pdf - bei Doblinger

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28 | Frühjahr 09
klan punkte
Johanna Doderer
(Foto: Dimo Dimov)
sound:files
Doblinger Verlagsnachrichten
Jubiläumsausgabe zum Haydn -Jahr 2009
Haydn Year Anniversary Edition 2009
JOSEPH HAYDN
SÄMTLICHE / COMPLETE
Streichquartette
String Quartets
Urtext Edition
(Reginald Barrett-Ayres & H. C. Robbins Landon)
Jub
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zum läumsa
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13 Studienpartituren
im Schuber,
Format 17x24cm,
broschiert
13 Study Scores
in a box,
size 17x24cm,
paperback
Die Stimmen sind separat, einzeln oder als Bandausgaben (13 Bände) erhältlich.
The parts are available separately, individually or in 13 volumes.
Stp. 750
ISMN M-012-19837-6
ISBN 978-3-900695-97-2
Weitere Informationen / More information:
www.doblinger-musikverlag.at
28 | Frühjahr 09
klan punkte
sound:files
eeditorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Ein heißer Sommer steht bevor, und passend dazu möchten
hten wir
Ihnen diesmal einiges an Kammermusik vors
m aufvorstellen, die im
regendsten Sinne zum musikalischen Siedepunkt
Siedep
cht:
hoch kocht:
Wir freuen uns, Johanna Doderer als neue Doblinger-Komponistin vorstellen zu können – mit einem K
Klaviertrio, das es
wahrlich in sich hat, wie sich das Publikum b
beim Eisenstädter
zeugen konnt
Haydn-„TRIOthlon“ bereits überzeugen
konnte (klang:focus). In
enten aus Rohrau
Ro
Verbindung mit dem Jahresregenten
stehen auch
viertrio aus der
d Feder der Komein Streichquartett und ein Klaviertrio
To
ponisten- (und Cellisten-)Brüderr Pjotr und Tomasz
Skweres: Mit
h beim 4. Inte
diesen Stücken konnten sie sich
Internationalen Joseph
bewerb durchsetzen.
durc
Haydn Kammermusik Wettbewerb
Klaviertrio,
die dritte: Ein solches stehtt auch am Be
Beginn von Doblingers
nnes Berauer,
Beraue der sich bereits eine
Zusammenarbeit mit Johannes
ch preisgekrö
eigene Position als vielfach
preisgekrönter Jungkomponist zwiössischer Kla
schen Jazz und zeitgenössischer
Klassik erarbeitet hat. Daneie jüngsten Uraufführungserfolge
U
ben gilt es natürlich, die
nachard Deutschs
Deutsc Martyrium oder Die Dinge
zufeiern: Bernd Richard
ttgart als „starkes, streitbares Finale“. Und
sind packte in Stuttgart
Rainer Bischof bewies in Wien, dass auch die Zwölftontechnik
geeignet ist, dem Ha
Haydnschen Genius seine Reverenz zu erang:ech An Erich Zeisl erinnerte man sich in Los
weisen (klang:echo).
nd in Wien bereiten sich Philharmoniker und SingAngeles, und
verein auf dessen Requiem ebraico vor. Mit dabei: Adrian
Eröd, der sich in diesem Zusammenhang auch als Übersetzer
verdingt – Grund genug für ein ausführliches Gespräch mit
dem Bariton, der mit Zeisls Liedern bereits bestens vertraut ist.
Einen anderen einst verfemten und deshalb neu zu entdeckenden Komponisten hat sich die Pianistin Margarete Babinsky erkoren: Egon Wellesz. Im Interview-Doppel mit Johannes Kernmayer (Phoenix records) erfahren wir von gemeinsamer Begeisterung für so genannte Raritäten und spannende weitere
Pläne (klang:interpreten). Abschied nehmen mussten wir von
Augustin Kubizek, und an Anton Heiller erinnert die mit Spannung erwartete Biographie aus der Feder eines Fachmanns in
jeder Hinsicht: Peter Planyavsky (klang:gedenken). Schön, dass
sich bei Doblinger Komponisten mit ihren jüngsten InterpretInnen getroffen haben (klang:pädagogik). Allerlei Wissenswertes und Erfreuliches versammeln wie immer unsere Rubriken
klang:splitter, klang:novitäten, klang:träger und klang:daten.
Angenehme, anregende Lektüre wünscht Ihnen wie immer
Ihr klang:punkte-Team
Johanna Doderer
(Foto: Dimo Dimov)
Doblinger Verlagsnachrichten
DEAR READER!
Summer approaches with swift steps – and fittingly we
want to introduce you to chamber music that boils up
most excitingly to the musical boiling point: We are delighted to present Johanna Doderer as a new Doblinger
composer – with a piano trio that was already able to convince the audience at the Eisenstadt Haydn „TRIOthlon“
(sound:focus). A string quartet and a piano trio by the
composer (and cellist) brothers, Pjotr und Tomasz Skweres,
are also connected to the Haydn anniversary: both pieces
were victorious at the 4th International Joseph Haydn
Chamber Music Competition. A third piano trio marks
the beginning of Doblinger’s collaboration with Johannes
Berauer, an already multiple award-winning young composer working in the field between jazz and contemporary
classical music. In this issue we also celebrate the newest
successful world premieres: Bernd Richard Deutsch’s Martyrium (see also our previous issue) involved its Stuttgart
audience in a „strong, audacious finale“. Rainer Bischof
made his reverence to Haydn’s genius in twelve-tone technique (sound:echo). Erich Zeisl was remembered in Los Angeles, and in Vienna, the Philharmonic and the Singverein
prepare for his Requiem ebraico – read an interview with
baritone Adrian Eröd, who is not only intimately acquainted also with Zeisl’s lieder, but also prepared the German
translation of the Requiem. Pianist Margarete Babinsky
has chosen another formerly ostracized composer waiting
for re-discovery: Egon Wellesz. In a double interview with
Johannes Kernmayer (Phoenix records) we learn of their
common enthusiasm for so-called rarities (sound:performers). The great Anton Heiller is commemorated in the
biography by Peter Planyavsky, an expert in every respect
(sound:commemoration). sound:pedagogy records a meeting between composers and their youngest performers
at Doblinger’s.
As usual, we wish you an inspiring and pleasant read,
Your sound:files team
Impressum
klang:punkte 28 (99 528), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den
Inhalt verantwortlich: Peter Pany. Beiträge von Mag. Claudia Böckle, Katharina Knessl, Renate
Publig M.A., Peter Pany, Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag. Nicolas Radulescu.
Layout: Barbara Ployer (Konzept), Andrea Wimmer, Mira Valenta (Ausführung). Erscheinungsweise:
Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFO-Doblinger, Postfach
882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, [email protected], www.doblinger-musikverlag.at
klang:focus
Haydn und der nackte Wahnsinn
Handarbeit auf dem Weg zum Gipfel:
Johanna Doderer
„Meine kompositorische Tätigkeit vergleiche ich gerne mit der
Arbeit eines Bildhauers. Zuerst sammle ich das gesamte Material,
dann folgt der zweite Schritt, indem so lange an diesem Material
gearbeitet wird, dass nur noch das Wesentliche, das absolute
Herzstück übrig bleibt. Doch auch bevor ein Bildhauer seinen
Stein bearbeitet, muss er einen Stein (das Material) beschaffen.
Wenn die Skulptur dann fertig ist, sieht oder ahnt man durch
die Struktur des Felsens die Kraft und Form, aus welchen heraus
dieses Werk geschlagen wurde.“
Zu Fels und Stein hat die 1969 in Bregenz geborene, aber längst in
Wien lebende Komponistin Johanna Doderer ohnehin eine ganz
besondere Beziehung: Sie ist passionierte Kletterin. „Klettern ist
für mich wie Lesen an den Strukturen. Berührungen am Fels sind
Berührungen an den Spuren der Zeit – und ich beginne mich
zu erinnern... Durch Freude, Kraft und Konzentration entsteht
ein Tanz, ich bewege mich in der Dynamik einer anderen Zeit
und werde Eins mit ihr. Wie Musik spannen diese Bewegungen
Seite 4
Saiten um meine Seele. Ein Tasten an etwas Fremden, das
gleichzeitig den Ausblick zu den tiefsten Abgründen eröffnet. Ein
Tasten an längst Vergangenem, welches in mir als riesiger Klang
hervorbricht. Bewegungen finden ihre Melodie, im Puls meines
Atems schreibe ich dann die Musik.“
Ihr Handwerk hat sie zunächst in Graz bei Beat Furrer, später
in Wien bei Klaus Peter Sattler und Erich Urbanner erlernt
– wobei der Begriff mit Bedacht gewählt ist, schätzt Doderer
doch auch das Handwerkliche und damit einhergehende,
disziplinierte Arbeitsstrukturen besonders hoch. „Erfahrung,
Handwerk, Begabung, Können. Inspiration und innere Räume.
Freiräume“ – all dies sei zum Komponieren notwendig. „Große,
leere Räume. Die Bereitschaft, innere Räume zu kultivieren. Das
Unmögliche möglich zu machen. – Mit dem Risiko, dass man
abhebt. Dagegen hilft die Bodenständigkeit, die Disziplin. Ich
arbeite zum Beispiel von acht bis zwölf und von zwei bis vier
– wie ein Buchhalter.“
Nora Schöller
Johanna Doderer zählt zu den profiliertesten, erfolgreichsten und eigenwilligsten Komponistinnen ihrer Generation.
Mit einem auf Joseph Haydn verweisenden Klaviertrio feiert sie nun ihren Einstand bei Doblinger.
Von Walter Weidringer
HAYDN AND SHEER MADNESS
Michael Publig
Diese leeren Räume, die eine Offenheit nach allen Richtungen
Klaviertrio Nr. 2 DWV 52
bedeuten, hat sie sich freilich erst erkämpfen müssen:
Die Einleitung meines Klaviertrios fängt harmlos an. Fast
Unverblümte tonale Bezüge, wie sie in Doderers Werken
zu harmlos. Eigentlich nichts als Liegetöne.
selbstverständlich vorkommen können, wurden ja im Diskurs
Gegen Ende entpuppt sich diese Harmlosigkeit als der
über Musik des 20. und 21. Jahrhunderts zum Teil recht scheel
nackte Wahnsinn. Ein musikalisches Wortgefecht der
beäugt. Doch die Komponistin ist überzeugt: „Die Zeit ist es, die
einzelnen Stimmen. Ein rasender Schlagabtausch. Das
Dinge wieder neu werden lässt. Was darf man, was darf man
Hauptthema kehrt tatsächlich erst gegen Ende wieder,
nicht – diese Diskussionen hatte ich alle schon. Natürlich kann
dann aber in aller Deutlichkeit.
man nicht einfach alte Stile kopieren, aber ich komme immer
In der Durchführung – die ich auch bei Haydn so schätze –
weiter weg vom Schweren, Negativen. Ich möchte Menschen
wird das Seitenthema in aller Vielfalt ausgekostet. Im
mit Musik auch ein Stück glücklich machen. Das klingt jetzt sehr
Fluss musikalischer Ideen. Dazwischen: Viele Fragen teils
esoterisch, ist es aber nicht. Ich glaube, dass ein Element der
beantwortet, teils unbeantwortet und auch übertönt,
Freude absolut möglich sein muss. Die Düsterkeit vieler neuer
verhöhnt und überstimmt.
Musik seit 1945 will ich ganz bewusst verlassen. Ich suche mir
meine Herausforderungen anderswo: Einen Saal mit Klängen
zum Strahlen zu bringen – das muss man erst einmal schaffen!“ viel, manchmal vielleicht haarsträubend wenig in den Noten steht
Das heißt selbstverständlich nicht, dass in Doderers Musik das und ich sehr, sehr viel Platz für Interpretation lasse.“ Eine solche
Abseitige, Nächtliche oder Dämonische a priori fehlen müsste, enge Zusammenarbeit mit ihren InterpretInnen war Doderer in
im Gegenteil: Gerade ihre stilistische Bandbreite
schärft die Bedeutung jeglicher Ausdruckwerte. John Woolrich, Johanna Doderer, Verena Stourzh und Harald Kosik
Ihre Partituren vertraut Johanna Doderer dabei
am liebsten solchen InterpretInnen an, die sich auf
längere Sicht mit deren spezifischen Anforderungen
beschäftigen wollen: „Leute wie etwa die Geigerin
Patricia Kopatchinskaja oder die Dirigenten Ulf
Schirmer und Andrés Orozco-Estrada haben
einfach meine Sprache schon verstanden, können
über das Geschriebene hinauswachsen. Sonst ist
es bei Uraufführungen ja aus Zeit- und budgetären
Gründen nicht möglich, dass die Musik wirklich
interpretiert wird – man ist schon zufrieden, wenn
die Sache halbwegs zusammen bleibt! Wenn
darüber hinaus die Ausführenden ihr Eigenes
beitragen können, ist das ein Glück. Manche tun
sich aber deshalb sehr schwer, weil bei mir nicht so
“The introduction of my piano trio starts harmlessly.
Towards the end this harmlessness is revealed as sheer madness.”
Johanna Doderer is one of the most distinguished and musically
idiosyncratic composers of her generation. She celebrates her debut at Doblinger’s with a piano trio referring to Joseph Haydn.
“I like to compare my work as a composer with the work of a
sculptor. First, I collect the entire material, and then I proceed to
work on this material until only the essentials are left, the absolute core remains.” The composer, born in 1969 in Bregenz and
living in Vienna, has a special relationship with rock and stone:
she is a passionate climber. “Climbing is for me like reading the
structures, touching the traces of time… To touch the distant
past that breaks free in me as a gigantic sound.”
