28 | Frühjahr 09 klan punkte Johanna Doderer (Foto: Dimo Dimov) sound:files Doblinger Verlagsnachrichten Jubiläumsausgabe zum Haydn -Jahr 2009 Haydn Year Anniversary Edition 2009 JOSEPH HAYDN SÄMTLICHE / COMPLETE Streichquartette String Quartets Urtext Edition (Reginald Barrett-Ayres & H. C. Robbins Landon) Jub i zum läumsa Ann Sond usgab er e iv at a ersary preis / E spe cial dition p €9 rice 9 ,00 13 Studienpartituren im Schuber, Format 17x24cm, broschiert 13 Study Scores in a box, size 17x24cm, paperback Die Stimmen sind separat, einzeln oder als Bandausgaben (13 Bände) erhältlich. The parts are available separately, individually or in 13 volumes. Stp. 750 ISMN M-012-19837-6 ISBN 978-3-900695-97-2 Weitere Informationen / More information: www.doblinger-musikverlag.at 28 | Frühjahr 09 klan punkte sound:files eeditorial Liebe Leserinnen, liebe Leser! Ein heißer Sommer steht bevor, und passend dazu möchten hten wir Ihnen diesmal einiges an Kammermusik vors m aufvorstellen, die im regendsten Sinne zum musikalischen Siedepunkt Siedep cht: hoch kocht: Wir freuen uns, Johanna Doderer als neue Doblinger-Komponistin vorstellen zu können – mit einem K Klaviertrio, das es wahrlich in sich hat, wie sich das Publikum b beim Eisenstädter zeugen konnt Haydn-„TRIOthlon“ bereits überzeugen konnte (klang:focus). In enten aus Rohrau Ro Verbindung mit dem Jahresregenten stehen auch viertrio aus der d Feder der Komein Streichquartett und ein Klaviertrio To ponisten- (und Cellisten-)Brüderr Pjotr und Tomasz Skweres: Mit h beim 4. Inte diesen Stücken konnten sie sich Internationalen Joseph bewerb durchsetzen. durc Haydn Kammermusik Wettbewerb Klaviertrio, die dritte: Ein solches stehtt auch am Be Beginn von Doblingers nnes Berauer, Beraue der sich bereits eine Zusammenarbeit mit Johannes ch preisgekrö eigene Position als vielfach preisgekrönter Jungkomponist zwiössischer Kla schen Jazz und zeitgenössischer Klassik erarbeitet hat. Daneie jüngsten Uraufführungserfolge U ben gilt es natürlich, die nachard Deutschs Deutsc Martyrium oder Die Dinge zufeiern: Bernd Richard ttgart als „starkes, streitbares Finale“. Und sind packte in Stuttgart Rainer Bischof bewies in Wien, dass auch die Zwölftontechnik geeignet ist, dem Ha Haydnschen Genius seine Reverenz zu erang:ech An Erich Zeisl erinnerte man sich in Los weisen (klang:echo). nd in Wien bereiten sich Philharmoniker und SingAngeles, und verein auf dessen Requiem ebraico vor. Mit dabei: Adrian Eröd, der sich in diesem Zusammenhang auch als Übersetzer verdingt – Grund genug für ein ausführliches Gespräch mit dem Bariton, der mit Zeisls Liedern bereits bestens vertraut ist. Einen anderen einst verfemten und deshalb neu zu entdeckenden Komponisten hat sich die Pianistin Margarete Babinsky erkoren: Egon Wellesz. Im Interview-Doppel mit Johannes Kernmayer (Phoenix records) erfahren wir von gemeinsamer Begeisterung für so genannte Raritäten und spannende weitere Pläne (klang:interpreten). Abschied nehmen mussten wir von Augustin Kubizek, und an Anton Heiller erinnert die mit Spannung erwartete Biographie aus der Feder eines Fachmanns in jeder Hinsicht: Peter Planyavsky (klang:gedenken). Schön, dass sich bei Doblinger Komponisten mit ihren jüngsten InterpretInnen getroffen haben (klang:pädagogik). Allerlei Wissenswertes und Erfreuliches versammeln wie immer unsere Rubriken klang:splitter, klang:novitäten, klang:träger und klang:daten. Angenehme, anregende Lektüre wünscht Ihnen wie immer Ihr klang:punkte-Team Johanna Doderer (Foto: Dimo Dimov) Doblinger Verlagsnachrichten DEAR READER! Summer approaches with swift steps – and fittingly we want to introduce you to chamber music that boils up most excitingly to the musical boiling point: We are delighted to present Johanna Doderer as a new Doblinger composer – with a piano trio that was already able to convince the audience at the Eisenstadt Haydn „TRIOthlon“ (sound:focus). A string quartet and a piano trio by the composer (and cellist) brothers, Pjotr und Tomasz Skweres, are also connected to the Haydn anniversary: both pieces were victorious at the 4th International Joseph Haydn Chamber Music Competition. A third piano trio marks the beginning of Doblinger’s collaboration with Johannes Berauer, an already multiple award-winning young composer working in the field between jazz and contemporary classical music. In this issue we also celebrate the newest successful world premieres: Bernd Richard Deutsch’s Martyrium (see also our previous issue) involved its Stuttgart audience in a „strong, audacious finale“. Rainer Bischof made his reverence to Haydn’s genius in twelve-tone technique (sound:echo). Erich Zeisl was remembered in Los Angeles, and in Vienna, the Philharmonic and the Singverein prepare for his Requiem ebraico – read an interview with baritone Adrian Eröd, who is not only intimately acquainted also with Zeisl’s lieder, but also prepared the German translation of the Requiem. Pianist Margarete Babinsky has chosen another formerly ostracized composer waiting for re-discovery: Egon Wellesz. In a double interview with Johannes Kernmayer (Phoenix records) we learn of their common enthusiasm for so-called rarities (sound:performers). The great Anton Heiller is commemorated in the biography by Peter Planyavsky, an expert in every respect (sound:commemoration). sound:pedagogy records a meeting between composers and their youngest performers at Doblinger’s. As usual, we wish you an inspiring and pleasant read, Your sound:files team Impressum klang:punkte 28 (99 528), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den Inhalt verantwortlich: Peter Pany. Beiträge von Mag. Claudia Böckle, Katharina Knessl, Renate Publig M.A., Peter Pany, Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag. Nicolas Radulescu. Layout: Barbara Ployer (Konzept), Andrea Wimmer, Mira Valenta (Ausführung). Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFO-Doblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, [email protected], www.doblinger-musikverlag.at klang:focus Haydn und der nackte Wahnsinn Handarbeit auf dem Weg zum Gipfel: Johanna Doderer „Meine kompositorische Tätigkeit vergleiche ich gerne mit der Arbeit eines Bildhauers. Zuerst sammle ich das gesamte Material, dann folgt der zweite Schritt, indem so lange an diesem Material gearbeitet wird, dass nur noch das Wesentliche, das absolute Herzstück übrig bleibt. Doch auch bevor ein Bildhauer seinen Stein bearbeitet, muss er einen Stein (das Material) beschaffen. Wenn die Skulptur dann fertig ist, sieht oder ahnt man durch die Struktur des Felsens die Kraft und Form, aus welchen heraus dieses Werk geschlagen wurde.“ Zu Fels und Stein hat die 1969 in Bregenz geborene, aber längst in Wien lebende Komponistin Johanna Doderer ohnehin eine ganz besondere Beziehung: Sie ist passionierte Kletterin. „Klettern ist für mich wie Lesen an den Strukturen. Berührungen am Fels sind Berührungen an den Spuren der Zeit – und ich beginne mich zu erinnern... Durch Freude, Kraft und Konzentration entsteht ein Tanz, ich bewege mich in der Dynamik einer anderen Zeit und werde Eins mit ihr. Wie Musik spannen diese Bewegungen Seite 4 Saiten um meine Seele. Ein Tasten an etwas Fremden, das gleichzeitig den Ausblick zu den tiefsten Abgründen eröffnet. Ein Tasten an längst Vergangenem, welches in mir als riesiger Klang hervorbricht. Bewegungen finden ihre Melodie, im Puls meines Atems schreibe ich dann die Musik.“ Ihr Handwerk hat sie zunächst in Graz bei Beat Furrer, später in Wien bei Klaus Peter Sattler und Erich Urbanner erlernt – wobei der Begriff mit Bedacht gewählt ist, schätzt Doderer doch auch das Handwerkliche und damit einhergehende, disziplinierte Arbeitsstrukturen besonders hoch. „Erfahrung, Handwerk, Begabung, Können. Inspiration und innere Räume. Freiräume“ – all dies sei zum Komponieren notwendig. „Große, leere Räume. Die Bereitschaft, innere Räume zu kultivieren. Das Unmögliche möglich zu machen. – Mit dem Risiko, dass man abhebt. Dagegen hilft die Bodenständigkeit, die Disziplin. Ich arbeite zum Beispiel von acht bis zwölf und von zwei bis vier – wie ein Buchhalter.“ Nora Schöller Johanna Doderer zählt zu den profiliertesten, erfolgreichsten und eigenwilligsten Komponistinnen ihrer Generation. Mit einem auf Joseph Haydn verweisenden Klaviertrio feiert sie nun ihren Einstand bei Doblinger. Von Walter Weidringer HAYDN AND SHEER MADNESS Michael Publig Diese leeren Räume, die eine Offenheit nach allen Richtungen Klaviertrio Nr. 2 DWV 52 bedeuten, hat sie sich freilich erst erkämpfen müssen: Die Einleitung meines Klaviertrios fängt harmlos an. Fast Unverblümte tonale Bezüge, wie sie in Doderers Werken zu harmlos. Eigentlich nichts als Liegetöne. selbstverständlich vorkommen können, wurden ja im Diskurs Gegen Ende entpuppt sich diese Harmlosigkeit als der über Musik des 20. und 21. Jahrhunderts zum Teil recht scheel nackte Wahnsinn. Ein musikalisches Wortgefecht der beäugt. Doch die Komponistin ist überzeugt: „Die Zeit ist es, die einzelnen Stimmen. Ein rasender Schlagabtausch. Das Dinge wieder neu werden lässt. Was darf man, was darf man Hauptthema kehrt tatsächlich erst gegen Ende wieder, nicht – diese Diskussionen hatte ich alle schon. Natürlich kann dann aber in aller Deutlichkeit. man nicht einfach alte Stile kopieren, aber ich komme immer In der Durchführung – die ich auch bei Haydn so schätze – weiter weg vom Schweren, Negativen. Ich möchte Menschen wird das Seitenthema in aller Vielfalt ausgekostet. Im mit Musik auch ein Stück glücklich machen. Das klingt jetzt sehr Fluss musikalischer Ideen. Dazwischen: Viele Fragen teils esoterisch, ist es aber nicht. Ich glaube, dass ein Element der beantwortet, teils unbeantwortet und auch übertönt, Freude absolut möglich sein muss. Die Düsterkeit vieler neuer verhöhnt und überstimmt. Musik seit 1945 will ich ganz bewusst verlassen. Ich suche mir meine Herausforderungen anderswo: Einen Saal mit Klängen zum Strahlen zu bringen – das muss man erst einmal schaffen!“ viel, manchmal vielleicht haarsträubend wenig in den Noten steht Das heißt selbstverständlich nicht, dass in Doderers Musik das und ich sehr, sehr viel Platz für Interpretation lasse.