass Gesundheit und Wohlbefinden nicht nur durch biologische
Faktoren bestimmt werden und beeinflussbar sind, sondern zudem von äusseren
Faktoren beeinflusst werden.
2.1.4
Gesundheitsverhalten
Als Gesundheitsverhalten werden alle Verhaltensweisen von gesunden Menschen
verstanden, die nach wissenschaftlichen (epidemiologischen) Erkenntnissen die
Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Krankheiten vermieden werden oder die Gesundheit erhalten wird. Der Begriff wird damit vielfach als Gegenbegriff zum Risikoverhalten verwendet, der alle Verhaltensweisen oder Gewohnheiten umfasst, die wissenschaftlich belegt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine spezifische Krankheit zu entwickeln (Faltermeier, 1994).
Nach Scholz und Schwarzer (2005, in Knoll, Scholz und Rieckmann, 2013) stellt
Gesundheitsverhalten eine präventive Lebensweise dar, die Schäden fernhält, Fitness fördert und die Lebenserwartung verlängern kann. Als Beispiele können sportliche Aktivität, gesunde Ernährung, Sonnenschutzverhalten, Kondombenutzung,
Zahnpflege und andere angeführt werden. Verhaltensweisen, welche die Gesundheit potenziell gefährden und nachgewiesenermassen schädigen (Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum), können dagegen als Risikoverhalten bezeichnet werden.
2.2
Risikobezogenes Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz, deren Ursachen und Folgen
Das Gesundheitsverhalten im Jugendalter umfasst sowohl gesundheitsförderliche
Verhaltensweisen wie ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung, Zahnhygiene,
Verhütungsmittelgebrauch, protektive Massnahmen wie Tragen eines Schutzhelmes, Sonnenschutz und Gehörschutz als auch gesundheitsgefährdende Verhal-
6 tensweisen wie Alkohol- und Drogenkonsum (Hurrelmann, 2010). Als risikohaftes
Gesundheitsverhalten können auch hoher Zuckerkonsum, sitzende Freizeitaktivitäten wie fernsehen, übermässiger Handy- und PC-Konsum angesehen werden.
Da sich im Jugendalter fast alle gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen deutlich
mit dem Lebensalter verändern (gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen nehmen durchschnittlich zu und sinken nach Erreichen des dritten Lebensjahrzehnts
wieder ab), liegt es nahe, nach den Gründen für die entwicklungsbezogenen Einflüsse zu suchen (Hurrelmann, 2010).
Gemäss Hurrelmann und Quenzel (2012) gibt es hierfür zwei sich ergänzende Erklärungsansätze:
Einerseits kommt es nach dem verhältnismässig kontinuierlichen Wachstum der
Körperfunktionen in der Kindheit, durch die Geschlechtsreife zu einem Ungleichgewicht in der körperlichen und psychischen Entwicklung der Persönlichkeit. Der gesamte Körper ist in anatomische, physiologische und hormonelle Veränderungen
einbezogen, was umfassende Auswirkungen auch auf der seelischen und sozialen
Ebene hat. Neurobiologische Veränderungen im Gehirn, die für den Reifeprozess
verantwortlich sind, führen dazu, dass Jugendliche in der Pubertät mehr von emotionalen und sozialen Faktoren beeinflusst werden und stärker auf Stimuli wie riskante Verhaltensweisen reagieren, während selbstregulatorische Kompetenzen erst mit
zunehmendem Reifeprozess im späteren Jugendalter zunehmen. Andererseits stehen auf dem Weg zum Erwachsenwerden konstitutive und gesellschaftliche Erwartungen an, die als Entwicklungsaufgaben bezeichnet werden können. Typische
Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz sind beispielsweise das Erreichen von
Unabhängigkeit von den Eltern, Aufbau von Beziehungen (Peergroups und Partnerschaften) und die Auseinandersetzung mit der körperlichen und persönlichen Entwicklung. Diese Entwicklungsaufgaben sind oftmals nicht leicht zu bewältigen, da
die Handlungsbedingungen zur Erreichung des Erwachsenenstatus nicht klar definiert sind und zudem Entwicklungsbereiche komplex vernetzt sind (Widerspruch =
schulisches Engagement und Aufbau von Peerbeziehungen). Diese Konflikte können dazu führen, dass Jugendliche riskante gesundheitsbezogene Verhaltensweisen zeigen, um die
Lösung von Entwicklungsaufgaben voranzutreiben (Hurrel-
mann, 2010).
Den Umgang mit diesen Risiken zu erlernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen sie umgehen können und mit welchen nicht, gehört ebenfalls zu den
Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen und ist notwendig, um die eigenen Kompe-
7 tenzen abzuschätzen und um Defizite kompensieren zu können (Hendry und Kloep,
2002, in Hurrelmann, 2012).
Allerdings können riskante gesundheitsbezogene Verhaltensweisen, wie Rauchen,
Alkoholkonsum und negative Ernährungsgewohnheiten, die im Jugendalter entstehen und sich manifestieren, zu gesundheitlichen Problemen im Erwachsenenalter
führen, wie zum Beispiel Stoffwechselerkrankung, Übergewicht, Krebs und HIVInfektionen, zudem sind Risikoverhaltensweisen die wichtigsten Ursachen für Todesfälle (Unfall, Suizid) in diesem Altersabschnitt. Damit ist das Jugendalter ein
wichtiges Zeitfenster für Präventionsmassnahmen (Pinquart & Silbereisen, in Hurrelmann, 2010).
2.3
Risiko- und Schutzfaktoren-Modell
Gesundheit stellt keinen statischen Zustand dar, sondern ist vielmehr von einer sich
laufenden veränderlichen Positionierung auf einem Raum-Zeit-Kontinuum von Gesundheit und Beschwerdelast geprägt. Diese Positionierung wird von einem Zusammenspiel von Risikofaktoren und Schutzfaktoren (oder Ressourcen) bestimmt.
Erklärende Definitionen siehe unten (Radix Schweiz, 2013):
Risikofaktoren sind Merkmale einer Person, deren materiellen oder sozialen Umwelt, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich bestimmte Risikoverhalten,
Krankheiten oder gesundheitliche Störungen entwickeln. Risikofaktoren brauchen
nicht unmittelbare Ursache der Gesundheitsstörungen zu sein. Beispiele: geringes
Selbstwertgefühl, fehlende Verhaltensregeln in Familie und Schule, mangelnde Bildung, sozio-ökonomische Einflüsse u.a.
Schutzfaktoren sind Merkmale einer Person oder deren Umwelt, welche die Wahrscheinlichkeit vermindern, dass sich Risikoverhalten, eine bestimmte Krankheit oder
gesundheitliche Störungen entwickeln. Schutzfaktoren sind nicht einfach der Gegenpol von Risikofaktoren. Sie sind für die Prävention wichtig, weil sie die Auswirkungen von bestehenden, z.T. unveränderbaren Risikofaktoren abschwächen
können. Beispiele: Familiäre Bindung, soziale Kompetenzen, Bildung u.a.
Risiko-Schutzfaktoren-Modell
Gemäss dem Risiko-Schutzfaktoren-Modell besteht die zentrale Strategie von Prävention und Gesundheitsförderung darin, die Gesundheit einerseits über eine Reduktion oder Abminderung von Risikofaktoren, vor allem aber durch die Stärkung
oder den Ausbau von Schutzfaktoren zu verbessern. Die empirische Erfahrung
8 zeigt, dass auch erhebliche Risikokonstellationen, die je nachdem nur beschränkt
beeinflussbar sind, durch genügend Schutzfaktoren abgemildert werden können.
Abbildung 2: Kontinuum Gesundheit-Krankheit, Quelle RADIX (2013)
Im Zusammenhang mit Risiko- und Gesundheitsverhalten, Schutz- und Risikofaktoren treten auch Begriffe wie Resilienz und Vulnerabiliät auf. Das Zusammenspiel
dieser Faktoren wird in der folgenden Abbildung sichtbar.
Abbildung 3: Risikofaktoren und Schutzfaktoren-Modell, leicht adaptiert nach Hüsler, G. (2010).
Quelle: FFHS, Gesundheitspsychologie, 2014
Bei steigender erhöhter Vulnerabiliät kommen Risikofaktoren stärker und Schutzfaktoren schwächer zum Tragen, umgekehrt hat Resilienz einen stärkeren Einfluss:
Risikofaktoren werden abgemildert und Schutzfaktoren gestärkt. Das heisst: Je höher die Risikofaktoren, desto eher muss wahrscheinlich mit Problemverhalten/Risikoverhalten gerechnet werden, und je höher die Schutzfaktoren, desto weniger muss wahrscheinlich mit Problemverhalten gerechnet werden.
Resilienz, als Personeneigenschaft, bezeichnet die Stressresistenz und Widerstandfähigkeit und wird als stabile und situationsübergreifende Eigenschaft verstanden. Nebst Personenmerkmalen werden auch Umweltfaktoren als entscheidende
protektive Einflüsse betrachtet, die als modifizierbar gelten.
Vulnerabilität (Verletzbarkeit): Individuelle Disposition, die Risikoverhalten und
9 psychische Störungen begünstigt. Sie wird von genetischen, psychischen und sozialen Faktoren bestimmt.
Eine Vielzahl von Risiko- und Schutzfaktoren können gleichzeitig relevant für verschiedene Problembereiche sein. Zum besseren Verständnis zeigt die nachfolgende
Tabelle eine Auswahl übergeordneter Risiko- und Schutzfaktoren (RADIX, 2013).
Ebene
Risikofaktoren
Schutzfaktoren
Individuum
Geringes Selbstwertgefühl
Mangelnde Konfliktlösekompetenz,
Gewalterfahrungen
Impulskontrolle
Frustrationstoleranz
Selbstwirksamkeitserwartung
Verantwortungsvolle Lebenseinstellung
Familie
Einseitiger Erziehungsstil
Mangelnde Bildung der Eltern
Schlechte Beziehung zu Eltern
Substanzmissbrauch der Eltern
Positive familiäre Einbettung
Vorbildfunktionen
Soziale
Umgebung,
Peergruppe, Schule
Mangelnde Integration
Unbeliebtheit bei Gleichaltrigen
Mangelnde Schulfreude
Vielfältige Freizeitgestaltung
Positives Schulklima
Tabelle 1: Risiko- und Schutzfaktoren gruppiert nach individueller, familiärer und sozialer Ebene
2.4
2.4.1
Orientierungsmodell und Forschungsfragen
Orientierungsmodell
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es aufzuzeigen, welche Einflussfaktoren auf das
Risiko- sowie das Gesundheitsverhalten Jugendlicher einwirken und dadurch als
Resultante der entgegengesetzten Kräfte für die sinkende gesundheitsbezogene
Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz eine wesentliche Rolle spielen. Diese Erkenntnisse könnten unter Umständen in weitere Präventionsprojekte in der Jugendarbeit einfliessen.
Alter
Familie
Bewältigung von
Schwierigkeiten
Geschlecht
Risikoverhalten
Lebensumgebung
Gesundheitsverhalten
Lebenszufriedenheit
Schultypus
Abbildung 4: Darstellung des Orientierungsmodells als Pfadanalyse
10 Unter Berücksichtigung der einzelnen Einflussfaktoren auf das Gesundheitsverhalten und das Risikoverhalten, widerspiegelt das Orientierungsmodell folgende Forschungsfragen:
2.4.2
Forschungsfragen
Forschungsfrage 1
Wie hoch ist die allgemeine, selbsteingestufte Lebenszufriedenheit bei Adoleszenten, insbesondere mit Bezug auf die Gesundheit, in Abhängigkeit des Geschlechts, der Lebensumgebung und des Schulniveaus.
Forschungsfrage 2
Welche Einflussfaktoren sind ausschlaggebend für eine verminderte gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen?
Forschungsfrage 3
Sind erhöhtes Risikoverhalten, missbräuchlicher Suchtmittelkonsum und vermindertes Ernährungsbewusstsein direkte Folgen einer verminderten Lebenszufriedenheit
oder resultiert eine solche daraus?
Forschungsfrage 4
Gibt es Unterschiede im Gesundheitsverhalten und der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit zwischen Jugendlichen aus der Stadt und vom Land?
Aus dem Fokus der Fragestellung und den in der Folge hergeleiteten Forschungsfragen ergeben sich folgende Orientierungshypothesen:
2.5
Hypothesen
Orientierungs-Hypothese 1a: Jungen zeigen wahrscheinlich eine höhere allgemeine Lebenszufriedenheit als Mädchen, und Mädchen schätzen wahrscheinlich
ihre gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit höher ein als Jungen.
Orientierungs-Hypothese 1b: Je höher das Schulbildungsniveau, desto bewusster
wird wahrscheinlich das Gesundheitsverständnis der Jugendlichen.
Orientierungs-Hypothese 1c: Die Lebensumgebung der Stadt und der Agglomeration führen wahrscheinlich zu einer verminderten Lebenszufriedenheit als die Lebensumgebung Land.
11 Orientierungshypothese 2: Je geringer das familiäre Gesundheitsverständnis und
-verhalten, umso kleiner ist wahrscheinlich die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen.
Orientierungs-Hypothese 3: Je höher bei Jugendlichen Selbstwirksamkeit und
Kohärenzgefühl ausgeprägt sind, desto geringer scheint die Vulnerabiliät zu erhöhtem Risikoverhalten zu sein.
Orientierungshypothese 4: Jugendliche aus der Lebensumgebung Land zeigen
wahrscheinlich ein geringeres risikobezogenes Gesundheitsverhalten und eine höhere gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit als Jugendliche aus der Lebensumgebung Stadt und Agglomeration.
3
3.1
Methoden der empirischen Untersuchung
Fragebogen
Die für die Studie verwendeten Daten wurden mittels Fragebogen in Papierform
erhoben. Schriftliche Befragungen haben den Vorteil, dass sie anonym durchgeführt
werden können und dadurch sozial angepasstes Antwortverhalten verringert werden
kann. Die Abgabe des Fragebogens in Papierform durch die Lehrpersonen direkt an
die Schüler sorgt für eine höhere Rücklaufquote, was in Anbetracht des vorgegebenen Zeitraums ein Vorteil ist.
Erfasst wurden Items, die sich zur Untersuchung des Gesundheitsverhaltens und
der Lebenszufriedenheit eignen. Der Fragebogen enthielt 40 Fragen und wurde in
14 Themenblöcke gegliedert.
1. Gesundheit und Wohlbefinden
2. Schule
3. Familie und Wohnumgebung
4. Gesundheitsverhalten
5. Freizeit und Bewegung
6. Sexualität
7. Ernährung
8. Suchtverhalten Tabak
9. Suchtverhalten Alkohol
10. Suchtverhalten Drogen und psychoaktive Substanzen
11. Umwelt
12. Zukunft
12 13. Bewältigung von Schwierigkeiten
14. Lebenszufriedenheit
Ausser bei den Fragen zu Alter, Grösse und Gewicht, Beruf der Eltern, Schlafdauer
und Lebenszufriedenheit wurden die Fragen so verfasst, dass die Jugendlichen bei
vorgegebenen Antworten ein Kreuz setzen konnten.
Zusammen mit dem Fragebogen (siehe Anhang 8.2) erhielten die Schülerinnen und
Schüler einen neutralen Umschlag, in den sie den ausgefüllten Fragebogen stecken
konnten und den sie zugeklebt der Lehrperson abzugeben hatten. Die Fragebogen
wurden anschliessend in den Umschlägen von der Lehrperson in einem vorfrankierten Karton zurückgesandt.
3.2
Methoden und Stichprobe
Die Befragung wurde in Form einer Klumpenstichprobe (Clusterstichprobe) durchgeführt. Das heisst, die Auswahl erfolgte nicht auf einzelne Schülerinnen und Schüler, sondern auf der Ebene von ganzen Schulklassen. Die einzelnen Cluster wurden
mit der Absicht gezielt ausgewählt, um mit Bezug auf die nationalen, repräsentativen Stichproben vertiefende Sondierungen zu den gesundheitsbezogenen Fragen
durchzuführen. Insbesondere wurden Klassen aus der deutschen Schweiz ausgewählt, die sich nach Stadt, Agglomeration und Land, sowie nach Realschule, Sekundarschule und Gymnasium unterscheiden, damit die Einflüsse von der Lebensumgebung und des Schultypus auf gesundheitsbezogene Variablen untersucht
werden können.
Die Schulleitungen der ausgewählten Schulen wurden schriftlich zur Teilnahme angefragt und informiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde den Schulleitern eine Rohfassung des Fragebogens zur Prüfung ethisch-moralischer Bedenken beigelegt.
3.3
Definition der Untersuchungsgruppe
Die Stichprobenbeziehung bildeten Schulklassen des 7. bis 9. Schuljahres, gegliedert nach Schultypus Real- und Sekundarschule sowie Gymnasium (Quarta). Ausgewählt wurden je eine Klasse aus der Lebensumgebung Land, Agglomeration sowie Stadt. Die Schüler waren zu diesem Zeitpunkt zwischen 11 und 17 Jahre alt.
Von 330 teilnehmenden Schülern haben 329 die Fragebogen ausgefüllt, 1 Schüler
war krankheitshalber abwesend. 85 Schüler (25,8%) leben in der Wohnumgebung
13 Stadt, 144 Schüler (43,8%) in der Wohnumgebung Agglomeration und 100 Schüler
(30.4%) in der Wohnumgebung Land.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der ausgewählten Stichprobe differenziert nach Geschlecht, Schultyp und Lebensumgebung.