She has learnt her craft first in Graz with Beat Furrer, later in
Vienna with Klaus Peter Sattler and Erich Urbanner. She likes
the aspects of artisanship and of disciplined work structures.
“Experience, craft, talent, ability. Inspiration and inner spaces.
Free spaces” – all this she regards as necessary for composition.
“To make the impossible possible – with the risk of losing the
ground under one’s feet. This can be countered by staying down
to earth, by discipline. I work from eight to twelve and from two
to four – like an accounting clerk.”
Her openness can also be seen in often sceptically viewed tonal
references in her works, but she remains convinced that “time
will make things new once more”. “I want to make people a little
bit happy with music. An element of joy must absolutely remain
possible. I consciously aim to relinquish the gloom of so much
music since 1945. I look elsewhere for my challenges: to make
a hall radiate with sounds!” She prefers to entrust players with
Seite 5
klang:focus
den letzten Jahren besonders wichtig – und funktionierte immer
wieder als ein beglückendes Geben und Nehmen.
Bestens funktioniert hat es jüngst auch beim Haydn Trio
Eisenstadt: Diese außerordentliche Kammermusikformation,
bestehend aus Harald Kosik (Klavier), Verena Stourzh (Violine)
und Hannes Gradwohl (Violoncello), feiert ja nicht nur mit den
Werken ihres Namenspatrons beständig große Erfolge, sondern
zeichnet sich auch durch eine besondere Neugier auf neue
und neueste Musik aus. In deren jüngstem, gemeinsam mit
den Haydn Festspielen Eisenstadt verwirklichten Projekt „D2H
– DedicatedToHaydn“ geht es um aktuelle kompositorische
Statements zu Haydns Leben und Schaffen in Form von 18
neuen Klaviertrios. Der Auftrag hat Johanna Doderer sofort
interessiert – wegen der „verspielten Leichtigkeit in Haydns
Musik“, für sie eine „große Herausforderung und Frage an
meine Schaffenskraft“. – Nun, das Werk ist vollbracht, wurde am
1. Mai im Schloss Esterházy im Rahmen der „TRIOthlon“ getauften
Konzertreihe erfolgreich uraufgeführt – und ist mittlerweile
beim Label Phoenix Edition (siehe auch S. 17f.) in einer 3-CDBox erschienen. Doderers Klaviertrio „strotze vor guten Ideen“,
weise „die Österreicherin einmal mehr als brillante Komponistin“
aus und sei „erfrischend hörenswert“, schrieb dazu Peter Jarolin
im Kurier (10. Mai 2009): ein bemerkenswerter Neuzugang
also fürs Repertoire von Klaviertrios, die im Konzert gerne echte
musikalische Leidenschaft zeigen. Und auf diese kommt es ja
immer an – auch wenn das Haydn-Jahr 2009 längst vorbei ist.
her music who know her already, who understand her language,
also because she often leaves much unwritten and thus leaves
much room for interpretation.
Johanna Doderer wrote her new piano trio for the Haydn Trio
Eisenstadt and its project “D2H – Dedicated To Haydn” – 18 current composition statements on Haydn’s life and works - ; it had
its successful world premiere on May 1st in Eisenstadt’s Schloss
Esterházy in the “TRIOthlon” concert series.
Trio mit zwei Trios nebst Quartett
Ebenfalls neu bei Doblinger: Kammermusik von Johannes Berauer, Tomasz Skweres und Piotr Skweres
A TRIO WITH TWO TRIOS AND A QUARTET
Newly published by Doblinger: chamber music by
Johannes Berauer, Tomasz Skweres and Piotr Skweres
Johannes Berauer (*1979) is a successful composer in the realm
bordering jazz and contemporary classical music. He first studied in Linz, then in Boston (Bob Brookmeyer, Lee Hyla) and at
the Berklee College of Music. He received, among others, the
International Gustav Mahler Composition Award and the Herb
Seite 6
Johannes Berauer
Werner Pfeffer,
www.herzfluss.at
Da ist zunächst Johannes Berauer. 1979 in Wels geboren, arbeitet er erfolgreich als freischaffender Komponist im kreativen
Grenzbereich zwischen Jazz und zeitgenössischer Klassik, wobei
er sich durch innovativen Zugriff und handwerkliche Gewandtheit in beiden Sphären auszeichnet. Berauer studierte zunächst
Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei
Gunter Waldek und Christoph Cech, bevor er, ermöglicht durch
ein Fulbright Stipendium, nach Boston zu Bob Brookmeyer und
Lee Hyla ans New England Conservatory und ans Berklee College of Music ging. Alle seine Studien hat er mit Auszeichnung
abgeschlossen; unter Berauers Preisen und Auszeichnungen finden sich der Internationale Gustav Mahler Kompositionspreis
2000, die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich
oder der Herb Pomeroy Award. Seine Musik wurde bisher in den
USA, in Europa und Australien aufgeführt; in Österreich war er
unter anderem bei Festivals wie der Styriarte, den Gmundener
Festwochen oder dem Brucknerfest Linz vertreten: 2008 schrieb
Berauer die Musik für die Linzer Klangwolke in Zusammenarbeit mit Philipp Sageder, eine Aufführung, die nicht weniger als
95.000 Menschen miterleben konnten. Weiters entstand Kam-
mermusik für Kirill Kobantschenko, seines Zeichens Primgeiger
bei den Wiener Philharmonikern, sowie für Jürgen Ellensohn,
den Solotrompeter des hr-Sinfonieorchesters. Die ZusammenarPomeroy Award. So far, his music has been performed in the US,
in Europe and in Australia. He has also written chamber music
for violinist Kirill Kobantschenko (Vienna Philharmonic) and for
trumpetist Jürgen Ellensohn (hr Symphony). His collaboration
with Doblinger begins with three works: a piano trio with which
Berauer was able to win the 2006/07 NEC Piano Trio Composition Contest 2006/07, Von Mondschafen und Silbergäulen for
clarinet and piano, and Des Kaisers neue Kleider for solo flute.
beit mit Doblinger wird mit drei Werken beginnen: erstens mit
jenem Klaviertrio, mit dem Berauer den NEC Piano Trio Composition Contest 2006/07 für sich entscheiden konnte, dem von
Christian Morgenstern inspirierten Von Mondschafen und Silbergäulen für Klarinette und Klavier sowie dem Flöten-Solostück
Des Kaisers neue Kleider.
Und da sind außerdem die aus Warschau stammenden Brüder
Piotr und Tomasz Skweres: Sie konnten sich mit ihren neuen Werken beim Kompositionswettbewerb durchsetzen, der im Rahmen
des 4. Internationalen Joseph Haydn Kammermusikwettbewerbs, der von 15. bis 23. April 2009 an der Wiener Musikuniversität abgehalten wurde. Piotr Skweres (*1980) studiert in
Wien Violoncello bei Valentin Erben sowie Komposition u. a. bei
Detlev Müller-Siemens und Iván Eröd. Mit dem von ihm mitbegründeten Apollon Musagéte Quartett wurde er international
mehrfach ausgezeichnet, seine Kompositionen erlebten Aufführungen im Wiener Konzerthaus, bei der „Langen Nacht der Musik“ sowie bei Veranstaltungen von IGNM, ÖGZM und mehrfach
www.kammerorchester.com
klang:echo
Ahnherr Haydn,
erahnt
Piotr Skweres
unbezeichnet
Großer Uraufführungserfolg für Rainer Bischofs neue
Haydn-Hommage
Tomasz Skweres
auch in China. Sein neues Streichquartett wurde als Siegerwerk
auserkoren und fungierte damit als Pflichtstück beim Kammermusikwettbewerb.
Piotrs vier Jahre jüngerer Bruder Tomasz Skweres ist als Cellist
ebenfalls Schüler von Valentin Erben sowie von Stefan Kropfitsch
und studiert Komposition bei Chaya Czernowin. Er ist Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Franz Reinl Stiftung 2008
und konnte sich bereits beim 3. Internationalen Joseph Haydn
Kammermusikwettbewerb 2007 an die Spitze setzen, damals
jedoch in der Kategorie Streichquartett. Nun wurde ein Klaviertrio aus seiner Feder gekürt. Mit bisherigen Werken war Tomasz
Skweres u. a. beim Komponistenmarathon von Wien Modern
und im Trafo Theater Budapest vertreten; Aufträge erhielt er von
der Thyll-Dürr Stiftung sowie vom Apollon Musagéte Quartett.
Wie sein Bruder Piotr ist auch Tomasz als Kammermusiker tätig:
mit dem Hibiki Quartett war er bei mehreren internationalen
Wettbewerben erfolgreich.
Weitere Informationen auf Anfrage: [email protected]
The Warsaw brothers, Piotr and Tomasz Skweres, both internationally successful cellists (Apollon Musagète Quartet and Hibiki
Quartet) and composers (Wien Modern, ISCM), are the winners
of the composition competition held during the 4th International
Joseph Haydn Chamber Music Competition of the Vienna Music
University. Piotr’s string quartet and Tomasz’ piano trio were
compulsory pieces at this musicians’ contest and are published
by Doblinger. Further informations on request: [email protected]
„In Haydn-ahnend – Kompositionsauftrag des Wiener Kammerorchesters zum Haydn-Jahr – vereint Rainer Bischof klassische
Kompositions- mit Zwölftontechnik. Als ‚Erbe’ nach Hans Erich
Apostel, damit Enkelschüler von Alban Berg und somit letzter
direkter Nachfahre der Zweiten Wiener Schule, setzte sich der
Komponist und ausgebildete Philosoph mit Haydns Klaviersonate D-Dur (Hob. XVI:42) als Analytiker auseinander, wenn auch
als einer, der den musikphilosophischen Kontext, Haydns Klangatmosphäre und Stimmungskunst nicht überhört. Bischof geht
vom Andante-Thema aus und verwandelt dieses in eine zwölftönige Struktur, die auf das ganze Stück ausstrahlt. Im raffinierten
Geflecht Bischofs ist Haydns kunstvolle Klangdramaturgie ‚ahnend’, manchmal sogar hörend nachzuvollziehen – obwohl das
Material analytisch aufgesplittert und durch strenge Verfahren
neugeordnet wird.
Ausdrucksvielfalt, dramatische Aufbrüche, aber auch expressiv
gestaute ‚misterioso’-Stimmungen erzeugen ein effektvolles, mitunter aufgeregtes Klangpanorama, das von Stefan Vladar und
dem hervorragend studierten Orchester tatsächlich ‚durchhörbar’ realisiert wird. ‚Ahnend’ kann man Haydns Opus in seinen
Maskierungen alle acht Variationen hindurch nachvollziehen.
Bischofs ‚Haydn-Kosmos’ demonstriert, wie ein Könner von heute tatsächlich im Geist eines Komponisten der Vergangenheit
komponiert.“ (K. H. R., ÖMZ 5/2009)
„Hauptwerk des bejubelten Abends war die Uraufführung eines
Auftragswerkes des Kammerorchesters zu Haydns 200. Todestag: Rainer Bischof, Komponist, Philosoph, Pädagoge, vereint
klassische Elemente mit Zwölftontechnik. Haydn-ahnend für
Streichorchester basiert auf Haydns Klaviersonate D-Dur (Hob
XVI:42), dessen Andante-Thema in eine zwölftönige Struktur
verwandelt wird. Ein Stück, das durch Ausdrucksvielfalt, Ausbrüche ebenso wie geheimnisvolle Passagen und expressive Klänge
besticht. In acht Variationen wird das Haydn-Thema nach den
Zwölftonregeln verwandelt.“ (V. P., Kronen Zeitung, 24. März
2009)
Seite 7
Fotos: Markus Thill
klang:echo
Furiose Abgründe
Bernd Richard Deutschs Martyrium oder Die Dinge sind als
fulminant-bestürzender Abschluss des Stuttgarter ECLAT 2009
Bei ECLAT 2009 sei Bernd Richard Deutschs Martyrium oder
Die Dinge sind zum „ideenbestimmenden Werk“ geworden,
erklärte Hans-Peter Jahn, der Künstlerische Leiter des Festivals:
„Herausgeschleudertes Kompendium unerträglicher Situationen, die hinter den verwendeten Texten stehen und im musikalisch-visuellen Kostüm plötzlich dressiert und ironisch abrechnen
mit jenen Erwartungen, die Erwartungen nicht einlösen sollen.
Klar, man hört von Richard Strauss bis Alban Berg alle Facetten
von Klanggesten und -farben. Aber diese sind in einen Kontext
eingebunden, der neue Mittel einbezieht und sie in seiner 13teiligen oratorischen Gliederung zu einem dramatischen Ganzen
verschmilzt.“
Nun, weder den Programmverantwortlichen noch den Ausführenden oder dem Publikum macht Bernd Richard Deutsch es
leicht in dem faszinierenden Mammut-Werk, das er in vierjähriger Arbeit geschaffen hat: Gerade die ironischen Brechungen,
die musikalisch durchscheinende Distanz zu manchen Teilen des
montierten Textes war für die einen intellektuelles Vergnügen,
für die anderen eine Verständnishürde.