“ Eine solche Abseitige, Nächtliche oder Dämonische a priori fehlen müsste, enge Zusammenarbeit mit ihren InterpretInnen war Doderer in im Gegenteil: Gerade ihre stilistische Bandbreite schärft die Bedeutung jeglicher Ausdruckwerte. John Woolrich, Johanna Doderer, Verena Stourzh und Harald Kosik Ihre Partituren vertraut Johanna Doderer dabei am liebsten solchen InterpretInnen an, die sich auf längere Sicht mit deren spezifischen Anforderungen beschäftigen wollen: „Leute wie etwa die Geigerin Patricia Kopatchinskaja oder die Dirigenten Ulf Schirmer und Andrés Orozco-Estrada haben einfach meine Sprache schon verstanden, können über das Geschriebene hinauswachsen. Sonst ist es bei Uraufführungen ja aus Zeit- und budgetären Gründen nicht möglich, dass die Musik wirklich interpretiert wird – man ist schon zufrieden, wenn die Sache halbwegs zusammen bleibt! Wenn darüber hinaus die Ausführenden ihr Eigenes beitragen können, ist das ein Glück. Manche tun sich aber deshalb sehr schwer, weil bei mir nicht so “The introduction of my piano trio starts harmlessly. Towards the end this harmlessness is revealed as sheer madness.” Johanna Doderer is one of the most distinguished and musically idiosyncratic composers of her generation. She celebrates her debut at Doblinger’s with a piano trio referring to Joseph Haydn. “I like to compare my work as a composer with the work of a sculptor. First, I collect the entire material, and then I proceed to work on this material until only the essentials are left, the absolute core remains.” The composer, born in 1969 in Bregenz and living in Vienna, has a special relationship with rock and stone: she is a passionate climber. “Climbing is for me like reading the structures, touching the traces of time… To touch the distant past that breaks free in me as a gigantic sound.” She has learnt her craft first in Graz with Beat Furrer, later in Vienna with Klaus Peter Sattler and Erich Urbanner. She likes the aspects of artisanship and of disciplined work structures. “Experience, craft, talent, ability. Inspiration and inner spaces. Free spaces” – all this she regards as necessary for composition. “To make the impossible possible – with the risk of losing the ground under one’s feet. This can be countered by staying down to earth, by discipline. I work from eight to twelve and from two to four – like an accounting clerk.” Her openness can also be seen in often sceptically viewed tonal references in her works, but she remains convinced that “time will make things new once more”. “I want to make people a little bit happy with music. An element of joy must absolutely remain possible. I consciously aim to relinquish the gloom of so much music since 1945. I look elsewhere for my challenges: to make a hall radiate with sounds!” She prefers to entrust players with Seite 5 klang:focus den letzten Jahren besonders wichtig – und funktionierte immer wieder als ein beglückendes Geben und Nehmen. Bestens funktioniert hat es jüngst auch beim Haydn Trio Eisenstadt: Diese außerordentliche Kammermusikformation, bestehend aus Harald Kosik (Klavier), Verena Stourzh (Violine) und Hannes Gradwohl (Violoncello), feiert ja nicht nur mit den Werken ihres Namenspatrons beständig große Erfolge, sondern zeichnet sich auch durch eine besondere Neugier auf neue und neueste Musik aus. In deren jüngstem, gemeinsam mit den Haydn Festspielen Eisenstadt verwirklichten Projekt „D2H – DedicatedToHaydn“ geht es um aktuelle kompositorische Statements zu Haydns Leben und Schaffen in Form von 18 neuen Klaviertrios. Der Auftrag hat Johanna Doderer sofort interessiert – wegen der „verspielten Leichtigkeit in Haydns Musik“, für sie eine „große Herausforderung und Frage an meine Schaffenskraft“. – Nun, das Werk ist vollbracht, wurde am 1. Mai im Schloss Esterházy im Rahmen der „TRIOthlon“ getauften Konzertreihe erfolgreich uraufgeführt – und ist mittlerweile beim Label Phoenix Edition (siehe auch S. 17f.) in einer 3-CDBox erschienen. Doderers Klaviertrio „strotze vor guten Ideen“, weise „die Österreicherin einmal mehr als brillante Komponistin“ aus und sei „erfrischend hörenswert“, schrieb dazu Peter Jarolin im Kurier (10. Mai 2009): ein bemerkenswerter Neuzugang also fürs Repertoire von Klaviertrios, die im Konzert gerne echte musikalische Leidenschaft zeigen. Und auf diese kommt es ja immer an – auch wenn das Haydn-Jahr 2009 längst vorbei ist. her music who know her already, who understand her language, also because she often leaves much unwritten and thus leaves much room for interpretation. Johanna Doderer wrote her new piano trio for the Haydn Trio Eisenstadt and its project “D2H – Dedicated To Haydn” – 18 current composition statements on Haydn’s life and works - ; it had its successful world premiere on May 1st in Eisenstadt’s Schloss Esterházy in the “TRIOthlon” concert series. Trio mit zwei Trios nebst Quartett Ebenfalls neu bei Doblinger: Kammermusik von Johannes Berauer, Tomasz Skweres und Piotr Skweres A TRIO WITH TWO TRIOS AND A QUARTET Newly published by Doblinger: chamber music by Johannes Berauer, Tomasz Skweres and Piotr Skweres Johannes Berauer (*1979) is a successful composer in the realm bordering jazz and contemporary classical music. He first studied in Linz, then in Boston (Bob Brookmeyer, Lee Hyla) and at the Berklee College of Music. He received, among others, the International Gustav Mahler Composition Award and the Herb Seite 6 Johannes Berauer Werner Pfeffer, www.herzfluss.at Da ist zunächst Johannes Berauer. 1979 in Wels geboren, arbeitet er erfolgreich als freischaffender Komponist im kreativen Grenzbereich zwischen Jazz und zeitgenössischer Klassik, wobei er sich durch innovativen Zugriff und handwerkliche Gewandtheit in beiden Sphären auszeichnet. Berauer studierte zunächst Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei Gunter Waldek und Christoph Cech, bevor er, ermöglicht durch ein Fulbright Stipendium, nach Boston zu Bob Brookmeyer und Lee Hyla ans New England Conservatory und ans Berklee College of Music ging. Alle seine Studien hat er mit Auszeichnung abgeschlossen; unter Berauers Preisen und Auszeichnungen finden sich der Internationale Gustav Mahler Kompositionspreis 2000, die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich oder der Herb Pomeroy Award. Seine Musik wurde bisher in den USA, in Europa und Australien aufgeführt; in Österreich war er unter anderem bei Festivals wie der Styriarte, den Gmundener Festwochen oder dem Brucknerfest Linz vertreten: 2008 schrieb Berauer die Musik für die Linzer Klangwolke in Zusammenarbeit mit Philipp Sageder, eine Aufführung, die nicht weniger als 95.000 Menschen miterleben konnten. Weiters entstand Kam- mermusik für Kirill Kobantschenko, seines Zeichens Primgeiger bei den Wiener Philharmonikern, sowie für Jürgen Ellensohn, den Solotrompeter des hr-Sinfonieorchesters. Die ZusammenarPomeroy Award. So far, his music has been performed in the US, in Europe and in Australia. He has also written chamber music for violinist Kirill Kobantschenko (Vienna Philharmonic) and for trumpetist Jürgen Ellensohn (hr Symphony). His collaboration with Doblinger begins with three works: a piano trio with which Berauer was able to win the 2006/07 NEC Piano Trio Composition Contest 2006/07, Von Mondschafen und Silbergäulen for clarinet and piano, and Des Kaisers neue Kleider for solo flute. beit mit Doblinger wird mit drei Werken beginnen: erstens mit jenem Klaviertrio, mit dem Berauer den NEC Piano Trio Composition Contest 2006/07 für sich entscheiden konnte, dem von Christian Morgenstern inspirierten Von Mondschafen und Silbergäulen für Klarinette und Klavier sowie dem Flöten-Solostück Des Kaisers neue Kleider. Und da sind außerdem die aus Warschau stammenden Brüder Piotr und Tomasz Skweres: Sie konnten sich mit ihren neuen Werken beim Kompositionswettbewerb durchsetzen, der im Rahmen des 4. Internationalen Joseph Haydn Kammermusikwettbewerbs, der von 15. bis 23. April 2009 an der Wiener Musikuniversität abgehalten wurde. Piotr Skweres (*1980) studiert in Wien Violoncello bei Valentin Erben sowie Komposition u. a. bei Detlev Müller-Siemens und Iván Eröd. Mit dem von ihm mitbegründeten Apollon Musagéte Quartett wurde er international mehrfach ausgezeichnet, seine Kompositionen erlebten Aufführungen im Wiener Konzerthaus, bei der „Langen Nacht der Musik“ sowie bei Veranstaltungen von IGNM, ÖGZM und mehrfach www.kammerorchester.com klang:echo Ahnherr Haydn, erahnt Piotr Skweres unbezeichnet Großer Uraufführungserfolg für Rainer Bischofs neue Haydn-Hommage Tomasz Skweres auch in China. Sein neues Streichquartett wurde als Siegerwerk auserkoren und fungierte damit als Pflichtstück beim Kammermusikwettbewerb. Piotrs vier Jahre jüngerer Bruder Tomasz Skweres ist als Cellist ebenfalls Schüler von Valentin Erben sowie von Stefan Kropfitsch und studiert Komposition bei Chaya Czernowin. Er ist Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Franz Reinl Stiftung 2008 und konnte sich bereits beim 3. Internationalen Joseph Haydn Kammermusikwettbewerb 2007 an die Spitze setzen, damals jedoch in der Kategorie Streichquartett. Nun wurde ein Klaviertrio aus seiner Feder gekürt. Mit bisherigen Werken war Tomasz Skweres u. a. beim Komponistenmarathon von Wien Modern und im Trafo Theater Budapest vertreten; Aufträge erhielt er von der Thyll-Dürr Stiftung sowie vom Apollon Musagéte Quartett. Wie sein Bruder Piotr ist auch Tomasz als Kammermusiker tätig: mit dem Hibiki Quartett war er bei mehreren internationalen Wettbewerben erfolgreich. Weitere Informationen auf Anfrage: [email protected] The Warsaw brothers, Piotr and Tomasz Skweres, both internationally successful cellists (Apollon Musagète Quartet and Hibiki Quartet) and composers (Wien Modern, ISCM), are the winners of the composition competition held during the 4th International Joseph Haydn Chamber Music Competition of the Vienna Music University. Piotr’s string quartet and Tomasz’ piano trio were compulsory pieces at this musicians’ contest and are published by Doblinger. Further informations on request: [email protected] „In Haydn-ahnend – Kompositionsauftrag des Wiener Kammerorchesters zum Haydn-Jahr – vereint Rainer Bischof klassische Kompositions- mit Zwölftontechnik. Als ‚Erbe’ nach Hans Erich Apostel, damit Enkelschüler von Alban Berg und somit letzter direkter Nachfahre der Zweiten Wiener Schule, setzte sich der Komponist und ausgebildete Philosoph mit Haydns Klaviersonate D-Dur (Hob. XVI:42) als Analytiker auseinander, wenn auch als einer, der den musikphilosophischen Kontext, Haydns Klangatmosphäre und Stimmungskunst nicht überhört. Bischof geht vom Andante-Thema aus und verwandelt dieses in eine zwölftönige Struktur, die auf das ganze Stück ausstrahlt. Im raffinierten Geflecht Bischofs ist Haydns kunstvolle Klangdramaturgie ‚ahnend’, manchmal sogar hörend nachzuvollziehen – obwohl das Material analytisch aufgesplittert und durch strenge Verfahren neugeordnet wird. Ausdrucksvielfalt, dramatische Aufbrüche, aber auch expressiv gestaute ‚misterioso’-Stimmungen erzeugen ein effektvolles, mitunter aufgeregtes Klangpanorama, das von Stefan Vladar und dem hervorragend studierten Orchester tatsächlich ‚durchhörbar’ realisiert wird. ‚Ahnend’ kann man Haydns Opus in seinen Maskierungen alle acht Variationen hindurch nachvollziehen. Bischofs ‚Haydn-Kosmos’ demonstriert, wie ein Könner von heute tatsächlich im Geist eines Komponisten der Vergangenheit komponiert.“ (K. H. R., ÖMZ 5/2009) „Hauptwerk des bejubelten Abends war die Uraufführung eines Auftragswerkes des Kammerorchesters zu Haydns 200. Todestag: Rainer Bischof, Komponist, Philosoph, Pädagoge, vereint klassische Elemente mit Zwölftontechnik. Haydn-ahnend für Streichorchester basiert auf Haydns Klaviersonate D-Dur (Hob XVI:42), dessen Andante-Thema in eine zwölftönige Struktur verwandelt wird. Ein Stück, das durch Ausdrucksvielfalt, Ausbrüche ebenso wie geheimnisvolle Passagen und expressive Klänge besticht. In acht Variationen wird das Haydn-Thema nach den Zwölftonregeln verwandelt.“ (V. P., Kronen Zeitung, 24. März 2009) Seite 7 Fotos: Markus Thill klang:echo Furiose Abgründe Bernd Richard Deutschs Martyrium oder Die Dinge sind als fulminant-bestürzender Abschluss des Stuttgarter ECLAT 2009 Bei ECLAT 2009 sei Bernd Richard Deutschs Martyrium oder Die Dinge sind zum „ideenbestimmenden Werk“ geworden, erklärte Hans-Peter Jahn, der Künstlerische Leiter des Festivals: „Herausgeschleudertes Kompendium unerträglicher Situationen, die hinter den verwendeten Texten stehen und im musikalisch-visuellen Kostüm plötzlich dressiert und ironisch abrechnen mit jenen Erwartungen, die Erwartungen nicht einlösen sollen. Klar, man hört von Richard Strauss bis Alban Berg alle Facetten von Klanggesten und -farben. Aber diese sind in einen Kontext eingebunden, der neue Mittel einbezieht und sie in seiner 13teiligen oratorischen Gliederung zu einem dramatischen Ganzen verschmilzt.