Inhaltsverzeichnis Impressum 3 Inhaltsverzeichnis Seite Prof. Dr. Burkhard König: Vorwort 5 Dr. Christian Schlimm (Branchenanalyst): Die Branche im Fokus 7 Dr. Armin Kehrer: Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft 11 Dr. Carsten Schaffer (Interne Revision): Globale Sichtweise und fachliche Details 16 Thomas Hapke (Fachbibliothekar): Helfer im Informationsdschungel 19 Telefon 069 7917-0 Fax 069 7917-374 E-Mail [email protected] Internet www.gdch.de Dr. Dietmar Röleke: Aus dem Labor ins Pharma-Marketing 24 Christiane Rabe: Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken – Als Chemiker/in im Fachverlag 27 Geschäftsführer: Professor Dr. Wolfram Koch Dr. Michael Schneider: Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt 32 Dr. Ulrich Mühlner: Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung 36 Herausgeber: Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh) Varrentrappstr. 40 – 42 60486 Frankfurt am Main Postfach 90 04 40 60444 Frankfurt am Main Registernummer beim Vereinsregister VR 4453 Registergericht Frankfurt am Main Redaktion: Dr. Frauke Zbikowski, Redaktion Nachrichten aus der Chemie Dr. Karin Schmitz, Leitung Karriereservice und Stellenmarkt Broschüre: Dr. Karin Schmitz E-Mail [email protected] Internet www.gdch.de/karriere Titelbild: Jürgen Bugler Photos Titelbild: BASF SE, Merck KGaA Die meisten der abgedruckten Beiträge wurden in der Rubrik „Karriere“ der Nachrichten aus der Chemie in den Jahren 2004-2007 veröffentlicht. Die Autoren haben sie für diese Broschüre aktualisiert. Frankfurt am Main, März 2008 Dr. Georg Dirscherl (Qualitätsmanagement): Materialien und Prozesse kennen und prüfen 41 Prof. Dr. Achim Zielesny: Aus der Industrie an die Fachhochschule 44 Dr. Hans-Joachim Grumbach: Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) 47 Dr. Albrecht Rager (Applikationschemiker): Zwischen Geräteentwickler und Anwender 52 Dr. Matthias Strutz, Peter Steinbach: Perspektive Chemiehandel 55 Kathrin Ziehe, Dr. Heinz-Hubert Fischer (Personaldienstleister): Scientists for Scientists 60 Dr. Oliver Steck: Mehr als verkaufen - Chemiker im technischen Vertrieb 63 Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker 66 Inserentenverzeichnis 70 Gesellschaft Deutscher Chemiker 72 www.wile Passion For Publishing Vorwort 5 Vorwort Burkhard König About Wiley-VCH Based in Germany, Wiley-VCH publishes science, technical and specialist information in print and electronic form (books, journals, and data collections), for professionals and experts. Wiley-VCH, which has been part of John Wiley & Sons, Inc., since 1996, was founded in 1921 by three learned societies and can be accessed at www.wiley-vch.de. About Wiley Founded in 1807, John Wiley & Sons, Inc. has been a valued source of information and understanding for 200 years, helping people around the world meet their needs and fulfill their aspirations. Since 1901, Wiley and its acquired companies have published the works of more than 350 Nobel laureates in all categories: Literature, Economics, Physiology/Medicine, Chemistry and Peace. Our core businesses include scientific, technical, medical and scholarly journals, encyclopedias, books, and online products and services; professional/trade publishes books, subscription products, training materials, and online applications and websites; and educational materials for undergraduate and graduate students and lifelong learners. Wiley‘s global headquarters are located in Hoboken, New Jersey, with operations in the U.S., Europe, Asia, Canada, and Australia. The Company‘s Web site can be accessed at www.wiley.com. The Company is listed on the New York Stock Exchange under the symbols JWa and JWb. If you are interested in jobs at Wiley-VCH, please feel free to contact Christiane Rabe, Human Resources at [email protected] THE PLACE TO BE „Chemiker kommen überall hin!“ So lautet der Titel eines Plakats der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Auf die Berufsperspektiven nach einem Chemiestudium triff diese Aussage ganz sicher zu, denn egal ob Oberflächenbeschichtung, Superabsorber, elektronisches Bauteil oder Hochleistungswerkstoff – überall spielt die Chemie eine fundamentale Rolle. Der früher typische Werdegang vom Chemie-Diplom über die Promotion in die chemische Großindustrie ist daher längst nicht die einzige Möglichkeit, als Chemiker Karriere zu machen: In den letzten Jahren haben 30 bis 40 Prozent der Absolventen ihre erste Anstellung nach der Promotion in der chemischen und pharmazeutischen Industrie gefunden, wovon aber nur ein Teil der chemischen Großindustrie zugerechnet werden kann. Daneben sind heute gerade hoch spezialisierte mittelständische Technologieunternehmen, die ihre Produkte in die ganze Welt liefern, bei vielen Chemikern und Chemikerinnen beliebt. Und auch die Aus- und Weiterbildung gilt als attraktiv und ein Teil der Absolventen finden ihre Berufung in diesem Bereich. Neben diesen eher klassischen Berufswegen wird die kompetente Beurteilung chemischer Sachverhalte aber auch in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft immer wichtiger. Experten für den Umgang mit Gefahrstoffen sind gefragte Mitarbeiter in Behörden und Instituten im Bereich Chemikaliensicherheit oder bei der Festlegung und Überwachung von Richtwerten im Umweltschutz. Und auch in die Selbständigkeit kann ein Chemiestudium führen, zum Beispiel als spezialisierter Patentanwalt, als Fachjournalistin oder selbständiger Anbieter von chemischen Dienstleistungen. Schließlich trifft man auch in der Managementberatung, in Versicherungen oder Banken auf immer mehr Absolventen der Chemie, die ihre analytischen Fähigkeiten und ihr Wissen in diesen Berufsfeldern erfolgreich einsetzen. Durch die gestuften Studiengänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen, die weitere Spezialisierungen und interdisziplinäre Kombinationen erlauben, wird das Berufsspektrum der Chemieabsolventen in Zukunft sicher noch viel bunter. In dieser Broschüre finden Sie Berichte von Berufseinsteigern, die ihren ersten Job als Chemikerin oder Chemiker in Bereichen gefunden haben, die vielleicht weniger typisch für die Chemie sind. Wir möchten Ihnen damit zeigen, wie vielfältig das Berufsleben nach einem Chemiestudium sein kann, und Ihnen vielleicht 6 Vorwort auch die eine oder andere Anregung für die eigene Orientierung geben. Den größten Erfolg und die meiste Freude bietet ein Beruf, der gut zu einem passt und in dem man seine individuellen Stärken nutzen kann. Informieren Sie sich daher rechtzeitig und umfassend über mögliche Berufsperspektiven und finden Sie heraus, welche Tätigkeit Ihnen am besten liegt. Mit dieser Broschüre, die Sie hoffentlich schon lange vor der ersten Jobsuche in Händen halten, möchten wir Ihnen dabei helfen. Die Branche im Fokus 7 Die Branche im Fokus Christian Schlimm Chemiker haben als Branchenanalysten bei Banken, Brokern oder Investmentgesellschaften ihr Fachwissen als Alleinstellungsmerkmal: Intern ernten sie bei fachlichen Fragen selten Widerspruch, und in der externen Kommunikation mit Unternehmensvertretern sind sie oft besser akzeptiert. Für Ihren Berufseinstieg wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Prof. Dr. Burkhard König Institut für Organische Chemie der Universität Regensburg Mitglied des GDCh-Vorstands 2004-2007 www-oc.chemie.uni-regensburg.de/koenig Analysten im engeren Sinne bewerten Unternehmen; die Basis dafür sind Schätzungen über die zukünftige Vermögens- und Ertragslage. Diese Schätzungen müssen Investitionen für das Wachstum, Kapitalkosten wie Zinsen und Dividenden sowie das Wettbewerbsumfeld eines Unternehmens berücksichtigen. Aus der Schätzung der Daten und weiteren Faktoren errechnet sich das Kurspotential eines Unternehmens. Dasselbe gilt für Chemieunternehmen, und als Analysten kommen hier auch Chemiker in Frage. Aus dem errechneten Kurspotential im Vergleich zu einem Index (z.B. DAX oder Eurostoxx) oder zum Chemiesektor als Ganzem ergibt sich dann eine Anlageempfehlung an institutionelle Investoren. Das sind die Fondsmanager der Kapitalanlagegesellschaften, welche Gelder von Privatkunden als Publikumsfonds oder Geld von Unternehmen, Versicherungen oder Banken verwalten. Im weiteren Sinne sind Analysten Branchenbeobachter, die Konsolidierungsschritte in der Industrie (sei es durch strategische oder Finanzinvestoren) oder die Entwicklung der Branchenkonjunktur einschätzen. Die eine Seite: Sell-side-Analysten Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Analysten: Sell-side- und Buy-sideAnalysten. Sell-side-Analysten arbeiten in der Regel bei globalen Investmentbanken oder lokalen Brokern (Intermediären), die Provisionen für Aktientransaktionen einnehmen. Alternativ beschäftigen Banken Sell-side-Analysten auch in anderen Geschäftsbereichen, etwa in Kreditabteilungen, bei Derivaten, im Privatkundengeschäft oder Corporate Finance (Mergers & Acquisitions). Dies zeigt, wie zentral Sektorwissen, etwa über die Chemiebranche, im Geschäftsmodell jeder Bank verankert ist. 8 Die Branche im Fokus Die Branche im Fokus 9 Sell-side-Analysten schreiben Unternehmensstudien und machen sie der gesamten Finanz-Community zugänglich. Ihre Arbeit ist mit vielen Reisen verbunden, da die Anlagezentren auf der ganzen Welt zerstreut sind: Man findet sie London, Paris und Frankfurt am Main ebenso wie in New York und Boston, Singapur und Abu Dhabi. Warum der Chemiesektor so spannend ist Die andere Seite: Buy-side-Analysten Die europäische Chemiebranche hat sich früh auf die Globalisierung eingestellt und ist trotz Konkurrenz aus Asien durch Kundennähe, Forschung und ihre Infrastruktur wettbewerbsfähig. Viele Industriezweige in der Chemie sind bereits stark konsolidiert, etwa Industriegase und Pflanzenschutz, und winken daher mit attraktiven Kapitalrenditen. Die forschungsintensive Branche entwickelt mit neuen Produkten und Verfahren ständig Lösungsansätze für zentrale Probleme, etwa die von Mobilität, Energie, von Biotechnologie und der Umwelt. Buy-side-Analysten sind Angestellte einer Fonds- oder Investmentgesellschaft, deren Ziel es letztlich ist, für den Endkunden, den Anleger, durch Aktienauswahl überdurchschnittliche Renditen in einem bestimmten Sektor zu erzielen. Buyside-Analysten filtern all das, was Anbieter, also beispielsweise Broker, und die Unternehmen selbst an kursrelevanten Nachrichten veröffentlichen. Üblicherweise erstellen Buy-side-Analysten ihre eigenen Bewertungsmodelle und interessieren sich eher für mittel- bis langfristigen Branchenentwicklungen. Sie reisen weniger als die Sell-side-Kollegen, allerdings decken Buy-side-Analysten in der Regel zwei bis drei Mal so viele Unternehmen ab wie ihre Kollegen auf der Sell-side. Sie verfügen daher über breiteres Wissen und haben eher den gesamten Sektor im Blick. Schließlich geht es auch darum, herauszufinden, welches Anlagethema die Investoren als nächstes im (Chemie)sektor spielen. Der Arbeitstag eines Analysten Chemie-Analysten informieren sich aus Tages- und Fachpresse über Trends der Branchenkonjunktur. Um die Absatzchancen der chemischen Industrie einschätzen zu können, müssen sie auch die nachgelagerten Industrien im Auge behalten. Die Branchenbeobachter verfolgen die Währungsentwicklungen und die Preise von Schlüsselrohstoffen wie Erdöl, Naphtha, Ethylen und weiteren Standardzwischenprodukten, da diese für viele Unternehmen je nach Position in der Wertschöpfungskette Einkaufs- oder Verkaufspreise sind. Kontakte mit den Unternehmen kommen durch Unternehmensbesuche (etwa Analystentreffen) oder telefonisch über die Abteilung Investorenkommunikation (Investor Relations) zustande. Zwei bis drei Mal im Jahr besuchen üblicherweise Unternehmensvorstände die größeren Fondsgesellschaften, um jüngste Entwicklungen, Strategien und Geschäftserwartungen mit dem Analysten zu diskutieren. Daher entfällt ein Teil der Arbeit auf Vor- und Nachbereitung solcher Unternehmenskontakte. Die Ergebnisse der Analysearbeit berichten die Analysten in der Regel den internen Kunden (auf der Sell-side den Vertriebsmitarbeitern, auf der Buy-side den Fondsmanagern) in täglichen Sitzungen (Morning Meeting). Ein Chemieanalyst verfolgt einen frühzyklischen Querschnittssektor des gesamten Aktienmarktes. Das heißt, was die Chemieunternehmen nicht absetzen, können auch Kaufhäuser oder Autohäuser nicht anbieten oder kann die Bauindustrie nicht absetzen. Deshalb bietet der Job des Chemieanalysten die Möglichkeit, außerhalb der Forschungslaboratorien fachlich Stellung zu beziehen und die Qualität der Meinungsbildung zu technisch-naturwissenschaftlichen Themen außerhalb der Chemieunternehmen zu verbessern. Ein Chemie-Analyst gewinnt nicht nur Einsichten, welche Produkte in der globalen Arbeitsteilung an welchem Ort am günstigsten herzustellen sind, sondern auch, welche Renditen und Wachstumsraten die Teilbereiche der chemischen Industrie den Anlegern bieten. Gesuchte Querschnittsfunktion Wer fünf bis zehn Jahre als Chemieanalyst gearbeitet hat, kennt die Märkte, Wachstumsraten, Renditen und Bewertungsansätze für Chemiegeschäfte. Dies öffnet die Türen für eine Tätigkeit in Unternehmen, etwa in Investor-RelationsAbteilungen oder in der strategischen Planung und Unternehmensentwicklung. Oftmals mündet diese Laufbahn in eine Führungsposition bei Konzerntochtergesellschaften. Chemieanalysten können ihr Branchenwissen bei Beteiligungsgesellschaften (Private Equity) einbringen oder auch zum (Sektor)Portfoliomanager aufsteigen, der letztendlich die Anlageentscheidung für Fondsgelder trifft. Natürlich muss ein Chemiker auf der Bewertungsseite und bei Finanzbegriffen dazulernen, wenn er nicht gerade Betriebswirtschaft als Nebenfach studiert oder ein MBA-Programm absolviert hat. Aber er lernt die Sprache der Finanzwelt von erfahrenen Kollegen schneller als mancher Betriebswirt die Veredlungsströme der organischen und anorganischen Produktionsketten. Insgesamt hat ein Chemieanalyst mit Fachhintergrund ein sehr gutes Alleinstellungsmerkmal bei einer Bank oder bei einer Investmentgesellschaft: Fachlich wird er intern selten auf 10 Die Branche im Fokus Widerspruch stoßen, während er auf der externen Seite in der Kommunikation mit den Unternehmensvorständen als Branchenkenner besser akzeptiert ist. Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft 11 Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft Einstieg Armin Kehrer Viele Branchenanalysten haben Chemie studiert und promoviert. Für den Berufseinstieg eignet sich ein dreimonatiges Praktikum, um ohne eigene Verantwortung Arbeitsabläufe, Tätigkeiten und Begriffe des Analystenjobs kennen zu lernen. Einige Banken stellen Absolventen direkt ein. Gefragt sind auch Chemiker mit Berufserfahrung aus Chemieunternehmen. Sondermüll, Grenzwerte von Müllverbrennungsanlagen, Schadstoffe im Sickerwasser einer Deponie – in vielen Bereichen der Abfallentsorgung ist das Knowhow von Chemikern gefragt. Eine Vorbereitung auf die Tätigkeit als Analyst findet außerdem im Rahmen eines Ausbildungsprogramms (Graduate Programme) beim Arbeitgeber statt, bei dem der Einsteiger verschiedene Stationen bei der Bank oder beim Investmenthaus durchläuft und ihn erfahrene Kollegen einarbeiten. Wie kommt man als Chemiker zur kommunalen Abfallwirtschaft? In meinem Fall war dies zunächst eine rein pragmatische Entscheidung. Als ich Ende 1991 nach beendeter Promotion auf Stellensuche war, stellte ich schnell fest, dass der Arbeitsmarkt von Chemikern überschwemmt war. Da mich der Umweltbereich damals schon sehr interessierte, bewarb ich mich als Dr.Ing. (Chemie) auch auf Stellen, die auf den ersten Blick nicht für Chemiker prädestiniert waren. Hieraus ergab sich eine Anstellung beim Abfallwirtschaftsbetrieb Hannover. Die Aufgabe erwies sich sowohl als anspruchsvoll, abwechslungsreich und spannend, als auch als sehr gestaltungsfähig. Im Nachhinein stellte sich für mich diese Konstellation – großer Eigenbetrieb in einer großen Stadt – im Hinblick auf eine berufliche Weiterentwicklung als günstig heraus. Denn so konnte ich Kenntnisse und Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen sammeln, darunter Anlagentechnik, Personalführung, Betriebswirtschaftslehre, Umwelt-, Genehmigungs-, Gefahrgut-, Kommunal- und Verwaltungsrecht, sowie Zusatzqualifikationen als Qualitäts- und Umweltauditor erlangen. Potentielle Analysten finden Ansprechpartner in den Personalabteilungen großer Banken. Zudem empfiehlt es sich, Adressen aus den Medien oder von Verbänden (z. B. Bundesverband Investment & Asset Management) zu erfragen. Die großen Investmentbanken haben ihr Research durchweg in London, Sell-sideJobs sind also überwiegend dort angesiedelt. In Deutschland beschäftigen nur in Frankfurt am Main einige lokale Broker Sell-side-Analysten (etwa KeplerEquities, Cheuvreux, MainFirst oder Sal Oppenheim). Das Research der Fondsgesellschaften, die dafür Buy-side-Analysten anstellen ist überwiegend lokal angesiedelt, weil Anlageentscheidungen in der Regel dort fallen, wo die Gelder verwaltet werden. Daher findet man Buy-side-Jobs weltweit. Dr. Christian Schlimm Allianz Global Investors, Frankfurt a. M. www.allianzglobalinvestors.de Allianz Global Investors Mit rund 1,32 Billionen Euro verwaltetem Vermögen, davon fast 280 Milliarden in Deutschland, ist Allianz Global Investors (AGU) einer der größten Fondsmanager der Welt. Weltweit ist AGI an mehr als 25 Standorten in Europa, Australien, Asien und den USA präsent. Fondsmanagement und Research für AGI Deutschland werden von den zwei Säulen Pimco (für das Rentenfondsmanagement) und RCM (für das Aktienfondsmanagement) getragen. AGI ist mit 800 Investmentprofis auf allen wichtigen Märkten der Welt vertreten. Struktur der kommunalen Abfallwirtschaft Auf Grundlage der deutschen Gesetzesnorm (Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz) sind die Kommunen als öffentlichrechtliche Entsorgungsträger verpflichtet, eine gemeinwohlverträgliche und umweltschonende Abfallentsorgung sicher zu stellen. Organisation und Durchführung von Abfalleinsammlung, -transport und entsorgung (Verwertung und Beseitigung) ist Sache der Kommunen. Hierzu können sie sich privater Entsorgungsunternehmen bedienen. In Deutschland werden etwa 60 Prozent der abfallwirtschaftlichen Dienstleistungen an die private Unternehmen vergeben, besonders in ländlich strukturierten