Neukeynesianische Makroökonomik Prof. Dr. Kai Carstensen LMU und ifo München November 2009 Ansatz der neukeynesianischen Makroökonomik Märkte sind unvollkommen • Preis- und Lohnanpassung: Kontraktdauer, Anpassungskosten, Erwartungsbildung • Marktstruktur: monopolistische Konkurrenz / Preissetzungsspielräume • Kapitalmarkt: Kreditbeschränkungen • Informationsasymmetrien / Informationskosten Methodik • Mikroökonomische Fundierung • Intertemporale Optimierung • Zumeist rationale Erwartungen • Daher stochastische dynamische Gleichgewichtsmodelle ⇒ analog zur RBC-Theorie, daher auch “Neue Neoklassische Synthese” Ergebnisse • Marktunvollkommenheiten sind quantitativ wichtig! • Selbst kleine Rigiditäten auf der mikroökonomischen Ebene können bedeutsame Wirkungen auf der makroökonomischen Ebene haben. • Monetäre Impulse können konjunkturelle Effekte nach sich ziehen. • Geldpolitik ist für den Konjunkturverlauf möglicherweise relevanter als Technologieschocks. (Das würde aber nicht jeder Ökonom so sehen!) • Langfristig gelten die gleichen Bedingungen wie in der RBC-Welt: monetäre Schocks sind langfristig neutral in Bezug auf reale Variablen. Literatur • Lehrbuch: Gali (2008) Monetary Policy, Inflation, and the Business cycle. Princeton University Press. Vorlesungsinhalt Ein einfaches Neukeynesianisches Grundmodell: • reale Rigidität: monopolistische Konkurrenz • nominale Rigidität: stotternde Preissetzung auf dem Gütermarkt • ansonsten ganz einfach: kein Bevölkerungswachstum, kein Kapital, preisgeräumter Arbeitsmarkt, • kein Geld (cashless economy), aber dennoch Geldpolitik(!) - es wäre problemlos möglich, Geld als separierbaren Bestandteil der Nutzenfunktion (“Money in the Utility Function”, MIU) hinzuzufügen, würde die Ergebnisse aber nicht ändern Monopolistische Konkurrenz Monopolistische Konkurrenz (1) • Vollkommene Konkurrenz: Gesetz des einen Preises, verzögerte Preisanpassung einzelner Firmen unmöglich • Hier Monopolistische Konkurrenz: Viele Firmen, die jeweils ein differenziertes Konsumgut herstellen • Substitutionselastizität zwischen den Gütern ist endlich • Preissetzungsspielraum, der verzögerte Preisanpassung einzelner Firmen erlaubt • Daher machen die Firmen auch im Steady State Gewinne Monopolistische Konkurrenz (2) Formal: Es gibt unendlich viele Firmen i, die jeweils ein differenziertes Konsumgut Ct(i) herstellen und zum Preis Pt(i) verkaufen. Anstatt die Firmen als unendliche Reihe 1, 2, 3, ... zu zählen, wird ein Kontinuum von Firmen i ∈ [0, 1], i ∈ IR definiert. " Nutzenfunktion: Ut = U −1 R1 Ct(i) di # −1 0 CES-Konsumindex mit Substitutionselastizität∗ −: Ct = Z 1 0 ! −1 Ct(i) di −1 , (1) Vereinfachte Nutzenfunktion: Ut = U [Ct] ∗ Substitutionselastizität im Konsumoptimum = relative Veränderung des Konsumverhältnisses zwischen zwei Gütern infolge einer relativen Veränderung des Preisverhältnisses, also für Güter i und k: − d