“ Nun, weder den Programmverantwortlichen noch den Ausführenden oder dem Publikum macht Bernd Richard Deutsch es leicht in dem faszinierenden Mammut-Werk, das er in vierjähriger Arbeit geschaffen hat: Gerade die ironischen Brechungen, die musikalisch durchscheinende Distanz zu manchen Teilen des montierten Textes war für die einen intellektuelles Vergnügen, für die anderen eine Verständnishürde. Von einem „monumentalen Schlusspunkt“ war jedenfalls in der Presse die Rede, von einem „gewaltigen Oratorien-Spektakel“, „furios, abgründig“ und „grandios“, ein „Künstlerleben im im Cinemascope-Sound“ als „starkes, streitbares Finale“: „Durch diese Pforte führt kein Weg ins Freie. Das Höllentor höchstselbst stellt sich am Anfang von Bernd Richard Deutschs ‚Neurotischem Oratorium“ (so der Untertitel) Martyrium oder Die Dinge sind vor – mit den Worten aus Dantes Inferno, denen die berühmte Konklusio folgt: ‚Lasst jede Hoffnung fahren, die ihr mich durchschreitet‘. Deutsch setzt diese ‚Inschrift‘ mit einem formidabel durchgearbeiteten Chorsatz in Klang, der den Geist der Zweiten Wiener Schule atmet und zugleich ein fernes Echo von Monteverdis Madrigalismus ahnen lässt. Sorgte für die penible Einstudierung: Rupert Huber Bernd Richard Deutsch Am Ende von Deutschs anderthalbstündiger Riesenschwartensuggestion für Sprecher, Vokalsoli, Chor, sehr großes Orchester und Videoeinspielungen, die beim Stuttgarter Eclat-Festival für Neue Musik uraufgeführt wurde, öffnet sich wieder eine Pforte, und die scheint fürwahr ins Grenzenlose zu führen: ‚Nun wollen wir mal das Bewusstsein erweitern!‘, verkündet der Chor, und die Textworte Konrad Bayers lassen im Schriftbild die Majuskeln spielen. Aber die Vertonung klappert ins Nichts, als gehe dem vollmundig zu erweiternden Bewusstsein endgültig der Rollladen herunter. Markus Thill... Eine Apotheose der psychedelischen Grenzüberschreitung klingt anders. So desillusioniert Deutsch zuguterletzt die Idee vom Ausbruch des gefangenen Bewusstseins, das zu Beginn durch die infernalische Pforte ging und in Höllen eingesperrt ward, die jene des eigenen Geistes sind. Denn zwischen Ein- und Ausgang setzt es ein Text-Sampling kreativ sich selbst bespiegelnder Leidensmänner und -frauen: Dem düsteren BarockVisionär Gryphius folgt der Zug der Selbstmörder (Vincent van Gogh, Cesare Pavese, Konrad Bayer), Syphilitiker (Hugo Wolf), Alkoholiker (Werner Schwab) samt der unglücklich verstorbenen Ingeborg Bachmann und als einzigem Überlebenden – dem Philosophen Peter Sloterdijk. Den Totentanz aus dem künstlerischen Anti-Heldenleben komponiert Deutsch in zehn vokalsymphonischen und drei rein instrumentalen Teilen. Das sprach-musikalische Resultat ist dem Requiem für einen jungen Dichter von Bernd Alois Zimmermann nicht unähnlich: nicht nur wegen der ausgiebigen Verwendung von Konrad-Bayer-Texten, sondern vor allem dank einer pluralistischen Ästhetik, die freilich nicht mehr das Avantgarde-Idiom der 1960er-Jahre zur Klang- und Bedeutungscollage er weitert. Deutsch verschmäht nicht, was die Avantgarde jahrzehntelang schmähte und sich dann in einer Art doppeltem Tabubruch postmodern wieder aneignete: fette Blechsalven, süffiges Melos, eine breite Palette raffiniert angerührter Orchesterfarben. Doch so wenig sich der erweiterte Klanghorizont scheut vor Neutönerduftmarken – backenklatschenden Vokaltechniken, schrägen Glissandi –, so wenig verfällt er einer devoten Retrospektion oder einem eifrigen Epigonenttim. Vielmehr wird mit größter kompositionstechnischer Bravour ein Pandämonium musikalischer Expressionszustände berufen, von Spurenelementen der Wiener Spätklassik mit Beethoven-Momenten oder Schuberts daktylischem Todesrhythmus bis zu mahlerischen Naturlautevolutionen und Ver fahrensweisen der musikalischen klang:echo Moderne. Doch was an historischem Ausdruck und zuvorderst an Fin-de-siecle- Auratik aufscheint, gerät in ein merkwürdig doppeldeutiges Flimmern. Momenten der wahren Empfindung wird der Boden entzogen, am wechselseitig dementierten Espressivo findet das Werk seinen genuinen Ton – bis hin zu den tonlosen Sprecherpassagen, die in einer grotesken Brutalissimo-Episode auf einen Bayer’schen Text kulminieren. Dem entspricht auf der optischen Ebene der Abstieg in die Trash-Hölle eines Gangster-BMovies (Filmregie: Ulrich Kaufmann), und daraus führt kein Weg per aspera ad astra, sondern nur in die metaphysische Ernüchterung: ‚Die Dinge sind‘, sprach Konrad Bayer – egal wie. Mit seiner gleichsam in Anführungszeichen gesetzten Musik ironisiert Deutsch die Leidensstationen des Künstlerdaseins zwischen Drogen, Depression und Identitätsnöten, mit seinem Unter titel erklärt er sie ...und Christian Brückner gar zur Neurose – was in selbstironischer Pathologisierung auf das eigene ‚Neurotische Oratorium‘ zurückstrahlt. So bezeugt das Opus Magnum letztlich eine expressiv auskomponierte Zwanghaftigkeit der dämonisierenden Vorstellungswelten, der Gewalt und des Untergehertums, gegen die kein Kraut einer kreativen Manie gewachsen ist. Statt Rettung bietet sie nur Fata Morganas. Doch wie Deutsch Künstlers neurotisches Erdenwallen auskomponierte, hat einen wahrhaft eigen- und einzigartigen Rang. […] Der Dirigent Rupert Huber entfesselte mit den exzellenten SWR-Klangkörpern Radio-Sinfonieorchester und Vokalensemble Stuttgart alle dramatische Wucht und inni- ge Glut, ohne es an analytischer Klarheit mangeln zu lassen. Die Sopranistin Isabelle Müller-Cant, der Bariton Otto Katzameier und der Tenor Corby Welch gaben ihren Parts die von Deutsch sorgsam beschworene lyrische Intensität, die Sprecher Christian Brückner und Marcus Thill überzeugten durch klare Diktion und scharfe Kontur des Wortlauts.“ (Martin Metzger, ÖMZ 5/2009) „Komponist Deutsch, erst 31, entlockte diesem Riesenapparat ein packendes Seelendrama. Den psychischen Absturz eines manisch-depressiven Schriftstellers leuchtet Deutsch vielschichtig aus: mit surrealen Filmbildern, mit einer spätromantisch bis expressionistisch orientierten Klangsprache (...) Rauschhaftem Aufbäumen folgt Ohnmacht. Sinnleere entlädt sich in grausigen Vernichtungsfantasien (...) Das sorgt hinterher für Diskussionen: War dieses sprachliche Blutbad nicht verzichtbar? Packend jedenfalls, wie Deutsch seinem Protagonisten bis auf den Grund der Isolation folgt. Am Ende stürzt die Musik in grellem PiccoloSirren ins Nichts. Diesem Klangdrama folgte man gebannt bis ans eisige Ende.“ (Hans-Jörg Lund und Armin Knauer, Reutlinger Generalanzeiger, 10. Februar 2009) „Was kam, sprengte alle Dimensionen: Mahler schien durch, Schostakowitsch und Ligeti ließen grüßen – in einem Sound, der insgesamt eher an eine frühere, monumentale Moderne anknüpfte. Worums ging? Um alles! Genauer gesagt, um ein extremes Künstlerleben, um Höhenflüge und Rauschzustände, um Depressionen und schwärzeste Abgründe. Um ein Anti-‚Heldenleben’ also: Richard Strauss auf den Kopf gestellt. Aufgeboten wurde dazu Material für eine Weltensinfonie: Texte von Dante bis Ingeborg Bachmann, Filme, ein furioser Höllengesang, sphärische Endzeitvisionen und tröstlich schwebende Chöre – alles im Breitleinwand-Format, tiefenscharf aufgefächert [...] So viel Wucht hatte kein anderes Werk im Eclat-Programm.“ (Otto Paul Burkhardt, Bietigheimer Zeitung, 10. Februar 2009) BRILLIANT AND DISCONCERTING The World Premiere of Bernd R. Deutsch’s Martyrium oder Die Dinge sind as finale of the Stuttgart ECLAT 2009. The press spoke of a „monumental punch line“, of a „formidable oratorio spectacle“, „furious, unfathomable“, „terriffic“, of an „artist’s life in cinemascope sound“ as a „strong, battlesome finale“: „Three solo singers, two speakers, the SWR Vokalensemble, the SWR Radio Orchestra and countless auxiliary instruments were packed into the main hall of the Theaterhaus. And above all presides a cinema screen. The composer, Deutsch, only 31, managed to elicit an absorbing soul-drama from these huge forces. The mental crash of a manic-depressive writer is amply illuminated by Deutsch: with surreal film sequences, with a tonal language ranging in style between late romanticism and expressionism – and with texts by authors like Ingeborg Bachmann and Konrad Bayer, both of whom had to battle with psychoses. Impotence follows ecstatic rebellion. Emptiness of meaning discharges itself in grisly fantasies of destruction, declaimed by actor Christian Brückner after a text by Konrad Bayer. Afterwards, this resulted in discussions: was this verbal butchery really necessary? In any case it is gripping how Deutsch follows his protagonist into the very depths of isolation. At the end the music topples into nothingness under glaring piccolo-piping. One spellboundly followed this sounddrama to its icy end.“ (Hans-Jörg Lund and Armin Knauer, Reutlinger Generalanzeiger, Februar 10, 2009) „An extreme artist’s life, extasies and states of intoxication, depressions and the blackest abysses. That is, an anti-‚Heldenleben’: Richard Strauss turned upside down. The work drew from material and forces like a world symphony: texts from Dante to Bachmann, films, a furious chant from hell, ethereal visions from the end of time and consolingly floating choirs […] no other work in the Eclat program had such an impact.“ (Otto Paul Burkhardt, Bietigheimer Zeitung, Februar 10, 2009) Seite 9 MICHAEL AMANN Am 20. Juni ist das Ensemble Lux beim Feldkirch Festival mit Michael Amanns Penelope (in einer Fassung für Klavierquartett) im Rahmen einer eigens eingerichteten Festival Lounge im Pförtnerhaus zu erleben. Das Werk nimmt seinen Ausgang vom Schlusskapitel aus James Joyces Ulysses. Unterdessen sind eindrucksvolle weitere Beispiele von Amanns expressiver Musik bei einklang.records auf einer Porträt-CD mit dem Titel „Nachklang“ erschienen -- darunter auch das ebenfalls literarisch (nämlich durch Hans Leberts gleichnamigen, düsteren Nachkriegsroman) angeregte Werk Die Wolfshaut für Klavier (und Chimes ad lib.), gespielt von Judit Varga. „... Sorgfältig realisiert […] wirken die Stücke auf dem Album ‚Nachklang‘ (Einklang) wie zart getupfte Klangfarbenmalereien. In ihrer -- mitunter mikrotonal schillernden -- Ruhe entfalten sie einen zauberhaften Reiz.“ (Der Falter 21/09) Susanne Bömmel, Burda Media FRIEDRICH CERHA Klaviertrio (Bestellnr. 37 214) „Er gilt schon lange als ‚Österreichs Avantgardepapst’: der achtzigjährige Friedrich Cerha. Am 30. April 2007 wurde im Wiener Musikverein sein jüngstes Klaviertrio durch das Altenberg-Trio uraufgeführt, dem es auch gewidmet ist. [...] Musikantisch ist es geworden und zugleich poetisch: eine geradezu selige Ruhe im Nachtstück, ein elegant hingeworfenes Finale - ein Eingangssatz ‚mit Biss’ und ein Scherzo voll grimmigen Humors. Nicht leicht zu spielen, aber die Arbeit lohnt sich.