Anzahl
(n)
Schultyp
Total
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium
Mädchen
48
95
37
Jungen
59
59
Gesamtsumme
107
154
Lebensumgebung
Total
Stadt
Agglomeration
Land
180
48
84
48
180
31
149
37
60
52
149
68
329
85
144
100
329
Tabelle 2: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen differenziert nach Schultypus und Lebensumgebung
3.4
Durchführung und Rücklauf
Die Lehrpersonen der ausgewählten Klassen erhielten die Fragebogen Ende Februar 2015 und hatten 4 Wochen Zeit, die Befragung während einer Schulstunde
durchzuführen und die ausgefüllten Fragebogen zurückzusenden. Dies geschah mit
allen angeschriebenen Klassen, was einer Rücklaufquote von 100% entspricht. Die
Lehrkräfte und Schüler wurden ausdrücklich auf Anonymität und das Recht auf die
freiwillige Teilnahme hingewiesen.
3.5
Auswertung der Ergebnisse
Die Auswertung der Fragebogen erfolgte unter Zuhilfenahme der Statistik- und Analysesoftware SPSS (Statistical Package for the Social Sciences) der Software-Firma
IBM. In einem ersten Schritt galt es die Antwort-Variablen anhand des erstellten
Fragebogens zu definieren und ein Codebuch (125 Variablen) zu erstellen. Diese
Variablen wurden je nach Thema und Frage einer Ordinal- (Wert einer Antwort, z.B.
1=schlecht / 4=sehr gut), Nominal- (Benennung der Antwort, z.B. 1=Akademiker /
3=Angestellter) und einer numerischen Skala (Angabe einer Zahl, z.B. Altersangabe) zugeteilt. Darüber hinaus wurden gewisse Antworten auf nominale oder ordinale
Skalen in „pseudo“-numerische Variablen recodiert (Dichotomisierung: 1=Ja 0=Nein
oder Jungen=0, Mädchen=1. Weiter ist zu erwähnen, dass bei 4-stufigen Skalen
jeweils der tiefste oder der negativste Wert eine 1 und der höchste oder positivste
Wert eine 4 erhält. Die Variablen wurden zur Auswertung der Antworten in einer
Korrelation gegenüberstellt und der daraus resultierende Korrelations-Koeffizient als
dimensionsloses Mass (Stärke) für den Grad des linearen Zusammenhangs zur
14 Erklärung verwendet. Dort wo es um die vereinfachte Darstellung von Kreuztabellen
ging, also um die Darstellung von bivariaten Korrelationen wurde das Tau-b von
Kendall verwendet (Signifikationsniveau *p < .005; **p < .01; ***p < .001). Dort wo
Pfadanalysen angestellt wurden, also multiple partielle Korrelationsanalysen durchgeführt wurden, ist der standardisierte Regressionskoeffizient von Pearson verwendet worden (beta Koeffizienten).
4
Beschreibende Ergebnisse der Explorationsstudie
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Explorationsstudie in deskriptiver Weise dargestellt. Dazu gehören die univariaten Verteilungen der wichtigsten Variablen
und die korrelative Darstellung der wichtigsten Bündel von Variablen. Unter Bündeln
von Variablen werden hier diejenigen Variablen verstanden, die sich um eine Zielvariable bilden und darstellen können, ob und in welchem Sinn die Variablengruppe
ein Syndrom bilden kann oder nicht. Dabei soll immer auch abgeklärt werden – weil
das zum wesentlichen Teil der Problemstellung der vorliegenden Arbeit gehört –
inwiefern das Geschlecht, das Alter der Jugendlichen, der besuchte Schultyp und
die Wohnumgebung Land, Agglomeration und Stadt eine Rolle in der Konstitution
der Zusammenhänge bzw. der Syndrome bilden. Um diese Beschreibung von Syndromen zu erleichtern, wird folgende Gliederung des Datensatzes vorgenommen:
•
Aspekte, die das Verhalten des Individuums beschreiben, beginnend mit
Gesundheit und Wohlbefinden
•
Aspekte, die sich aus der Einbettung des Individuums in bestimmte Netzwerke ergeben, wie Familie, Schule und Freundeskreis
•
Aspekte, die das Risikoverhalten umfassen und begünstigen, wie Alkohol-,
Tabak- und Drogenkonsum, Protektionsverhalten und Umgang mit Gewalt
und Bewältigung von Schwierigkeiten und Zukunftsängsten.
15 4.1
Individuum
4.1.1
Gesundheit und Wohlbefinden
In der Schweiz sowie in anderen Teilen Europas durchgeführte Jugendbefragungen
neueren Datums zeigen, dass die Mehrheit der Jugendlichen angibt, gesund zu sein
und die Schwierigkeiten der Adoleszenz ohne gesundheitliche Probleme zu meistern (Currie et al., 2008, in Kuntsche, 2012). Dennoch geben einige Jugendliche
gesundheitliche Probleme wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen oder auch
Schwindel, Nervosität, Traurigkeit und Reizbarkeit an. Zudem geben einige begleitende Schlafschwierigkeiten an. Generell treten somatische oder psychoaffektive
Symptome während der Adoleszenz in der Regel nur vorübergehend auf. Diese
Symptome können jedoch – wenn sie verstärkt oder chronisch auftreten – auf zugrunde liegende mehr oder weniger starke psychische Probleme hinweisen. Werden derartige Probleme nicht erkannt und frühzeitig behandelt, können sie bis ins
Erwachsenenalter bestehen bleiben und sich allenfalls verschlimmern (Kinnunen et
al., 2010, in Kuntsche, 2012). Wenn sich somatische Symptome nicht durch eine
organische Ursache erklären lassen, sind diese oft auch auf Stress-Situationen oder
unbewältigte Spannungen zurückzuführen, welche während der Adoleszenz häufig
vorübergehend auftreten.
Dieses Kapitel beschreibt Indikatoren der somatischen Gesundheit Jugendlicher.
Die Jugendlichen wurden zu folgenden Themen befragt:
1) Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes
2) Gesundheitliche Probleme
3) Schmerzen
4) Schlaf
5) Seelisches Befinden
6) Lebenszufriedenheit
1) Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes
Die Mehrheit der befragten Jugendlichen schätzt ihren Gesundheitszustand als positiv ein. 69% (227) geben an, über einen guten Gesundheitszustand zu verfügen.
27,7% (91) bezeichnen ihren Gesundheitszustand als „eher gut“ und 3,3% (11)
Schüler als „eher schlecht“ (siehe Abbildung unten).
16 Selbsteingeschätzter
Gesundheitszustand
3.3
eher schlecht
27
eher gut
69
gut
0
20
40
60
80
Abbildung 5: Selbsteingeschätzter Gesundheitszustand
Differenziert man die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes weiter nach
Geschlecht, Alter, Schultyp und Wohnumgebung, zeigen die Resultate – wider Erwarten – zwar keinen Zusammenhang im Geschlechtervergleich (tau-b -.098).
Auch schätzen Jugendliche aus den verschiedenen Schultypen (tau-b = .037/Pearson-Chi-Quadrat 0.621) oder aus Landregion, Agglomeration und Stadt
ihren Gesundheitszustand ähnlich ein (tau-b = .005/Pearson-Chi-Quadrat 0.530).
Doch ist es signifikant auffällig, dass mit zunehmendem Alter in der Adoleszenz der
Gesundheitszustand geringer eingeschätzt wird (tau-b = -.116*).
2) Gesundheitliche Probleme
Die Jugendlichen wurden nach ihren gesundheitlichen Problemen befragt und wie
sie sich aktuell gesundheitlich fühlen.
Lediglich 56,8% (187) der befragten Schüler gaben an, sich aktuell vollständig gesund zu fühlen. 32,5% (107) gaben an, sich mehr oder weniger gesund zu fühlen,
6,7% (22) fühlten sich angeschlagen, und 3,3% (11) gaben an, unter einer langdauernden Krankheit zu leiden. Ein Zusammenhang bestehender gesundheitlicher
Probleme mit Geschlecht, Alter und Schultypus wurde verdeutlicht. So leiden eher
weniger Jungen als Mädchen unter gesundheitlichen Problemen (tau-b -.117*), und
auch eher jüngere Jugendliche (taub= -.115*) und Jugendliche mit tieferem Schultypus (tau-b = -.122*) haben weniger gesundheitliche Probleme. Die Lebensumgebung hat auf die gesundheitlichen Probleme keinen signifikanten Einfluss.
3) Schmerzen
Im Weiteren wurden die Jugendlichen befragt, unter welchen vier spezifischen körperlichen Symptomen (Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen sowie Schwindel) sie
öfters leiden würden.
Von 329 befragten Schülern geben 55,6% (183) an, öfters unter Kopfschmerzen zu
leiden. Bauchschmerzen geben 43,8% (144) an, 40,7% (134) leiden unter Rücken-
17 schmerzen und 34,4% (113) werden öfters von Schwindel geplagt. Von allen körperlichen Beschwerden sind die Mädchen deutlich stärker betroffen als Jungen.
Somatische Beschwerden
35.9
Jungen
Mädchen
33.9
24.6
20.7
17.1
10.9
Kopfschmerzen
24.4
10.9
Bauchschmerzen
Rückenschmerzen
Schwindel
Abbildung 6: Von allen Schmerzsymptomatiken sind Mädchen mehr betroffen
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass somatische Beschwerden bei den Mädchen
häufiger auftreten als bei den Jungen. Besonders auffällig ist der Unterschied bei
Kopf- und Bauchschmerzen. So leiden deutlich mehr Mädchen als Jungen an Kopfschmerzen (tau-b = .190**) und Bauchschmerzen (tau-b = .375**) sowie an Schwindel (tau-b = .213**).
Entgegen den Erwartungen besteht aber keine Zunahme der Schmerzen bei zunehmendem Alter der Jugendlichen. Auch gibt es keine Unterschiede bezüglich
Wohnumgebung. Kinder auf dem Land sind gleichermassen von somatischen Beschwerden betroffen wie ihre städtischen Schulkollegen oder diejenigen aus der
Agglomeration. Was hingegen auffällt, ist ein signifikanter Zusammenhang zwischen
Bauchschmerzen und Kopfschmerzen. Wer unter Kopfschmerzen leidet, hat oft dazu auch vermehrt Bauchschmerzen (tau-b = .192**). Und diejenigen Jugendlichen,
welche über Bauchschmerzen klagen, sind auch vermehrt von Rückenschmerzen
(tau-b = .124**) betroffen. Noch signifikanter ist der Zusammenhang zwischen
Schwindel und Bauchschmerzen (tau-b = .161**). Interessant ist auch der Zusammenhang von Schultypus und Schwindelbeschwerden. Je höher der Schulbildungsgrad, desto häufiger sind die Schüler von Schwindel betroffen (tau-b = .118*).
4) Schlaf
Gesunder Schlaf ist zentral für die physische und psychische Gesundheit. Das Jugendalter ist eine besondere Phase in der Entwicklung des Schlafverhaltens: Es
kommt zu grösseren Umwälzungen im Schlaf-Wach-Rhythmus: Die Jugendlichen
gehen abends später schlafen und haben morgens wiederum Schwierigkeiten,
rechtzeitig für die Schule aufzustehen.
18 Die Schüler wurden deshalb über ihre Schlafgewohnheiten (Schlafdauer, Schlafqualität) befragt. Ebenfalls wurden sie aufgefordert, ihre Schlafdauer zu beurteilen.
Schlafdauer
35,5% (116) Jugendliche schlafen durchschnittlich pro Nacht 8 Stunden, 28,7%
(94), 7 Stunden, 12,2% (40) 6 Stunden. 4,2% (14) 5 oder weniger Stunden. 15%
(49) Schüler schlafen 9 Stunden, 4,3% (14) schlafen 10 oder mehr Stunden pro
Nacht.
Schlafdauer in Stunden
4.3
10 + mehr
15
9 Stunden
35.5
8 Stunden
Prozent
28.7
7 Stunden
12.2
6 Stunden
4.2
5 -weniger
0
10
20
30
40
Abbildung 7: Anzahl Stunden Schlaf pro Nacht
Schlafbeurteilung
Von den befragten Jugendlichen geben 42,9% (141) an, eher genug zu schlafen,
30,4% (100) denken dass sie eindeutig genug schlafen, 21% (69) finden, dass sie
eher zu wenig und 5,5% (18) eindeutig zu wenig schlafen.
Schlafqualität
Von den befragten Jugendlichen geben 26.0% (83) an, an Schlafstörungen (Einund Durchschlafschwierigkeiten) zu leiden. Davon sind mit 16% (51) wiederum etwas mehr Mädchen betroffen als die Jungen mit 10% (32).
Aus der Befragung zeigt sich wie erwartet, dass vor allem jüngere Kinder mehr
schlafen (tau-b = -.212**). Auch zeigt sich, dass die Schlafdauer nicht nur mit zunehmendem Alter abnimmt, sondern mit zunehmend höherem Schulbildungsgrad
(tau-b = -.133**). Auch schlafen Kinder auf dem Land durchschnittlich länger pro
Nacht (tau-b = .109*) als ihre Kameraden aus der Agglomeration oder der Stadt.
Das Geschlecht hat auf die Schlafdauer keinen signifikanten Einfluss (tau-b = .033),
doch schlafen die Mädchen tendenziell länger.
Was weiter auffällig und interessant ist, dass Jugendliche, die mehr schlafen, lieber
in die Schule gehen (tau-b = .128**) und dadurch wahrscheinlich stressresistenter
19 sind. Das zeigt sich auch in der Schlafqualität. Jugendliche, die angeben, schlecht
zu schlafen, korrelieren mit höherem Schultypus (taub =.106*), gehen weniger gerne zur Schule (tau-b = -.151**) und sind wohl für Stress anfälliger. Dies zeigt sich in
den ebenfalls auffälligen Werten von Schulfreude korreliert mit somatischen Beschwerden. Jugendliche, die nicht gerne zur Schule gehen, klagen öfter über gesundheitliche Probleme (tau-b = .133**), im Speziellen über Kopfschmerzen (tau-b =
.149**) und Rückenschmerzen (tau-b = .145**). Zudem sind sie oft hässig und unzufrieden (tau-b=.158**). Die schlecht schlafenden Jugendlichen schlafen aber auch
stundenmässig weniger (tau-b = -.242**). Das Resultat bezüglich höheren Schultypus und Schlafqualität könnte daran liegen, dass der höhere Schultypus und der
Schulstress für die schlechtere Schlafqualität verantwortlich sind. Alter (taub-b=
.058) und Geschlecht (tau-b = .082) wie auch Wohnumgebung (tau-b = -.033) haben auf die Schlafqualität keinen Einfluss und sind in den Resultaten nicht signifikant.
Es besteht aber ein deutlicher Zusammenhang zwischen Schlafqualität und
Schmerzen. Jugendliche, die unter somatischen Beschwerden wie Kopf- (tau-b =
.142*), Bauch- (tau-b = .118*) und Rückenschmerzen (tau-b = .164**) leiden, schlafen schlecht. Ein ebenfalls signifikanter Zusammenhang besteht mit Schwindel (taub = .241**). Von Schwindel betroffen sind auch die Jugendlichen, die wenig schlafen
(tau-b = -.145**), und wie schon erwähnt, wirkt sich die kürzere Nachtruhe auch auf
die subjektive Schlafqualität aus (tau-b = -.242**).
5) Seelisches Befinden
Die Einschätzung des psychischen Wohlbefindens der befragten Jugendlichen wurde aufgrund der Häufigkeit von fünf psychoaffektiven Symptomen (Unzufrieden,
Traurigkeit, Probleme mit Mitmenschen, Suizidgedanken und Einschlafschwierigkeiten) erhoben.
Von den 329 befragten Jugendlichen fühlen sich die Mehrheit mit 93,6% (308) im
Allgemeinen glücklich und zufrieden, öfters hässig und unzufrieden lediglich 14,2%
(45), traurig und niedergeschlagen noch 11,1% (35). 5,8% (19) Kinder gaben an,
Probleme mit Mitmenschen zu haben, und 4,3% (14) haben auch schon an Suizid
gedacht.
Aus den Ergebnissen gehen keine signifikanten Korrelationen von psychoaffektiven
Symptomen mit Geschlecht, Alter, Schultypus und Wohnumgebung hervor. Lediglich kann eine leichte Signifikanz von Problemen mit Mitmenschen und zunehmenden Alter nachgewiesen werden (tau-b = .108*). Zudem haben Jugendliche mit hö-
20 herem Schultypus eine geringere Anfälligkeit zu traurigen und niedergeschlagenen
Gemütszuständen (tau-b -.126*). Die weiteren Resultate zeigen, dass Jugendliche,
welche sich als glücklich und zufrieden bezeichnen, viel weniger hässig und unzufrieden (tau-b = .229**), kaum traurig und niedergeschlagen sind (tau-b = .208**),
selten an Suizid denken (tau-b = -.197**), weniger Probleme mit Mitmenschen (taub = -.153**) und weniger Schlafstörungen haben (tau-b = -.171**).