Ct (k) d Pt (i) Pt (k) / Ct (i) / Ct (k) Ct (i) Pt (i) Pt (k) Monopolistische Konkurrenz (3) Definition des Preisindex: Pt = Z 1 0 ! Pt(i)1−di 1 1− (2) Es lässt sich zeigen, dass diese Definition gerade dazu führt, dass die Gesamtausgaben des Haushalts gleich dem Produkt aus Preisindex und Konsumindex sind: PtCt = Z 1 0 Pt(i)Ct(i)di. Nutzenmaximierung des Haushalts: Nachfragegleichungen der Form Ct(k) = Ct(i) Pt(i) Pt(k) ! , i 6= k (3) Die relative Nachfrage hängt also vom inversen Preisverhältnis ab, wobei die Preisreagibilität durch den Parameter ausgedrückt wird. Tatsächlich ist − die Preiselastizität der Nachfrage. Daher: vollkommene Konkurrenz als Grenzfall → ∞ im Modell enthalten. Monopolistische Konkurrenz (4) Die Nachfrage nach dem Konsumgut i lässt sich durch Aggregation auch darstellen als Ct(i) Pt = Ct Pt(i) bzw. als Pt Ct(i) = Ct Pt(i) (4) Daher: zweistufiges Optimierungskalkül der Haushalte. Stufe 1: Gesamtnachfrage Ct bei gegebenem Preisniveau Pt. Stufe 2: Konsumstruktur bei gegebenen Relativpreisen. Da wir im folgenden an der Gesamtnachfrage interessiert sind, werden wir die zweite Stufe zumeist ausblenden. Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (1) Nutzenfunktion: Z 1 U [ Ct ] = U 0 ! −1 Ct(i) di −1 Budgetbeschränkung (gegebenes Einkommen Et): Z 1 Et = 0 Pt(i)Ct(i)di Lagrangefunktion: Lt = U Z 1 0 ! −1 Ct(i) di −1 −λ Z 1 0 ! Pt(i)Ct(i)di − Et Ableitung der Lagrangefunktion nach Konsumgut k: R1 ∂U ∂Ct ∂ Pt(i)Ct(i)di ∂L = −λ 0 =0 ∂Ct(k) ∂Ct ∂Ct(k) ∂Ct(k) Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (2) Zu berechnen: R ∂ 01 Pt(i)Ct(i)di ∂Ct(k) Bei der Ableitung sind die Integrale wie Summen über eine unendliche Anzahl von Summanden zu interpretieren. Da jeweils nur nach gerade einem Summanden abgeleitet wird, fallen alle anderen Summanden beim Ableiten weg. Daher ergibt sich R R1 ∂ i6=k Pt(i)Ct(i)di ∂Pt(k)Ct(k) ∂ 0 Pt(i)Ct(i)di = + = Pt(k) ∂Ct(k) ∂Ct(k) ∂Ct(k) Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (3) Zu berechnen: ∂Ct ∂Ct(k) Wiederum ist die Ableitung der Integrale zu beachten: ∂ ∂Ct = ∂Ct(k) −1 R1 −1 di 0 Ct(i) ∂Ct(k) = −1 | = Z 1 0 Z 1 0 ! −1 Ct(i) di −1 −1 {z (äußere Ableitung) ! 1 −1 Ct(i) di −1 Ct(k) } − 1 −1 −1 −1 Ct(k) | {z } (innere Ableitung) Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (4) Zur Erinnerung Ct = Z 1 0 ! −1 Ct(i) di −1 ⇒ 1 C t = Z 1 0 ! −1 Ct(i) di 1 −1 Folglich gilt ∂Ct = ∂Ct(i) Z 1 0 ! −1 Ct(i) di 1 −1 Ct(k) − 1 = 1 C C t t(k) Einsetzen in die Bedingung erster Ordnung: 1 ∂L ∂U 1 = Ct Ct(k)− − λPt(k) = 0 ∂Ct(k) ∂Ct − 1 Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (5) Für ein Gut k gilt: 1 ∂U 1 ∂L = Ct Ct(k)− − λPt(k) = 0 ∂Ct(k) ∂Ct Analog gilt für ein anderes Gut i: ∂U 1 ∂L − 1 = Ct Ct(i) − λPt(i) = 0 ∂Ct(i) ∂Ct Auflösen nach λ und gleichsetzen: Ct(k) = Ct(i) Pt(i) Pt(k) ! bzw. Ct(i) = Ct(k)Pt(k)Pt(i)− Monopolistische Konkurrenz: Ableitung der Ergebnisse (6) Eine Beziehung zwischen der Nachfrage nach Gut k und der Gesamtnachfrage ergibt sich durch Einsetzen in die Definitionsgleichung des Konsumindex: Z 1 Ct = 0 Z 1 = 0 ! Ct(i) Z 1 0 Pt(i)1−di Z 1 0 = ! = −1 di −1 −1 ! Pt(i)1−di Ct(k)Pt(k) 1 1− = [Pt]− Ct(k)Pt(k) Ct(k)Pt(k)Pt(i)− − Ct(k)Pt(k) −1 ! di −1 Das Neukeynesianische Referenzmodell Haushalte Repräsentativer, unsterblicher Haushalt mit Nutzenfunktion Et ∞ X β s−tU (Cs, Ns) = Et s=t ∞ X 1−σ C s s−t β − s=t 1−σ 1+φ Ns 1+φ und Budgetbeschränkung WsNs + Bs−1 + Ts = PsCs + QsBs, s = t, ..., ∞, Dabei bezeichnen • Cs den Konsumindex, • Ns die geleistete Arbeit, • Ws den Nominallohn, • Bs den Bestand an risikolosen Wertpapieren, die in der Periode s zum Preis Qs gekauft werden und in der folgenden Periode zum Nennwert fällig werden und • Ts übrige (pauschale) Einkommensbestandteile, wie z.B. Firmengewinne, abzüglich einer Pauschalsteuer. Nutzenmaximierung Lt = Et ∞ X β 1+φ h 1−σ s−t Cs i Ns − + λs WsNs + Bs−1 + Ts − PsCs − QsBs 1−σ 1+φ s=t Bedingungen erster Ordnung (FOCs) ∂Lt ∂Ct ∂Lt ∂Ct+1 ∂Lt ∂Bt ∂Lt ∂Nt ! = Ct−σ − λtPt = 0 ⇒ Ct−σ = λtPt i ! h i h i −σ −σ = βEt Ct+1 − λt+1Pt+1 = 0 ⇒ Et Ct+1 = Et λt+1Pt+1 h h i ! h = −λtQt + βEt λt+1 = 0 ⇒ λtQt = βEt λt+1 φ ! φ = −Nt + λtWt = 0 ⇒ Nt = λtWt Alle Gleichungen multiplikativ. Einfach zu linearisieren. i Logarithmieren und Erwartungswert Für eine lognormalverteilte Zufallsvariable xt mit konstanter Varianz gilt: ln Et [xt] = Et [ln xt] + Konstante. Betrachtet man Abweichungen vom steady state (oder von einer anderen Basislösung), so fällt diese Konstante weg, weshalb sie im weiteren Verlauf von vorne herein ignoriert wird. Log-Linearisierung FOCs: −σct = ln λt + pt h −σEt ct+1 i h i h = Et ln λt+1 + Et pt+1 h ln λt + qt = ln β + Et ln λt+1 φnt = ln λt + wt i i Eliminiere den Lagrange-Multiplikator: −σct − pt + qt = ln β − σEtct+1 − Etpt+1 φnt = −σct − pt + wt ACHTUNG: dies ist keine Abweichung vom Steady State! Zins und Inflation Inflationsrate: 1 + πt+1 = Pt+1/Pt Folglich gilt: ln Pt+1 − ln Pt = pt+1 − pt = ln(1 + πt+1) Log-lineare Näherung: ln(1 + πt+1) ≈ πt+1 ⇒ pt+1 − pt ≈ πt+1 Zinssatz : 1 + it = 1/Qt Log-lineare Näherung: ln(1 + it) ≈ it ⇒ it ≈ ln (1/Qt) = −qt Eulergleichung −σct − pt + qt = ln β − σEtct+1 − Etpt+1 h i σct = σEtct+1 + qt + Et pt+1 − pt − ln β Einsetzen σct = σEtct+1 − it + Etπt+1 − ln β 1 ⇒ ct = Etct+1 − it − Et+1πt + ln β . σ Zeitpräferenzrate und Steady-State-Realzins Individueller Abzinsungsfaktor für zukünftigen Nutzen: β Zeitpräferenzrate = der “individuelle Zins” zur Abzinsung zukünftigen Nutzens: ρ Dann gilt: β = 1/(1 + ρ) ⇒ ln β = − ln(1 + ρ) ≈ −ρ. Einsetzen in die Eulergleichung: 1 ct = Etct+1 − it − Etπt+1 − ρ σ Im nichtstochastischen Steady State gilt ct = ct+1 = Etct+1. Daraus ergibt sich der Steady-State-Realzins rSS = ρ Staatsnachfrage Anteil τt der Gesamtnachfrage Ytd(i) eines jeden Guts geht an den Staat: Gt(i) = τtYtd(i). Folglich ist die Gesamtnachfrage gegeben durch Ytd(i) = Ct(i) + τtYtd(i) ⇒ Ytd(i) = Ct(i)(1 − τt)−1 Sei gt = − ln(1 − τt) ≈ τt ein (Staats-)Nachfrageschock mit g gt = ρg gt−1 + εt , ρg ∈ [0, 1), Dann gilt ytd(i) = ct(i) − ln(1 − τt) = ct(i) + gt Die Preisabhängigkeit der Gesamtnachfrage kann durch Einsetzen der Haushaltsnachfrage in Gleichung (5) dargestellt werden: Ytd(i) = CtPtPt(i)−(1 − τt)−1. Unternehmen Kontinuum von Unternehmen, die jeweils ein differenziertes Gut Yts(i), i ∈ [0, 1], produzieren Yts(i) = AtNt(i) Produktivität (=technischer Fortschritt) für alle Unternehmen identisch. at = ln(At) folgt dem autoregressiven Prozess at = ρaat−1 + εat, ρa ∈ [0, 1), t N (i) = Wt A−1 Y s (i) Reale Kostenfunktion: Ktr (i) = W t Pt t Pt t t A−1 Reale Grenzkosten: ∂Ktr (i)/∂Yts(i) = W Pt t oder, nach Logarithmieren: mcrt = wt − pt − at. ∀i ∈ [0, 1] Räumung des Gütermarktes Yt(i) ≡ Yts(i) = Ytd(i) ⇒ Yt(i) = Ytd(i) = Ct(i)(1 − τt)−1 ∀i ∈ [0, 1]. Aggregation über alle Güter i Z 1 0 Z 1 0 ! −1 Yt(i) di ! −1 Yt(i) di | {z Yt −1 Z 1h = 0 Z 1 −1 = 0 } | Ct(i)(1 − τt)−1 ! −1 Ct(i) di {z Ct Logarithmieren: yt = ct + gt. −1 } i −1 ! −1 di (1 − τt)−1 Räumung des Arbeitsmarktes Z 1 Nt(i)di = Nt 0 −1 R1 −1 Gütermarkträumung: Yt = 0 Yt(i) di Einsetzen der Produktionsfunktion Yt(i) = Nt(i)At ergibt: Yt = Z 1 0 −1 [Nt(i)At] also nicht ! −1 di Yt = = Z 1 0 Z 1 0 ! −1 Nt(i) di −1 At, Nt(i)diAt = NtAt. Grund: Preisverzerrung, wenn nicht alle Firmen in jeder Periode den gewinnmaximalen Preis setzen können. Verzerrung ist klein in dem Sinne, dass sie bei einer linearen TaylorApproximation wegfällt. Daher approximativ: Yt = NtAt bzw. yt = nt + at. Gewinnmaximierung bei flexiblen Preisen (1) Jeder Produzent setzt seinen Preis, um den Gewinn zu maximieren f Gt (i) = Pt(i)Yt(i) − WtNt(i) Arbeitsnachfrage ergibt sich aus der Produktionsfunktion Yt(i) = Nt(i)At ⇒ Nt(i) = Yt(i)A−1 t Einsetzen in die Gewinnfunktion: h i f −1 −1 Gt (i) = Pt(i)Yt(i) − WtYt(i)At = Pt(i) − WtAt Yt(i) Monopolistische Konkurrenz, Anbieter kennt Nachfragefunktion: Yt(i) = Ct(1 − τt)−1PtPt(i)− = YtPtPt(i)−. Einsetzen in die Gewinnfunktion: i h i h f −1 −1 − 1− − Gt (i) = Pt(i) − WtAt YtPt Pt(i) = Pt(i) − WtAt Pt(i) YtPt Gewinnmaximierung bei flexiblen Preisen (2) Bedingung erster Ordnung: f h i ∂Gt (i) −1 − −−1 = (1 − )Pt(i) + WtAt Pt(i) YtPt = 0 ∂pt(i) Auflösen: Pt(i) = WtA−1 t }, | {z −1 ∀i ∈ [0, 1]. M Ct Logarithmiert pt = pt(i) = ln + mct = µ + mct > mct −1 Gesamtwirtschaftlich pt = µ + mct Modellgleichungen bei flexiblen Preisen wt − pt = σct + φnt 1 ct = − it − Etπt+1 − ρ + Etct+1 σ yt = ct + gt yt = nt + at pt = µ + wt − at Lösung bei flexiblen Preisen Natürliche Werte mcrt = −µ w̄t/p̄t = −µ + at µ 1+φ σ ȳt = − + at + gt φ+σ φ+σ φ+σ 1−σ σ µ + at + gt n̄t = − φ+σ φ+σ φ+σ µ 1+φ φ c̄t = − + at − gt φ+σ φ+σ φ+σ 1+φ φ r̄t = ρ − σ (1 − ρa)at + σ (1 − ρg )gt. φ+σ φ+σ Nichstochastisches Steady State: Setze gt = E[gt] = 0 und at = E[at] = 0. WICHTIG: Natürliche Werte unabhängig von geldpolitischen Schocks! Verzögerte Preisanpassung: Calvo-Modell Empirisch: Preise passen sich träge an (z.B. ECB Inflation Persistence Network, www.ecb.int/home/html/researcher ipn.en.html) Stotternde Preisanpassung (Calvo, 1983): zu jedem Zeitpunkt darf ein Unternehmen seinen Preis mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 − θ anpassen (“Lotterie”) Anpassungszeitpunkt ist unabhängig davon, was andere Unternehmen tun, wann die letzte Anpassung vorgenommen wurde und wie groß der Unterschied zwischen dem Preis der Vorperiode und dem optimalen Preis ist. Gesamtwirtschftlich: in jeder Periode bleibt ein Anteil θ der Preise unverändert, während die übrigen 1 − θ Preise angepaßt werden. Das aggregierte Preisniveau folgt näherungsweise der Differenzengleichung: pt = θpt−1 + (1 − θ)p∗t . Dabei bezeichnet p∗t den in Periode t für die Unternehmen optimalen Preis. Aufgrund der identischen Produktionstechnologie und Nachfragestruktur ist dieser Preis für alle Unternehmen identisch. Gewinnmaximierungskalkül bei verzögerter Preisanpassung (a) Unternehmen i darf nicht anpassen → alter Preis Pt−1(i) Gewinn in Periode t: f Gt (i) = Pt−1(i)Yt(i) − WtNt(i) (b) Unternehmen i darf anpassen → neuer Preis Pt∗(i) f Gewinn in t: Gt (i) = Pt∗(i)Yt(i) − WtNt(i) Gewinn in t + 1 mit Wkt. θ: Gt+1(i) = Pt∗(i) Yt+1(i) − Wt+1Nt+1(i) Gewinn in t + 2 mit Wkt. θ2: Gt+2(i) = Pt∗(i) Yt+2(i) − Wt+2Nt+2(i) Gewinn in t + 3 mit Wkt. θ3: Gt+3(i) = Pt∗(i) Yt+3(i) − Wt+3Nt+3(i) f f f ⇒ Intertemporale Gewinnfunktion Gst(i) = Et ∞ X ∞ X ∗ s−t f s−t (βθ) Gs (i) = Et (βθ) Pt (i)Ys(i) − WsNs(i) s=t s=t Gewinnmaximierung bei verzögerter Preisanpassung s (i) = E max G t t ∗ Pt (i) = Et ∞ X (βθ)s−tGfs (i) s=t ∞ X ∗ − (βθ)s−t[Pt∗(i)1− − WtA−1 t Pt (i) ]Ys Ps s=t | {z } M Cs FOC: ∞ i h X ∂Gt ! = s−t ∗ − ∗ −−1 Y P 0 (βθ) (1 − )P (i) + P (i) M C = E s s s t t t ∗ ∂Pt (i) s=t ∞ (βθ)s−tY P M C E s s s t s=t ⇒ Pt∗(i) = P∞ −1 Et s=t(βθ)s−tYsPs P Log-linearisiert: p∗t = p∗t (i) = µ + (1 − βθ) ∞ X (βθ)s−tEtmcs s=t Neukeynesianische Phillips-Kurve (1) Nach einigen Umformungen erhält man die Inflationsgleichung dcrt , πt = βEtπt+1 + λ m λ = (1 − θ)(1 − βθ)/θ mit den realen Grenzkosten in Abweichung zum natürlichen Niveau (=Steady State): dcrt = mcrt − m̄crt = mcrt + µ. m dcrt bewirkt Anpassung der nominalen Größe WICHTIG: Reale Größe m πt ! AUCH WICHTIG: Dies ist ein gleichgewichtiges Phänomen bei rigiden Preisen! Neukeynesianische Phillips-Kurve (2) dcrt und der Outputlücke Beziehung zwischen den realen Grenzkosten m xt = yt − ȳt: dcrt = mcrt − m̄crt = wt − pt − at + µ m = wt − pt − [w̄t − p̄t] = σct + φnt − [σc̄t + φn̄t] = σ(yt − gt) + φ(yt − at) − [σ(ȳt − gt) + φ(ȳt − at)] = (σ + φ) [yt − ȳt] . = (σ + φ)xt. Einsetzen in die Inflationsgleichung πt = βEtπt+1 + κxt, κ = λ(σ + φ) Neukeynesianische IS-Kurve Ausgangspunkt ist die Eulergleichung 1 ct = Etct+1 − (it − Etπt − ρ) σ 1 1 yt − gt = Etyt+1 − Etgt+1 − (it − Etπt − r̄t) − (r̄t − ρ) σ σ 1 1 yt = Etyt+1 − (it − Etπt − r̄t) − (r̄t − ρ) + gt − Etgt+1 {z } | σ σ (1−ρg )gt 1 1 xt + ȳt = Etxt+1 + Etȳt+1 − (it − Etπt − r̄t) − (r̄t − ρ) + (1 − ρg )gt σ σ 1 1 xt = Etxt+1 − (it − Etπt − r̄t) − (r̄t − ρ) + (1 − ρg )gt + Etȳt+1 − ȳt σ | σ {z } =0 Neukeynesianische IS-Kurve: xt = Etxt+1 − 1 (it − Etπt − r̄t) σ Zentralbankverhalten (1) • früher: Geldmengensteuerung (Bundesbank) • heute: direkte Inflationssteuerung/Inflationserwartungssteuerung • Beispiel EZB: mittelfristige Inflation knapp unter 2 % • Logik des Modells: – Inflationsdruck entsteht bei hoher Nachfrage und damit Auslastung (Output Gap > 0) – daher: Inflationssteuerung = Nachfragesteuerung – Nachfrage hängt ab vom Realzins – Zentralbank muss also Realzins steuern Zentralbankverhalten (2) • Beispiel: Ausgehend von einem Steady State mit π0 = 0, i0 = 2% und r0 = ρ = 2% steigt die Inflationsrate auf π1 = 1%. Auch für die Folgezeit wird Inflation erwartet, E1π2 = 1%. Damit sinkt der Realzins auf r1 = i1 − E1π2 = 1%. Wenn die Zentralbank die Inflation bekämpfen möchte, muss sie den Nominalzins um mehr als 1 Prozentpunkt anheben. Ansonsten würde der Realzins expansiv wirken. • Ergebnis: Die Zentralbank muss den Nominalzins um einen Betrag verändern, der größer ist als die Änderung der Inflationsrate. Dies ist das sogenannte Taylor-Prinzip. • Einfache geldpolitische Regel (ersetzt Inflationserwartungen durch beobachtete Inflation): it − πt = ρ + γ̃π (πt − π ∗), γ̃π > 0 bzw. it = ρ − γ̃π π ∗ + γπ πt, γπ = 1 + γ̃π > 1 Zentralbankverhalten (3) • Zusätzliche Berücksichtigung der Output Gap: Inflationsindikator und/oder Konjunkturglättung • Ergibt die Taylorregel it = ρ − γ̃π π ∗ + γπ πt + γxxt + vt, γπ > 1, γy > 0 • Taylor (1999): eine Zinsregel mit den Parametern γπ = 1.5 und γx = 0.5 beschreibt das Verhalten der Fed in den USA gut. • Hier: Inflationsziel π ∗ = 0, daher it = ρ + γπ πt + γxxt + vt, γπ > 1, γy > 0 Zentralbankverhalten (4) Allgemein gilt für eine zukunftsgerichtete Inflationsregel it − Etπt+1 = | {z } Realzins rtSS |{z} SS−Realzins Ziel ) +γ x + v + (γ − 1) (E π − π x t π t t t+1 t+1 } | {z } | {z >0 Inf lationserwartung Wir werden aber mit der einfachen Zinsregel it = ρ + γπ πt + γxxt + vt, arbeiten (Gali, 2008). γπ > 1, γy > 0 Geldpolitische Schocks vt: unsystematisches Zinssetzungsverhalten der Zentralbank (nicht durch andere Variablen erklärbar) Annahme: autoregressiver Prozess vt = ρv vt−1 + εvt , 0 ≤ ρv < 1 εvt : Geldpolitischer Schock = unprognostizierbare Zinsänderung mögliche Gründe für geldpolitische Schocks: • Fehler der Zentralbank (z.B. Schätzung der Outputlücke) • interne Differenzen (Tauben vs. Falken) • außergewöhnliche Umstände (z.B. Ölpreisschock) • bessere Informationen als die Öffentlichkeit