“ (Ensemble 1-2009) Davon konnte sich jüngst, nämlich am 16. Mai, auch das beeindruckte Publikum des 58. Deutschen Mozartfestes Augsburg überzeugen, denn das Altenberg Trio bleibt dem spannenden, fordernden Werk als fabelhafter Anwalt treu und präsentiert es in der kommenden Saison auch im belgischen Antwerpen (14. Jänner 2010), in Deutschlandsberg (25. April) sowie zwei Tage später selbstverständlich auch im stets originell und entdeckerfreudig programmierten sowie mitreißend interpretierten eigenen Zyklus des Trios im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins. Unterdessen sind bereits die nächsten Premieren von Friedrich Cerhas in ungebrochener musikalischer Fantasie entstehenden Alterswerken fixiert: Am 20. Juni 2009 ist Andreas Schablas der Solist im neuen Klarinettenkonzert, bei Rudolf Rösch klang:splitter dessen Uraufführung in Neuberg/Mürz das Kammerorchester Leopoldinum Breslau unter der Leitung von Ernst Kovacic die Begleitung übernimmt – jener Geiger und Dirigent also, der 2005 Cerhas Violinkonzert als Solist aus der Taufe gehoben hat. Orchester und Dirigent dieser Aufführung, die bei Michael Amann col legno auf CD erschienen ist, waren damals das RSO Wien und Bertrand de Billy. Diese viel gerühmte Interpretenkombination wiederum wird am 12. Mai 2010 die Kammermusik für Orchester (mit konzertanter Oboe) der musikalischen Weltöffentlichkeit vorstellen – in der vorgezogenen Uraufführung dieses als Auftragswerk des Wiener Musikvereins für das Jubiläumsjahr 2012 entstandenen Werks, das anlässlich des 200jährigen Bestehens der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien komponiert wurde. FRIDOLIN DALLINGER Unter dem Titel „Die Seele berühren“ berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten vom Konzert zum Fünfundsiebziger des g’standenen Eferdingers Fridolin Dallinger: „Aus diesem Anlass widmete das Brucknerhaus dem Jubilar, dessen weltliches und kirchliches Schaffen von Solostücken über Vielgestaltiges bis hin zu Großformen (Musical, Oratorium, Symphonien) reicht, einen Kammermusikabend mit eigenen Werken. Die zeitliche Auswahl konzentrierte sich auf das Jahr 1974 und auf die letzte Zeit. Die vorgestellten Kostproben zeichnen sich durch eine präzise, direkte und klare Aussage aus; sie vermitteln musikantisch erfüllte Spielmusik mit Tiefgang und entsprechen seinem Motto als Komponist: ‚In erster Linie war bzw. bin ich bestrebt, mit meiner Musik die Seele des Menschen zu berühren.’ Das gelingt durch ein stark melodisches und lineares Element, durch überquellende Lebendigkeit in den Ecksätzen und geistreiche Nachdenklichkeit in den langsamen Abschnitten. Dabei kamen die Interpreten auf ihre Rechnung mit den vorteilhaften Aufgaben: Gernot Fresacher (Klarinette) und Tomasz Liebig (Violine) aus dem Bruckner Orchester, Alfred Melichar (Akkordeon) und Sven Birch (Klavier, Cembalo) von der Bruckner-Uni und ‚Weltbürger’ Martin Rummel (Cello). Gespielt wurden unterschiedlich besetzte Stücke (Concertino, Sonatinen, Sonaten, Trio) […] Im Gespräch von Wolfgang Winkler mit Dallinger ergaben sich interessante Streiflichter auf den Komponisten, Pädagogen, Sonntags- und Amateur-Maler.“ (Franz Zamazal, OÖ Nachrichten, 25. Oktober 2008) DIRTY HARRY mit LUSTIGER WITWE „Hinreißende Musik, große Gefühle und ein bankrotter Staat – besser kann man die Zeit zwischen Bundestagswahl und Silvester nicht überbrücken“: Soviel verrät Harald „Dirty Harry“ Schmidt von seiner Sicht auf Franz Lehárs Dauerbrenner Die lustige Witwe. Denn der Schauspieler, Kabarettist und Entertainer wird diesen Inbegriff der Operette gemeinsam mit Christian Brey für die Deutsche Oper am Rhein inszenieren. Premiere feiert die Produktion am 4. Dezember 2009 in Düsseldorf; ab 12. Februar 2010 ist sie auch in Duisburg zu erleben. Vom scheuen, aber begehrten Reh Bambi zum Waldmägdelein Vilja: Harald Schmidt Seite 10 Waldemar Wróbel Doblinger-Preis für polnischen Klarinettisten Unermüdlichen, fruchtbaren E insatz und waches, ja brennendes Interesse für zeitgenössische Musik aus Österreich vereinen sich im Zyklus „junges musikforum“ des Österreichischen Kulturforums Warschau, der von Andrea Brzoza betreut wird: Heftig akklamierte Porträtkonzerte mit glänzenden jungen InterpretInnen aus Polen w waren ponisten Heinrich Hein da zuletzt etwa von den Komponisten ber 2008), Thomas Thom Gattermeyer (am 20. November Piotr Ptak 009) und Richard Richa Christian David (22. Jänner 2009) übrig Dünser zu hören (am 19. Märzz 2009, übrigens rarlberg Landesregierung). großzügig unterstützt von der Vorarlberger Sowohl beim Gattermeyer- als auch beim Dünser-Abend machte dabei der bereits vielfach ausgezeichnete junge Klarinettist Piotr Ptak durch seine technische und musikalische Reife so nachhaltig auf sich aufmerksam, dass er nach 2007 erneut den von GOTTFRIED VON EINEM „Dem verklärten Einem geht es gut“, durfte man in Salzburg sicher sein, als das Mozarteum Quartett am 18. November 2008 im Salzburger Mozarteum an den Komponisten erinnerte, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag hätte feiern können: „Ein Angepasster war er nie, der allen Sinnesfreuden zugetane weltoffene altösterreichische Adelige mit dem im Alter so markanten weißbärtigen Charakterkopf. [...] Der um die Errungenschaften der Schönberg-Schule angereicherten, also frei gehandhabten Tonalität blieb er treu und schrieb starke Theatermusik, die heute zu Unrecht vernachlässigt wird. Im hauptsächlich der Kammermusik gewidmeten Alterswerk herrscht melancholisch durchwirktes, oft kunstvoll bruchstückhaft wirkendes Melos vor, wofür das 5. Streichquartett mit dem Beinamen ‚Festina lente’ (etwa: Eile mit Weile) ein gutes Beispiel ist. Das Mozarteum Quartett brachte die feinen Linien und Kontraste des Stückes vorbildhaft zur Geltung und brachte zusätzlich musikantische Laune ein. Jedenfalls ein Plädoyer für weitere Beschäftigung mit Einems heute vernachlässigten Oeuvre.“ (Gottfried Franz Kasparek, Drehpunkt Kultur, 18. November 2008) IVÁN ERÖD Die unmittelbar verständliche, expressive und doch eingängige Musik Iván Eröds beweist ihre Qualitäten aktuell auf zwei neuen CDs, wie die Kritiken belegen: Ein „Ungetrübtes Hörerlebnis!“ verspricht da etwa die CD „Bassoon & Piano“ von David Seidel (Fagott) und Herbert Rüdisser (Klavier), die bei Classic Concert records (CCR 62051) erschienen ist: „Die Sonata Milanese von Iván Eröd, die 1984 im Auftrag des Fagottisten Milan Turkovic geschrieben wurde, ist ein abwechslungsreiches dreisätziges Werk. Hier werden die typischen Charakteristika des Instruments dargestellt. […] David Seidel zeigt sich in allen Bereichen seiner solistischen Präsentation in einer herausragenden Verfassung. Seine Tongebung, sein geschmackvolles, unaufdringliches Vibrato, eine mühelose zuverlässige Technik und eine in allen Belangen seriöse musikalische Darbietung vermitteln ein un- Doblinger für diese Reihe gestifteten Interpretationspreis (Notengutscheine im Wert von 150 Euro) erringen konnte. Ptak war 2007 übrigens bei Allegro vivo in Niederösterreich zu Gast und dort ebenfalls mit einem Preis bedacht worden. Wir gratulieren herzlich! getrübtes Hörerlebnis. Der Pianist Herbert Rüdisser ist ein kongenialer Partner, der auf hohem klanglichen und pianistischen Niveau zum Erfolg dieser Einspielung beiträgt.“ (Alfred Rinderspacher, das ORCHESTER 3/09) Und „Bestechend scharf“ geriet die Einspielung von Eröds Klaviertrio Nr. 1 op 21 durch das Eggner Trio (Gramola CD 98837): „Iván Eröds Klaviertrio Opus 21 entstand als Auftragswerk des Wiener Haydn Trios im Jahre 1976 und ist hier erstmals auf CD eingespielt. Kein Wunder, dass das Eggner Trio die Werke Schostakowitschs mit diesem Trio kontrastiert, denn es passt bemerkenswert zu der Klangsprache des Russen, anders zwar, aber ebenso in der Deutlichkeit des Wechsels zwischen Lyrik, Trauer und Zornesausbrüchen. […] Eine wahrhaft grandiose CD-Einspielung. Bravo!“ (Carsten Dürer, Ensemble 1-2009) GERALD RESCH ORF Edition Zeitton Porträt-CD 3029 „Hinter so einprägsamen Werktiteln wie Knoten oder Fenster steckt der österreichische Komponist Gerald Resch (Jg. 1975), der sich in seinen Werken einerseits von anderen Künsten beflügeln lässt, wie der Malerei in Nebeneinanderlinien (nach Maria Lassnig), aber auch aus ganz alltäglichen oder musikspezifischen Eindrücken schöpft, wie etwa in Spin. In den griffigen Stücktiteln oder Satzbezeichnungen ist stets die Essenz der Komposition ausgedrückt, ohne dass diese kraftvolle Musik sich je anbiedern würde. Eine echte Entdeckung!“ (hen, Wiener Zeitung, 23. April 2009) KARL SCHISKE ORF Edition Zeitton Porträt-CD 3026 „Zu einer Wiederentdeckung einer der wesentlichsten Komponistenpersönlichkeiten der Nachkriegszeit lädt diese Kompilation älterer und aktueller Aufnahmen der letzten sieben Opera Schiskes von Candáda bis zur 5. Symphonie und einschließlich des unvollendeten Dialogs für Violoncello und Klavier ein.“ (D. E., ÖMZ 5/2009) Seite 11 klang:splitter SHIH „Kürze suggerieren […] die ‚Ein Takt’-Kompositionen des Austrotaiwanesen Shih. Jenes Werk, das das Ensemble Wiener Collage /René Staar […] im Arnold Schönberg Center aus der Taufe hob (23.3.), zeichnete sich allerdings durch ausgedehnte, düstere Gedankenschwere aus – was auch ein Kommentar des Komponisten zu Ein Takt für Saxophon und Akkordeon bestätigte, der von einer ‚Metamorphose des Schmerzes’ spricht.“ (D. E., ÖMZ 5/2009) Stephan Trierenberg HERBERT VOGG „Aus Anlass des 80. Geburtstags von Herbert Vogg lud die Österreichische Gesellschaft für Musik zu einer Feier in ihre Räume. Es drängten sich Freunde, Mitarbeiter und Weggefährten, um den Jubilar im animierten Gespräch mit der Musikwissenschafterin Walburga Litschauer zu erleben. Man wurde dabei nicht nur an seine Ausflüge als jugendlicher Musikkritiker oder an seine langjährige, verdienstvolle Tätigkeit als Leiter des Renate Publig TRISTAN SCHULZE Der Bär..., ebenso beleibt wie beliebt, war am 22. Februar wieder einmal los, und zwar diesmal im Linzer Brucknerhaus: „Bravourös hat am Sonntag die Upper Austrian Sinfonietta unter Peter Aigner das karnevaleske Kinderkonzert im Brucknerhaus bestritten. Als der Bär nach dem Karneval der Tiere erwacht, hat er nur einen Gedanken: Er will zum Zirkus! Dort lernt er viele Instrumente spielen. Ein heiterer Streifzug durch die Klangfarben des Orchesters, der nach Noten von Tristan Schulze auch stilistisch so einiges zu bieten hatte. Von der Fuge bis zur Tanzmusik der 20-er Jahre, vom Zirkusmarsch hin zu romantischen Träumereien. Erich Josef Langwiesner erzählte hinreißend mit viel Witz, Charme und Einfühlungsvermögen die Geschichte. Begeisternd auch die choreographische Umsetzung durch das Tanztheater Helix unter Christine M. Krenn.“ (Wruss, OÖ Nachrichten 24. Februar 2009) -- „Ein vielfältiges Musikbegeisterungsprojekt, das in seiner Treffsicherheit aufschäumenden Jubel hervorrief!“ (NT, OÖ Krone, 24. Februar 2009) Helmut Schmidinger Norbert Sterk HELMUT SCHMIDINGER und NOBERT STERK: Staatsstipendien für Komposition 2009 Norbert Sterk und Helmut Schmidinger können sich als Personen, die „mit der Musiktradition und der aktuellen musikalischen Entwicklung in Österreich seit Jahren in engem Zusammenhang stehen“ über die Zuerkennung von Staatsstipendien für Komposition 2009 der Republik Österreich freuen. Die Stipendien sind mit zwölf Mal 1.100 Euro dotiert. Norbert Sterk arbeitet gegenwärtig an einem Saxophonkonzert für Gerald Preinfalk, das mit dem Ensemble Kontrapunkte unter Peter Keuschnig am 12. April 2010 im Wiener Musikverein seine Uraufführung erleben wird; unmittelbar bevor steht eine Aufführung seines auf Mozart-Fragmenten basierenden Werks Adios Adagios für zwei Klarinetten und Streichtrio mit dem Ensemble Wiener Collage (Leitung: René Staar) in einem Konzert des Arnold Schönberg Centers am 16. Juni 2009. Eine Sterk-Uraufführung fand bereits am 19. März statt: „Produktive Unruhe“ mit „ätherischen Farbwirkungen“ konzedierte die Kritik Sterks KorollArien, „vom Reconsil String Trio und der Flötistin Maria Fedotova wiederum im Schönberg Center souverän gemeistert.“ (D. E., ÖMZ 5/2009) Seite 12 Unterdessen ist bei Phoenix Edition (siehe Seite 17f.) eine CD mit Hornkonzerten erschienen, auf der Sterks expressives, auf Lyrik von Ingeborg Bachmann verweisendes Konzert …und leuchteten das Dunkel aus für Horn und Ensemble. Solistin ist Nury Guarnaschelli, Gottfried Rabl dirigiert die reihe (siehe Seite 22). Schmidinger: „Das Stipendium versetzt mich als Komponist in die Lage, während seiner Laufzeit noch unabhängiger als sonst meiner kompositorischen Tätigkeit nachgehen zu können und Werke zu realisieren, deren Forschungs- und Entwicklungszeit mit keinem Auftragshonorar abgedeckt werden kann.