Mikroorganismen – kleine, aber vielfältige Lebewesen Mikroorganismen – kleine, aber vielfältige Lebewesen Die ältesten Lebewesen sind in allen Lebensräumen zu Hause 3. Die Entwicklung der Lebewesen in Milliarden Jahren und umgerechnet auf X einen Tag mit 24 Stunden Als Mikroorganismen werden alle jene Lebewesen bezeichnet, die folgende Merkmale aufweisen: Mikroorganismen … Der erste Mensch (23:59:40) erste Landtiere … sind mikroskopisch klein. erste Blütenpflanzen … können sich bewegen. Pflanzen besiedeln das Land erste vielzellige Organismen 21 22 23 24 = 0 1 Mitternacht 2 3 vor Milliarden Jahren 4 20 19 4 5 1 18 3 2 16 15 14 zum ersten Mal freier Sauerstoff in der Atmosphäre älteste Fossilien (Prokaryoten) 6 17 älteste eukaryotische Fossilien ältestes Gestein erste fotoautotrophe Mikroorganismen 8 Mittag 13 7 12 11 10 Biologische Vielfalt: auch Biodiversität genannt, bezeichnet die Vielfalt von Arten in einem Lebensraum (Artenvielfalt), die genetische Vielfalt innerhalb einer Population oder auch die Vielfalt an Ökosystemen auf der Erde. … haben eine feste Gestalt. … können sich fortpflanzen und vermehren. 9 Alle diese Kriterien werden von Bakterien und Archaea (¼ S. 27 und 28), tier-, pilzund pflanzenähnlichen Einzellern (¼ S. 32 ff.) sowie einigen Vertretern der Pilze erfüllt (¼ S. 37) (Abb. 5). Vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren waren Mikroorganismen die ersten und lange Zeit die einzigen Bewohner der Erde (Abb. 3). Erst mehr als 3 Milliarden Jahre später, vor etwa 400 Millionen Jahren, besiedelten die ersten Pflanzen den blauen Planeten. Egal ob Hitze, mäßige Temperaturen oder Kälte – Mikroorganismen haben sich an alle Lebensbedingungen angepasst und besiedeln auch extreme Standorte. Salzseen gehören ebenso dazu wie Eiswüsten, Vulkankrater, die Tiefsee, Wüstengebiete, Geysire (heiße Quellen) oder die Antarktis. S 4. Mikroorganismen können extreme Lebensräume wie Geysire (heiße Quellen) besiedeln. … weisen Verhaltensmuster auf. Etwa 60 % der Biomasse auf unserer Erde sind Mikroorganismen. Ihr vielfältiger Stoffwechsel trägt dazu bei, dass sie verschiedene Nahrungs- und Energiequellen nutzen können. So betreiben einige Bakterien Fotosynthese (¼ S. 30), andere nutzen anorganische Stoffe wie Eisen oder Sulfat als Energielieferanten (¼ S. 31). Nicht nur die Anzahl von Bakterien auf der Erde ist überwältigend. Forscherinnen und Forscher des Marine Biological Laboratory in den USA haben zudem festgestellt, dass die biologische Vielfalte unter den Mikroorganismen noch größer ist als bisher angenommen: So kommen in einem Liter Meerwasser mehr als 20 000 unterschiedliche Arten von Mikroorganismen vor. In den Ozeanen schätzt man die Zahl insgesamt sogar auf bis zu zehn Millionen Arten. Wer gehört zu den Mikroorganismen? Bakterien und Archaea – Prokaryotische Mikroorganismen Bakterien und Archaea gehören zu den prokaryotischen Mikroorganismen. Das heißt, sie haben keinen Zellkern, ihre Erbinformation liegt frei im Zellplasma (¼ S. 19). Im Vergleich zu einer tierischen Zelle wiegt eine Protocyte nur etwa ein Tausendstel davon. Die beiden Gruppen – Bakterien und Archaea – können sich schnell vermehren und sind zudem auch sehr robust, da sie ihren Stoffwechsel an sich verändernde Umweltbedingungen rasch anpassen können. Pflanzen Sie leben dort, wo sonst keiner mehr leben kann: Archaea (bzw. Archeen) besiedeln Gletscher, Wüsten, Salzseen oder auch Ränder von Vulkanen und Geysiren. Sie stellen eine sehr alte Gruppe von Lebewesen dar. Bereits eine Milliarde Jahre nach Entstehung der Erde, also vor etwa 3,5 Milliarden Jahren entstanden die ersten Vertreter. Diese tolerierten die damaligen, für uns Menschen unwidrigen Lebensbedingungen wie ätzende Gase in der Atmosphäre. Sie lebten ohne Sauerstoff. Einige Arten haben sich seitdem kaum verändert und sind in ihrer Einfachheit unerreicht geblieben. Überlegen und recherchieren Sie, warum sich manche Archaea über Milliarden von Jahren hinweg in Gestalt und Lebensweise nicht wesentlich verändert haben, während andere Lebewesen sich ständig wandeln bzw. weiterentwickeln! Protisten Tiere 5. Die Einteilung der Lebewesen 26 X Bakterien pilzähnlich pflanzenähnlich tierähnlich Mikroorganismen Prokaryoten Archaea Wiederholen Sie mithilfe von Kapitel 1 die Unterschiede zwischen Protocyte und Eucyte! Archaea – die extreme Lebensbedingungen ertragen Eukaryoten Höhere Pilze Kennen Sie Krankheitserreger, die nach dieser Definition nicht zu den Mikroorganismen gehören? Recherchieren Sie, wodurch sie sich von den Mikroorganismen unterscheiden! Je nachdem, welche Eigenschaften Archaea aufweisen, werden sie als Salz liebend (halophil), Wärme liebend (thermophil) oder als Methane produzierend (methanogen) bezeichnet. Das ungefährliche Halobacterium beispielsweise ist eine Salz liebende Art, die im Toten Meer, in Salzseen (Großer Salzsee, USA), in gepökeltem Fleische oder in Salinene vorkommt. Damit ihre Zellen nicht Wasser an die salzhaltige Umgebung verlieren, erzeugen halophile Archaea innerhalb der Zelle noch höhere Salzkonzentrationen. Man findet in ihrem Zellplasma bis zu 23 Gewichtsprozentee an Kaliumchlorid. Das entspricht der achtfachen Salzkonzentration von Meerwasser. Kernbereiche Biologie 5 © Verlag E. DORNER GmbH, Wien S 6. Ein Archaeon Methan: ein brennbares, farb- und geruchloses Gas gepökeltes Fleisch: stark gesalzenes Fleisch Saline: Anlage zur Gewinnung von Salz Gewichtsprozent: Massenanteil (einer Komponente an einem Stoffgemisch) x 100 % 27