Dass aber Jugendliche, die häufig hässig und unzufrieden sind, auch oft traurig und
niedergeschlagen sind (tau-b = .324**), Probleme mit ihren Mitmenschen haben
(tau-b = .321**) und auch schon an Suizid gedacht haben (tau-b = .177**), und Jugendliche mit Suizidgedanken oft Probleme mit ihren Mitmenschen haben (tau-b =
.140*) und schlecht schlafen (tau-b = .120*) könnten bereits signifikante Zeichen für
eine erhöhte Vulnerabiliät sein.
Probleme besprechen
Von den befragten Jugendlichen gaben 5% (17) an, überhaupt keinen Gesprächspartner zu haben, 87,5% (286) Schüler haben eine Vertrauensperson, mit der sie
über alle Probleme sprechen können.
6) Lebenszufriedenheit
Die Bewertung der Lebenszufriedenheit erfolgte über die Darstellung einer Leiter mit
elf Sprossen. Das obere Ende der Leiter wurde mit „ das beste denkbare Leben (10
Punkte)“ und das untere Ende mit „das schlechteste denkbare Leben (0 Punkte)“
bezeichnet. Die Jugendlichen wurden danach gefragt, auf welcher Sprosse sie ihr
derzeitiges Leben verorten.
Lebenszufriedenheit
60
50
40
30
20
10
0
Jungen
Mädchen
Abbildung 8: Anzahl befragter Mädchen und Jungen zu Bewertung der Lebenszufriedenheit
21 Die Resultate in der Befragung zeigen eine signifikante Korrelation zwischen Geschlecht und Lebenszufriedenheit (tau-b = -. 179**) und zeigen damit auf, dass Jungen ihre Lebenszufriedenheit höher einschätzen als gleichaltrige Mädchen. Die Faktoren Alter (tau-b = -.040), Lebensumgebung (tau-b = .033) und Schultypus (tau-b =
.053) hingegen, scheinen keinen signifikanten Einfluss auf die Lebenszufriedenheit
der Jugendlichen zu haben.
Weiter finden interessante Aspekte bezüglich Schulfreude, Schlaf, Zukunftsangst
und Familienstruktur und Lebenszufriedenheit. So geben Jugendliche eine höhere
Lebenszufriedenheit an, die gerne zur Schule gehen (tau-b = .168**), Spass in ihrer
Freizeit haben (tau-b = .177**), genügend (taub-b= .128**) und gut schlafen (taub=.179**). Jugendliche mit einer hohen Lebenszufriedenheit haben weniger Zukunftsängste (tau-b = .250**) und sehen sich auch besser in der Lage, mit Schwierigkeiten zu recht zu kommen (tau-b = .131**). Wie aus weiteren Resultaten hervor
geht, spielt die Familienstruktur ebenfalls eine zentrale Rolle der Jugendlichen. So
lebt die Mehrheit der Jugendlichen (31 von 42), die ihr derzeitiges Leben als „bestes
Leben“ angeben, in einer Familienstruktur mit Eltern und Geschwister.
Je mehr gesundheitliche Probleme bestehen, desto weniger gut wird der Gesundheitszustand eingeschätzt (tau-b = .597**), und je mehr gesundheitliche Probleme
bestehen, desto tiefer wird die Lebenszufriedenheit bezeichnet (tau-b = .208**). Jugendliche, die oft an Kopfschmerzen (tau-b = .113**) oder Schwindel (tau-b =
.194**) leiden, schätzen ihre Lebenszufriedenheit ebenfalls deutlich geringer ein. Je
besser der Gesundheitszustand der Jugendlichen, desto höher wird auch die Lebenszufriedenheit eingeschätzt (tau-b = .257**).
4.1.2
Ernährung und sportliche Betätigung
Eine gesunde Ernährung und genügend sportliche Betätigung wirken sich positiv
auf den Gesundheitszustand und die körperliche Entwicklung von Heranwachsenden aus. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) gibt regelmässig
Empfehlungen für eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung für jedes
Lebensalter ab. Die Ernährung Jugendlicher sollte ausgeglichen sein, sie ist aber
auch verbunden mit Freude und Geselligkeit. Aus diesem Grund dürfen Jugendliche
durchaus Süssigkeiten oder „Fast Food“ essen, jedoch sollte Letzteres durch Gemüse oder Früchte ergänzt werden. Beides sollte jedoch nur gelegentlich vorkommen und durch die anderen Tagesmahlzeiten ausgeglichen sein (SGE, 2010).
Körperliche Aktivität wirkt sich nicht nur auf das physische, sondern auch auf das
psychische Wohlbefinden aus, verbessert die kognitiven Fähigkeiten und fördert die
22 soziale Integration Jugendlicher (Hallal et al., 2006, in Kuntsche, 2012). Verschiedene Faktoren können einen Einfluss auf die Ernährung und die körperliche Aktivität
Jugendlicher haben, einige betreffen das Individuum (z.B. das Geschlecht, das Alter
und das Wissen über die Ernährung), andere gehören zum sozialen Umfeld (sozioökonomischer Status der Familie, der Einfluss der Gleichaltrigen oder der Medien
sowie die Verfügbarkeit und der Zugang zu Lebensmitteln) (Sallis et al., 2000; Taylor et al., 2005, in Kuntsche, 2012).
In diesem Kapitel werden Aspekte der Ernährungsgewohnheiten und der körperlichen Aktivität beschrieben:
1) Allgemeines Befinden beim Essen
2) Häufigkeit des Frühstückens
3) Häufigkeit bestimmter Nahrungsmittel und Getränke
4) Fett- und Zuckerkonsumverhalten
5) Sportliche Betätigung
1) Allgemeines Befinden
Von den befragten Jugendlichen gaben 89,1% (294) an, dass sie sich beim Essen
meistens oder immer wohl fühlen, 7,6% (25) fühlen sich oft unwohl und 1,5% (5)
immer unwohl beim Essen.
2) Häufigkeit des Frühstücks
Von den befragten Jugendlichen gaben lediglich 64,1% (211) an, regelmässig zu
frühstücken.
Tägliches Frühstück
kein Frühstück
Prozent
Frühstück
0
20
40
60
80
Abbildung 9: Häufigkeit des Frühstücks
Aus den Resultaten der Befragung ist eine deutliche Korrelation zwischen Frühstücksverhalten und einerseits Schultypus (tau-b = .182**) und andererseits der
Wohnumgebung (tau-b = .191**) auszumachen. Daraus kann gefolgert werden,
dass Jugendliche aus ländlicher Gegend häufiger frühstücken als ihre gleichaltrigen
23 Kameraden aus Agglomeration und Stadt und dass die Häufigkeit des Frühstücks
mit höherem Schulbildungsniveau zunimmt. Alter (tau-b = -.095) und Geschlecht
(tau-b = -.006) scheinen keinen signifikanten Einfluss zu haben, doch zeigt sich,
dass eher Jungen als Mädchen täglich frühstücken und die Tendenz eher zu jüngeren Schülern geht.
3) Häufigkeit bestimmter Nahrungsmittel und Getränke
Von den befragten Jugendlichen konsumieren täglich 82,1% Obst, 82,7% (272)
Gemüse und Salat, 79,3% (261) Milchprodukte und 93% (306) trinken täglich Wasser. Von Lebensmitteln, deren häufiger Verzehr nicht empfohlen wird, konsumieren
45,9% (151) täglich Süssigkeiten und Chips, 41% (135) Süss- oder Energygetränke.
Aus den Resultaten der Befragung können bezüglich Alter keine signifikanten Unterschiede im Ernährungsverhalten gesehen werden. Auch im Geschlechtervergleich zeigen Mädchen und Jungen in ihren Ernährungsweisen ein ähnliches Bild,
lediglich gibt es eine Auffälligkeit beim Konsum von Süssgetränken, welche mehr
von den Jungen bevorzugt werden (tau-b = -.250**). Signifikante Auffälligkeiten zeigen sich hingegen zwischen Ernährung und Schultypus und der Ernährung von
Stadt- und Landjugendlichen. So essen Jugendliche mit höherem Bildungsniveau
mehr Salat und Gemüse (tau-b = .175**), weniger Chips und Süssigkeiten (tau-b = .196**) und trinken auch weniger Süssgetränke (tau-b = .281**). Jugendliche vom
Land trinken ebenfalls weniger Süssgetränke (tau-b = -.191**) und konsumieren
weniger Chips und Süssigkeiten (tau-b = -.143**) als ihre gleichaltrigen Kameraden
in der Stadt.
Auffällige Korrelationen gibt es auch innerhalb der konsumierten Nahrungsmittel. So
zeigen die Ergebnisse deutlich, dass Jugendliche, welche täglich Süssigkeiten und
Knabbergebäck naschen, weniger Gemüse und Salate essen (tau-b=-, 113**) und
deutlich mehr Süssgetränke (tau-b = .359**) als Wasser trinken (tau-b = -. 149**).
4) Fett- und Zuckergehaltkonsumverhalten
Von den befragten Jugendlichen achten 88 (26.7%) auf Fett- und Zuckergehalt der
täglich konsumierten Speisen.
5) Sportliche Aktivität
Von den befragten Jugendlichen geben lediglich 17,9% (59) an, täglich Sport zu
treiben, mehr als 4x pro Woche treiben 46 (14%), 3-4x pro Woche 104 (31,6%), 12x pro Woche 103 (31,3%). 16 (4,9%) Jugendliche treiben keinen Sport.
24 Sportliche Aktivität pro Woche
keinen Sport
1-2x/Woche
3-4x/Woche
Prozent
mehr als 4x/Woche
täglich Sport
0 10 20 30 40 Abbildung 10: Häufigkeit der sportlichen Aktivität pro Woche
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich die Jungen häufiger als die Mädchen
(tau-b = -.251**) sportlich betätigen. Bezüglich Alter (tau-b = .026), Schultyp (tau-b =
.041) oder Wohngegend (tau-b = -.007) bestehen keine auffälligen Unterschiede.
Das heisst, dass sich das Bild bezüglich Häufigkeit der sportlichen Aktivität, unabhängig vom Alter oder der Lebensumgebung sowie auch bezüglich Schulbildung,
ähnlich zeigt.
4.1.3
Freizeit
Untersuchungen des Freizeitverhaltens zeigen, was Jugendliche mit ihrer Freizeit
anfangen. Grundsätzlich gibt es sowohl Tätigkeiten, die keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Altersgruppen, Geschlecht, Schulbildung oder Wohnumgebung während der Jugendzeit aufzeigen. So stellt Musik durch die gesamte Adoleszenz das wesentliche Medium da. Auch Freunde treffen ist eine im Zeitablauf unverändert wichtige Bezugsgruppe. Medien spielen eine immer wichtigere Rolle im
Leben der Jugendlichen. Jugendliche verfügen heutzutage über mehr Geld und
infolgedessen auch über mehr von dem, was man mit Geld kaufen kann. Ein Grossteil der Jugendlichen verfügt über eine eigenen „medialen Werkzeugschrank“ (Luger, 1999, in Hepp, 2004). Auch Computerspiele sind heute nicht mehr aus Kindheit
und Jugend wegzudenken und können durchaus unterhaltsam, spannend und lernfördernd sein. Manche Spiele verherrlichen und verharmlosen jedoch Töten und
Gewalt, können darüber hinaus süchtig machen und zur Flucht Jugendlicher aus
der Realität in eine Fantasiewelt beitragen – die in einem gewissen Ausmass für
Kinder und Jugendliche zwar normal ist, aber in dieser Form durch die mit diesen
Medien verbundenen Nebenwirkungen kritisch zu betrachten ist.
Zugenommen hat auch der Besitz von Mobiltelefonen. Ständig erreichbar zu sein,
sind für Jugendliche überzeugende Argumente für eine Anschaffung, denn die Interaktion zwischen den Jugendlichen findet heute nicht mehr nur real, sondern auch
über das Smartphone statt.
25 In diesem Kapitel werden Freizeitverhalten und Befinden in der Freizeit beschrieben. Die Jugendlichen wurden befragt zu:
1) Spass und Hobbies
2) Freizeitverhalten
3) Sitzende und aktive Freizeitaktivitäten
1) Spass und Hobbies
Von den befragten Jugendlichen haben 86% (284) in ihrer Freizeit häufig oder meistens Spass, 12,9 % (43) langweilen sich manchmal oder häufig.
Tätigkeiten, die von den Jugendlichen in der Freizeit häufig oder sehr häufig durchgeführt werden: Freizeitjob (35,9%), Lesen (42,9%), Musik hören (90.9%), Musizieren (35,9%), in die Stadt gehen (61,4%), Fernsehen (65%), Basteln, Werken, Handarbeit (24,6%), Handy (71,1%), PC (37,7%), Pfadi, Feuerwehr (7.9%), Schülertreff
(17,6%), Freunde treffen (89,4%),Tiere pflegen (32,2%), Velo/Töffli fahren (52,9%).
Freizeittätigkeiten
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Prozent
Abbildung 11: Freizeittätigkeiten der Jugendlichen
2) Freizeitverhalten
Aus den Resultaten der Befragung geht hervor, dass Freizeittätigkeiten wie Musik
hören, Handy, Fernsehen und PC-Spiele keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Altersgruppen innerhalb der Jugendzeit ausmachen. Mit zunehmendem
Alter treffen sich Jugendliche öfter mit Freunden. Während sich jüngere Mädchen
mit Tätigkeiten wie Basteln und Tiere pflegen beschäftigen, gehen sie mit zuneh-
26 menden Alter häufiger in die Stadt. Sie lesen mehr und hören generell öfter Musik
als Jungs. Diese beschäftigen sich derweil häufiger mit PC-Spielen und Velo/Töfflifahren. Einen signifikanten Unterschied im Freizeitverhalten zeigt sich zwischen Land- und Stadtjugend. Während die Jugendlichen vom Land öfter Freizeitjobs nachgehen (tau-b = .105*), Basteln (tau-b = .167**), Tiere pflegen (tau-b =
.167**), Velo fahren (tau-b = .262**) und in der Pfadi/Feuerwehr (tau-b = .142**)
sind, gehen ihre Kollegen aus der Stadt öfter shoppen (tau-b = -352**), sehen häufiger fern (tau-b = -.129*), benutzen das Handy häufiger (tau-b = -.130*) und hören
etwas mehr Musik (tau-b = -.106*). Auch bei der Schulbildung zeigen sich Unterschiede im Freizeitverhalten. So lesen die Jugendlichen mit zunehmender Schulbildung öfter (tau-b = .170**), gehen häufiger Freizeitjobs nach (tau-b = .116*) und
musizieren mehr (tau-b = .213**). Jugendliche mit tieferem Schulbildungsniveau
haben die Tendenz, häufiger in die Stadt zu gehen (tau-b = -.177**), mehr fernzusehen (tau-b = -.129**) und häufiger am Handy zu gamen (tau-b = -.226**).
3) Freizeitaktivitäten im Sitzen
Sitzende Freizeitaktivitäten wie Fernsehen, PC-Spiele, Handy usw. sind wichtige
Indikatoren für das Gesundheitsverhalten der Jugendlichen. Aus den Ergebnissen
der Befragung geht hervor, dass Mädchen ihre Freizeit eher mit sitzenden Tätigkeiten wie Fernsehen, Handy etc. verbringen als Jungen. Auch nehmen mit zunehmendem Alter die sitzenden Freizeitaktivitäten zu.
Sitzende Freizeitverhalten korrelieren signifikant miteinander, das heisst, wer fernsieht, spielt auch am Handy (tau-b = .338**), wer am Handy spielt, gamet auch am
PC (tau-b = .169**). Sitzende Freizeitaktivitäten korrelieren zuungunsten aktiver
oder musischer Freizeitbeschäftigungen wie Freizeitjob (tau-b = -.113*), lesen (tau-b
= -.116*), musizieren (tau-b = -.195**), basteln/werken (tau-b = -.148**) und Tiere
pflegen/betreuen (tau-b = -.172**). Auffällig ist ebenfalls, dass mit zunehmendem
Schulbildungsniveau die sitzenden Freizeitaktivitäten eher zugunsten körperlicher
(Freizeitjob, tau-b = .170**) und musischer Aktivitäten wie musizieren (tau-b =
.231**) und lesen (tau-b = .116*) zurückgehen und auf dem Lande sitzende Freizeitaktivitäten weniger stark verbreitet sind als bei den Jugendlichen in der Stadt
(shoppen, tau-b = -352**), fernsehen, tau-b = -.129*, Handykonsum, tau-b = -.130*).
Wenn Jugendliche häufig fernsehen, gamen oder am Handy sind, wirkt sich das
negativ auf das Ernährungsverhalten aus, denn sie konsumieren auffällig mehr
Süssgetränke (tau-b = .240**), Süssigkeiten oder Knabbergebäck (tau-b = .267**)
und essen deutlich weniger Gemüse und Salat (tau-b = -.222**).
27 4.2
4.2.1
Soziale Umgebung
Familie
Die Familie ist neben der Schule und Peergroups eines des wichtigsten sozialen
Settings im Jugendalter. Zahlreiche Studien belegen die Wichtigkeit der Familie für
das Leben Jugendlicher. Insbesondere die Qualität der Beziehung zur den Eltern
sowie deren Unterstützung bei der Sozialisation sind entscheidende Determinanten
für die psychosoziale Entwicklung Jugendlicher (Buelga und Musitu, 2006, in Kuntsche, 2012).