“ Das galt bereits für sein Streichquartett Zyklen, das beim Mozartfest Augsburg am 17. Mai 2009 vom Mozarteum Quartett Salzburg aus der Taufe gehoben wurde und mit den selben Interpreten auch am 18. Mai 2010 im Mozarteum zu hören ist. Und das Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Streichorchester wird mit prominenten Solisten wie Christian Altenburger (Violine) und Reinhard Latzko (Violoncello) gemeinsam mit dem Wiener Concert-Verein am 22./23. April 2010 im Musikverein Wien seine Uraufführung erleben. Musikverlags Doblinger und des Musikwissenschaftlichen Verlags erinnert. Auch vom fruchtbaren Textdichter für namhafte österreichische Komponisten etwa bei Kirchenopern für den Carinthischen Sommer Ossiach war die Rede. Und man durfte auch, höchst überraschend, den humorvollen Autor und Komponisten von Wienerliedern entdecken – Julius Patzak und Erich Kunz waren einst seine hochkarätigen Interpreten gewesen. Direktor Pany vom Musikverlag Doblinger und die frühere Intendantin des Carinthischen Sommers Gerda Fröhlich steuerten Grußadressen bei. Gutgelaunt boten Elisabeth Lang (Mezzosopran), Max Müller (Bariton und Rezitation) sowie Lieselotte Theiner am Klavier Kostproben der genannten Genres. Ein gelungenes Fest!“ (ghjk, Wiener Zeitung, 7. November 2008) EGON WELLESZ Die Wellesz-Renaissance ist in vollem Gange (siehe auch unser Gespräch mit Margarete Babinsky und Johannes Kernmayer auf Seite 17f): Für seine großartige Einspielung der Streichquartette Nr. 3, 4 und 6 hat das Artis Quartett Wien den renommierten MIDEM Classical Award 2009 in der Kategorie „First Recording“ gewonnen. Die bei Nimbus Records erschienene Aufnahme habe durch ihren „hoch expressiven Stil“ das stärkste Argument für das wieder aufkeimende Interesse an Wellesz geliefert, hieß es in der Begründung der Jury. Wellesz wird das Artis Quartett auch in der kommenden Saison be- schäftigen: Das Streichquartett Nr. 3 d-Moll op. 25 steht am 29. Jänner 2010 in London (Kings Place) und am 27. Mai auch im Brahmssaal des Wiener Musikvereins auf dem Programm, während das Aron Quartett bereits am 18. August 2009 beim Kammermusikfestival Schloss Laudon Wellesz’ Vier Stücke für Streichquartett op. 103 interpretieren wird. Am 29. April 2009, also genau neun Jahre nach der denkwürdigen posthumen Uraufführung von Egon Wellesz’ Symphonie Nr. 3 op. 68 (1951) im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit den Wiener Symphonikern unter dem (tragischerweise schon 2005 verstorbenen) Dirigenten Marcello Viotti, kam es in Doblingers Barocksalon vor beeindrucktem Publikum zur ersten Präsentation einer neuen und zugleich alten Gestalt des Werks: Auf Initiative von Konrad Huber, der an der Wiener Musikuniversität gegenwärtig an seiner Dissertation über die Symphonie arbeitet, spielten er selbst und drei weitere PianistInnen eine Klavierversion zu zwei Händen streng nach dem Particell des Komponisten, wobei nacheinander jeder einen Satz übernahm: Reinhard Schobesberger, Gloria Damijan, Huber und Filippo Farinelli durften sich über einen großen Erfolg freuen; Wellesz-Experte und Moderator Hannes Heher sowie Renate Hudler (mit Beethovens Klaviersonate op. 101) stellten die Aufführung in einen interessanten thematischen Kontext. Am 3. Juni wurde das musikalisch ebenso aufschlussreiche wie ergiebige Projekt, diesmal moderiert von Hartmut Krones, im Wiener Arnold Schönberg Center wiederholt. Gypsy Jazz in Frankfurt Down Under Das Manfred Fuchs Trio (Manfred Fuchs, Alex Schindler und Herbert Stengele) präsentierte das Buch Gypsy Jazz Workshop während der Musikmesse mit mehreren Gesprächskonzerten. Am 3. April konzertierte das Trio, alternierend mit Alwin Zwibel am Bass, auch in dem legendären Frankfurter Jazzclub Mampf. Dass man sich dabei auch Down Under fühlen konnte, war dem Überraschungsgast zu verdanken: Der 17-jährige australische Stargitarrist Joe Robinson (www.joerobinson.com) gab sich die Ehre und improvisierte eine gute Stunde mit dem Manfred Fuchs Trio feinsten Gypsy Jazz. Aus der spontanen Messebekanntschaft der Musiker entstand dabei eine weiterreichende Freundschaft: Joe Robinson wird auch auf der nächsten CD des Manfred Fuchs Trios zu hören sein. P. P. Hinrich Wulff Zur Musikmesse Frankfurt 2009 ist Doblingers neues Gitarrebuch Gypsy Jazz Workshop erschienen, mit dem Schüler und erfahrene Gitarristen in unterschiedlichen Ansätzen den legendären Gitarrestil von Django Reinhardt erlernen können. Während Gitarreschüler je nach Können anfangs Basismelodien der Songs lernen oder später auch schon Rhythmusbegleitungen schaffen, können sich fortgeschrittenere Gitarristen zu atemberaubenden Gitarretricks und Improvisationen vorarbeiten. Das Buch bietet die passenden Möglichkeiten mit Standard- und Tabulaturnotation, ist aber auch gleichzeitig ein Spielbuch für angehende Gypsy Jazz Ensembles, selbst die Basslinien sind ausgeschrieben. Es enthält einige Standards, großteils aber stilechte Neukompositionen des Autors Manfred Fuchs, die selbst das Potential haben, Standards zu werden. Die dem Buch beiliegende CD zum Anhören und Mitspielen wurde durch den schwedischen Virtuosen Andreas Öberg eingespielt und ist daher ein Leckerbissen für sich. Kostenlose mp3s einiger Songs gibt es unter www.doblingermusikverlag.at --> Downloads/Musikdateien. Manfred Fuchs und Joe Robinson im Mampf Seite 13 klang:interpreten Der Meistersinger von Wien Adrian Eröd, Lichtblick in der jungen Sängergeneration, über seinen Weg zum Gesang, Wettbewerbe, Repertoireausflüge sowie jüngste Pläne mit der Musik Erich Zeisls als Sänger und – Übersetzer. Von Renate Publig Mit Musik aufzuwachsen war für Adrian Eröd etwas Gegebenes, Selbstverständliches. Vater Iván Eröd, nicht nur als Komponist bekannt, sondern auch höchst renommierter Korrepetitor an der Wiener Staatsoper, ging unter anderem mit Rudolf Schock auf Konzerttournee. Entstand durch derartige Begegnungen der Wunsch, Sänger zu werden? „Nein, eigentlich nicht. Ich habe zunächst mehrere Instrumente ausprobiert, keines hat für mich gepasst.“ Lachend fügt er hinzu: „Wahrscheinlich war ich zu faul zum Üben!“ Am Grazer Opernhaus hatte Adrian Eröd jedoch Gelegenheit, Bühnenluft zu schnuppern, zuerst im Kinderchor, dann bekam er kleinere Solorollen, im Stimmbruch war er als Statist und sogar als Souffleur tätig. „Durch diese Erfahrungen wusste ich, dass ich auf die Bühne wollte. Also entweder Schauspiel oder Gesang. Durch eine Fügung – in Graz bin ich bei der Aufnahmeprüfung für Schauspiel durchgefallen, die an die Musikuni in Wien habe ich geschafft – bin ich beim Gesang gelandet!“ Eröd legte sein Diplom im Fach „Lied und Oratorium“ ab, ein Bereich, in welchem es ungleich schwieriger ist, sich einen Namen zu machen: „Es gibt nur sehr wenige Sänger, die ausschließlich von diesem Fach leben können. Es ist auch klar: Im Musikverein gibt es beispielsweise rund zehn Liederabende, zu denen je 700 Leute gehen, in die Oper kommen täglich über zweitausend Personen. Bei Liederabenden sind Publikum wie Interpret wesentlich mehr gefordert! Es gibt nur die zwei Akteure Sänger und Pianist, keine Kostüme, keine Maske, kein Spiel, nichts, wodurch sich der Zuhörer ablenken kann, man hat nur die Musik, auf die man sich konzentrieren kann!“ Dennoch widmet sich der Bariton gerne diesem Genre: Im Januar gab es Schuberts Winterreise in Raiding, 2007 war er Gast im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins, bei welchem unter anderem die Mondbilder von Erich Zeisl erklangen. Einige der Mondbilder sind auch auf Eröds CD „Letzter Tanz – Lieder von Erich Zeisl“ enthalten. Stress als Vorbereitung Adrian Eröd ist Preisträger des Hans-Gabor-Belvedere-Wettbewerbs. Wie wichtig ist die Teilnahme an Wettbewerben? „Sehr! Man kann dort unglaublich wichtige Erfahrungen sammeln. Zum einen der Umgang mit der Stress-Situation, in exakt diesem Moment das Beste zu geben. Weiters hören einen die Leute dort zum ersten Mal, die Einschätzungen können sehr wertvoll sein. Während des Studiums ist man ja auch den anderen Professoren an der Universität nicht unbekannt, die machen sich in den fünf Jahren natürlich bereits ein Bild. Zum dritten sitzen in Wettbewerben natürlich Agenturen, man kann – wenn es geklappt hat – Kontakte knüpfen. Vor allem ist der Umgang mit dieser StressSituation natürlich eine gute Vorbereitung auf ein Vorsingen!“ Seit 2003 ist Adrian Eröd Ensemblemitglied an der Wiener Seite 14 Staatsoper. „Ich bin den klassischen Weg gegangen, von den kleineren Häusern wie Linz oder Graz langsam auf größere Bühnen. Dadurch konnte ich von Anfang an große Partien singen, das fand ich für mich die bessere Vorbereitung. So singe ich jetzt auch an der Staatsoper die großen Partien, und das Mitwirken im Ensemble ermöglicht mir eine größere Bandbreite. Allerdings bekomme ich ab 2010 einen sogenannten Residenz-Vertrag, ich werde vier Monate pro Saison in Wien singen, und die restliche Zeit kann ich gastieren und an der internationalen Karriere arbeiten!“ Mit großem Erfolg, Eröd wird unter anderem diesen Sommer in Bayreuth als Sixtus Beckmesser in den Meistersingern zu hören sein. „Nur“ Bariton? Mit seiner Stimmlage ist Eröd sehr glücklich, trotz seiner mühelosen Höhe liebäugelt er nicht mit dem Tenorfach. Dennoch wird er demnächst als Loge zu hören sein? „Ich singe den Loge ja als Bariton! Die Partie liegt gut, beispielsweise hat ein Pelleas, den ich gerade in Hamburg gesungen habe, andere Spitzentöne! Außerdem war das ganze nicht meine Idee. Aber natürlich ist das eine sehr interessante Partie, auf die ich mich freue!“ Gibt es bei dem breiten Spektrum, von Mozart, Rossini, Wagner, Richard Strauss über Operette bis Lied, die zeitgenössischen Komponisten nicht vergessend, Lieblingskomponisten oder -werke? THE MASTER SINGER OF VIENNA For Adrian Eröd it was natural to grow up with music; his father Iván Eröd is not only a composer, but he was also a highly renowned piano coach at the Vienna State Opera. Adrian’s first stage experience was gained at the Graz Opera in the children’s choir; here he formed the wish to become an actor or singer. „It was my fate to become a singer!“ Eröd made his diploma in the field of „lied and oratorio“ and continues to work in this genre: in January, he sang Schubert’s Winterreise in Raiding, in 2007 he performed, among others works, Erich Zeisl’s Mondbilder in the Glass Hall of Vienna’s Musikverein. Eröd became an ensemble member of the Vienna State Opera in 2003, from 2010 he will have a singer in residence contract there. „I am going to sing in Vienna for four months per season, and can be on tour for the remaining time, working on my international career!“ Very successfully: this summer, he will appear at Bayreuth. In Vienna one can hear the baritone as Loge, actually a tenor part. „The part has a very good range, Pelleas, for example, has much higher peak notes!“ Nikolaus Karlinský Eröd also dedicates his time to contemporary music; he has recently performed not only works by his father, but also by the composers Dünser, Ofenbauer, Wellesz and Zeisl. Is contemporary music more difficult to sing? „One always notices whether the composer knows anything about singing! The process of learning is often very different, sometimes one first has to assimilate the rhythmical texture, other works one learns note by note, interval by interval. By the way, Aribert Reimann is going to write his opera ‚Medea‘, a commission of the Vienna State Opera, for my colleague Marlis Petersen and me!