Präanalytik in der Harnanalytik Dr. Anna Habringer Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik - AKh Linz Leitung: Prim. Dr. H. Stekel Was ist „Präanalytik“? Folie 2 Grundvoraussetzung… …für eine aussagekräftige labormedizinische Untersuchung ist, dass der in der untersuchten Körperflüssigkeit in vivo vorhandene Zustand der Messgröße unverändert in den analytischen Prozess transferiert wird. Folie 3 Folie 4 Instruktion des Patienten und der klinischen Mitarbeiter Warum? Was? Wie? Folie 5 Urinparameter Beschreibung des Zustandes und der Ausscheidungsfunktion der Nieren Proteindifferenzierung, Elektrolyte, Hormone… Beschreibung des Zustandes der ableitenden Harnwege Sediment Folie 6 Zeitpunkt der Urinsammlung Spontanurin: Entnahme zu beliebigem Zeitpunkt Morgenurin Erster Morgenurin: 8 h Verweildauer in Blase, mind. aber 4 h sauer, konzentriert Bakterien- und Nitritnachweis, Nachweis einer Proteinurie Zweiter Morgenurin: 2-4 h nach erstem Morgenurin Harnsediment, Glukoseausscheidung 24h-Sammelurin: Ausgleich tageszeitlicher Schwankungen Folie 7 Gewinnung von 24h Sammelharn (Dunkle) Sammelflasche von mind. 2 l Inhalt. (Wenn der Urin stabilisiert werden muss, entsprechendes Konservierungsmittel zugeben) Flüssigkeitszufuhr von 1,5 l bis 2 l innerhalb der 24 Stunden Am Morgen Blase entleeren und Zeit notieren. Alle Urinportionen bis zum nächsten Morgen inklusive des ersten Morgenurins des nächsten Tages sammeln. Endzeitpunkt notieren. Auf hygienische Bedingungen achten. Urin kühl und lichtgeschützt lagern. Sammelvolumen genau messen Urin gut durchmischen Benötigte Menge in das Probenröhrchen überführen Folie 8 Technik der Urinsammlung und aufbereitung Erster Spontanurin Mittelstrahlurin Blasenkatheterurin Punktionsurin Sammelbeutelurin Urostoma-Urin Folie 9 Harnentnahmetechnik Mittelstrahlurin Instruktionen des Patienten nötig: Reinigung von Händen und Genitalien Harnstrahl 3sec in Gang, dann 50-100ml des Mittelstrahls ohne Miktionsunterbrechung in sterilem Becher auffangen, Endstrahl verwerfen Urin in Becher gut mischen und in Urinröhrchen übertragen Urinprobe innerhalb von 2 h ins Labor Vorzugsweise Morgenurin, sonst mind. 3 Stunden nach letzter Miktion Sedimentuntersuchungen Folie 10 Mittelstrahltechnik, Mann Mittelstrahltechnik, Frau Blasenkatheterurin I Einmalkatheterurin: Verwerfen der ersten 200ml Indikationen: - Unklarer mikrobiologischer Befund - Unklare Leukozyturie - Mittelstrahlurin nicht einwandfrei gewinnbar (z.B. Kinder) Beimengungen von Erythrozyten möglich Folie 11 Blasenkatheterurin II Dauerkatheterurin Entnahmestelle desinfizieren; Punktion des Sammelbeutels ist NIE erlaubt!!! Urin von Drainagesystemen nicht für mikrobiologische Diagnostik verwenden (falsch hohe Keimzahlen möglich!) Folie 12 Einflussfaktoren …verändern Konzentration oder Beschaffenheit des gemessenen Analyts schon vor der Blutabnahme Harnvolumenrate/ Diurese Fasten/ Hunger Bewegung Inkubationszeit in der Harnblase Kontamination Folie 13 Transport, Lagerung und Behältnisse Keine Stabilisatoren für chemische Untersuchungen (sog. Urinstatus) mit Teststreifen, wenn Untersuchung innerhalb von 24h und Aufbewahrung bei 4-8°C Untersuchung partikulärer Bestandteile (Urinsediment) bis 1h nach