Der Prozess der Autonomieentwicklung und die Veränderung der Rollenwahrnehmung innerhalb der Familie, die den Übergang zum Erwachsenenalter kennzeichnen, sind oftmals mit Spannungen oder Konflikten im familiären Umfeld verbunden.
Sind diese Konflikte gravierend und ausdauernd, können sie bei Jugendlichen einerseits internalisierte Probleme wie Depressionen oder Angstzustände bewirken.
Andererseits können sich die Probleme auch externalisiert durch Gewaltausübung
oder anderweitiges risikoreiches Verhalten zeigen (Buist et al., 2004; Moreno et al.;
Yu et al., 2006, in Kuntsche, 2012).
Die Qualität der Beziehung zur Familie und die Familienstruktur sind für Kinder und
Jugendliche von enormer Wichtigkeit für die psychosoziale Entwicklung. Als Unterstützung und Vorbildfunktion bei der Sozialisation spielen sie eine zentrale Rolle
(Buelga und Musitu, 2008, in Kuntsche, 2012). Fallen diese familiären Vorbilder
beispielsweise durch veränderte Familienstrukturen weg, kann dies einerseits internalisierte Probleme (abnehmende gesundheitliche Lebensqualität, Angst und Depressionen) wie auch externalisierende Probleme zur Folge haben (Allan, Porter,
McFarland, McElhaney und Marsch, 2007, in Oliva und Hüttenmoser Oliva, 2013).
Das externalisierte Verhalten ist oft mit Gewalthandlungen assoziiert, die als Folge
selber persönliche Gesundheitsrisiken auslösen (Hagan und Foster, 2001, in Oliva
und Hüttenmoser Oliva, 2013).
Die Beziehung zur Familie und deren Mitgliedern ist deshalb unter diesen Gesichtspunkten entscheidend, um Probleme des Erwachsenwerdens erfolgreich zu bewältigen.
28 In diesem Abschnitt werden die Familienverhältnisse unter folgenden Aspekten untersucht:
1) Familienstruktur
2) Wohnumgebung und Wohngebäude
3) Beruf und Arbeitsort der Eltern
4) Tabak- und Alkoholkonsum der Familienmitglieder
1) Familienstruktur
Aus den Informationen der befragten Jugendlichen über die Familienmitglieder, mit
denen sie zusammenleben, kann die Familienstruktur ermittelt werden. Aus den
Antworten der 329 befragten Jugendlichen ergeben sich folgende Familienstrukturen:
63,5% (209) leben mit ihren Eltern und Geschwistern, 14,3% (47) leben mit ihrer
Mutter und Geschwistern, 9,4% (31) leben mit beiden Eltern, 6,7% (22) leben mit
ihrer Mutter, 2,4% (8) leben mit ihrem Vater.
Familienstruktur
mit Mutter
mit Eltern
mit Eltern und Geschwister
0
10
20
30
40
50
60
70
Prozent
Abbildung 12: Familienstrukturen
2) Wohnumgebung und Wohngebäude
Von den 329 befragten Jugendlichen leben 44,8% (144) in der Agglomeration,
30,4% (100) auf dem Land, 25,8% (85) in der Stadt. 52% (172) leben in einem Einfamilienhaus und 47% (157) in einer Wohnung.
3) Beruf und Arbeitsort der Eltern
27,4% (90) der Väter sind in einer höheren Position tätig, selbständig erwerbend
oder haben einen akademischen Beruf. 29,2% (96) der Väter sind im unteren oder
mittleren Kader tätig. 36,8% (121) der Väter sind als Angestellte tätig. Von allen
Vätern arbeiten 80,2% (264) auswärts und 10,9% (36) zu Hause.
17,9% (59) der Mütter sind in einer höheren Position tätig, selbständig erwerbend
oder haben einen akademischen Beruf. 32,3% (106) der Mütter sind im unteren
29 oder mittleren Kader tätig. 43,2% (142) der Mütter sind als Angestellte oder Familienfrau tätig. Von allen Müttern arbeiten 60,5% (199) auswärts und 31,9% zu Hause.
Aus der Befragung ist weiter ersichtlich, dass ein signifikanter Zusammenhang der
beruflichen elterlichen Tätigkeiten und dem Schultypus der befragten Jugendlichen
besteht. Je höher die Berufsausbildung der Eltern ist (Beruf Vater, tau-b = -.399**,
Beruf Mutter tau-b = -.372**), desto mehr Kinder besuchen einen höheren Schultypus (tau-b = -.399**/ -.377**). Die Bildung der Eltern beeinflusst also auch die Bildung der Kinder.
4) Tabak und Alkoholkonsum in der Familie
Im Rahmen der Befragung wurden die Anteile Jugendlicher erfasst, bei denen mindestens eine Person in der Familie a) raucht und b) regelmässig Alkohol konsumiert. 15,2 % gaben an, dass ihr Vater raucht. Bei 6,4% raucht die Mutter und bei
5,5% ein oder mehrere Geschwister. Ebenfalls 15,2% gaben an, dass ihr Vater regelmässig Alkohol konsumiere, bei 0,6% ist es ihre Mutter und bei 4,6% ein oder
mehrere Geschwister, die regelmässig Alkohol trinken. Das heisst, dass ungefähr 1
von 5 Jugendlichen mit dem regelmässigen Konsumieren von Alkohol konfrontiert
wird.
Weiter ist aus den Resultaten der Befragung ersichtlich, dass ein signifikanter Zusammenhang rauchender Familienmitglieder mit rauchenden Jugendlichen (tau-b =
.160**) besteht, und Alkohol konsumierender Familienmitgliedern mit Alkohol konsumierenden Jugendlichen (tau-b = .201**). Ausserdem besteht ein signifikanter
Zusammenhang von Tabak und Alkohol (tau-b = .473**). In rauchenden Familien
wird also auch regelmässig Alkohol konsumiert.
Es sind also vor allem Jugendliche aus Familien, in denen geraucht oder Alkohol
konsumiert wird, die ebenfalls regelmässig rauchen oder Alkohol konsumieren.
Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass die Familie auch bezüglich negativer Verhaltensweisen wie Suchtmittelkonsum eine zentrale Vorbildfunktion ausübt.
4.2.2
Schule
Die Schule nimmt im Alter von 11 bis 15 Jahren einen zentralen Platz im Leben der
Jugendlichen ein. Einige Studien konnten nachweisen, dass die Freude an der
Schule während der Adoleszenz abnimmt. Diese Entwicklung verhält sich bei den
Geschlechtern unterschiedlich. Die Schulfreude geht bei Jungen mit zunehmendem
Alter stärker zurück als bei den Mädchen (Fend, 1997).
30 Die Schule wird als wichtiges Setting der Gesundheitsförderung gesehen, weil
durch sie Heranwachsende aus allen Schichten über viele Jahre hinweg erreicht
werden können (Naidoo & Wills, 2010). Gesundheit und Lernfähigkeit stehen in
einem wichtigen Zusammenhang. Die Schulerfahrungen der Jugendlichen beeinflussen die Entwicklung ihres Selbstwertgefühls, ihre Selbstwahrnehmung und ihr
Gesundheitsverhalten. Schüler und Schülerinnen mit schwachen Schulleistungen,
einem geringen Bildungsanspruch und einer hohen Abwesenheitsrate greifen früher
riskante Verhaltensweisen auf (Canning et al., 2004, in Naidoo & Wills, 2010).
Aufgrund des zentralen Stellenwertes der Schule wurden die Jugendlichen bezüglich ihrer Einstellung zur Schule befragt. Von den befragten Jugendlichen gehen
23,5% (76) sehr gerne zur Schule, 62.8% (208) mittelmässig gerne, nicht so gerne
9.1% (30) und gar nicht gerne 4.3% (14).
Wider Erwarten und wider den Resultaten der HBSC-Studie von 2010 zeigen die
Mädchen und Jungen der vorliegenden Studie bezüglich Schulfreude ein in etwa
ähnliches Bild (siehe Abbildung unten). Mädchen gehen zwar insgesamt etwas lieber zur Schule als die Jungen, doch sind die Resultate nicht signifikant unterschiedlich. Diese Untersuchung bezieht sich allerdings nur auf das Alter der Adoleszenz
und kann nicht auf die Gesamtheit aller Schüler bezogen werden.
Schulfreude
120
100
80
60
Jungen
40
Mädchen
20
0
sehr gerne zur
mittelmässig
nicht so gerne
Schule
gerne zur Schule
zur Schule
gar nicht gerne
zur Schule
Abbildung 13: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen gemessen an der Schulfreude
Aus den weiteren Resultaten der Befragung ergeben sich ebenfalls keine signifikanten Korrelationen zwischen Schulfreude und (dem untersuchten) Alter (tau-b =
.068), Schultypus (tau-b = .095) oder Lebensumgebung (tau-b = -.012).
4.2.3
Freunde
Freundschaften zeichnen sich durch einen hohen Grad an gegenseitiger Zuneigung
(Dunn, 1933), Vertrauen, Offenheit, Intimität, Verlässlichkeit, gemeinsame Projekte
31 und Aktivitäten aus (Flammer & Alsaker, 2002, in Kuntsche, 2012). Der Einfluss von
Freundinnen und Freunden sowie von Gleichaltrigen im Allgemeinen auf die Entwicklung von Jugendlichen, beispielsweise auf gesundheitsschädigendes Verhalten
oder auf Einstellungen und die emotionale Wahrnehmung, wurde in vielen Studien
beobachtet (umfassende Literaturübersicht in Dodge et al, 2006, in Kuntsche,
2012).
Von den befragten Jugendlichen erachten 12.2% die Tätigkeiten der Freunde als
Vorbild, 28.5% als nachahmenswert. Die Tätigkeiten der Freunde wecken bei 46%
Ansporn, das Gleiche zu tun. Selbst Einfluss auf die Tätigkeiten der Freunde zu
haben, geben 49.2% der Jugendlichen an.
Freunde
49.2
Eigene Ideen beeinflussen die
46.5
Tätigkeiten der Freunde wecken
Prozent
28.9
Tätigkeiten der Freunde sind
12.2
Freunde sind Vorbilder
0
10
20
30
40
50
60
Abbildung 14: Einflussverhalten von Freunden
4.3
Risikoverhalten
1) Sexualität
2) Alkohol, Tabak und illegale Substanzen
3) Gewalt und Bedrohungen
4) Zukunftsängste
5) Protektion
6) Bewältigung von Schwierigkeiten
4.3.1
Sexualität
Jugendliche sind im Bezug auf ihre ersten sexuellen Erfahrungen besonderen Risiken ausgesetzt, wie beispielsweise ungewollte Schwangerschaften, sexuell übertragbare Krankheiten (STI), HIV oder Gebärmutterhalskrebs durch Humane Papillomaviren (HPV), zudem neigen Jugendliche in der Adoleszenz allgemein dazu,
höhere Risiken einzugehen. Eine diesbezügliche Aufklärung und Prävention ist
deshalb gerade in dieser Zeit elementar. Die Jugendlichen wurden deshalb über
32 ihre Einschätzung bezüglich Information durch Eltern, Schule oder durch eigene
Informationsbeschaffung befragt.
Information über Verhütung und HIV/AIDS und STI
Von 302 befragten Kindern denken 82,1%, dass sie genügend über AIDS/HIV und
STI informiert sind, und bei Fragen über Verhütung fühlen sich lediglich 3% ungenügend informiert.
4.3.2
Tabak, Alkohol und illegale Substanzen
Tabak
Der Nikotinkonsum von Jugendlichen ist eine besorgniserregende Realität und ein
wichtiger Indikator für das Risikoverhalten Jugendlicher. So tendieren Jugendliche
dazu, die Folgen des Tabakkonsums zu unterschätzen, indem sie eher die kurzfristigen – vermeintlich positiven – Folgen sehen als die schädlichen Langzeitfolgen
(Godeau et al., 2002, in Sucht Schweiz, Forschungsbericht Nr. 75, 2015).
91,8% (302) der befragten Jugendlichen rauchen weder regelmässig noch gelegentlich. Von den 7.9% (26) der befragten Schüler, die regelmässig rauchen, geben
63% (18) an, dass auch in der Familie geraucht wird, und 76% (19) haben auch
Freunde, die rauchen.
Alkohol
Der regelmässige Konsum von Alkohol und illegalen Substanzen stellt ebenfalls
einen erheblichen Risikofaktor einerseits für das Auftreten von Krankheiten dar,
andererseits steht der Konsum von Alkohol und illegalen Substanzen in engem Zusammenhang mit Verletzungen, Unfällen im Strassenverkehr oder anderen riskanten Verhalten, welche oftmals unter Alkohol- und Drogeneinfluss auftreten.
Von 329 befragten Schülern gaben 13,7% (45) an, gelegentlich oder regelmässig
Alkohol zu konsumieren. Davon gaben 56,8% (25) an, dass ebenfalls in der Familie
regelmässig Alkohol konsumiert wird, und 75,5% (34) haben auch Freunde, die regelmässig Alkohol konsumieren.
Illegale Substanzen
Von den befragten Jugendlichen geben 2,7% (9) an, gelegentlich oder regelmässig
Drogen zu konsumieren. Davon geben 77,8% (7) an, Freunde zu haben, die ebenfalls Drogen konsumieren. Wie in Abbildung 15 unten (Alkohol, Tabak, illegale Substanzen) ersichtlich, steigt der Konsum von Alkohol (tau-b = .258**), Tabak (tau-b =
.178**) und der illegalen Substanzen (tau-b = .178*) mit zunehmendem Alter der
befragten Jugendlichen an, während bei dieser Untersuchung kein signifikanter Un-
33 terschied im Geschlechtervergleich vorliegt. Auffällig ist, dass es einen signifikanten
Zusammenhang zwischen dem Rauchverhalten und dem Alkoholkonsum (taub-b =
.473**) oder dem Konsum illegaler Substanzen (tau-b = .296**) gibt. Damit ist gemeint, wer raucht, trinkt auch mehr Alkohol oder konsumiert illegale Substanzen.
Der leicht signifikante Wert in Korrelation von Alkohol und Schulbildung (tau-b =
.113*) könnte mit dem Umstand, dass sich in den Klassen mit höherer Schulbildung
(Quarta) vor allem ältere (15- bis 17-jährige) Jugendliche befinden (Alter-Alkohol;
tau-b = .258**).
Abbildung 15: Übersicht über Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum differenziert nach Alter,
Geschlecht, Schultypus und Wohnumgebung
Aus den weiteren Ergebnissen geht hervor, dass Jugendliche, welche rauchen, ihren Gesundheitszustand geringer einschätzen (taub-b= -.145**) als Jugendliche
ohne Suchtverhalten. Bei den Alkohol konsumierenden Jugendlichen ist dies sogar
noch deutlicher (tau-b = -197**). Sie leiden auch häufiger unter gesundheitlichen
Problemen (tau-b = .208**), im Speziellen unter Rückenschmerzen (tau-b = .149**)
und Schwindel (tau-b = .190**).
Jugendliche, die ein Suchtverhalten zeigen, sind auch häufiger hässig und unzufrieden (tau-b = .180**), traurig und niedergeschlagen (tau-b = .136*), haben Probleme
34 mit Mitmenschen (tau-b=.123*) und haben auch schon an Suizid gedacht (tau-b =
.184**). Sie schlafen weniger (tau-b = -.209**) und schlechter (tau-b = .136*).
Negatives Gesundheitsverhalten wie Suchtverhalten wirkt sich auch auf andere
Verhaltensweisen negativ aus, so nimmt das protektive Verhalten im Strassenverkehr (Helm) deutlich ab (tau-b = -.222*).
4.3.3
Gewalt und Bedrohungen
Die zunehmende schulische Gewalt scheint zu einer gängigen Austragungsform
zwischenmenschlicher Probleme geworden zu sein. Daten der internationalen Studie (Currie et al., HBSC 2008) zeigen auf, dass in der Schweiz zwar körperliche
Gewalt in der Schule weniger ausgeprägt ist, jedoch subtilere Formen von Gewalt
häufiger vorkommen, angefangen bei Hänseleien und Beleidigungen über verbale
und psychische Aggressionen bis hin zu sozialer Ausgrenzung, welche für die Opfer
nicht minder schwere Konsequenzen zur Folge haben können. Deshalb erstaunen
auch die erhobenen Befunde dieser Befragung über Mobbing und Bedrohung durch
Gewalt nicht, spiegeln sie doch die Resultate der nationalen Befragung (HBSC
2010) wider.
Mobbing und Gewalt in der Schule
Erschreckend ist das Ergebnis einer unter Jugendlichen verbreiteten Form von subtiler Gewalt, dem Mobbing, und der Bedrohung der Jugendlichen durch Gewalt.
Von den befragten Schülern gaben 30,9% (101) an, dass in ihrer Klasse gemobbt
wird oder wurde. 72,6% (239) fühlen sich von (subtiler) Gewalt bedroht (siehe Abbildung unten).
Mobbing und Gewalt in der Schule
Prozent
Bedrohung durch Gewalt
Mobbing
0
20
40
60
80
Abbildung 16: Bedrohung durch Mobbing oder Gewalt in der Schule
Aus den Resultaten dieser Befragung geht hervor, dass vor allem in Klassen mit
tieferem Schulniveau schikaniert und gemobbt wird, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Wohnumgebung. Der Bedrohung durch Gewalt sind mit zunehmendem Alter (tau-b = .159**) deutlich mehr Mädchen (tau-b = .177**) unterworfen. Das
35 wirkt sich deutlich auf die Schulfreude (tau-b = -133**) und auf die gesundheitlichen
Probleme (tau-b = .-124**) der Jugendlichen aus. So zeigen sich auffällige somatische Symptome wie beispielweise Bauchschmerzen (tau-b = .156**) und Schwindel
(tau-b = .164**) bei Jugendlichen, die von Mobbing und Gewalt betroffen sind.