“ For the performance of Erich Zeisl’s Requiem Ebraico in Vienna’s Musikverein next October (Vienna Philharmonic, Zubin Mehta) Adrian Eröd has agreed not only to prove his vocal artistry, but also to make a performable version of the German translation of the Hebrew original text. For the future, Eröd wishes to shift the balance between lied and opera slightly in favor of lied – „but, in general, the future shapes up very much according to my wishes!“ „Im Idealfall ist es natürlich das Werk, das ich gerade mache. Klarerweise kann das nicht immer ganz der Fall sein. Aber wenn ich den Grafen in ‚Le Nozze di Figaro‘ singe oder Winterreise, bin ich einfach nur glücklich, diese unglaubliche Musik machen zu dürfen!“ Auch der zeitgenössischen Literatur widmet sich Eröd, neben Werken seines Vaters standen unter anderem die Komponisten Richard Dünser, Christian Ofenbauer, Egon Wellesz und Erich Zeisl am Programm. Ist zeitgenössische Musik schwieriger zu singen? „Nun, in der klassischen Gesangsliteratur sind fast nur die singbaren Werke übriggeblieben. Bei zeitgenössischen Komponisten merkt man genau, wer Ahnung von Gesang hat bzw. wer für Sänger schreibt und wer nicht. Die Vorbereitung auf eine zeitgenössische Komposition ist eine andere, bei vielen Werken braucht man länger, bis man sie beherrscht. Die Herangehensweise ist auch oft unterschiedlich, manchmal muss man sich erst das rhythmische Gefüge aneignen, bei anderen Werken trichtert man sich Ton für Ton, Intervall für Intervall ein. Und manchmal merkt man erst beim Einstudieren, dass ein Stück durchaus singbar ist. Übrigens wird Aribert Reimann seine Oper ‚Medea‘, ein Auftragswerk der Staatsoper Wien, für meine Kollegin Marlis Petersen und mich schreiben!“ Und fügt hinzu, „Also, ich hoffe, dass er die Partie auf meine Fähigkeiten zuschneidert...“ Singbarer Psalm auf deutsch Bei der Aufführung von Erich Zeisls Requiem Ebraico im Oktober im Wiener Musikverein (Wiener Philharmoniker/ Zubin Mehta) wird Adrian Eröd nicht nur seine Sangeskünste unter Beweis stellen. Als sich herausstellte, dass es sich bei der deutschen Übersetzung des hebräischen Originaltextes nicht um eine singbare Fassung handelt, bot er an, diese zu erstellen. „Das ist eine längere Geschichte! Barbara Zeisl-Schönberg hat in einem Brief ihres Vaters Erich Zeisl seinen Wunsch entdeckt, dass das Requiem in der jeweiligen Landessprache aufgeführt wird. Die vorhandene deutsche Übersetzung ist jedoch rein eine Verständnisübersetzung des englischen Textes. Nun bin ich dabei, eine singbare deutsche Version zu machen, was am Anfang recht schwierig war, da saß ich mit einer Reihe von Übersetzungen des Psalms. Wir haben jedoch einen Brief eines Rabbiners an Zeisl gefunden, in welchem der Psalm mit Betonungen und Längezeichen markiert sowie über jedes Wort dessen Bedeutung geschrieben wurde. Die deutsche Übersetzung soll den Rhythmus des hebräischen Originals bewahren!“ Was wünscht sich ein Sänger, der bereits so viel erreicht hat? „Dass sich die Aufteilung Lied – Oper etwas zugunsten des Liedes entwickelt. Die Vorbereitung ist eine andere, für eine Opernproduktion ist man gut sechs Wochen allein für Proben weg von der Familie, eine Vorbereitung für einen Liederabend dauert an Ort und Stelle vielleicht drei Tage. Aber alles in allem verläuft die Zukunft in Bahnen, wie ich sie mir gewünscht habe. Ich habe bereits viele große und schöne Partien gesungen, darunter sind viele, mit denen man älter werden kann!“ Seite 15 klang:echo Eric Zeisl remembered Los Angeles Times music critic Mark Swed on a concert featuring works by an „echt Viennese“ composer Eric Zeisl is the émigré who got away. You won’t find much about this composer – who fled Vienna in 1938 and joined the ranks of important foreign musicians in Southern California – in the studies of those émigrés that have been coming out lately. (...) It is much too early to speak of a Zeisl revival, or more accurately a Zeisl rediscovery, because his music is little performed or recorded and much still needs scholarly editing to get into publishable shape. But a small concert and gathering Wednesday night at the Villa Aurora, the German cultural exchange center in Pacific Palisades, had the feeling of a political gathering. Chamber music and songs were performed. The composer’s daughter, Barbara Zeisl Schoenberg, spoke. Audience members, in discussions afterward, asked, what is on the horizon. How to spread the word? The occasion was the 50th anniversary of the composer’s death. Born in 1905, Zeisl was echt Viennese – his family ran a coffeehouse. He was a prodigy who began publishing his songs as a teenager. His style was not advanced and his music languished in the old world, although with a modern mood. Zeisl did not adapt well to Los Angeles. He resented his Hollywood work. He was allergic to sunlight and could barely stand to be in daylight. He stopped writing songs and concentrated on instrumental music. He told The Times in 1950 that he was ‘a finished product of the old world’ and that he couldn’t change even if he wanted to. While teaching an evening composition class at Los Angeles City College in 1959, he suffered a heart attack and died. He was 54. Zeisl wasn’t entirely obscure. Milhaud and Stravinsky mourned Archiv Doblinger Eric and Barbara Zeisl Seite 16 him. (...) But his music has certainly languished. His Piano Concerto, written in the early ’50s, wasn’t performed until 2005 (by the unexpectedly adventurous Saratoga Symphony in Silicon Valley). It has just been recorded in Vienna by the Radio Symphony, with Gottlieb Wallisch as soloist, on the CPO label. The piece, to my astonishment, swept me up from it first seconds, with an irresistible melody, and never let go for 35 minutes. There are many reasons why Zeisl’s music has fallen deep within the cracks. He wasn’t of his time or place, and there were bigger stars in the firmament. His daughter married the son of one of them, Arnold Schoenberg. And at Wednesday’s concert, she noted that her father ‘was no giant, not one of the great figures in music.’ But, she continued, his name means ‘songbird’ in German, and he was one. The Villa Aurora concert featured three performers from Germany – violinist Sascha Bauditz, pianist Karola Theill and mezzo-soprano Christine Lichtenberg. (...) Two movements from the piano work ‘November’ and the song ‘Komm süsser Tod’ (‘Come Sweetest Death’) captured Zeisl’s disconsolate mood in 1937 and 1938, as his beloved Vienna became inhospitable. Bauditz played, somewhat laboriously, ‘Menuhim’s Song’ from Zeisl’s unfinished opera, ‘Job,’ which was written in Paris as the composer prepared to sail to the States in 1939. Based on a novel by Joseph Roth that helped inspire Zeisl to rediscover his Jewish heritage, the opera features a protagonist who cannot speak and communicates only through the violin. Excerpts from Zeisl’s playful ‘Pieces for Barbara,’ written for his 4-year-old daughter, were a lively relief from music of suffering. The 1950 ‘Brandeis Sonata,’ for violin and piano, was also excerpted. The full sonata – as does so much of Zeisl’s music – awaits contemporary champions. That may take time. But Zubin Mehta and James Conlon have lately enlisted in the Zeisl camp. And the addictive recording of the Piano Concerto gives me hope. (Los Angeles Times, February 19, 2009) Nora Schuster klang:interpreten „Spielt’s das doch auch mal in den Konzertsälen!“ Johannes Kernmayr und Margarete Babinsky über CD-Labels, Programmpolitik und ihre gemeinsame Begeisterung für Egon Wellesz und Karl Schiske. Von Renate Publig Maßgeschneiderte Produktionen Phoenix Edition bietet InterpretInnen von unterschiedlichem Bekanntheitsgrad eine Plattform: Da finden sich etwa auch Stars ... und begeisternd: Margarete Babinsky wie Christine Schäfer. „Frau Schäfer hat eine ganz bestimmte Vorstellung, welche Art von CDs sie machen möchte, da rennt sie bei mir offene Türen ein. Im Endeffekt sollte nicht der Produzent bestimmen, was auf der CD ist, sondern der Künstler!“ Jedoch werden auch weniger bekannte Musiker präsentiert, wie z. B. in der Serie Klavierraritäten: „Zum einen wollen wir den Leuten zeigen, dass es neben Beethovensonaten noch anderes Hörenswertes gibt, gleichzeitig bieten wir eine Plattform für jüngere Künstler. Es gibt sehr viele gute junge Leute!“ Eine der jungen aufstrebenden Künstlerinnen ist Margarete Babinsky. In ihrem Lebenslauf ist nachzulesen, dass sie schon immer Klavierspielerin werden wollte und dies jedem erzählt hat, der es hören oder auch nicht hören wollte. Wer Gelegenheit hatte, die sympathische Künstlerin kennen zu lernen, kann sich dies lebhaft vorstellen. Gab es für diesen Wunsch einen Auslöser? „Nein, eigentlich nicht! Daheim stand ein Klavier, wie damals in jedem gutbürgerlichen Haushalt. Ich habe ein bisschen herumgeklimpert, und meine Eltern fragten, ob ich das lernen wollte. So fing ich mit acht Klavierspielen an, habe dann aber sofort gemerkt, das ist es für mich!“ Foto: Ein sehr breitgefächertes Musikspektrum wird dem Hörer auf den CDs der Labels Phoenix Edition und Capriccio geboten. Label-Chef Johannes Kernmayer setzt erfolgreich auf die Strategie, unbekannteren Werken sowie auch noch nicht so bekannten InterpretInnen wie der Pianistin MarBegeistert... garete Babinsky eine Plattform zu bieten. Kurz nach dem Konkurs von Capriccio gründete Kernmayer das Label Phoenix Edition. Den Klassikkatalog von Capriccio konnte er aus der Insolvenzmasse herauslösen und somit den gesamten Archivbestand des 25 Jahre alten Labels retten. „Wäre Capriccio von einem Majorlabel aufgekauft worden, wäre vermutlich der Katalog mit seinem Nischenrepertoire verschwunden. So haben wir derzeit zwei Labels und können mit Phoenix Edition und Capriccio unsere Repertoirepolitik fortsetzen.“ Dabei setzt Kernmayer auf ein breitgefächertes Angebot von Barock- und Renaissancemusik bis zu zeitgenössischer Musik. „Ich sehe als kleines Label nicht den Sinn, zum x-ten Mal eine Beethoven-Symphonie zu produzieren. Das können die Großen machen, wenn sie exzeptionelle Künstler haben. Der Nischenmarkt ist viel kleiner, aber wir sind nicht so sehr den Ups und Downs ausgesetzt wie die Majorlabels!“ Im Internet sieht Kernmayer kaum Gefahren. „ Der Downloadbereich ist für die Popindustrie katastrophal. Unsere Klientel hingegen will das Booklet und die Original-CD zuhause stehen haben!“ Wo die Moderne anfängt Bestand das Interesse für zeitgenössische Musik von Anfang an? „Im Studium hat die Musik bei Debussy und Ravel quasi geendet. Eine Alban-Berg-Sonate ist schon ultramodern, das ist ein großes Manko! Ich habe jahrelang mein Konzertprogramm aus der Standardliteratur bestritten, Haydn, Mozart, Beethoven, Romantik und so weiter, weil ich diese Werke natürlich gerne spiele! Mein Lieblingskomponist ist nach wie vor Mozart, dann kommt gleich Schubert. Mit der zeitgenössischen Musik hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Ich habe mit dem Cellisten Wolfgang Panhofer sehr viel Duoliteratur gespielt. Die Celloliteratur ist eher klein, Panhofer Seite 17 klang:interpreten hat dann den Dialog von Karl Schiske vorgeschlagen, das hat mir gut gefallen, so hat sich dann mein Horizont zu erweitern begonnen!