Von einem „monumentalen Schlusspunkt“ war jedenfalls in der
Presse die Rede, von einem „gewaltigen Oratorien-Spektakel“,
„furios, abgründig“ und „grandios“, ein „Künstlerleben im im Cinemascope-Sound“ als „starkes, streitbares Finale“: „Durch diese
Pforte führt kein Weg ins Freie. Das Höllentor höchstselbst stellt
sich am Anfang von Bernd Richard Deutschs ‚Neurotischem
Oratorium“ (so der Untertitel) Martyrium oder Die Dinge sind
vor – mit den Worten aus Dantes Inferno, denen die berühmte
Konklusio folgt: ‚Lasst jede Hoffnung fahren, die ihr mich durchschreitet‘. Deutsch setzt diese ‚Inschrift‘ mit einem formidabel
durchgearbeiteten Chorsatz in Klang, der den Geist der Zweiten
Wiener Schule atmet und zugleich ein fernes Echo von Monteverdis Madrigalismus ahnen lässt.
Sorgte für die penible Einstudierung: Rupert Huber
Bernd Richard Deutsch
Am Ende von Deutschs anderthalbstündiger Riesenschwartensuggestion für Sprecher, Vokalsoli, Chor, sehr großes Orchester
und Videoeinspielungen, die beim Stuttgarter Eclat-Festival für
Neue Musik uraufgeführt wurde, öffnet sich wieder eine Pforte,
und die scheint fürwahr ins Grenzenlose zu führen: ‚Nun wollen
wir mal das Bewusstsein erweitern!‘, verkündet der Chor, und
die Textworte Konrad Bayers lassen im Schriftbild die Majuskeln
spielen. Aber die Vertonung klappert ins Nichts, als gehe dem
vollmundig zu erweiternden Bewusstsein endgültig der Rollladen herunter. Markus Thill...
Eine Apotheose der psychedelischen
Grenzüberschreitung klingt anders.
So desillusioniert Deutsch zuguterletzt die Idee vom Ausbruch des
gefangenen Bewusstseins, das zu
Beginn durch die infernalische Pforte
ging und in Höllen eingesperrt ward,
die jene des eigenen Geistes sind.
Denn zwischen Ein- und Ausgang
setzt es ein Text-Sampling kreativ sich
selbst bespiegelnder Leidensmänner
und -frauen: Dem düsteren BarockVisionär Gryphius folgt der Zug der
Selbstmörder (Vincent van Gogh,
Cesare Pavese, Konrad Bayer), Syphilitiker (Hugo Wolf), Alkoholiker (Werner Schwab) samt der
unglücklich verstorbenen Ingeborg Bachmann und als einzigem
Überlebenden – dem Philosophen Peter Sloterdijk.
Den Totentanz aus dem künstlerischen Anti-Heldenleben komponiert Deutsch in zehn vokalsymphonischen und drei rein instrumentalen Teilen. Das sprach-musikalische Resultat ist dem
Requiem für einen jungen Dichter von Bernd Alois Zimmermann
nicht unähnlich: nicht nur wegen der ausgiebigen Verwendung
von Konrad-Bayer-Texten, sondern vor allem dank einer pluralistischen Ästhetik, die freilich nicht mehr das Avantgarde-Idiom
der 1960er-Jahre zur Klang- und Bedeutungscollage er weitert.
Deutsch verschmäht nicht, was die Avantgarde jahrzehntelang
schmähte und sich dann in einer Art doppeltem Tabubruch
postmodern wieder aneignete: fette Blechsalven, süffiges Melos, eine breite Palette raffiniert angerührter Orchesterfarben.
Doch so wenig sich der erweiterte Klanghorizont scheut vor
Neutönerduftmarken – backenklatschenden Vokaltechniken,
schrägen Glissandi –, so wenig verfällt er einer devoten Retrospektion oder einem eifrigen Epigonenttim. Vielmehr wird
mit größter kompositionstechnischer Bravour ein Pandämonium musikalischer Expressionszustände berufen, von Spurenelementen der Wiener Spätklassik mit Beethoven-Momenten oder
Schuberts daktylischem Todesrhythmus bis zu mahlerischen
Naturlautevolutionen und Ver fahrensweisen der musikalischen
klang:echo
Moderne. Doch was an historischem Ausdruck und zuvorderst
an Fin-de-siecle- Auratik aufscheint, gerät in ein merkwürdig doppeldeutiges Flimmern. Momenten der wahren Empfindung wird
der Boden entzogen, am wechselseitig dementierten Espressivo
findet das Werk seinen genuinen Ton – bis hin zu den tonlosen
Sprecherpassagen, die in einer grotesken Brutalissimo-Episode
auf einen Bayer’schen Text kulminieren. Dem entspricht auf der
optischen Ebene der Abstieg in die Trash-Hölle eines Gangster-BMovies (Filmregie: Ulrich Kaufmann), und daraus führt kein Weg
per aspera ad astra, sondern nur in die metaphysische Ernüchterung: ‚Die Dinge sind‘, sprach Konrad Bayer – egal wie.
Mit seiner gleichsam in Anführungszeichen gesetzten Musik ironisiert Deutsch die Leidensstationen des Künstlerdaseins zwischen
Drogen, Depression und Identitätsnöten, mit seinem Unter titel erklärt er sie
...und Christian Brückner
gar zur Neurose – was in selbstironischer Pathologisierung auf das eigene ‚Neurotische Oratorium‘ zurückstrahlt. So bezeugt das Opus Magnum
letztlich eine expressiv auskomponierte
Zwanghaftigkeit der dämonisierenden
Vorstellungswelten, der Gewalt und
des Untergehertums, gegen die kein
Kraut einer kreativen Manie gewachsen ist. Statt Rettung bietet sie nur
Fata Morganas. Doch wie Deutsch
Künstlers neurotisches Erdenwallen
auskomponierte, hat einen wahrhaft
eigen- und einzigartigen Rang. […]
Der Dirigent Rupert Huber entfesselte
mit den exzellenten SWR-Klangkörpern Radio-Sinfonieorchester
und Vokalensemble Stuttgart alle dramatische Wucht und inni-
ge Glut, ohne es an analytischer Klarheit mangeln zu lassen. Die
Sopranistin Isabelle Müller-Cant, der Bariton Otto Katzameier
und der Tenor Corby Welch gaben ihren Parts die von Deutsch
sorgsam beschworene lyrische Intensität, die Sprecher Christian
Brückner und Marcus Thill überzeugten durch klare Diktion und
scharfe Kontur des Wortlauts.“ (Martin Metzger, ÖMZ 5/2009)
„Komponist Deutsch, erst 31, entlockte diesem Riesenapparat
ein packendes Seelendrama. Den psychischen Absturz eines
manisch-depressiven Schriftstellers leuchtet Deutsch vielschichtig aus: mit surrealen Filmbildern, mit einer spätromantisch bis
expressionistisch orientierten Klangsprache (...) Rauschhaftem
Aufbäumen folgt Ohnmacht. Sinnleere entlädt sich in grausigen
Vernichtungsfantasien (...) Das sorgt hinterher für Diskussionen:
War dieses sprachliche Blutbad nicht verzichtbar? Packend jedenfalls, wie Deutsch seinem Protagonisten bis auf den Grund
der Isolation folgt. Am Ende stürzt die Musik in grellem PiccoloSirren ins Nichts. Diesem Klangdrama folgte man gebannt bis
ans eisige Ende.“ (Hans-Jörg Lund und Armin Knauer, Reutlinger
Generalanzeiger, 10. Februar 2009)
„Was kam, sprengte alle Dimensionen: Mahler schien durch,
Schostakowitsch und Ligeti ließen grüßen – in einem Sound, der
insgesamt eher an eine frühere, monumentale Moderne anknüpfte. Worums ging? Um alles! Genauer gesagt, um ein extremes Künstlerleben, um Höhenflüge und Rauschzustände, um
Depressionen und schwärzeste Abgründe. Um ein Anti-‚Heldenleben’ also: Richard Strauss auf den Kopf gestellt. Aufgeboten
wurde dazu Material für eine Weltensinfonie: Texte von Dante
bis Ingeborg Bachmann, Filme, ein furioser Höllengesang, sphärische Endzeitvisionen und tröstlich schwebende Chöre – alles
im Breitleinwand-Format, tiefenscharf aufgefächert [...] So viel
Wucht hatte kein anderes Werk im Eclat-Programm.“ (Otto Paul
Burkhardt, Bietigheimer Zeitung, 10. Februar 2009)
BRILLIANT AND DISCONCERTING
The World Premiere of Bernd R. Deutsch’s Martyrium oder Die Dinge sind as finale of the Stuttgart ECLAT 2009.
The press spoke of a „monumental punch line“, of a „formidable oratorio spectacle“, „furious, unfathomable“, „terriffic“, of an „artist’s life in cinemascope sound“ as a „strong,
battlesome finale“:
„Three solo singers, two speakers, the SWR Vokalensemble,
the SWR Radio Orchestra and countless auxiliary instruments
were packed into the main hall of the Theaterhaus. And above all presides a cinema screen. The composer, Deutsch, only
31, managed to elicit an absorbing soul-drama from these
huge forces. The mental crash of a manic-depressive writer
is amply illuminated by Deutsch: with surreal film sequences,
with a tonal language ranging in style between late romanticism and expressionism – and with texts by authors like
Ingeborg Bachmann and Konrad Bayer, both of whom had to
battle with psychoses. Impotence follows ecstatic rebellion.
Emptiness of meaning discharges itself in grisly fantasies of
destruction, declaimed by actor Christian Brückner after a text
by Konrad Bayer. Afterwards, this resulted in discussions: was
this verbal butchery really necessary? In any case it is gripping
how Deutsch follows his protagonist into the very depths of
isolation. At the end the music topples into nothingness under
glaring piccolo-piping. One spellboundly followed this sounddrama to its icy end.“ (Hans-Jörg Lund and Armin Knauer, Reutlinger Generalanzeiger, Februar 10, 2009) „An extreme artist’s
life, extasies and states of intoxication, depressions and the blackest abysses. That is, an anti-‚Heldenleben’: Richard Strauss
turned upside down. The work drew from material and forces
like a world symphony: texts from Dante to Bachmann, films,
a furious chant from hell, ethereal visions from the end of time
and consolingly floating choirs […] no other work in the Eclat
program had such an impact.“ (Otto Paul Burkhardt, Bietigheimer Zeitung, Februar 10, 2009)
Seite 9
MICHAEL AMANN
Am 20. Juni ist das Ensemble Lux
beim Feldkirch Festival mit Michael
Amanns Penelope (in einer Fassung
für Klavierquartett) im Rahmen einer
eigens eingerichteten Festival Lounge im
Pförtnerhaus zu erleben. Das Werk nimmt
seinen Ausgang vom Schlusskapitel
aus James Joyces Ulysses. Unterdessen
sind eindrucksvolle weitere Beispiele von Amanns expressiver
Musik bei einklang.records auf einer Porträt-CD mit dem
Titel „Nachklang“ erschienen -- darunter auch das ebenfalls
literarisch (nämlich durch Hans Leberts gleichnamigen, düsteren
Nachkriegsroman) angeregte Werk Die Wolfshaut für Klavier
(und Chimes ad lib.), gespielt von Judit Varga.
„... Sorgfältig realisiert […] wirken die Stücke auf dem Album
‚Nachklang‘ (Einklang) wie zart getupfte Klangfarbenmalereien.
In ihrer -- mitunter mikrotonal schillernden -- Ruhe entfalten sie
einen zauberhaften Reiz.“ (Der Falter 21/09)
Susanne Bömmel, Burda Media
FRIEDRICH CERHA
Klaviertrio (Bestellnr. 37 214)
„Er gilt schon lange als ‚Österreichs Avantgardepapst’: der achtzigjährige Friedrich Cerha. Am 30. April 2007 wurde im Wiener
Musikverein sein jüngstes Klaviertrio durch das Altenberg-Trio
uraufgeführt, dem es auch gewidmet ist. [...] Musikantisch ist es
geworden und zugleich poetisch: eine geradezu selige Ruhe im
Nachtstück, ein elegant hingeworfenes Finale - ein Eingangssatz
‚mit Biss’ und ein Scherzo voll grimmigen Humors. Nicht leicht
zu spielen, aber die Arbeit lohnt sich.“ (Ensemble 1-2009)
Davon konnte sich jüngst, nämlich am 16. Mai, auch das beeindruckte Publikum des 58. Deutschen Mozartfestes Augsburg
überzeugen, denn das Altenberg Trio bleibt dem spannenden,
fordernden Werk als fabelhafter Anwalt treu und präsentiert es
in der kommenden Saison auch im belgischen Antwerpen (14.
Jänner 2010), in Deutschlandsberg (25. April) sowie zwei Tage
später selbstverständlich auch im stets originell und entdeckerfreudig programmierten sowie mitreißend interpretierten eigenen Zyklus des Trios im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins.
Unterdessen sind bereits die nächsten Premieren von Friedrich
Cerhas in ungebrochener musikalischer Fantasie entstehenden
Alterswerken fixiert: Am
20. Juni 2009 ist Andreas
Schablas der Solist im neuen Klarinettenkonzert, bei
Rudolf Rösch
klang:splitter
dessen Uraufführung in Neuberg/Mürz
das Kammerorchester Leopoldinum
Breslau unter der Leitung von Ernst
Kovacic die Begleitung übernimmt
– jener Geiger und Dirigent also, der
2005 Cerhas Violinkonzert als Solist
aus der Taufe gehoben hat. Orchester
und Dirigent dieser Aufführung, die bei
Michael Amann
col legno auf CD erschienen ist, waren
damals das RSO Wien und Bertrand de Billy. Diese viel gerühmte Interpretenkombination wiederum wird am 12. Mai 2010 die
Kammermusik für Orchester (mit konzertanter Oboe) der musikalischen Weltöffentlichkeit vorstellen – in der vorgezogenen
Uraufführung dieses als Auftragswerk des Wiener Musikvereins
für das Jubiläumsjahr 2012 entstandenen Werks, das anlässlich
des 200jährigen Bestehens der Gesellschaft der Musikfreunde
in Wien komponiert wurde.