Landkreisen. Die restlichen etwa 40 Prozent übernehmen Kommunen mit eigenem Personal und in eigenen Entsorgungsanlagen, besonders in den Städten. Seit Anfang der 90er Jahre haben sich die Organisationsformen der kommunalen Abfallwirtschaft aufgrund von Gesetzesänderungen stark verändert, größere 12 Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft Bereiche der Abfallwirtschaft wurden für einen stärkeren Wettbewerb freigegeben. Um bei diesem Wettbewerb selbst flexibler und schneller agieren zu können, wurden die kommunalen „Fuhrämter“ in wirtschaftlich (Eigenbetriebe) und rechtlich (Eigengesellschaften) eigenständige Dienstleistungsunternehmen ausgegliedert, zunehmend unter Beteiligung privater Unternehmen in Form von PPPGesellschaften (Public Private Partnership). Damit einher gingen die Einführung der kaufmännischen Buchführung sowie die Zertifizierung nach Qualitätsund Umweltstandards in diesen Unternehmen. Somit gleichen sich die Strukturen von kommunaler und privater Entsorgungswirtschaft immer stärker an. Die Tendenzen zu einer vollständigen Privatisierung der Entsorgungswirtschaft sind am EU-Horizont bereits wahrnehmbar. Vor diesem Hintergrund des kontinuierlichen gesetzlichen, organisatorischen und betriebs- und marktwirtschaftlichen Wandlungsprozess bleibt die Arbeit bei einem kommunalen Entsorgungsunternehmen auch zukünftig spannend und eröffnet Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie neue Perspektiven. So wurde dem Da-Di-Werk Anfang 2008 als weiterer Betriebszweig das Gebäudemanagement für die 81 Schulen im Landkreis angegliedert und erhielt Aufgaben im Bereich erneuerbarer Energiegewinnung. Tätigkeitsbereiche für Chemiker Für den Chemiker in der kommunalen Entsorgungswirtschaft gilt wie für alle Chemiker im öffentlichen Dienst: x schlechtere Bezahlung als in der Industrie, x der forschende Chemiker ist erst einmal nicht gesucht, x primär kein gewinnorientiertes, sondern kostenorientiertes Arbeiten (denn für hoheitliche Aufgaben gilt allein das Kostendeckungsprinzip). Bei Letzterem muss jedoch eingeschränkt werden, dass in Tätigkeitsbereichen, bei denen ein kommunales Entsorgungsunternehmen wie ein gewerblicher Anbieter auftritt (z. B. beim „Gelben Sack“), erwartet wird, dass es gewinnorientiert arbeitet. Stellen für Chemiker bei einem kommunalen Entsorgungsunternehmen ergeben sich über Tätigkeitsbereiche, in denen es auf das Fachwissen eines Chemikers oder Chemieingenieurs ankommt. Solche Anstellungsmöglichkeiten sind nur bei größeren Abfallwirtschaftsunternehmen vorhanden, die über eigene Entsorgungsanlagen wie Deponien, Sickerwasserbehandlungsanlagen, Müllverbrennungsanlagen (MVA), mechanisch-biologische Restabfallbehandlungsanlagen (MBA), Abfallsortieranlagen, Kleinmengen- bzw. Sonderabfalleinsammlung, Sonderabfallzwischenlager, Kompostierungs- und Vergärungsanlagen etc. verfügen, sowie in der Abfall- und Gewerbeabfallberatung. Hier ist der Einstieg gerade für technisch ausgerichtete Chemiker möglich, da es hier zum einen darum geht, chemische Parameter zu ermitteln, um Verfahren steuern zu können, um eine Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft 13 ordnungsgemäße Betriebsweise und die Einhaltung von Genehmigungsauflagen, z. B. von Grenzwerten, dokumentieren zu können, sowie anhand von chemischem Stoffwissen Abfälle in ihrer Gesundheits- und Umweltrelevanz bewerten und einem zulässigen Entsorgungsverfahren zuordnen zu können. Da diese Stellen im operativen Leitungsbereich der Unternehmen angesiedelt sind, wird ein Berufseinsteiger von Anfang an mit einer mehr oder weniger großen Personalverantwortung und Entscheidungskompetenz betraut. So hatte ich quasi von der Uni weg plötzlich die Verantwortung für über 20 Mitarbeiter mit unterschiedlichstem Hintergrund und die fachliche Verantwortung für die Eingangskontrolle einer großen Entsorgungsanlage, die Sonderabfallkleinmengensammlung mit einem Sonderabfallzwischenlager, für ein Labor für einfache Untersuchungen und für die Gewerbeabfallberatung. Allerdings haben mich meine Vorgesetzten und Mitarbeiter mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützt, was besonders in der Einarbeitungsphase hilfreich war. Gerade bei großen Entsorgungsunternehmen ergeben sich neben der Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und sich beruflich zu entwickeln, bei entsprechendem Engagement über den eigenen Bereich hinausgehende Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in verschiedenen Gremien (z.B. auf Landesebene im Rahmen von Gesetzesänderungen oder zur praktischen Umsetzung von Normen in entsprechenden Arbeitsgruppen, in Interessenvertretungen der Kommunen wie dem Städte und Gemeindebund). Diese Grundlage bildete für mich auch die Chance für die erfolgreiche Bewerbung um eine Stelle in der Geschäftsführung in einem kommunalen Entsorgungsbetrieb. Unabhängig davon sorgen auch Vorkommnisse mit Kunden im Tagesgeschäft immer wieder für Abwechslung. So war mir vorher unbekannt, dass viele Mitbürger größere Geldbeträge und Familienschmuck in Kühlschränken, Gefriertruhen oder Abfalleimern „sicher verwahren.“ Dies hat besonders dann dramatische Folgen, wenn im Urlaub, nach einem Stromausfall oder bei einem Umzug hilfreiche Mitmenschen die vergammelten Lebensmittel oder den Abfall entsorgen. In einem solchen Fall konnte ich nur anbieten, dass sich die Betroffenen selbst ein Bild von der Deponie machen, um sich davon überzeugen, dass eine Suchaktion chancenlos war. Es erreichte mich auch der entschuldigende Anruf eines Kunden, der sich zuvor erregt beschwert hatte, weil seine Biotonne nicht geleert worden war, da sie Störstoffe enthielt (was gar nicht sein könne, meinte er). Beim Ausschütten der Biotonne fand er dann seine Gartenschere wieder, die versehentlich mit dem Grünschnitt entsorgt worden war. Die größte Überraschung jedoch war, wie wir im Zuge einer Anordnung die alten Abfalleimer durch EU-normgerechte Abfallgefäße mit Rollen ersetzen mussten. Das alte Gefäß hatte ein 1,5 l größeres Volumen als das neue EU- (und damit 14 Chemiker in der kommunalen Abfallwirtschaft DIN)-normkonforme Gefäß. Ich war überrascht, vor welche Problematik dies gerade Ingenieure und Naturwissenschaftler stellte. Es gab sogar einen Bürger der seine Mülltonne vom Eichamt auslitern ließ, welches ihm dann für über 300.- € bestätigte, dass das Gefäß normgerecht ist. Anforderungen Für all diese Tätigkeitsbereiche ist der pragmatisch handelnde breit ausgebildete Chemiker mit guten kommunikativen Fähigkeiten prädestiniert. Er muss in einem ingenieurtechnischen Umfeld sein Wissen und seine Vorstellungen allgemein verständlich für Mitarbeiter, Kunden, Überwachungs- und Genehmigungsbehörden und gegebenenfalls auch gegenüber politischen Gremien mitteilen können. Wie in allen öffentlichen Verwaltungen ist es wichtig, aufgeschlossen für die notwendigen gesetzlichen Grundlagen und juristischen Zusammenhänge zu sein und diese rasch zu verstehen. Hier erleichtern entsprechende Vorlesungen zu den Themen Umwelt-, Genehmigungs-, Verwaltungs- und Gefahrstoff- oder Gefahrgutrecht den Einstieg. Auch betriebswirtschaftliche Grundlagen sind hilfreich, da erwartet wird, dass der fachlich Verantwortliche auch die Verantwortung für Mittelanmeldung, Mittelverwendung, Budgetüberwachung und Kostenrechnung für bestimmte Dienstleistungen und Prozesse übernimmt. Besonders wichtig ist es, ein gutes Gespür für den Umgang und die Freude am Kontakt mit Menschen mitzubringen, zum einen, um Mitarbeiter überzeugen und motivieren zu können, zum anderen um eine vertrauensvolle, lösungsorientierte Zusammenarbeit mit Behörden zu erreichen und um von Kunden als kompetenter Ansprechpartner anerkannt zu werden. Informationen zu Städten und Abfallwirtschaftsbetrieben stehen im Internet unter www.vks.de und auf den Homepages der Städte mit Links zum jeweiligen kommunalen Abfallwirtschaftsunternehmen. Dr. Armin Kehrer Da-Di-Werk, Darmstadt www.da-di-werk.de Der Autor ist promovierter Chemiker und Technischer Geschäftsführer des Eigenbetriebs für Gebäude- und Umweltmanagement des Landkreis DarmstadtDieburg (Da-Di-Werk) Wir suchen Universitätsabsolventen und Doktoranden verschiedener Fachrichtungen für den Einstieg als BERATER (M/W) Gemeinsam mit unseren Klienten entwickeln und realisieren wir wertsteigernde Strategien und Geschäftsmodelle. Sie (m/w) bringen ein ausgeprägtes Interesse an betriebswirtschaftlichen Fragestellungen mit und überzeugen durch analytische Fähigkeiten und Ihre gewinnende Persönlichkeit. Hervorragende Studienleistungen, anspruchsvolle Praktika und Auslandserfahrung setzen wir ebenso voraus wie Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke. Wir bieten Ihnen die Chance, Ihre Visionen und Ideen in einem spannenden, internationalen Projektumfeld zu verwirklichen. Interessiert? Dann informieren Sie sich auf www. karriere.rolandberger.com. Wir freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen. Bitte füllen Sie dazu unser Online-Formular aus oder schicken Sie Ihre Unterlagen per Post an: Roland Berger Strategy Consultants, Frau Stefanie Roßdeutsch, Mies-vander-Rohe-Straße 6, 80807 München. Bei Fragen steht Ihnen Frau Roßdeutsch gerne unter Tel. +49 89 9230-9805 zur Verfügung. PERSÖNLICHKEIT ZÄHLT. WWW.KARRIERE.ROLANDBERGER.COM 16 Globale Sichtweise und fachliche Details Globale Sichtweise und fachliche Details Carsten Schaffer Chemiker in der internen Revision eines Chemie- und Pharmakonzerns übernehmen Aufgaben an den Schnittstellen zu unterschiedlichen Funktionen. Chemikern bieten sich auch abseits der traditionellen Wege in Forschung und Entwicklung zahlreiche Möglichkeiten. Dazu gehören Tätigkeiten, die dem Rechnungswesen zuzuordnen sind, etwa in der internen Revision. Was aber macht ein Chemiker in der internen Revision eines Chemieunternehmens? Wie kann man dort naturwissenschaftliche Kenntnisse nutzen? Wie passen Chemie und Rechnungswesen zusammen? Diese Fragen beantwortet dieser Artikel am Beispiel der Chemie- und Pharmakonzerns Merck. Aufgaben der internen Revision Aufgabe der Revision ist, zu überprüfen, ob interne Kontrollprozesse existieren und ob sie eingehalten werden. Dabei erbringt die Abteilung Prüfungs- und Beratungsleistungen, die weit über die traditionelle und rein vergangenheitsorientierte Buchprüfung hinaus gehen. Revision umfasst beispielsweise die Prüfung der Funktionstrennung und die Anwendung des Vier-Augen-Prinzips, das besagt, dass zwei Personen bedeutende Arbeitsprozesse freigeben müssen. Ebenfalls wird überprüft, dass alle die unternehmensweiten Richtlinien und Wettbewerbsregeln einhalten. Dazu gehören auch die Analyse von Unternehmensprozessen und die Erarbeitung von Empfehlungen für die Optimierung von geschäftlichen Abläufen. Letztlich ist es die Aufgabe der Revision, Empfehlungen zu liefern, wie das Unternehmen operative Prozesse verbessern kann, und zu verfolgen, ob und wie die Unternehmensteile strategische und operative Ziele umsetzen. Zudem ist die Konzernrevision ein Teil der Präventionsmaßnahmen, mit denen sich das Unternehmen vor kriminellen Handlungen – etwa Unterschlagungen – schützt. Insgesamt beschäftigt sich die interne Revision sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der Zukunft. Funktion im Unternehmen Die Konzernrevision ist direkt der Geschäftsleitung unterstellt, diese erteilt die Aufträge für die Prüfungen. Diese organisatorische Anbindung an die Unterneh- Globale Sichtweise und fachliche Details 17 mensleitung ist Voraussetzung dafür, dass die Revision unabhängig von Abteilungen und Konzerngesellschaften prüfen und somit Neutralität bewahren kann. Die Schwerpunkte der Prüfungen ändern sich von Auftrag zu Auftrag, so dass sich Mitarbeiter der Revision immer wieder auf neue Situationen einstellen müssen – auch geographisch. Denn ein Unternehmen wie Merck verfügt über Produktions- und Vertriebsstandorte auf der ganzen Welt, sie alle sind zu prüfen. Reisen zu Tochtergesellschaften auf unterschiedlichen Kontinenten gehören daher zur Tagesordnung. Vorgehensweise Eine Prüfung verlangt in der Regel eine Vorbereitung vor dem eigentlichen Einsatz. So setzen sich die Revisoren zunächst mit unterschiedlichen kulturellen Besonderheiten und geschäftlichen Ausrichtungen auseinander. Vernetzung mit anderen Abteilungen und Informationsträgern ist ein wesentlicher Bestandteil davon, damit die Mitarbeiter der Revision die lokalen Gegebenheiten richtig einordnen und bewerten können. So sprechen sie mit dem Controlling, den Verantwortlichen für einzelne Regionen oder dem Produktmanagement, die wichtige Informationen im Vorfeld liefern. Dazu kommt der Austausch mit dem Risikomanagement. Produkt- oder Verfahrenskenntnisse helfen, sich den jeweiligen Sachverhalt des Audits zu erschließen. Die Prüfungen selbst finden in der Regel in Teams statt, die je nach Anforderung unterschiedlich groß sind. Während der Prüfung müssen alle Teammitglieder den aktuellen Stand kennen, damit der Prüfungsprozess effizient abläuft. Das bedeutet, dass Team und Teamleitung gut zusammenarbeiten müssen. Die Bereitschaft, im Team zu arbeiten, und die Fähigkeit, früh zu erkennen, wie man gemeinsam zu einem guten Ergebnis kommt, sind daher entscheidend für den Erfolg der Prüfung und die Kooperation mit Entscheidungs- und Informationsträgern im Unternehmen. Chemie in der Revision In einem chemisch-pharmazeutischen Unternehmen wie Merck haben die operativen Prozesse, etwa im Einkauf, im Marketing oder auch in Forschung und Entwicklung häufig einen Bezug zu chemischen oder pharmazeutischen Produkten oder Verfahren. Dies beeinflusst die Prüfprogramme im Audit. Chemischer Sachverstand kann daher die Prüfung unterstützen. Das Verständnis für chemisch-pharmazeutische Verfahren oder Produkteigenschaften verschafft dem Mitarbeiter in der Revision schnellen Zugang zu den Prüfungsthemen und hilft dabei, die Aufgaben zu lösen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Produkte oder Verfahren für den Analyseprozess wichtig sind oder wenn produktionsbezogene Empfehlungen zu erarbeiten sind. 18 Globale Sichtweise und fachliche Details Unabhängig davon ist die strukturierte, sachorientierte Vorgehensweise, wie sie naturwissenschaftliche Disziplinen lehren, hilfreich. Allerdings braucht man, um klassische Prüfungsgebiete wie das Rechnungswesen zu bearbeiten, auch Kenntnisse der Wirtschaftswissenschaften. Erfahrungen in beiden Fachgebieten erlauben es, Zusammenhänge zwischen beiden Gebieten zu erkennen. Naturund betriebswirtschaftliche Fachgebiete ergänzen sich bei der Arbeit in der Revision. Je nach Ausrichtung der Prüfung beeinflussen mal mehr naturwissenschaftliche, mal mehr wirtschaftswissenschaftliche Faktoren den Prüfprozess. Insgesamt gibt die Tätigkeit in der Revision Berufseinsteigern einen sehr guten Einblick in das Zusammenwirken einzelner Unternehmenseinheiten und das sowohl aus naturwissenschaftlicher und als auch aus ökonomischer Sicht. Im Laufe der Zeit erhält man somit einen Überblick, wie die einzelnen „Zahnräder“ der Merck-Gruppe ineinander greifen und wie das Unternehmen weltweit funktioniert. Man erhält einen Eindruck von den verschiedenen lokalen Kulturen und lernt, wie sich diese sich mit der weltweiten Unternehmenskultur der Merck verbinden. Die Mischung aus generalistischer Sicht und dem Blick auf die fachlichen Details macht die Aufgabe abwechslungsreich. Zwischen diesen beiden Sichtweisen wechseln zu können, habe ich nicht nur bei Ansprechpartnern im Unternehmen gelernt, sondern auch vorher: bei der wissenschaftlichen Arbeit in der Wirtschaftschemie und bei der Tätigkeit im Jungchemikerforum der GDCh. Dr. Carsten Schaffer Merck KGaA, Darmstadt www.merck.de Der Autor studierte Chemie und promovierte im Fachbereich Chemie und Pharmazie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster über Innovationsmanagement in der chemischen Industrie. Seit 2004 arbeitet er bei Merck, zunächst in der Konzernrevision und seit Mai 2007 in der internen Beratung. Helfer im Informationsdschungel 19 Helfer im Informationsdschungel Thomas Hapke In kaum einem anderen Beruf bleibt man – zumindest an der Oberfläche – so sehr mit der aktuellen Entwicklung in der Forschung verbunden wie als Fachreferent Chemie in einer Universitätsbibliothek. Komplexität und Vielfalt der Welt der Information und Datenbankangebote werden für Forschende und Lehrende – die Kunden von Universitätsbibliotheken – immer größer. Bibliotheken bilden diese Mannigfaltigkeit und die Verschiedenheit ab. Sie fördern Reflexion und Bewusstsein im Umgang mit dem Informationsdschungel. Hier bieten Fachreferenten dem Nutzer einer Bibliothek Orientierung, sie sind die Informationsspezialisten ihres Fachs – beispielsweise der Chemie. Aufgaben in der Bibliothek Gut die Hälfte der Arbeitszeit des Informationsspezialisten einer Universitätsbibliothek nehmen Informationsberatung und Fachauskunft ein, auch verbunden mit Tutorien und Recherchen. Dazu führen Fachreferenten die Nutzer in die systematische Informations- und Literatursuche ein – möglichst integriert in Lehrveranstaltungen. Denn dies regt die Nutzer an, ihr Informationsverhalten zu reflektieren und ihre Informationskompetenz auszubauen. Beratung bei der Suche nach spezieller Fachinformation, z. B. nach Patenten, Normen und Reports, aber auch zu rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekten der Informationswelt wie Urheberrecht oder Bewertung von Publikationen durch Zitat-Datenbanken sind Teil des Arbeitsalltags. Recherchen in kostenpflichtigen externen Literaturdatenbanken führt heute zwar der Endkunde in der Regel selbst im Intranet der Universität durch – trotzdem muss ein Fachreferent sich hier auskennen und in der Lage sein weiterzuhelfen. Zu den klassischen Fachreferatsaufgaben in einer Bibliothek gehört alles, was den Neuerwerb von Medien betrifft: Der Informationsspezialist ist Ansprechpartner für Anschaffungsvorschläge, zuständig für die Auswahl der Literatur und koordiniert den Erwerb in den Fächern, die er betreut. In meinem Fall an der Universitätsbibliothek der TU Hamburg-Harburg sind dies: Verfahrenstechnik, Chemie, Biotechnologie, Umweltschutz, Biologie, Mathematik, Physik, Geo- und Agrarwissenschaften sowie Medizin. 