Bedrohungen durch Umwelt
Aus Umfragen geht hervor, dass Jugendliche dem Schutz der Umwelt sehr aufgeschlossen gegenüberstehen. Ergebnisse aus Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche in einem erheblichen Ausmass Zukunftsängste vor allem gegenüber den
Umweltproblemen haben (Szagun et al., 1994) und sich zunehmend von der absehbaren Entwicklung bedroht fühlen (Waldmann 1994).
Auch wenn oftmals von einem sinkenden Umweltbewusstsein bei Jugendlichen die
Rede ist, lässt dies vermutlich eher auf die fehlenden Handlungsmöglichkeiten als
auf mangelnde Einsicht in die Wichtigkeit des Umweltschutzes schliessen. Das
Thema „Bedrohung durch die Umwelt“ nimmt bei den befragten Jugendlichen einen
exponierten Stellenwert ein, und deshalb erstaunen die folgenden Ergebnisse nicht
unbedingt.
Von den hier befragten Jugendlichen fühlen sich 79.9% von der zunehmenden Luftverschmutzung bedroht, von Handy- und anderer Strahlung 74,5%, gentechnisch
veränderte Lebensmittel finden 54.4% bedenklich, 48.6% fühlen sich durch den
Strassenverkehr bedroht und 30.7% fühlen sich durch Lärm eingeschränkt.
Aus den erhobenen Resultaten lassen sich weitere signifikante Korrelationen erstellen. So zeigt sich die Bedrohung durch Luftverschmutzung (tau-b = .115*) und Handystrahlung (tau-b = .176**) bei Mädchen und mit zunehmendem Alter (taub=.167**) stärker als bei Jungen und bei jüngeren Kindern. Jugendliche auf dem
Land fühlen sich von der Luftverschmutzung etwas weniger betroffen (tau-b = .129*). Die Sensibilisierung für Umweltfragen zeigt sich auch beim höheren Schultypus, und Jugendliche dieses Typus denken, dass Handy-Strahlungen (tau-b =
.159**) sowie Gen-Lebensmittel (tau-b = .115*) zukünftige Probleme schaffen könnten.
4.3.4
Zukunftsangst
Von 329 befragten Jugendlichen äusserten 3,6% (12), dass ihnen die Zukunft Angst
mache, 24% (81) haben manchmal, 43,2% (142) selten Angst vor der Zukunft. Lediglich 28,6% (94) sehen ohne Angst in ihre Zukunft.
36 Wie die vorliegende Befragung zeigt, sind es vor allem die männlichen Jugendlichen, die geringere Zukunftsängste haben (tau-b = - .179**), und eher jüngere Kinder (tau-b = - .114**). Als Erklärungen für Ängste zeigen sich vor allem in signifikanten Zusammenhängen mit Bedrohungen durch die Umwelt, im Speziellen Lärm (taub = -108*), Luftverschmutzung (tau-b = - 158**), Strassenverkehr (tau-b = -126**),
Handy- und andere Strahlen (tau-b = -166**), Gen-Food (tau-b = -117*) und die Bedrohung durch Gewalt (tau-b = -122*).
Zukunftsangst
3.6
oft Angst vor der Zukunft
manchmal Angst vor der Zukunft
43.2
selten Angst vor der Zukunft
43.2
Prozent
28.6
keine Angst vor der Zukunft
0
10
20
30
40
50
Abbildung 17: Zukunftsangst der befragten Jugendlichen
4.3.5
Protektion
Schutz vor äusserlichen Einwirkungen
Laut einer Befragung von Jugendlichen über ihr Sonnenschutzverhalten (Krebsliga,
2014) stellte sich heraus, dass sich die meisten Jugendlichen unzureichend vor
Sonneneinstrahlung schützen. Zum einen sind die befragten Jugendlichen ungenügend über die Folgen informiert, zum anderen sind Hüte und Sonnenbrillen unbeliebte Protektoren. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich die Jugendlichen auch bei anderen Umwelteinflüssen ungenügend schützen. Aufgrund der
Wichtigkeit der Prävention von Folge- oder Langzeitschäden wurden die Jugendlichen über ihr Protektionsverhalten befragt bezüglich:
•
Sonnenschutzverhalten
•
Gehörschutz
•
Kopfschutz im Strassenverkehr
•
Protektion beim Wintersport
Von den befragten Jugendlichen dieser Studie gaben 91,5% (301) an, sich beim
Skifahren/Snowboarden mit Helm und Protektoren zu schützen, einen Helm beim
Velofahren tragen aber lediglich 45% (148). Haut- und Augenschutz bei Sonnen-
37 einwirkungen befolgen 65,7% (216), jedoch nur 22,2% (73) schützen ihr Gehör bei
lauter Musik.
Protektion
22.2
Gehörschutz
45
Helm beim Velofahren
91.5
Protektion im Wintersport
Prozent
65.7
Sonnenschutz
0
20
40
60
80
100
Abbildung 18: Protektionsverhalten
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich Mädchen (tau-b = .154**) und Jugendliche mit höherem Schulbildungsniveau (tau-b = .142**) häufiger vor Sonneneinstrahlung schützen. Das Helmtragen im Strassenverkehr ist in ländlichen Gegenden deutlich verbreiteter (tau-b = .204**) als in Agglomeration und Stadt. Leider
nimmt mit zunehmendem Alter das Helmtragen im Strassenverkehr deutlich ab
(taub-b= - .306**), wobei sich das Helmtragen bei Wintersport offenbar etabliert hat.
Der signifikante Wert der Landjugend beim Helmtragen im Wintersport, (tau-b =
.278**) könnte dadurch erklärt werden, dass diese mehr Wintersport betreiben als
Gleichaltrige in der Stadt. Gehörschutz betreiben ebenfalls die Jugendlichen vom
Land konsequenter (tau-b = .142**), und auch bei steigendem Schulbildungsniveau
wird das Gehör besser geschützt (tau-b = .167**). Generell kann gesagt werden,
dass sich Jugendliche vom Land und Jugendliche mit höherem Schulbildungsniveau
konsequenter vor Umwelteinflüssen schützen.
4.3.6
Bewältigung von Schwierigkeiten
Jugendliche, die Risikoverhalten experimentell und nur gelegentlich zeigen, unterscheiden sich von denjenigen Jugendlichen, deren gesundheitliche und soziale
Entwicklung durch massives und andauerndes Risikoverhalten ernsthaft gefährdet
ist. Es gehört zu den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen, die Fähigkeit des
Umgangs mit Risiken zu lernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen
sie umgehen können und mit welchen nicht. Dies ist notwendig, um die eigenen
Kompetenzen abzuschätzen und um Defizite kompensieren zu können (Hendry und
Kloep, 2002, S. 85).
38 Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung (Definition: „Die optimistische Überzeugung
einer Person, über die notwendigen personalen Ressourcen zur Bewältigung
schwieriger Anforderungen zu verfügen. Im Vordergrund stehen dabei nicht die objektiven Ressourcen, sondern der Glaube an diese.“ Bandura, 1997) ist eine wichtige Ressource bei der Bewältigung schwieriger Lebensanforderungen und erhöht die
Resilienz, das heisst, die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen
wie traumatischen Erfahrungen, Misserfolgen, sozialen Risikobedingungen usw.
umzugehen. Diese Resilizenz ist ein wichtiger Faktor im verantwortungsvollen Gesundheitsverhalten Jugendlicher. In diesem Kontext wurden die Jugendlichen dieser
Untersuchung nach ihren Bewältigungsmöglichkeiten befragt.
Von den aus der vorliegenden Studie befragten Kindern finden 77,7% (247), dass
sie immer eine Lösung auf ein Problem finden, 59% (184) wissen, wie sie sich in
unerwarteten Situationen verhalten sollen, 56,3% (175) sehen Schwierigkeiten gelassen entgegen, und 71,7% (225) finden, dass sie schon klar kommen, egal was
passiert. 67,7% (210) geben an, dass sie Probleme aus eigener Kraft meistern können, und 26,5% (83) denken, dass sie – um voranzukommen – gezwungen sind,
Dinge zu tun, die eigentlich nicht richtig sind. 27% (84) denken, dass Menschen wie
sie nur geringe Möglichkeiten haben, ihre Interessen gegen andere durchzusetzen,
und 26,3% (82) haben das Gefühl, dass das, was in ihrem Leben passiert, von anderen abhängt (siehe Abbildung unten).
Bewältigung von Schwierigkeiten
Ich habe das Gefühl, das meiste, was in meinem
Leben passiert, von anderen Leuten abhängt
26.3
Menschen wie ich haben nur geringe
Möglichkeiten, ihre Interessen gegen andere
27
Um heute in der Welt voranzukommen bin ich fast
gezwungen Dinge zu tun, die eigentlich nicht
26.5
Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus
eigener Kraft meistern
67.7
Was auch passiert, ich kann für jedes Problem
eine Lösung finden
71.7
Schwierigkeiten sehe ich gelassen entgegen, weil
ich an meinen Fähigkeiten vertrauen kann
56.3
In unerwarteten Situationen weiss ich immer wie
ich mich verhalten soll
59
Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir
immer, wenn ich mich bemühe
77.7
Abbildung 19: Bewältigung von Schwierigkeiten
Aus den vorliegenden Ergebnissen dieser Befragung geht hervor, dass Jungen wie
Mädchen Schwierigkeiten in etwa gleich bewältigen können, einzig der Variable
39 „Um voranzukommen, bin ich fast dazu gezwungen, Dinge zu tun, die eigentlich
nicht richtig sind“ stimmten deutlich mehr Jungen (tau-b = -.140*) und Jugendliche
mit zunehmendem Alter (tau-b = .131**) zu. Auffällig ist auch, dass Jugendliche mit
tieferem Schulbildungsniveau auffällig oft finden, dass Aussagen wie: „Menschen
wie ich haben nur geringe Möglichkeiten, ihre Interessen gegen andere durchzusetzen“ (tau-b = -.231**) und „was in meinem Leben passiert von anderen abhängt“
(tau-b = -.170**) auf sie zutreffen würden, aber nichtsdestotrotz finden sie dennoch,
dass Aussagen wie: „In unerwarteten Situationen weiss ich immer oder meistens,
wie ich mich verhalten soll“ (tau-b = -.142**) und „was auch passiert, ich werde
schon klar kommen“ (tau-b=- .112**) für sie stimmen. Damit liegen sie mit den Jugendlichen aus der Stadt gleich, die ebenfalls „Schwierigkeiten gelassener entgegensehen“ (tau-b = -.151**), „Auftauchende Probleme öfter aus eigener Kraft meistern können“ (tau-b = -.172**), „in unerwarteten Situationen öfter wissen, wie sie
sich verhalten sollen“ (tau-b = -.134*) und öfter „schon klar kommen, egal was passiert“ (tau-b = -. 155**) als ihre Schulkollegen auf dem Land.
4.4
Zusammenfassung der Resultate
Die Jugendlichen schätzen ihren physischen und psychischen Gesundheitszustand
mehrheitlich positiv ein und sind mit ihrem Leben zufrieden. Über alles hinweg gesehen sind dabei Jungen zufriedener und schätzen ihre subjektive Gesundheit tendenziell höher ein als Mädchen. Betrachtet man den Kontext Lebensumgebung,
können keine signifikanten Unterschiede bezüglich subjektiver Gesundheit und Lebenszufriedenheit gefunden werden.
Familie, Freunde und Schule nehmen einen wichtigen Stellenwert im Leben der
Jugendlichen ein, wobei die Familie eine wichtige Vorbildfunktion im Gesundheits-,
Risiko- und Ernährungsverhalten innehat, Peergruppen Freizeittätigkeiten und das
Risikoverhalten beeinflussen und der Leistungsdruck im schulischen Kontext einen
wesentlichen Anteil an der sinkenden Lebenszufriedenheit der Jugendlichen hat.
Nur eine Minderheit der befragten Jugendlichen zeigt risikohafte Verhaltensweisen
wie Rauchen oder den Konsum illegaler Substanzen wie Cannabis. Dabei zeigt
sich, dass der Anteil der rauchenden Mädchen tendenziell höher ist. Hingegen steigt
der Alkoholkonsum mit zunehmendem Alter und tendenziell bei Jungen leicht an.
Risikoverhalten zeigt sich tendenziell in der Lebensumgebung Stadt höher als auf
dem Land. Mädchen zeigen generell ein besseres Gesundheitsverhalten, was sich
vor allem im Ernährungsverhalten und deutlich im Protektionsverhalten zeigt. Bezüglich dem Kontext Lebensumgebung zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Ernäh-
40 rungs- und Protektionsverhalten zusammen mit aktiveren Freizeitbeschäftigungen
auf dem Land zeigen ein höheres Gesundheitsverhalten. Jugendliche fühlen sich
von Gewalt bedroht. Die Mädchen sind hier stärker von schulischer Gewalt (in Form
subtiler Gewalt wie Mobbing) betroffen als Jungen, was sich in der Folge bei ihnen
in körperlichen Beschwerden äussert und einen negativen Einfluss auf die Schulfreude und Lebenszufriedenheit hat. Zusammen mit den Bedrohungen durch die
Umwelt (Luftverschmutzung, Lärm usw.), welche von Mädchen ebenfalls höher eingestuft werden, können sie als Einflussfaktoren für die Abnahme geringerer Zukunftsängste in der Adoleszenz bezeichnet werden.
5
Diskussion der Resultate
Das vorangehende Kapitel widmete sich der statistischen Beschreibung der Stichprobe und der wichtigsten Zusammenhänge. Dabei ist versucht worden, systematisch nach Syndromen zu suchen, die hier als Variablen mit hoher gegenseitiger
Korrelation verstanden werden. Bei den Syndromen ist einzig auf die Interdependenz zwischen Variablen und noch nicht explizit auf mögliche Kausalitäten geachtet
worden. In diesem Kapitel wird nun auf dem vorangehenden aufbauend versucht,
die Fülle der Informationen aus der Syndrom-Analyse zu verdichten. Dies geschieht
nun gruppiert um die Orientierungshypothesen, die zu Beginn der Arbeit aufgestellt
worden sind. Nachdem bekannt ist, welche Hypothesen verworfen bzw. akzeptiert
worden sind, sollen die Ergebnisse anhand von Schlüsselindikatoren und von zusammenfassenden Indices nochmals zusammengefasst werden. Dazu wird das
Instrument der Pfadanalyse eingesetzt.
5.1
Diskussion der Forschungsfragen und Hypothesen
Forschungsfrage 1
Wie hoch ist die allgemeine, selbsteingestufte Lebenszufriedenheit bei Adoleszenten, insbesondere mit Bezug auf die Gesundheit, in Abhängigkeit des Geschlechts, der Lebensumgebung und des Schulniveaus?
Hypothese 1a
Jungen zeigen wahrscheinlich eine höhere allgemeine Lebenszufriedenheit als
Mädchen und Mädchen schätzen ihre gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
höher ein als Jungen.
41 Hypothese 1a
In der vorliegenden Studie erfolgte die Bewertung der allgemeinen Lebenszufriedenheit über die Darstellung einer Leiter mit elf Sprossen. Das obere Ende der Leiter wurde mit „das beste denkbare Leben (10 Punkte)“ und das untere Ende mit
„das schlechteste denkbare Leben (0 Punkte)“ bezeichnet. Die Jugendlichen wurden danach gefragt, auf welcher Sprosse sie ihr derzeitiges Leben verorten. Die
Ergebnisse zeigen, dass viele Mädchen und Jungen zufrieden mit ihrem Leben
sind. Die Lebenszufriedenheit hängt dabei sehr stark vom subjektiven Gesundheitszustand ab (gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit) (tau-b = .257**). Im Geschlechtervergleich konnte nachgewiesen werden, dass Jungen ihre allgemeine
Lebenszufriedenheit deutlich höher einschätzen als Mädchen (tau-b = -.179**), die
gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit (subjektiver Gesundheitszustand) hingegen ist nicht signifikant vom Geschlecht abhängig (tau-b = -.098), zeigt mit diesem Wert höchstens eine Tendenz zugunsten der Jungen. Die Jungen sind also
zufriedener mit ihrem Leben, was sich einerseits mit wissenschaftlichen Befunden
deckt und durch die unterschiedliche Entwicklung (Identitätsfindung) in der Adoleszenz begründet werden kann, andererseits können auch körperliche Veränderungen
das Wohlbefinden und die allgemeine Zufriedenheit beeinflussen.
Hypothese 1b
Je höher das Schulbildungsniveau, desto bewusster wird wahrscheinlich das Gesundheitsverständnis der Jugendlichen.
Hypothese 1b
Das Wissen um die Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, ist eine wichtige
Ressource für ein gesundes Leben und basiert auf einer wichtigen Determinante
unserer gesellschaftlichen Position, der Bildung. Ein längerer Verbleib im Bildungssystem verbessert berufliche Perspektiven und Einkommenschancen, stärkt Alltagsund Gesundheitskompetenz und individuelle Gesundheitsentscheidungen, was sich
auf das Gesundheitsverhalten und den Lebensstil auswirkt.