FRIDOLIN DALLINGER
Unter dem Titel „Die Seele berühren“ berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten vom Konzert zum Fünfundsiebziger des
g’standenen Eferdingers Fridolin Dallinger: „Aus diesem Anlass
widmete das Brucknerhaus dem Jubilar, dessen weltliches und
kirchliches Schaffen von Solostücken über Vielgestaltiges bis hin
zu Großformen (Musical, Oratorium, Symphonien) reicht, einen
Kammermusikabend mit eigenen Werken. Die zeitliche Auswahl
konzentrierte sich auf das Jahr 1974 und auf die letzte Zeit. Die
vorgestellten Kostproben zeichnen sich durch eine präzise, direkte und klare Aussage aus; sie vermitteln musikantisch erfüllte Spielmusik mit Tiefgang und entsprechen seinem Motto als
Komponist: ‚In erster Linie war bzw. bin ich bestrebt, mit meiner Musik die Seele des Menschen zu berühren.’ Das gelingt
durch ein stark melodisches und lineares Element, durch überquellende Lebendigkeit in den Ecksätzen und geistreiche Nachdenklichkeit in den langsamen Abschnitten. Dabei kamen die
Interpreten auf ihre Rechnung mit den vorteilhaften Aufgaben:
Gernot Fresacher (Klarinette) und Tomasz Liebig (Violine) aus
dem Bruckner Orchester, Alfred Melichar (Akkordeon) und Sven
Birch (Klavier, Cembalo) von der Bruckner-Uni und ‚Weltbürger’
Martin Rummel (Cello). Gespielt wurden unterschiedlich besetzte Stücke (Concertino, Sonatinen, Sonaten, Trio) […] Im Gespräch
von Wolfgang Winkler mit Dallinger ergaben sich interessante
Streiflichter auf den Komponisten, Pädagogen, Sonntags- und
Amateur-Maler.“ (Franz Zamazal, OÖ Nachrichten, 25. Oktober
2008)
DIRTY HARRY mit LUSTIGER WITWE
„Hinreißende Musik, große Gefühle und ein bankrotter Staat – besser kann man die Zeit
zwischen Bundestagswahl und Silvester nicht überbrücken“: Soviel verrät Harald „Dirty
Harry“ Schmidt von seiner Sicht auf Franz Lehárs Dauerbrenner Die lustige Witwe. Denn
der Schauspieler, Kabarettist und Entertainer wird diesen Inbegriff der Operette gemeinsam mit Christian Brey für die Deutsche Oper am Rhein inszenieren. Premiere feiert die
Produktion am 4. Dezember 2009 in Düsseldorf; ab 12. Februar 2010 ist sie auch in
Duisburg zu erleben.
Vom scheuen, aber begehrten Reh Bambi zum Waldmägdelein Vilja: Harald Schmidt
Seite 10
Waldemar Wróbel
Doblinger-Preis für polnischen Klarinettisten
Unermüdlichen, fruchtbaren E insatz und waches,
ja brennendes Interesse für zeitgenössische Musik aus Österreich vereinen sich im Zyklus „junges
musikforum“ des Österreichischen Kulturforums
Warschau, der von Andrea Brzoza betreut wird:
Heftig akklamierte Porträtkonzerte mit glänzenden jungen InterpretInnen aus Polen w
waren
ponisten Heinrich
Hein
da zuletzt etwa von den Komponisten
ber 2008), Thomas
Thom
Gattermeyer (am 20. November
Piotr Ptak
009) und Richard
Richa
Christian David (22. Jänner 2009)
übrig
Dünser zu hören (am 19. Märzz 2009, übrigens
rarlberg Landesregierung).
großzügig unterstützt von der Vorarlberger
Sowohl beim Gattermeyer- als auch beim Dünser-Abend machte
dabei der bereits vielfach ausgezeichnete junge Klarinettist Piotr
Ptak durch seine technische und musikalische Reife so nachhaltig auf sich aufmerksam, dass er nach 2007 erneut den von
GOTTFRIED VON EINEM
„Dem verklärten Einem geht es gut“, durfte man in Salzburg sicher sein, als das Mozarteum Quartett am 18. November 2008
im Salzburger Mozarteum an den Komponisten erinnerte, der
in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag hätte feiern können: „Ein
Angepasster war er nie, der allen Sinnesfreuden zugetane weltoffene altösterreichische Adelige mit dem im Alter so markanten
weißbärtigen Charakterkopf. [...] Der um die Errungenschaften
der Schönberg-Schule angereicherten, also frei gehandhabten
Tonalität blieb er treu und schrieb starke Theatermusik, die
heute zu Unrecht vernachlässigt wird. Im hauptsächlich der
Kammermusik gewidmeten Alterswerk herrscht melancholisch
durchwirktes, oft kunstvoll bruchstückhaft wirkendes Melos vor,
wofür das 5. Streichquartett mit dem Beinamen ‚Festina lente’
(etwa: Eile mit Weile) ein gutes Beispiel ist. Das Mozarteum
Quartett brachte die feinen Linien und Kontraste des Stückes
vorbildhaft zur Geltung und brachte zusätzlich musikantische
Laune ein. Jedenfalls ein Plädoyer für weitere Beschäftigung mit
Einems heute vernachlässigten Oeuvre.“ (Gottfried Franz Kasparek,
Drehpunkt Kultur, 18. November 2008)
IVÁN ERÖD
Die unmittelbar verständliche, expressive und doch eingängige
Musik Iván Eröds beweist ihre Qualitäten aktuell auf zwei neuen
CDs, wie die Kritiken belegen: Ein „Ungetrübtes Hörerlebnis!“
verspricht da etwa die CD „Bassoon & Piano“ von David Seidel
(Fagott) und Herbert Rüdisser (Klavier), die bei Classic Concert
records (CCR 62051) erschienen ist: „Die Sonata Milanese von
Iván Eröd, die 1984 im Auftrag des Fagottisten Milan Turkovic
geschrieben wurde, ist ein abwechslungsreiches dreisätziges
Werk. Hier werden die typischen Charakteristika des Instruments dargestellt. […] David Seidel zeigt sich in allen Bereichen
seiner solistischen Präsentation in einer herausragenden Verfassung. Seine Tongebung, sein geschmackvolles, unaufdringliches
Vibrato, eine mühelose zuverlässige Technik und eine in allen
Belangen seriöse musikalische Darbietung vermitteln ein un-
Doblinger für diese Reihe gestifteten Interpretationspreis (Notengutscheine im Wert von 150 Euro) erringen konnte. Ptak war
2007 übrigens bei Allegro vivo in Niederösterreich zu Gast und
dort ebenfalls mit einem Preis bedacht worden. Wir gratulieren
herzlich!
getrübtes Hörerlebnis. Der Pianist Herbert Rüdisser ist ein kongenialer Partner, der auf hohem klanglichen und pianistischen
Niveau zum Erfolg dieser Einspielung beiträgt.“ (Alfred Rinderspacher, das ORCHESTER 3/09) Und „Bestechend scharf“ geriet die Einspielung von Eröds Klaviertrio Nr. 1 op 21 durch das
Eggner Trio (Gramola CD 98837): „Iván Eröds Klaviertrio Opus
21 entstand als Auftragswerk des Wiener Haydn Trios im Jahre 1976 und ist hier erstmals auf CD eingespielt. Kein Wunder,
dass das Eggner Trio die Werke Schostakowitschs mit diesem
Trio kontrastiert, denn es passt bemerkenswert zu der Klangsprache des Russen, anders zwar, aber ebenso in der Deutlichkeit des Wechsels zwischen Lyrik, Trauer und Zornesausbrüchen.
[…] Eine wahrhaft grandiose CD-Einspielung. Bravo!“ (Carsten
Dürer, Ensemble 1-2009)
GERALD RESCH
ORF Edition Zeitton Porträt-CD 3029
„Hinter so einprägsamen Werktiteln wie Knoten oder Fenster
steckt der österreichische Komponist Gerald Resch (Jg. 1975),
der sich in seinen Werken einerseits von anderen Künsten beflügeln lässt, wie der Malerei in Nebeneinanderlinien (nach
Maria Lassnig), aber auch aus ganz alltäglichen oder musikspezifischen Eindrücken schöpft, wie etwa in Spin. In den griffigen
Stücktiteln oder Satzbezeichnungen ist stets die Essenz der Komposition ausgedrückt, ohne dass diese kraftvolle Musik sich je
anbiedern würde. Eine echte Entdeckung!“ (hen, Wiener Zeitung,
23. April 2009)
KARL SCHISKE
ORF Edition Zeitton Porträt-CD 3026
„Zu einer Wiederentdeckung einer der wesentlichsten Komponistenpersönlichkeiten der Nachkriegszeit lädt diese Kompilation älterer und aktueller Aufnahmen der letzten sieben Opera
Schiskes von Candáda bis zur 5. Symphonie und einschließlich
des unvollendeten Dialogs für Violoncello und Klavier ein.“ (D.
E., ÖMZ 5/2009)
Seite 11
klang:splitter
SHIH
„Kürze suggerieren […] die ‚Ein Takt’-Kompositionen des Austrotaiwanesen Shih. Jenes Werk, das das Ensemble Wiener Collage
/René Staar […] im Arnold Schönberg Center aus der Taufe hob
(23.3.), zeichnete sich allerdings durch ausgedehnte, düstere
Gedankenschwere aus – was auch ein Kommentar des Komponisten zu Ein Takt für Saxophon und Akkordeon bestätigte, der
von einer ‚Metamorphose des Schmerzes’ spricht.“ (D. E., ÖMZ
5/2009)
Stephan Trierenberg
HERBERT VOGG
„Aus Anlass des 80. Geburtstags von Herbert Vogg lud die
Österreichische Gesellschaft für Musik zu einer Feier in ihre Räume. Es drängten sich Freunde, Mitarbeiter und Weggefährten,
um den Jubilar im animierten Gespräch mit der Musikwissenschafterin Walburga Litschauer zu erleben. Man wurde dabei
nicht nur an seine Ausflüge als jugendlicher Musikkritiker oder
an seine langjährige, verdienstvolle Tätigkeit als Leiter des
Renate Publig
TRISTAN SCHULZE
Der Bär..., ebenso beleibt wie beliebt, war am 22. Februar wieder einmal los, und zwar diesmal im Linzer Brucknerhaus: „Bravourös hat am Sonntag die Upper Austrian Sinfonietta unter
Peter Aigner das karnevaleske Kinderkonzert im Brucknerhaus
bestritten. Als der Bär nach dem Karneval der Tiere erwacht, hat
er nur einen Gedanken: Er will zum Zirkus! Dort lernt er viele Instrumente spielen. Ein heiterer Streifzug durch die Klangfarben
des Orchesters, der nach Noten von Tristan Schulze auch stilistisch so einiges zu bieten hatte. Von der Fuge bis zur Tanzmusik
der 20-er Jahre, vom Zirkusmarsch hin zu romantischen Träumereien. Erich Josef Langwiesner erzählte hinreißend mit viel Witz,
Charme und Einfühlungsvermögen die Geschichte. Begeisternd
auch die choreographische Umsetzung durch das Tanztheater
Helix unter Christine M. Krenn.“ (Wruss, OÖ Nachrichten 24. Februar 2009) -- „Ein vielfältiges Musikbegeisterungsprojekt, das
in seiner Treffsicherheit aufschäumenden Jubel hervorrief!“
(NT, OÖ Krone, 24. Februar 2009)
Helmut Schmidinger
Norbert Sterk
HELMUT SCHMIDINGER und NOBERT STERK: Staatsstipendien für Komposition 2009
Norbert Sterk und Helmut Schmidinger können sich als Personen, die „mit der Musiktradition und der aktuellen musikalischen
Entwicklung in Österreich seit Jahren in engem Zusammenhang
stehen“ über die Zuerkennung von Staatsstipendien für Komposition 2009 der Republik Österreich freuen. Die Stipendien sind
mit zwölf Mal 1.100 Euro dotiert.
Norbert Sterk arbeitet gegenwärtig an einem Saxophonkonzert
für Gerald Preinfalk, das mit dem Ensemble Kontrapunkte unter Peter Keuschnig am 12. April 2010 im Wiener Musikverein
seine Uraufführung erleben wird; unmittelbar bevor steht eine
Aufführung seines auf Mozart-Fragmenten basierenden Werks
Adios Adagios für zwei Klarinetten und Streichtrio mit dem Ensemble Wiener Collage (Leitung: René Staar) in einem Konzert
des Arnold Schönberg Centers am 16. Juni 2009. Eine Sterk-Uraufführung fand bereits am 19. März statt: „Produktive Unruhe“
mit „ätherischen Farbwirkungen“ konzedierte die Kritik Sterks
KorollArien, „vom Reconsil String Trio und der Flötistin Maria
Fedotova wiederum im Schönberg Center souverän gemeistert.“
(D. E., ÖMZ 5/2009)
Seite 12
Unterdessen ist bei Phoenix Edition (siehe Seite 17f.) eine CD mit
Hornkonzerten erschienen, auf der Sterks expressives, auf Lyrik
von Ingeborg Bachmann verweisendes Konzert …und leuchteten das Dunkel aus für Horn und Ensemble. Solistin ist Nury
Guarnaschelli, Gottfried Rabl dirigiert die reihe (siehe Seite 22).