20 Helfer im Informationsdschungel Für die Bestandserschließung, also die bibliographische Beschreibung eines Buches im Katalog, werden alle in die Bibliothek eingearbeiteten Medien mit Schlagwörtern und Notationen einer groben Klassifikation versehen, um die Recherche im Katalog zu vereinfachen – dies gehört ebenfalls zur Arbeit im Fachreferat. Zudem wird der Bestand im Lesesaal fachlich betreut. Hier hat der Fachreferent zu entscheiden, ob ein Buch ins Magazin kommt – ein Leser es also über den Katalog bestellen muss – oder ob es im Lesesaal steht. So befinden sich in der Bibliothek der TU Hamburg-Harburg nur etwa 20 Prozent des Bestandes im Freihandbereich. Es ist auch dafür zu sorgen, dass neue Fächer – etwa die Bioinformatik – innerhalb der Lesesaalsystematik zu finden sind. Dazu kommen Managementaufgaben, etwa als Abteilungsleiter und Stellvertreter der Direktion für die Benutzungsabteilung. Hier ist eine wichtige strategische Herausforderung, Konzepte für die Weiterentwicklung der Bibliothek zu entwickeln, was etwa ihre Rolle beim Lernen in der elektronischen Welt betrifft. Mögliche weitere Aktivitäten sind das Initiieren und Durchführen von Projekten wie das Erstellen von E-Learning-Angeboten als Online-Tutorials – z. B. Discus (Developing Information Skills & Competence for University Students – www.tub.tu-harburg.de/2755.html) – oder der Aufbau eines Dokumentenservers, der wissenschaftliche Dokumente und Publikationen zentral sammelt, aufbereitet und im Sinne des Open Access zur Verfügung stellt (z.B. www.tub.tuharburg.de/443.html). Voraussetzungen Der Fachreferent ist eine Art fachlicher Manager und Vermittler in der Bibliothek, der seine wissenschaftlichen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten als Dienstleistungen einsetzt. Er berät aber auch bibliotheksintern bei Geschäftsgängen, so dass der Standpunkt des Nutzers zum Tragen kommt und seine Wünsche antizipiert werden. Die spezifischen Interessen der eigenen Fachkunden vertritt der Fachreferent manchmal auch gegenüber der Bibliotheksleitung oder dem Bibliotheksausschuss des Senats oder der Fakultät. Wichtig ist daher, dass er die Interessen seiner Kunden kennt – durch Kontaktpflege zu Studierenden, Wissenschaftlern und auch zu Kollegen in fremden Bibliotheken sowie anderen Hochschuleinrichtungen (Rechenzentrum, Verwaltung, Marketingabteilung, etc.). Sich innerhalb der sich wandelnden, heterogenen Informationsangebote zurechtzufinden und dabei auf dem Laufenden zu bleiben, erfordert Zeit. Diese ist in der Regel neben „eigentlicher“ wissenschaftlicher Arbeit, Forschung und Lehre nicht vorhanden. Daher sind Wissenschaftler auf Dienstleistungen der Bibliothek an- Helfer im Informationsdschungel 21 gewiesen. Da die Qualität von Informationsdienstleistungen auch von den Bedürfnissen und Anforderungen der Nutzer als Wissenschaftler abhängt, sollte der „Information Professional“ die soziale Struktur und Dynamik der Wissenschaften verstehen. Dienstleistungsverständnis für die Forschung kann er nur entwickeln, wenn er im eigenen (Chemie-)Studium erfahren hat, was Forschung ist, und selbst geforscht hat. Chemisches Fachwissen ist zudem wichtig, um Rechercheprobleme der Nutzer zu verstehen und die richtigen Suchbegriffe auszuwählen, denn nur durch das Zusammenspiel von genauer Kenntnis der betreffenden fachspezifischen Datenbanken mit gründlichem Fachwissen sind Recherchen wirklich optimal durchzuführen. Anfragen, etwa nach CAS-Nummern, Literatur über 1,2,3Triethoxypropan oder nach Stoffdaten, wie der Dichte von Ethanol bei 100 ºC, sind teilweise selbst für den Fachmann nicht leicht oder nur mit großem Zeitaufwand zu bewältigen – ein Nicht-Chemiker wäre damit überfordert. Die unterschiedlichen Anforderungen und Anfragen der Benutzer verschaffen hier dem Informationsspezialisten den für die Informationssuche nötigen Erfahrungsschatz. Wege zum Beruf und Zukunftsaussichten Ein glücklicher Zufall brachte mir nach Abschluss meines Studiums in Chemie und Mathematik für das Lehramt an Gymnasien, meinem Schulreferendariat und einer Zeit als arbeitsloser Lehrer eine Stelle als Bibliotheksreferendar. Die Verbindung mit dem eigenen Hobby als Amateurhistoriker zur Geschichte des chemischen Informationswesens, z. B. zu Wilhelm Ostwald und Erich Pietsch, führt bis heute dazu, dass ich Einladungen zu Vortragsreisen an amerikanische Universitäten erhielt, dort die Bibliotheken kennen lernen und „Best-practice“-Ideen für meine tägliche Arbeit sammeln konnte. Heute kann man neben dem Referendariat auch ein Aufbaustudium zum „Master of Library and Information Science“ absolvieren. In den USA ist der normale Weg zum „Chemistry Librarian“ ein Bachelor in Chemie und ein Master in „Library and Information Science“. Im Unterschied zu Deutschland haben wissenschaftliche Bibliothekare in den Staaten oft sogar „Faculty“-Status, verbunden mit einer Verpflichtung zu eigener Forschung, Lehre und Publikation. Allerdings betreuen dort genauso wie in Deutschland oft auch Nicht-Chemiker das Fach Chemie an Bibliotheken. Auch wenn sich elektronische Medien immer weiter ausbreiten, werden gedruckte Informationen und damit Bibliotheken in der Zukunft ihre Bedeutung beibehalten. Ein Beispiel ist eine Recherche zum mikrobiellen Abbau von Diethylamin bei Google und auch Medline (Pubmed), die wenig brauchbare Ergebnisse liefert. DSM Fine Chemicals Austria ist Teil des DSM-Konzerns mit einem Produktionsstandort im Chemiepark Linz und einer kaufmännischen Einheit in Wien. Die Kernkompetenzen des Unternehmens liegen in der Prozess- und Produktentwicklung sowie in der Herstellung chemischer Zwischenprodukte für die Pharma-, Lebensmittel- und Agroindustrie. DSM entwickelt innovative Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Life Sciences und Materials Sciences. Der Konzern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von annähernd 9 Milliarden Euro und beschäftigt mehr als 22.000 MitarbeiterInnen in der ganzen Welt. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in den Niederlanden und Produktionsstandorte in Europa, Asien, Nord- und Südamerika, Afrika und Australien. Nur das gedruckte Nachschlagewerk „Handbook of biodegradation and biological treatment of hazardous organic compounds“ enthält die gesuchte Information. Für mich ist kaum ein anderer Beruf denkbar, bei dem man aufgrund der heterogenen fachlichen, technischen und menschlichen Anforderungen so am Puls der Zeit bleibt wie als Informationsspezialist an einer Universitätsbibliothek. Thomas Hapke Universitätsbibliothek der TU Hamburg-Harburg www.tub.tu-harburg.de/192.html Mehr Informationen unter www.dsm.at 22 Helfer im Informationsdschungel 24 Aus dem Labor ins Pharma-Marketing Aus dem Labor ins Pharma-Marketing Dietmar Röleke Produktmanager machen aus wissenschaftlichen Daten eine Verkaufsstrategie. Ein guter Medikamentenwirkstoff ist nicht automatisch ein erfolgreiches Produkt. Ob eine neue Substanz, deren Entwicklung oft viele Jahre benötigt und erhebliche Ressourcen verschlingt, auch wirtschaftlich ein Erfolg wird, hängt von vielen Faktoren ab. Immerhin belaufen sich die durchschnittlichen Entwicklungskosten eines neuen Medikaments zurzeit auf etwa 700 Mio. US-Dollar. Nicht zuletzt macht gutes Marketing aus einer Substanz ein Produkt, und sorgt dafür, dass es im heiß umkämpften Markt als Marke wahrgenommen wird. Nur Innovationen bei Substanz und ihrer Vermarktungsstrategie können aus einem Medikament einen Blockbuster machen. Darunter versteht man ein Produkt, das einen Jahresumsatz von weltweit mehr als 1 Mrd. US-Dollar erzielt und so maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des pharmazeutischen Unternehmens beiträgt. Marketing macht aus Medikamenten erfolgreiche Produkte Die Eigenschaften einer Substanz, die den Patienten Mehrwert bringen, gilt es, sowohl an den verordnenden Arzt als auch an die Patienten zu kommunizieren. Dazu gehört auch zu vermitteln, dass der Preis für die Innovation angemessen und gerechtfertigt ist. An der Entwicklung eines neuen Medikaments sind die verschiedenen Einheiten und Abteilungen eines forschenden Pharmaunternehmens beteiligt. So arbeiten bereits in den frühen Phasen die Entwicklungsteams eng mit dem Marketing zusammen. Denn erst wenn die Marketingexperten eine Entwicklungssubstanz positiv bewertet haben – das heißt, für die Substanz existiert ein Markt, und sie hat Chancen im Wettbewerb – wird das Management die Entwicklungsressourcen und Mittel für Investitionen zur Verfügung stellen. Auch wird bereits in diesem Stadium die Vermarktungsstrategie entwickelt. Dies ist umso wichtiger, als im klinischen Entwicklungsprogramm die Zulassungsstudien Verkaufsargumente wie bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit liefern. Denn eine erteilte Zulassung alleine bedeutet noch nicht, dass sich mit dem neuen Medikament auch Geld verdienen lässt. Aus dem Labor ins Pharma-Marketing 25 Etwa zwei Jahre vor einer Markteinführung bereitet das Marketingteam die Markteinführung vor. Dazu werden alle Maßnahmen des Marketingmix aufeinander abgestimmt. Wichtig ist dabei auch, dass immer eine Kosten-Nutzen-Analyse vorliegt, die alle Maßnahmen und Investitionen abbildet. Zum klassischen Marketingmix gehören neben der direkten Bewerbung über den wissenschaftlichen Außendienst vor allem Symposien auf allen relevanten Kongressen, PRMaßnahmen wie geschickt platzierte Artikel in der Laienpresse und Anzeigenkampagnen. Die Entwicklung, Implementierung und das Controlling der im Marketingplan zusammengefassten Verkaufsstrategie verantworten die Produktmanager. Was zeichnet einen guten Produktmanager aus? Die Freude am Verkaufen und der Spaß an der Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Menschen sind wahrscheinlich die wichtigsten Voraussetzungen, um ein guter Marketingmann oder eine gute Marketingfrau zu sein. Auch muss sich ein Marketingmanager als „Trüffelschwein“ verstehen – immer auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern und Einsatzmöglichkeiten für sein Medikament. Hier bringen Chemiker als gut ausgebildete Analytiker hervorragende Voraussetzungen mit, um Geschäftsfelder und neue Absatzpotentiale auszuleuchten. Zudem sind Entschlusskraft und hohe Eigenmotivation gefragt, um aus einer Idee eine Strategie und schlussendlich daraus Umsatz und Gewinn zu generieren – Fähigkeiten, die jeder Chemiker in Studium und bei der wissenschaftlichen Arbeit erlangt. Neben diesen Hard Skills sind viele weiche Faktoren gefragt: Begeisterungsfähigkeit, Kommunikationsstärke, ausgeprägte Teamplayer-Eigenschaften, überzeugendes und selbstsicheres Auftreten. Alle Funktionen in einer Marketingabteilung sind Schnittstellenfunktionen. Insbesondere die Produktmanager, die ein pharmazeutisches Produkt führen und für Umsätze im Millionen-Euro-Bereich Mitverantwortung tragen, müssen bestrebt sein, vom Management die notwendigen Ressourcen wie Werbebudget, Besprechungskapazitäten des Außendienstes, Mittel für die wissenschaftliche Profilierung des Medikaments durch die klinische Forschung und Medizin sowie Produktionskapazitäten zu erhalten. Das erfordert die Kommunikation mit und Überzeugung von vielen Kollegen aus den verschiedensten Abteilungen eines Unternehmens. Der Einstieg Der klassische Einstieg ins Pharma-Marketing erfolgt über den Außendienst, das heißt über den Vertrieb. Manche Unternehmen bieten auch Trainee-Pogramme für Nachwuchskräfte im Marketing an. Aber auch dazu gehören Vertrieb und direkter Kontakt mit den Kunden. 26 Aus dem Labor ins Pharma-Marketing Bestimmte notwendige Fähigkeiten und Eigenschaften müssen sich bei vielen jungen Chemikern erst noch entwickeln. Dazu gehören vor allem das überzeugende Kommunizieren, die ausgeprägte Eigenmotivation mit starkem Verkaufsund Erfolgswillen und nicht zuletzt auch die geforderten sehr guten Umgangsformen. Außerdem stellen Nachwuchskräfte fürs Marketing im wissenschaftlichen Außendienst unter Beweis, dass Sie Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens tragen können und wollen. Wer nach zwei bis drei Jahren in seinem Verantwortungsbereich, dem Verkaufsgebiet, zum wirtschaftlichen Erfolg der beworbenen Medikamente beigetragen hat und sich mit neuen Ideen zur Verkaufsförderung profiliert, auf den wird das Management schnell aufmerksam und gibt ihm die Chance, in den Innendienst zu wechseln. Aber auch der Vertrieb bietet Karrieremöglichkeiten, etwa die Führung einer Verkaufsmannschaft als Regionalleiter oder Außendienstleiter. Nach ein bis zwei Jahren als Junior-Produktmanager übernimmt man dann die Führung eines eigenen Produkts. Dabei helfen immer wieder die Erfahrungen aus der Außendienstzeit. Denn es ist kaum vorstellbar, dass ein 30-jähriger UniAbsolvent und Berufsanfänger vor 300 gestandene Außendienstmitarbeiter tritt und sie von einer Verkaufsstrategie überzeugt, die zu 40 Millionen Euro Umsatz führen soll. Nur jemand, der einige Jahre selbst erfolgreich verkauft hat, hat das Standing und die Authentizität, die hier erforderlich sind. Wenn der Einstieg erstmal gelungen ist, stehen guten Mitarbeitern viele Türen offen. Weitere Karriereschritte können das internationale Marketing, die Außendienstleitung oder Funktionen im Geschäftsführungsbereich sein. Der Einstieg in eine Karriere gelingt am besten direkt nach der Universität. Die meisten Arbeitgeber legen an dieser Stelle mehr Wert auf die Bereitschaft, etwas völlig Neues zu beginnen, als auf das Thema der Diplom- oder Doktorarbeit. Für eine Karriere im Pharma-Geschäft sind weitere rein wissenschaftliche Weiterbildungsschritte wie Post-Doc-Aufenthalte eher hinderlich, BWL-Kenntnisse hingegen förderlich. Dr. Dietmar Röleke Boehringer Ingelheim Pharma GmbH u. Co .KG www.boehringer-ingelheim.de, www.medword.de Der Autor begann seine Laufbahn nach der Promotion in Biochemie im Klinikaußendienst eines forschenden Pharmaunternehmens. Zur Zeit ist er Produktgruppenleiter für mehrere Medikamente im Indikationsbereich Blutgerinnung und Thrombose. Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken 27 Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken Christiane Rabe Den Abschluss in Chemie in der Tasche; eine langwierige, manchmal Kraft zehrende Promotion drangehängt; anschließend eine Postdoc-Stelle im Ausland angetreten – um dann das Labor zu verlassen und ein neues Leben im Verlag anzufangen? Ein Großraumbüro mit bis zu zehn Mitarbeitern, konzentrierte Stille, ab und zu unterbrochen von einem Telefonat oder einem Gespräch zwischen Kollegen, Bildschirme voller Textzeichen und Graphiken – kaum jemand würde annehmen, dass hier hoch qualifizierte Chemiker am Werk sind, die ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Wo sind die weißen Kittel? Was tun diese Naturwissenschaftler hier? Schreibtischtäter gesucht „Nach Chemiestudium, Doktorarbeit und einem Postdoc-Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten stolperte ich über zwei Stellenangebote des Wissenschaftsverlags Wiley-VCH“, erinnert sich Carina Kniep. „Gelesen hatte ich schon immer viel und gerne und die Vorstellung, mein Fachwissen quasi auf der anderen Seite der Forschung nutzen zu können, erschien mir sehr reizvoll.“ Die Schreibtischtäter, die das Labor gegen den PC und das Telefon ausgetauscht haben, sind also Zeitschriftenredakteure und Buchlektoren bei Wiley-VCH. Was bringt jemanden dazu, ein hartes Chemiestudium durchzuziehen, um dann der Forschung den Rücken zu kehren? Am Puls der Zeit Den Rücken kehren stimmt nicht ganz, denn auf den Tischen, den Bildschirmen der Redakteure landen die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse aus den weltweiten Forschungslaboren. Man ist also am Puls der Zeit – und muss dies auch sein, um überhaupt beurteilen zu können, ob ein eingehendes Manuskript gut genug ist, um an die Gutachter weitergeleitet zu werden. Und das ist auch der Kick, der den Mitarbeitern in den Redaktionen immer wieder die Begeisterung ins Gesicht zaubert, der immer mal wieder Ausrufe wie „This work is great – I wish I could have done that back in the lab!“ ertönen lässt. Trends aufspüren Im Buchlektorat sind eher Detektive am Werk: Hier müssen die Naturwissenschaftler Trends aufspüren und Marktanalysen betreiben, um entsprechende 28 Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken Buchprojekte zu konzipieren und sie in Zusammenarbeit mit den besten Autoren zu veröffentlichen. Exzellentes Englisch ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern neben der fachlichen Spezialisierung eine der wichtigsten Anforderungen an die 90 Naturwissenschaftler bei Wiley-VCH. So kommt es auch, dass sich im Verlag Mitarbeiter aus über 20 Nationen tummeln – die meisten davon englische Muttersprachler aus aller Welt. Neben den fachlichen Schwerpunkten und den Sprachkenntnissen ist aber auch „a keen eye for detail“ gefragt, um die eingehenden Texte sowohl inhaltlich als auch sprachlich so zu bearbeiten, dass sie für eine breite Leserschaft zugänglich sind. Fachliche Diskussionen mit den Kollegen aus den verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereichen sowie auch diplomatisches Geschick bei der Argumentation mit den Autoren – also den Wissenschaftlern, unter denen nicht selten auch illustre Nobelpreisträger zu finden sind – gehören zum Handwerkszeug der Redakteure und Lektoren. Und wer dann noch eine gehörige Portion Humor, Teamgeist, Organisationstalent sowie ein ausgeprägtes Interesse an der Naturwissenschaft generell mitbringt, der ist hier gut aufgehoben. Buchmacher Im Geschäftsjahr 2006 sind bei Wiley-VCH im Bereich Science-TechnologyMedicine (STM) 240 neue Buchtitel erschienen. Mehr als 2200 Titel stehen noch in der Backlist, dem Fundus der lieferbaren Bücher. Dies alles entspringt dem Arbeitsgebiet der Lektoren, die ein Buchprojekt von der Idee bis zum Erscheinen verantworten. Sie entwickeln Konzepte und akquirieren dafür die passenden Autoren, sie evaluieren und kalkulieren zusammen mit dem Marketing das Marktpotential, sie beraten und motivieren die Autoren während des Schreibprozesses, sie beurteilen die Manuskripte und koordinieren schließlich das gesamte Buchprojekt zusammen mit dem Marketing und der Herstellung. Kommunikation ist also überall gefragt – und Erfahrung in Projektmanagement ist eine große Hilfe dabei, die vielen parallel laufenden Projekte unter einen Hut zu bekommen. So jonglieren die Lektoren in ihrem Arbeitsalltag gleichzeitig mit naturwissenschaftlichen Inhalten, Autoren, Kollegen und natürlich auch mit Zahlen, denn jedes Buch will auch verkauft sein und soll einen bestimmten Umsatz erzielen. Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken 29 Zeitschriftenmacher Bei den Redakteuren laufen die Prozesse etwas anders ab. Hier geht es darum, die große Anzahl eingehender Manuskripte für die diversen wissenschaftlichen Zeitschriften des Verlags zu sichten, zu lesen, zu bewerten, sie in den Begutachtungsprozess einzuschleusen, zu entscheiden, ob sie zur Veröffentlichung angenommen werden, sie sprachlich und inhaltlich zu bearbeiten sowie die Kontakte zu den Autoren und Gutachtern zu pflegen. Dabei sind in Zusammenarbeit mit der Herstellung die engen Deadlines für das Erscheinen der Hefte immer wieder neu einzuhalten (beispielsweise kommt die Angewandte Chemie inzwischen wöchentlich heraus). Bei über 100 verschiedenen Zeitschriften aus dem Hause Wiley-VCH mit über 20 In-house-Redaktionen kann man sich vorstellen, dass hier Langeweile ein Fremdwort ist … Wenn man sich dennoch nach Neuem sehnt, ist das Motto „The sky’s the limit“. Mehr Verantwortung, neue Aufgaben, Übernahme eigener Zeitschriften oder auch interne Wechsel z. B. ins Marketing, in die Herstellung oder auch zwischen Redaktionen und Lektorat – all dies ist möglich und in den vielen unterschiedlichen Karrieren der Verlagsmitarbeiter zu verfolgen. So manch einer hat als freier Mitarbeiter begonnen und ist inzwischen als Chefredakteur fest angestellt und für eigene Zeitschriften und Buchsegmente voll verantwortlich. Carina Kniep beispielsweise hatte nach dreieinhalb Jahren Redaktionsarbeit als Trainee, Associate Editor und Deputy Editor Gelegenheit, „ein weiteres Mal die Seiten zu wechseln und eine Stufe auf der Karriereleiter nach oben zu klettern“. Seither betreut sie als Business Manager zum einen Chemiefachzeitschriften mit externen Redaktionen, zum anderen ist sie in die Gründung neuer Zeitschriften involviert. Zwei ihrer jüngsten und schon jetzt erfolgreichen Zeitschriftensprösslinge sind ChemMedChem und Chemistry – An Asian Journal. „Kontakte zu und Vertragsverhandlungen mit Gesellschaften, externen Herausgebern und Autoren sowie die enge Verzahnung mit den Kolleginnen und Kollegen aus Marketing, Herstellung, Controlling und Rechnungswesen gestalten das Leben im Verlag interessant, spannend und abwechslungsreich“, sagt die Chemikerin. Neugierige Top-Chemiker mit Ideen und Organisationstalent Für die beiden großen Tätigkeitsfelder Lektorat und Redaktion gilt: Um die wissenschaftliche Qualität der Manuskripte sicherstellen zu können, ist chemisches Expertenwissen Voraussetzung. Dass man immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft sein muss, erklärt sich von selbst – daher gehören Besuche von Konferenzen und Tagungen sowie die regelmäßige Lektüre von wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Tagesgeschäft. 30 Wörter filtrieren, destillieren, kondensieren und drucken Die Redakteure und Lektoren müssen die Hot Topics kennen, mit dem Markt und den Zielgruppen vertraut und fähig sein, Trends in der Forschung schon im Vorfeld aufzuspüren. Darüber hinaus wird von den Wissenschaftlern im Verlag erwartet, die Redaktions- und Lektoratsprozesse immer wieder zu optimieren, zusätzlich Ideen für neue Zeitschriften und Bücher zu entwickeln sowie wirtschaftliche Verantwortung für die Produkte zu übernehmen. Gibt es solche Mitarbeiter wirklich? Ist dies nicht eine unrealistische Vorstellung? Nein, der anhaltende Erfolg von Wiley-VCH gibt all denen Recht, die daran glauben, dass es auch für Chemiker ein Leben im Verlag gibt – ein Leben, welches den ehemaligen Weißkitteln aber dennoch alle Kenntnisse und Erfahrungen aus dem Studium und der Promotion abverlangt – und dazu noch die Bereitschaft, ständig viel Neues zu lernen, immer auf dem neuesten Stand zu sein und sich auch mit betriebswirtschaftlichen Fragen zu beschäftigen. Auch wenn Universitätsabsolventen in der Regel kein Wissen über das Publikationswesen mitbringen, ist der Einstieg in den Verlag kein Unding: Man kann durch ein Praktikum erste Eindrücke gewinnen, man kann im Rahmen eines Traineeprogramms verschiedene Redaktionen oder das Lektorat sowie Marketing, Herstellung und Finance kennen lernen; manche steigen direkt als Assistant Editor für die Zeitschriften oder als Project / Commissioning Editor für die Bücher ein und bekommen dort ein Training-on-the-job. Unabdingbar ist ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches Studium, vorzugsweise mit Promotion – das Vermitteln des übrigen Publishing-Handwerkzeugs traut sich der Verlag dann zu. Carina Kniep jedenfalls hat ihre Entscheidung „nicht eine Minute bereut.“ Nach sieben Jahren bei Wiley-VCH lernt sie noch immer täglich dazu: „Es ist spannend, mitten drin im Publikationswesen zu sein, das sich stetig wandelt, zum Beispiel durch die Segnungen und Weiterentwicklungen elektronischer Medien oder die Diskussionen über die Vor- und Nachteile neuer Zeitschriftenmodelle à la Open Access.“ Und da dem Verlag nicht nur die Qualität seiner Produkte, sondern auch die Motivation seiner Mitarbeiter wichtig ist, setzt er natürlich auch Weiterbildungsmaßnahmen ein, um weiterhin sagen zu können „Wiley – the place to be“. Christiane Rabe Human Resources Wiley-VCH, Weinheim www.wiley-vch.de Gestalten Sie Ihre Zukunft mit Merck! Als Absolvent (m/w) arbeiten Sie eigenverantwortlich oder und werden durch interessante Aufgaben gefordert. Doktorand (m/w) Ihre Ideen und Ihr Know-how bringen Sie in ein motiviertes Team ein. Wir bieten Ihnen vielversprechende Perspektiven in einem weltweit erfolgreichen innovativen Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie. 32 Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt 33 tivsten ist es, eine Suchanzeige im „Kammerrundschreiben“ der Patentanwaltskammer (www.patentanwalt.de) zu schalten. Michael Schneider Ausbildung Eine interessante Karrierechance für Naturwissenschaftler bietet die Ausbildung zum Patentanwalt. Er muss technisches Know-how und wirtschaftliches Denken miteinander verbinden. Die Ausbildung dauert mindestens 34 Monate. Davon sind mindestens 26 Monate bei einem Patentanwalt, zwei Monate beim DPMA und sechs Monate beim Bundespatentgericht (BPatG) abzuleisten. Die Ausbildungszeit beim Patentanwalt kann man um zwei Monate verkürzen, wenn man stattdessen zur Ausbildung an die Patentstreitkammer eines Landgerichtes geht. Dies ist wegen der Gerichtserfahrung unbedingt zu empfehlen. Erfinder sind in der Öffentlichkeit hoch angesehen, weil sie einen überdurchschnittlichen Beitrag zum technischen Fortschritt leisten. Das Patent ist der Lohn dafür, dass sie ihre technischen Erkenntnisse der Öffentlichkeit mitteilen. Auch für potentielle Geldgeber können Patente ausschlaggebend sein, in ein neugegründetes Unternehmen zu investieren: Da nur der Patentinhaber die geschützte Technik nutzen darf, wird eine Art Monopol auf dem Markt erworben. Der Schutz von technischen Innovationen in Form von Patenten ist also von erheblicher Bedeutung, der Weg bis zur Erteilung aber nicht immer einfach. Der Patentanwalt unterstützt seine Mandanten dabei, ihr geistiges Eigentum angemessen zu schützen. Zulassungsvoraussetzungen Die Ausbildung zum Patentanwalt ist gesetzlich geregelt. Die einschlägigen Verordnungen sind auf den Internetseiten des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) zu finden (www.dpma.de). Voraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung ist ein an einer wissenschaftlichen Hochschule abgeschlossenes naturwissenschaftliches oder technisches Studium; ein Fachhochschulstudium reicht nicht aus. Darüber hinaus muss der Bewerber nachweisen, ein Jahr praktisch auf technischem Gebiet gearbeitet zu haben. Experimentelle Doktorarbeiten werden anerkannt, rein theoretische Arbeiten etwa über ein Thema der Quantenchemie dagegen nicht. Die Tätigkeit kann auch vor oder während des Studiums ausgeübt worden sein. Schließlich muss noch ein Patentanwalt oder -assessor gefunden werden, der die Ausbildung übernimmt. Dies kann sich in der Chemie schwierig gestalten, da es unter den Patentanwälten vergleichsweise wenige Chemiker gibt. Außerdem bilden nur Kanzleien aus, in denen Bedarf an einem Kollegen besteht. Am effek- Neben der praktischen und theoretischen Ausbildung im Patent-, Gebrauchsmuster-, Marken- und Geschmacksmusterrecht beim Patentanwalt muss der Auszubildende einen zweijährigen Kurs an der Fernuniversität Hagen absolvieren, der allgemeine Rechtskenntnisse, z. B. im Bürgerlichen Gesetzbuch, Handelsgesetzbuch oder in der Zivilprozessordnung vermittelt. Ergänzend sind von der Patentanwaltskammer organisierte Arbeitsgruppen zu besuchen. Während der Ausbildung am DPMA und BPatG muss man zum Beispiel für einen Patentprüfer einen eventuell patenthindernden Stand der Technik recherchieren, Vorschläge für Prüfungsbescheide ausarbeiten oder einem Richter einen Entscheidungsvorschlag unterbreiten. Nebenher finden Seminare zu allen relevanten Rechtsgebieten und Klausuren unter Bedingungen der Abschlussprüfung statt. Zulassung zum Patentanwalt Wer am Ende der Ausbildung zwei mehrstündige Klausuren und eine mündliche Prüfung besteht, darf die Berufsbezeichnung „Patentassessor“ führen und wird anschließend auf Antrag als „Patentanwalt“ zugelassen. Erst dann darf man eigene Mandanten beraten und vertreten. Die Zulassung als Patentanwalt gilt nur vor den deutschen Patentbehörden. In der Chemie aber dominiert das Europäische Patentamt als Anmeldebehörde. Zur Vertretung ist die Zulassung als „European Patent Attorney“ erforderlich, für die eine anspruchvolle Eignungsprüfung mit vier mehrstündigen Klausuren zu bestehen ist. Der Alltag Die Prüfung ist bestanden und die Zulassung als Patentanwalt erfolgt. Wie sieht nun der Berufsalltag aus? Dass eines Morgens ein Menschlein mit strubbeliger Einsteinmähne und den Worten „Ich habe da eine Idee, die ich gerne patentieren lassen würde“ in die Kanzlei des frischgebackenen Patentanwalts kommt, ist eher eine romantische 34 Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt Vorstellung, zumindest im (Bio-)Chemie-Bereich. Innovative Tüftler, auf die diese Vorstellung zutreffen könnte, sind hier selten – anders als z. B. im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik. Für Einzelgänger sind Forschung und Entwicklung zu aufwendig und zu teuer. Eigene Mandate Mittelständische Unternehmen sind oft schon langjährig mit einer etablierten Kanzlei geschäftlich verbunden, und die Großindustrie hat meist eine eigene Patentabteilung. Sofern ein Patentanwalt keine eigenen Kontakte mitbringt, etwa zu ehemaligen Kommilitonen, die ein Start-up-Unternehmen gegründet haben, um ihre Innovationen zu kommerzialisieren, sind größere eigene Mandate am Anfang der beruflichen Laufbahn eher selten. Die meisten Patentanwälte bleiben daher – zumindest für eine Übergangszeit – nach der Prüfung in der Kanzlei, die sie ausgebildet hat. Falls dies nicht möglich oder gewünscht ist, besteht auch die Möglichkeit, zunächst für bereits etablierte Kanzleien als freier Mitarbeiter Auftragsarbeit zu erledigen, bis ein eigener Mandantenstamm aufgebaut ist. Verwalten, überwachen, bewerten In der Praxis verbringt der Patentanwalt einen erheblichen Teil seiner täglichen Arbeitszeit damit, die Schutzrechte, die er betreut, zu verwalten und zu überwachen. Bei einer weltweit verfolgten Patentanmeldung ist eine Vielzahl von Fristen zu beachten, etwa für die Einreichung von Vollmachten, Übersetzungen, Beglaubigungen oder Gebühren. Dabei helfen Patentanwaltsfachangestellte und branchenspezifische Software. Allerdings ist der Patentanwalt letztendlich alleine dafür verantwortlich, dass er die Fristen einhält. Er haftet mit seinem Privatvermögen, wenn einem Mandanten durch Fehler Schäden entstehen und die Berufshaftpflichtversicherung nicht ausreicht, den Schaden zu decken. Weiter erwidert der Patentanwalt patentamtliche Prüfungsbescheide, führt mündliche Verhandlungen mit dem Prüfer, erarbeitet Einsprüche gegen die Erteilung eines Patents an Konkurrenten des Mandanten oder führt Beschwerde gegen eine für den Mandanten negative amtliche Entscheidung vor der nächsten Instanz. Patentanwälte werden daneben immer häufiger konsultiert, wenn Gutachten über den Wert der gewerblichen Schutzrechte (wie Patente oder Marken) eines Unternehmens zu erstellen sind. Dies geschieht im Rahmen von „Due-diligence“Untersuchungen, bei denen es um die Bewertung eines Unternehmens geht, das ein Mandant übernehmen oder in das er investieren will. Der (Bio-)Chemiker als Patentanwalt 35 Vor Gericht Klagen wegen Verletzung eines Patents werden wegen der oft hohen Streitwerte und der damit entsprechend hohen Gerichts- und Anwaltskosten eher zurückhaltend geführt. Die Parteien versuchen meist zunächst, sich einvernehmlich zu einigen, z. B. indem sie sich gegenseitig Lizenzen erteilen. Lässt sich eine Klage nicht vermeiden, wird diese vor Patentstreitkammern an bestimmten Landgerichten verhandelt. Häufig ist eine Patentverletzungsklage parallel mit einer Nichtigkeitsklage vor dem Bundespatentgericht verbunden, mit der der vom Patentinhaber Angegriffene versucht, das strittige Patent rückwirkend für ungültig erklären zu lassen. Der Patentanwalt kann allerdings, anders als bei der Nichtigkeitsklage, seinen Mandanten im Patentverletzungsverfahren nicht selbstständig vertreten. Es muss daher ein bei einem Landgericht zugelassener Rechtsanwalt eingeschaltet werden. Der Patentanwalt kann im Verletzungsverfahren aber mitwirken. In der Praxis führen Rechtsanwalt und Patentanwalt das Verfahren gemeinsam und stimmen sich dabei ab, wobei der Patentanwalt naturgemäß in erster Linie mehr mit den technischen Aspekten befasst ist. Beraterpersönlichkeit gefragt Neben einer ausgeprägten Begabung, technische und rechtliche Zusammenhänge schnell erfassen sowie präzise formulieren zu können, benötigt der Patentanwalt eine Reihe von weiteren Fähigkeiten, um erfolgreich zu sein. Der Anwalt von heute ist Beratungsdienstleister, der aktiv Mandate akquiriert und sich gegen Mitbewerber durchsetzt. Zu den Eigenschaften einer erfolgreichen Beraterpersönlichkeit gehören daher Kommunikationsfreudigkeit, Eigeninitiative, Verhandlungsgeschick und eine positive, kreative Einstellung gegenüber der Arbeit. Dr. Michael Schneider Hammonds, München www.hammonds.de Der Autor ist promovierter Biochemiker und ist als Patentanwalt Partner im Münchner Büro der internationalen Kanzlei Hammonds, 36 Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung Ulrich Mühlner Chemiker und Biochemiker sind in der Beraterbranche längst keine Einzelfälle mehr – ihr analytischer Scharfsinn und ihre Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und entsprechend zu strukturieren, werden von Top-Unternehmen aus diesem Bereich gesucht. Was erwartet sie in der Welt der Strategieentwicklung und der Portfolioanalyse? Was konkret macht ein Chemiker/in oder Biochemiker/in dort? Wie können die naturwissenschaftlichen Kenntnisse genutzt werden? Ulrich Mühlner, Biochemiker, Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), beantwortet in dem Artikel diese Fragen. Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung 37 kern, Betriebswirte mit Maschinenbauern oder Historiker mit Chemikern. So ergänzen sich Fachwissen und Fähigkeiten. Gegenseitige Inspiration eröffnet neue Perspektiven, um kreative Lösungen zu finden. Erzielte Projektergebnisse werden dabei in regelmäßigen Abständen dem sogenannten Steuerungskreis vorgestellt. Je nach Art und Umfang des Projektes kann dies durchaus der Vorstand eines internationalen Unternehmens sein. Berater mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund eines Chemie- oder Biochemiestudiums werden häufig in fachnahen Branchen eingesetzt wie z. B. bei Chemie- und Pharmaunternehmen. Der Kunde schätzt es sehr, wenn die chemischen Produkte bekannt sind oder nicht erst erklärt werden muss, welche Prozesse ein Arzneimittel in der Klinischen Forschung durchläuft. Auch wenn Fachexpertise gefragt ist: Im Unterschied zur wissenschaftlichen Karriere geht es nicht darum, reines Spezialistenwissen aufzubauen, sondern eine Industrie in ihrer Gesamtheit zu begreifen und deren Kernprobleme zu erkennen und anzugehen. Dazu werden hochentwickelte Fähigkeiten benötigt, die auch und gerade von Naturwissenschaftlern mitgebracht werden: analytisches Denken, Fähigkeit zur Strukturierung von komplexen Sachverhalten, Neugierde, Hartnäckigkeit und Kreativität. BCG - Herausforderung Strategieberatung Karriere und persönliche Weiterentwicklung „Wir suchen und bieten Vielfalt": Als Biochemiker ist man keine Ausnahme bei der Boston Consulting Group (BCG). Insgesamt haben etwa ein Viertel der Strategieberater einen naturwissenschaftlichen Hintergrund, rund die Hälfte kommen aus nicht-ökonomischen Studienrichtungen wie Ingenieurs-, Geistes- oder Naturwissenschaften. Der Einstieg bei BCG erfolgt, abhängig von Studienabschluss und der Berufserfahrung, entweder als Associate (mit Diplom- oder Masterabschluss) oder als Consultant (mit Promotion, MBA oder entsprechender Erfahrung. Als Bachelor erfolgt der Einstieg als Junior Associate. In einem Praktikum (Visiting Associate) kann man die Tätigkeit als Berater acht bis zwölf Wochen lang kennenlernen. Nach dem Start bei BCG wird zunächst in einem mehrwöchigen Einstiegstraining betriebswirtschaftliches Basiswissen und das Handwerkszeug für den Beraterberuf vermittelt. Die Aufgaben eines Unternehmensberaters sind vielfältig und herausfordernd: Kurz gesagt hilft man dem Management von Unternehmen bei der Lösung seiner aktuell drängenden Probleme. Mit jedem neuen Projekt lernt man eine neue Branche und Unternehmensfunktion kennen: Konkret kann es dabei um die internationale Wachstumsstrategie für einen Automobilkonzern, die Restrukturierung einer Bank, die Identifizierung von Wachstumsfeldern im Hightech-Bereich, die Fusion von zwei Pharmakonzernen oder die Ausgliederung eines Chemiekonzerns gehen. Allen Projekten ist gemeinsam, dass der Kunden keinen Vorschlag „von der Stange" erwartet, sondern eine individuelle, auf ihn zugeschnittene Lösung. Dies alles macht die Arbeit als Unternehmensberater sehr abwechselungsreich und fordernd. Langeweile kommt nicht auf und dank einer steilen Lernkurve entwickelt man sich persönlich und beruflich schnell weiter. Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist partnerschaftlich: Vom ersten Tag arbeiten die Mitarbeiter des Kunden mit einem BCG-Team Hand in Hand. Das BCG-Team ist in der Regel interdisziplinär: Juristen interagieren mit Kernphysi- Mit dem ersten Kundenprojekt ist man dann voll eingebunden und hat seinen eigenen Verantwortungsbereich, „Modul" genannt. In der Regel wird eine konkrete Aufgabenstellung des Projektes eigenverantwortlich bearbeitet, z.B. die Analyse des Wettbewerbsumfeldes für ein bestimmtes Produkt. Stets sind erfahrene Kollegen auf dem Projekt, an die man sich mit Fragen wenden kann. Darüber hinaus gibt es Industrieexperten, die für Rückfragen und Recherchen zur Verfügung stehen, sowie den weltweiten BCG-Erfahrungsschatz, aus dem man schöpfen kann. Neben dem Lernen „on the job" können in bis zu 15 Trainingstagen pro Jahr ausgewählte Themen, wie zum Beispiel „Meetingmanagment" oder „Präsentationstechniken" vertieft werden. BCG unterstützt auch längere Weiterbildungen wie z.B. ein Master- oder MBA-Studium und fördert internationale Projekteinsätze und Austauschprogramme. 38 Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung Karrieremöglichkeiten in der Unternehmensberatung 39 Nach erfolgreicher Zeit als Associate und Consultant folgt der Aufstieg zum Projektleiter. Hier gilt es das Team zu leiten und für das operative Projektergebnis die Verantwortung zu tragen. Eine echte Führungsaufgabe, die im „Tandem" mit einem Projektleiter des Kunden wahrgenommen wird. Auf der Stufe des Principals – der Stufe vor der Partnerschaft – kommen neben der konkreten Projektleitung noch die Aufgaben der Kunden- und Geschäftsentwicklung hinzu, d.h. man wird aktiv in die Entwicklung der Firma eingebunden und bekommt auch hier Managementaufgaben übertragen. Der Verantwortungsbereich erweitert sich also ständig. Die letzte Karrierestufe ist die Wahl zum teilhabenden Partner von BCG, d.h. man ist vom Angestellten zum Unternehmer aufgestiegen. Die Partnergruppe legt u.a. die Zielsetzung und Ausrichtung von BCG fest und bestimmt somit die zukünftige Positionierung der Firma. Der Autor studierte Biochemie in Hannover und am Genzentrum der LMU in München, danach promovierte er am Institut für Molekulare Pathologie in Wien über die molekularen Mechanismen der Blutgefäßentwicklung in Mausmodellen. Seit 2000 arbeitet er bei BCG und ist als Principal auf die Gesundheits- und Pharmaindustrie spezialisiert. Der Bewerbungsprozess The Boston Consulting Group (BCG) ist eine internationale Managementberatung und weltweit führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie. BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen und Regionen dabei, Wachstumschancen zu nutzen und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten anzupassen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt BCG individuelle Lösungen. Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern und das Geschäftsergebnis dauerhaft zu verbessern. BCG wurde 1963 gegründet und ist heute an 66 Standorten in 38 Ländern vertreten. Das Unternehmen befindet sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer. In Deutschland und Österreich erzielte BCG im Jahr 2007 mit 767 Beraterinnen und Beratern einen Umsatz von 361,5 Millionen Euro. Im Jahr 2008 sucht BCG mindestens 360 neue Berater/-innen und Praktikant(inn)en. Um zu persönlichen Bewerbungsgesprächen eingeladen zu werden, muss ein Bewerber eine Reihe von formalen Kriterien erfüllen: Neben überdurchschnittlichen Studienleistungen sind erste praktische Erfahrungen und ein längerer Auslandsaufenthalt wichtige Kriterien. Daneben lässt sich auch mit Persönlichkeit und außeruniversitärem Engagement punkten. Wichtig ist der überzeugend gewählte und dargestellte Werdegang. Ein guter Berater muss entlang zweier Dimensionen überzeugen: seine analytisch-strukturellen Fähigkeiten und seine soziale Kompetenz müssen überdurchschnittlich ausgeprägt sein. Um dies zu testen, werden dann – nach erfolgreicher schriftlicher Bewerbung – persönliche Gespräche mit dem Bewerber geführt: bei einer Bewerbung zum Associate bzw. Consultant sind es sechs, bei der Bewerbung zum Visiting Associate sind dies drei Gespräche. Inhaltlich bestehen die Gespräche aus einem biographischen Teil, d.h. Fragen zur Person und Werdegang des Bewerbers, sowie aus einer sogenannten Fallstudie, d.h. einer Problemstellung aus dem Berateralltag, die von dem Kandidaten im Bewerbungsgespräch zu bearbeiten ist. Dabei zählt weniger, ob man die richtige Lösung findet, sondern mehr, wie strukturiert man die Fragestellung angeht. Da Naturwissenschaftler im Rahmen ihres Studiums in der Regel keine Fallstudien lösen müssen, stellt dieses Interviewformat erfahrungsgemäß eine gewisse Herausforderung dar. Die jedes Jahr neu bei BCG beginnenden Naturwissenschaftler beweisen jedoch, dass dies keine unüberwindbare Hürde ist – mit etwas Vorbereitung sollte auch eine Fallstudie für einen Chemiker keine größere Aufgabe als eine erfolgreiche Synthesestrategie darstellen! Dr. Ulrich Mühlner, BCG Wien www.bcg.com Das Unternehmen: Informieren Sie sich auf unserer Internetseite unter www.bcg.de/karriere Materialien und Prozesse kennen und prüfen 41 Materialien und Prozesse kennen und prüfen Georg Dirscherl Mit uns sind Sie ganz vorne... ... denn mit unseren kundenspezifisch ausgelegten Anlagen im Bereich der Vakuumtechnik nehmen wir als mittelständisches Unternehmen weltweit eine führende Marktposition ein. Unser Metier ist der Bau von Anlagen zur Destillation sensitiver Stoffe. Im Zuge unseres Wachstums möchten wir folgende attraktive Position besetzen: Vertriebsassistent (m/w) Als Dipl.-Ing. der Fachrichtung Chemie oder Verfahrenstechnik unterstu ̈tzen Sie unseren Leiter Vorprojektierung/Vertrieb bei dessen vielfa ̈ltigen Aufgaben, z.B. bei der Erstellung von Spezifikationen und Angeboten, der Beratung von Kunden und Vertretungen, der Fu ̈hrung technischer und kommerzieller Verhandlung, der Marktbeobachtung und der Erschließung neuer Anwendungen fu ̈r unsere Anlagen. Sie haben Freude am Umgang mit Menschen und sind offen fu ̈r fremde Kulturen. Von Vorteil sind Kenntnisse in der Vakuumtechnik und/oder der Thermischen Trenntechnik sowie gute englische Sprachkenntnisse in Wort und Schrift. Weitere Fremdsprachenkenntnisse sind vorteilhaft. Wir bieten Ihnen viel Freiraum fu ̈r selbsta ̈ndiges Arbeiten in einem hoch motivierten und erfolgreichen Team. Wenn Sie uns mit Ihren Leistungen u ̈berzeugen ko ̈ nnen, steht der U ̈ bernahme weiterer Verantwortung nichts im Wege. Wir u ̈ bertragen Ihnen dann die Zusta ̈ndigkeit fu ̈ r „Ihre“ Region, die eine Reihe interessanter La ̈nder umfassen wird. Eigensta ̈ndig werden Sie dort die bestehenden Vertretungen unterstu ̈tzen und neue Vertretungen aufbauen. Sie beraten unsere dortigen Kunden und verantworten die Vertriebsergebnisse aus dieser Region. Sollten Sie noch Fragen haben, so kontaktieren Sie uns jederzeit. Ihre Bewerbung, gerne vorab auch als Mail, senden Sie bitte an: UIC GmbH z. Hd. Herrn Dr. Michael Albers, Leiter Vorprojektierung / Vertrieb Am Neuen Berg 4 • 63755 Alzenau-Ho ̈ rstein • Tel.: 06023 / 950-122 E-Mail: [email protected] • Internet: www.uic-gmbh.de Chemiker im Qualitätsmanagement arbeiten an der Schnittstelle zwischen Entwicklung, Lieferanten und Fertigung. Bei der Siemens-Tochter Osram Opto Semiconductors haben Produktion, Forschung und Entwicklung, aber auch Einkauf und Qualitätswesen einen starken Bezug zu chemischen Produkten und Verfahren. Produkte auf Basis von LEDs (Light Emitting Diodes), wie sie OSRAM Opto Semiconductors herstellt, erfordern Materialien, die hohen Ansprüchen genügen. So verwendet etwa das Assembling neuartige Klebstoffe oder Silikone, die thermisch oder durch UVBestrahlung aushärten. Diese müssen nicht nur während der gesamten Lebensdauer der LED ihre elektrische Leitfähigkeit erhalten, sie müssen zudem über Jahre hinweg Temperaturen bis um die 85°C standhalten. Solche Materialien werden in enger Zusammenarbeit mit Lieferanten entwickelt. An dieser Stelle setzen die Aufgaben des Qualitätsmanagers an, denn bereits in diesem Stadium muss er für auf Dauer gleichbleibende Eigenschaften eines Materials sorgen. Die Materialien sind dazu in einer Einkaufsspezifikation oder technischen Lieferbedingung zu beschreiben, der Qualitätsmanager ist Mitverfasser und Lenker solcher Dokumente. Sein Verständnis für chemische Verfahren und für Materialeigenschaften sind dabei sein Rüstzeug. Neben einem naturwissenschaftlichen Studium hilft Berufseinsteigern eine strukturierte und sachorientierte Arbeitsweise. Der Qualitätsmanager arbeitet beim Erstellen von Spezifikationen eng mit der internen Entwicklungsabteilung und der eigenen Produktion zusammen. Anschließend übernimmt er die Abstimmung mit den Lieferanten, die er zusammen mit dem Einkauf festlegt. Die Handhabungs-Spezifikationen beschreiben auch Transport- oder Lagerbedingungen. Dass der Lieferant sie einhält, darf der Qualitätsmanager gerade bei feuchtigkeits- und temperaturempfindlichen Chemikalien nicht außer Acht lassen. Da optische Halbleiter in Reinräumen gefertigt werden, müssen alle Chemikalien hohen Ansprüchen an die Reinheit genügen. Dies prüft der Qualitätsmanager vor dem Einsatz der Materialien in der Fertigung. Wichtige Analysenparameter der 42 Materialien und Prozesse kennen und prüfen Materialien müssen für jede Lieferung dokumentiert sein. Dies ist für den Qualitätsmanager die Basis für eine Entscheidung, ob er eine Lieferung reklamiert oder das Material für die Fertigung freigibt. Chemischer Sachverstand ist also unabdingbar, um einerseits dem Lieferanten ein kompetenter Ansprechpartner zu sein und andererseits als Schnittstelle zwischen Lieferant und Produktion fungieren zu können, da hier die Wirkungsweise der Chemikalien im Prozess eine Rolle spielt. Der Qualitätsmanager übernimmt die Verantwortung dafür, die Qualität der Prozesse mit den Lieferanten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mit dem Abschluss von Qualitätssicherungsvereinbarungen sichert der Qualitätsmanager formal die Geschäftsbeziehungen ab. Materialien und Prozesse kennen und prüfen 43 kulturelle und soziale Kompetenzen sind ebenso wichtig wie verhandlungssicheres Englisch. Im Laufe der Zeit erhält man als Qualitätsmanager einen guten Überblick darüber, wie die Unternehmenseinheiten zusammenwirken. Dr. Georg Dirscherl Osram Opto Semiconductors Regensburg www.osram-os.com Werkzeuge des Qualitätsmanagers Der Autor studierte Chemie und promovierte 2007 bei Burkhard König an der Universität Regensburg. Seit September 2007 ist er Qualitätsmanager bei Osram Opto Semiconductors. Kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) wendet der Qualitätsmanager ständig an. Er evaluiert beispielsweise die Leistung der Lieferanten mit einem auf SAP basierenden Evaluierungssystem, das ihm einen Überblick über die einzelnen Lieferanten verschafft. Ein zweites System misst die Performance der Schlüssel-Lieferanten anhand Siemens-weiter Kriterien und stellt die Ergebnisse anderen Unternehmen des Siemens-Konzerns zur Verfügung. Osram Opto Semiconductors Ein weiteres Instrument des Qualitätsmanagers zur Lieferantenentwicklung ist das Audit. Dieses hat zum Ziel, Schwächen von Prozessen und Abläufen aufzudecken sowie Lieferanten zu überprüfen und ihre Leistung zu verbessern. Das Audit führt in der Regel ein Team durch. Daher sind die Bereitschaft und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis. Ein erheblicher Teil der Arbeit fällt bei Audits auf die Vor- und Nachbereitungsphase solcher Unternehmenskontakte. Qualitätssicherung als zentrale Funktion Das Qualitätswesen bei OSRAM Opto Semiconductors untersteht direkt der Geschäftsleitung. Diese zentrale Stellung ermöglicht es den Qualitätsmanagern, neutral zu interagieren und so über Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dabei ist das Qualitätswesen noch je nach Aufgabe in verschiedene Bereiche unterteilt. Die Bedeutung des Total Quality Managements nimmt mit steigendem technologischem Anspruch zu. Als Qualitätsmanager muss ein Chemiker die anderen Abteilungen gut kennen und mit deren Entscheidungsträgern kommunizieren. Da diese in Niederlassungen und Produktionsstätten des Unternehmens in verschiedenen Teilen der Welt angesiedelt sind, sind kulturelle Besonderheiten stets zu berücksichtigen. Inter- Die Osram-Tochter ist Teil des Siemens-Konzerns. Osram Opto Semiconductors ist einer der führenden Hersteller von optoelektronischen Halbleitern für Beleuchtung, Sensorik und Visualisierung mit weltweit über 4000 Mitarbeitern, davon etwa 1400 in Regensburg. In Regensburg-Burgweinting ging 2003 die Opto-Chip-Fertigung in Betrieb. Die Opto-Halbleiter-Produktpalette von OSRAM Opto Semiconductors reicht von IR(Infrarot)-LED über IR-Detektoren zu IR- und sichtbaren Lasern. Für seine Produkte erhielt OSRAM Opto Semiconductors 2007 den Deutschen Zukunftspreis. 44 Aus der Industrie an die Fachhochschule Aus der Industrie an die Fachhochschule Achim Zielesny FH-ProfessorInnen in der Chemie erfüllen vielfältige Aufgaben an der Hochschule und pflegen sehr gute Kontakte zur Industrie. Viel Freude an der Lehre ist oft ihre wichtigste Motivation. Auf Chemie-Professuren an Fachhochschulen werden in der Regel promovierte Industriechemiker mit mehrjähriger Berufserfahrung berufen. Eine Habilitation weisen dabei die wenigsten auf. Die Berufungskommissionen setzen sich aus einschlägigen Professoren des jeweiligen Fachbereichs sowie aus Studierenden und Vertretern der wissenschaftlichen Mitarbeiter zusammen. Sie berücksichtigen bei der Sichtung der Kandidaten insbesondere den Praxisauftrag der Fachhochschulen sowie die besondere Gewichtung der Lehre: Zukünftige Professoren haben ein Forschungs- und Entwicklungsengagement im regionalen industriellen Umfeld sowie ausgezeichnete pädagogische Qualitäten. Letztere sollten sie möglichst durch bereits erfolgte Lehrtätigkeit nachweisen. Die Lehrbelastung an der Fachhochschule mit 18 Semesterwochenstunden ist sehr hoch: Vorlesungen, Übungen und Praktika verteilen sich üblicherweise auf vier der fünf Semesterwochentage. Hinzu kommen die Betreuung von Praxisphasen, Bachelor-, Diplom- und Master-Arbeiten sowie die umfangreiche Prüfungstätigkeit. Wissenschaftliche Mitarbeiter unterstützen dabei insbesondere die aufwändigen Laborpraktika; die persönliche Zuteilung übersteigt allerdings nur selten einen „halben Mitarbeiter“. Die Professoren erfüllen auch die zahlreichen zusätzlichen Aufgaben eines Fachbereichs von der Studienberatung bis zur Arbeit der Prüfungskommission. Bestimmte „Ämter“ wie Dekan oder Prodekan sind allerdings mit zum Teil erheblichen Lehrermäßigungen verbunden. Solche Ermäßigungen gibt es auch für besondere Forschungsprojekte. Engagiert und praxisorientiert FH-Chemie-Professoren sind praktisch ohne Ausnahme außerordentlich stark engagiert in der praxisorientierten Forschung und Entwicklung in Kooperation mit regionalen, aber auch überregionalen Industrieunternehmen. Zur Förderung der Fachhochschulforschung existieren daneben spezifische öffentliche Programme wie die Kompetenzplattformen (Kopf) oder die gegenwärtige Runde der For- Aus der Industrie an die Fachhochschule 45 schung an Fachhochschulen mit Unternehmen (FHprofUnd) unter der Projektträgerschaft der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF). Der Hauptanteil der beachtlichen eingeworbenen Drittmittel dürfte allerdings aus den industriellen Kooperationsprojekten stammen. Zur äußeren F+E-Profilierung gründen mehrere Professoren nicht selten einschlägige Hochschulinstitute oder initiieren Netzwerke mit der umliegenden Industrie wie mit dem Polymernetzwerk im nördlichen Ruhrgebiet. Zudem sind FHChemie-Professoren als Gründer bzw. Gesellschafter kleiner und mittelständischer Technologie-Unternehmen keine Ausnahme. Nicht zuletzt arbeiten sie aktiv in den jeweiligen Fachgruppen und -sektionen der GDCh und der Dechema mit. In Summe besitzt der Inhaber einer Chemie-Professur an einer Fachhochschule ein „erfülltes Arbeitsleben“ mit einem zeitlichen Bedarf, der in aller Regel weit über eine gewöhnliche 40-Stunden-Arbeitswoche hinausgeht. Kontrastiert man dies mit der im Vergleich zur Industrie erheblich geringeren finanziellen Vergütung, so ergibt sich zwangsläufig die Frage nach der Motivation für den Wechsel an eine Fachhochschule: Anders als Universitätsprofessoren (ent-)kommen die meisten FH-Professoren (von) keiner mageren zeitlich befristeten Habilitationsstelle, sondern (von) einer gut bezahlten unbefristeten Position in der chemischen Industrie. Die meisten Kolleginnen und Kollegen darf man daher wohl als „Überzeugungstäter“ betrachten, für die die Freude an der Lehre sowie die doch beträchtlich größere „Freiheit“ und Sicherheit einer Hochschulposition die neuen Widrigkeiten überkompensieren. Auch an der FH Bachelor- und Master-Studiengänge Gegenwärtig befinden sich die Fachhochschulen in einer spannenden Umbruchsituation: Mit dem Übergang zum Bachelor-/Master-System in der Hochschulausbildung werden an den Fachhochschulen neue Bachelor- und (teilweise universitätsäquivalente) Master-Studiengänge akkreditiert, die die gut etablierten Diplom-FH-Studiengänge ersetzen. Hier müssen die Fachhochschulen alles daran setzen, ihr spezifisches praxisorientiertes Profil herauszustellen, um ihrem gesetzlichen und gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen. In diesem Zusammenhang stehen immer wieder auch die verschiedenen Facetten des Verhältnisses von Fachhochschulen und Universitäten in der Diskussion: Die praxisorientierte Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen ist sicherlich weniger publikationswirksam, gerade Publikationen sind durch die heute üblichen vertraglichen Vertraulichkeitsklauseln einer Industriekooperation nur sehr eingeschränkt gewollt oder möglich. Der Mittelstand profitiert auf der anderen Seite aber genau von dieser Form der Kooperation sowie den anhand von etablierten Praxiskriterien ausgebildeten 46 Aus der Industrie an die Fachhochschule Fachhochschulabgängern in erheblichem Maße – dies belegen nicht zuletzt die Erfolge der FH-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Für die Zukunft ist daher ein sinnvolles Miteinander der Hochschulformen geboten: Von der Einrichtung gemeinsamer akkreditierter Studiengänge wie des Studiengangs Polymerwissenschaften der Universität Dortmund und der Fachhochschule Gelsenkirchen, über die Ausweitung kooperativer Promotionen hin zum eigenen Promotionsrecht bis zu gemeinsamen Forschungsprojekten und Initiativen wie z. B. der Chemoinformatics-Open-Source-Initiative (COSI) des European Bioinformatics Institute (EBI) und unseres Instituts für biologische und chemische Informatik. Chemie-Professoren an Fachhochschulen leisten heute einen wichtigen Beitrag für die moderne chemische Ausbildung und tragen mit großem Engagement zur praxisorientierten chemischen Forschung und Entwicklung bei. Sie sind ein gefragter Ansprechpartner insbesondere kleiner und mittelständischer chemischer Unternehmen in ihrer Region, organisieren übergreifende Netzwerke zwischen Hochschulen und Industrie und wirken so auf vielfältige Weise als „Transformationsriemen“ in die betriebliche Praxis. Prof. Dr. Achim Zielesny Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung Recklinghausen www.fan.re.fh-gelsenkirchen.de Der Autor hat an der Universität zu Köln Chemie studiert und in Physikalischer Chemie promoviert. Danach war er sieben Jahre lang bei der Bayer AG, Leverkusen, in der Zentralen Forschung, im Zentralbereich Informatik sowie im Konzernstab Obere Führungskräfte tätig. Anfang 2001 übernahm er eine Professur für Chemie, Chemoinformatik und Bioinformatik an der Fachhochschule Gelsenkirchen im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften in Recklinghausen. Er gehört zu den Mitbegründern des Instituts für biologische und chemische Informatik an der Hochschule. Zudem ist er Mitbegründer und Gesellschafter der GNWI – Gesellschaft für naturwissenschaftliche Informatik mbH. Seit 2005 ist er Mitglied des Vorstands der GDCh-Fachgruppe Chemie-Information-Computer. Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) 47 Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) Hans-Joachim Grumbach Vielfältige Aufgaben in der Beratung, Schulung, Aufsicht und Entwicklung neuer Präventionsmethoden zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erwarten Chemiker bei einem Unfallversicherungsträger. Weichenstellung während des Studiums Bereits während des Studiums führte mich mein Weg in die Fachschaftsarbeit und von dort aus in diverse Gremien innerhalb und außerhalb der Hochschule. Später kamen dann noch die Mitarbeit in der Studienreformkommission der GDCh, zweier weiterer Kommissionen sowie Seminarleiter- und Referententätigkeiten im Bereich Arbeits- und Umweltschutz u.a. bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hinzu. Dies wirkte sich neben einem regelmäßigen Ferienjob bei einem mittelständischen Lackhersteller zwangsläufig studienzeitverlängernd aber auch horizonterweiternd aus. Die Erfahrungen, die ich hier in Arbeitstreffen, Verhandlungen und Podiumsdiskussionen mit Professoren, Ministerialbürokraten, Industrievertretern, Politikern und Lobbyisten sammeln durfte, können keine noch so guten Lehrveranstaltungen oder die Teilnahme an Fachkongressen vermitteln. Bewerbungsphase Aufgrund dieser Tätigkeiten wollte ich auch nach meiner Promotion nicht die Forscherlaufbahn einschlagen, sondern suchte gezielt nach Tätigkeiten im Arbeits- und/oder Umweltschutz bei einer Aufsichtsbehörde, einer Berufsgenossenschaft oder einer Unternehmensberatung mit diesem Arbeitsschwerpunkt. Um meine lange Studiendauer zu erklären, musste ich in Bewerbungen meine gesamten Nebentätigkeiten und Engagements mit aufführen, gegen den Rat diverser Bewerbungsratgeber auch die Gewerkschaftstätigkeit. Dabei entwarf ich für verschiedene Adressaten verschiedene Formulierungen, die ich individuell verwendet habe. Ich habe damit erstaunlich viele positive Rückmeldungen erhalten und entschied mich für ein Angebot der Landesunfallkasse NRW, heute Unfallkasse NRW. Wer sich bei einer Behörde oder bei einem Träger der gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft/Unfallkasse/Unfallversicherungsverband) bewirbt, sollte zunächst anhand der Stellenausschreibung überprüfen, ob formelle Voraussetzungen für Bewerber/innen genannt werden, z.B. besondere Zusatzqualifikationen wie Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Aufsichtsperson. Falls die 48 Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) geforderten Voraussetzungen nicht erfüllt werden und der Erwerb der Zusatzqualifikationen nicht „on the job“ angeboten wird, sollten Interessenten nachfragen, ob sich Ihre Bewerbung unter diesen Voraussetzungen überhaupt lohnt. Damit spart man sich den Aufwand für Bewerbungen, die schon aus formalen Gründen scheitern müssen. Wenn eine Aufsichtsbehörde oder ein Unfallversicherungsträger eine/n Chemiker/in sucht, dann meistens mit guten Allroundkenntnissen und der Fähigkeit, sich auch in naturwissenschaftlichen Fragestellungen allgemein verständlich ausdrücken zu können. Bewerber sollten in Vorstellungsgesprächen daher ihr Tätigkeitsgebiet bzw. ihr Promotionsthema so erläutern können, dass es auch ein normaler Verwaltungsbeamter einigermaßen versteht. (Ausnahmen bilden Stellenausschreibungen, in denen Tätigkeiten wie z.B. die Entwicklung von Probenahme- bzw. Nachweismethoden, die Mitarbeit in oder Leitung von Laboratorien oder die Tätigkeit in einer Messstelle ausgeschrieben sind.) Frauen haben im Öffentlichen Dienst recht gute Chancen. Auf Gleichstellung und Frauenförderung wird in vielen Behörden und Einrichtungen stark geachtet. Da die Einstellung von Menschen mit Universitätsabschluss in der Regel im höheren Dienst erfolgt und dort, im Gegensatz zu den mittleren und unteren Gehaltsgruppen, die Frauenquote in der Regel nicht erfüllt ist, erhalten Bewerberinnen bei vergleichbarer Eignung häufig den Zuschlag. Berufseinstieg als Aufsichtsperson Meine Stelle als „Aufsichtsperson nach dem Sozialgesetzbuch VII“ in der Präventionsabteilung der Landesunfallkasse Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf war mit der Option zur Ausbildung „on the job“ bei vollen Bezügen nach BAT 2a (heute EG 13Ü) ausgeschrieben. Das ist nicht bei jeder ausgeschriebenen Zusatzausbildung der Fall. Im Bereich der staatlichen Arbeitsschutzverwaltung wird die Ausbildung als Referendariat besoldet, was die Größenordnung einer halben BAT EG 13 bzw. A 13 Stelle bedeutet. Die zum damaligen Zeitpunkt gerade im Aufbau befindliche Präventionsabteilung mit einer Zielgröße von 15 Aufsichtspersonen zuzüglich Verwaltungspersonal ist vollständig interdisziplinär ausgerichtet. Darunter befinden sich Kollegen/innen aus fast allen klassischen Ingenieurssparten sowie aus den Fachrichtungen Psychologie, Gesundheitswissenschaften, Medizin, Sozialpädagogik, Sportpädagogik, Mikrobiologie und Chemie. Als Aufsichtspersonen habe ich hauptsächlich folgende Aufgaben: x Beratung der Mitgliedsbetriebe bei Neu- und Umbaumaßnahmen, der Einführung neuer Arbeitsverfahren, bei konkreten Fragen zur ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen, zum Einsatz von Arbeitsstoffen, bei Schadstoffbelastungen aus der Gebäudesubstanz, z.B. durch Asbest, PCB und die verschiedenartigen Ausdünstungen aus Farben, Lacken, Klebern, Bodenbelägen Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) 49 etc., bei Auftreten von Schimmelpilzen und der Organisation des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes. x Aus- und Weiterbildung von Sicherheitsbeauftragten, Fachkräften für Arbeitssicherheit, Betriebsärzten und Führungskräften vom Werkstattmeister über Leiter/innen von Kindertageseinrichtungen, Laborleiter/innen, Behördenleiter/innen und Professoren/innen bis zu den Kanzlern/innen der Hochschulen. x Aufsicht, das heißt Überprüfung bzw. Überwachung der Einhaltung der Arbeits- und Gesundheitsschutzvorschriften und die Untersuchung der Ursachen von Arbeitsunfällen in den Mitgliedsbetrieben. x Entwicklung neuartiger Präventionsmethoden zur Verbesserung des Arbeitsund Gesundheitsschutzes durch finanzielle und inhaltliche Unterstützung entsprechender Projekte in den Mitgliedsbetrieben, z.B. von Arbeitsschutzmanagementsystemen für Hochschulen (www.agm-nrw.de). Die ca. 11.500 Mitgliedsbetriebe im Landesbereich der Unfallkasse NRW setzen sich aus allen Landesbehörden, den Hochschulen, den Universitätskliniken, den Studentenwerken, den Justizvollzugsanstalten, ca. 500 privaten Schulen und ca. 10.000 Kindertageseinrichtungen in ganz NRW zusammen. Die anfängliche zweijährige Ausbildung zur Aufsichtsperson und zur Fachkraft für Arbeitssicherheit war mit sehr viel Reisetätigkeit verbunden. Schulungen beim Bundesverband, zahlreiche Seminare und Hospitationen bei anderen Aufsichtsbehörden, beim TÜV und in Betrieben summierten sich auf über 40 Wochen Reisetätigkeit während der Ausbildung. Wer jedoch Kinderbetreuung sicherstellen muss oder sonstige Verpflichtungen hat, die sich mit wochenlanger Abwesenheit vom Wohnort nur schwer vereinbaren lassen, kann Teile der Ausbildung auch wohnortnah planen. Ca. 30 Wochen auswärts bleiben aber in jedem Fall übrig. Die Zeit am Arbeitsplatz in Düsseldorf habe ich sehr schnell mit selbstständiger Tätigkeit aus den oben aufgezählten Bereichen ausfüllen können. Standen neue Aufgaben an, gab es ein Coaching durch den/die jeweilige/n Experte/in aus dem Team. Eine echte Umstellung bedeutete die zwangsweise Gewöhnung an Verwaltungshandeln. Mein heutiger Job Der Abschluss meiner Ausbildung fiel zeitlich mit dem Abschluss der Aufbauphase der Abteilung zusammen. Ich wurde zum Leiter des Teams „Hochschulen, Kliniken und Laborbetriebe“ bestimmt, das insgesamt aus vier Kolleginnen und Kollegen besteht. Wir betreuen gemeinsam die Hochschulen, Universitätskliniken und Untersuchungsämter in NRW. Zusätzlich zu den oben genannten Arbeitsschwerpunkten bin ich für die Arbeitsplanung des Teams und die Koordination 50 Aufsichtsperson bei einem Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) der Entwicklungsprojekte für den gesamten Präventionsbereich verantwortlich. Ein schöner Nebeneffekt des Aufstiegs sind vermehrte Einladungen als Referent bei bundesweiten Fachtagungen und Seminaren im Bereich „Arbeits- und Gesundheitsschutz in Hochschulen“. Die Übertragung der vollen Ressourcenverantwortung im Rahmen meiner Teamleitertätigkeit erfolgt schrittweise auch in dem Maße, wie ich an den vorher vereinbarten Führungskräfteschulungen teilgenommen habe. Während der gesamten Fusionsphase der Träger der öffentlichen Unfallversicherung in NRW zur Unfallkasse NRW hatte ich die Gelegenheit, gestaltend in allen maßgeblichen Gremien und Verhandlungen mitzuwirken. So erhielt ich einen tiefen Einblick in die strategische Unternehmensplanung eines neuen großen Unfallversicherungsträgers. Zurzeit arbeite ich mit einem Team von Aufsichtspersonen aus mehreren Bundesländern an einer bundesweiten Vernetzung der Betreuung der Hochschulen durch ihre jeweiligen Unfallversicherungsträger. Karrierechancen Die Karrierechancen für Naturwissenschaftler/innen in Aufsichtsbehörden und bei Unfallversicherungsträgern sind, was die finanzielle Seite betrifft, eher gering. Das liegt zum einen daran, dass Menschen mit Universitätsabschluss entsprechend der Tarifverträge in den höheren Dienst eingestellt werden müssen. Das heißt in der Regel eine EG 13Ü-Stelle oder eine Verbeamtung nach A 13 h.D. Für EG 14 oder 15 muss man in der Regel schon Dezernent, Abteilungs- oder Referatsleiter werden. Für beamtete Naturwissenschaftler sind selten mehr als zwei Beförderungen während des restlichen Berufslebens drin, es sei denn, man qualifiziert sich zum echten Verwaltungsfachmann weiter oder erwirbt im Rahmen berufsbegleitender Studiengänge Kenntnisse in Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften. Auf der Habenseite steht in der Regel ein sicherer Arbeitsplatz mit entsprechender persönlicher Planungssicherheit. Dazu gehören auch einigermaßen geregelte Arbeitszeiten, häufig im Rahmen gleitender Arbeitszeit und garantiert freie Wochenenden. Im Zeitalter zunehmender Zusammenlegungen von Behörden, Unfallkassen und Berufsgenossenschaften sind aber auch im öffentlichen Dienst Standortverlegungen mit entsprechenden Wohnortwechseln durchaus an der Tagesordnung. Dr. Hans-Joachim Grumbach Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf www.unfallkasse-nrw.de. UEXKÜLL & STOLBERG PATENTANWÄLTE DAS UNTERNEHMEN Die Kanzlei UEXKÜLL & STOLBERG verfügt über mehr als 40 Jahre deutscher und internationaler Erfahrung und ist mit 22 Patentanwälten und European Patent Attorneys sowie drei Rechtsanwälten in Hamburg und München vertreten. Den Tätigkeitsschwerpunkt bildet der gewerbliche Rechtsschutz, insbesondere in den Branchen Chemie, Biotechnologie, Maschinenbau, Medizintechnik und Elektronik. Neben den beratenden Tätigkeiten verfügt die Kanzlei über umfassende Erfahrungen in der Verfolgung und Durchsetzung von Patenten und Marken in Streitverfahren. Die Unternehmenssprachen sind Deutsch und Englisch. DIE TÄTIGKEITSBEREICHE Patent- und Gebrauchsmusterrecht / Marken- und Wettbewerbsrecht / Geschmacksmusterrecht / Lizenzverträge IHRE ANSPRECHPARTNER PATENTE UND LIZENZEN CHEMIE MASCHINENBAU Dr. Allard von Kameke MEDIZINTECHNIK UND ELEKTRONIK [email protected] Arnulf Huber Dr. Peter Franck [email protected] [email protected] MARKEN Dr. Frank Dettmann, [email protected] Dr. Johannes Ahme GESCHMACKSMUSTER Dr. Johannes Ahme [email protected] [email protected] BIOTECHNOLOGIE Dr. Frank Dettmann [email protected] Dr. Albrecht von Menges [email protected] HAMBURG MÜNCHEN Beselerstr. 4 22607 Hamburg Germany Thomas-Wimmer-Ring 9 80539 München Germany Tel: (040) 899 654 - 0 Fax: (040) 899 654 - 88 Tel: (089) 290 917 - 0 Fax: (089) 290 917 - 88 E-Mail: [email protected] Internet: www.uex.de 52 Zwischen Geräteentwickler und Anwender Zwischen Geräteentwickler und Anwender Albrecht Rager Chemiker arbeiten nicht nur an Analysengeräten. Sie sind auch an deren Entwicklung beteiligt – als Applikationschemiker bei den Geräteherstellern. Interesse an der Technik ist dabei eine Voraussetzung. Bruker Optik stellt Infrarot- und Raman-Spektrometer her, die als Analysensysteme im Labor, in Forschung und Entwicklung sowie in der Prozessanalytik weltweit verbreitet sind. Die Applikationsentwicklung und beratung befindet sich wie die Entwicklung, die Fertigung und der Endtest der Spektrometersysteme im Stammhaus des Unternehmens in Ettlingen. Hier entwickeln Applikationschemiker neue Anwendungstechniken und pflegen vorhandene, beraten Kunden in Applikationsfragen und übernehmen Aufgaben im Vertrieb. Applikationschemiker sind das Bindeglied zwischen Gerätehersteller und Kunde. Geräteentwicklung Ein Applikationschemiker erarbeitet mit einem Kunden eine maßgeschneiderte Lösung für sein analytisches Vorhaben. Das kann im einfachsten Fall bedeuten, dass der Applikationschemiker einen Kunden bei der Wahl der Küvettenweglänge berät, so dass das Spektrometer den gewünschten Konzentrationsbereich bestmöglich erfasst. Dies kommt typischerweise dann vor, wenn chemische Reaktionen in der Gas- oder in der Flüssigphase kontrolliert werden sollen. Dabei sind unterschiedliche Komponenten in unterschiedlicher Konzentration gleichzeitig zu erfassen und mit ausreichender Genauigkeit zu bestimmen. Küvettenlänge, Küvettenvolumen und Messzeit müssen diesen Randbedingungen gerecht werden. Die Suche nach geeigneten Integrationsparametern und mathematischen Auswertemethoden schließt sich meist an. Dabei umfasst die nasschemische Arbeit, die oft einen Großteil des Chemiestudiums ausmacht, nur noch einen kleinen Teil der täglichen Aufgaben. Stattdessen erarbeitet sich der Applikationschemiker in Zusammenarbeit mit Ingenieuren, Elektronikern und Informatikern eigenes Know-how in teils neuen wissenschaftlichen Disziplinen. Dieses setzt er dann gemeinsam mit dem Kunden in eine Anwendung um. Daher wird von einem Applikationschemiker erwartet, dass er die analytischen Methoden, die er bearbeitet, genau kennt. Er muss über exzellente Kenntnisse der Möglichkeiten und Grenzen der betreffenden analytischen Tech- Zwischen Geräteentwickler und Anwender 53 nik verfügen und auch über die Gerätetechnik Bescheid wissen. Allerdings lässt die Applikation in der Regel genug Freiräume für eigene forscherische Aktivitäten. Schulung Durch seine Arbeit wird der Applikationschemiker zum Spezialisten und Ansprechpartner Nummer eins für die Techniken, die er mitentwickelt und perfektioniert hat. Daher hat er auch Schulungs- und Fortbildungsaufgaben zu übernehmen, diese haben einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Arbeit. Der Chemiker ist dabei nicht nur dafür zuständig, Kunden in der Bedienung von Hard- und Software der Spektrometer zu trainieren. Auch die Beratung von Kollegen im In- und Ausland ist eine wichtige Aufgabe. Innerhalb eines weltweit agierenden Konzerns hat der Applikationschemiker sein Wissen Kollegen anderer Standorte zu vermitteln sowie den internationalen Vertrieb in den von ihm entwickelten analytischen Methoden zu schulen. Englische Sprachkenntnisse sind hier unabdingbar. Vertrieb Zum Aufgabenfeld in der Applikation gehört, die eigene Technik zu präsentieren sowie Fragen dazu zu beantworten. Das kann auf einem Messestand sein, bei Verkaufsausstellungen, auf wissenschaftlichen Konferenzen und auch beim Kunden. Hier ist die technische Kompetenz des Applikationschemikers gefragt: Er grenzt seine Technik gegenüber anderen Lösungsmöglichkeiten und Methoden ab und stellt Vor- sowie Nachteile heraus. Voraussetzungen Im Allgemeinen ist ein Studium der Chemie oder der Chemietechnik Voraussetzung für das Berufsfeld Geräteentwicklung. Kenntnisse in instrumenteller Analytik sollte ein Bewerber mitbringen, Berufserfahrung und Promotion hingegen sind nicht unbedingt erforderlich. Interessensschwerpunkte sollten in der Technik und deren instrumenteller Umsetzung liegen. Vielseitigkeit und fachübergreifendes Verständnis sind von Vorteil und helfen dabei, interdisziplinäre Probleme zu lösen. Ein Applikationschemiker sollte über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen. Diese braucht er im Umgang mit Kunden und auch in der täglichen Zusammenarbeit mit den Kollegen aus anderen Fachdisziplinen. Ungeduld darf er dabei nicht kennen: Nicht immer haben er selbst oder der Kunde ein Problem schnell in allen Details erfasst, und nicht immer wird es klar geschildert. Hier muss ein Applikationschemiker gut zuhören können und geschickte Fragen stellen. Denn häufig öffnet erst dies neue Einblicke in das Problem des Kunden, das es zu 54 Zwischen Geräteentwickler und Anwender lösen gilt. Schnelles Auffassungsvermögen, auch für einen bis dahin noch nicht bekannten Vorgang, ist hierzu besonders hilfreich. Perspektive Chemiehandel Perspektive Chemiehandel Matthias Strutz Dabei bringt die Berührung mit neuen Prozessen und Verfahrensabläufen Abwechslung in das Berufsleben und gestaltet die Tätigkeit interessant. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch: Diese Vielseitigkeit in der technischen Beratung und im technischen Vertrieb verlangt hohe Belastbarkeit vom Applikationschemiker. Bedingt durch wechselnde Aufgaben an verschiedenen Einsatzorten ist eine verstärkte Reisetätigkeit erforderlich, die einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Anwendungsberatung darstellt. Denn vor Ort – von Angesicht zu Angesicht – lassen sich kundenspezifische Lösungen meist effektiver erarbeiten als am Telefon. Dr. Albrecht Rager Bruker Optik GmbH, Ettlingen www.brukeroptics.de 55 Bei ihren Bewerbungen beachten Chemiker den Chemiehandel kaum. Das gilt sowohl für Berufsanfänger als auch für berufserfahrene Chemiker und Chemikerinnen. Dabei sucht die Branche qualifizierte Hochschulabsolventen und bietet interessante Arbeitsfelder und Karrierechancen. Viele produzierende Betriebe verbrauchen in ihren Prozessen kleinere Mengen Chemikalien. Diese beziehen sie meistens nicht direkt bei den Herstellern, sondern über den Chemiehandel (s. Kasten), der auf das Know-how von Chemikern zurückgreift. Im Chemiehandel arbeiten Chemiker vorwiegend in den Bereichen: x Qualitätskontrolle, x Qualitätsmanagement, x anwendungsorientierter Verkauf, x Produktmanagement, innerbetriebliche Beratung und Schulung. In kleineren Firmen sind diese Gebiete häufig nicht klar abgegrenzt. Qualitätskontrolle Im Chemiehandel bedeutet Qualitätskontrolle meist, dass chemische und physikalische Parameter bei der Eingangs- und (seltener) Ausgangskontrolle bestimmt werden. Insbesondere bei Spezialchemikalien wird sich die Tätigkeit in einem Kontrolllabor des Chemiehandels nicht wesentlich von der in der chemischen Industrie unterscheiden. Die Ausstattung der Labore im Chemiehandel hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, dürfte aber in der Breite noch weit hinter der Ausstattung eines produzierenden Betriebes liegen. Chemiker nehmen in den größeren Kontrolllaboren des Chemiehandels vorwiegend leitende Funktionen ein; damit ist die Zahl der Stellen in Deutschland begrenzt. In kleineren Betrieben hat ein Chemiker weitere Aufgaben neben der Qualitätskontrolle. Qualitäts- und Umweltmanagement Wer gerne im Labor arbeitet, wird diesen Job möglicherweise als „trocken“ empfinden. Chemiker können sich hier aber durchaus eine Position erarbeiten, in der 56 Perspektive Chemiehandel sie an allen wichtigen Entscheidungen der Firma teilhaben und die Firmenpolitik mitgestalten können. Nach Schulungen im Umwelt und Qualitätsmanagement sowie in weiteren Spezialgebieten kann der Chemiker oder die Chemikerin besonders in größeren Firmen zum gefragten Spezialisten avancieren. Erforderlich sind Kommunikations- und Organisationsfähigkeit, chemisches Fachwissen hilft im Detail und kann in der fachlichen Auseinandersetzung das Selbstbewusstsein stärken. Da die Zahl großer Chemiehandelsunternehmen in Deutschland überschaubar ist, gibt es wenige Stellen für reine Qualitäts-/Umweltmanager. In kleineren Firmen bietet sich die Kombination mit der Qualitätskontrolle und der Beratungsfunktion an. Im Vergleich zur chemischen Industrie erwarten kleinere Chemiehändler eher eine praktische Herangehensweise an Qualitäts- und Umweltthemen. Perspektive Chemiehandel 57 vor, der gegebenenfalls gleich im Lager des Chemiehandels der Säure zugesetzt werden kann. Dazu ist es unabdingbar, den kaufmännischen, nicht studierten Kollegen die chemisch-technischen Zusammenhänge verständlich zu machen und im Gespräch mit Produzenten seine Firma professionell und fachlich versiert darzustellen. Der Produktmanager im Chemiehandel unterstützt seine Kollegen im Verkauf und Einkauf, arbeitet an internen Fachschulungen mit und unterstützt den Lagerbereich bei chemisch-technischen Fragen oder Umbaumaßnahmen. Im Chemiehandel wird sich der Chemiker in der Regel als Spezialist fühlen. Wenn es ihm gelingt, sich mit Kaufleuten und gewerblichen Mitarbeitern (zum Beispiel Lagerarbeitern) zu verständigen und seine Aufgaben praktisch und selbstständig zu lösen, kann er in kurzer Zeit eine verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Rolle im Unternehmen spielen. Dr. Matthias Strutz, Hamburg Anwendungsorientierter Verkauf Im Verkauf bietet sich dem Chemiker ein weites Feld: Die Produktpalette eines Chemiehändlers ist riesig, die Anwendungen der Kunden fast unüberschaubar. Gleiches gilt für die Fragen und den Informationsbedarf der Kunden. Mehr als die Hälfte der Stellen für Chemiker im Chemiehandel finden sich im technischen Verkauf. Gefragt sind Chemiker mit Berufserfahrung im jeweiligen Spezialgebiet, z. B. aus der Farben-/ Lackbranche, der Kosmetik- oder der Lebensmittelbranche. Berufsanfänger benötigen intensive kaufmännische und produktbezogene Schulung. Ist die Produktpalette begrenzt, kann ein Chemiker umfangreiches Spezialwissen nutzen, und die tägliche Arbeit unterscheidet sich kaum von der eines kaufmännisch orientierten Chemikers in der Industrie. Ist man als Chemiker für sämtliche Produkte zuständig, braucht man Mut zur Lücke, denn praktische und zeitnahe Lösungen sind gefragt. Die Erfahrung des Handels mit verkaufsorientierten Chemikern zeigt, dass diese sich – etwas kaufmännisches Geschick und Interesse vorausgesetzt – gut behaupten und ihr chemisch-technisches Wissen erfolgreich einsetzen können. Produktmanagement, Schulung und Beratung Der Chemiehändler bewegt sich ständig im Anforderungsfeld zwischen dem Kunden und dem Produzenten der Ware. Ein Chemiker kann hier dazu beitragen, Lücken zu schließen. Ein Beispiel: Ein Kunde verwendet Mineralsäure einer bestimmten Konzentration zur Metallbeize, dabei treten Korrosionsprobleme auf. Der Chemiker im Handel kümmert sich um die Einstellung der richtigen Konzentration der Säuren im Lager des Handels oder direkt beim Kunden, erstellt Unterlagen für die Qualitätskontrolle im Labor und schlägt einen Korrosionsinhibitor Der Autor ist promovierter Chemiker und Leiter der Anwendungstechnik bei CVH Chemie-Vertrieb GmbH, Hannover www.cvh.de Der Chemikalien-Groß- und Außenhandel Peter Steinbach Die chemische Industrie vertreibt zwischen 80 und 90 Prozent der Chemikalien, die sie herstellt, direkt an Verbraucher oder weiterverarbeitende Betriebe. Dabei handelt es sich in der Regel um Kunden, die regelmäßig große Mengen benötigen. Neben diesen gibt es hunderttausende Gewerbebetriebe, die an irgendeiner Stelle ihres Arbeitsganges oder Produktionsprozesses kleinere Chemikalienmengen brauchen. Diese Betriebe können und wollen sich nicht einzeln an den jeweiligen Hersteller wenden oder – benötigen sie Stoffe verschiedener Hersteller – gar an mehrere Produzenten gleichzeitig. Ebenso wenig kann und will die chemische Industrie jeden kleinen Verbraucher direkt beliefern. Hier findet der Chemikaliengroßhandel sein Aufgabengebiet. Er verbindet die Produktion der chemischen Industrie mit der gewerblichen Wirtschaft. Häufig ist er auch Mittler zwischen Chemikalienproduzenten. Der Chemiehandel ist eine mittelständisch geprägte Branche mit ca. 6800 Arbeitsplätzen in 160 Unternehmen, die 2006 einen Gesamtumsatz von ca. 11 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Zu den Dienstleistungen des Chemikalienhandels gehören: 58 Perspektive Chemiehandel x Lagerhaltung und Zusammenstellung der vom Kunden gewünschten Produktpalette von verschiedenen Produzenten; x Finanzierung durch Kauf der Ware auf eigene Rechnung und gegebenenfalls Gewährung von Warenkrediten an den Kunden; x den Einkauf von Großpartien beim Produzenten und den Verkauf in kleinen Einheiten (Kanister, Fässer, Säcke, Großpack-mittel usw.); x Anwendungsberatung zum vorbeugenden Schutz vor den spezifischen Gefahren der Chemikalien sowie zum optimalen Einsatz im Produktionsprozess; x Herstellung bedarfsgerechter Zubereitungen durch Destillation, Reduktion, Lösung, Vermengen, Mischen, Mahlen und Kristallisation. Bruker Optik FT-IR-Spektroskopie einfacher und kleiner Neben der Distribution von Industriechemikalien liegt die zweite Kernfunktion des Chemiehandels im Außen- und Spezialitätenhandel. Mit dem Begriff des Außenhändlers umschreibt die Branche traditionell den Chemiehändler, der grenz- und kontinentübergreifend Chemikalien in großen Mengen handelt. Er liefert direkt an Großverbraucher oder an regionale Händler. Der Import von chemischen Spezialitäten hat sich in den letzten Jahrzehnten ausgesprochen dynamisch entwickelt. Der Spezialitätenhandel kauft weltweit ein und liefert an Produzenten von Farben, Lacken, Klebstoffen, Papier, Kosmetika, Pharmazeutika, Wasch- und Reinigungsmittel, Lebensmitteln, Kunststoffen, Gummi, Elektronik u.s.w. Dabei rückt die Anwendungsberatung immer stärker in den Vordergrund. Tatsächlich verkauft der Spezialitätenhändler dem gewerblichen Verbraucher eine Dienstleistung, die aus dem Produkt, der Anwendungsberatung und der Finanzierung besteht. Wichtig für eine nicht unerhebliche Zahl von Firmen in zunehmendem Maße das chemiehandelsnahe Recycling. Letzteres ist auch ein Indiz für den Anspruch der Branche, verantwortlich mit Chemikalien umzugehen. ALPHA ist das kleinste Labor-FT-IR-Spektrometer der Welt Einfachste Bedienung: OPUS/MENTOR führt Sie Schritt für Schritt durch die FT-IR-Analysen Peter Steinbach gf. Vorstandsmitglied Verband Chemiehandel, Köln www.vch-online.de RockSolid: Robuste und zuverlässige Daten dank Bruker‘s patentiertem Interferometer Für die Analytik von Gasen, Flüssigkeiten und Feststoffen Flexibilität: FT-IR-Messungen in Transmission, ATR und Reflexion Das ALPHA ist nicht größer als ein Notizblock - und doch wird das kleinste FT-IR-Spektrometer der Welt eine große Rolle in Ihrer täglichen Analytik spielen. Das ALPHA kombiniert ein innovatives Bedienkonzept, zuverlässige und robuste Analytik - so, wie Sie es von Bruker erwarten. Lernen Sie das ALPHA und weitere Innovationen der Bruker Optik im Bereich der FT-IR/NIR-, Raman- und TD-NMR-Spektroskopie kennen. Bruker Optik GmbH Rudolf-Plank-Str. 27 76275 Ettlingen Tel. +49 7243 504 600 Fax. +49 7243 504 698 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen : www.brukeroptics.de FT-IR think forward 60 Scientists for Scientists Scientists for Scientists Kathrin Ziehe und Heinz-Hubert Fischer Chemikerinnen und Chemiker bei Kelly Scientific Resources (KSR) sind in der Personalbeschaffung, -auswahl und -beurteilung tätig. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Kundenberatung und strategisches Marketing. KSR ist der weltweit größte Personaldienstleister für naturwissenschaftliches und medizinisches Fachpersonal. Bei Kelly Scientific Resources arbeiten ausschließlich Naturwissenschaftler oder Mediziner, da die erklärte Firmenphilosophie „Scientists for Scientists“ zum Gütesiegel geworden ist. Ihr fachliches Wissen ermöglicht es den Mitarbeitern, die Bedürfnisse von Kunden und Bewerbern optimal in Einklang zu bringen. Des Kunden wirtschaftlicher Vorteil ist die erfolgreiche Karriere des Experten. Dieses Know-How bedeutet für den Bewerber eine optimale Betreuung, denn seine Qualifikation ist für uns kein Geheimnis. Unser eigener Background versetzt uns in die Lage, Life-Science Lebensläufe zu verstehen und richtig einzuschätzen. Als Chemiker sind Abkürzungen wie HPLC, GC-MS, GLP oder GMP keine kryptischen Symbole, sondern bereits im Studium vermittelte gängige Begriffe, deren Bedeutung sofort fassbar ist. Es passiert recht häufig, dass ein Kundenbesuch zu einem anregenden Fachgespräch über die aktuelle Forschung des Unternehmens wird, da das Herz immer noch für die Chemie und die artverwandten Wissenschaften schlägt. Positionen für Einsteiger und Profis Ein Schwerpunkt der Tätigkeit liegt im Bereich der klinischen Forschung. Hierbei besetzen wir gleichermaßen Positionen für Berufseinsteiger und „Alte Hasen“, beispielsweise vom Clinical Research Associate bis hin zur Geschäftsführung. Die langfristigen und internationalen engen Kontakte sowohl zu Pharmaunternehmen und Clinical Research Organizations (CROs), als auch zu zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen, bieten Bewerbern ein weites Spektrum an interessanten und herausfordernden Tätigkeiten. Scientists for Scientists 61 Im Bewerbungsverfahren werden Kandidaten über wichtige Details wie Unternehmenskultur und -politik vorab informiert und können so entscheiden, welches Unternehmen das bietet, was zu ihm oder ihr passt. Gerade hierbei spielen oft individuelle Veranlagungen bezüglich Arbeitszeit, persönlichem Ehrgeiz und Risikobereitschaft eine entscheidende Rolle und müssen im offenen Dialog zwischen Kandidaten und unserem Recruitment Consultant erarbeitet werden schließlich nimmt der Beruf im Leben einen großen Raum ein, in dem deshalb im beiderseitigen Interesse von Unternehmen und Bewerber die größtmögliche Übereinstimmung erzielt werden muss. Durch einen ständigen Kontakt zwischen Consultant und Entscheidungsträgern in den Unternehmen können die Möglichkeiten ausgelotet werden. Die weltweiten Aktivitäten von KSR mit Niederlassungen auf vier Kontinenten bieten eine enge, internationale Verzahnung, die es uns ermöglicht, selbst als Global Player unseren international agierenden Kunden überall mit der passenden, an Ländergegebenheiten angepassten Personaldienstleistung zur Seite zu stehen, aber eben auch international verfügbarer Ansprechpartner unserer Bewerber zu sein. Häufig werden Stellenanzeigen bereits vor ihrer Veröffentlichung an uns gegeben, so dass wir aus unserer gewaltigen Bewerberdatenbank direkt den richtigen Fachexperten ansprechen können. Dienstleistung für Kunden Die andere Seite unserer Arbeitsaufgaben betrifft die Kundenbetreuung. Das visionäre Erschließen neuer Geschäftsfelder ist ein wichtiger Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Die umfangreiche Kenntnis der Märkte ist dabei unerlässliche Voraussetzung. Auch hier setzt KSR auf die Fachkenntnis des Sales Consultant, denn genau wie bei der Bewertung der Qualifikation des Bewerbers muss das Bedürfnis des suchenden Unternehmens exakt erfasst werden. Zunächst findet eine ausführliche Beratung statt, in der unter anderem die Strategie festgelegt wird, den richtigen Bewerber zu finden. Diese muss individuell auf die zu besetzende Position zugeschnitten sein. Ebenso muss jeder Consultant vor Ort auch den Kunden hinsichtlich der Art der Personaldienstleistung beraten. Kelly Services, von dem Kelly Scientific Resources ein Unternehmensbereich ist, besitzt unter anderem eine Genehmigung der Agentur für Arbeit zur Arbeitnehmerüberlassung. Als assoziiertes Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Zeitarbeit halten wir uns an einen bundeseinheitlichen – auch mit den Gewerkschaftsverbänden – ratifizierten Tarifvertrag und stehen bei unseren Mitarbeitern in dem Ruf, die besten Löhne in der Branche zu zahlen. Bei der Festvermittlung ist der Kunde der Arbeitgeber. Beim Staff Leasing und bei der Arbeitnehmerüberlassung ist KSR Arbeitgeber und der Mitarbeiter wird beim Unternehmen eingesetzt. Für den Kunden eröffnen sich hier unterschiedliche 62 Scientists for Scientists Arten für die Personalabrechung. Im Staff Leasing kann der Mitarbeiter aus Projektmitteln gezahlt werden und zählt nicht zum Head Count des Unternehmens. Die klassische Arbeitnehmerüberlassung erhöht die Flexibilität auf beiden Seiten und wird immer attraktiver, da auch viele Mitarbeiter nicht mehr ein Leben lang in eingefahrenen Gleisen wandeln möchten. Im Rahmen der Projektarbeit eröffnen sich ständig neue Herausforderungen, die Abwechslung verheißen. Für den Berufseinsteiger ist es oft eine gute Gelegenheit, in ein Berufsfeld hineinzuschnuppern, da das Risiko für beide Seiten gering ist. In einem Markt, in dem die Arbeitswelt immer mehr Flexibilität und Mobilität verlangt, sind hier auch flexible Vertragsmodelle zur Regelung von Arbeit auf einer gerechten Grundlage erforderlich. Derzeit arbeiten in Deutschland bei Kelly Scientific Resources, das zu den Fortune 500 Unternehmen gehört, neben anderen Naturwissenschaftlern drei Chemikerinnen, ein Chemiker und zwei Chemieingenieurinnen. Kathrin Ziehe Kelly Scientific Resources, München Die Autorin studierte Chemie an der TU Bergakademie Freiberg. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Chemikerin absolvierte sie ein Zusatzstudium zur Betriebswirtin (WA) mit Schwerpunkt Personalmarketing. Sie arbeitete in der Kundenbetreuung und -gewinnung und sammelte vielseitige Erfahrungen in den Bereichen Spezialrekrutierung, Auswahl und Vermittlung von Personal. Neben der Personalrekrutierung ist sie als Account Managerin auch für die besondere Betreuung unserer Kunden verantwortlich. Nach sechs Jahren in der Niederlassung in Köln arbeitet sie seit Anfang 2007 in der Münchner Niederlassung als Recruitment Consultant und Account Manager. Dr. Heinz-Hubert Fischer Kelly Scientific Resources, Köln Der Autor studierte Chemie an der Universität zu Köln und fertigte dort 2002 seine Diplomarbeit in Anorganischer Chemie an. Dann wechselte er an die Technische Universität Clausthal, wo er thermische Untersuchungsmethoden an korrosiven Schmelzen zur Optimierung von Fertigungsprozessen entwickelte. Anschließend promovierte er bis Februar 2007 an der Universität zu Köln im Bereich der Festkörper- und Koordinationschemie. Seitdem arbeitet er bei KSR im Bereich Direct Search, Research und im Recruitment. Mehr als verkaufen – Chemiker im technischen Vertrieb 63 Mehr als verkaufen – Chemiker im technischen Vertrieb Oliver Steck Ein Anbieter von Produkten und Services für die Wirkstofffindung, beschreibt die Arbeit eines „Account Executive“ so: „In seinem Vetriebsgebiet akquiriert er neue Kunden, baut das Geschäft mit bestehenden Kunden aus und trägt so zum Erfolg des Unternehmens bei.