Mit Laser zu mehr Durchblick

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GESUNDHEIT | MM42, 12.10.2015 | 7
Gute Aussichten: Der Laser formt
die Hornhaut so, dass das Auge
wieder scharf sieht.
Augen
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Mit Laser
zu mehr
Durchblick
Bewegung fördern wir.
Aber den Gang zum Briefkasten
können Sie sich gerne sparen.
Fast drei von vier Menschen haben Sehprobleme. Diese
lassen sich operativ leicht beheben, denn für fast alle
Arten von Fehlsichtigkeit gibt es die passende Lösung.
Text: Thomas Vogel
Bild: PD
R
und sechs Millionen
Menschen in der
Schweiz benötigen eine
Sehhilfe. Dabei ist die
Brille nach wie vor die häufigste
Art, einen Sehfehler zu korrigieren. «Moderne und individuell angepasste Brillengläser
gibt es heute für nahezu jede
Gelegenheit und jedes Sehbedürfnis», sagt Christian Stebler,
Zentralpräsident des Schweizer
Optikerverbands (SOV).
Doch nicht jeder Mensch
kann sich damit anfreunden,
den Rest des Lebens mit einem
Nasenvelo zu verbringen. Rund
1,5 Millionen Leute setzen deshalb auf Kontaktlinsen. Nur gut
ein Zehntel von ihnen verlässt
sich aber allein auf diese Sehhilfe. Alle andern tragen auch
eine Brille, wie eine Untersuchung des SOV zeigt.
Wer keine Brille will, Linsen
nicht verträgt oder keine Lust
auf das morgendliche Gefummel, die Beschränkung der Tragzeit oder die peniblen Hygienevorschriften hat, für den gibt es
Alternativen. Nämlich Operationstechniken wie die Laserbehandlung oder das Einsetzen
von Kunstlinsen. Beides sind
Starke Leistung macht den Unterschied:
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8 | MM42, 12.10.2015 | GESUNDHEIT
Überblick
Vergleich
Diese Fehlsichtigkeiten
sind am häufigsten
Mit Laser behandeln oder
Linsen implantieren?
Kurzsichtigkeit
(Myopie)
Kurzsichtige sehen zwar gut in
der Nähe, ferne Objekte sind für
sie jedoch unscharf. Betroffen
sind etwa 35 Prozent aller Europäer. Bei Myopie besteht die
Gefahr einer Netzhautablösung.
Deshalb sollten Kurzsichtige ein
Mal im Jahr beim Augenarzt den
Augenhintergrund untersuchen
lassen. Starke Kurzsichtigkeit
kann auch zu einer Makuladegeneration führen, einer Netzhautschädigung im Bereich des
gelben Flecks (Macula lutea).
Übersichtigkeit
(Hyperopie)
Bei dem umgangssprachlich
Weitsichtigkeit genannten
Sehfehler ist der Augapfel zu
kurz. Deshalb erscheinen
Gegenstände in der Ferne scharf,
in der Nähe unscharf. Hyperopie
ist vor allem genetisch bedingt
und kann unbehandelt zum
Schielen führen. Wichtig: Schielen sollte bei Kindern unbedingt
im Vorkindergartenalter abgeklärt und behandelt werden.
Nur so lässt sich verhindern, dass
die Sehkraft auf einem Auge
komplett verloren geht.
Alterssichtigkeit
(Presbyopie)
Sie trifft ab 45 Jahren praktisch je-
den, egal ob Mann oder Frau.
Fachgebiete des Augenarztes
Myron Kynigopoulos.
Was genau ist unter einer
Laserbehandlung zu verstehen?
«Im Prinzip formen wir mit
einem Lichtmesser, also einem
ultraschnellen Lichtimpuls, die
Hornhaut auf dem Auge so, dass
sie Bilder wieder korrekt auf der
Netzhaut im Augenhintergrund
abbilden kann», erklärt der
Experte. Das sei ideal für Kurzsichtige mit Sehschwächen bis
etwa –8 Dioptrien.
Es gibt verschiedene Vorgehensweisen. «Wichtig bei allen
ist ein steriles Vorgehen und eine
Presbyopie ist eine nachlassende
Elastizität der Linse. Meist verringert sich die Sehkraft im
Nahbereich langsam von leicht
unscharf (+0,75 Dioptrien), bis im
Alter von 55 bis 60 Jahren das
Maximum erreicht ist. Lesen ohne
Sehhilfe ist dann nicht mehr
möglich. Menschen mit Kurzsichtigkeit bis etwa –3 Dioptrien
haben oft den Vorteil, auch im
Alter ohne Lesebrille auszukommen. Sie müssen lediglich das
Schriftstück in den Bereich des
Fernpunkts des Auges halten,
also im Abstand von 30 bis 35
Zentimeter, und gegebenenfalls
ihre Fernsichtbrille ablegen.