Schmidinger: „Das Stipendium versetzt mich als Komponist in
die Lage, während seiner Laufzeit noch unabhängiger als sonst
meiner kompositorischen Tätigkeit nachgehen zu können und
Werke zu realisieren, deren Forschungs- und Entwicklungszeit
mit keinem Auftragshonorar abgedeckt werden kann.“ Das galt
bereits für sein Streichquartett Zyklen, das beim Mozartfest
Augsburg am 17. Mai 2009 vom Mozarteum Quartett Salzburg
aus der Taufe gehoben wurde und mit den selben Interpreten
auch am 18. Mai 2010 im Mozarteum zu hören ist. Und das
Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Streichorchester wird
mit prominenten Solisten wie Christian Altenburger (Violine) und
Reinhard Latzko (Violoncello) gemeinsam mit dem Wiener Concert-Verein am 22./23. April 2010 im Musikverein Wien seine
Uraufführung erleben.
Musikverlags Doblinger und des Musikwissenschaftlichen Verlags erinnert. Auch vom fruchtbaren Textdichter für namhafte
österreichische Komponisten etwa bei Kirchenopern für den
Carinthischen Sommer Ossiach war die Rede. Und man durfte auch, höchst überraschend, den humorvollen Autor und
Komponisten von Wienerliedern entdecken – Julius Patzak
und Erich Kunz waren einst seine hochkarätigen Interpreten
gewesen. Direktor Pany vom Musikverlag Doblinger und die
frühere Intendantin des Carinthischen Sommers Gerda Fröhlich steuerten Grußadressen bei. Gutgelaunt boten Elisabeth
Lang (Mezzosopran), Max Müller (Bariton und Rezitation) sowie Lieselotte Theiner am Klavier Kostproben der genannten
Genres. Ein gelungenes Fest!“ (ghjk, Wiener Zeitung, 7. November 2008)
EGON WELLESZ
Die Wellesz-Renaissance ist in vollem Gange (siehe auch unser
Gespräch mit Margarete Babinsky und Johannes Kernmayer
auf Seite 17f): Für seine großartige Einspielung der Streichquartette Nr. 3, 4 und 6 hat das Artis Quartett Wien den renommierten MIDEM Classical Award 2009 in der Kategorie
„First Recording“ gewonnen. Die bei Nimbus Records erschienene Aufnahme habe durch ihren „hoch expressiven Stil“ das
stärkste Argument für das wieder aufkeimende Interesse an
Wellesz geliefert, hieß es in der Begründung der Jury. Wellesz
wird das Artis Quartett auch in der kommenden Saison be-
schäftigen: Das Streichquartett Nr. 3 d-Moll op. 25 steht am
29. Jänner 2010 in London (Kings Place) und am 27. Mai auch
im Brahmssaal des Wiener Musikvereins auf dem Programm,
während das Aron Quartett bereits am 18. August 2009 beim
Kammermusikfestival Schloss Laudon Wellesz’ Vier Stücke für
Streichquartett op. 103 interpretieren wird.
Am 29. April 2009, also genau neun Jahre nach der denkwürdigen posthumen Uraufführung von Egon Wellesz’ Symphonie
Nr. 3 op. 68 (1951) im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit den Wiener Symphonikern unter dem (tragischerweise
schon 2005 verstorbenen) Dirigenten Marcello Viotti, kam es in
Doblingers Barocksalon vor beeindrucktem Publikum zur ersten
Präsentation einer neuen und zugleich alten Gestalt des Werks:
Auf Initiative von Konrad Huber, der an der Wiener Musikuniversität gegenwärtig an seiner Dissertation über die Symphonie arbeitet, spielten er selbst und drei weitere PianistInnen eine
Klavierversion zu zwei Händen streng nach dem Particell des
Komponisten, wobei nacheinander jeder einen Satz übernahm:
Reinhard Schobesberger, Gloria Damijan, Huber und Filippo Farinelli durften sich über einen großen Erfolg freuen; Wellesz-Experte und Moderator Hannes Heher sowie Renate Hudler (mit
Beethovens Klaviersonate op. 101) stellten die Aufführung in
einen interessanten thematischen Kontext.
Am 3. Juni wurde das musikalisch ebenso aufschlussreiche wie
ergiebige Projekt, diesmal moderiert von Hartmut Krones, im
Wiener Arnold Schönberg Center wiederholt.
Gypsy Jazz in Frankfurt Down Under
Das Manfred Fuchs Trio (Manfred Fuchs, Alex Schindler und
Herbert Stengele) präsentierte das Buch Gypsy Jazz Workshop
während der Musikmesse mit mehreren Gesprächskonzerten.
Am 3. April konzertierte das Trio, alternierend mit Alwin Zwibel
am Bass, auch in dem legendären Frankfurter Jazzclub Mampf.
Dass man sich dabei auch Down Under fühlen konnte, war dem
Überraschungsgast zu verdanken: Der 17-jährige australische
Stargitarrist Joe Robinson (www.joerobinson.com) gab sich die
Ehre und improvisierte eine gute Stunde mit dem Manfred Fuchs
Trio feinsten Gypsy Jazz. Aus der spontanen Messebekanntschaft
der Musiker entstand dabei eine weiterreichende Freundschaft:
Joe Robinson wird auch auf der nächsten CD des Manfred Fuchs
Trios zu hören sein.
P. P.
Hinrich Wulff
Zur Musikmesse Frankfurt 2009
ist Doblingers neues Gitarrebuch
Gypsy Jazz Workshop erschienen, mit dem Schüler und erfahrene Gitarristen in unterschiedlichen Ansätzen den legendären
Gitarrestil von Django Reinhardt
erlernen können.
Während Gitarreschüler je nach
Können anfangs Basismelodien
der Songs lernen oder später
auch schon Rhythmusbegleitungen schaffen, können sich fortgeschrittenere Gitarristen zu atemberaubenden Gitarretricks und Improvisationen vorarbeiten. Das Buch bietet
die passenden Möglichkeiten mit Standard- und Tabulaturnotation, ist aber auch gleichzeitig ein Spielbuch für angehende Gypsy Jazz Ensembles, selbst die Basslinien
sind ausgeschrieben. Es enthält einige Standards, großteils aber stilechte Neukompositionen des Autors
Manfred Fuchs, die selbst das Potential haben, Standards zu
werden. Die dem Buch beiliegende CD zum Anhören und Mitspielen wurde durch den schwedischen Virtuosen Andreas
Öberg eingespielt und ist daher ein Leckerbissen für sich.
Kostenlose mp3s einiger Songs gibt es unter www.doblingermusikverlag.at --> Downloads/Musikdateien.
Manfred Fuchs und Joe Robinson im Mampf
Seite 13
klang:interpreten
Der Meistersinger von Wien
Adrian Eröd, Lichtblick in der jungen Sängergeneration, über seinen Weg zum Gesang, Wettbewerbe,
Repertoireausflüge sowie jüngste Pläne mit der Musik Erich Zeisls als Sänger und – Übersetzer.
Von Renate Publig
Mit Musik aufzuwachsen war für Adrian Eröd etwas Gegebenes,
Selbstverständliches. Vater Iván Eröd, nicht nur als Komponist
bekannt, sondern auch höchst renommierter Korrepetitor an
der Wiener Staatsoper, ging unter anderem mit Rudolf Schock
auf Konzerttournee. Entstand durch derartige Begegnungen
der Wunsch, Sänger zu werden? „Nein, eigentlich nicht. Ich
habe zunächst mehrere Instrumente ausprobiert, keines hat für
mich gepasst.“ Lachend fügt er hinzu: „Wahrscheinlich war ich
zu faul zum Üben!“ Am Grazer Opernhaus hatte Adrian Eröd
jedoch Gelegenheit, Bühnenluft zu schnuppern, zuerst im Kinderchor, dann bekam er kleinere Solorollen, im Stimmbruch war
er als Statist und sogar als Souffleur tätig. „Durch diese Erfahrungen wusste ich, dass ich auf die Bühne wollte. Also entweder
Schauspiel oder Gesang. Durch eine Fügung – in Graz bin ich
bei der Aufnahmeprüfung für Schauspiel durchgefallen, die an
die Musikuni in Wien habe ich geschafft – bin ich beim Gesang
gelandet!“
Eröd legte sein Diplom im Fach „Lied und Oratorium“ ab, ein Bereich, in welchem es ungleich schwieriger ist, sich einen Namen
zu machen: „Es gibt nur sehr wenige Sänger, die ausschließlich
von diesem Fach leben können. Es ist auch klar: Im Musikverein
gibt es beispielsweise rund zehn Liederabende, zu denen je 700
Leute gehen, in die Oper kommen täglich über zweitausend Personen. Bei Liederabenden sind Publikum wie Interpret wesentlich mehr gefordert! Es gibt nur die zwei Akteure Sänger und
Pianist, keine Kostüme, keine Maske, kein Spiel, nichts, wodurch
sich der Zuhörer ablenken kann, man hat nur die Musik, auf die
man sich konzentrieren kann!“ Dennoch widmet sich der Bariton
gerne diesem Genre: Im Januar gab es Schuberts Winterreise in
Raiding, 2007 war er Gast im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins, bei welchem unter anderem die Mondbilder von Erich
Zeisl erklangen. Einige der Mondbilder sind auch auf Eröds CD
„Letzter Tanz – Lieder von Erich Zeisl“ enthalten.
Stress als Vorbereitung
Adrian Eröd ist Preisträger des Hans-Gabor-Belvedere-Wettbewerbs. Wie wichtig ist die Teilnahme an Wettbewerben? „Sehr!
Man kann dort unglaublich wichtige Erfahrungen sammeln.
Zum einen der Umgang mit der Stress-Situation, in exakt diesem
Moment das Beste zu geben. Weiters hören einen die Leute dort
zum ersten Mal, die Einschätzungen können sehr wertvoll sein.
Während des Studiums ist man ja auch den anderen Professoren
an der Universität nicht unbekannt, die machen sich in den fünf
Jahren natürlich bereits ein Bild. Zum dritten sitzen in Wettbewerben natürlich Agenturen, man kann – wenn es geklappt hat
– Kontakte knüpfen. Vor allem ist der Umgang mit dieser StressSituation natürlich eine gute Vorbereitung auf ein Vorsingen!“
Seit 2003 ist Adrian Eröd Ensemblemitglied an der Wiener
Seite 14
Staatsoper. „Ich bin den klassischen Weg gegangen, von den
kleineren Häusern wie Linz oder Graz langsam auf größere Bühnen. Dadurch konnte ich von Anfang an große Partien singen,
das fand ich für mich die bessere Vorbereitung. So singe ich jetzt
auch an der Staatsoper die großen Partien, und das Mitwirken
im Ensemble ermöglicht mir eine größere Bandbreite. Allerdings
bekomme ich ab 2010 einen sogenannten Residenz-Vertrag,
ich werde vier Monate pro Saison in Wien singen, und die restliche Zeit kann ich gastieren und an der internationalen Karriere
arbeiten!“ Mit großem Erfolg, Eröd wird unter anderem diesen
Sommer in Bayreuth als Sixtus Beckmesser in den Meistersingern zu hören sein.
„Nur“ Bariton?
Mit seiner Stimmlage ist Eröd sehr glücklich, trotz seiner mühelosen Höhe liebäugelt er nicht mit dem Tenorfach. Dennoch wird
er demnächst als Loge zu hören sein? „Ich singe den Loge ja als
Bariton! Die Partie liegt gut, beispielsweise hat ein Pelleas, den ich
gerade in Hamburg gesungen habe, andere Spitzentöne! Außerdem war das ganze nicht meine Idee. Aber natürlich ist das eine
sehr interessante Partie, auf die ich mich freue!“
Gibt es bei dem breiten Spektrum, von Mozart, Rossini, Wagner,
Richard Strauss über Operette bis Lied, die zeitgenössischen Komponisten nicht vergessend, Lieblingskomponisten oder -werke?
THE MASTER SINGER OF VIENNA
For Adrian Eröd it was natural to grow up with music; his father
Iván Eröd is not only a composer, but he was also a highly
renowned piano coach at the Vienna State Opera. Adrian’s
first stage experience was gained at the Graz Opera in the
children’s choir; here he formed the wish to become an actor
or singer. „It was my fate to become a singer!“
Eröd made his diploma in the field of „lied and oratorio“ and
continues to work in this genre: in January, he sang Schubert’s
Winterreise in Raiding, in 2007 he performed, among others
works, Erich Zeisl’s Mondbilder in the Glass Hall of Vienna’s
Musikverein.
Eröd became an ensemble member of the Vienna State Opera in 2003, from 2010 he will have a singer in residence contract there. „I am going to sing in Vienna for four months per
season, and can be on tour for the remaining time, working on
my international career!“ Very successfully: this summer, he
will appear at Bayreuth. In Vienna one can hear the baritone
as Loge, actually a tenor part. „The part has a very good range, Pelleas, for example, has much higher peak notes!“
Nikolaus Karlinský
Eröd also dedicates his time to contemporary music; he has
recently performed not only works by his father, but also by
the composers Dünser, Ofenbauer, Wellesz and Zeisl. Is contemporary music more difficult to sing? „One always notices
whether the composer knows anything about singing! The
process of learning is often very different, sometimes one
first has to assimilate the rhythmical texture, other works one
learns note by note, interval by interval. By the way, Aribert
Reimann is going to write his opera ‚Medea‘, a commission
of the Vienna State Opera, for my colleague Marlis Petersen
and me!“
For the performance of Erich Zeisl’s Requiem Ebraico in
Vienna’s Musikverein next October (Vienna Philharmonic,
Zubin Mehta) Adrian Eröd has agreed not only to prove his
vocal artistry, but also to make a performable version of the
German translation of the Hebrew original text. For the future, Eröd wishes to shift the balance between lied and opera
slightly in favor of lied – „but, in general, the future shapes up
very much according to my wishes!“
„Im Idealfall ist es natürlich das Werk, das ich gerade
mache. Klarerweise kann das nicht immer ganz der Fall
sein. Aber wenn ich den Grafen in ‚Le Nozze di Figaro‘
singe oder Winterreise, bin ich einfach nur glücklich,
diese unglaubliche Musik machen zu dürfen!“
Auch der zeitgenössischen Literatur widmet sich Eröd,
neben Werken seines Vaters standen unter anderem
die Komponisten Richard Dünser, Christian Ofenbauer, Egon Wellesz und Erich Zeisl am Programm. Ist
zeitgenössische Musik schwieriger zu singen? „Nun, in
der klassischen Gesangsliteratur sind fast nur die singbaren Werke übriggeblieben. Bei zeitgenössischen
Komponisten merkt man genau, wer Ahnung von Gesang hat bzw. wer für Sänger schreibt und wer nicht.
