Kulturanleitung für den kontrollierten Anbau Basilikum Ocimum basilicum L. (Lamiaceae) Griechisches Strauchbasilikum als geschnittene Hecke Geschichte Das Basilikum stammt aus Indien wo es schon vor 4000 Jahren angebaut wurde. Die Pflanze „Tuls“ genannt ist den Hindus heute noch heilig. Jahrtausende alte hinduistische Schriften beschreiben die Pflanze. Das „Tulsi“ ist eine Inkarnation des Gottes Vishnu, der in der hinduistischen Religion als Welterhalter gilt. Dort ist sie der gleichnamigen Nymphe geweiht. Diese verwandelte sich nämlich einst in das Kraut, um einem ihr verfallenen liebestollen Gott zu entkommen. Basilikum kam über Handelswege nach Ägypten, dort wurde es wohl schon 3500 v. Chr. angebaut. So fand man in den Grabstätten der Könige Kränze aus Basilikum die den Toten zum Schutz vor bösen Geistern und Dämonen mitgegeben wurden. Schon der griechische Arzt Hippokrates (460 – 377 v. Chr.), Begründer der wissenschaftlichen Heilkunde erwähnt Basilikum im „Corpus Hippocriticum“. Aus dem Griechischen leitet sich auch der Name „Basilikum“ ab – das „königliche Kraut“. Später zählt es der römische Arzt Pedanios Dioskurides (um 50 n. Chr.) in seiner „De materia medica“ als eine von 200 Heilpflanzen auf. Plinius Secundus der Ältere (23 – 79 n. Chr.) ist der erste, der dem Basilikum wenig Gutes nachgesagt: es solle schädlich für Magen, Darm und Augen sein und dafür verantwortlich, wenn Bisse des Skorpions tödlich ausgingen. In seiner „Naturalis historiae“, dem frühesten Standardwerk auf dem Gebiet der Naturheilkunde, korrigiert Plinius sich jedoch und schreibt, Basilikum zusammen mit Essig könne Insektenstiche heilen. Diese schlechten Eigenschaften, die dem Basilikum bis weit in das Mittelalter nachgesagt wurden, basieren wahrscheinlich auf einem Fehler in der Übersetzung alter griechischer und römischer Schriften. Aus dem Pflanzennamen „basilicum“ wurde „basiliscus“ die Bezeichnung für das Fabelwesen „Basilisk“. Der Basilisk, auch bezeichnet als „König der Schlangen“, ist eine mythologische Figur, die für Tod, Sünde und Teufel steht. Im Mittelalter wurde Basiliskengift (gemeint war Saft und Duft des Basilikum), gar für die rasante Verbreitung der Syphilis verantwortlich gemacht. Über Jahrhunderte blieben die Ansichten gespalten. Liebhaber des Krauts glaubten, es schütze vor Skorpionstichen und helfe gegen Melancholie. Und immer schon galt das Basilikum als eine Liebespflanze, die in allerlei Orakeln verwendet wurde. Pflanze Basilikum wird in den gemäßigten Breiten meist als einjährige Pflanze kultiviert. Es ist eine aufrecht, sehr buschig wachsende, einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze mit deutlich vierkantigen verholzenden Stängeln. Je nach Art und Sorte werden Wuchshöhen von 20 cm bis 60 cm erreicht. Die ganze Pflanze duftet aromatisch. Stängel, Blütenhüllblätter undhäufig auch die Laubblätter sind zart bis stärker (afrikanische, strauchartige Arten) behaart. Die kreuzgegenständigen Laubblätter sind einfach und meist eiförmig/herzförmig bis lanzettlich, von 2cm bis mehr als 10cm lang, glatt bis runzelig, grün bis teilweise violett. Die verschiedenen Kulturformen unterscheiden sich hier sehr stark in Blattfarbe, Größe, Aroma, Wuchs und Ansprüchen. Die Blüten befinden sich in Scheinquirlen im oberen Teil der Triebe. Die einzelne Blüte ist häufig kleiner als 1cm und erstrahlt in weiß bis pink. Die Blütezeit reicht hauptsächlich von Juni bis September. Blüten des Basilikum Vorkommen Dem afrikanischen Kontinent wird oft die Herkunft des Basilikums zugeschrieben, was natürlich nicht stimmt. Zumindest hat das wohltemperierte Klima für eine große Vielfalt wild wachsender Arten gesorgt, die heute auch in Europa kultiviert werden. Afrikanische Sorten sind