42 Lebensbedingungen
Formale
und informelle
Bildung
Lebensstil
Gesundheitsverhalten
Gesundheit
Gesundheitskompetenz
Abbildung 20: Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit (Mielck, 2000; Hurrelmann, 2000;
und Lamprecht et al., 2006)
Bezüglich Lebenszufriedenheit und Schulbildung zeigen die vorliegenden Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede zu Jugendlichen mit tieferem Schulbildungsniveau (tau-b = .053, nicht signifikant). Wenn also Unterschiede erwartet werden dürften, dann sind solche vermutlich erst ab dem 20. oder 30. Lebensjahr möglich, nämlich dann, wenn sich die Position in der Gesellschaft mehr gefestigt hat und sich
Erfahrungen kumuliert haben.
Anders sieht es aber beim Gesundheitsverständnis und -verhalten aus. Dieses wird
ja schon in den frühen Jahren von den Eltern und anderen Referenzgruppen vermittelt. Einerseits klagen Jugendliche, welche einen tieferen Schultypus besuchen,
über mehr gesundheitliche Probleme (tau-b = -.122**), hingegen je höher das
Schulniveau der Jugendlichen ist, desto öfter frühstücken sie (tau-b = .182**), essen sie mehr Gemüse (tau-b = 175**) und sind konsequenter in der Protektion ihres
Körpers vor Umwelteinflüssen. So schützen sich Jugendliche mit höherem Schulbildungsniveau bewusster vor Sonneneinstrahlung (tau-b = .142**) und schützen
ebenfalls ihr Gehör konsequenter (tau-b = .167**) vor lauter Musik.
Die Resultate zeigen, dass Bildung ganz allgemein die Kompetenzen im Umgang
mit Gesundheit und Krankheit verbessert. Dieser Effekt lässt sich gemäss der Organization for Economic Cooperation and Development (OECD) auch generationenübergreifend nachweisen: Die Bildung der Eltern beeinflusst die Gesundheit der
Kinder (Stamm und Lamprecht, 2009).
Dies zeigen auch Resultate aus der vorliegenden Studie. Jugendliche aus Familien,
deren Eltern eine höhere Bildung aufweisen, besuchen selbst einen höheren Schultypus, denn je höher die berufliche Qualifikation des Vaters und der Mutter, desto
höher ist auch der Schultypus der Kinder (bspw. tau-b = .-399**, Beruf Vater). Wie
weiter aus den Ergebnissen hervorgeht, leben diese Eltern ihren Kindern ein be-
43 wussteres Gesundheitsverhalten vor. So essen Jugendliche, deren Eltern eine höhere berufliche Ausbildung haben, häufiger Gemüse (tau-b = .-169**), schützen Augen und Haut (tau-b = -.110*) vor der Sonne und das Gehör vor Schallemissionen
(tau-b = -.114*).
Hypothese 1c: Die Lebensumgebung der Stadt und der Agglomeration führen
wahrscheinlicher zu einer verminderten Lebenszufriedenheit als die Lebensumgebung Land.
Hypothese 1c:
Bisher wurde der Aspekt, wie sich die Lebensumgebung auf die allgemeine Lebenszufriedenheit der Jugendlichen auswirkt, in vorliegenden, jüngeren Studien
nicht ausführlich untersucht. Deshalb können sie keine Referenzwerte für die vorliegende Studie abgeben. Wenn man von den Einflussfaktoren ausgeht, aus welchen sich die allgemeine Lebenszufriedenheit der Jugendlichen herausbildet (Kapitel 2.1), könnte man daraus ableiten, dass keine Unterschiede bestehen. Wie aus
den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung bereits hervorgeht, zeigen sich
keine signifikanten Unterschiede in der allgemeinen Lebenszufriedenheit im Vergleich zu den Jugendlichen aus der Stadt und der Agglomeration (tau-b = .033, nicht
signifikant) und die Hypothese muss verworfen werden. Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist demnach, zumindest für diese Altersgruppe, kein Phänomen, das sich
in der Stadt anders entwickelt als auf dem Land. Es kann auch sein, dass sich in
unserer Gesellschaft für die Jugendlichen die Bedingungen unabhängig von der
Lebensumgebung gleich verteilt entwickeln. Zudem ist die Lebensqualität in der
Schweiz, nicht nur in den Städten, sondern auch in den ländlichen Regionen bei
Kriterien wie Einkommen, Gesundheitswesen, Sicherheit, persönlichen Freiheiten
sowie Familien- und Gesellschaftsleben sehr hoch (SECO, Staatssekretariat für
Wirtschaft).
Forschungsfrage 2
Welche Einflussfaktoren sind ausschlaggebend für eine verminderte gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen?
Hypothese 2: Je geringer das familiäre Gesundheitsverständnis und -verhalten,
umso kleiner ist wahrscheinlich die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der
Jugendlichen.
Die Familie spielt, neben Schule und Freundeskreis, die wichtigste soziale Rolle im
Leben der Jugendlichen und hat eine zentrale Vorbildfunktion. Dies geht einmal aus
44 dem Bildungsverhalten der Jugendlichen hervor, denn je höher die Berufsausbildung der Eltern, desto höher das Schulbildungsniveau der Jugendlichen, und andererseits aus dem Gesundheitsverhalten beziehungsweise Risikoverhalten im speziellen dem Umgang mit Tabak und Alkohol. Hier zeigt sich deutlich, dass Gewohnheiten in der Familie von den Jugendlichen übernommen werden. So gibt es einen
signifikanten Zusammenhang von rauchenden Jugendlichen mit rauchenden Familienmitgliedern (taub-b=. 160**). Dieser Zusammenhang ist auch mit Alkohol ersichtlich (tau-b = .201**). Auffällig und besonders signifikant ist, dass Alkohol und Tabakkonsum in einem starken Zusammenhang stehen, in rauchenden Familien wird
auch regelmässig Alkohol (tau-b = .473**) konsumiert. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass auch andere Verhaltensweisen wie Ernährungs-, Bewegungs- und Protektionsverhalten von Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Wie
aus den Resultaten deutlich ersichtlich ist, leiden Jugendliche, welche Risikoverhalten zeigen, deutlich häufiger an gesundheitlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen
und Schwindel, haben deutlich öfter psychoaffektive Symptome und schlafen auch
schlecht. Ihre allgemeine Lebenszufriedenheit schätzen sie geringer ein.
Forschungsfrage 3
Sind erhöhtes Risikoverhalten, missbräuchlicher Suchtmittelkonsum und vermindertes Ernährungsbewusstsein direkt assoziiert mit einer verminderten Lebenszufriedenheit?
Hypothese 3: Je höher bei Jugendlichen Selbstwirksamkeit und Kohärenzgefühl
ausgeprägt ist, desto geringer scheint die Affinität zu erhöhtem Risikoverhalten zu
sein.
Es gehört zu den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen, die Fähigkeit des Umgangs mit Risiken zu lernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen sie
umgehen können und mit welchen nicht. Dies ist notwendig, um die eigenen Kompetenzen abzuschätzen und um Defizite kompensieren zu können (Hendry & Kloep
2002, S. 85).
Jugendliche, die Risikoverhalten experimentell und nur gelegentlich zeigen, unterscheiden sich von denjenigen Jugendlichen, die in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren
stärker ausgesetzt sind und deren gesundheitliche und soziale Entwicklung durch
massives und andauerndes Risikoverhalten ernsthaft gefährdet ist.
Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung ist eine wichtige Ressource bei der Bewältigung schwieriger Lebensanforderungen und erhöht die Resilienz, das heisst,
45 die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen wie traumatischen Erfahrungen, Misserfolgen, sozialen Risikobedingungen usw. umzugehen. Diese Resilienz ist ein wichtiger Faktor im verantwortungsvollen Gesundheitsverhalten Jugendlicher.
Wie bereits in Hypothese 2 ausgeführt, resultiert eine verminderte Lebenszufriedenheit aus verschiedenen Faktoren wie gesundheitlichen Problemen, Risikoverhalten,
Langeweile, Schulschwierigkeiten oder interfamiliären Problemen. Legt man den
Fokus auf die Vulnerabiliät und die Resilienz, geht eindeutig aus den Resultaten
hervor, dass Jugendliche, welche über eine gesunde Resilienz verfügen, weniger
anfällig für negatives Gesundheitsverhalten sind. Risiko-Einflussfaktoren können
ihnen weniger anhaben als vulnerableren Jugendlichen. Resiliente Jugendliche
schätzen ihre Lebenszufriedenheit höher ein (Bewältigung von Schwierigkeiten, taub = .131**) und deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die Lebenszufriedenheit vom Gesundheitsverhalten abhängt. Je höher die Lebenszufriedenheit, desto positiver das Gesundheitsverhalten (tau-b = .134**).
Forschungsfrage 4
Gibt es Unterschiede im Gesundheitsverhalten und der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit zwischen Jugendlichen aus der Stadt und vom Land?
Hypothese 4: Jugendliche aus der Lebensumgebung Land zeigen wahrscheinlich
ein geringeres risikobezogenes Gesundheitsverhalten und eine höhere gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit als Jugendliche aus der Lebensumgebung
Stadt und Agglomeration.
Alle aus der vorliegenden Studie zusammengetragenen Ergebnisse wurden unter
dem Aspekt Lebensumgebung miteinander verglichen und für das risikobezogene
Gesundheitsverhalten folgende Ergebnisse ermittelt (vgl. Kap. 4). In der subjektiven
Einschätzung des Gesundheitszustandes, der physischen und psychischen Beschwerden sowie Schulfreude, Zukunftsängsten und der Lebenszufriedenheit unterscheiden sich Jugendliche vom Land kaum von Gleichaltrigen aus der Agglomeration und der Stadt. Aus den Fragen „Bewältigung von Schwierigkeiten“ geht hervor,
dass sich Landjugendliche etwas weniger zutrauen als ihre Kollegen aus der Stadt
und Agglomeration, doch daraus zu folgern, dass die Jugendlichen dadurch vulnerabler für Risikoverhalten sein könnten, ist nicht zutreffend. Im Gesundheitsverhalten unterscheiden sie sich denn deutlich von den Jugendlichen in der Stadt und
Agglomeration (siehe untenstehende Tabelle, der Korrelations-Koeffizient Kendalltau-b steht für die Stärke der Signifikanz bezüglich der Landjugendlichen). Aus die-
46 sen Werten lässt sich schliessen, dass Jugendliche aus der Lebensumgebung Land
tatsächlich ein geringeres risikobezogenes Gesundheitsverhalten zeigen als Jugendliche aus der Stadt und Agglomeration.
Korrelation (Kendall-Tau-b)
Schlafdauer
Gesundheitsverhalten bezüglich der Wohnumgebung Land
(tau-b)
.109*
Frühstücksverhalten
191**
Süssgetränke
-.191**
Süssigkeiten
-.143**
Sportliche Aktivität
.007
Handykonsum
Fernsehen
Velofahren
Freizeitjob
Freizeitbeurteilung
-.130*
-.129*
.262**
.105*
.032
Tabakkonsum in Familie
- .145**)
Protektionsverhalten
Helm
Gehör
.204**
.142**
Tabelle 3: Gesundheitsverhalten auf dem Land
5.2
Vergleich der Ergebnisse mit dem aktuellen Forschungsstand
Vergleicht man die Ergebnisse der vorliegenden Erhebung mit den bisherigen grossen nationalen Studien wie der HBSC 2010, geht hervor, dass sich die Resultate,
trotz kleinerer Stichprobe in etwa ähnlich präsentieren. Das Ziel der vorliegenden
Arbeit, sich vertieft mit den Kontext-Faktoren Alter, Geschlecht, Lebensumgebung
und Schultypus im Bezug auf Risiko- und Gesundheitsverhalten auseinanderzusetzen, brachte hingegen einige interessante zusätzliche Aspekte hervor, welche im
nachfolgenden Kapitel 5.3 Pfadanalyse ausführlich erläutert werden.
5.3
Pfadanalyse
Die Pfadanalyse ist ein statistisches Verfahren zur Überprüfung linearer Kausalmodelle. Die Stärke der kausalen Beziehung zwischen je zwei Variablen wird durch
Pfadkoeffizienten ausgedrückt. Die Pfadanalyse basiert auf der Matrix der Korrelationskoeffizienten der in der Analyse verwendeten Variablen. In einem weiteren Rechengang
werden
die
partiellen
linearen
47 Korrelationskoeffizienten
(beta-
Koeffizienten) bestimmt, die als Pfadkoeffizienten bezeichnet werden (Seibel & Nygreen, 1972, Zeitschrift für Sozialpsychologie, S. 5-12).
Für die nachfolgende Pfadanalyse wird von einen Grundmodell ausgegangen, das
aufgrund der Erkenntnisse aus dem deskriptiven (Kap. 4) und dem erklärenden Teil
(Kap. 5.1) zusammengestellt worden ist. Es handelt sich um die vier Kontextvariablen Alter, Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus. Darauf folgen in nachsehender Sequenz die soziopsychologischen Variablen: Schulfreude, Bewältigung von
Schwierigkeiten, Gesundheitsprobleme, Zukunftsangst und Lebenszufriedenheit.
Am Schluss der kausalen Sequenz steht die letzte abhängige Variable, das Risikoverhalten im einen Pfadmodell und das Gesundheitsverhalten im anderen Pfadmodell. In der vorliegenden Arbeit wurde die Pfadanalyse zur Herleitung der Frage
nach den Einflussfaktoren für Gesundheits- und Risikoverhalten eingesetzt und es
wurden folgende Ergebnisse herausgearbeitet: Pfadmodell Gesundheitsverhalten
Bevor die Pfadanalyse ausgeführt werden konnte, wurden zuerst folgende Indikatoren gebildet: „Gesundheitsverhalten“ und „Risikoverhalten“. Für jeden Indikator sind
die relevanten Variablen – für das Gesundheitsverhalten die Variablen „Schlafdauer,
Frühstückverhalten, täglich Gemüse“ und für das Risikoverhalten die Variablen
„Süssigkeiten, Handykonsum, Fernsehen“ – ausgewählt und anhand einer Hauptkomponentenanalyse untersucht worden. Die hier verwendeten Indikatoren sind das
Resultat der ersten Hauptkomponente, welches in der Datenmatrix gespeichert
wurde, um diese für weitere Analysen zur Verfügung zu haben.
Verfolgt man die Pfade, welche auf das Gesundheitsverhalten einen Einfluss haben
(Abb. 19), wird deutlich, dass nebst den Kontext-Faktoren Alter und Lebensumgebung vor allem die psychosozialen Einflussfaktoren Lebenszufriedenheit und Schulfreude auf das Gesundheitsverhalten wirken. Die Lebenszufriedenheit hängt von
den Faktoren geringe Zukunftsängste (abhängig von Alter und Geschlecht), Schulfreude, Schultypus, Alter und von Gesundheitsproblemen ab, welche wiederum von
der Schulfreude beeinflusst werden. Die Schulfreude ihrerseits ist tendenziell vom
höheren Schultypus positiv abhängig. Aus den Pfad-Koeffizienten geht hervor, dass mit zunehmendem Alter die geringen
Zukunftsängste abnehmen (das heisst: Zunahme der Zukunftsangst), dass unabhängig davon weibliche Jugendliche geringere Zukunftsängste und dadurch eine
höhere Lebensqualität haben. Des Weiteren wird klar, dass bei Jugendlichen mit
tendenziell höherem Schultypus eine höhere Schulmotivation besteht (knapp signifi-
48 kant, p=.051) und demzufolge wenig Gesundheitsprobleme bestehen und dies wiederum zu geringeren Zukunftsängsten und höherer Lebensqualität führt, was sich
auf das positive Gesundheitsverhalten auswirkt (Modellübersicht und Anova im Anhang).
Das zeigt sich auch im direkten Einfluss der Kontextvariablen Alter und Schultypus.
Je jünger die Jugendlichen sind, desto höher die Lebensqualität (mit zunehmendem
Alter nimmt die Lebensqualität ab) und je höher der Schultypus, desto höher die
Lebensqualität und somit das positive Gesundheitsverhalten (siehe Abbildung 21
unten).