Die Vorbereitung auf eine zeitgenössische Komposition ist eine andere, bei vielen Werken braucht man
länger, bis man sie beherrscht. Die Herangehensweise ist auch oft unterschiedlich, manchmal muss man
sich erst das rhythmische Gefüge aneignen, bei anderen Werken trichtert man sich Ton für Ton, Intervall
für Intervall ein. Und manchmal merkt man erst beim
Einstudieren, dass ein Stück durchaus singbar ist. Übrigens wird Aribert Reimann seine Oper ‚Medea‘, ein
Auftragswerk der Staatsoper Wien, für meine Kollegin
Marlis Petersen und mich schreiben!“ Und fügt hinzu,
„Also, ich hoffe, dass er die Partie auf meine Fähigkeiten zuschneidert...“
Singbarer Psalm auf deutsch
Bei der Aufführung von Erich Zeisls Requiem Ebraico
im Oktober im Wiener Musikverein (Wiener Philharmoniker/ Zubin Mehta) wird Adrian Eröd nicht nur seine Sangeskünste unter Beweis stellen. Als sich herausstellte, dass es sich bei der deutschen Übersetzung
des hebräischen Originaltextes nicht um eine singbare Fassung
handelt, bot er an, diese zu erstellen. „Das ist eine längere Geschichte! Barbara Zeisl-Schönberg hat in einem Brief ihres Vaters
Erich Zeisl seinen Wunsch entdeckt, dass das Requiem in der jeweiligen Landessprache aufgeführt wird. Die vorhandene deutsche Übersetzung ist jedoch rein eine Verständnisübersetzung
des englischen Textes. Nun bin ich dabei, eine singbare deutsche Version zu machen, was am Anfang recht schwierig war,
da saß ich mit einer Reihe von Übersetzungen des Psalms. Wir
haben jedoch einen Brief eines Rabbiners an Zeisl gefunden, in
welchem der Psalm mit Betonungen und Längezeichen markiert
sowie über jedes Wort dessen Bedeutung geschrieben wurde.
Die deutsche Übersetzung soll den Rhythmus des hebräischen
Originals bewahren!“
Was wünscht sich ein Sänger, der bereits so viel erreicht hat?
„Dass sich die Aufteilung Lied – Oper etwas zugunsten des
Liedes entwickelt. Die Vorbereitung ist eine andere, für eine
Opernproduktion ist man gut sechs Wochen allein für Proben
weg von der Familie, eine Vorbereitung für einen Liederabend
dauert an Ort und Stelle vielleicht drei Tage. Aber alles in allem
verläuft die Zukunft in Bahnen, wie ich sie mir gewünscht habe.
Ich habe bereits viele große und schöne Partien gesungen, darunter sind viele, mit denen man älter werden kann!“
Seite 15
klang:echo
Eric Zeisl remembered
Los Angeles Times music critic Mark Swed on a concert featuring works by an „echt Viennese“ composer
Eric Zeisl is the émigré who got away. You won’t find much about
this composer – who fled Vienna in 1938 and joined the ranks of
important foreign musicians in Southern California – in the studies of those émigrés that have been coming out lately. (...)
It is much too early to speak of a Zeisl revival, or more accurately
a Zeisl rediscovery, because his music is little performed or recorded and much still needs scholarly editing to get into publishable shape. But a small concert and gathering Wednesday night
at the Villa Aurora, the German cultural exchange center in Pacific Palisades, had the feeling of a political gathering. Chamber
music and songs were performed. The composer’s daughter,
Barbara Zeisl Schoenberg, spoke. Audience members, in discussions afterward, asked, what is on the horizon. How to spread
the word?
The occasion was the 50th anniversary of the composer’s death.
Born in 1905, Zeisl was echt Viennese – his family ran a coffeehouse. He was a prodigy who began publishing his songs as a
teenager. His style was not advanced and his music languished
in the old world, although with a modern mood.
Zeisl did not adapt well to Los Angeles. He resented his Hollywood work. He was allergic to sunlight and could barely stand
to be in daylight. He stopped writing songs and concentrated
on instrumental music. He told The Times in 1950 that he was
‘a finished product of the old world’ and that he couldn’t change
even if he wanted to. While teaching an evening composition
class at Los Angeles City College in 1959, he suffered a heart
attack and died. He was 54.
Zeisl wasn’t entirely obscure. Milhaud and Stravinsky mourned
Archiv Doblinger
Eric and Barbara Zeisl
Seite 16
him. (...) But his music has certainly languished. His Piano
Concerto, written in the early ’50s, wasn’t performed until
2005 (by the unexpectedly adventurous Saratoga Symphony
in Silicon Valley). It has just been recorded in Vienna by the
Radio Symphony, with Gottlieb Wallisch as soloist, on the
CPO label. The piece, to my astonishment, swept me up from
it first seconds, with an irresistible melody, and never let go
for 35 minutes. There are many reasons why Zeisl’s music has
fallen deep within the cracks. He wasn’t of his time or place,
and there were bigger stars in the firmament. His daughter
married the son of one of them, Arnold Schoenberg. And at
Wednesday’s concert, she noted that her father ‘was no giant, not one of the great figures in music.’ But, she continued,
his name means ‘songbird’ in German, and he was one.
The Villa Aurora concert featured three performers from
Germany – violinist Sascha Bauditz, pianist Karola Theill and
mezzo-soprano Christine Lichtenberg. (...)
Two movements from the piano work ‘November’ and the
song ‘Komm süsser Tod’ (‘Come Sweetest Death’) captured
Zeisl’s disconsolate mood in 1937 and 1938, as his beloved
Vienna became inhospitable. Bauditz played, somewhat laboriously, ‘Menuhim’s Song’ from Zeisl’s unfinished opera, ‘Job,’
which was written in Paris as the composer prepared to sail
to the States in 1939. Based on a novel by Joseph Roth that
helped inspire Zeisl to rediscover his Jewish heritage, the opera
features a protagonist who cannot speak and communicates
only through the violin. Excerpts from Zeisl’s playful ‘Pieces
for Barbara,’ written for his 4-year-old daughter, were a lively
relief from music
of suffering. The
1950 ‘Brandeis Sonata,’ for violin and
piano, was also
excerpted. The full
sonata – as does
so much of Zeisl’s
music – awaits contemporary champions.
That may take
time. But Zubin
Mehta and James
Conlon have lately
enlisted in the Zeisl
camp. And the addictive recording of
the Piano Concerto
gives me hope.
(Los Angeles Times,
February 19, 2009)
Nora Schuster
klang:interpreten
„Spielt’s das
doch auch mal
in den Konzertsälen!“
Johannes Kernmayr und Margarete Babinsky über
CD-Labels, Programmpolitik und ihre gemeinsame
Begeisterung für Egon Wellesz und Karl Schiske.
Von Renate Publig
Maßgeschneiderte Produktionen
Phoenix Edition bietet InterpretInnen von unterschiedlichem
Bekanntheitsgrad eine Plattform: Da finden sich etwa auch Stars
... und begeisternd: Margarete Babinsky
wie Christine Schäfer. „Frau Schäfer hat eine ganz bestimmte
Vorstellung, welche Art von CDs sie machen möchte, da rennt
sie bei mir offene Türen ein. Im Endeffekt sollte nicht der Produzent bestimmen, was auf der CD ist, sondern der Künstler!“
Jedoch werden auch weniger bekannte Musiker präsentiert, wie
z. B. in der Serie Klavierraritäten: „Zum einen wollen wir den Leuten zeigen, dass es neben Beethovensonaten noch anderes Hörenswertes gibt, gleichzeitig bieten wir eine Plattform für jüngere
Künstler. Es gibt sehr viele gute junge Leute!“
Eine der jungen aufstrebenden Künstlerinnen ist Margarete
Babinsky. In ihrem Lebenslauf ist nachzulesen, dass sie schon immer Klavierspielerin werden wollte und dies jedem erzählt hat,
der es hören oder auch nicht hören wollte. Wer Gelegenheit hatte,
die sympathische Künstlerin kennen zu lernen, kann sich dies
lebhaft vorstellen. Gab es für diesen Wunsch einen Auslöser?
„Nein, eigentlich nicht! Daheim stand ein Klavier, wie damals in
jedem gutbürgerlichen Haushalt. Ich habe ein bisschen herumgeklimpert, und meine Eltern fragten, ob ich das lernen wollte.
So fing ich mit acht Klavierspielen an, habe dann aber sofort
gemerkt, das ist es für mich!“
Foto:
Ein sehr breitgefächertes Musikspektrum wird dem Hörer auf
den CDs der Labels Phoenix Edition und Capriccio geboten. Label-Chef Johannes Kernmayer setzt erfolgreich auf die Strategie,
unbekannteren Werken sowie auch noch nicht so bekannten InterpretInnen wie
der Pianistin MarBegeistert...
garete Babinsky
eine Plattform zu
bieten.
Kurz nach dem
Konkurs
von
Capriccio gründete Kernmayer
das Label Phoenix Edition. Den
Klassikkatalog
von
Capriccio
konnte er aus der
Insolvenzmasse
herauslösen und
somit den gesamten Archivbestand des 25 Jahre alten Labels retten. „Wäre
Capriccio von einem Majorlabel aufgekauft worden, wäre vermutlich der Katalog mit seinem Nischenrepertoire verschwunden. So haben wir derzeit zwei Labels und können mit Phoenix
Edition und Capriccio unsere Repertoirepolitik fortsetzen.“
Dabei setzt Kernmayer auf ein breitgefächertes Angebot von
Barock- und Renaissancemusik bis zu zeitgenössischer Musik.
„Ich sehe als kleines Label nicht den Sinn, zum x-ten Mal eine
Beethoven-Symphonie zu produzieren. Das können die Großen
machen, wenn sie exzeptionelle Künstler haben. Der Nischenmarkt ist viel kleiner, aber wir sind nicht so sehr den Ups und
Downs ausgesetzt wie die Majorlabels!“ Im Internet sieht Kernmayer kaum Gefahren. „ Der Downloadbereich ist für die Popindustrie katastrophal. Unsere Klientel hingegen will das Booklet
und die Original-CD zuhause stehen haben!“
Wo die Moderne anfängt
Bestand das Interesse für zeitgenössische Musik von Anfang an?
„Im Studium hat die Musik bei Debussy und Ravel quasi geendet.
Eine Alban-Berg-Sonate ist schon ultramodern, das ist ein großes
Manko! Ich habe jahrelang mein Konzertprogramm aus der Standardliteratur bestritten, Haydn, Mozart, Beethoven, Romantik
und so weiter, weil ich diese Werke natürlich gerne spiele! Mein
Lieblingskomponist ist nach wie vor Mozart, dann kommt gleich
Schubert. Mit der zeitgenössischen Musik hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Ich habe mit dem Cellisten Wolfgang Panhofer sehr viel
Duoliteratur gespielt. Die Celloliteratur ist eher klein, Panhofer
Seite 17
klang:interpreten
hat dann den Dialog von Karl Schiske vorgeschlagen, das hat
mir gut gefallen, so hat sich dann mein Horizont zu erweitern
begonnen!“
Lost Generation
Bei Phoenix Edition hat Babinsky die Gesamteinspielung der SoloKlavierstücke von Egon Wellesz veröffentlicht, jetzt ist brandneu
eine CD mit den Klavierwerken von Erwin Schulhoff erschienen.
Dazu Kernmayer: „Mit diesen Komponisten bin ich zufällig in Berührung gekommen. Ich habe eine zeitlang mit James Conlon,
dem Chefdirigenten der Los Angeles Opera einen Zyklus mit
‚Entarteter Musik’ gemacht, darunter waren auch Schulhoff-Symphonien. Das waren einfach unglaubliche Werke! Die Klavier-CD
ist nun quasi der Tupfen auf dem I. Bei Wellesz ist es ähnlich, da
habe ich in einem Konzert eines seiner Orchesterlieder gehört.
Für mich ist es kurios, dass wir als vierte Nachkriegsgeneration
erst beginnen, diese Literatur zu entdecken! Da ist uns eine ganze
Generation verloren gegangen! Nach dem Krieg kam dann sofort
Darmstadt, Donaueschingen etc., da war dann die Tonsprache
von einem Schreker, einem Schiske oder einem Wellesz zu konservativ. Heute sehe ich die andere Entwicklung, dass zeitgenössische Komponisten wieder die Harmonie entdecken!“
Unersetzliches Live-Erlebnis
Ein Problem bei der Vermarktung
von CDs mit zeitgenössischer Musik sieht Kernmayer darin, dass den
Zuhörern ein Werk im Konzert gefällt, diese beim Anhören der CD
daheim jedoch enttäuscht sind.