Linsenimplantation
Laserbehandlung
Kosten
4000 bis 5000 Franken
pro Auge
2500 bis 4000 Franken
pro Auge, je nach
Methode und Klinik
geeignet
für
Korrektur höher als
–8 Dioptrien oder bei
einer dünnen Hornhaut.
Ältere Personen mit
grauem Star.
unter 50-Jährige.
Korrekturen bis
–8 Dioptrien.
Vorteile
• neuste Generation
Linsen sehr gut verträglich
• Operation reversibel
• schmerzfreie Operation
• jahrelange Erfahrung
• macht Sehhilfen meist
überflüssig
• korrigiert auch grosse
Weit- und Kurzsichtigkeit
• macht Sehhilfen meist
überflüssig
• schnell durchgeführt
• schmerzfrei
• bereits nach einem Tag
volle Sehleistung
• sehr kleines Infektionsrisiko
Nachteile
• teurer als Laserkorrektur
• in seltenen Fällen
erhöhte Blendempfindlichkeit
• bei zwei Prozent der
Patienten kommt es als
Folge der Operation
innerhalb von zehn
Jahren zu einer Linsentrübung
• Eingriff an einem
gesunden Organ
• als einmalige Investition
eher teuer
• technisch aufwendig
• Nebenwirkungen wie
trockene Augen, Ringoder Sternenschein
(Blendungen) können
auftreten
• Eingriff an einem
gesunden Organ
Stabsichtigkeit
(Astigmatismus)
Menschen mit einer Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung)
sehen unscharf und verzerrt. Bei
ihnen ist die Hornhaut nicht glatt
gerundet, sondern verformt.
Dadurch entstehen mehrere
Bilder auf verschiedenen Ebenen
vor und hinter der Netzhaut, und
Punkte werden als Stäbchen
wahrgenommen. Rund 40 Prozent der Menschen haben einen
leichten Astigmatismus von
0,5 Dioptrien oder weniger.
Bei einer höheren Abweichung
ist eine Korrektur sinnvoll, denn
unbehandelt leiden Stabsichtige
häufig unter Kopfschmerzen
oder Augenbrennen.
gute Vor- und Nachbehandlung»,
betont der Berner Augenarzt. Die
älteste Methode heisst Photorefraktive Keratektomie (PRK).
Dabei trennt der Operateur mit
einem scharfen Schaber die
oberste Schicht der Hornhaut,
das sogenannte Epithel, ab und
behandelt mit dem Laser die darunterliegende Hornhautschicht.
«PRK wird nicht mehr häufig angewendet», sagt dazu Kynigopoulos. Diese Methode ist relativ
schmerzhaft, und bei grosser
Fehlsichtigkeit besteht die Gefahr einer Narbenbildung auf der
Hornhaut.
Einschrän- Kammer muss genügend
kung
Platz bieten
Am häufigsten angewendet wird
heute die Femto-Lasik-Methode. Dabei schneidet ein Laser
einen sogenannten Flap, eine
Art Deckel, aus dem Epithel, der
nach der Operation wieder zurückgeklappt wird. Ein weiterer
Laser formt dann die Hornhaut.
«Diese Methode ist äusserst
präzise. Für den Patienten gilt
es, danach das Auge zu schonen
und für einige Woche etwa auf
Extremsport zu verzichten –
bis der Flap wieder stabil
verheilt ist», sagt der Augenarzt. Nebenwirkungen der
Lasik-Methode können trocke-
Keine Hornhauterkrankung, kein schwerer
Diabetes.
ne, gerötete und schmerzende
Augen sein.
Die neusten Methoden, wie
C-Ten oder Trans-PRK, funktionieren berührungslos. Der Laser
trägt dabei die oberste Schicht
auf der Hornhaut ab und formt
diese so, dass sie das Licht
wieder korrekt einfängt. Kein
Gerät kommt in Kontakt mit
dem Auge. Beide Behandlungsarten gelten als sehr sicher und
dauern nicht einmal eine Minute. Während der Wundheilung
muss mit leichten Schmerzen
und verschwommenem Blick
gerechnet werden.MM
GESUNDHEIT | MM42, 12.10.2015 | 9
Interview
Das zahlt
die Krankenkasse
«Auch Ärzte lassen sich
ihre Augen lasern»
Die Grundversicherung bezahlt
für Kinder und Jugendliche bis
zum vollendeten 18. Lebensjahr
Selbstverständlich würde auch er sich einem Laser-Eingriff unterziehen,
sagt der Augenspezialist Myron Kynigopoulos. Die damit verbundenen
Risiken und Vorbehalte verschweigt er nicht.