Bewältigung von
Schwierigkeiten
-.114*
Alter
Geringe
Zukunftsangst
-.1
73
-.1
1
5*
.16
Geschlecht
9*
*
-.186**
**
.159**
3*
*
Schule
.1
3
13
.13
*
-.172**
.151
**
5**
.10 +
2
.281**
Gesundheitsprobleme
.11
.174**
Schultypus
Gesundheitsverhalten
.169**
5*
Lebensumgebung
.119*
6*
*
2
.1
Lebenszufriedenheit
Abbildung 21: Einfluss-Faktoren auf das Gesundheitsverhalten. (Nur signifikante Pfade)
Das Pfadmodell wird (versuchsweise) folgendermassen interpretiert:
Das Gesundheitsverhalten ist direkt von zwei Kontextvariablen abhängig. Je geringer das Alter, umso ausgeprägter ist das Gesundheitsverhalten. Die ländliche Lebensumgebung (im Gegensatz zur städtischen) ist positiv mit dem ausgeprägten
Gesundheitsverhalten verknüpft. Weiter ist das Gesundheitsverhalten direkt von den
soziopsychologischen Variablen Schulfreude und Lebenszufriedenheit positiv ge-
49 *
4*
prägt. Interessant ist die Tatsache, dass das Gesundheitsverhalten nicht nur durch
die Kontexte Alter und Lebensumgebung, sondern durch die soziopsychologische
Variable Lebenszufriedenheit abhängig ist, denn die Lebenszufriedenheit ist besser
veränderbar als die Kontexte Alter und Lebensumgebung. Deshalb soll auf diese
Tatsache vertiefter eingegangen werden. Die Lebenszufriedenheit ist negativ vom
Alter und positiv vom (höheren) Schultyp geprägt, aber auch von den soziopsychologischen Variablen der Schulfreude und in diesem Zusammenhang über den indirekten Pfad der geringen gesundheitlichen Problemen und ferner auch von der geringen Zukunftsangst, die wiederum abhängig ist vom (geringeren) Alter, vom Geschlecht (Jungen) und von den geringeren Gesundheitsproblemen. Die Lebenszufriedenheit bündelt also eine Reihe von Einflüssen, die von schwer veränderbaren
Kontextvariablen ausgehen, aber indirekt auch über die Zukunftsängste und über
die Schulfreude verlaufen. Im Sinne eines Präventionsansatzes liegt demnach der
Schlüssel zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens in Ansätzen zur Verbesserung der Lebenszufriedenheit durch die Verringerung der Zukunftsangst einerseits
und der Erhöhung der Schulfreude andererseits.
Pfadmodell Risikoverhalten
Unter Risikoverhalten wird das Eingehen von gesundheitlichem Risiko verstanden.
Dieser Index ist aufgrund der Hauptkomponentenanalyse der Variablen Risikoverhalten (Süssigkeiten, Handykonsum, Fernsehen) gebildet worden.
Trägt man die Ergebnisse für das Risikoverhalten zusammen, wird ersichtlich, dass
lediglich die Kontextfaktoren Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus je einen
direkten Pfad zum Risikoverhalten zeigen. Hingegen lassen sich aus den weiteren
Variablen des zu Grunde gelegten Modells keine weiteren direkten oder indirekten
Pfade abgewinnen. Dies steht im Gegensatz zum Modell des Gesundheitsverhaltens. Die Kontextfaktoren Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus sind direkte Einflussfaktoren für die Entstehung eines Risikoverhaltens bei Jugendlichen. Die
im Grundmodell angenommenen soziopsychologischen Variablen zeigen keine Effekte. Aus den Koeffizienten geht hervor, dass die folgenden Determinanten unabhängig voneinander einen Einfluss auf das Risikoverhalten haben: männliche Jugendliche, das tiefere Schulbildungsniveau, die städtische Umgebung, in diesem
Sinn neigen die gewählten Variablen eher dazu, ein Risikoverhalten auszubilden
(siehe Abbildung unten).
50 Alter
Bewältigung von
Schwierigkeiten
Geringe Zukunftsangst
Geschlecht
-.147**
Schule
Lebensumgebung
-.145**
-.246**
Lebenszufriedenheit
Schultypus
Risikoverhalten
Gesundheitsprobleme
Abbildung 22: Pfadmodell Risikoverhalten, direkte Einwirkung der Kontextfaktoren auf das Risikoverhalten. (Nur signifikante Pfade)
Das Ergebnis dieser Pfadanalyse führt zum Schluss, dass sich das Risikoverhalten
nicht über die Sequenz der erwarteten soziopsychologischen Variablen entfaltet,
sondern sich alleine aus den Kontextvariablen ergibt. Das Risikoverhalten hat also
nichts mit geringer Schulfreude, nichts mit unbewältigten persönlichen Schwierigkeiten, nichts mit vorhandenen gesundheitlichen Problemen, nichts mit hohen Zukunftsängsten und nichts mit unbefriedigter Lebenszufriedenheiten zu tun.
Die Konsequenz dieser Ergebnisse ist, dass diese Kontextvariablen im Sinne einer
Prävention schwer manipulierbar sind. Deshalb stellt sich nun die Frage: Welche
moderierenden Variablen könnten zwischen den Kontextvariablen und der Risikovariable vermitteln? Das heisst, es müssen Erklärungen gefunden werden, wieso der
betreffende Kontext zu Risikoverhalten führt. In der Sprache der Pfadanalyse müsste das heissen, dass eine Erklärung dann gefunden worden ist, wenn der direkte
Pfad zwischen einer Kontextvariable und dem Risikoverhalten durch eine moderierende Variable vollständig oder teilweise aufgelöst werden kann. Das heisst, dass
solche Indikatoren bestimmt werden sollen, welche mit den Lebensverhältnissen
des Kontexts direkt in einem Zusammenhang stehen, aber sich nicht auf die soziopsychologischen Variablen des Grundmodells beziehen.
51 5.4
Entwicklung neuer Erkenntnisse
Modell Risikoverhalten
Legt man den Fokus auf das Pfadmodell „Risikoverhalten“ und seine direkten Einflussfaktoren, die Kontextfaktoren Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus
und forscht man nach Moderatoren, die den oben genannten Bedingungen genügen, lassen sich die folgenden moderierenden Variablen bestimmen, welche die
Lebensverhältnisse der Kontexte genauer spezifizieren: Peergruppe, in die Stadt
gehen und gesundes Essverhalten (siehe Abbildung unten). Der Indikator „Peergroup“ reflektiert einen Aspekt der Lebensverhältnisse des Kontexts Alter und
Schultypus. Der Indikator „in die Stadt gehen“ widerspiegelt einen Aspekt der Lebensverhältnisse des Alters, des Geschlechts, der Lebensumgebung und auch des
Schultypus. Schliesslich gibt der Indikator „gesundes Essverhalten“ Aspekte der
Lebensverhältnisse der Schule wieder.
Das Risikoverhalten steht durch die Moderatoren-Variablen „Peergruppe“, „in die
Stadt gehen“ und „gesundes Essverhalten“ mit den Kontext-Faktoren in Verbindung.
Diese Moderatoren-Variablen widerspiegeln Aspekte der Lebensweisen im Rahmen
der Kontextfaktoren. Zudem begünstigen sie gleichzeitig die Entwicklung eines Risikoverhaltens: Je höher das Alter der Jugendlichen, desto wichtiger wird die Peergruppe, und diese Peergruppe ist ein Einflussfaktor, welcher Risikoverhalten begünstigt. Gleichzeitig gilt: Je höher der Schultyp, umso wichtiger sind die Peergruppe, die das Risikoverhalten begünstigen. Der Faktor „in die Stadt gehen“ widerspiegelt das Leben der Kontexte wie folgt: Es handelt sich um die jüngeren Jugendlichen, die männlichen Jugendlichen, die Jugendlichen aus der Stadt und die Jugendlichen mit tieferem Schulbildungsniveau, bei denen das Risikoverhalten begünstig wird. Gesundes Essverhalten hingegen bewirkt, dass Risikoverhalten weniger auftritt. Risikoverhalten und Essverhalten hängen auch vom Schultyp ab. Je
höher der Schultypus, desto gesünderes Essverhalten und desto weniger Risikoverhalten. Ein tieferer Schultypus hingegen ist direkte Variable für Risikoverhalten.
52 .191**
Alter
Peergruppe
.12
6* *
8*
*
0*
*
-.1
1
-.1
7
-.149*
1* *
.20
Geschlecht
-.146**
„In die Stadt
gehen“
6*
-.27
Lebensumgebung
Risiko
verhalten
3
-.1
2*
*
4
.20
**
Gesundes
Essverhalten
3
-.1
1**
-.212**
Schultypus
Abbildung 23: Pfadmodell der moderierenden Einflussfaktoren auf das Risikoverhalten
Modell Gesundheitsverhalten
Aus dem Modell „Gesundheitsverhalten“ können ebenfalls neue Erkenntnisse gewonnen werden. Wenn man hier die Pfade verfolgt, wird ersichtlich, dass Kontextfaktoren mit psychologischen Variablen verknüpft sind und das ganze Modell zu
einer soziopsychologischen Angelegenheit wird. Die Förderung von positivem Gesundheitsverhalten muss hier über die Stärkung der psychologischen Variablen, der
Lebenszufriedenheit und der Verminderung der Zukunftsangst als zentrale Angelpunkte laufen. Männliche Jugendliche sowie Jugendliche mit tieferem Schultypus,
welche im Verlaufe der Adoleszenz von Zukunftsängsten betroffen sind und
dadurch in ihrer Lebenszufriedenheit eingeschränkt werden, sind die HauptZielgruppe einer Strategie der Gesundheitsförderung gemäss diesem Modell.
Dazu lässt sich im Gesundheitsmodell ein weiterer zentraler Angelpunkt für die Gesundheitsförderung beobachten: Gemeint ist der Pfad vom Schultypus über die Lebenszufriedenheit zum Gesundheitsverhalten. Damit erweist sich die Schule als
Kontext und als Institution als wichtigster Einflussfaktor der Gesundheitsförderung,
nämlich die Förderung der Lebenszufriedenheit als Produkt der Institution hat eine
positive Wirkung auf das Gesundheitsverhalten. Der Institution der Bildung kommt
daher eine verantwortungsvolle Rolle zu.
Aus den Resultaten der Pfadmodelle lassen sich folgende neue Erkenntnisse gewinnen:
53 Wenn man die Pfade der beiden Modelle verfolgt und vergleicht, wird deutlich, dass
die Variablen Gesundheitsverhalten und Risikoverhalten unterschiedliche direkte
Einflussfaktoren haben und deshalb in keinem Zusammenhang und keiner Korrelation zueinander stehen (tau-b = -.045). Dieser Aspekt dürfte vor allem für die Präventions- und gesundheitsfördernden Projekte wichtig sein und könnte bisherige,
nicht in diese Richtung zielende Massnahmen ergänzen.
6
6.1
Zusammenfassung der Ergebnisse
Die wichtigsten Übereinstimmungen und Unterschiede zum aktuellen
Forschungsstand
Aus den bisherigen Erkenntnissen und Untersuchungen ist man zum Ergebnis gekommen, dass Gesundheitsverhalten und Risikoverhalten von den gleichen Einflussfaktoren abhängig sind und für die Prävention die Differenzierung dieser Faktoren eine untergeordnete Rolle spielen würde.
Bei genauerer Untersuchung der einzelnen Einflussfaktoren wird diesbezüglich in
der vorliegenden Studie aber ein Unterschied gesehen. Zwischen den Zielvariablen
Risikoverhalten und Gesundheitsverhalten besteht gar keine Korrelation (tau-b =
.045). Gesundheitsverhalten und Risikoverhalten sind nicht Gegensätze, sondern
voneinander unabhängige Dimensionen. So wird das Risikoverhalten vor allem von
den Kontextvariablen Alter, Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus und kontextbezogenen Moderatorvariablen (Gesunde Lebensmittel, Peergruppen, Stadtaufenthalte) beeinflusst, und der Schwerpunkt der Prävention sollte hier auf der Förderung beziehungsweise auf dem positiven Einwirken der kontextabhängigen Moderatorvariablen liegen.
Bei der Erhaltung der Gesundheit spielen vor allem soziopsychologische Einflussfaktoren, wie Lebensqualität, geringe Zukunftsängste und Schulfreude, eine zentrale
Rolle. Hier sollte der Fokus auf die individuelle Förderung von Lebenskompetenzen,
Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenzen von Jugendlichen gelegt werden.
Schulische Partizipation und Empowerment mit Schwerpunkt auf die Förderung von
Lernzielen im kognitiven Bereich könnten als Grundpfeiler für positives Gesundheitsverhalten ein wichtiger Faktor sein, falls sie damit die Zukunftsangst durch kognitive Kompetenzen fördern, welche dadurch die Zukunftsangst vermindern.
54 6.2
Erkenntnisse für die Optimierung der Prävention
Die aus dieser Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse über die Einflussfaktoren
von Risikoverhalten und Gesundheitsverhalten lassen die Frage nach Optimierungsmöglichkeiten bestehender Präventionskampagnen und -massnahmen in einem neuen Licht aufkommen.
Gesundheitsverhalten und Risikoverhalten sind voneinander unabhängige Dimensionen und unterscheiden sich folglich in Prävention und Gesundheitsförderung.
Wenn es um die Vermeidung oder Korrektur eines Risikoverhaltens geht, ist es
wichtig zu wissen, dass Kontextfaktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensumgebung
und Schultypus von kontextbezogenen Einflussfaktoren (Moderatoren) beeinflusst
werden. Die Förderung eines positiven Umgebungsmilieus im Sinne einer Verhältnisprävention wie gesunde Ernährung in der Schule ist ein Aspekt. Dabei soll nebst
dem gesundheitlichen Nutzen die Ökologie, die Nachhaltigkeit, der Alltag, das
Machbare, aber auch das Ausgefallene und das Neue wie das „Kostengünstige“
nicht aus den Augen gelassen werden. Einige praktische Vorschläge und Ideen sind
im Anhang unter 9.2 aufgelistet.
Positives Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz hängt indessen stark von psychologischen Einflussfaktoren wie Lebenszufriedenheit, Schulfreude und von geringen Zukunftsängsten ab. Im Zentrum steht hier der Jugendliche als Individuum, seine Förderung von Lebenskompetenz, Selbstwirksamkeit, Selbstregulation und
Handlungskompetenz, dies aber immer auch unter Berücksichtigung der entsprechenden kognitiven Kompetenzen.
Familiäre Unterstützung und Vorbildfunktion nehmen einen wichtigen Stellenwert im
Erwerb von Resilienz bezüglich positiven Gesundheitsverhaltens der Jugendlichen
ein und prägen diese nachhaltig. Fallen diese familiären Vorbilder weg oder verändern sich Familienstrukturen, rücken alternative Vorbilder in den Mittelpunkt. Die
Schule wird zu einem wichtigen Faktor für die Vermittlung von einerseits schulischem Wissen (Bildung), gesellschaftlichen Zusammenhängen und zur Förderung
von Partizipation und Empowerment andererseits zur Förderung und Bildung von
kognitiven Fähigkeiten, beziehungsweise zur Verhinderung von kognitiven Defiziten.
Die Vermittlung von Wissen in natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern
bereitet die Jugendlichen auf das Leben vor und nimmt ihnen die Angst vor der Zukunft. Das Fördern von Lebenskompetenz, Partizipation und Empowerment stärkt
55 Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenz und trägt zu einem gewaltfreien
Schulklima bei.
Jugendarbeit kann die Entwicklung von positivem Gesundheitsverhalten fördern,
indem sie die Jugendlichen bei der Entwicklung wichtiger Lebenskompetenzen (Beziehungs- und Konfliktfähigkeit, Zuversicht und Selbstwirksamkeit, selbständige
Urteilsbildung, Problemlösungsrepertoire) begleiten und durch Stärkung von Schutzfaktoren (sinnvolle Freizeitgestaltung, tragende soziale Netze, feste emotionale Bezugspersonen und Vermittlung von gesundem Essverhalten) zur Verminderung von
Ängsten (Perspektivenlosigkeit, fehlender sozialer Anschluss, Bedrohung durch
Gewalt) und somit zu einer besseren Lebensqualität beitragen.
6.3
Kritik und Grenzen der Studie
Bei der Literatur-Recherche dieser Arbeit stösst man hauptsächlich auf die Arbeiten
und Theorien des Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftlers Klaus Hurrelmann. Alternative theoretische Ansätze werden kaum erwähnt. Auch die vorliegende Arbeit basiert im theoretischen Teil auf den Ansätzen Hurrelmanns, und berücksichtigt aber auch alternative Referenzen (Allan, Porter, McFarland, McElhaney
und Marsch, 2007; Hagan und Foster, 2001).
6.4
Schlussfolgerungen und Ausblick
Wie aus der vorliegenden Arbeit als auch aus der nationalen HBSC-Studie ersichtlich, sinkt die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz zwischen 11 und 15 Jahren ab und steigt danach wieder an. Es wird nach ursächlichen
Faktoren gesucht, welche – trotz bestehender Präventionsprojekten und gesundheitsfördernder Massnahmen – für das unzureichende Gesundheitsverständnis und
Gesundheitsverhalten der Jugendlichen verantwortlich sein könnten und bisher
noch nicht genauer untersucht wurden. Es stellte sich die Frage, ob die Kontextfaktoren Lebensumgebung Stadt/Land und Schule einen massgeblichen Einfluss auf
die Lebenszufriedenheit in der Pubertät haben, und führte in der Folge zur Fragestellung:
Ist die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit eine Folge der Lebensumgebung (Stadt/Land und Schule), welche einen prägenden Einfluss auf die Jugendlichen hat und deshalb entwicklungstypisch ist für die Zeitspanne der Adoleszenz?
56 Die Antwort darauf ist von komplexerer Natur und kann nicht pauschal abschliessend beantwortet werden, weil die Zusammenhänge von Kontext- und Einflussfaktoren multikausal korrelieren und systemischer Betrachtung bedürfen, wie dies in der
vorliegenden Studie für das Risiko- und das Gesundheitsverhalten getan worden ist.