„Das Klangerlebnis ist anders, und
es fehlt auch der Kontakt zu den
Musikern. Dieses Argument, dass
Live- und CD-Erlebnis auseinanderklaffen, trifft zwar auf jede Art von
Musik zu. Bei moderner Musik sagen die Leute jedoch öfters, dass es
fürs Konzert okay ist, aber daheim
möchten sie sich diese Werke nicht anhören.“ Dass die Entwicklung von Hörgewohnheiten ein längerer Prozess ist, bestätigt
Babinsky, die vor den CD-Aufnahmen Werke von Schulhoff bei
Hauskonzerten gespielt hat, wo die Zuhörer nach anfänglicher
Reserviertheit die Werke mit Begeisterung aufgenommen haben. Babinsky: „Beim letzten Hauskonzert habe ich unter anderem Werke von Karl Schiske gespielt, da waren die Zuhörer
schon wesentlich weniger misstrauisch. Ich habe zu jedem Stück
eine kleine Geschichte erzählt. Die Werke haben nicht allen sofort gefallen, aber einige Zuhörer meinten sehr wohl, wie toll sie
die Musik fanden. Wenn man diese Werke den Leuten in einem
Gespräch erklärt, können sie’s viel besser fassen!“
Schiske-Revival
Der Pflege der zeitgenössischen Musik werden sich Johannes
Kernmayer und Margarete Babinsky auch in Zukunft widmen.
Die Pianistin verrät uns ihre Auftrittspläne für die nähere Zukunft: „Im Frühjahr gibt es Konzerte in Irland und in Italien, bei
denen unter anderem Lieder von Egon Wellesz am Programm
stehen. Danach bereite ich mich auf die CD-Einspielung der Klavierwerke von Karl Schiske vor, die im Herbst stattfinden wird.
Nächstes Jahr ist Chopin-Jahr, da spiele ich zweimal in Salzburg
im Festspielhaus mit dem Mozarteum-Orchester beide Klavierkonzerte, und im Konzerthaus werde
ich im Zyklus ‚Dichtung und Musik’
zu hören sein.“
Johannes Kernmayer: „Ich hoffe,
dass Pianisten und Pianistinnen die
CDs der Reihe mit Klavierraritäten
von Egon Wellesz sowie von Karl
Schiske nicht nur kaufen, sondern
diese Stücke dann auch aufführen
wollen! Mich reizt es immer wieder,
Unbekannteres anzubieten, und mit
dem Finger darauf hinzuweisen:
‚Spielt’s das doch auch mal in den
Konzertsälen!’“
“PLAY THIS IN THE CONCERT HALLS FOR A CHANGE!”
The CDs of Johannes Kernmayer’s labels Phoenix Edition and
Capriccio have a very wide stylistic range. One of his strategies
is to provide a platform for little known works and not widely
known performers such as the pianist Margarete Babinsky.
Shortly after the bankruptcy of Capriccio, Kernmayer founded
Phoenix Edition. After being able to rescue Capriccio’s classical
catalogue from the insolvency estate, he is now in charge of both
labels. One of his main emphases is on contemporary music, as
can be seen in the “Piano Rarities” in which one can also find
lesser-known artists.
Says Kernmayer: “We want to show people that there are more
things worth hearing apart from Beethoven sonatas, and at the
same time we provide young artists with a platform!” One of
these pianists is Margarete Babinsky, who originally came to the
Seite 18
instrument rather by chance. But she very quickly came to the
decision to become a pianist – a story she told as a child to anybody who would (or would not) listen..
In the meanwhile she has made complete recordings of the solo
piano works of Egon Wellesz and, brand-new, of Erwin Schulhoff.
Has she always been interested in contemporary music? “I had
a crucial experience: I used to play lots of duets with the cellist
Wolfgang Panhofer. The cello’s repertoire is rather limited, and
one day Panhofer came with the Dialogue by Karl Schiske, a
piece I liked very much. And so my horizon has begun to widen!”
For the future a further CD in the “Piano Rarities” series is planned – a recording of the piano works of Karl Schiske. Kernmayer:
“I always have the itch to cover a range as wide as possible and
to point the finger: ‘Play this in the concert halls for a change’!”
klang:gedenken
Anton Heiller
(1923–1979)
Augustin Kubizek
hatte Planyavsky acht Jahre lang bei ihm Orgel und
Improvisation studiert, war
schließlich sein Nachfolger
als Professor an der Wiener
Musikhochschule (der heutigen Universität) geworden und ist wie Heiller als Komponist, Organist und Dirigent international tätig. Aus eigenem Erleben, aber selbstverständlich
auch aus umfangreichem Quellenstudium sowie zahlreichen
Gesprächen mit der Familie, Schülern und anderen Zeitzeugen
speist sich dieses lebendig geschriebene und bewegende Buch,
in dem der Musiker und Mensch Anton Heiller, sein vielfältiges
Wirken und seine facettenreiche Persönlichkeit in eindringlicher
Weise geschildert wird. Eine sorgfältig erstellte Diskographie
und eine umfangreiche Zeittafel runden diese höchst lohnende
Lektüre längst nicht nur für Orgelbegeisterte ab.
Peter Planyavsky: Anton Heiller. Alle Register eines Lebens. Eine
Biographie, Musikverlag Doblinger / EDITION VA bENE 2009,
336 Seiten
Simonis
„Anton Heiller starb vor dreißig Jahren. Schon verschiebt sich
der Name unaufhaltsam in Richtung Musikgeschichte. Seine Orgelwerke werden gespielt, die Chorkompositionen gesungen, die
Noten sind problemlos zu bekommen, einige seiner Schüler unterrichten noch – aber für die Jüngeren ist sein Name historisch.
Man kennt ihn in Österreich vor allem als Komponisten; darüber
hinaus weiß man, daß er ein wichtiger Organist gewesen ist, der
vor dreißig, vierzig Jahren vor allem das Bach-Spiel geprägt hat.
Da es heutzutage Schallplatten und CDs gibt, kann man sein
Spiel auch heute noch studieren und über seine Improvisationen
staunen. Daß Heiller einmal zur kirchenmusikalischen Avantgarde gehört hat, daß er als Dirigent – auch großer symphonischer
Werke – Erfolg hatte, daß er ein Spezialist für die Interpretation
zeitgenössischer Musik war und bei zahlreichen Orgelprojekten
beratend mitgewirkt hat, ist der jungen bis mittleren Generation nicht bewußt.“ So beginnt Peter Planyavsky das Vorwort zu
seinem Buch „Anton Heiller. Alle Register eines Lebens“, das
die mit Spannung erwartete Biographie dieses genialen Musikers liefert. Und wer wäre besser geeignet, die Wissenslücken
zu stopfen und ein spannendes, umfassendes Porträt Anton
Heillers zu entwerfen, als dessen Schüler und Freund? Bis 1967
(1918–2009)
„Musik muß Herz und Sinne ansprechen, muß bewegen, beglücken, begeistern, muß besänftigen, aufrichten, trösten, muß
erschüttern, packen und mitreißen.“ -- Nicht nur die wichtigsten
musikalischen Eindrücke empfing Augustin Kubizek einst im
Elternhaus, sondern auch das Verbot, Musiker zu werden: Er
konnte sich freilich nicht daran halten. Der aus Linz stammende
Vater August Kubizek war in Wien Bratscher und Theaterkapellmeister gewesen, nach dem Ersten Weltkrieg aber arbeitslos geworden und schließlich 1920 als Gemeindesekretär mit seiner
Familie nach Eferding gegangen. Der 1918 in Wien geborene
Augustin wurde zwar im Stiftgymnasium Seitenstetten Sängerknabe, maturierte jedoch 1937 mit väterlichem Bedacht am
Linzer Bischöflichen Lehrerseminar und erwarb das Diplom als
Volksschullehrer: Der Lehrberuf entsprach dem Wunsch des von
der Musik bitter enttäuschten Vaters, der 1956 starb.
Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft begann Augustin Kubizek 1946 in oberösterreichischen Volksschulen zu unterrichten,
absolvierte 1952 die Hauptschul-Fachprüfung – und wurde
daneben zunächst außerordentlicher, dann 1954 ordentlicher
Hörer der Wiener Musikakademie. Dort studierte er Komposition bei Alfred Uhl, Orchesterdirigieren bei Hans Swarowsky
und Chorleitung. Kurse bei Paul Hindemith, Johann Nepomuk
David und Herbert von
Karajan rundeten seine
Ausbildung ab. Gleich nach
dem Studium bekam Kubizek seinen ersten Lehrauftrag an der Akademie, wo
er 1978 bis zu seiner Emeritierung 1985 als ordentlicher Professor für Tonsatz
und Komposition wirkte.
Besonders wichtig war Kubizek auch als Chorgründer und -leiter:
1965 schon hatte er die Wiener Schütz-Kantorei ins Leben gerufen, diese in der Folge elf Jahre lang geleitet und auch besonders
gern Chorwerke geschrieben. Er gehörte nicht nur wegen seines
umfangreichen kompositorischen Schaffens in allen Gattungen,
sondern auch wegen seines Engagements für Musikinstitutionen
Österreichs und seiner langjährigen pädagogischen Tätigkeit zu
den zentralen Gestalten des österreichischen Musiklebens der
zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. So konnte er den
Willen seines Vaters doch mit dem eigenen verbinden, als Komponist und Lehrer gleichermaßen erfolgreich sein.
Am 24. März 2009 ist Augustin Kubizek in Wien verstorben.
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klang:pädagogik
Neugier motiviert
?????Böckle
Fotos:Fotos:
Claudia
Wiener KlavierschülerInnen und Komponisten kommen ins Gespräch
Von Claudia Böckle
„Haben Sie vor, noch weitere Stücke zu komponieren?“ lautete
eine der Fragen, die die Schülerinnen und Schüler der Wiener
Musikschulen Hernals und Hansson-Zentrum den Komponisten
stellten, die sich am 11. März im Doblinger Barocksalon zum
Gesprächskonzert einfanden. Die dreizehn jungen KlavierspielerInnen zwischen 8 und 18 Jahren präsentierten zeitgenössische
Werke von Christian Diendorfer, Wolfram Wagner, Axel Seidelmann, Friedrich Cerha, Roland Batik und Helmut Schmidinger
und stellten den Komponisten viele Fragen: über die Werke,
ihren Lebenslauf und warum sie überhaupt Komponist geworden sind. Die Komponisten antworteten geduldig und stellten
sich auch der Kritik, beispielsweise an undurchsichtigen Stücktiteln. Über Einschätzungen beim Schwierigkeitsgrad wurde diskutiert, über Entstehungsgeschichten (Slowakische Erinnerungen
aus der Kindheit von Friedrich Cerha) oder über die Namensgebung der Impromptus von Wolfram Wagner, die so gar nicht den
Erwartungen an ein Stück solchen Namens entsprechen. Helmut
Schmidinger setzte sich im Vorfeld per Mail mit den Schülern in
Seite 20
Verbindung, denen er erklärte, wie seine „Herzspur“ zustande
kam und wo die Melodie bei „frei schwebend“ zu finden ist. Holger Busch stellte für eine erkrankte Schülerin die Fragen an den
Komponisten und spielte spontan „ohne Üben“, aber dennoch
gekonnt eines der Tag- und Nachtstücke von Axel Seidelmann.
Der Konzertabend – eine Kooperationsveranstaltung zwischen
der Musik- und Singschule Wien und dem Musikverlag Doblinger – wurde organisiert, um zeitgenössische Klaviermusik vorzustellen, die für den Jugendmusikwettbewerb Prima la Musica
(Kategorie Kompositionen der letzten 30 Jahre) geeignet ist und
Lehrern bei der Literaturauswahl für diese Kategorie zu unterstützen.
Dem Fachgruppensprecher Mag. Holger Busch sei herzlich
gedankt für sein Engagement bei der Stückauswahl und -verteilung und dafür, dass er LehrerInnen und SchülerInnen dazu
motivierte, die Werke zu erarbeiten. Was mit einer gewissen
Zögerlichkeit ins Rollen kam, war letzten Endes ein gelungenes
Konzert mit sehr gut einstudierten und präsentierten Stücken,
anregenden und interessanten Gesprächen und einer bleibenden Erinnerung besonders für die jungen Leute. „Uns
hat es sehr gut gefallen und wir Kinder waren stolz, dass wir
dabei sein durften“ (Yasmin Lynch, 9 Jahre). Der Erfolg der
Veranstaltung lässt auf eine Fortführung der Gesprächskonzertreihe hoffen.
FG-Sprecher Mag. Holger Busch:
„Aus dem Katalog ‚Musik unserer Zeit’, der beim
Musikverlag Doblinger zur freien Entnahme ausliegt, habe
ich zehn Hefte spontan ausgewählt und mit drei meiner
Kolleginnen durchgeschaut auf ihre Brauchbarkeit im
Klavierunterricht hin. Sechs Hefte kamen zum Einsatz beim
Gesprächskonzert, vier aber auch nicht. Da drängt sich
doch die Frage auf: Was soll neue Klavierliteratur für den
Unterricht bieten, was kann sie leisten?