mehrjährige Arten, die strauchartig wachsen, höher werden und meist über stärkere Blattbehaarung verfügen. Dies bringt ihnen eine größere Kältetoleranz ein. So können sie in Europa ganzjährig kultiviert werden - vorausgesetzt sie finden in der kalten Jahreszeit einen geschützten Platz. Tatsächlich stammt das Basilikum aus dem tropischen asiatischen Raum, wo es ganzjährig bei sehr viel Wärme, Feuchtigkeit und Licht wächst. Diese Basilikumarten wachsen hier als einjährige Pflanzen. Für eine erfolgreiche Überwinterung fehlen in unseren Klimazonen die passenden Bedingungen, die sich auch in Gewächshäusern kaum erfüllen lassen. Inhaltsstoffe Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Basilikum stellen die ätherischen Öle dar. Dabei sind Gehalt und Zusammensetzung je nach Sorte, Herkunft und Erntezeitpunkt stark unterschiedlich und schwanken zwischen 0,04 und 0,70 %. Das Europäische Arzneibuch schreibt einen Mindestgehalt von 0,4 % - bezogen auf die Trockensubstanz TS - vor. Die wichtigsten Bestandteile des ätherischen Öls im Basilikum sind: 1) Linalool mit bis zu 85 % Anteil 2) Estragol mit bis zu 90 % 3) Eugenol mit bis zu 20 % 4) andere Monoterpene wie Ocimen und Cineol, Sesquiterpene und Phenylpropane Außer ätherischem Öl sind noch Gerbstoffe, Flavonoide, Kaffeesäure und Äsculosid in nennenswerten Mengen enthalten. Die rotlaubigen Sorten des Basilikum enthalten darüber hinaus noch Anthocyane. Verwendung, Wirkung und Anwendung Basilikum wirkt in erster Linie auf den Magen-Darm Trakt und wird dort gegen Magenkrämpfe und Blähungen eingesetzt. Es wirkt bei Appetitlosigkeit und regt die Verdauung an. Die enthaltenen Schleimstoffe schützen die Magenwand und so hemmt Basilikum die Bildung von Magengeschwüren. Außerdem wirkt es in Aufgussmischungen hustenlindernd und schlaffördernd. Die frischen Blätter können leichtere Sommerdepressionen mildern und die Inhaltsstoffe der Samen werden erfolgreich gegen einige Arten von Migräne eingesetzt. Bei kleinen Kindern vertreibt frisches Basilikum Würmer im Darm. Da grünes Basilikum viele Schleimstoffe enthält und daher schwierig zu trocknen ist, wird das Basilikum in erster Linie frisch verwendet. Dabei wird entweder das ganze Kraut geschnitten oder Triebspitzen. Die beste Erntezeit ist kurz vor der Blüte. Die klassische Verwendung des Basilikum in den Mittelmeerländern ist als „insalata caprese“ oder in als Pesto – zusammen mit Olivenöl. In jedem Fall Basilium als Pesto alla Genovese muss ein Quetschen der Blätter oder eine Oxidation vermieden werden, da dort die Ware braun wird und die wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen. Basilikumblätter können auch tiefgefroren werden – müssen dann bei Gebrauch allerdings sofort in warme Speisen eingearbeitet werden. In getrockneter Form werden Basilikumblätter Aufgussgetränken oder Kräutersalzen beigemischt. Basilikumöl findet ebenso in der Homöopathie Verwendung. Wichtige Hinweise Um der Bildung von gefährlichem Botulin im Pesto vorzubeugen, soll der frisch hergestellt Pesto in kleinen Portionen tiefgefroren und anschließend sofort verwendet werden. Anbau Standort Der Anbau erfolgt großteils in wärmeren, humusreichen, windgeschützten Lagen. Normalerweise wächst Basilikum besonders gerne in Weinbaugebieten. In höheren Lagen muss der Anbau unter Folie oder im Gewächshaus erfolgen. Im Freiland benötigt Basilikum lockere, wasserdurchlässige, sich gut erwärmende Böden. Der Boden- pH-Wert liegt optimalerweise zwischen 6,5 und 7,2. Basilikum ist, wie bereits angeführt, eine wärmebedürftige Pflanze, unter 18 °C findet praktisch kein Wachstum statt, dafür steigt der Pilzbefall stark an. Die Kultur dauert zwischen 90 – 120 Tage. Die Freilandware kommt zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober auf den Markt, Gewächshausware gibt es das ganze Jahr. Tipp: Im Gemüsebeet verträgt sich Basilikum besonders gut mit Tomaten. Sorten Für den Anbau in Südtirol haben sich bisher folgenden grün- und rotblättrige BasilikumSorten bewährt: Grünlaubige Sorten: • Genoveser Basilikum • Süßes Basilikum • Krauses grünes Basilikum • Erfurter mittelgroßes Blatt (Ocimum basilicum `Genovese`) (Ocimum basilicum `Sweet`) (Ocimum basilicum `Green Ruffles`) (Ocimum basilicum `Erfurter`) Das Genoveser Basilikum ist die in Mitteleuropa gebräuchlichste und bekannteste Sorte. Es stammt aus der Region Ligurien, die Samen sind heute jedoch weltweit verbreitet. Die einjährige krautige Pflanze wird 45 – 60 cm hoch. Die Blätter sind dunkelgrün, spitzoval und glänzend. Die Pflanze hat weiße, recht große Blüten. Ein enger Verwandter des `Genoveser Basilikum` ist das `Süße Basilikum` (Ocimum basilicum `Sweet`). Es unterscheidet sich von ersterem nur durch die kleineren Blätter. `Green Ruffles` `Genovese` Die rotlaubige Sorten • Rotes Basilikum `Opal`) • Rotblättriges Basilikum `Amethyst`) • Rotblättriges Basilkum `Dark Opal`) (Ocimum basilicum (Ocimum basilicum (Ocimum basilicum Rotlaubige Sorte `Opal` Weitere Sorten die erprobt wurden mit besonderem Aroma und Geschmack Die aromatischen Sorten • Anis-Basilikum • Zitronen-Basilikum • Zimt-Basilikum (Ocimum basilicum `Anisatum`) (Ocimum basilicum `Citriodorum`) (Ocimum basilicum `Cinnamom`) • Nelken-Basilikum Die Thailändischen Sorten • Wildes Thai - Basilikum • Dunkles Thai-Basilikum • Mildes Thai –Basilikum (Ocimum gratissimum) (Ocimum canum, auch `Bai maeng-lak`, auch Tulsi, Tulasi, Holi) (Ocimum sanctum var. tenuiflorum, auch `Bai Krapao` Tulsi-Basilikum) ( Ocimum basilicum auch `Bai Horapa`) Die Afrikanischen Sorten • Grünblättriges Afrikanisches Basilikum (O. kilimandscharicum x basilicum) `African Green`) • Rötlich-Bläuliches Afrikanisches Basilikum (O. kilimandscharicum x basilicum `African Blue`); • Afrikanisches Baumbasilikum (Ocimum gratissimum var. suave) Die kleinblättige Sorte • Bubikopf - Basilikum (Ocimum basilicum var. minimum) `African Blue` in Blüte Bubikopf -Basilikum Jungpflanzen Jungpflanzen des Basilium müssen in jedem Fall im Gewächshaus bei 18-22°C gezogen werden. Dies erfolgt entweder über Aussaat ab Ende Februar oder über Kopfstecklinge ab Mitte März in Multitopfplatten mit 56 Löchern. Als Substrat kommen dabei humose, feinstrukturierte Torf-Kultur-Substrate mit einer mittleren Nährstoffversorgung zum Einsatz. Bei der Aussaat ist zu beachten, dass es sich bei Basilikum um einen Lichtkeimer handelt – die Saat ist daher nicht abzudecken. Für die Stecklingsvermehrung eignen sich besonders die strauchartige wachsenden Basilikumarten und –sorten wie das `Thai- Basilikum` und `African Blue In der Anzucht muss Basilikum stets feucht warm und hell kultiviert werden. Pikiert wird ca. 4 Wochen nach der Aussaat in kleinen Tuffs von 4-5 Pflanzen/10er Topf. Bewurzelte Stecklinge werden pinziert, um die Verzweigung anzuregen. Bei der Anzucht ist auf Trauermücken und Weiße Fliege zu achten. Pflanzung Die jungen Basilikumpflanzen können Ende Mai ins Freiland gesetzt werden im Reihenabstand von 20 x 50 cm ungefähr 500 Pflanzen/Ar. Auch das Doppelreihensystem hat sich bei Basilikum bewährt. In diesem Falle wird zwischen den Reihen eine breitere Erntegasse freigelassen. Im professionellen Anbau hat sich die Pflanzung auf Bändchenfolie bewährt. Dadurch wird Konkurrenz durch Beikräuter vorgebeugt, der Boden bleibt länger feucht und warm und die unteren Blätter bleiben frei von Erde. Im Freiland werden die Blätter bei starker Sonnenbestrahlung schnell kräftiger und der Geschmack und Aroma intensiver und pfeffriger. Pflege Basilikum verträgt keine Konkurrenz durch Beikräuter und muss daher mechanische oder von Hand mit Hacken unkrautfrei gehalten werden. Das Anhäufeln der Pflanzen fördert die Standfestigkeit und Wurzelbildung. Staunässe ist unbedingt zu meiden wobei umgekehrt eine gleichmäßige Feuchte in der Kultur notwendig ist. Basilkum in Doppelreihen auf Bändchenfolie Krankheiten und Schädlinge Pilzliche Schaderreger Blattfleckenkrankheit Septoria—Arten Fusariumwelke Fusarium oxysporum Besonders während Regenperioden von Stängelgrund und Blättern Im Gewächshaus und Freiland bei nass-kalter Witterung Falscher Mehltau Peronospora belbahrii Luzernemosaikvirus Alfalfa mosaic virus Blattvergilbungen Tierische Schädlinge Ampfereule Acronycta rumicis Ampfereule Schäden durch Raupenfraß an den Blättern Gemeine Wiesenwanze Lygus pratensis Blattschäden Wanzen und deren Larven stechen Blätter an und saugen Grüne Blattläuse Saugen hauptsächlich an jungen Trieben, Saugschäden an Triebspitzen und Blättern, Verkrüppelungen und Minderwuchs Schnecken Können frisch gesetzte Pflanzen gänzlich abfressen, Vorkehrungen treffen Düngung Basilikum zählt zu den Pflanzen mit mittlerem Düngerbedarf. Es empfiehlt sich das Einbringen einer organischen Humusdüngung vor Beginn des Anbaus. Während der Kultur sollte man 3 - 5 kg/Ar eines mineralischen, kalibetonten oder organisch biologischen Handelsdüngers in Teilgaben nach jedem Schnitt ausbringen. Nährstoffentzug im Basilikumanbau kg/Ar Pflanzenteil Kraut bei Blühbeginn N 0,49 P2O5 0,14 K20 0,59 Mg O 0,11 Ernte Zeitpunkt Die Ernte erfolgt vormittags nach Abtrocknen des Taus wenn die Pflanzen Blütenknospen anzeigen. Dies ist der Zeitpunkt an dem das Basilikum den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen hat. Außerdem sollte die Blütenbildung verhindert werden, die Pflanze bildet mehr Blätter und somit wird auch der Gesamtertrag gesteigert. Die Blätter einzeln von den Stängeln zu zupfen ist falsch da dadurch das Wachstum weiterer Blätter verhindert statt gefördert wird. Basilikum ersetzt nur einzelne Triebe vollständig. Die Ernte erfolgt demnach stängelweise. Etwa einen Zentimeter über dem ersten Blätterpaar, das am unteren Ende des Triebes wächst, wird der Spross abgeschnitten. Für die Pflanze ist es möglich, diesen Verlust wieder auszugleichen. Schon bald wird der Neuaustrieb aus der Schnittstelle erwachsen und ebenfalls Blätter tragen. Bei nachfolgenden Ernten ist jedoch darauf zu achten, nur die älteren Stängel zu entfernen und den jüngeren genug Triebkraft zu lassen. Bei guter Witterung können bis zu drei Ernten erwartet werden. Verarbeitung Da Basilikum Schleimstoffe beinhaltet. lässt es sich nur sehr schwer trocknen. Deshalb darf das Erntegut keineswegs zu hoch auf die Trockendarren aufgeschüttet werden (max. 5 - 8cm Schütthöhe). Um das Schwarzwerden der Blätter zu vermeiden, muss Basilikum außerdem sehr früh – am Besten noch vor Sonnenaufgang - geschnitten werden so lange das Kraut noch kühl ist. Das Erntegut darf während der Trocknungsphase keinesfalls gewendet werden; gerade während der Welke ist das Kraut empfindlich. Wenn dies nicht beachtet wird, sind schwarze Blattanteile im Trocknungsgut Folgeschäden. Gut getrocknetes Basilikum hingegen muss hellgrün aussehen. Die Behauptung, dass getrocknetes Basilikum sein Aroma verliert, kann widerlegt werden, denn die Aromen werden bei sachgemäßer Trocknung voll und ganz erhalten. Das getrocknete Kraut hat einen hohen Stängelanteil, der durch anschließendes Rebeln entfernt wird. Erträge Erträge in kg/Ar Frischmassenertrag FM 140 - 160 Trockenmasse 28 - 32 Blattware TS 14 - 16 EV 5:1 _____________________________________________________________________ Kulturanleitungen im Kräuteranbau Heinrich Abraham 2015