Die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit kann zwar einerseits als
entwicklungstypische Zeitspanne in der Adoleszenz gesehen werden, in der es
wichtig ist, typische Entwicklungsaufgaben des Erwachsenwerdens zu bewältigen,
andererseits sollten die Jugendlichen in dieser sensiblen Zeit optimal gefördert, unterstützt und begleitet werden, um eventuelles risikohaftes Gesundheitsverhalten
oder Risikoverhalten zu minimieren beziehungsweise nicht entstehen zu lassen und
zudem die Gesundheit der Jugendlichen zu bewahren und zu fördern, um zukünftige Manifestationen im Erwachsenenalter zu verhindern oder zu verringern.
Für die Prävention und die Gesundheitsförderung ist es deshalb wichtig zu erkennen, dass präventive und gesundheitsfördernde Massnahmen nur dann erfolgreich
sein können, wenn Gesundheitsverhalten und Risikoverhalten auseinandergehalten
werden und systemisch vorgegangen wird.
Risikoverhalten muss immer im Zusammenhang mit Kontextfaktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus und deren moderierenden Einflussfaktoren, wie beispielsweise Peergruppen, oder risikoreiches Umgebungsmilieu (Stadtaufenthalte usw.) und Essverhalten betrachtet werden.
Gesundheitsverhalten hingegen ist abhängig von kognitiven Fähigkeiten und der
individuellen Resilienz. Die Förderung von Gesundheitsverständnis und Gesundheitsverhalten liegt in der Verantwortung von Familie und Schule, welche durch ihre
Vorbildfunktion und Kompetenzvermittlung zur Verringerung von kognitiven Fähigkeiten beitragen.
Systemisches Vorgehen mit vergleichenden Überlegungen und eine Vermeidung
von monokausalen Massnahmen erlauben komplexere Wechsel und bilden ein sicheres Fundament für geeignete Strategien.
Die oben gestellte Frage muss deshalb wie folgt beantwortet werden:
Die sinkende Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz ist einerseits entwicklungstypisch, aber auch von multikausalen, sozio-psychologischen Faktoren abhängig. Die
Lebensumgebung Stadt oder Land ist einer davon, und aufgrund der Resultate aus
der Befragung und der überprüfenden Pfadanalyse kann hier eine Abhängigkeit
57 gesehen werden. Jugendliche vom Land zeigen ein geringeres Risikoverhalten als
Jugendliche aus der Stadt, jedoch nicht alleine aufgrund eines besseren Gesundheitsverhaltens, sondern weil die Einflussfaktoren (Moderatoren-Variablen), wie
„Aufenthalte in der Stadt“, welche zu risikohaftem Verhalten (Fast-Food, Tabak- und
Alkoholkonsum usw.) führen können, geringer oder unterschiedlicher sind im Vergleich zu denjenigen aus der Stadt. Jugendliche aus der Lebensumgebung Land
sind unter Umständen verkehrstechnisch weniger mobil und mehr unter erzieherischer Aufsicht, welche ihnen Gänge in die Stadt erschweren. Kurz gesagt: Jugendliche vom Land leben eine unterschiedliche kontextbezogene Realität als diejenigen
Jugendlichen aus der Stadt.
Die Schule bzw. die Schulfreude ist ein weiterer Faktor, welcher infolge defizitärer
Kognitionen (tieferes Schulbildungsniveau) zu einer sinkenden Lebenszufriedenheit
führen kann. Dieser Faktor entwickelt sich hingegen ganz unabhängig von den
Stadt-Land-Unterschieden. Ebenso wirken Alter und Geschlecht unabhängig von
den Stadt-Land-Unterschieden.
Die Verringerung von Lebens- und Zukunftsängsten der heranwachsenden Menschen muss also das angestrebte Ziel zur Förderung der Lebenszufriedenheit in der
Adoleszenz sein. Hier stehen Familie und Schule in der Verantwortung der Jugendlichen.
Das – schon eingangs erwähnte – Zitat von Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770 1831) soll zum Abschluss noch einmal wiederholt werden:
„Zufriedenheit ist das Gefühl der Übereinstimmung unserer einzelnen Subjektivität mit dem Zustande unseres bestimmten, uns gegebenen oder durch
uns hervorgebrachten Zustandes.“
58 Literaturverzeichnis und Quellenangaben
Archimi, A. D. (2014). Vulnérabilité aux comportements à risque à l'adolescense,
Detaillierte Zusammenfassung aus dem Forschungsbericht Nr. 67. Addiction
Suisse.
Allen, J. P., Porter, M., McFarland, C., McElhaney, K. B. & Marsh, P. (2007). The
Relation of Attachment Security to Adolescents’ Paternal and Peer Relationships, Depression, and Externalizing Behavior. Child Development, 78(4), 1222–
1239. doi:10.2307/4620699
Bantuelle, M. & Demeulemeester, R. (Eds.).(2008) Comportements à risque et
santé : agir en milieu scolaire. (Référentiels). Saint-Denis: Institut national de
prévention et éducation pour la santé (Inpes).
Bundesamt für Gesundheit. (2006). Prävention bei gefährdeten Jugendlichen. Von
www.bag.admin.ch abgerufen.
Dahlgren, G. & Whitehead, M. (1991): Policies and strategies to promote social equity in health. Stockholm: Institute for Future Studies.
Fend, H. (1997). Der Umgang mit der Schule in der Adoleszenz. Aufbau und Verlust
von Lernmotivation, Selbstachtung und Empathie. Bern: Hans-Huber-Verlag.
Goldbeck, L., Schmitz, T.G., Besier, T., Herschbach, P. & Henrich, G. (2007). Life
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Decreases
during
Adolescense.
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Sience+Business Media, Hrsg. Von www.jstor.ch abgerufen.
Hagan, J. & Foster, H. (2001). Youth Violence and the End of Adolescence. American Sociological Review, 66(6), 874–899. doi:10.2307/3088877
Hendry, L. B. & Kloep, M. (2002). Life-span development: Resources, challenges
and risks. London: Thomson Learning.
Hepp, A. (2004). Netzwerke der Medien. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Hurrelmann, K. (2012). Lebensphase Jugend (12. Auflage). Weinheim und Basel:
Belz Juventa.
Hurrelmann, K. (2010). Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. Bern:
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Knoll N., S. U. (2013). Einführung in Gesundheitspsychologie. München: Ernst
Reinhardt Verlag.
Kuntsche, E. (2012). Gesundheit und Gesundheitsverhalten Jugendlicher in der
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Land, K. (1969). Principles of Path Analysis, Sociological Methodology (Vol. 1. pp 337).
Marmet, S. A. (2015). Substanzkonsum bei Schülerinnen und Schülern in der
Schweiz im Jahr 2014 und Trend seit 1986 - Resultate der Studie "Health
Behavior in School-aged Children" (HBSC). Sucht Schweiz. Lausanne: Sucht
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Meyer, K. (2009). Gesundheit in der Schweiz - Nationaler Gesundheitsbericht 2008.
Bern: Hans Huber-Verlag.
Naidoo Jennie, W. J. (2010). Lehrbuch der Gesundheitsförderung (2. Auflage der
deutschen Ausgabe ). Köln: Verlag für Gesundheitsförderung.
59 Oliva, C. & Hüttenmoser Oliva, C. (2013). Abnehmender Grenznutzen der Vorbilder.
Zürich.
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RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung. (2015). RADIX-Gesunde Schulen. Von
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Ravens-Sieberer U. (2007) Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und
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abgerufen (22.05.2014).
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Substanzen Jugendlicher in der Schweiz – Zeitliche Entwicklungen und aktueller
Stand. Resultat der internationalen Studie "Health Behavior in School-aged
Childern" (HBSC). Sucht Info Schweiz. Lausanne: Sucht Info Schweiz.
60 7
Selbständigkeitserklärung
Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Master-Thesis mit dem Titel
„Sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz“
Eine empirische Untersuchung zur Erfassung von Unterschieden im Gesundheitsverhalten Jugendlicher in der Stadt und auf dem Land
selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe.
Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen entnommen worden sind,
habe ich als solche kenntlich gemacht.
Des Weiteren versichere ich, dass ich bisher noch keine wissenschaftliche Arbeit
mit gleichem oder ähnlichem Inhalt an der Fernfachhochschule Schweiz oder an
einer anderen Hochschule eingereicht habe.
Mir ist bekannt, dass die Fernfachhochschule Schweiz andernfalls auch nachträglich berechtigt ist, mir den auf Grund dieser Arbeit verliehenen Titel zu entziehen.
Sumiswald, 20.06.2015
61 8
8.1
Anhänge
Modellübersicht
Gesundheitsverhalten Modellübersicht und ANOVA
Gesundheitsverhalten Modellübersicht
b
Angepasstes
Modell
R
1
,318
a
R- Standardfehler
R-Quadrat
Quadrat
der Schätzung
Durbin-Watson
,101
,069
,94934362
2,059
a. Prädiktoren: (Konstante), Alter, Lebensleiter, Familie, Bewältigung von Schwierigkeiten, Schulfreude, Lebensumgebung, geringe gesundheitliche
Probleme, Geschlecht, geringe Zukunfts-
angst, Schultyp
b. Abhängige Variable: Gesundheitsverhalten= Schlaf
ANOVA
a
Mittel
Modell
1
der
Quadratsumme df
Quadrate
F
Sig.
Regression
28,856
10
2,886
3,202
,001
Residuum
256,857
285
,901
Gesamtsumme
285,714
295
b
a. Abhängige Variable: Gesundheitsverhalten = Schlaf
b. Prädiktoren: (Konstante), Alter, Lebensleiter, Familie, Bewältigung von Schwierigkeiten, Schulfreude, Lebensumgebung, geringe gesundheitliche
angst, Schultyp
62 Probleme, Geschlecht, geringe Zukunfts-
Koeffizienten
a
Standardisierte
Nicht standardisierte Koeffizienten
Modell
1
B
Standardfehler
(Konstante)
,063
1,024
Geschlecht
,132
,118
-,116
Koeffizienten
Beta
t
Sig.
,061
,951
,067
1,119
,264
,060
-,115
-1,919
,056
,017
,085
,012
,197
,844
,022
,076
,017
,295
,769
Lebensleiter
,074
,036
,124
2,042
,042
Wohnt zusammen mit
,007
,039
,010
,168
,866
Schulfreude
,216
,083
,151
2,605
,010
Umgebung definiert
,220
,079
,169
2,784
,006
,041
,074
,033
,551
,582
,071
,127
,032
,557
,578
Alter
Schultyp
Geringe gesundheitliche Probleme
Geringe Zukunftsangst
Bewältigung von
Schwierigkeiten
a. Abhängige Variable: Gesundheitsverhalten = Schlaf
63 Risikoverhalten Modellübersicht und ANOVA
Risikoverhalten Modellübersicht
b
Angepasstes
Modell
R
1
,391
a
R- Standardfehler
R-Quadrat
Quadrat
der Schätzung
Durbin-Watson
,153
,123
,92909852
1,916
a. Prädiktoren: (Konstante), Alter, Lebensleiter, Wohnt zusammen mit, Bewältigung von Schwierigkeiten, Schulfreude, Lebensumgebung, geringe gesundheitliche Probleme, Geschlecht, geringe Zukunftsangst, Schultyp
b. Abhängige Variable: Risikoverhalten=Zuckerkonsum
ANOVA
a
Mittel
Modell
1
der
Quadratsumme df
Quadrate
F
Sig.
Regression
44,255
10
4,425
5,127
,000
Residuum
245,156
284
,863
Gesamtsumme
289,410
294
b
a. Abhängige Variable: Risikoverhalten =Zuckerkonsum
b. Prädiktoren: (Konstante), Alter, Lebensleiter, Wohnt zusammen mit, Bewältigung von Schwierigkeiten, Schulfreude, Umgebung definiert, geringe Gesundheitsprobleme, Geschlecht, Geringe
Zukunftsangst, Schultyp
64 Koeffizienten
a
Standardisierte
Nicht standardisierte Koeffizienten
Modell
1
B
Standardfehler
(Konstante)
1,797
1,001
Geschlecht
-,293
,116
Alter
-,029
Schultyp
Koeffizienten
Beta
t
Sig.
1,795
,074
-,147
-2,532
,012
,059
-,029
-,490
,625
-,340
,084
-,246
-4,051
,000
,061
,073
,048
,833
,406
Lebensleiter
-,031
,036
-,051
-,865
,388
Wohnt zusammen mit
-,008
,038
-,011
-,206
,837
Schulfreude
-,129
,081
-,090
-1,592
,113
Umgebung definiert
-,191
,078
-,145
-2,467
,014
-,052
,072
-,043
-,724
,470
,027
,125
,012
,214
,831
Geringe gesundheitliche Probleme
Geringe Zukunftsangst
Bewältigung von
Schwierigkeiten
a. Abhängige Variable: Risikoverhalten = Zuckerkonsum
65 8.2
Praktische Vorschläge für die Ernährungsprävention in Schulen
Ganz allgemein müssen die Jugendlichen mit Geniessen, Machen, Schmecken,
Erfahren, Mitdenken usw. abgeholt werden. Folgende Food-Konzepte wurden in
Zusammenarbeit mit Judith Gmür-Stalder, Rezeptautorin, Foodstylistin und Hauswirtschaftslehrerin, entwickelt und hier als Vorschläge dargestellt.
Der Saftladen: Einmal pro Monat (oder nach Bedarf) gibt es eine Klasse, Gruppe
(in- oder extern der Schule), in der die Jugendlichen gesunde Säfte, Smoothies,
Shakes etc. mixen und anbieten. Wieso nicht an einem Sportanlass der Schule, an
einem Club-Event usw. energiereiche, brainfoodige, vegane etc. Drinks anbieten?
Food-Market: Gesunde Snacks, Brotaufstriche, Brötchen, Konserven, Sirups,
Chutneys, Knuspermüesli, Gebäck usw. werden in Gruppen, Klassen, Clubs usw.
fein zubereitet, evtl. vorher kreiert und getestet, degustiert und verbessert, dann an
Wochenmärkten, in Dorfläden, an Weihnachtsmärkten, in Altersheimen, beim Familien-Treff usw. verkauft …
Food-Track: Jugendliche können an verschiedenen Orten im Dorf, in Vororten oder
Quartieren bei Sportanlässen, Konzerten, Festivals oder auch am Food-TrackFestival o.Ä. gesunde Snacks, Mahlzeiten, Drinks etc. anbieten/verkaufen.
Food-Blogg: z.B. im Hauswirtschafts-Unterricht einen spannenden Food-Blogg
entwickeln und unterhalten. Da sind Sportlehrer, Informatiklehrer, Lehrpersonen aus
den Gestaltungsfächern usw. gefragt. Vielleicht gibt es auch einen Informatik-Profi,
einen Fotografen oder Filmer etc. aus dem Dorf/Stadt/Quartier, der sich engagieren
würde?
Events mit Jungköchen: Mit den jungen Wilden kochen, erleben, sich von der
Kreativität etc. anstecken lassen ( à la Jamie Oliver).
Referate, Kurse für Jugendliche anbieten! Motivierte Leute aus der ErnährungsBranche sprechen aus Erfahrung, präsentieren ihr Berufsbild, lassen Junge mitwirken …
Schul-Bistro: Hauswirtschaftsklassen unterhalten mit Hilfe der Lehrerschaft ein
Bistro, einmal pro Monat oder 4-mal im Jahr? Sie lancieren eine Frühstücks-Bar,
einen Pasta-Tisch, eröffnen ein Jugendtreff-Beizli usw.
Guetzli-Abo: Vor Weihnachten können alle Interessierten ihre Bestellung abgeben,
gebacken werden gesunde, evtl. auch vegane oder fremde Spezialitäten. Es wäre
auch möglich, dieses Angebot übers Jahr anzubieten. Hübsche Verpackungen, kre-
66 ative Ideen sind gefragt …Abos wären auch möglich für gesundes Brot, Konfitüre,
Salatsaucen, Wähentag …
Rezept-Newsletter-Blogg-Zeitschrift… Junge Schreibwütige engagieren sich und
produzieren ein Foodheft (Kreation, Text, Reportage, Styling, Layout, Druck, Vertrieb), eine Rezeptbroschüre für den dorfansässigen Käser, Metzger, Gemüseproduzenten … Die Jugendlichen erhalten Lebensmittel gesponsert zum Testen, Kreieren….
Pausenkiosk … aber gesund und vielfältig bestückt, weg mit billigen Riegeln, dafür
Ruchbrot und Orangensaft… vielleicht gibt’s lustige und abwechslungsreiche
Snackpacks (bedruckte Beutel, Tüten) … Shakes, die zuvor frisch im Haushaltsunterricht/Clubs zubereitet werden …
Food-Bike: Junge Sportskanonen vertragen für ein Sackgeld Spezialitäten ab
Hof/Geschäft … Das können Fleisch, Gemüsepakete, Erdbeeren frisch ab Plantage
usw. sein.
Hauswirtschafts-Portrait in Menu-Zeitschriften: Reporter besuchen Schulklassen, portraitieren die Kinder, drucken Lieblingsgerichte, eigene Rezepte, Ideen,
Wünsche ab …
Sensorik: Events mit einer dynamischen Sensorikerin veranstalten. Die Jugendlichen werden so sensibilisiert und aufgeweckt. Alle Sinne werden aktiv.
Kochen auf dem Feuer, Lufttrocknen, Essen mit den Händen, alle Möglichkeiten
ausschöpfen, um Gesundes an vielseitig interessierte Jugendliche heranzutragen.
67 8.3
Fragebogen
68 
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