Gewinnung, wenn gekühlt bis maximal 2-4h (dann aber Leukozytenzahl schon fragwürdig) Zur bakteriellen Untersuchung Urin max. 2 h alt, sonst Lagerung bei 4-8°C bis zu 24 h; Abnahme in sterilem Behältnis Folie 14 Teststreifen-Untersuchung Screening auf Erkrankungen der Nieren und Harnwege Gute diagnostische Spezifität Qualitativ oder semiquantitativ Keine Stabilisatoren notwendig, Untersuchung innerhalb von 24h oder gekühlt Folie 15 Gesunder Harn: Bis 10/µl = 4 Lc/GF negativ Schwach sauer = pH 5-7 negativ negativ bis in Spuren negativ Negativ bis in Spuren Negativ Negativ bis in Spuren Negativ bis in Spuren Folie 16 Erhöht bei Erniedrigt bei Erythrozyten Hämaturie Leukozyten Infektion, Stress Protein (Albumin) GN, Pyelonephritis, NTx, monoklonale Gammopathie… Nitrit Bakt. Harnwegsinfekt Babies pH HWI, Vegetarier Hunger, Fieber, eiweißreiche Kost Glucose Diabetes mellitus, Schwangerschaft, Kohlenhydratreiches Essen Ketone Diabetes, Nulldiät, Erbrechen Spezifisches Gewicht Wasserdiurese, Fieber, verminderte Flüssigkeitszufuhr Vermehrte Flüssigkeitszufuhr, Niereninsuffizienz Urobilinogen Hämolytische Anämie, Lebererkrankungen, Darmerkrankungen Gallengangsverschluss Bilirubin Galleabflusstörungen, Hämolytischer Ikterus Folie 17 Falsch positiv Falsch negativ Erythrozyten Myoglobin Vitamin C Leukozyten Formaldehyd Lange Lagerung, Vitamin C, Protein >300mg/dl, Glucose >500mg/dl, einige Antibiotika, niedriger pH, Protein (Albumin) Alkalischer Harn Nitrit In vitro Bakterienwachstum grampositive Bakterien, sehr hohe oder sehr niedrige Keimzahl pH Zu lange Lagerung Formaldehyd Glucose Oxidierende Detergenzien Sehr hohe Bakterienanzahl, Ungekühlt oder zu lange gelagert, Vitamin C Ketone Captopril, L-DOPA, Cephalosporine Spezifisches Gewicht Protein >1g/l Urobilinogen Carbapenem Folie 18 Bilirubin Urobilinogen Vitamin C, Harnsäure, Nitrit Harnsediment Nicht indiziert im generellen Harn-Screening Positives Teststreifensieb Leukozyten Erythrozyten oder Hämoglobin Protein Nitrit Präanalytik-Empfehlungen: Frische Urinproben (max. 2 h alt) Konstantes Harnvolumen unter festgelegten Zentrifugationsbedingungen zentrifugieren Folie 19 Bestandteile des Harnsediments Zellen: Epithelzellen Leukozyten Erythrozyten Spermatozyten Tumorzellen Zylinder: Hyaline Zylinder Granulierte Zylinder Zellzylinder Wachszylinder Lipidzylinder Folie 20 Weitere Bestandteile: Kristalle, Salze Bakterien, Pilze Schleim Trichomonaden Parasiten, Würmer Artefakte, Verunreinigungen Plattenepithelien Folie 21 Quelle: UROSurf, Universität Bern 2009 Leukozyten Quelle: UROSurf, Universität Bern 2009 Folie 22 Erythrozyten Quelle: UROSurf, Universität Bern 2009 Folie 23 Amorphe Kristalle Tripelphosphate Folie 24 Bakterien Folie 25 Verunreinigung Folie 26 Medikamentenkristalle Folie 27 Folie 28 Zusammenfassung Medizinische Indikation für Harnuntersuchung reicht von asymptomatischen ambulanten Patienten bis hin zu Hochrisiko-immunsupprimierten Patienten mit lebensbedrohlichen Komplikationen und umfasst alle Altersklassen Wichtigkeit der Übermittlung klinischer und materialbezogener Information um notwendige Untersuchungsschritte besser abschätzen und die Ergebnisse adäquat interpretieren zu können. Folie 29 Danke für ihre Aufmerksamkeit! Folie 30