Interview: Thomas Vogel
Myron Kynigopoulos, wem
empfehlen Sie Kunstlinsen und
wem eine Laserbehandlung?
Ich empfehle allen, die jünger
als 50 sind, die Laserbehandlung. Ist aber die Korrektur
höher als –8 Dioptrien, das
Einsetzen einer Zusatzlinse. Ein
Ersatz der eigenen Linse ist vor
allem für ältere Personen
interessant, wenn man damit
den grauen Star und die Alters
sichtigkeit korrigieren kann.
Würden Sie Ihre Augen lasern
lassen?
Natürlich. Ich kenne etliche
Augenärzte, die gelasert sind.
Wie gross ist das
Komplikationsrisiko?
Laseroperationen am Auge
zählen weltweit zu den sichersten Eingriffen. Dennoch kann
es zu Komplikationen wie einer
Infektion kommen. Das trifft
zum Glück weniger als 1 von
3000 Patienten. Sogar das
Tragen von Kontaktlinsen birgt
ein höheres Infektionsrisiko.
Geben Sie den Patienten
prophylaktisch Medikamente?
Wir verschreiben eine Woche
Antibiotika, um das Infektionsrisiko weiter zu senken.
Lehnen Sie auch Patienten ab?
Wir lasern keine Patienten unter
20 Jahren. Auch müssen sie seit
mindestens zwei Jahren eine
stabile Fehlsichtigkeit haben
und keine schwere Erkrankung.
Bei Diabetikern und Rheumakranken ist die Wundheilung
verschlechtert. Schwangere
Frauen sind ebenfalls ausgeschlossen, da sie keine Antibiotika nehmen sollten.
Nach einer Laserbehandlung
oder dem Einsetzen von
Kunstlinsen ergeben sich
offenbar Probleme mit der
Nachtsicht.
Mit den alten Methoden war
das tatsächlich ein Problem. Das
lag daran, dass der korrigierte
Bereich an der Hornhaut kleiner
war, als die nachts völlig geöffnete Pupille. Das bedeutete,
dass man zwar in der Mitte
scharf sah, aber das Licht sich
am Rand falsch brach, was zu
sogenannten Halos führte, also
einem störenden Ring um
Lichtquellen. Mit den neuen
Methoden ist der korrigierte
Bereich mindestens so gross
wie die Pupille. So kommen
diese Nachtprobleme praktisch
nicht mehr vor. Dasselbe gilt für
Kunstlinsen.
Im Ausland sind Laserbehandlungen teils deutlich
günstiger. Was sagen Sie dazu?
Es gibt im Ausland sehr viele
seriöse Institute, die aber auch
ihren Preis haben. In der
Nachbehandlung sehen wir
jedoch immer wieder problematische Fälle – solche, die wir
nicht gelasert hätten. Oftmals
sind Augenärzte im Ausland
deutlich lockerer beim
Entscheid, wen sie operieren
und wen nicht. Darum ist es
auch im Ausland wichtig, sich
an eine ausgewiesene Fachklinik
zu halten.
Kann ich nach einer
Laserbehandlung wieder
normal Sport treiben?
Ja. Nach der Operation sollte
man allerdings etwa zwei
Wochen auf Kontakt- und
Ballsportarten verzichten.
Joggen, Velofahren oder moderates Fitnesstraining sind
jedoch bereits eine Woche nach
der Behandlung kein Problem
mehr.MM
Myron Kynigopoulos (40) ist
Standortleiter Augen und Augenlaser an der Pallas-Klinik in Bern.
einen jährlichen Beitrag von
180 Franken an Brillengläser und
Kontaktlinsen auf Rezept.
In Spezialfällen, bei denen Kontaktlinsen eine deutliche Verbes-
serung gegenüber Brillen ermöglichen sowie bei schweren Fällen
von Kurz- oder Weitsichtigkeit
zahlt die Krankenkasse alle zwei
Jahre 270 Franken. Die Krankenkassen übernehmen die Vorsorgeund Kontrolluntersuchungen beim
Augenarzt unabhängig vom Alter.
Katarakt-Operationen, also
Linsenersatz bei grauem Star,
werden normalerweise von der
Grundversicherung gedeckt.
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