“ Lost Generation Bei Phoenix Edition hat Babinsky die Gesamteinspielung der SoloKlavierstücke von Egon Wellesz veröffentlicht, jetzt ist brandneu eine CD mit den Klavierwerken von Erwin Schulhoff erschienen. Dazu Kernmayer: „Mit diesen Komponisten bin ich zufällig in Berührung gekommen. Ich habe eine zeitlang mit James Conlon, dem Chefdirigenten der Los Angeles Opera einen Zyklus mit ‚Entarteter Musik’ gemacht, darunter waren auch Schulhoff-Symphonien. Das waren einfach unglaubliche Werke! Die Klavier-CD ist nun quasi der Tupfen auf dem I. Bei Wellesz ist es ähnlich, da habe ich in einem Konzert eines seiner Orchesterlieder gehört. Für mich ist es kurios, dass wir als vierte Nachkriegsgeneration erst beginnen, diese Literatur zu entdecken! Da ist uns eine ganze Generation verloren gegangen! Nach dem Krieg kam dann sofort Darmstadt, Donaueschingen etc., da war dann die Tonsprache von einem Schreker, einem Schiske oder einem Wellesz zu konservativ. Heute sehe ich die andere Entwicklung, dass zeitgenössische Komponisten wieder die Harmonie entdecken!“ Unersetzliches Live-Erlebnis Ein Problem bei der Vermarktung von CDs mit zeitgenössischer Musik sieht Kernmayer darin, dass den Zuhörern ein Werk im Konzert gefällt, diese beim Anhören der CD daheim jedoch enttäuscht sind. „Das Klangerlebnis ist anders, und es fehlt auch der Kontakt zu den Musikern. Dieses Argument, dass Live- und CD-Erlebnis auseinanderklaffen, trifft zwar auf jede Art von Musik zu. Bei moderner Musik sagen die Leute jedoch öfters, dass es fürs Konzert okay ist, aber daheim möchten sie sich diese Werke nicht anhören.“ Dass die Entwicklung von Hörgewohnheiten ein längerer Prozess ist, bestätigt Babinsky, die vor den CD-Aufnahmen Werke von Schulhoff bei Hauskonzerten gespielt hat, wo die Zuhörer nach anfänglicher Reserviertheit die Werke mit Begeisterung aufgenommen haben. Babinsky: „Beim letzten Hauskonzert habe ich unter anderem Werke von Karl Schiske gespielt, da waren die Zuhörer schon wesentlich weniger misstrauisch. Ich habe zu jedem Stück eine kleine Geschichte erzählt. Die Werke haben nicht allen sofort gefallen, aber einige Zuhörer meinten sehr wohl, wie toll sie die Musik fanden. Wenn man diese Werke den Leuten in einem Gespräch erklärt, können sie’s viel besser fassen!“ Schiske-Revival Der Pflege der zeitgenössischen Musik werden sich Johannes Kernmayer und Margarete Babinsky auch in Zukunft widmen. Die Pianistin verrät uns ihre Auftrittspläne für die nähere Zukunft: „Im Frühjahr gibt es Konzerte in Irland und in Italien, bei denen unter anderem Lieder von Egon Wellesz am Programm stehen. Danach bereite ich mich auf die CD-Einspielung der Klavierwerke von Karl Schiske vor, die im Herbst stattfinden wird. Nächstes Jahr ist Chopin-Jahr, da spiele ich zweimal in Salzburg im Festspielhaus mit dem Mozarteum-Orchester beide Klavierkonzerte, und im Konzerthaus werde ich im Zyklus ‚Dichtung und Musik’ zu hören sein.“ Johannes Kernmayer: „Ich hoffe, dass Pianisten und Pianistinnen die CDs der Reihe mit Klavierraritäten von Egon Wellesz sowie von Karl Schiske nicht nur kaufen, sondern diese Stücke dann auch aufführen wollen! Mich reizt es immer wieder, Unbekannteres anzubieten, und mit dem Finger darauf hinzuweisen: ‚Spielt’s das doch auch mal in den Konzertsälen!’“ “PLAY THIS IN THE CONCERT HALLS FOR A CHANGE!” The CDs of Johannes Kernmayer’s labels Phoenix Edition and Capriccio have a very wide stylistic range. One of his strategies is to provide a platform for little known works and not widely known performers such as the pianist Margarete Babinsky. Shortly after the bankruptcy of Capriccio, Kernmayer founded Phoenix Edition. After being able to rescue Capriccio’s classical catalogue from the insolvency estate, he is now in charge of both labels. One of his main emphases is on contemporary music, as can be seen in the “Piano Rarities” in which one can also find lesser-known artists. Says Kernmayer: “We want to show people that there are more things worth hearing apart from Beethoven sonatas, and at the same time we provide young artists with a platform!” One of these pianists is Margarete Babinsky, who originally came to the Seite 18 instrument rather by chance. But she very quickly came to the decision to become a pianist – a story she told as a child to anybody who would (or would not) listen.. In the meanwhile she has made complete recordings of the solo piano works of Egon Wellesz and, brand-new, of Erwin Schulhoff. Has she always been interested in contemporary music? “I had a crucial experience: I used to play lots of duets with the cellist Wolfgang Panhofer. The cello’s repertoire is rather limited, and one day Panhofer came with the Dialogue by Karl Schiske, a piece I liked very much. And so my horizon has begun to widen!” For the future a further CD in the “Piano Rarities” series is planned – a recording of the piano works of Karl Schiske. Kernmayer: “I always have the itch to cover a range as wide as possible and to point the finger: ‘Play this in the concert halls for a change’!” klang:gedenken Anton Heiller (1923–1979) Augustin Kubizek hatte Planyavsky acht Jahre lang bei ihm Orgel und Improvisation studiert, war schließlich sein Nachfolger als Professor an der Wiener Musikhochschule (der heutigen Universität) geworden und ist wie Heiller als Komponist, Organist und Dirigent international tätig. Aus eigenem Erleben, aber selbstverständlich auch aus umfangreichem Quellenstudium sowie zahlreichen Gesprächen mit der Familie, Schülern und anderen Zeitzeugen speist sich dieses lebendig geschriebene und bewegende Buch, in dem der Musiker und Mensch Anton Heiller, sein vielfältiges Wirken und seine facettenreiche Persönlichkeit in eindringlicher Weise geschildert wird. Eine sorgfältig erstellte Diskographie und eine umfangreiche Zeittafel runden diese höchst lohnende Lektüre längst nicht nur für Orgelbegeisterte ab. Peter Planyavsky: Anton Heiller. Alle Register eines Lebens. Eine Biographie, Musikverlag Doblinger / EDITION VA bENE 2009, 336 Seiten Simonis „Anton Heiller starb vor dreißig Jahren. Schon verschiebt sich der Name unaufhaltsam in Richtung Musikgeschichte. Seine Orgelwerke werden gespielt, die Chorkompositionen gesungen, die Noten sind problemlos zu bekommen, einige seiner Schüler unterrichten noch – aber für die Jüngeren ist sein Name historisch. Man kennt ihn in Österreich vor allem als Komponisten; darüber hinaus weiß man, daß er ein wichtiger Organist gewesen ist, der vor dreißig, vierzig Jahren vor allem das Bach-Spiel geprägt hat. Da es heutzutage Schallplatten und CDs gibt, kann man sein Spiel auch heute noch studieren und über seine Improvisationen staunen. Daß Heiller einmal zur kirchenmusikalischen Avantgarde gehört hat, daß er als Dirigent – auch großer symphonischer Werke – Erfolg hatte, daß er ein Spezialist für die Interpretation zeitgenössischer Musik war und bei zahlreichen Orgelprojekten beratend mitgewirkt hat, ist der jungen bis mittleren Generation nicht bewußt.“ So beginnt Peter Planyavsky das Vorwort zu seinem Buch „Anton Heiller. Alle Register eines Lebens“, das die mit Spannung erwartete Biographie dieses genialen Musikers liefert. Und wer wäre besser geeignet, die Wissenslücken zu stopfen und ein spannendes, umfassendes Porträt Anton Heillers zu entwerfen, als dessen Schüler und Freund? Bis 1967 (1918–2009) „Musik muß Herz und Sinne ansprechen, muß bewegen, beglücken, begeistern, muß besänftigen, aufrichten, trösten, muß erschüttern, packen und mitreißen.“ -- Nicht nur die wichtigsten musikalischen Eindrücke empfing Augustin Kubizek einst im Elternhaus, sondern auch das Verbot, Musiker zu werden: Er konnte sich freilich nicht daran halten. Der aus Linz stammende Vater August Kubizek war in Wien Bratscher und Theaterkapellmeister gewesen, nach dem Ersten Weltkrieg aber arbeitslos geworden und schließlich 1920 als Gemeindesekretär mit seiner Familie nach Eferding gegangen. Der 1918 in Wien geborene Augustin wurde zwar im Stiftgymnasium Seitenstetten Sängerknabe, maturierte jedoch 1937 mit väterlichem Bedacht am Linzer Bischöflichen Lehrerseminar und erwarb das Diplom als Volksschullehrer: Der Lehrberuf entsprach dem Wunsch des von der Musik bitter enttäuschten Vaters, der 1956 starb. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft begann Augustin Kubizek 1946 in oberösterreichischen Volksschulen zu unterrichten, absolvierte 1952 die Hauptschul-Fachprüfung – und wurde daneben zunächst außerordentlicher, dann 1954 ordentlicher Hörer der Wiener Musikakademie. Dort studierte er Komposition bei Alfred Uhl, Orchesterdirigieren bei Hans Swarowsky und Chorleitung. Kurse bei Paul Hindemith, Johann Nepomuk David und Herbert von Karajan rundeten seine Ausbildung ab. Gleich nach dem Studium bekam Kubizek seinen ersten Lehrauftrag an der Akademie, wo er 1978 bis zu seiner Emeritierung 1985 als ordentlicher Professor für Tonsatz und Komposition wirkte. Besonders wichtig war Kubizek auch als Chorgründer und -leiter: 1965 schon hatte er die Wiener Schütz-Kantorei ins Leben gerufen, diese in der Folge elf Jahre lang geleitet und auch besonders gern Chorwerke geschrieben. Er gehörte nicht nur wegen seines umfangreichen kompositorischen Schaffens in allen Gattungen, sondern auch wegen seines Engagements für Musikinstitutionen Österreichs und seiner langjährigen pädagogischen Tätigkeit zu den zentralen Gestalten des österreichischen Musiklebens der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. So konnte er den Willen seines Vaters doch mit dem eigenen verbinden, als Komponist und Lehrer gleichermaßen erfolgreich sein. Am 24. März 2009 ist Augustin Kubizek in Wien verstorben. Seite 19 klang:pädagogik Neugier motiviert ?????Böckle Fotos:Fotos: Claudia Wiener KlavierschülerInnen und Komponisten kommen ins Gespräch Von Claudia Böckle „Haben Sie vor, noch weitere Stücke zu komponieren?“ lautete eine der Fragen, die die Schülerinnen und Schüler der Wiener Musikschulen Hernals und Hansson-Zentrum den Komponisten stellten, die sich am 11. März im Doblinger Barocksalon zum Gesprächskonzert einfanden. Die dreizehn jungen KlavierspielerInnen zwischen 8 und 18 Jahren präsentierten zeitgenössische Werke von Christian Diendorfer, Wolfram Wagner, Axel Seidelmann, Friedrich Cerha, Roland Batik und Helmut Schmidinger und stellten den Komponisten viele Fragen: über die Werke, ihren Lebenslauf und warum sie überhaupt Komponist geworden sind. Die Komponisten antworteten geduldig und stellten sich auch der Kritik, beispielsweise an undurchsichtigen Stücktiteln. Über Einschätzungen beim Schwierigkeitsgrad wurde diskutiert, über Entstehungsgeschichten (Slowakische Erinnerungen aus der Kindheit von Friedrich Cerha) oder über die Namensgebung der Impromptus von Wolfram Wagner, die so gar nicht den Erwartungen an ein Stück solchen Namens entsprechen. Helmut Schmidinger setzte sich im Vorfeld per Mail mit den Schülern in Seite 20 Verbindung, denen er erklärte, wie seine „Herzspur“ zustande kam und wo die Melodie bei „frei schwebend“ zu finden ist. Holger Busch stellte für eine erkrankte Schülerin die Fragen an den Komponisten und spielte spontan „ohne Üben“, aber dennoch gekonnt eines der Tag- und Nachtstücke von Axel Seidelmann. Der Konzertabend – eine Kooperationsveranstaltung zwischen der Musik- und Singschule Wien und dem Musikverlag Doblinger – wurde organisiert, um zeitgenössische Klaviermusik vorzustellen, die für den Jugendmusikwettbewerb Prima la Musica (Kategorie Kompositionen der letzten 30 Jahre) geeignet ist und Lehrern bei der Literaturauswahl für diese Kategorie zu unterstützen. Dem Fachgruppensprecher Mag. Holger Busch sei herzlich gedankt für sein Engagement bei der Stückauswahl und -verteilung und dafür, dass er LehrerInnen und SchülerInnen dazu motivierte, die Werke zu erarbeiten. Was mit einer gewissen Zögerlichkeit ins Rollen kam, war letzten Endes ein gelungenes Konzert mit sehr gut einstudierten und präsentierten Stücken, anregenden