In Worten, und kurzen zudem, ist das eigentlich nicht zu
beantworten: Die Materie Musik ist doch eben so subjektiv
– zum Glück! Jedem gefällt was anderes, und Kinder sind
da bekanntlich ganz besonders kritisch. Und hat ein Stück
erstmal ihr Vertrauen verloren, ist es nahezu unmöglich,
sie dafür zurückzugewinnen, das wird dann einfach boykottiert. Deshalb hier eine Bitte:
Die Musik muss neu sein! In der Tat eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Dies meint aber nicht, dass in ihr
das Klavierspiel an sich etwa neu erfunden werden müsse, bewahre!, dies funktioniert seit Alters her sehr gut, gewusst wie. Sie muss aber neue Erlebnisfelder anbieten, die
dazu einladen, entdeckt zu werden und Neugier zu wecken.
Denn ein junger Pianist wird sich nur dann eines neuen
Stücks annehmen wollen, wenn er gerade darauf neugierig
geworden ist. Das pädagogische Zauberwort ‚Motivation’
steht dafür.
Eine jedwede Komposition muss also diesem Bedürfnis unserer SchülerInnen entgegenkommen, sonst ist’s bald aus
damit. Wie weiß nun ein Komponist, ob die Komposition
diesem Anspruch genügt? Sie/Er muss sich eben beim Komponieren in die Erlebniswelt eines Kindes hinein versetzen
können, und die ist so groß, um nicht zu sagen: noch größer als
bei manch einem Großen. Grundvoraussetzung: angstfreier
Umgang mit der eigenen Emotionalität, nichts konstruieren
wollen oder die Dinge ‚verkünsteln’, sich des freien Umgangs
mit dem Klavier entsinnen, im eigenen Spiel Musik entstehen und fließen lassen. Das wäre schon mal ein geeigneter
Zugang.
Was bieten unsere SchülerInnen an?
Neugierde eben und die Bereitschaft zu emotionaler Identifikation: Ich bin, was ich spiele, lasse mich auf etwas ein,
das ein Komponist für mich erlebt und erdacht hat, nehme
seinen Vorschlag an als Quell für mein eigenes Erleben, geleitet, aber eigenständig.
Dies scheint mit das Wichtigste, ich bin ja Lehrer und nicht
Verfasser wissenschaftlicher Artikel: Es soll getrost ungewohnt klingen, in Staunen versetzen, wunderlich und eigenartig, Unbekanntes auf ganzer Breite bieten und damit den
jungen Menschen in dem seinem Alter entsprechenden
Erlebnisfeld annehmen und weiter tragen in der Musik. Dabei haben alle Parameter, seien diese musiktheoretischer,
spieltechnischer oder sonstiger Natur, diesem Ziel zu dienen: und schon werden komplexe Strukturen, unbequeme
Fingersätze, das leiseste Piano und lautest erlebbare Forte
neugierig und dankbar angenommen!
Formverliebte Abstraktion ist was für kluge Köpfe!
Gilt es doch, Neues zu entdecken! In diesem menschlichen
Grundbedürfnis scheinen Kinder den Großen so oft überlegen.“
The music-publishing house Doblinger and the Musik- und
Singschule Wien hosted a lecture-concert in Doblinger’s Baroque Salon. Composers and Viennese children learning the
piano entered lively discussions about the performed contemporary piano works; both sides were delighted with the
mutual openness and interest. The organiser, the Viennese
Fachgruppensprecher Holger Busch, at first did not find it
easy to awaken teachers’ and pupils’ interest in contemporary music, but after the concert all participants were enthusiastic. A continuation of the lecture-concert series is under
consideration.
What characteristics should new music for piano teaching have, what does it have to offer? According to Holger Busch, there is no general answer to this question. An
important criterium in teaching children is the NEWNESS
of the offered music. This aspect can enhance motivation.
Composers should not so much construe a piece, but rather
let music develop. Children are curious and ready to identify emotionally with something – and so the piece can be
wondrous, strange and unaccustomed as long as the child
accepts it in its emotional life and transfers these aspects
into the music.
Holger Busch
Seite 21
klang:novitäten
Neue CDs
Michael AMANN
Die Wolfshaut für Klavier (mit chimes)
(+ Amann)
Judit Varga - Klavier
ein_klang records EKR 037
klang:träger
Notenneuerscheinungen
zeitgenössischer Musik
Gerald RESCH
Knoten für Fagott und Orchester / Fünf Versuche nach Italo
Calvino für Klaviertrio / Spin für Kammerorchester / Nebeneinanderlinien für zwei Fagotte / Fenster für Streichorchester
Robert Buschek – Fagott, Wiener Concert-Verein, Dirigent: Konstantin Ilievsky / Leschetitzky-Trio / Wiener Concert-Verein, Dirigent: Ernst Hoetzl / Leo Eröd und Robert Buschek – Fagotte /
Wiener Concert-Verein, Dirigent: Zsolt Hamar
ORF CD 3029
Norbert STERK
...und leuchteten das Dunkel aus für Horn und Ensemble
Nuri Guarnaschelli - Horn, die reihe, Dirigent: Gottfried Rabl
(+ Freisitzer, Heinisch, Schwertsik, Pintos)
Phoenix Edition 131
Roland BATIK: New Impressions für zwei Klaviere
Bestellnr.: 01 958
Roland BATIK: 2. Klavierkonzert
Bestellnr.: Stp. 749 (Studienpartitur), 01 675 (Solostimme)
Friedrich CERHA: Auf der Suche nach meinem Gesicht für Sopran, Bariton und Kammerensemble nach Gedichten von Emil
Breisach (Ensemble: Altflöte, Bassklarinette, Posaune, Viola, Kontrabass)
Bestellnr.: 08 846
Friedrich CERHA: 1. Sonate für Violine und Klavier
Bestellnr.: 03 298
Friedrich CERHA: Sechs Inventionen für Violine und Violoncello
Bestellnr.: 03 434
Iván ERÖD: Dank an Bartók für Violoncello und Klavier
Bestellnr.: 33 754
Joseph MESSNER: Klavierwerke (Phantasie und Fuge op. 14,
Romanze op. 15, Sonatine op. 62)
Bestellnr.: 01 281
Christian OFENBAUER: BruchStück 8 für Violine solo
Bestellnr.: 33 009
Egon WELLESZ
Streichquartett Nr. 3 op. 25 / Streichquartett Nr. 6 op. 64
Artis Quartett Wien
Nimbus Records NI 5821
Neue DVD
Gottfried von EINEM
„Licht in den Ohren“ – Der Componist Gottfried von Einem 19181996. Materialien und Konzepte für den Musikunterricht
Unterwegs / Missa Claravallensis / Votivlieder / Vier Tierlieder /
Prinzessin Traurigkeit / Tier-Requiem (u. a.)
mit: Marjana Lipovsek, Albert Dohmen, Wiener Singakademie,
Wiener Symphoniker, Rafael Frühbeck de Burgos, Gabriele Fontana, Peter Weber, David Lutz u. v. a.
Projektleitung: Wolfgang Mastnak, Idee und Koordination: Brigitte Weißengruber
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur / Gottfried
von Einem Musik-Privatstiftung - ausschließlich für den Musikunterricht bestimmt
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Tristan SCHULZE: Konzert für E-Gitarre und Orchester.
Fassung für E-Gitarre und Klavier
Bestellnr.: 35 912
Tristan SCHULZE: Ein Besuch im Wiener Prater für Violine und
Klavier
Bestellnr.: 33 006
Wolfgang SEIERL: Sixpack Minis für zwei Violoncelli
Bestellnr.: 33 705
Ulrich STAEPS: Steps by Staeps. Ausgewählte Kompositionen für
die Blockflöte im Solo- und Ensemblespiel, zum 100. Geburtstag
herausgegeben von Luise Holoubek-Picher
Bestellnr.: 04 373
Wolfram WAGNER: Trio für Violine, Klarinette und Klavier
Bestellnr.: 07 363
Wolfram WAGNER: Sonate für Kontrabass und Klavier
Bestellnr.: 03 946
BUCH:
Peter PLANYAVSKY: Anton Heiller – Alle Register eines Lebens
Bestellnr.: 09 716 (siehe Seite 19)
klang:daten
URAUFFÜHRUNGEN JUNI – DEZEMBER 2009
Gerald RESCH: Grounds für Ensemble (zum 50-Jahr-Jubiläum
des Ensembles „die reihe“)
Richard DÜNSER: Neues Werk (n. n.) für Klavier zu vier
Ensemble „die reihe“, Dirigent: Christian Muthspiel
Artis-Qartett, Sivan Silver und Gil Garburg – Klavier
03. Juni 2009 Wien, Radiokulturhaus
03. Dezember 2009 Wien, Musikverein – Brahms-Saal
Josef Maria HORVATH: Der 130. Psalm (De profundis) für
vierstimmigen gemischten Chor und Solo-Altposaune
Helmut SCHMIDINGER: Violinkonzert
Händen und Streichquartett
03. Dezember 2009 Tokyo
WDR-Rundfunkchor Köln, Dirigent: Rupert Huber
12. Juni 2009 Aachen, Kirche St. Foillan
Tristan SCHULZE: Hermann Hesse auf dem Weg in die
Mailänder Scala
GEBURTSTAGE 2009 (AB JUNI)
Staatsorchester Braunschweig, Dirigent: Alexander Joel
05. 06.: Alfred UHL 100 (gest. 1992)
14. Juni 2009 Braunschweig, Stadthalle
23. 06.: Hans Ulrich STAEPS 100 (gest. 1988)
Friedrich CERHA: Konzert für Klarinette und Orchester
Andreas Schablas – Klarinette, Kammerorchester Leopoldinum Breslau, Dirigent: Ernst Kovacic
20. Juni 2009 Neuberg/Mürz, Pillhofer Halle („Brücken in die
Gegenwart“)
Rainer BISCHOF: Stück (n. n.) für Flöte solo über Bachs Arie
„Erbarme dich“
Luisa Sello – Flöte
21. Juni 2009 Corvinano (I), Villa Bresciani-Attems
11. 07.: Erich ROMANOVSKY 80
28. 07.: Hans-Dieter VERMEER 75 (gest. 2009)
08. 08.: Walther NUSSGRUBER 90
03. 09.: José CARLI 80
17. 09.: Gerhard TRACK 75
10. 10.: Michael LANGER 50
06. 11.: Robert NESSLER 90 (gest. 1996)
14. 11.: Paul ENGEL 60
GEBURTSTAGE 2010 (BIS JUNI)
Gernot WOLFGANG: New England Travelogue for string
quartet and piano
15. 01.: Hannes RAFFASEDER 40
Delores Stevens – Klavier, Eclipse Quartet
01. 02.: Erik FREITAG 70
27. Juli 2009 Edgartown, MA (USA), Old Whaling Church
09. 02.: Ernst von DOHNÁNYI 50
Rainer BISCHOF: Quartett für Klarinette und Klaviertrio
12. 02.: Herbert TACHEZI
Kurt Franz Schmid – Klarinette, Jess Trio
13. 02.: Werner PIRCHNER 70 (gest. 2001)
08. August 2009 Mürzzuschlag, Kunsthaus („Webern-Werkstatt“)
15. 02.: Joseph KRONSTEINER 100 (gest. 1988)
28. 01.: Hans Volker BLOCK 70 (gest. 1979)
80
18. 03.: Reinhard AMON 50
30. 03.: Gerhard DALLINGER 70
Wolfram WAGNER: Fantasie für Orgel
04. 04.: Fritz LEITERMEYER 85
Wolfgang Kogert – Orgel
09. 04.: Franz PILLINGER
13. August 2009 Linz, Neuer Dom
23. 04.: Rafael CATALÁ 50
SHIH: Klavierkonzert
26. 04.: Ernst TITTEL 100 (gest. 1969)
Anika Vavic – Klavier, Philharmonisches Orchester Kiel, Dirigent: Georg Fritzsch
29. 04.: Otto M. ZYKAN 75
13. September 2009 Kiel, Schloss
16. 05.: Horst EBENHÖH 80
Iván ERÖD: Ode nach dem Gedicht „Óda“ von Attila József
für 12 Soloinstrumente op. 84
Ensemble „die reihe“, Dirigent: Alexander Drcar
16. September 2009 Linz, Brucknerhaus
Helmut SCHMIDINGER: Orchesterwerk (n. n.)
Wiener Concertverein, Dirigent: Errol Girdlestone
04. Oktober 2009 Wien, Musikverein – Brahms-Saal
50
11. 05.: Karl Maria KUBIZEK 85 (gest. 1995)
21. 05.: Franz SCHÖGGL 80 (gest. 1982)
04. 06.: Alfred PRINZ 80
18. 06.: Herbert PAULMICHL 75
25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 75
29. 06.: Christoph CECH 50
Eine Broschüre „Geburtstage/Gedenktage
2007 – 2011“ kann kostenlos über unsere
Informationsabteilung bezogen werden.
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WIR SORGEN
DAFÜR, DASS MUSIK
ETWAS WERT IST.
Uns vertrauen mehr
als 15.000 Komponisten
und Textautoren die Verwaltung
ihrer Musikrechte an.
4 Zu unseren Mitgliedern im
Bereich zeitgenössische Musik
zählen unter vielen anderen:
Paul Angerer
Rainer Bischof
Martin Bjelik
Friedrich Cerha
Bernd Richard Deutsch
Christian Diendorfer
Richard Dünser
Horst Ebenhöh
Ivan Eröd
Heinz Karl Gruber
Herbert Lauermann
Wolfgang Muthspiel
Ludwig Nussbichler
Christian Ofenbauer
Hannes Raffaseder
Gerald Resch
Kurt Schwertsik
Erich Urbanner
Wolfram Wagner
Herbert Willi
…
WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK.
WWW.AKM.CO.AT
Baumannstraße 10, 1030 Wien
T +43 (0) 50717–0 F-DW 19199 E [email protected]
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