“ Aber was steckt dahinter? Ein Vertriebsmitarbeiter muss kundenspezifische Probleme genau verstehen und angemessene Lösungen darauf entwickeln und kommunizieren. Dies geschieht beispielsweise im Vertrieb wissenschaftlicher Software in enger Zusammenarbeit mit einem Applikationsspezialisten, der die Kunden in der so genannten PreSales-Phase – in der Phase vor Vertragsabschluss – wissenschaftlich-technisch betreut. Dabei unterstützt der Applikationsspezialist den Kunden bei technischen Evaluationen und wirkt bei der Definition des Software-Lizenzumfangs maßgeblich mit, während der Vertriebsmitarbeiter Angebote und Verträge ausarbeitet und mit dem Kunden verhandelt. Auch nach Geschäftsabschluss unterstützt der Applikationsspezialist zusammen mit seinen Kollegen des technischen Supports den Kunden dabei, den maximalen Nutzen aus der lizensierten Software zu ziehen. Nach wie vor ist dabei der Vertriebsmitarbeiter Hauptansprechpartner für den Kunden. Besonders hohen Aufwand bei Akquisition, Vertragsverhandlungen und Projektmanagement erfordern Informatikprojekte, die extra auf Kundenanforderungen hin maßgeschneidert werden. Das können elektronische Laborjournale sein oder Lösungen zum integrierten Wissensmanagement von Daten aus z. B. Proteinstrukturen, Screening, virtuellem Docking oder Struktur-Aktivitätsdaten. Der Vertriebsmitarbeiter koordiniert hier vor allem die Aktivitäten bis zum Vertragsabschluss und hat dabei mit den Entwicklungsabteilungen, dem Business Development, Rechtsanwälten und dem Projektmanagement zu tun. Zuhören können Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten sind für einen Vertriebsspezialisten ein absolutes Muss. Dies bedeutet nicht nur mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit sowie Präsentationssicherheit in deutscher und englischer Sprache. Bei- 64 3con Mehr als verkaufen – Chemiker im technischen Vertrieb nahe noch wichtiger ist die Fähigkeit, aktiv zuhören zu können. Das bedeutet, dass sich der Vertriebsmitarbeiter zuerst die Probleme des Kunden anhört und sie versteht, bevor er versucht, ihn von seinem Produkt zu überzeugen. Dem Kunden ungefragt Produkte oder Services anzupreisen, zeugt von schlechtem Stil und führt in der Regel nur ein Mal zum Erfolg. Das Sales Management erwartet regelmäßige Rückmeldungen von den Vertriebsaktivitäten. Das heißt, der Mitarbeiter schätzt die eigenen Umsatzerwartungen (Forecasting) möglichst realistisch ab und vergleicht sie mit den persönlich gesetzten Zielen. Dies dient dazu, dass das Unternehmen planen und Wachstumspotenziale richtig einschätzen kann. Zudem stimmt der Mitarbeiter die eigenen Aktivitäten mit denen der Vertriebskollegen ab. Besondere Aufmerksamkeit verlangen die Großkunden (Key Accounts), die überwiegend global aufgestellt sind. Das internationale Account Management ist daher ein wichtiger Tätigkeitsbereich für den technischen Vertrieb. Das bedeutet erhöhten Abstimmungsbedarf der Vertriebsmitarbeiter untereinander, denn jeder Vertriebsmitarbeiter muss in der Regel in der Lage sein, Großkunden professionell zu betreuen. Was kommt zurück? Zugegebenermaßen erfordert die Tätigkeit im technischen Vertrieb viel Energie und persönlichen Einsatz, nicht zuletzt wegen des Reiseaufkommens. Mitarbeiter verbringen in Spitzenzeiten bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit außerhalb des Büros, vor allem bei Kunden, aber auch auf Konferenzen und auf Messen. Erfolgreiche Vertriebsmitarbeiter sind aber innerhalb des Unternehmens gut sichtbar, haben deshalb sehr gute Karrierechancen und Aussicht auf ein entsprechendes Gehalt. Zudem ist die Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen im internationalen Umfeld persönlich bereichernd und bietet viele Möglichkeiten, dazuzulernen und an seinen Aufgaben zu wachsen. Dr. Oliver Steck Biomax Informatics AG, Martinsried www.biomax.com connection, conception, conversion Die 3con Management Consultants GmbH begleitet als Beratungsmanufaktur für höchste Ansprüche Klienten vornehmlich aus der Chemie- und Prozessindustrie bei der stetigen Weiterentwicklung der Konzernstrukturen. Wir stützen uns dabei auf langjährige persönliche Erfahrung aus der Begleitung vielfältiger Aufgabenstellungen im tief greifenden Wandel der Branche und stehen mit unserem Namen für die strategischen und operativen Herausforderungen des Top-Managements: x Connection: Verbindung aller zur Bewältigung komplexer Aufgaben erforderlichen Parteien und Perspektiven x Conception: Ganzheitlich in den individuellen Kontext eingepasste Lösungskonzepte x Conversion: Nachhaltige Veränderung durch Unterstützung vom Konzept bis zur operativen Verankerung Wir bearbeiten dabei individuelle Aufgabenstellungen, die häufig jenseits des klassischen Beraterportfolios angesiedelt sind, und von Standort- und Servicekonzepten bis zur vertraglichen Umsetzung eines Outsourcings reichen. Unsere Klienten erwarten dabei Erfahrung und „Stallgeruch“ aus Chemieunternehmen ebenso wie die Verbindung von Strategieverständnis mit Praxisnähe und die Kombination von Beratungskompetenz mit Fachverständnis. Zur Bewältigung dieser Aufgaben benötigen wir Mitarbeiter, die herausragende intellektuelle und soziale Fähigkeiten mit einer authentischen und pragmatischen Persönlichkeit verbinden. Hierbei erwarten wir von einem Berufseinsteiger mit exzellentem naturwissenschaftlichem Hintergrund den Willen und das Potenzial, schnell in das Anforderungsprofil hineinzuwachsen. Wir bieten neben den Herausforderungen einer Top-Managementberatung mit höchsten Ansprüchen an Leistung und Performance ein inspiratives und individuell geprägtes Arbeitsumfeld mit weitestgehender Flexibilität und einem Höchstmaß an persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Falls Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung als Managementberater (m/w). Kontakt: Frau Britta Jonas-Wichmann (Recruiting), 3con Management Consultants GmbH, Rheinallee 4b, 53173 Bonn, [email protected], www.3con-consultants.de 66 Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker Der Arbeitsmarkt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Er wird einerseits durch die gegenwärtige Wirtschaftslage bestimmt und andererseits durch die Anzahl der Absolventen, die neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Im Jahr 2007 sorgten die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland und die geringen Absolventenzahlen gleichermaßen für sehr gute Startbedingungen. Die meisten Chemieabsolventen hatten nach Diplom oder Promotion keine große Mühe, eine geeignete Stelle zu finden. Demgegenüber mussten potenzielle Arbeitgeber erheblich mehr Aufwand betreiben, um ihre Stellen zu besetzen. Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker 67 Wer realistisch einschätzt, welche Kriterien bei ihm eher ein Plus oder ein Minus sind, hat schon eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Neben den fachlichen Kriterien sollten sich Absolventen aber auch über ihre beruflichen Wünsche in Klaren werden: x Bin ich bereit, meinen Wohnort zu wechseln oder für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen? x Erscheint mir eine Tätigkeit, bei der ich viel reisen muss und vielleicht tagelang unterwegs bin, als abwechslungsreich oder als Zumutung? x Sind unregelmäßige Arbeitszeiten für mich akzeptabel? Während sich die Konjunktur und damit die Zahl der freien Stellen schnell ändern kann, weisen die langjährigen statistischen Daten der GDCh darauf hin, dass die Absolventenzahlen in den kommenden Jahren noch auf geringem Niveau bleiben werden. Dies ist für all diejenigen, die sich im Moment am Ende des Studiums oder in der Promotion befinden, eine günstige Situation. Wer also demnächst oder in naher Zukunft seine Ausbildung abschließt, hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. x Möchte ich in Zukunft noch Zeit im Labor verbringen oder nicht? x Möchte ich täglich mit vielen verschiedenen Kunden umgehen oder eher mit einer überschaubaren Anzahl vertrauter Kollegen? x Kann ich ein Projekt, etwa eine Veranstaltung gut organisieren und viele Dinge auf einmal im Auge behalten oder kümmere ich mich lieber um einen Teilaspekt, den ich dann in allen Details ausarbeite? Chemikern stehen viele Berufsmöglichkeiten offen. Die Entscheidung darüber, welchen Weg sie gehen wollen, kann ihnen aber niemand abnehmen. Was für den Kommilitonen oder Labornachbarn das Richtige ist, muss für einen selbst noch lange nicht der Traumjob sein. Und keinesfalls sollte man den ersten beruflichen Schritt dem Zufall überlassen und das nehmen, was sich als erstes bietet. Dabei sollte man auch ruhig auch einmal Freunde oder Verwandte nach deren Einschätzung fragen. Nur wer weiß, was er kann und was er will, kann sich gezielt bewerben und nicht irgendeinen, sondern tatsächlich DEN Arbeitsplatz finden, an dem man sich nicht nur wohlfühlt, sondern auch das eigene Potential optimal einsetzen und gute Ergebnisse erzielen kann. Egal, ob der Arbeitsmarkt gut oder schlecht ist, vor dem Start irgendwelcher Bewerbungsaktivitäten sollte also eine Bestandsaufnahme der individuellen Stärken, Schwächen und beruflichen Ziele erfolgen. Folgende Fragen sollten sich Bewerber zum Beispiel selbstkritisch stellen: Wie in der Vergangenheit wird es auch in Zukunft immer wieder Phasen geben, in denen vielen Bewerbern wenige Stellenangebote gegenüberstehen werden und der Berufseinstieg schwierig sein wird. Dann wird es umso wichtiger sein, nicht einfach massenweise Bewerbungen zu verschicken, sondern mit einer individuellen Strategie die persönlichen Nischen zu finden. x Wie sind die Noten und die Studiendauer? Sind sie im Vergleich zu Absolventen der eigenen und anderer Hochschulen besser oder schlechter? (Studiendauern und Examensnoten aller deutschen Universitäten werden übrigens von der GDCh erfasst und veröffentlicht (www.gdch.de/statistik)). x Sind einsetzbare Fremdsprachenkenntnisse vorhanden oder müssten Schulkenntnisse grundlegend aufgefrischt werden, um in der Fremdsprache kommunizieren zu können? x Wurden Firmenpraktika oder Auslandsaufenthalte absolviert? x Welche zusätzlichen Fachkenntnisse oder Fortbildungen liegen vor? x Gibt es außeruniversitäre Aktivitäten, die beruflich von Nutzen sein könnten? Wie immer der Arbeitsmarkt sich darstellt, die breite Ausbildung, die das Studium vermittelt, verschaffen Chemikern diverse Möglichkeiten der Berufsausübung, von denen einige Beispiele auf den vorangegangenen Seiten vorgestellt wurden. Nützliche Internet-Adressen für Chemikerinnen und Chemiker Chemikerinnen und Chemiker sind nicht nur in der chemischen Industrie, sondern in den verschiedensten Branchen und Aufgabenfeldern erfolgreich. Auch bieten nicht nur Großunternehmen Arbeitsplätze für Chemiker an. Nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) gibt es in Deutschland rund 2.000 Chemieunternehmen. Rund 90% davon gehören zu den sogenannten 68 Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker KMUs (Klein- und Mittelständische Unternehmen), die in der Regel weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen. Grund genug also, sich nicht nur bei den „Großen“ der Branche zu bewerben, sondern auch kleinere Unternehmen in die Bewerbungsaktivitäten einzubeziehen. Zwar ist der Personalbedarf in einem kleinen Unternehmen naturgemäß nicht so hoch wie in einem Großkonzern. Auch sind sie oft wesentlich spezieller ausgerichtet, so dass sich nicht jedes Unternehmen für jeden Chemieabsolventen eignet. Andererseits erhalten diese Firmen auch wesentlich weniger Bewerbungen, was nicht nur an speziellen Anforderungen, sondern auch am geringeren Bekanntheitsgrad liegt. Damit bieten KMUs eine interessante Alternative für Absolventen, die abseits der global agierenden Großkonzerne ihr Berufsfeld suchen. Einige für die Suche nach potenziellen Arbeitgebern nützliche wwwAdressen sind hier aufgelistet. www.chemcompass.de Diese Firmendatenbank der chemischen Industrie, die unter Mitherausgeberschaft von VCI (Verband der Chemischen Industrie) und VCH (Verband Chemiehandel) betrieben wird, enthält inzwischen über 3.000 Hersteller- und Händlereinträge. Dort lassen sich etwa Firmen finden, die bestimmte Produkte bzw. Chemikalien herstellen oder vertreiben. Wer sich z.B. in seiner Diplomarbeit oder Promotion mit Pigmenten oder deren Vorstufen befasst hat, kann nach Herstellern oder Händlern dieser Substanzen recherchieren und findet damit geeignete Adressaten seiner Bewerbungen. Auch nach Unternehmen in einem definierten Postleitzahlenbereich kann gesucht werden. Meist führt ein Link direkt zur Homepage des entsprechenden Unternehmens und damit zu weiteren Informationen. www.biosme.de Mehr als 600 Adressen von Unternehmen, die sich im weitesten Sinne mit Biotechnologie beschäftigen, führt die DECHEMA in ihrem Firmenatlas Biotechnologie. Auch hier kann über Suchfunktionen nach Substanzen oder Regionen recherchiert werden. www.vci.de und www.vch-online.de Sowohl VCI als auch VCH haben ihren Mitgliedsfirmen mitsamt Links auf ihren Internet-Seiten veröffentlicht. Im Fall des VCI führen auch seine Fachverbände und Fachvereinigungen zu weiteren Linklisten der jeweiligen Mitgliedsunternehmen. Stellensuche für Chemikerinnen und Chemiker 69 www.meinestadt.de Eine wertvolle Hilfe für alle, die in einer bestimmten Region eine Stelle suchen. Nach Eingabe der jeweiligen Stadt findet man unter „Branchenbuch“ und „Hersteller und Industrie“ Unternehmen der verschiedenen Branchen. www.gdch.de/links/firmen.htm (Links zu anderen) www.gdch.de/ks/service/joblink.htm (Links rund um den Arbeitsmarkt) www.gdch.de/jobs (Stellenliste „Industrie und öffentlicher Dienst“) Nicht zuletzt hat die GDCh auf ihren Seiten „Links zu anderen“ und „Links rund um den Arbeitsmarkt“ diverse Chemieunternehmen, Verlage und Organisationen aufgelistet, die Stellen für Chemikerinnen und Chemiker ausschreiben. Und in der GDCh-Stellenliste „Industrie und öffentlicher Dienst“ finden sich Stellen von Großunternehmen ebenso wie von klein- und mittelständischen Firmen. Dr. Karin Schmitz GDCh-Karriereservice und Stellenmarkt www.gdch.de/karriere 70 Inserentenverzeichnis Inserentenverzeichnis Seite Wiley-VCH 4 Roland Berger Strategy Consultants 15 DSM Fine Chemicals Austria 23 Merck 31 UIC GmbH 40 Uexküll & Stolberg Patentanwälte 51 Bruker Optik 59 3Con Management Consultants 65 Bayer 73 Sanofi-Aventis Deutschland (letzte Umschlagseite) 74 Karriereservice und Stellenmarkt Stellenmarkt für Chemikerinnen und Chemiker – in den „Nachrichten aus der Chemie“ und Online unter www.gdch.de/stellen Informationen rund um Arbeitsmarkt und Beruf Bewerberdatenbank für Fach- und Führungskräfte aus allen Bereichen der Chemie Bewerbungsseminare und -workshops Jobbörsen und Vortragsveranstaltungen Rechtsberatung Gehaltsumfrage GDCh-Karriereservice und Stellenmarkt Postfach 90 04 40 60444 Frankfurt am Main www.gdch.de/karriere Tel. Fax E-Mail 069 7917-665 069 7917-322 [email protected] 72 Gesellschaft Deutscher Chemiker Lebens Retterin Gesellschaft Deutscher Chemiker Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ist die größte chemiewissenschaftliche Fachgesellschaft Kontinentaleuropas mit rund 28.000 Mitgliedern aus Hochschule, Industrie, Behörden und freier Tätigkeit. Sie fördert die Chemie in Lehre, Forschung und Anwendung und engagiert sich für Verständnis und Wissen von Chemie und chemischen Zusammenhängen in der Öffentlichkeit. Die GDCh wurde 1949 als gemeinnütziger Verein gegründet und knüpft an die Tradition ihrer Vorläuferorganisationen - der 1867 gegründeten Deutschen Chemischen Gesellschaft und des 1887 entstandenen Vereins Deutscher Chemiker - an. Die GDCh vereint die den chemischen und molekularen Wissenschaften verbundenen Menschen und unterstützt sie in ihrem verantwortungsvollen und nachhaltigen Tun zum Wohle der Allgemeinheit und unseres Lebensraums. Zu diesem Zweck x fördern wir die wissenschaftliche Arbeit, Forschung und Lehre, unter Aufrechterhaltung höchster Ansprüche an Qualität und Integrität, sowie den Austausch und die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis; x unterstützen wir die Schaffung von Netzwerken, die transdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit und die kontinuierliche Weiterentwicklung von Ausbildung und Fortbildung in Schule, Hochschule und im beruflichen Umfeld; x Dr. Esther Johnson, Laborleiterin im Bereich Drug Discovery, verfolgt täglich ein Ziel: Die Welt ein bisschen besser zu machen. Diese Leidenschaft ist es, die uns verbindet und uns die Suche nach dem Neuen niemals aufgeben lässt. Wir nennen es den BayerSpirit. Wenn auch Sie ihn spüren, ist es höchste Zeit, zu uns zu kommen. suchen wir den intensiven und konstruktiven Dialog mit der Öffentlichkeit zur Stärkung des Verständnisses von Chemie und chemischen Zusammenhängen; x bringen wir unsere Expertise aktiv und nachhaltig in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft durch offene Kommunikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern ein; x agieren wir unabhängig, kontinuierlich und mit nachhaltiger Wirkung, eingebunden in die internationale Gemeinschaft der Naturwissenschaftler, zum Wohle der Gesellschaft unter Berücksichtigung der Erwartungen zukünftiger Generationen. CropScience HealthCare Business Services MaterialScience Technology Services www.myBayerjob.de Mit Engagement in die Zukunft. Wachsen Sie mit uns zusammen! Wir suchen Naturwissenschaftler! Starten Sie mit uns im Direkteinstieg als Werkstudent/in als Praktikant/in oder schreiben Sie Ihre Abschlussarbeit mit sanofi-aventis in Deutschland. Sanofi-aventis ist ein weltweit führendes pharmazeutisches Unternehmen, das mit Niederlassungen in über 100 Ländern für die ständige Verbesserung von Gesundheit und Lebens-qualität der Menschen arbeitet. Unsere Kernbereiche: • Herz-Kreislauf / Thrombose • Stoffwechsel / Diabetes • Krebs • Innere Medizin • Zentrales Nervensystem • Impfstoffe AVS 903 08 008 In Deutschland arbeiten 10.000 Menschen in der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente, produzieren Wirkstoffe, fertigen und vermarkten Arzneimittel für Millionen Menschen weltweit. Sanofi-aventis steht als vertrauensvoller Partner für den medizinischen Fortschritt. Finden auch Sie die passende Herausforderung bei uns. Aktuelle Stellenanzeigen und die Möglichkeit für Ihre Initiativbewerbung finden Sie unter www.sanofi-aventis.de/karriere Besuchen Sie uns im Internet www.sanofi-aventis.de