und interessanten Gesprächen und einer bleibenden Erinnerung besonders für die jungen Leute. „Uns hat es sehr gut gefallen und wir Kinder waren stolz, dass wir dabei sein durften“ (Yasmin Lynch, 9 Jahre). Der Erfolg der Veranstaltung lässt auf eine Fortführung der Gesprächskonzertreihe hoffen. FG-Sprecher Mag. Holger Busch: „Aus dem Katalog ‚Musik unserer Zeit’, der beim Musikverlag Doblinger zur freien Entnahme ausliegt, habe ich zehn Hefte spontan ausgewählt und mit drei meiner Kolleginnen durchgeschaut auf ihre Brauchbarkeit im Klavierunterricht hin. Sechs Hefte kamen zum Einsatz beim Gesprächskonzert, vier aber auch nicht. Da drängt sich doch die Frage auf: Was soll neue Klavierliteratur für den Unterricht bieten, was kann sie leisten? In Worten, und kurzen zudem, ist das eigentlich nicht zu beantworten: Die Materie Musik ist doch eben so subjektiv – zum Glück! Jedem gefällt was anderes, und Kinder sind da bekanntlich ganz besonders kritisch. Und hat ein Stück erstmal ihr Vertrauen verloren, ist es nahezu unmöglich, sie dafür zurückzugewinnen, das wird dann einfach boykottiert. Deshalb hier eine Bitte: Die Musik muss neu sein! In der Tat eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Dies meint aber nicht, dass in ihr das Klavierspiel an sich etwa neu erfunden werden müsse, bewahre!, dies funktioniert seit Alters her sehr gut, gewusst wie. Sie muss aber neue Erlebnisfelder anbieten, die dazu einladen, entdeckt zu werden und Neugier zu wecken. Denn ein junger Pianist wird sich nur dann eines neuen Stücks annehmen wollen, wenn er gerade darauf neugierig geworden ist. Das pädagogische Zauberwort ‚Motivation’ steht dafür. Eine jedwede Komposition muss also diesem Bedürfnis unserer SchülerInnen entgegenkommen, sonst ist’s bald aus damit. Wie weiß nun ein Komponist, ob die Komposition diesem Anspruch genügt? Sie/Er muss sich eben beim Komponieren in die Erlebniswelt eines Kindes hinein versetzen können, und die ist so groß, um nicht zu sagen: noch größer als bei manch einem Großen. Grundvoraussetzung: angstfreier Umgang mit der eigenen Emotionalität, nichts konstruieren wollen oder die Dinge ‚verkünsteln’, sich des freien Umgangs mit dem Klavier entsinnen, im eigenen Spiel Musik entstehen und fließen lassen. Das wäre schon mal ein geeigneter Zugang. Was bieten unsere SchülerInnen an? Neugierde eben und die Bereitschaft zu emotionaler Identifikation: Ich bin, was ich spiele, lasse mich auf etwas ein, das ein Komponist für mich erlebt und erdacht hat, nehme seinen Vorschlag an als Quell für mein eigenes Erleben, geleitet, aber eigenständig. Dies scheint mit das Wichtigste, ich bin ja Lehrer und nicht Verfasser wissenschaftlicher Artikel: Es soll getrost ungewohnt klingen, in Staunen versetzen, wunderlich und eigenartig, Unbekanntes auf ganzer Breite bieten und damit den jungen Menschen in dem seinem Alter entsprechenden Erlebnisfeld annehmen und weiter tragen in der Musik. Dabei haben alle Parameter, seien diese musiktheoretischer, spieltechnischer oder sonstiger Natur, diesem Ziel zu dienen: und schon werden komplexe Strukturen, unbequeme Fingersätze, das leiseste Piano und lautest erlebbare Forte neugierig und dankbar angenommen! Formverliebte Abstraktion ist was für kluge Köpfe! Gilt es doch, Neues zu entdecken! In diesem menschlichen Grundbedürfnis scheinen Kinder den Großen so oft überlegen.“ The music-publishing house Doblinger and the Musik- und Singschule Wien hosted a lecture-concert in Doblinger’s Baroque Salon. Composers and Viennese children learning the piano entered lively discussions about the performed contemporary piano works; both sides were delighted with the mutual openness and interest. The organiser, the Viennese Fachgruppensprecher Holger Busch, at first did not find it easy to awaken teachers’ and pupils’ interest in contemporary music, but after the concert all participants were enthusiastic. A continuation of the lecture-concert series is under consideration. What characteristics should new music for piano teaching have, what does it have to offer? According to Holger Busch, there is no general answer to this question. An important criterium in teaching children is the NEWNESS of the offered music. This aspect can enhance motivation. Composers should not so much construe a piece, but rather let music develop. Children are curious and ready to identify emotionally with something – and so the piece can be wondrous, strange and unaccustomed as long as the child accepts it in its emotional life and transfers these aspects into the music. Holger Busch Seite 21 klang:novitäten Neue CDs Michael AMANN Die Wolfshaut für Klavier (mit chimes) (+ Amann) Judit Varga - Klavier ein_klang records EKR 037 klang:träger Notenneuerscheinungen zeitgenössischer Musik Gerald RESCH Knoten für Fagott und Orchester / Fünf Versuche nach Italo Calvino für Klaviertrio / Spin für Kammerorchester / Nebeneinanderlinien für zwei Fagotte / Fenster für Streichorchester Robert Buschek – Fagott, Wiener Concert-Verein, Dirigent: Konstantin Ilievsky / Leschetitzky-Trio / Wiener Concert-Verein, Dirigent: Ernst Hoetzl / Leo Eröd und Robert Buschek – Fagotte / Wiener Concert-Verein, Dirigent: Zsolt Hamar ORF CD 3029 Norbert STERK ...und leuchteten das Dunkel aus für Horn und Ensemble Nuri Guarnaschelli - Horn, die reihe, Dirigent: Gottfried Rabl (+ Freisitzer, Heinisch, Schwertsik, Pintos) Phoenix Edition 131 Roland BATIK: New Impressions für zwei Klaviere Bestellnr.: 01 958 Roland BATIK: 2. Klavierkonzert Bestellnr.: Stp. 749 (Studienpartitur), 01 675 (Solostimme) Friedrich CERHA: Auf der Suche nach meinem Gesicht für Sopran, Bariton und Kammerensemble nach Gedichten von Emil Breisach (Ensemble: Altflöte, Bassklarinette, Posaune, Viola, Kontrabass) Bestellnr.: 08 846 Friedrich CERHA: 1. Sonate für Violine und Klavier Bestellnr.: 03 298 Friedrich CERHA: Sechs Inventionen für Violine und Violoncello Bestellnr.: 03 434 Iván ERÖD: Dank an Bartók für Violoncello und Klavier Bestellnr.: 33 754 Joseph MESSNER: Klavierwerke (Phantasie und Fuge op. 14, Romanze op. 15, Sonatine op. 62) Bestellnr.: 01 281 Christian OFENBAUER: BruchStück 8 für Violine solo Bestellnr.: 33 009 Egon WELLESZ Streichquartett Nr. 3 op. 25 / Streichquartett Nr. 6 op. 64 Artis Quartett Wien Nimbus Records NI 5821 Neue DVD Gottfried von EINEM „Licht in den Ohren“ – Der Componist Gottfried von Einem 19181996. Materialien und Konzepte für den Musikunterricht Unterwegs / Missa Claravallensis / Votivlieder / Vier Tierlieder / Prinzessin Traurigkeit / Tier-Requiem (u. a.) mit: Marjana Lipovsek, Albert Dohmen, Wiener Singakademie, Wiener Symphoniker, Rafael Frühbeck de Burgos, Gabriele Fontana, Peter Weber, David Lutz u. v. a. Projektleitung: Wolfgang Mastnak, Idee und Koordination: Brigitte Weißengruber Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur / Gottfried von Einem Musik-Privatstiftung - ausschließlich für den Musikunterricht bestimmt Seite 22 Tristan SCHULZE: Konzert für E-Gitarre und Orchester. Fassung für E-Gitarre und Klavier Bestellnr.: 35 912 Tristan SCHULZE: Ein Besuch im Wiener Prater für Violine und Klavier Bestellnr.: 33 006 Wolfgang SEIERL: Sixpack Minis für zwei Violoncelli Bestellnr.: 33 705 Ulrich STAEPS: Steps by Staeps. Ausgewählte Kompositionen für die Blockflöte im Solo- und Ensemblespiel, zum 100. Geburtstag herausgegeben von Luise Holoubek-Picher Bestellnr.: 04 373 Wolfram WAGNER: Trio für Violine, Klarinette und Klavier Bestellnr.: 07 363 Wolfram WAGNER: Sonate für Kontrabass und Klavier Bestellnr.: 03 946 BUCH: Peter PLANYAVSKY: Anton Heiller – Alle Register eines Lebens Bestellnr.: 09 716 (siehe Seite 19) klang:daten URAUFFÜHRUNGEN JUNI – DEZEMBER 2009 Gerald RESCH: Grounds für Ensemble (zum 50-Jahr-Jubiläum des Ensembles „die reihe“) Richard DÜNSER: Neues Werk (n. n.) für Klavier zu vier Ensemble „die reihe“, Dirigent: Christian Muthspiel Artis-Qartett, Sivan Silver und Gil Garburg – Klavier 03. Juni 2009 Wien, Radiokulturhaus 03. Dezember 2009 Wien, Musikverein – Brahms-Saal Josef Maria HORVATH: Der 130. Psalm (De profundis) für vierstimmigen gemischten Chor und Solo-Altposaune Helmut SCHMIDINGER: Violinkonzert Händen und Streichquartett 03. Dezember 2009 Tokyo WDR-Rundfunkchor Köln, Dirigent: Rupert Huber 12. Juni 2009 Aachen, Kirche St. Foillan Tristan SCHULZE: Hermann Hesse auf dem Weg in die Mailänder Scala GEBURTSTAGE 2009 (AB JUNI) Staatsorchester Braunschweig, Dirigent: Alexander Joel 05. 06.: Alfred UHL 100 (gest. 1992) 14. Juni 2009 Braunschweig, Stadthalle 23. 06.: Hans Ulrich STAEPS 100 (gest. 1988) Friedrich CERHA: Konzert für Klarinette und Orchester Andreas Schablas – Klarinette, Kammerorchester Leopoldinum Breslau, Dirigent: Ernst Kovacic 20. Juni 2009 Neuberg/Mürz, Pillhofer Halle („Brücken in die Gegenwart“) Rainer BISCHOF: Stück (n. n.) für Flöte solo über Bachs Arie „Erbarme dich“ Luisa Sello – Flöte 21. Juni 2009 Corvinano (I), Villa Bresciani-Attems 11. 07.: Erich ROMANOVSKY 80 28. 07.: Hans-Dieter VERMEER 75 (gest. 2009) 08. 08.: Walther NUSSGRUBER 90 03. 09.: José CARLI 80 17. 09.: Gerhard TRACK 75 10. 10.: Michael LANGER 50 06. 11.: Robert NESSLER 90 (gest. 1996) 14. 11.: Paul ENGEL 60 GEBURTSTAGE 2010 (BIS JUNI) Gernot WOLFGANG: New England Travelogue for string quartet and piano 15. 01.: Hannes RAFFASEDER 40 Delores Stevens – Klavier, Eclipse Quartet 01. 02.: Erik FREITAG 70 27. Juli 2009 Edgartown, MA (USA), Old Whaling Church 09. 02.: Ernst von DOHNÁNYI 50 Rainer BISCHOF: Quartett für Klarinette und Klaviertrio 12. 02.: Herbert TACHEZI Kurt Franz Schmid – Klarinette, Jess Trio 13. 02.: Werner PIRCHNER 70 (gest. 2001) 08. August 2009 Mürzzuschlag, Kunsthaus („Webern-Werkstatt“) 15. 02.: Joseph KRONSTEINER 100 (gest. 1988) 28. 01.: Hans Volker BLOCK 70 (gest. 1979) 80 18. 03.: Reinhard AMON 50 30. 03.: Gerhard DALLINGER 70 Wolfram WAGNER: Fantasie für Orgel 04. 04.: Fritz LEITERMEYER 85 Wolfgang Kogert – Orgel 09. 04.: Franz PILLINGER 13. August 2009 Linz, Neuer Dom 23. 04.: Rafael CATALÁ 50 SHIH: Klavierkonzert 26. 04.: Ernst TITTEL 100 (gest. 1969) Anika Vavic – Klavier, Philharmonisches Orchester Kiel, Dirigent: Georg Fritzsch 29. 04.: Otto M. ZYKAN 75 13. September 2009 Kiel, Schloss 16. 05.: Horst EBENHÖH 80 Iván ERÖD: Ode nach dem Gedicht „Óda“ von Attila József für 12 Soloinstrumente op. 84 Ensemble „die reihe“, Dirigent: Alexander Drcar 16. September 2009 Linz, Brucknerhaus Helmut SCHMIDINGER: Orchesterwerk (n. n.) Wiener Concertverein, Dirigent: Errol Girdlestone 04. Oktober 2009 Wien, Musikverein – Brahms-Saal 50 11. 05.: Karl Maria KUBIZEK 85 (gest. 1995) 21. 05.: Franz SCHÖGGL 80 (gest. 1982) 04. 06.: Alfred PRINZ 80 18. 06.: Herbert PAULMICHL 75 25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 75 29. 06.: Christoph CECH 50 Eine Broschüre „Geburtstage/Gedenktage 2007 – 2011“ kann kostenlos über unsere Informationsabteilung bezogen werden. Seite 23 WIR SORGEN DAFÜR, DASS MUSIK ETWAS WERT IST. Uns vertrauen mehr als 15.000 Komponisten und Textautoren die Verwaltung ihrer Musikrechte an. 4 Zu unseren Mitgliedern im Bereich zeitgenössische Musik zählen unter vielen anderen: Paul Angerer Rainer Bischof Martin Bjelik Friedrich Cerha Bernd Richard Deutsch Christian Diendorfer Richard Dünser Horst Ebenhöh Ivan Eröd Heinz Karl Gruber Herbert Lauermann Wolfgang Muthspiel Ludwig Nussbichler Christian Ofenbauer Hannes Raffaseder Gerald Resch Kurt Schwertsik Erich Urbanner Wolfram Wagner Herbert Willi … WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK. WWW.AKM.CO.AT Baumannstraße 10, 1030 Wien T +43 (0) 50717–0 F-DW 19199 E [email protected] Seite 24